Rede von
Kurt J.
Rossmanith
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich werde auf das, was Herr Weisskirchen gesagt hat, im Lauf meiner Ausführungen eingehen. Vorweg nur eines, Herr Kollege Weisskirchen: Man sollte, wenn man den Splitter im Auge des anderen erwähnt, nicht den Balken im eigenen Auge übersehen.
Ich danke dem Kollegen Pfeifer herzlich für seinen sehr sachlichen Beitrag. Er hat den Jugendlichen und der Wirtschaft mehr genutzt. Denn nur miteinander können wir das Problem bewältigen, nicht aber, indem wir hier emotionale Reden über die Jugendlichen halten und dabei denen, die es in den vergangenen Jahren geschafft haben, die Ausbildungsfähigkeit und die Ausbildungswilligkeit und Ausbildungsplätze zu bewahren, nämlich unseren Ausbildern, unseren Betrieben, auch der öffentlichen Hand in allen Bereichen und den freien Berufen, mit der Linken schnell eins auszuwischen versuchen.
Bundesminister Engholm, der heute leider erkrankt ist und dem ich gute Genesung wünsche,
hat im Zusammenhang mit dem Berufsbildungsbericht 1982 wieder zu verstärkten Ausbildungsanstrengungen aufgerufen. Vor dem Berufsbildungsausschuß der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände hat er im vergangenen Februar aber einräumen müssen, daß die Ausbildung angesichts der nicht gerade günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen — so seine Worte — für die Betriebe keine leichte Aufgabe sei. In dieser Annahme und bei diesen Ausführungen möchten wir ihm ausnahmsweise einmal zustimmen. Denn hier hat er in der Einschätzung der Lage die Annahme und die Aussagen der Unionsfraktionen voll getroffen und hiermit übernommen.
Auch wir appellieren natürlich an die Betriebe — das haben wir bereits getan und tun es weiterhin mit aller Deutlichkeit Ausbildungsanstrengungen, wo immer es möglich und erforderlich ist, gerade in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiterzuführen und hier vielleicht noch mehr als bisher zu leisten. Dabei muß man sagen: das, was sie bisher geleistet haben, ist angesichts der Wirtschaftspolitik, die hier betrieben wurde, fast an der Grenze des Möglichen geschehen oder über die Grenze hinausgegangen. Wir kennen doch die enorme Leistungsfähigkeit des marktwirtschaftlich fundierten dualen Systems der Berufsausbildung. Hier sind in den letzten zehn Jahren 500 000 zusätzliche Ausbildungsplätze bereitgestellt worden. Hier sind zugleich millionenfach qualifizierte und sichere Arbeitsplätze geschaffen worden. Weil das so ist, deshalb kämpfen wir von der Union dafür, daß dieses hochdifferenzierte und hochqualifizierte Berufsbildungssystem, um das wir in der ganzen Welt beneidet werden, mit seiner Praxisnähe auch erhalten bleibt.
Wir warnen deshalb mit aller Deutlichkeit nachdrücklich davor, die durch falsche politische Weichenstellungen begünstigten akuten Schwierigkeiten auf dem Lehrstellenmarkt unnötigerweise zu dramatisieren und erneut, wie bereits angedeutet, als Knüppel für eine Systemveränderung in der Berufsausbildung einzusetzen.
Herr Minister Engholm stellt die Ursache und die Wirkung auf den Kopf, wenn er jetzt anklagend vor die Wirtschaft tritt, um eine ausreichende Zahl von Ausbildungsplätzen quasi einklagen zu wollen. Die ständige Wiederholung der Vokabel „Ausbildungspflicht", die die Wirtschaft zu erfüllen habe, läßt darauf schließen, daß hier der Bundesbildungsminister auch weiterhin auf das völlig untaugliche Instrument einer Umlagefinanzierung zusteuern möchte, um damit endgültig die Autonomie der Betriebe in der Berufsausbildung an die Leine von Bürokraten und Funktionären zu legen.
— Ja eben, das Ergebnis haben Sie im Dezember 1980 erhalten, Herr Weisskirchen; das brauchen wir hier doch nicht zu wiederholen.
Statt die Betriebe ständig zu bedrängen und zu bedrohen, verehrter Kollege, sollten sich der Minister und natürlich auch Ihre Fraktion besser dafür einsetzen, daß endlich wieder eine erfolgreiche Wirtschafts- und Finanzpolitik betrieben wird.