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ID0910106700

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    Plenarprotokoll 9/101 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 101. Sitzung Bonn, Freitag, den 14. Mai 1982 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 6089 A Bestimmung des Abg. Dr. Bötsch zum ordentlichen Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß 6089 B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über das Asylverfahren (Asylverfahrensgesetz) — Drucksachen 9/221, 9/875 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/1649 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 9/1630 — Dr. Bötsch CDU/CSU 6089 C Dr. Schöfberger SPD 6093 B Engelhard FDP 6097 A Dr. Vogel, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz 6099 D Börner, Ministerpräsident des Landes Hessen 6102 D Dr. Schmude, Bundesminister BMJ . . 6104A Lummer, Senator des Landes Berlin . 6106A Koschnick, Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen 6108 B Baum, Bundesminister BMI 6112 B Fellner CDU/CSU 6115 B Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 6117 D Dr. Hirsch FDP 6120 C Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU . . . 6122 B Coppik fraktionslos 6124A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Erfahrungen mit der Sommerzeit in den Jahren 1980 und 1981 — Drucksachen 9/1583, 9/1646 — . . . 6126C Nächste Sitzung 6126 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 6127*A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 6127* B Anlage 3 Einleitung von Berufungsverfahren durch den Bundesbeauftragten für Asylangelegenheiten nach erstinstanzlicher Anerkennung des Rechts auf Asyl MdlAnfr 48, 49 07.05.82 Drs 09/1631 Topmann SPD SchrAntw StSekr Dr. Hartkopf BMI . . 6127* D II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1982 Anlage 4 Grund für den Kriegswaffenlieferstopp gegenüber Argentinien; Anwendung des Kriegswaffenkontrollgesetzes bei künftigen friedenstörenden Handlungen MdlAnfr 79 07.05.82 Drs 09/1631 Thüsing SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 6128* B Anlage 5 Änderung des Kriegswaffenkontrollgesetzes hinsichtlich der Waffenlieferungen an Argentinien; Beratung über Ausnahmegenehmigungen im Bundestag MdlAnfr 80, 81 07.05.82 Drs 09/1631 Meinike (Oberhausen) SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 6128* C Anlage 6 Umfang der noch nicht abgewickelten Waffengeschäfte mit Argentinien; Zahlungsfähigkeit Argentiniens MdlAnfr 83 07.05.82 Drs 09/1631 Lambinus SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 6129*A Anlage 7 Höhe des Strompreises aus Kernkraftwerken bei Einbeziehung der Aufwendungen zur Erforschung und Entwicklung der Atomenergie; Entwicklung des Anteils der privaten Haushalte am Stromverbrauch seit 1970 MdlAnfr 88, 89 07.05.82 Drs 09/1631 Kirschner SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 6129* B Anlage 8 Nutzung der Westkredite an Polen zur billigen Beschaffung westlicher Güter durch die Sowjetunion MdlAnfr 90, 91 07.05.82 Drs 09/1631 Dr. Voss CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . 6129*C Anlage 9 Wettbewerbsverzerrung durch spezielle Agrarkreditsysteme in einigen Bundesländern MdlAnfr 92 07.05.82 Drs 09/1631 Borchert CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 6130*A Anlage 10 Ansicht des Parlamentarischen Staatssekretärs Gallus über die Schließung von 100 000 Betrieben als einzige Alternative der Agrarpolitik; Koordinierung der Forschung der Bundesländer über die Ursachen des Tannensterbens MdlAnfr 93, 94 07.05.82 Drs 09/1631 Paintner FDP SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 6130* B Anlage 11 Verbot von Fleischimporten aus Dänemark angesichts der dort herrschenden Maul-und Klauenseuche MdlAnfr 95, 96 07.05.82 Drs 09/1631 Eigen CDU/CSU SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 6131*A Anlage 12 Verbot der Verwendung von Endrin und Lindan angesichts des Vogelsterbens am Bodensee MdlAnfr 97, 98 07.05.82 Drs 09/1631 Bindig SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML . . . . 6131* C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1982 6089 101. Sitzung Bonn, den 14. Mai 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 14. 5. Dr. van Aerssen * 14. 5. Bahr 14. 5. Böhm (Melsungen) ** 14. 5. Conrad (Riegelsberg) 14. 5. Dallmeyer 14. 5. Dr. Dregger 14. 5. Dr. Ehmke 14. 5. Dr. Ehrenberg 14. 5. Dr. Emmerlich 14. 5. Dr. Enders ** 14. 5. Francke (Hamburg) 14. 5. Frau Fuchs 14. 5. Gattermann 14. 5. Frau Geier 14. 5. Gerlach 14. 5. Glos 14. 5. Dr. Götz 14. 5. Handlos 14. 5. Frau Dr. Hellwig 14. 5. Herterich 14. 5. Frau Huber 14. 5. Ibrügger 14. 5. Dr. Kohl 14. 5. Dr. Kreile 14. 5. Frau Dr. Martiny 14. 5. Müller (Bayreuth) 14. 5. Neuhaus 14. 5. Neumann (Bramsche) 14. 5. Frau Dr. Neumeister 14. 5. Offergeld 14. 5. Dr. Pinger 14. 5. Dr. Rumpf 14. 5. Dr. Schneider 14. 5. Frau Schuchardt 14. 5. Dr. Solms 14. 5. Stockleben 14. 5. Voigt (Frankfurt) 14. 5. Dr. von Wartenberg 14. 5. Wehner 14. 5. Frau Dr. Wex 14. 5. Frau Dr. Wilms 14. 5. Frau Dr. Wisniewski 14. 5. Dr. Wörner 14. 5. Dr. Zumpfort 14. 5. Zywietz 14. 5. • für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Präsident hat gemäß § 80 Abs. 3 der Geschäftsordnung die nachstehenden Vorlagen überwiesen: Anlagen zum Stenographischen Bericht Bericht der Bundesregierung über ihre Maßnahmen zur Förderung der ostdeutschen Kulturarbeit gemäß § 96 BVFG in den Jahren 1979 und 1980 (Drucksache 9/1589) zuständig: Innenausschuß (federführend) Auswärtiger Ausschuß Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen Ausschuß für Bildung und Wissenschaft Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" hier: Rahmenplan 1983 bis 1986 (Drucksache 9/1597) zuständig: Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (federführend) Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Haushaltsausschuß Entschließung des Europäischen Parlaments zum Bau eines Tunnels unter dem Ärmelkanal (Drucksache 9/1638) zuständig: Ausschuß für Verkehr Der Vorsitzende des Innenausschusses hat mit Schreiben vom 12. Mai 1982 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag für eine zweite Richtlinie des Rates zur Regelung der Sommerzeit (Drucksache 9/405 Nr. 25) Entwurf einer Richtlinie des Rates über die von den Mitgliedstaaten durchzuführenden Erhebungen über die Verdienste der ständig und saisonal in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeiter (Drucksache 9/1041 Nr. 15) Der Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr hat mit Schreiben vom 8. Mai 1982 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag für einen Beschluß des Rates über den Abschluß des Übereinkommens über den grenzüberschreitenden Personengelegenheitsverkehr mit Kraftomnibussen (ASOR) (Drucksache 9/1272 Nr. 45) Anlage 3 Antwort des Staatssekretärs Dr. Hartkopf auf die Fragen des Abgeordneten Topmann (SPD) (Drucksache 9/1631 Fragen 48 und 49): Stimmt die Behauptung, daß der Bundesbeauftragte für Asylangelegenheiten grundsätzlich auf Formblatt Berufung gegen ein erstinstanzliches Urteil eines Verwaltungsgerichts einlegt, wenn darin einem Asylbewerber das Recht auf Asyl zugestanden wird, und wie beurteilt die Bundesregierung gegebenenfalls eine solche Vorgehensweise unter dem Gesichtspunkt, Asylverfahren beschleunigt abzuwickeln? Wie hoch ist die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Berufungsverfahrens, das der Bundesbeauftragte nach einem erstinstanzlichen Verwaltungsgerichtsurteil anstrengt, und um welchen Zeitraum wird dadurch ein Asylverfahren verlängert? Zu Frage 48: Die Behauptung, der Bundesbeauftragte für Asylangelegenheiten würde gegen jedes erstinstanzliche Urteil, mit dem einem Asylsuchenden das Asylrecht zuerkannt wird, grundsätzlich Berufung einlegen, trifft nicht zu. Die Dienststelle des Bundesbeauftragten ist schon aus personellen Gründen nicht in der Lage, jede Entscheidung auf ihre Rechtmäßigkeit zu überprüfen. Die Hauptaufgabe des Bundesbeauftragten liegt 6128* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1982 heute darin, im Rahmen seiner Beteiligung und ggf. durch Rechtsmitteleinlegung einem Auseinanderlaufen der Rechtsprechung der verschiedenen Verwaltungsgerichte entgegenzuwirken und bei Fragen von grundsätzlicher Bedeutung eine obergerichtliche Klärung herbeizuführen. Im Rahmen dieser Aufgabenstellung erfolgt auch die Berufungseinlegung. Die 1980 erfolgte Dezentralisierung der verwaltungsgerichtlichen Zuständigkeit hat allerdings eine Zunahme der Zahl der eingelegten Berufungen zur Folge. Zwar erfolgt die Berufungseinlegung — schon aus Gründen der Fristwahrung — überwiegend formularmäßig; die Berufungsbegründung erfolgt jedoch individuell unter Berücksichtigung der jeweiligen Umstände des Einzelfalles. Zu Frage 49: Von den in den Jahren 1980 bis 1982 eingelegten Berufungen des Bundesbeauftragten wurden bisher 42 entschieden. In 40 Fällen wurde der Berufung des Bundesbeauftragten stattgegeben, lediglich in 2 Fällen wurde die Berufung zurückgewiesen. Der Zeitraum, um den sich ein Asylverfahren durch Einlegung der Berufung verlängert, ist unterschiedlich und hängt von der durchschnittlichen Dauer des Berufungsverfahrens bei den einzelnen Oberverwaltungsgerichten ab. Bei der hohen Erfolgsquote der Berufungen des Bundesbeauftragten kommt der Verfahrensverlängerung unter dem Gesichtspunkt der Rechtmäßigkeit der Entscheidung keine Bedeutung zu. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Frage des Abgeordneten Thüsing (SPD) (Drucksache 9/1631 Frage 79): Warum hat die Bundesregierung erst am 7. April 1982 einen Lieferstopp für Kriegswaffen, Munition und Rüstungsgüter verhängt, und ist gewährleistet, daß bei zukünftigen friedenstörenden Handlungen das Kriegswaffenkontrollgesetz unverzüglich Anwendung finden kann? Argentinien hat am 2. April 1982 die Falkland-Inseln besetzt. Danach wurde unverzüglich geprüft, ob Ausfuhren anstehen, die Argentinien Waffen vermittelt hätten, die in dem Konflikt — mithin bei einer friedenstörenden Handlung — verwendet werden könnten. Der Bundesminister für Wirtschaft hat zudem — und zwar bereits am Montag, dem 5. April 1982 — das Bundesamt für gewerbliche Wirtschaft angewiesen, ab sofort und bis auf weiteres keine neuen Ausfuhrgenehmigungen für Rüstungsgüter nach Argentinien zu erteilen. Gleichzeitig wurde geprüft, welche weitergehenden Maßnahmen getroffen werden sollten. Diese Prüfung — auch in engem Kontakt mit Großbritannien und den übrigen EG- und Bündnispartnern — führte dann zu dem von Ihnen zitierten Beschluß der Bundesregierung vom 7. April 1982, der u. a. vorsieht, Waffenlieferungen an Argentinien zu verhindern. Im Anschluß an diesen Beschluß wurde dann umgehend durch geeignete Maßnahmen wie Anweisungen an die Zollämter und Auflagen zu erteilten Genehmigungen sichergestellt, daß keine Waffenlieferungen nach Argentinien erfolgen. Die dargestellte Chronologie der einzelnen Maßnahmen macht deutlich, daß die Bundesregierung unverzüglich auf die Ereignisse im Südatlantik reagiert hat und dabei insbesondere auch den Erfordernissen des Kriegswaffenkontrollgesetzes gerecht geworden ist. Die Bundesregierung sieht hiernach keine Veranlassung zu weitergehenden Vorkehrungen für etwaige künftige friedenstörende Handlungen. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Meinike (Oberhausen) (SPD) (Drucksache 9/1631 Fragen 80 und 81): Wann wird die Bundesregierung in bezug auf Waffenlieferungen für Argentinien die zur Einhaltung des Kriegswaffenkontrollgesetzes notwendigen Maßnahmen nach § 7 des Kriegswaffenkontrollgesetzes beschließen, oder ist eine Änderung des Gesetzes mit rückwirkender Kraft beabsichtigt? In welcher Weise werden nach den neuen Waffenexportrichtlinien in Zukunft Einzelentscheidungen über die Ausnahmen von der restriktiven Exportpolitik Gegenstand der Beratungen im Parlament sein? Zu Frage 80: Nach § 7 Kriegswaffenkontrollgesetz können Genehmigungen nach dem KWKG jederzeit widerrufen werden. Sie müssen widerrufen werden — und darauf scheint Ihre Frage abzustellen —, wenn ein zwingender Versagungsgrund nachträglich eingetreten ist. Ein zwingender Versagungsgrund bei den in Frage stehenden Argentinien-Genehmigungen setzt zweierlei voraus: Es muß eine friedenstörende Handlung vorliegen und es muß die Gefahr bestehen, daß die Kriegswaffen bei einer friedenstörenden Handlung verwendet werden. Die erste Voraussetzung ist gegeben; die zweite insofern nicht, als Argentinien aufgrund keiner der noch offenen Genehmigungen in den Besitz von Kriegswaffen gelangen könnte, die aus heutiger Sicht im Falklandkonflikt eingesetzt werden könnten. Zu Frage 81: Es ist von der Bundesregierung angeregt worden, künftig in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit Einzelfällen des Rüstungsexports, die im Bundessicherheitsrat zur Entscheidung anstehen, die Fraktionsvorsitzenden der im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien und einen weiteren von den Fraktionsvorsitzenden zu bestimmenden Abge- Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1982 6129* ordneten vorab zu informieren und die Einzelfälle mit ihnen zu erörtern. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretär Grüner auf die Frage des Abgeordneten Lambinus (SPD) (Drucksache 9/1631 Frage 83): Auf welche Summe beziffern sich noch nicht abgewickelte Waffengeschäfte Argentiniens mit deutschen Lieferanten und wie beurteilt die Bundesregierung die Zahlungsfähigkeit Argentiniens? Ob, und in welchem Umfang und zu welchem Zeitpunkt die Firmen von erteilten Genehmigungen Gebrauch machen, kann nur durch umfangreiche Recherchen festgestellt werden. Ich kann Ihnen deshalb keine Angaben darüber machen, welcher wertmäßige Lieferumfang bisher noch nicht abgewickelt ist. Die Frage der Zahlungsfähigkeit eines Landes wird bei Entscheidungen über Bürgschaften und Garantien stets sorgfältig beobachtet. Das gilt auch für Argentinien. Verläßliche Angaben über die Wirtschafts- und Devisenlage Argentiniens seit Anfang April liegen gegenwärtig nicht vor. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Kirschner (SPD) (Durcksache 9/1631 Fragen 88 und 89): Um wieviel müßte sich das Kilowatt Strom aus Kernkraftwerken verteuern, wenn die 13,6 Milliarden DM, die bisher als finanzielle Gesamtaufwendungen zur Erforschung und Entwicklung der Atomenergie von der öffentlichen Hand insgesamt aufgebracht wurden, in die Preiskalkulation der Energieversorgungsunternehmen eingingen? Wie hat sich der Anteil der privaten Haushalte am Stromverbrauch seit 1970 jährlich entwickelt? Zu Frage 88: Die öffentliche Hand wendet in vielen Bereichen erhebliche Mittel für Forschung und Entwicklung, aber auch — z. B. bei der Steinkohle — zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit eines Wirtschaftszweiges auf. Diese Leistungen können, wenn überhaupt, nur in sehr beschränktem Maße den Produktionskosten der jeweiligen Güter zugerechnet werden. Dies gilt auch für die von Ihnen genannten 13,6 Mrd. DM an Kernenergieaufwendungen der öffentlichen Hand. Dieser Betrag umfaßt, wie sich aus der Antwort des BMFT auf Ihre Fragen am 28. April 1982 ergibt, außerdem unterschiedliche Fördergegenstände wie z. B. auch die Aufwendungen der öffentlichen Hand für fortgeschrittene Reaktorlinien, insbesondere SNR und THTR, die technologische Optionen weiterer kernenergetischer Entwicklungen offenhalten sollen. Wie bei anderen Forschungssubventionen auch ergäbe sich hier das Problem der Aufteilung auf eine zukünftige Produktion aus einer unbekannten Zahl von Anlagen und Jahren. Forschungs-und Entwicklungsaufwendungen haben zudem industriepolitische Aspekte; sie dienen dem Ausbau eines technischen Potentials, dessen künftige Nutzung ungewiß und nicht unbedingt auf einen bestimmten Bereich der Energiewirtschaft bzw. die Energiewirtschaft überhaupt beschränkt ist. Eine von Methode und Ergebnis befriedigende Zurechnung der 13,6 Mrd. DM auf die Stromerzeugungskosten aus Kernenergie ist daher nicht möglich. Zu Frage 89: Der Stromverbrauch der privaten Haushalte ist von 43 075 GWh im Jahre 1970 auf 67 810 GWh im Jahre 1975 und 85 551 GWh im Jahre 1980 angestiegen. Der Gesamtstromverbrauch betrug zum Vergleich 218 576 GWh im Jahre 1970, 274 871 GWh im Jahre 1975 und 336 919 GWh im Jahre 1980. Der Haushaltsanteil ist damit von 19,7 % auf 25,4 % gestiegen. Die jährliche Verbrauchssteigerung im Haushaltsbereich hat sich dabei aber sehr stark von mehr als 10 % Anfang der 70er Jahre auf weniger als 3 % 1980 abgeflacht. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Voss (CDU/CSU) (Drucksache 9/ 1631 Fragen 90 und 91): Ist sich die Bundesregierung der Tatsache bewußt, daß etwa seit dem Jahr 1976 der überwiegende Teil der Westkredite an Polen dazu benutzt worden ist, für die Sowjetunion hochspezialisierte Güter westlicher Produktion billig zu beschaffen, indem diese von Polen im Westen gekauft und an die Sowjetunion weitergeliefert werden mußten? Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Sowjetunion bei eigenen Warenkäufen im Westen einen realistischen Wechselkurs von rund 2 Rubel für einen Dollar aufbringen muß, daß aber bei Käufen in Polen oder anderen Staatshandelsländern von der Sowjetunion nur ein sogenannter Transferrubel auf der Basis von 0,62 Rubel für 1 Dollar gezahlt wird und daß hierdurch eine wirtschaftliche Ausbeutung Polens in gigantischem Ausmaß verursacht worden ist? Zu Frage 90: Der Bundesregierung sind keine Fakten bekannt, die darauf hindeuten, daß seit 1976 der überwiegende Teil der Westkredite an Polen dazu benutzt wurde, für die Sowjetunion hochspezialisierte Güter westlicher Produktion billig zu beschaffen. Zu Frage 91: Der Rubel ist, wie die Währungen der anderen RGW-Staaten, nicht konvertibel. Die UdSSR ist daher gezwungen, bei Warenkäufen in westlichen Ländern in Hartwährungen zu kontrahieren, so daß die Frage des Wechselkurses sich nicht stellt. Zur Frage, ob die interne Bewertung des Transferrubels angemessen ist, kann die Bundesregierung keine gesicherte Feststellung treffen. Soweit die Bundesregierung Kenntnis von der Praxis des RGW-internen Handels hat, nimmt sie an, daß ent- 6130* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1982 sprechend dem dort angewandten besonderen Preisfestsetzungsmechanismus weder die Exporte Polens in die UdSSR noch die sowjetischen Exporte nach Polen in allen Fällen zu Weltmarktpreisen erfolgen. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Frage des Abgeordneten Borchert (CDU/CSU) (Drucksache 9/1631 Frage 92): Ist es der Bundesregierung bekannt, daß es in einigen Bundesländern landeseigene spezielle Argarkreditsysteme bzw. landwirtschaftliche Existenzsicherungsprogramme gibt, und was gedenkt die Bundesregierung gegen die hierdurch auftretenden Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der Bundesrepublik Deutschland zu tun? Die Bundesländer sind berechtigt, unterschiedliche Landesförderungsmaßnahmen außerhalb der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" durchzuführen. Von dieser Möglichkeit haben insbesondere die Flächenstaaten mit landeseigenen Agrarkreditprogrammen bzw. landwirtschaftlichen Existenzsicherungsprogrammen Gebrauch gemacht. Der Subventionswert der Agrarkreditprogramme ist — gemessen an den Konditionen des einzelbetrieblichen Förderungsprogramms — gering. Die Agrarkreditprogramme sind in erster Linie auf Landwirte ohne Betriebsentwicklungsplan ausgerichtet. Bei dieser Ausgestaltung sind Wettbewerbsverzerrungen nicht zu erwarten. Im übrigen wird auf Bundesebene seit 1978 der Bereich investiver Maßnahmen durch das spezielle Agrarkreditprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau abgedeckt, das sich für die Jahre 1982 und 1983 auf 370 Mio. belaufen wird. Die in einigen Ländern bestehenden Konsolidierungsprogramme beschränken sich im wesentlichen auf die Umschuldung kurzfristiger Verbindlichkeiten stark verschuldeter Betriebe. Wettbewerbsverzerrungen scheiden bei dem im Grunde sozialen Charakter dieser Maßnahmen aus. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Fragen des Abgeordneten Paintner (FDP) (Drucksache 9/1631 Fragen 93 und 94): Trifft es zu, wie vom baden-württembergischen Landwirtschaftsminister Weiser behauptet, daß der Parlamentarische Staatssekretär Gallus die Aufgabe von 100 000 Betrieben als einzige Alternative der Agrarpolitik ansieht, und was hat es mit diesen 100 000 Betrieben wirklich auf sich? Hat die Bundesregierung einen Überblick darüber, was auf dem Gebiet der Ursachenforschung für das „Tannensterben" tatsächlich geschieht, nachdem — wie in der Fernsehsendung „Report" im März behauptet — in Sachen „Tannensterben" jedes einzelne Bundesland unkoordiniert nach den Ursachen forschen läßt? Zu Frage 93: Die Behauptung trifft nicht zu. In der Landwirtschaft findet weiterhin ein mehr oder minder starker struktureller Wandel statt, der von den gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den landwirtschaftlichen Einkommensmöglichkeiten abhängt. Dieser Wandel äußert sich u. a. in der Aufgabe landwirtschaftlicher Betriebe sowie im Übergang von der Vollerwerbslandwirtschaft zu einer nebenberuflichen Landbewirtschaftung. Davon betroffen sind in erster Linie einkommensschwache Vollerwerbsbetriebe. Bei einer Gliederung der Vollerwerbsbetriebe nach der Höhe ihrer Einkommen wurden im Wirtschaftsjahr 1979/80 etwa 100 000 und 1980/81 noch rd. 90 000 Betriebe ermittelt, deren durchschnittlicher Gewinn im Wirtschaftsjahr 1979/80 bei 7 590 DM und im besonders ungünstigen Wirtschaftsjahr 1980/81 bei 640 DM je Familien-AK lag. Die Bundesregierung geht davon aus, daß dieser Gruppe von einkommensschwachen Betrieben — auch wenn sie kein einheitliches Bild darstellt und ein Teil der Betriebe im Zeitablauf in Gruppen mit höherem Einkommen aufsteigt — nur in geringem Umfang mit den Mitteln der Markt- und Preispolitik ein zufriedenstellendes Einkommen zu ermöglichen ist. Trotz der angespannten Arbeitsmarktlage wird der Strukturwandel in der Landwirtschaft weitergehen, nicht zuletzt deshalb, weil für zahlreiche Betriebe ein Hofnachfolger fehlt. Im übrigen bleibt es der Entscheidung des Hofnachfolgers überlassen, ob er den Hof im Vollerwerb oder im Nebenerwerb weiter bewirtschaften möchte. Zu Frage 94: Die Bundesregierung ist über die laufenden Vorhaben zur Erforschung der Ursachen der auftretenden Waldschäden informiert. Sie unterrichtet ihrerseits die Bundesländer über diese Vorhaben. Der Bundesernährungsminister hat mit Sachverständigen der forstlichen Forschung einen „Rahmenplan zur Erforschung umweltbedingter Schäden am Wald" erstellt, der Bund und Ländern zur Koordinierung der Vergabe von Forschungsvorhaben und den Forschungseinrichtungen untereinander zur Koordinierung ihrer Forschungsaktivitäten dient. Das Tannensterben tritt seit 1980 mit besonderer Heftigkeit im natürlichen Verbreitungsgebiet der Weißtanne, d. h. in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg auf. Deshalb haben insbesondere diese beiden Bundesländer auch ihrerseits Vorhaben zur Klärung der Krankheitsursachen vergeben. Die anderen Länder, so z. B. auch das Land Hamburg haben Vorhaben zur Klärung der an anderen Baumarten aufgetretenen Schäden finanziert. Auch zur Durchführung der „immissionsökologischen Waldzustandserfassung" haben die Bundesländer ein einheitliches Verfahren beschlossen. Diese Waldzustandserfassung dient der fortlaufenden Beobachtung der Immissionsbelastung des Wal- Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 101. Sitzung. Bonn, Freitag, den 14. Mai 1982 6131* des und erlaubt Rückschlüsse auf die Waldschadenssituation. Anlage 11 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Fragen des Abgeordneten Eigen (CDU/CSU) (Drucksache 9/1631 Fragen 95 und 96): Wird die Bundesregierung ihre Haltung in bezug auf eine Sperrung der Grenze nach Dänemark für Fleischimporte überprüfen, nachdem feststeht, daß die Maul- und Klauenseuche nicht nur auf Fünen, sondern auch auf Seeland ausgebrochen ist? Wenn die Bundesregierung die Grenze nach Dänemark wegen der dort herrschenden Maul- und Klauenseuche nicht sperrt, ist sie dann bereit, die volle Haftung bei Folgeschäden zu übernehmen? Der Maul- und Klauenseucheausbruch im Südwesten der dänischen Insel Seeland am 4. Mai 1982 ist der erste Fall außerhalb des bisherigen Seuchengebietes auf der Insel Fünen. Das Ergebnis der epidemiologischen Bewertung dieser neuen Entwicklung hat mich veranlaßt, sofort eine Rechtsverordnung aufgrund § 7 Abs. 2 des Tierseuchengesetzes zu erlassen, mit der insbesondere die Einfuhr und Durchfuhr lebender Klauentiere sowie die Einfuhr frischen Fleisches mit Herkunft vom gesamten Gebiet der dänischen Inseln Fünen und Seeland verboten werden. Die Verordnung vom 6. Mai 1982 wurde im Bundesanzeiger Nr. 86 vom 8. Mai verkündet und ist am 9. Mai in Kraft getreten. Die Verbotsmaßnahmen erfüllen das Gebot der Verhältnismäßigkeit und sind fachlich ausreichend, um den verfolgten Zweck der Seuchenabwehr zu gewährleisten. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Fragen des Abgeordneten Bindig (SPD) (Drucksache 9/1631 Fragen 97 und 98): Kann die Bundesregierung angesichts des großen Vogelsterbens am Bodensee, welches auf die Verwendung des hochgiftigen Mittels Endrin zurückzuführen ist, angeben, in welcher Menge in der Bundesrepublik Deutschland chlorierte Kohlenwasserstoffe (Endrin, Lindan) verwendet werden? Ist die Bundesregierung bereit, den Vertrieb, die Einfuhr und die Verwendung von Endrin und Lindan zu verbieten, und wann kann eine solche Verbotsregelung frühestens wirksam werden? In der Bundesrepublik Deutschland werden nach Angaben des Industrieverbandes Pflanzenschutz 10-20 t Endyin und 170-180 t Lindan jährlich im Pflanzenschutz angewandt. ,Es besteht der begründete Verdacht, daß das Vogelsterben am Bodensee Sauf die Anwendung von Endrin zur Bekämpfung von Wühlmäusen in Obstanlagen zurückzuführen ist. Ein Zusammenhang zwischen der Anwendung des Pflanzenschutzmittels Lindan und dem Vogelsterben kann dagegen wohl ausgeschlossen werden. Die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft prüft derzeit im Rahmen ihrer Aufgabenstellung nach dem Pflanzenschutzgesetz intensiv die Sachlage. Das Land Baden-Württemberg wurde deshalb gebeten, seine einschlägigen Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, so plant die Bundesregierung, die für Endrin seit langem bestehende Anwendungsbeschränkung ehestmöglich in ein Anwendungsverbot umzuwandeln. Vorsorglich wird bereits jetzt ein entsprechender Entwurf zur Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung mit den Ländern, deren Zustimmung hier erforderlich ist, beraten.
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    Rede von Hermann Fellner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Nein, das geht nicht.

    (Dr. Schöfberger [SPD]: Ich wollte die anderen 54 auch noch nennen! — Weitere Zurufe von der SPD — Gegenrufe von der CDU/ CSU)

    Lassen Sie mich weiter auf ein paar Dinge eingehen, die heute in der Debatte eine Rolle gespielt haben.

    (Zuruf des Abg. Löffler [SPD])

    — Herr Löffler, ich weiß, daß Sie sich immer äußern müssen, weil das offenbar die Art des Schullehrers ist. Es tut mir leid, aber ich möchte nun gern zu dem kommen, was hier heute das Problem ist.



    Fellner
    Es hat heute schon mehrmals den Anschein gehabt, als würden manche Leute böse Geister rufen, um sie hinterher massiv bekämpfen zu können. Ich glaube, daß in diesem Hause niemand ist, der in irgendeiner Form will, daß das Asylrecht nicht mehr gewährleistet ist. In Art. 16 Abs. 2 unseres Grundgesetzes steht: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht." Es gibt in diesem Hause niemanden, der diese Regelung nicht für richtig hält. Aber ich meine, es muß uns auch erlaubt sein, mit rechtsstaatlichen Mitteln der Frage nachzugehen, ob jemand tatsächlich politisch verfolgt ist. Für diese Entscheidung halten wir auch nach der heutigen Diskussion nach wie vor auch die Ausländerbehörden für geeignet und meinen, daß eine voll besetzte Richterbank ausreichend Gewähr dafür bietet, daß der Rechtsschutz beachtet wird. Wir dürfen weiter nicht außer acht lassen, daß wir es hier bei diesen Asylverfahren wirklich mit Besonderheiten zu tun haben. Einmal ist da die Besonderheit, daß im vergangenen Jahrs beim Bundesverwaltungsgericht, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, von 8 600 entschiedenen Verfahren letztlich nicht ein einziges positiv für den Antragsteller ausgegangen ist. Weiter haben wir mit der Besonderheit zu leben, daß im Asylverfahren mit einer sonst nicht gekannten Selbstverständlichkeit sämtliche Gerichtsinstanzen, die vorhanden sind, auch in Anspruch genommen werden. Ich glaube, es ist wahrlich gerechtfertigt, auf diese Besonderheiten in einer angemessenen Form zu reagieren.
    Manche tun so, als müßten wir jeden, der sein Asylrecht geltend macht, sogleich aufnehmen und vor allen Dingen hierbehalten. Wer das nicht tut, ist dann ein sehr herzloser, ein fürchterlicher Mensch. Ich meine, wir stehen dazu, daß der politisch Verfolgte Asyl bekommt. Aber wer nicht verfolgt ist, muß im Normalfall genauso selbstverständlich unser Land wieder verlassen. Wir stehen auch dazu, daß wir jeden Fall prüfen müssen, auch wenn wir sicher wissen, daß sich mehr als 90 % aller Bewerber zu Unrecht auf das Asylrecht berufen. Aber es werden immerhin einige anerkannt, und die Fälle machen es notwendig, daß wir jeden Einzelfall sorgfältig prüfen, und dazu stehen wir.

    (Löffler [SPD]: Das liegt ganz auf unserer Linie! — Zuruf von der SPD: Dann stimmen Sie doch zu!)

    Wir stehen auch dazu — das ist das andere —, daß wir in den Fällen, wo Asylgründe offensichtlich nicht vorliegen, in einem deutlich beschleunigten Verfahren zu einer Entscheidung kommen und daß dann auch die Abschiebung des Bewerbers ermöglicht werden muß. Herr Kollege Schöfberger, das hat nichts mit einem „kurzen Prozeß" zu tun; denn manchmal muß man schon die Frage stellen, ob sehr lange und langwierige Prozesse auch im Interesse der Asylbewerber noch gerecht sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es kommt nicht von ungefähr, daß gerade das Thema Asylrecht in den letzten Monaten und nahezu schon in den letzten Jahren wie kein anderes Thema die politische Diskussion bei uns bestimmt hat. Dafür mag es sehr viele Gründe geben. Einer davon mag sein, daß wir, weil wir uns mit diesem Thema jetzt plötzlich einen Teil des Elends der Welt vor Augen halten müssen, die großen Flüchtlingsströme deutlicher sehen und auch sehen, daß Menschen in Not sind. Ein weiterer Grund mag sein, daß es uns deutlich wird, daß es nach wie vor viele Länder auf der Welt gibt, wo die Menschen entrechtet und geknechtet leben müssen, und daß es Länder auf der Welt gibt, die ihren Bürgern nicht einmal den Schutz der Existenz und des Lebens gewährleisten können, während wir in unserem Staat eigentlich daran gewöhnt sind, daß sich jeder Bürger wegen einer Straße, einer Industrieanlage oder eines Großprojektes, das ihm vor die Nase gesetzt werden soll, selbstverständlich gegen den Staat zur Wehr setzen kann.
    Ich meine, der entscheidende Grund für diese breite Diskussion ist, daß die betroffenen Bürger, aber auch die Städte und Gemeinden den Eindruck haben mußten, daß hier ein dringend lösungsbedürftiges Problem nicht angepackt wurde. Gerade die heute so volle Bundesratsbank zeigt, daß die Bundesländer Sorgen und offenbar das Gefühl haben, daß wir hier in diesem Hause und diese Bundesregierung nicht das Notwendige tun, und daß sie offenbar meinen, sie müßten dem Ganzen durch ihre Anwesenheit hier heute etwas mehr Nachdruck verleihen. Ich meine, wir sollten das dann auch respektieren und das, was von denen heute schon gesagt worden ist — das ist nicht gerade sehr schmeichelhaft für Ihren Entwurf, für Ihre Vorstellungen und auch für die Vorstellungen der Bundesregierung —, auch mit dem gebührenden Ernst zur Kenntnis nehmen.
    Wir meinen, daß gerade die zögerliche Behandlung des Asylproblems der eigentliche Grund dafür war, daß es in der Vergangenheit so viel Ärger gegeben hat. Sie hätten — das sage ich auch nach den vorangegangenen Debattenbeiträgen — getrost den Bundesratsentwurf etwas ernster nehmen können. Schließlich wurde er auch von den SPD/FDP-regierten Bundesländern mit getragen. Sie haben ihn einfach monatelang liegen lassen.
    Mir kommt es auf die Klarstellung der Verantwortlichkeit in dieser Frage aus einem ganz gewichtigen Grund besonders an. Wir beklagen alle miteinander — die Debattenbeiträge haben dies auch gezeigt — die in den letzten Jahren deutlich gestiegene Ausländerfeindlichkeit. Wir beklagen ein oftmals unfreundliches und feindseliges Verhalten unserer Mitbürger gegenüber ausländischen Mitbürgern. Wir beklagen es sicherlich gemeinsam, aber ich meine, daß wir in den Reaktionen darauf nicht ganz übereinstimmen. Ich halte es nämlich nicht für richtig und meine, es steht uns nicht an, daß wir dann in der Form reagieren, daß wir unsere Mitbürger ständig ob ihrer Haltung rügen und kritisieren, wenn ihnen im Umgang mit Ausländern nicht so wohl ist, wie wir es gerne erwarten würden. Wir müssen die Ursachen der Feindlichkeit bekämpfen. Das heißt einfach: Wir müssen etwas tun; wir hätten schon längst etwas tun müssen.
    Ich möchte hier ganz klar die Behauptung auf stellen, daß die gestiegene Ausländerfeindlichkeit zwar



    Fellner
    zu einem geringen — vielleicht nicht zu geringen — Teil auf die schwierigeren wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland zurückzuführen sind, daß aber der entscheidende Grund in der ungelösten Frage des Asylrechts liegt.
    Sie haben sich hier, so meine ich, nicht besonders angestrengt. Deshalb tragen Sie auch die Verantwortung für die Ausländerfeindlichkeit in unserem Lande.
    Bei einer Zahl von 4,6 Millionen Ausländern sind die Asylbewerber sicherlich nicht die bedeutendste Gruppe:

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr wahr! — Weitere Zurufe von der SPD)

    das ist von Herrn Minister Schmude deutlich gemacht worden; er weist auf die kleine Zahl hin.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD)

    — Lassen Sie mich doch weiterreden, ich entwickle schon noch die Gedanken.
    Herr Minister Baum hat ebenso darauf hingewiesen, daß wir die Dimensionen zurechtrücken müßten. Aber ich darf Sie darauf aufmerksam machen, liebe Kollegen, daß die Asylbewerber einfach die Gruppe von Ausländern darstellen, mit der wir als Staat zugegebenermaßen die allergrößten Probleme haben. Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, daß der Bürger das auch sieht. Unsere Bevölkerung sieht die Probleme, die wir mit den Kosten, mit der Unterbringung haben, und hat dabei leider das Gefühl, daß sich hier ein paar Ausländer auf Kosten des Steuerzahlers ein schönes Leben machen. Ich sage das ausdrücklich mit dem Bedauern, daß dieser Eindruck leider entsteht. Deshalb meine ich, daß gerade bei dieser Gruppe von Ausländern ganz besondere Anstrengungen erforderlich wären, damit wir dieses Problem bewältigen. Die Asylbewerber haben einen sehr schlechten Ruf, leider. Wir stellen jetzt fest, daß sich dies auch auf die übrigen Ausländer übertragen hat, auf die ausländischen Arbeitnehmer und Kumpels im Betrieb, mit denen man bisher eigentlich keine Probleme hatte, wo wir schon meinten, es gebe doch zumindest im Arbeitnehmerbereich keine Probleme mehr.
    Ich möchte darauf hinweisen, daß uns nach unserer Überzeugung das ungelöste Asylproblem, auch wenn die Asylbewerber zahlenmäßig eine kleine Gruppe darstellen, die allergrößten Schwierigkeiten bereitet. Wir müssen einfach sehen, was ein Arbeiter empfindet, der morgens zur Arbeit fährt und sieht, daß andere nicht arbeiten. Er versteht es leider nicht, warum die nicht arbeiten. Er meint, die sind Faulpelze. Wir haben große Not, das deutlich zu machen, daß die sehr gerne arbeiten würden, daß die ja gerade deshalb kommen, damit sie arbeiten können, daß sie eben zu 90 % nur aus dem Grunde kommen, hier arbeiten zu können.
    Ich stehe aber auch zu den Entscheidungen, die wir bisher getroffen haben, nämlich dazu, daß wir in den ersten Jahren die Arbeitserlaubnis nicht erteilen können. Wir müssen etwas dagegen tun, daß die Attraktivität und die Möglichkeiten unseres Landes sozusagen einen Anwerbesog ausüben, daß die soziale Attraktivität für Bürger ärmerer Länder einfach der entscheidende Grund ist, warum sie hierher kommen. Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, daß der entscheidende Grund für die allermeisten der ist, unsere wirtschaftliche Attraktivität mit uns gemeinsam genießen zu dürfen.
    Ich meine, die soziale Leistungsfähigkeit unseres Staates muß es uns ermöglichen, daß wir sie auch einsetzen. Aber das Asylrecht ist bestimmt nicht der richtige Weg, um hier Gerechtigkeit zu schaffen und die Not in der gesamten Welt zu lindern. Ich stehe in vollem Umfang auch zu allen sonstigen Maßnahmen, die manche dann auch so charakterisieren, daß wir so ekelhaft und böse zu diesen Asylbewerbern seien. Wer wirklich politisch verfolgt ist, nimmt diese Behandlung hin, und wer aus ärmeren Ländern kommt, dem erscheint sie sicher nicht einmal unangemessen, und er wird uns auch verstehen, daß diese Art notwendig ist, um das ihm zustehende Recht, das wir ihm verbürgen wollen, vor Aushöhlung und Mißbrauch zu schützen. Wir müssen bei diesem unserem Verhalten natürlich einige Erwartungen enttäuschen. Wir müssen aber noch mehr dafür tun, daß Erwartungen überhaupt nicht aufkommen.
    Das Schlepperunwesen blüht nach wie vor. Die Berichte über den sogenannten Ameisenpfad sind geradezu abenteuerlich. Und mit Ost-Berlin dürften wir auch einmal deutlich über die dubiose Hilfestellung reden, die von dort geleistet wird.
    Ich bedauere, daß es leider so lange Zeit gedauert hat, bis der Druck auf die SPD von der Basis und von einem Bürgermeister wie dem Kollegen Koschnick ausreichend stark war, daß Sie überhaupt etwas getan haben. Wir waren mit dem Innenausschuß in Berlin und haben angesehen, was dort die Behörden zu leisten haben und wie es dort bei der Ausländerbehörde zugeht. Der Kollege Wernitz hat damals festgestellt, es wäre eigentlich sehr wertvoll, wenn die gesamten SPD-Kollegen sich das mal ansähen. Wir haben dann verstanden, daß die Krankheitsquote bei dieser Behörde 50 % beträgt. Es konnte nicht anders sein, weil das kein Mensch aushält.
    Ich möchte abschließend die Gelegenheit benutzen, all den Beamten bei den Ausländerbehörden, aber auch den Richtern bei den Gerichten herzlich dafür Dank zu sagen, daß sie diese Probleme ertragen haben, die nahezu überfallartig auf sie zugekommen sind.
    Ich wünsche, daß dieser Entwurf, auch wenn wir ihm nicht zustimmen können, weil er nicht die geeigneten und die notwendigen Regelungen vorschlägt, nach dieser langen Verzögerung auf dem restlichen Weg mit Hilfe des Bundesrats schnell zu einem ordentlichen Gesetz wird. — Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Dr. Däubler-Gmelin.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herta Däubler-Gmelin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte gern einige Punkte aus der Diskussion über unseren Gesetzentwurf aufgreifen, der ja unter dem Stichwort steht:



    Frau Dr. Däubler-Gmelin
    Verkürzung der Anerkennungsverfahren so weit wie möglich bei voller Wahrung der Rechtsstaatlichkeit und — ich hoffe, daß das auch nach dem Vortrag von Herrn Senator Lummer noch so bleibt — bei voller Wahrung der Bedeutung des Grundrechts auf politisches Asyl. Ich werde noch einen weiteren Punkt ansprechen, der mit praktischer Durchführung und mit der Seite des Asylrechts zu tun hat, die mir im Augenblick noch etwas zu kurz gekommen zu sein scheint, nämlich mit der menschlichen Seite, mit der humanitären Lage der betroffenen Menschen, die bei uns Asyl vor Verfolgung suchen.
    Aber lassen Sie mich zwei Bemerkungen vorweg machen, damit die Legendenbildung nicht weiter wuchert, dies einfach deswegen, weil sie nicht zutreffen. Eigentlich sollte der Bundestag es nicht so schrecklich ernst nehmen, wenn jemand, der einen Gesetzentwurf eingebracht hat, sagt, wir hätten entweder zu schnell gearbeitet — das kommt auch vor, wenn wir schnell etwas erarbeiten, was dann den Initiatoren inhaltlich nicht gefällt — oder — und das ist hier der Fall gewesen — wir hätten zu langsam gearbeitet. Ich glaube nicht, daß wir zuviel Zeit gebraucht haben, und zwar gerade deshalb, weil wir das getan haben, was Sie, meine Herren vom Bundesrat, hier in so deutlichen Worten angemahnt haben. Viele von uns sind nämlich zu den Ausländerbehörden runtergegangen, in den Sammellagern, auch in Zirndorf gewesen und haben mit den Bediensteten des Bundesamts gesprochen. Wir waren bei einigen Länderinnenbehörden und haben uns sehr wohl über sämtliche Aspekte sachkundig gemacht, die mit dem Problem zu tun haben. Und — das darf ich noch dazusagen — wir haben selbstverständlich die Gerichtspräsidenten und die Richter gehört, die an verantwortlicher Stelle mit den neuen Bestimmungen zu arbeiten haben und mit den alten arbeiten mußten.
    Meine Damen und Herren, ich glaube, wir sollten hier noch eine Legende aus der Welt schaffen. Der Vermittlungsausschuß ist zweifellos ein nützliches Instrument. Wer wüßte das besser als wir. Aber es darf natürlich nicht so sein, daß wir lange beraten und alles, was uns der Bundesrat vorgetragen hat, in den Ausschußberatungen bedenken und erörtern

    (Frau Dr. Timm [SPD]: Das ist der Punkt!)

    und uns dann gesagt wird: Weil die CDU bei ihrer Meinung bleibt — und weil wir natürlich wissen, daß in den entsprechenden Unterausschüssen des Bundesrates die Weichen in einigen Streitfällen, auf die ich noch zu sprechen kommen werde, schon wieder gestellt wurden —, müßten wir jetzt auch noch in der Entscheidung das Ergebnis der Opposition übernehmen, um dem Vermittlungsausschuß zu entgehen. So weit, sehr geehrter Herr Bürgermeister von Bremen, kann es nicht gehen, bei aller Liebe zum Aufeinanderzugehen.

    (Heiterkeit bei der SPD)

    Wir meinen auch, daß wir gerade in diesem Verfahren im Ausschuß die beteiligten Länder selbst angehört haben.
    Ich darf dazu eines sagen. Ich möchte dem Justizminister des Landes Rheinland-Pfalz ein großes
    Kompliment machen: Wir haben ja nicht nur die vom Bundesrat vorgeschlagenen Vorschriften in offiziellen Gremien, in inoffiziellen Gremien sehr sorgfältig beraten — wir haben sehr viel miteinander gesprochen —, sondern wir haben ein Weiteres getan: Wir haben schon vor langen Monaten und Monaten über die uns dafür vom Bundesrat benannte Frau Senatorin Leithäuser aus Hamburg sämtliche Justizminister und -senatoren zum Gespräch eingeladen. Sie sind, wie ich sagen darf, sehr teilweise in den Ausschuß gekommen.

    (Dr. Klein [Göttingen] [CDU/CSU]: Sehr teilweise! Sehr richtig!)

    Herr Dr. Schreckenberger ist gekommen. Deswegen wollte ich mich bei ihm bedanken.
    Aber daraus dann — wie sein Ministerpräsident — den Vorwurf einer Nichtbeachtung oder der Verzögerung herleiten zu wollen, das ist, bei aller Liebe, wirklich ins Reich der Legenden zu verweisen.
    Meine Damen und Herren, ich möchte jetzt gern zu den beiden ersten Punkten kommen, deren Behandlung ich angekündigt habe. Zunächst zur Frage der Verkürzung: Der Herr Ministerpräsident Vogel, der leider, wie ich meine, nachdem er den Bundesrat als „Parlament" bezeichnet und uns einige kleinere Ohrfeigen gegeben hatte, wieder gehen mußte — ich muß sagen, ich habe mich darüber sehr geärgert —,

    (Bohl [CDU/CSU]: So meinte er das doch nicht!)

    hat gesagt, es gebe drei Punkte, die noch im Bundesrat angesprochen werden sollten. Dazu gehöre auch, daß man dort der Meinung sei, mehr von der inhaltlichen Entscheidung über die Anerkennung als Asylant sei auf Ausländerbehörden zu verlagern.
    Ich möchte versuchen, Sie noch einmal auf zwei Gründe hinzuweisen, weshalb wir diese Meinung für ganz falsch halten. Der eine Grund ist, daß jemand, gerade jemand, der mit der Praxis argumentiert, weiß, daß, wenn er in einem konkreten Fall die politische Situation beispielsweise in einem bestimmten Zeitpunkt in Bangladesch erkunden soll, das mit Hilfe eines Bundesamtes, der dort vorhandenen zentralisierten, aktuellen Dokumentation, einfach schneller und leichter kann als mit Landesbehörden. Er weiß auch ganz genau, daß Entscheidungsbefugnis der Ausländerbehörde zentralisiert oder nicht, in einem solchen Fall folgendes bedeuten würde: Da muß zunächst innerhalb des Landes der Dienstweg nach oben beschritten werden, dann geht es auf den Dienstweg vom Land zum Bund, dann vom Auswärtigen Amt zu den Auslandsdienststellen, die dann die Erkundigungen einziehen. Dann läuft das alles den gleichen Weg wieder zurück. Jetzt sagen Sie mir bitte, wo da der Verkürzungseffekt bleibt.
    Zweiter Punkt — und davor ist mir mindestens genauso angst —:Ich habe gesehen, was man mit Gesetzen machen kann, wenn man die Ausführung zu sehr den Landesbehörden überantwortet, die von zusätzlichen Richtlinien der Länderinnenminister, weisungsabhängig sind. Gerade auf dem Feld des Ausländergesetzes gibt es zahlreiche zusätzliche



    Frau Dr. Däubler-Gmelin
    Richtlinien, die sich häufig von Land zu Land unterscheiden und die auf jeden Fall — so lassen Sie mich sagen — die Sicherheit der Lebensgestaltung eines Ausländers schon darin sehr stark beeinträchtigen können, wenn er völlig legal und ohne jede kriminellen Anhaltspunkte bei uns wohnt und arbeitet.
    Wenn wir das auf das Asylverfahren übertragen wollten, dann möchte ich vorher die Frage beantwortet bekommen, warum der Tatbestand, daß jemand etwa aus Ghana zu uns kommt und bei uns Schutz vor Verfolg sucht, durch solche Ausführungsvorschriften möglicherweise in Bayern anders sollte entschieden werden können als in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein oder Hamburg. Dafür gibt es keinen sachlichen Grund — außer dem, daß man als Land in dieser Asylanerkennungsentscheidung selbst mitentscheiden will. Ob das immer gut ist, ist dann die Frage.
    Und das führt uns zum Verteilungsverfahren. Ich habe mich etwas gewundert, warum hier und heute nicht dasjenige Land für die gesetzliche Verankerung eines Verteilungsverfahrens eingetreten ist, das es eigentlich am bittersten nötig hätte, das Land Berlin. Warum sagt der Herr Senator Lummer hier nicht, daß Berlin mit seiner besonderen Problematik auf die gesetzliche Verankerung eines Verteilungsverfahrens angewiesen ist.
    Was wäre denn die Folge, wenn wir nicht einen gesetzlichen Verteilungsschlüssel ins Gesetz aufnähmen? Die Folge wäre doch, daß das passierte, was Bayern, was Baden-Württemberg gemacht haben, daß nämlich immer dann, wenn politische Probleme auftauchen und ein Land seinen Kopf nicht durchsetzen kann, Herr Fellner, weil die Kollegen aus den anderen Ländern dagegen sind, dieses Land sagen kann: So, und jetzt koppele ich mich ab und mache das, was ich will; jetzt mache ich meine Grenzen gegenüber den anderen Ländern ganz, halb oder drei Viertel zu. Das ist das, was wir verhindern müssen. Das wird dann nämlich wirklich auf dem Rücken der Asylbewerber ausgetragen. Da machen wir nicht mit.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich darf hier noch einen letzten Punkt ansprechen, der in der Diskussion ebenfalls eine große Rolle gespielt hat, nämlich: Asylrecht und Ängste, Ausländerfeindlichkeit. Herr Fellner, wir treffen uns wahrscheinlich in vielen Punkten — Sie müssen wissen, daß ich bei mir im Wahlkreis in Baden-Württemberg eines der Sammellager habe, die es dort gibt, dazu komme ich gleich noch —, wenn wir uns so verstehen, daß es viele Leute gibt, die einfach Angst haben. Wir treffen uns aber schon nicht mehr bei der Frage, ob es die Behandlung des Asylproblems ist, die diese Ausländerfeindlichkeit oder -ängste hervorruft. Ich sage, entgegen dem, was Sie gesagt haben, und auch sehr deutlich entgegen dem, was Herr Ministerpräsident Vogel gesagt hat, folgendes: Wir haben ein Ausländerproblem und eine Ausländerfeindlichkeit weitgehend wegen der wirtschaftlichen Lage. Und wir kennen alle die klassischen Sündenbockentwicklungen die es früher bei uns gegeben hat — in schlimmeren Zeiten. Ich halte die Ausländerfeindlichkeit heute für ein neues Kapitel dieser historischen Entwicklungen. Und deswegen nehme ich es so ernst.

    (Beifall bei der SPD)

    Jetzt schließt sich aber die Frage an uns an, wie wir damit umgehen. Meinen Sie wirklich, man könne dem, was sich da tut, entgegenwirken, sich dem auch nur entziehen, wenn man dem nicht wirklich nach außen mit Aussagen und Handlungen entgegentritt? Sie werden das nicht schaffen. Und dadurch, daß Sie Vorurteile hier einfach wiederholen, sie dann zitiert stehenlassen oder sie im Wege der Schuldzuweisung auf jemand anderen schieben, verstärken Sie diese Entwicklung nur.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Sie nehmen sie keineswegs zurück. Mir geht es jetzt nicht um die Schuldverteilung, Herr Bohl. Ich lasse mich davon jetzt auch nicht abbringen. Ich bin der Meinung, daß dies wirklich ein viel zu ernstes Thema ist, als daß wir hier damit spaßen können.
    Ich will ein Beispiel nennen, das heute in dieser Debatte eine Rolle gespielt hat. Der Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz sprach von jenem ungeheuerlichen Vorfall in Mainz. Auf die Frage, warum er diesen Vorfall hier einbringe und ob es sich dort um Asylbewerber gehandelt habe, sagte er zwar nein, zugleich aber auch, es könnte ja die Sorge bestehen — —

    (Dr. Klein [Göttingen] [CDU/CSU]: Das hat er nicht gesagt!)

    — Sinngemäß hat er das gesagt. Sie können es nachlesen. Ich hatte gerade Gelegenheit, Herr Klein, das Protokoll meiner Zwischenfrage zu prüfen. Deswegen habe ich die Stelle noch genau im Kopf. Sie werden feststellen, daß er gesagt hat: woher ich die Hoffnung nehme, daß sie keinen Asylantrag stellen können.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    — Nein, bei Leuten, über die derselbe Ministerpräsident vorher gesagt hat, es sei völlig klar, daß sie sich für Khomeini schlagen, ist es geradezu absurd, sie auch noch — dies sage ich jetzt — zur Stellung eines Asylantrags geradezu einzuladen, und zwar mit dem Aspekt, sie würden von gerade diesem Iran politisch verfolgt. Wo sind wir denn eigentlich?

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der FDP)

    Herr Bohl, das ist genau der Punkt, den ich hier bemängele: das Zusammenmischen von sehr bedauerlichen Erscheinungen, von Vorfällen, für die nicht nur in diesem Hause keiner ist, sondern über die auch sonst alle sagen, wir müßten mit allen zulässigen Mitteln, die wir im übrigen haben, gegen sie vorgehen, mit Problemen der Minderheit, die bei uns nach einem jetzt gekürzten Verfahren Schutz erhalten soll. Gegen dieses Zusammenmischen wehre ich mich.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich wehre mich auch dagegen, Herr Senator Lummer, daß Sie die Tatsache, daß es in Berlin Rauschgiftfälle gibt — wir wissen das —, mit dem Asylverfahren in einen Zusammenhang bringen. Wenn dies



    Frau Dr. Däubler-Gmelin
    so stehenbleibt, wird draußen die vorurteilsbeladene
    Kette der Argumente verschärft, das seien alles Hascher, Rauschgifthändler oder Nichtstuer. Wir wissen doch aber ganz genau, daß das nicht zutrifft.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich glaube, daß wir hier aufgerufen sind, sehr viel mehr zu tun. Ich sage Ihnen auch, wo unser Gesetzentwurf Ihnen von der Opposition und auch einigen der Ministerpräsidenten aus dem Bundesrat meines Erachtens Gelegenheit geben wird, mit konkreten Handlungen etwas gegen die Ausländerfeindlichkeit zu tun. Es gibt nämlich einige' Möglichkeiten. Ich nenne § 20 a, der die Bundessammellager betrifft, welchen wir entgegen dem Antrag von CDU/ CSU im Rechtssausschuß ausdrücklich abgelehnt haben. Nun wissen wir sehr wohl, daß der Antrag auf Einfügung dieses § 20 a betreffend Bundessammellager von Ihren Vertretern im Bundesrat wieder gestellt werden wird. Was hat dies nun mit Ausländerfeindlichkeit zu tun? Ausländerfeindlichkeit wird durch Vorurteile wie die, daß jemand nichts tue und kriminell werde, sehr stark beeinflußt; und Sammellager führen leichter zu solchen Entwicklungen.
    Dazu möchte ich Ihnen einige Sätze vortragen. Da hat jemand folgendes festgestellt: „Die zwangsläufige Unterbringung von Ausländern unterschiedlicher Nationalität, Kultur und Religion auf engem Raum in solchen Sammellagern könne zu erheblichen Schwierigkeiten und vor allen Dingen zu Störungen im Zusammenleben mit der deutschen Bevölkerung führen." — Wie wahr! — „Die zentralisierte Unterbringung würde zu einem gesteigerten subjektiven Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung führen." — Dies hat ein Beamter geschrieben; auf deutsch heißt das: dies würde zu mehr Angst führen. — „Das müßte durch eine verstärkte personelle Besetzung der Verwaltung konterkariert werden. Dem müsse in gewisser Weise bei Verwaltung und Polizei Rechnung getragen werden." — Wie wahr! — „Lager könnten einen Nährboden für politische Agitation und Radikalisierung abgeben." — Ebenfalls richtig! — „Ein längerer Aufenthalt im Lager könne zu örtlichen Bindungen führen und eine spätere anderweitige Unterbringung erschweren." — Wie wahr! —„Einzelne Gemeinden würden hier über Gebühr belastet." — Sehr richtig!
    Es fehlen eigentlich nur noch die zusätzlichen Punkte, die belegen, daß auch die Menschen in den Lagern betroffen sind, wenn sie dort lange leben müssen: daß Familien zerbrechen, daß sich Persönlichkeiten verändern, daß es zu Selbstaggression, zu Alkoholismus, zu Krankheiten und zu Aggressionen kommt. Diese Faktoren schlagen sich dann in den Kriminalitätsbelastungsziffern nieder.
    Jetzt will ich Ihnen auch noch sagen, wer das, was ich zunächst zitiert habe, geschrieben hat. Der Text — ausgenommen die Punkte, die die einzelnen Menschen anbelangen; auf diese Punkte haben vor allem die Kirchen mit Recht aufmerksam gemacht — stammt aus der Begründung zu einem Gesetzestext des Landes Baden-Württemberg aus dem Jahre 1979. Er stammt aus der Begründung zu dem Asylbewerbe-Zuweisungsgesetz.
    Ich kann nur sagen: Hätte man diese Ausführungen aus dem Lande Baden-Württemberg dort selbst ernstgenommen, so wäre heute schon viel mehr gegen die Ausländerfeindlichkeit geschehen. Wir hätten dann sehr viele Probleme — z. B. in meinem Heimatort — nicht, die wir heute haben. Wir hätten für die Menschlichkeit, wir hätten für die Beachtung der Tatsache, daß es sich um Menschen handelt, die unsere Achtung, unseren Respekt und eine würdevolle Behandlung verdienen, auf diesem Wege viel mehr erreicht, als alles Gerede, aus welchen Gründen auch immer, bewirken kann. — Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)