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    Plenarprotokoll 9/88 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 88. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Müller-Emmert 5257 A Abweichung von der Geschäftsordnung 5257 B Beratung des Jahresgutachtens 1981/82 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/1061 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1982 der Bundesregierung — Drucksache 9/1322 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über steuerliche und sonstige Maßnahmen für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität (Beschäftigungsförderungsgesetz) — Drucksache 9/1400 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 5257C, 5345 B Dr. Waigel CDU/CSU 5265 A Roth SPD 5271 C Gattermann FDP 5275 C Dr. Geißler CDU/CSU 5278 B Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . 5284 B Cronenberg FDP 5287 A Dr. Mitzscherling SPD 5289 C Kiep CDU/CSU 5293 D Dr. von Dohnanyi, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg . . 5317 C Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU . . . 5322 B Genscher, Bundesminister AA 5326 A Gobrecht SPD 5329 B Hauser (Krefeld) CDU/CSU 5332 C Rentrop FDP 5334 B Dr. Spöri SPD 5335 D Frau Will-Feld CDU/CSU 5339 B Dr. Jens SPD 5340 D Kittelmann CDU/CSU 5343 A Vizepräsident Windelen 5283 C, 5298 C Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz über eine Volks-, Berufs-, Wohnungs- und Arbeitsstättenzählung (Volkszählungsgesetz 1983) — Drucksache 9/1350 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 5317A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 20. Mai 1980 über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis — Drucksache 9/1363 Dr. von Geldern CDU/CSU 5348 B Grunenberg SPD 5349 D Bredehorn FDP 5350 D II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 10. Dezember 1981 zum Nordatlantikvertrag über den Beitritt Spaniens — Drucksache 9/1362 — Handlos CDU/CSU 5351 D Schmidt (Würgendorf) SPD 5353 B Jung (Kandel) FDP 5353 D Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 5355 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 18. Mai 1981 zur Änderung des Unterzeichnungsprotokolls zum Zusatzabkommen vom 3. August 1959 zu dem Abkommen zwischen den Parteien des Nordatlantikvertrages über die Rechtsstellung ihrer Truppen hinsichtlich der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten ausländischen Truppen — Drucksache 9/1032 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 9/1356 — 5355 D Erste Beratung des von den Abgeordneten Magin, Schulte (Unna), Schmidt (Kempten), Stutzer, Frau Dr. Hartenstein und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 9/1170 -- 5356 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1981 hier: Haushaltsgesetz 1981 — Drucksachen 9/541, 9/1345 — . . . . 5356 B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 08 09 Tit. 682 01 — Zuschuß an die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein —— Drucksachen 9/1174, 9/1324 — . . . . 5356C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 11 11 Tit. 643 01— Kosten der Kriegsopferfürsorge (ausgenommen Darlehen) aufgrund des Bundesversorgungsgesetzes sowie entsprechende Leistungen aufgrund des Häftlingshilfegesetzes, des Gesetzes über die Unterhaltsbeihilfe für Angehörige von Kriegsgefangenen und des Gesetzes über die Entschädigung für Opfer von Gewalttaten —— Drucksachen 9/1233, 9/1325 — . . . . 5356C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 14 12 Tit. 643 01— Ersatzleistungen für Wege- und Straßenschäden - - Drucksachen 9/1177, 9/1326 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 27 02 Tit. 642 21 (Förderung des Besuchsreiseverkehrs) — Drucksachen 9/1213, 9/1327 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 32 05 Tit. 575 02 — Zinsen für Bundesschatzbriefe —— Drucksachen 9/1234, 9/1328 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei a) Kap. 11 12 Tit. 616 31 — Zuschuß an die Bundesanstalt für Arbeit (BA) — b) Kap. 11 12 Tit. 68101 — Arbeitslosenhilfe — c) Kap. 11 12 Tit. 68141 — Leistungen für die Teilnahme von Aussiedlern, Asylberechtigten und Kontingentflüchtlingen an Deutschlehrgängen —— Drucksachen 9/1160, 9/1329 — . . . . 5357 A Fragestunde — Drucksache 9/1386 vom 26. Februar 1982 — Verstoß gegen das Bundesberggesetz durch Sonderregelungen bei der Förderzinsberechnung für Erdöl und Erdgas; Berücksichtigung der niedersächsischen Einnahmen beim Länderfinanzausgleich MdlAnfr 65, 66 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Jens SPD Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 III Antw PStSekr Grüner BMWi 5298 D, 5299 A, B, C, D, 5300 A, C, D, 5301 A, B, C, D ZusFr Dr. Jens SPD 5299 A, B, 5300 C ZusFr Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . . 5299B, 5301 C ZusFr Broll CDU/CSU 5299 C, 5301 D ZusFr Auch SPD 5299D, 5300 C ZusFr Kiep CDU/CSU 5300 D ZusFr Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU . . . 5301A ZusFr Franke CDU/CSU 5301 A ZusFr Sielaff SPD 5301 B ZusFr Menzel SPD 5301 B Rückkehr eines am 2. Februar 1982 geflüchteten Grenzsoldaten in die DDR MdlAnfr 2, 3 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Voss CDU/CSU Antw StSekr Spangenberg BMB . 5302A, B, C, D, 5303A ZusFr Dr. Voss CDU/CSU . . . 5302 B, D, 5303A ZusFr Lintner CDU/CSU 5302 C Behandlung des bolivianischen Konsulats in Hamburg angesichts der Verpflichtungen aus der Wiener Konvention MdlAnfr 16 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 5303B, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 5303C, D Beurteilung der Wahlen vom 12. Februar 1982 in El Salvador MdlAnfr 17 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . 5304 A, B, C, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 5304 B, C ZusFr Herterich SPD 5304 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5304 D Ergebnisse der jüngsten Schmidt-Breschnew-Gespräche über Menschenrechte und Verbesserung der Ausreisemöglichkeiten für Deutsche in der Sowjetunion MdlAnfr 18, 19 26.02.82 Drs 09/1386 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5305A, B, C, D, 5306 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5305 A, B, 5306A, B ZusFr Herterich SPD 5305 C ZusFr Stiegler SPD 5305 C ZusFr Lintner CDU/CSU 5305D, 5306 C ZusFr Lorenz CDU/CSU 5306 B Protest von Präsident Reagan und Papst Johannes Paul II. gegen unseriöse Berichte der „Welt am Sonntag" MdlAnfr 21 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Nöbel SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5306D, 5307 A ZusFr Dr. Nöbel SPD 5306 D Lagerung von amerikanischem Nervengas in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 22 26.02.82 Drs 09/1386 Sielaff SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5307 A, C, D, 5308 A, B, C, D ZusFr Sielaff SPD 5307C, 5308 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5307 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 5307 D ZusFr Leuschner SPD 5308 A ZusFr Dr. Soell SPD 5308 B ZusFr Stiegler SPD 5308 C ZusFr Frau Blunck SPD 5308 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 5308 D Ausrüstung der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten US-Streitkräfte mit Nervengas und dessen Lagerung auf deutschem Gebiet MdlAnfr 23, 24 26.02.82 Drs 09/1386 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . 5309 A, B, C, D, 5310 A, B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 5309 A, B, C, D ZusFr Sielaff SPD 5310A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5310A ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 5310 B Fortsetzung der Wattenmeergespräche mit Dänemark und den Niederlanden MdlAnfr 72 26.02.82 Drs 09/1386 Frau Blunck SPD Antw PStSekr Gallus BML . . 5310 C, D, 5311A, B ZusFr Frau Blunck SPD 5310D, 5311A ZusFr Leuschner SPD 5311A ZusFr Sielaff SPD 5311B Bereitstellung zusätzlicher Mittel für die Dorfsanierung und für Investitionen im ländlichen Raum MdlAnfr 73, 74 26.02.82 Drs 09/1386 Funk (Gutenzell) CDU/CSU IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Antw PStSekr Gallus BML 5311 C, D, 5312 A, B, C, D, 5313 A, B, C, D, 5314 A, B, C, D ZusFr Funk (Gutenzell) CDU/CSU . . . 5311D, 5312A, 5313B, C ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . 5312 A, B, 5313 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5312 B ZusFr Kolb CDU/CSU 5312 C ZusFr Stiegler SPD 5312 D ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 5312 D ZusFr Susset CDU/CSU 5313 C ZusFr Horstmeier CDU/CSU 5314 A ZusFr Franke CDU/CSU 5314A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 5314 B ZusFr Herberholz SPD 5314C ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 5314 D ZusFr Jagoda CDU/CSU 5314 D Auswirkungen der belgischen und dänischen Abwertungen auf die EG-Agrarmindestpreise MdlAnfr 75, 76 26.02.82 Drs 09/1386 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . . 5315 A, B, C, D, 5316A ZusFr Eigen CDU/CSU 5315 A, C, D ZusFr Horstmeier CDU/CSU 5316A Aufstockung der Sozialleistungen für arbeitslose Ernährer von Familien durch Umschichtungen bei den Leistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz MdlAnfr 77, 78 26.02.82 Drs 09/1386 Keller CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 5316B, D ZusFr Keller CDU/CSU 5316C Nächste Sitzung 5357 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5359* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 5257 88. Sitzung Bonn, den 4. März 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 5. 3. Dr. van Aerssen * 5. 3. Dr. Ahrens * 5. 3. Amling 5. 3. Antretter 5. 3. Böhm (Melsungen) * 4. 3. Frau Dr. Däubler-Gmelin 5. 3. Dallmeyer 5. 3. Eickmeyer * 4. 3. Dr. Enders * 5. 3. Feinendegen 5. 3. Dr. Feldmann 5. 3. Frau Fuchs 5. 3. Dr. Haussmann 5. 3. Frau Dr. Hellwig 5. 3. Dr. Hirsch 5. 3. Frau Huber 5. 3. Dr. Hubrig 5. 3. Jahn (Marburg) 5. 3. Dr. Kreutzmann 5. 3. Meinike (Oberhausen) 5. 3. Dr. Müller * 5. 3. Müller (Bayreuth) 5. 3. Reuschenbach 5. 3. Rohde 5. 3. Dr. Schäuble * 5. 3. Schmidt (Wattenscheid) 4. 3. Schröder (Wilhelminenhof) 5. 3. Dr. Solms 5. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 4. 3. Graf Stauffenberg 5. 3. Dr. Wieczorek 5. 3. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Horst Grunenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege von Geldern hat sich hier bitter beschwert, daß die Bundesregierung die Materie ein bißchen zögerlich behandelt. Herr Kollege von Geldern, das ist nicht so. Wenn wir 1959 damit angefangen hätten — unter einer anderen Bundesregierung —, dann hätten wir heute nicht diesen Zugzwang; auch das muß man einmal sehen.
    Diese Bundesregierung hat den Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 20. Mai 1980 über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis vorgelegt. Dieses Übereinkommen dient insbesondere dem Schutz der lebenden Meeres-schätze der Antarktis, der Aufrechterhaltung des dortigen Ökosystems, der Erforschung der Wechselbeziehungen der Arten der antarktischen Tier- und Pflanzenwelt und der Beschränkung der Nutzung der Arten.
    Wir sprechen heute nicht das erste Mal über die Antarktis und mit Sicherheit nicht das letzte Mal. Mitglieder dieses Hauses — ich schließe mich da mit ein — haben den Anstoß dazu gegeben, daß sich die Bundesrepublik Deutschland in der Antarktisforschung verstärkt engagiert.
    Es ist jetzt fast neun Jahre her, als der Fischereistreit mit Island begann. Als frisch gewählter Bundestagsabgeordneter habe ich mir damals meine Gedanken gemacht, wie die zu der Zeit noch recht stattliche Fischereiflotte alternativ eingesetzt werden könnte. „Zu neuen Fanggründen mit neuen Fangme-



    Grunenberg
    thoden" war die Schlußfolgerung. Eine lange Diskussion mit dem damaligen Präsidenten der Bundesforschungsanstalt für Fischerei, Professor Schmidt, vermochte mich nicht davon zu überzeugen, daß es bis zur Antarktis für unsere Fischer ein sehr weiter Weg ist. Hinzu kam, daß man nicht viel über die lebenden Meeresschätze in der Antarktis wußte. Es war schließlich auch schwer, die Kollegen in Bonn davon zu überzeugem, daß der Sprung ins kalte Wasser getan werden mußte. Dem damaligen Forschungsminister Matthöfer gebührt besonderer Dank, daß er das Problem erkannte und im Rahmen des zweiten Gesamtprogramms des Bundes für die Meeresforschung die Mittel für die erste Krillexpedition 1975/76 bereitstellte. Die Krillexpeditionen stellen eine beachtliche Leistung unserer Fischereiforschung und Technik dar.
    Mit dem Beitritt zum Antarktis-Vertrag, der Einrichtung des Alfred-Wegener-Instituts für Polarforschung, sowie dem Bau einer festen Station in der Antarktis hat die Bundesrepublik Deutschland an die früher schon bedeutende deutsche Polarforschung angeknüpft.
    Es war wirklich schon ein bewundernswerter Kraftakt, Herr Kollege von Geldern, die Forschungstätigkeit so zu intensivieren und international zu verdeutlichen, daß damit innerhalb kurzer Zeit die Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland in die Konsultativrunde des Antarktis-Vertrags ermöglicht wurde. Ich glaube, daß an dieser Stelle dem Bundesministerium für Forschung und Technologie ganz besonderer Dank gebührt.
    Wir haben, wie eingangs erwähnt, schon sehr früh die mögliche Bedeutung dieses Meeresgebiets für die Fischerei gesehen und deshalb angeregt, hier die Forschung zu aktivieren, sowohl um Grundlagenforschung zu betreiben, aber auch um nach neuen Nutzungsmöglichkeiten für die Fischerei zu suchen.
    Die Antarktis ist ein noch weitgehend jungfräulicher Kontinent, ein Kontinent, der noch frei ist von Umweltbelastungen, frei von Schadstoffen, mit denen wir hier im Norden leben, an die wir uns aber nicht gewöhnen sollten. Es muß für uns Verpflichtung sein, diesen Zustand der Antarktis zu erhalten, zumal wir gar nicht übersehen könnten, welche Auswirkungen eine Veränderung des antarktischen Ökosystems auf andere Teile dieser Erde hätte.
    Das Übereinkommen ist ein Naturschutzübereinkommen. Es wird der Bedeutung des Umweltschutzes und der notwendigen Unversehrtheit des Ökosystems der die Antarktis umgebenden Meere gerecht. Das Interesse an den Meeresschätzen wächst. Zu verhindern ist eine unkontrollierte Nutzung. Seien wir uns der Verantwortung, die wir für diesen Erdteil durch unseren Beitrag zum Antarktis-Vertrag haben, bewußt!
    Der Vertrag von 1959 ist ein Instrument zur Förderung und Regelung wissenschaftlicher Forschung, zur Verhinderung militärischen Mißbrauchs der Region und zum Schutz ihres einzigartigen, unabhängigen ökologischen Systems, soweit man es heute in der Wissenschaft zu wissen glaubt.
    Mit diesem Übereinkommen haben die Konsultativmitglieder des Vertrags aus dem Gesichtspunkt des Ökologieschutzes, parallel zu dem AntarktisVertrag und mit diesem institutionell verknüpft, Regelungen zum Schutz und zur Nutzung der lebenden Ressourcen gefunden.
    Die Bundesrepublik Deutschland erlangt mit dem Beitritt zu diesem Übereinkommen den bevorrechtigten Status eines geborenen Mitglieds mit besonderen Rechten und Pflichten.

    (Beifall des Abg. Roth [SPD])

    Kurz einige Inhalte dieses Übereinkommens.
    Nach Art. II ist Ziel dieses Übereinkommens die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis. Erhaltung ist als „rationelle Nutzung" definiert.
    Nach Schätzungen der FAO wurden im Jahre 1976 in antarktischen Gewässern vor allem von Fischereiflotten aus dem Ostblock und Japan etwa 0,2 bis 0,4 Millionen Tonnen Fisch gefangen, während der gesamte Welt-Seefischfang im gleichen Jahre etwa 55 Millionen Tonnen erreichte.
    Allerdings wurde — abgesehen von den Walen — auch schon eine Überfischung einzelner anderer Bestände festgestellt. Dies ist eine Gefahr, die wegen des langsamen Wachstums und der sehr späten Geschlechtsreife antarktischer Nutzfischarten besonders gravierend ist.
    Es bestehen große ökologische Bedenken gegenüber einer unbeschränkten Befischung der Bestände. Diesen Bedenken trägt das Übereinkommen dadurch Rechnung, daß verhindert werden soll, daß der Bestand genutzter Populationen bis auf eine Menge verringert wird, die eine ausreichende Sicherung des Nachwuchses nicht mehr gewährleistet. Weiterhin sind die ökologischen Wechselbeziehungen zwischen genutzten, abhängigen und verwandten Populationen lebender Meeresschätze der Antarktis aufrechtzuerhalten. Veränderungen im Meeresökosystem sind zu verhindern.
    Das vorliegende Übereinkommen ist ein weiterer Schritt hin zu einer zukunftsorientierten Antarktisforschung mit dem eindeutigen Ziel, einer unkontrollierten Nutzung entgegenzuwirken — in unserem eigenen Interesse, aber eben auch im Interesse zukünftiger Generationen.
    Herr Kollege von Geldern, vor neun Jahren fingen wir damit an: mit vorausschauender sozialdemokratischer Fischerei-, Technologie-, Forschungs- und Umweltpolitik. Okay?

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Bredehorn.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Günther Bredehorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lebende Meeresschätze der Antarktis — das mag gerade zu dieser vorgerückten Stunde weit entfernt klingen wie ein Forschungsobjekt einiger hochspezialisierter Wissenschaftler und nicht geeignet als Gegenstand einer politischen Debatte.
    Ich kann diese Meinung allerdings nicht teilen. Hat doch die Antarktis in den letzten Jahren zuneh-



    Bredehorn
    mend an Bedeutung gewonnen und ist ins Blickfeld internationalen Interesses gerückt.
    Lassen Sie mich die Vorgeschichte und die bisherige Entwicklung kurz darstellen. Seit dem Inkrafttreten des Antarktis-Vertrags im Jahr 1961 ist dieses Gebiet ein Vorbild für internationale Zusammenarbeit: Verbot militärischer Aktivitäten, Freiheit der wissenschaftlichen Forschung und Austausch der Forschungsergebnisse, Nichtanerkennung der Gebietsansprüche verschiedener Staaten. Andererseits weckten die Rohstoffknappheit und die für viele Staaten ungünstige Entwicklung der Seerechtskonferenz zunehmend auch die Begehrlichkeit nach den Ressourcen des sechsten Kontinents.
    Daher wurden Regelungen erforderlich, die eine Aushöhlung der Ziele des Antarktis-Vertrags verhindern. Besonders vordringlich wegen der intensiven fischereilichen Nutzung verschiedener Gebiete war eine Regelung für die lebenden Meeresschätze.
    Das vorliegende Übereinkommen wurde auf der Grundlage des Antarktis-Vertrags ausgearbeitet. Die Staaten mit Gebietsansprüchen auf Teile des Festlands sehen von der Errichtung von Fischereioder Wirtschaftszonen ab. Die Erforschung der antarktischen Gewässer bleibt von jeglicher Reglementierung frei. Die Nutzung wird durch gemeinsame Maßnahmen der Vertragstaaten beschränkt, soweit dies zur Aufrechterhaltung des gesamten Ökosystems unter Berücksichtigung der wechselseitigen Abhängigkeit der einzelnen Arten notwendig ist. Alle erforderlichen Maßnahmen werden von einer Kommission der Unterzeichnerstaaten getroffen, die am 25. Mai 1982 zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammentreten. Alle materiellen Fragen werden dabei im Konsens entschieden. Das Übereinkommen wurde von 15 Staaten unterzeichnet.
    Besonders möchte ich hier hervorheben, daß in den letzten Jahren gerade die deutsche Fischereiwissenschaft bedeutende Leistungen zur Erforschung antarktischer Fischbestände, vor allem des Krills, erbracht hat. Es besteht berechtigte Hoffnung, daß der Krill, ein vier bis fünf Zentimeter großer in riesigen Schwärmen vorkommender Krebs, bei entsprechender Zubereitung in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Eiweißversorgung der Menschheit liefern könnte.
    Die erwähnten und andere wichtige Forschungsarbeiten sowie die Errichtung einer ständigen Forschungsstation in der Antarktis haben dazu geführt, daß die Bundesrepublik Deutschland am 3. März 1981 in die Gruppe der Konsultativparteien des Antarktis-Vertrages aufgenommen wurde, die eine besondere Verantwortung im Rahmen dieses Vertrages haben.
    Weitere wichtige Antarktisaktivitäten, die ich erwähnen möchte, sind die Gründung des Alfred-Wegener-Instituts für Polarforschung in Bremerhaven und der Bau des neuen deutschen Polarversorgungsschiffes „Polarstern".
    Lassen Sie mich abschließend feststellen: Wir werten die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an dem Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis als Teil einer aktiven Antarktispolitik der Bundesregierung. Die Bundesrepublik erhält dadurch ein Mitspracherecht bei allen zukünftigen Regelungen für die antarktischen lebenden Meeresschätze. Die FDP-Fraktion unterstützt daher den von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf. — Danke schön.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)