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    Plenarprotokoll 9/88 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 88. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Müller-Emmert 5257 A Abweichung von der Geschäftsordnung 5257 B Beratung des Jahresgutachtens 1981/82 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/1061 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1982 der Bundesregierung — Drucksache 9/1322 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über steuerliche und sonstige Maßnahmen für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität (Beschäftigungsförderungsgesetz) — Drucksache 9/1400 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 5257C, 5345 B Dr. Waigel CDU/CSU 5265 A Roth SPD 5271 C Gattermann FDP 5275 C Dr. Geißler CDU/CSU 5278 B Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . 5284 B Cronenberg FDP 5287 A Dr. Mitzscherling SPD 5289 C Kiep CDU/CSU 5293 D Dr. von Dohnanyi, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg . . 5317 C Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU . . . 5322 B Genscher, Bundesminister AA 5326 A Gobrecht SPD 5329 B Hauser (Krefeld) CDU/CSU 5332 C Rentrop FDP 5334 B Dr. Spöri SPD 5335 D Frau Will-Feld CDU/CSU 5339 B Dr. Jens SPD 5340 D Kittelmann CDU/CSU 5343 A Vizepräsident Windelen 5283 C, 5298 C Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz über eine Volks-, Berufs-, Wohnungs- und Arbeitsstättenzählung (Volkszählungsgesetz 1983) — Drucksache 9/1350 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 5317A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 20. Mai 1980 über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis — Drucksache 9/1363 Dr. von Geldern CDU/CSU 5348 B Grunenberg SPD 5349 D Bredehorn FDP 5350 D II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 10. Dezember 1981 zum Nordatlantikvertrag über den Beitritt Spaniens — Drucksache 9/1362 — Handlos CDU/CSU 5351 D Schmidt (Würgendorf) SPD 5353 B Jung (Kandel) FDP 5353 D Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 5355 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 18. Mai 1981 zur Änderung des Unterzeichnungsprotokolls zum Zusatzabkommen vom 3. August 1959 zu dem Abkommen zwischen den Parteien des Nordatlantikvertrages über die Rechtsstellung ihrer Truppen hinsichtlich der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten ausländischen Truppen — Drucksache 9/1032 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 9/1356 — 5355 D Erste Beratung des von den Abgeordneten Magin, Schulte (Unna), Schmidt (Kempten), Stutzer, Frau Dr. Hartenstein und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 9/1170 -- 5356 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1981 hier: Haushaltsgesetz 1981 — Drucksachen 9/541, 9/1345 — . . . . 5356 B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 08 09 Tit. 682 01 — Zuschuß an die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein —— Drucksachen 9/1174, 9/1324 — . . . . 5356C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 11 11 Tit. 643 01— Kosten der Kriegsopferfürsorge (ausgenommen Darlehen) aufgrund des Bundesversorgungsgesetzes sowie entsprechende Leistungen aufgrund des Häftlingshilfegesetzes, des Gesetzes über die Unterhaltsbeihilfe für Angehörige von Kriegsgefangenen und des Gesetzes über die Entschädigung für Opfer von Gewalttaten —— Drucksachen 9/1233, 9/1325 — . . . . 5356C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 14 12 Tit. 643 01— Ersatzleistungen für Wege- und Straßenschäden - - Drucksachen 9/1177, 9/1326 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 27 02 Tit. 642 21 (Förderung des Besuchsreiseverkehrs) — Drucksachen 9/1213, 9/1327 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 32 05 Tit. 575 02 — Zinsen für Bundesschatzbriefe —— Drucksachen 9/1234, 9/1328 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei a) Kap. 11 12 Tit. 616 31 — Zuschuß an die Bundesanstalt für Arbeit (BA) — b) Kap. 11 12 Tit. 68101 — Arbeitslosenhilfe — c) Kap. 11 12 Tit. 68141 — Leistungen für die Teilnahme von Aussiedlern, Asylberechtigten und Kontingentflüchtlingen an Deutschlehrgängen —— Drucksachen 9/1160, 9/1329 — . . . . 5357 A Fragestunde — Drucksache 9/1386 vom 26. Februar 1982 — Verstoß gegen das Bundesberggesetz durch Sonderregelungen bei der Förderzinsberechnung für Erdöl und Erdgas; Berücksichtigung der niedersächsischen Einnahmen beim Länderfinanzausgleich MdlAnfr 65, 66 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Jens SPD Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 III Antw PStSekr Grüner BMWi 5298 D, 5299 A, B, C, D, 5300 A, C, D, 5301 A, B, C, D ZusFr Dr. Jens SPD 5299 A, B, 5300 C ZusFr Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . . 5299B, 5301 C ZusFr Broll CDU/CSU 5299 C, 5301 D ZusFr Auch SPD 5299D, 5300 C ZusFr Kiep CDU/CSU 5300 D ZusFr Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU . . . 5301A ZusFr Franke CDU/CSU 5301 A ZusFr Sielaff SPD 5301 B ZusFr Menzel SPD 5301 B Rückkehr eines am 2. Februar 1982 geflüchteten Grenzsoldaten in die DDR MdlAnfr 2, 3 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Voss CDU/CSU Antw StSekr Spangenberg BMB . 5302A, B, C, D, 5303A ZusFr Dr. Voss CDU/CSU . . . 5302 B, D, 5303A ZusFr Lintner CDU/CSU 5302 C Behandlung des bolivianischen Konsulats in Hamburg angesichts der Verpflichtungen aus der Wiener Konvention MdlAnfr 16 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 5303B, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 5303C, D Beurteilung der Wahlen vom 12. Februar 1982 in El Salvador MdlAnfr 17 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . 5304 A, B, C, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 5304 B, C ZusFr Herterich SPD 5304 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5304 D Ergebnisse der jüngsten Schmidt-Breschnew-Gespräche über Menschenrechte und Verbesserung der Ausreisemöglichkeiten für Deutsche in der Sowjetunion MdlAnfr 18, 19 26.02.82 Drs 09/1386 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5305A, B, C, D, 5306 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5305 A, B, 5306A, B ZusFr Herterich SPD 5305 C ZusFr Stiegler SPD 5305 C ZusFr Lintner CDU/CSU 5305D, 5306 C ZusFr Lorenz CDU/CSU 5306 B Protest von Präsident Reagan und Papst Johannes Paul II. gegen unseriöse Berichte der „Welt am Sonntag" MdlAnfr 21 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Nöbel SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5306D, 5307 A ZusFr Dr. Nöbel SPD 5306 D Lagerung von amerikanischem Nervengas in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 22 26.02.82 Drs 09/1386 Sielaff SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5307 A, C, D, 5308 A, B, C, D ZusFr Sielaff SPD 5307C, 5308 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5307 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 5307 D ZusFr Leuschner SPD 5308 A ZusFr Dr. Soell SPD 5308 B ZusFr Stiegler SPD 5308 C ZusFr Frau Blunck SPD 5308 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 5308 D Ausrüstung der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten US-Streitkräfte mit Nervengas und dessen Lagerung auf deutschem Gebiet MdlAnfr 23, 24 26.02.82 Drs 09/1386 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . 5309 A, B, C, D, 5310 A, B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 5309 A, B, C, D ZusFr Sielaff SPD 5310A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5310A ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 5310 B Fortsetzung der Wattenmeergespräche mit Dänemark und den Niederlanden MdlAnfr 72 26.02.82 Drs 09/1386 Frau Blunck SPD Antw PStSekr Gallus BML . . 5310 C, D, 5311A, B ZusFr Frau Blunck SPD 5310D, 5311A ZusFr Leuschner SPD 5311A ZusFr Sielaff SPD 5311B Bereitstellung zusätzlicher Mittel für die Dorfsanierung und für Investitionen im ländlichen Raum MdlAnfr 73, 74 26.02.82 Drs 09/1386 Funk (Gutenzell) CDU/CSU IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Antw PStSekr Gallus BML 5311 C, D, 5312 A, B, C, D, 5313 A, B, C, D, 5314 A, B, C, D ZusFr Funk (Gutenzell) CDU/CSU . . . 5311D, 5312A, 5313B, C ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . 5312 A, B, 5313 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5312 B ZusFr Kolb CDU/CSU 5312 C ZusFr Stiegler SPD 5312 D ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 5312 D ZusFr Susset CDU/CSU 5313 C ZusFr Horstmeier CDU/CSU 5314 A ZusFr Franke CDU/CSU 5314A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 5314 B ZusFr Herberholz SPD 5314C ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 5314 D ZusFr Jagoda CDU/CSU 5314 D Auswirkungen der belgischen und dänischen Abwertungen auf die EG-Agrarmindestpreise MdlAnfr 75, 76 26.02.82 Drs 09/1386 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . . 5315 A, B, C, D, 5316A ZusFr Eigen CDU/CSU 5315 A, C, D ZusFr Horstmeier CDU/CSU 5316A Aufstockung der Sozialleistungen für arbeitslose Ernährer von Familien durch Umschichtungen bei den Leistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz MdlAnfr 77, 78 26.02.82 Drs 09/1386 Keller CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 5316B, D ZusFr Keller CDU/CSU 5316C Nächste Sitzung 5357 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5359* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 5257 88. Sitzung Bonn, den 4. März 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 5. 3. Dr. van Aerssen * 5. 3. Dr. Ahrens * 5. 3. Amling 5. 3. Antretter 5. 3. Böhm (Melsungen) * 4. 3. Frau Dr. Däubler-Gmelin 5. 3. Dallmeyer 5. 3. Eickmeyer * 4. 3. Dr. Enders * 5. 3. Feinendegen 5. 3. Dr. Feldmann 5. 3. Frau Fuchs 5. 3. Dr. Haussmann 5. 3. Frau Dr. Hellwig 5. 3. Dr. Hirsch 5. 3. Frau Huber 5. 3. Dr. Hubrig 5. 3. Jahn (Marburg) 5. 3. Dr. Kreutzmann 5. 3. Meinike (Oberhausen) 5. 3. Dr. Müller * 5. 3. Müller (Bayreuth) 5. 3. Reuschenbach 5. 3. Rohde 5. 3. Dr. Schäuble * 5. 3. Schmidt (Wattenscheid) 4. 3. Schröder (Wilhelminenhof) 5. 3. Dr. Solms 5. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 4. 3. Graf Stauffenberg 5. 3. Dr. Wieczorek 5. 3. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Kittelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn man den letzten Redebeitrag im Vergleich zu den Vorwürfen nimmt — —(Zuruf von der SPD: Er war gut!)

    — Ich gebe zu, daß er aus Ihrer Sicht gut sein mußte. Bei der Palette der Redner, die Sie als Mitregierungspartei heute auf das Podium geschickt haben, bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig, als jeden, der hier von Ihrer Seite spricht, hochzujubeln. Dem Obmann des Wirtschaftsausschusses der SPD-Fraktion kann ich im Hinblick auf seine Bemerkungen zu den Problemen des Jahreswirtschaftsberichts in einem recht geben: Von seiten der CDU/CSU wird seit Jahren schon nicht mehr behauptet, daß die Regierung alles in der Hand habe. Sie hat leider fast nichts mehr in der Hand.
    Lassen Sie mich auch heute der guten Tradition der CDU/CSU folgen, im Rahmen dieses Jahreswirtschaftsberichts einige Worte zur Berliner Wirtschaft zu sagen.
    Vorweg eine erfreuliche Bemerkung. Ich glaube, alle Fraktionen — ob sie es zugeben oder nicht — halten es für positiv, daß Berlin auf dem besten Weg ist, seiner weltpolitischen Rolle und seiner Verantwortung für unsere Nation wieder gerecht zu werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die CDU/CSU nimmt mit Genugtuung zur Kenntnis, daß Berlin dabei ist, sich von den negativen Schlagzeilen zu entfernen. Jeder Besucher dieser Stadt, der sich in den letzten Monaten dort aufgehalten hat — ich nehme an, die zahlreichen Ausschüsse des Deutschen Bundestages konnten sich auch davon überzeugen —, spürt diese Veränderung. Er sieht diese Veränderung in Gesprächen mit Berlinern, mit den verantwortlichen politischen und gesellschaftlichen Kräften, bestätigt. Ich finde, es macht sich sehr viel besser, Schlagzeilen über Besuche von Staatsoberhäuptern in Berlin zu lesen als von Krawallen und von immer wieder nicht in den Griff zu bekommenden Skandalen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: Thema verfehlt! Gemeinschaftsinitiative!)

    Wir haben gemeinsam — alle, glaube ich — allen Grund, den in Berlin lebenden Menschen, vor allem aber der politischen Führung, allen voran dem Regierenden Bürgermeister, Richard von Weizsäcker, dafür herzlich Dank zu sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: Berlin-Debatte ist erst nächste Woche!)

    Unsere gemeinsame Verantwortung für Berlin beinhaltet die Sicherung der Lebensfähigkeit der Stadt. Wir — dieses Haus, die Bundesregierung — haben die politische Herausforderung jeden Tag neu anzunehmen, den Standtortnachteil von Berlin-West nicht nur durch gesetzgeberische Maßnahmen auszugleichen, sondern darüber hinaus mit Unterstützung auf politischen Ebenen dieser Verantwortung gerecht zu werden.
    Wer immer in Berlin regiert, wird sich der Solidarität und der positiven Taten jeder Bundesregierung und der konstruktiven Hilfsbereitschaft aller Fraktionen dieses Hauses sicher sein müssen. Wir wissen, daß die Lebensfähigkeit des freien Berlin die Klammer zwischen den beiden Teilen Deutschlands in bezug auf die Aufrechterhaltung unseres Anspruchs auf die Einheit der Nation bedeutet. Ich glaube, hier ist der angemessene Platz, daran immer wieder zu erinnern.
    Meine Damen und Herren, die Beschäftigungssituation in Berlin liefert täglich Anlaß zur Sorge. Nimmt man die letzten Zahlen, die heute veröffentlicht worden sind, so ist die Arbeitslosenquote in Berlin im Februar um 0,1 Prozentpunkte auf 8,8 % gestiegen; im Bundesgebiet verringerte sich die Quote um 0,1 Punkte auf 8,1 %. Die Arbeitslosenzahl für Ausländer betrug 13,8 %, im Bundesgebiet durchschnittlich 12,1 %; bei den Jugendlichen — dies ist besonders besorgniserregend — liegt die Arbeitslosenquote bei 15,7 %, im Bundesdurchschnitt bei 7,6 %.
    Wer diese Zahlen hört und außerdem weiß, daß in Berlin die drei Problemgruppen Ausländer, Jugendliche und Akademiker besonders stark vertreten sind, weiß, welche Probleme diese Stadt zu bewältigen hat. Dies bedeutet aber auch eine besondere gesellschaftspolitische Herausforderung, die über die eigentliche wirtschaftspolitische Aufgabe hinausgeht.
    Die Aufgaben, die Berlin sich zu stellen hat, kann man in drei Punkten zusammenfassen: Erstens. Auch Berlin braucht dringend die Verbesserung der Rahmenbedingungen, in denen eine Wirtschaft gedeihen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: Bravo!)

    Zweitens. Wir brauchen eine Verbesserung des Investitionsklimas. Das sind beides Probleme, die nur bundespolitisch gemeinsam zu lösen sind. Drittens. Wir brauchen gemeinsame Anstrengungen zur Beseitigung des negativen Erscheinungsbildes nach den vielfältigen Krawallen in der Vergangenheit. Gerade im Hinblick auf den letzten Punkt dürfen wir Berlin nicht allein lassen, denn es ist häufig die unsachliche und einäugige überregionale Berichterstattung, die ein verzerrtes Bild über die Lage in Berlin gibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist generell zu begrüßen, daß Berlin bewiesen hat, zu einem standhaften Verhalten bei der Realisierung seiner Haushaltspolitik mit gleichzeitigem Abbau der öffentlichen Verschuldung fähig zu sein. Berlin ist als erstes Bundesland mit einem Investitions- und Wachstumshaushalt 1982 mit einer



    Kittelmann
    11 %igen Steigerung der investiven Baumaßnahmen angetreten. Diese neu bewiesene Fähigkeit Berlins, selbst konkrete und richtungweisende Beispiele bei der notwendigen Selbsthilfe aufzuzeigen, wirken ermutigend.
    Es ist auch zu begrüßen, daß der neue Berliner Senat im Vollzug seines Haushalts Maßnahmen angeordnet hat, die es möglich machen, beschäftigungswirksame Aufträge unverzüglich zu erteilen und, was außerordentlich positiv ist, Investitionshemmnisse zu beseitigen, um mit dem Bau von 2 300 Wohnungen mit einem Volumen von immerhin 400 bis 500 Millionen Mark sofort anzufangen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Berlin mußte für alle Bürger spürbare, unpopuläre und harte Sparmaßnahmen treffen. Der Senat hat sich nicht gescheut, Gebühren für öffentliche Dienstleistungen erheblich zu erhöhen. Das geschieht deshalb, weil sich Berlin immer mehr seiner Rolle bewußt wird, selber mitzuhelfen, seine wirtschaftlichen Probleme zu bewältigen. Dies sollten alle Fraktionen in diesem Hause nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern ausdrücklich anerkennen. Ich hoffe auch, daß vor allen Dingen die Vorsitzende des Finanzausschusses, die mit den drei „B's" öffentlich dauernd versucht, polemisch an bestimmte Probleme heranzugehen, langsam beginnt, zumindest ein „B" aus ihrer Polemikkette zu streichen.

    (Dr. Spöri [SPD]: Welches? — Das war der Beitrag zum Subventionsabbau!)

    Ich finde, daß eins vor allem wichtig ist, nämlich das Vertrauen in die Berlin-Förderung nicht zu enttäuschen. Bei den Beratungen zur Verabschiedung des Haushaltsplans 1982 haben wir zur Kenntnis genommen, daß eine wesentliche Verbesserung der Berlin-Förderung notwendig ist. Die CDU/CSU unterstützte dieses Bestreben. Es war leider nicht möglich, das schon im Zuge der Beratungen im Januar 1982 umzusetzen. Um so dringlicher wird die Notwendigkeit, unverzüglich die Vorschläge aus Berlin zu prüfen und im positiven Sinne zu verabschieden.
    Wir hoffen, Herr Minister Lambsdorff, Herr Minister Matthöfer, daß es möglich sein wird, die Berliner Novellierungsvorschläge sehr schnell mit einer positiven Empfehlung der Bundesregierung in die zuständigen Ausschüsse des Bundestages zu bringen.
    Es ist unbestritten, daß die Berliner Wirtschaft dringend der Umstrukturierung der Präferenzen, die nach dem Berlin-Förderungsgesetz gewährt werden, bedarf, und zwar im Hinblick auf mehr und qualitativ hochwertige Arbeitsplätze. Was in Berlin heute versäumt wird, wird morgen teurer und immer schwieriger lösbar. Berlin braucht die Anreize, die nötig sind, um Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen vermehrt nach Berlin zu bekommen, um mehr Managementfunktionen nach Berlin zu bekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    )er Berliner Mittelstand benötigt eine bessere Posi-ion als Zulieferer für die Großindustrie.
    Die Verbesserung der Berlin-Förderung wird nicht in übertriebenem Maße reformerischen strukturpolitischen Kriterien nachlaufen, sondern sich pragmatisch an den wachsenden Strukturen orientieren. Ich finde, es ist allen Berliner Gruppierungen :u danken, daß sie versucht haben, im Rahmen eines Konsensverfahrens einheitliche Lösungen zu finden. Ich hoffe auch — wenn das zum Teil einzelnen auch schwerfallen wird, weil nicht in allen Fragen rolle Übereinstimmung erzielt worden ist —, daß in len Gremien, die darüber zu befinden haben, jetzt loch die Einigkeit wiederhergestellt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Hilfe, die Berlin braucht, lautet: keine Arbeitslätze gefährden, sondern neue schaffen.
    Der Berliner Wirtschaft gehört auch von dieser Stelle herzlicher Dank für ihr Engagement, für den Elan und für die Bereitschaft, immer wieder nachzusinnen, welche neuen Möglichkeiten es gibt.

    (Zuruf von der SPD: Auch die Ausbildungsplätze!)

    Ich darf zu dem Problem abschließend folgendes sagen: Die CDU/CSU stellt fest, daß sich mit der größeren Führungsfähigkeit, die der neue Senat in Ber-lin bewiesen hat, das wirtschaftspolitische Klima erfreulicherweise verändern wird, so daß mehr Investitionen in Berlin möglich sind. Wir gehören auch nicht zu denen, die die beschimpfen, die legitime Möglichkeiten, die das Berlin-Förderungsgesetz gibt, für sich beanspruchen und in Berlin investieren, sondern wir ermuntern ausgesprochen dazu.
    In Berlin hat sich ein politischer Wechsel vollzogen. Entgegen allen Vorhersagen, die negativ waren, hat die Bevölkerung die CDU-Regierung positiv aufgenommen. Es ist ein gutes Zeichen für die Lebensfähigkeit der Stadt, daß sie den demokratischen Wechsel wie selbstverständlich zur Kenntnis nimmt.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: Das gehört auch zur Gemeinschaftsaufgabe!)

    Dieser politische Wechsel soll von Grund auf eine politische und geistige Erneuerung auslösen.

    (Dr. Spöri [SPD]: Das ist eine Fortwirkung der Investitionszulage!)

    Es ist ermutigend zu sehen, daß dieser hohe Anspruch nicht nur von der neuen politischen Führung ausgeht, sondern daß er von der Stadt Berlin insgesamt getragen wird.
    Die CDU/CSU begrüßt die neugewonnene Handlungsfähigkeit Berlins, das Asylantenproblem anzugehen. Die CDU/CSU begrüßt, daß es möglich ist, das Problem der Hausbesetzungen zu lösen und daß es endlich auch möglich ist, neue Hausbesetzungen zu verhindern. Wir unterstützen die Bemühungen der Berliner Führung durch intensive Gespräche, die tiefgreifenden Differenzen in und zwischen gesellschaftlichen Gruppierungen zu überwinden.

    (Dr. Spöri [SPD]: Aha!)




    Kittelmann
    Wer auch immer in der Zukunft in Berlin regieren mag, muß mit uns hoffen, daß der Berliner Senat bei dieser Arbeit erfolgreich ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich darf abschließend noch kurz auf ein Problem eingehen. Die Lösung der Probleme unserer Stadt, der Stadt Berlin, die ich als Berliner ja immer mit besonderer Sorge verfolge, kann man nicht mit parteipolitischem Egoismus betrachten. Ich glaube, jeder politisch denkende Parlamentarier ist deshalb denen dankbar, die sich in Berlin, als es darauf ankam, nicht verweigert haben. Ich stimme, nachdem gestern der Landesvorstand der FDP eine Entscheidung getroffen hat, im wesentlichen dem zu, was Herr Hoppe dazu gesagt hat: Wenn diese Form der selbstzerstörerischen Auseinandersetzungen der Berliner FDP nicht schleunigst ein Ende findet, wird der Landesverband teuer dafür bezahlen, und es wird dem Ansehen der Bundespartei weiterer Schaden zugefügt.
    Für alle, die Bundesregierung, die Fraktionen dieses Hauses und — ich hoffe — darüber hinaus auch für alle gesellschaftlichen Gruppen muß es eine tägliche Aufgabe sein, die vorgenannten Leistungen, die in Berlin in den letzten Monaten im wesentlichen erbracht wurden, zu honorieren und die Stadt bei der Lösung dieser schwierigen Aufgaben nicht allein zu lassen, sondern sie täglich zu ermutigen. — Schönen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Spöri [SPD]: Kein einziges Wort zum Thema des Tages! — Gegenruf von der CDU/CSU: Berlin allein ist ein Thema des Tages, Herr Spöri!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren! Das Wort hat der Minister für Wirtschaft, Graf Lambsdorff.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Herr Kittelmann! Sie können sich — wie in der Vergangenheit — ganz unabhängig von der parteipolitischen Zusammensetzung darauf verlassen, daß die Bundesregierung Berlin nicht im Stich lassen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich aber bitte eins hinzufügen. Ich finde, von dieser Stelle sollte auch mal ein freundliches und dankbares Wort an den bundesdeutschen Steuerzahler gerichtet werden, der klaglos und ohne Murren die erheblichen Leistungen für Berlin finanziert.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Ich habe mich zum Schluß dieser Debatte dafür zu bedanken, daß wir hier eine — mit einer Ausnahme — sachliche und konstruktive Debatte miteinander geführt haben. Ich komme auf die Ausnahme zurück.
    Vielleicht täusche ich mich, vielleicht ist mein Eindruck falsch: Ich sehe die großen Gegensätze, die hier mit vielen Worten aufgetürmt worden sind, in
    der Sache und in der Substanz kaum — ich will nicht sagen: nicht, sondern: kaum.
    Zu einer Bemerkung von Ihnen, Herr Kiep. Sie haben gesagt, Sie wollten die Investitionszulage überhaupt nicht. Diese Information war neu. Dies macht in der Tat einen Gegensatz in der Sache aus, aber ich stelle bisher nicht fest, daß das die überwiegende Meinung auch bei Ihren Freunden ist.
    Lassen Sie mich ganz kurz auf einige Argumente eingehen.
    Erstens. Es wird gesagt, die Investitionszulage sei nur für die „Großen". Ich bin im Gegenteil der Meinung, daß bei dem kontinuierlichen Investitionsverhalten gerade von großen Unternehmen und der geringeren Flexibilität auch in Investitionsentscheidungen im Vergleich zu kleinen und mittleren Unternehmen gerade die letzteren in der Lage sind, vorzuziehen, den Anstoßeffekt aufzunehmen; denn wenn es wirklich die „Großen" wären, meine Damen und Herren, dann würde dieser Betrag, den wir hier zur Verfügung stellen, überhaupt nicht ausreichen. Das könnten j a ein, zwei, drei Unternehmen, wenn sie auf mehrere Jahre vorziehen und zusammenballen würden, allein in Anspruch nehmen. Das können sie aber gar nicht. Ich glaube, dieses Argument ist unzutreffend.
    Zweitens. Der Kern der Auseinandersetzung ist die Frage der Finanzierung. Frau Will-Feld, „Wechselreiterei" und „unseriöse Finanzierung", das klingt gut, aber es trifft den Kern der Sache nicht. Wir haben hier noch einmal klargemacht, daß die Steuerkorrektur zum 1. Januar 1984 die beiden Elemente, die Herr Genscher Herrn Kiep erklärt hat, beinhalten muß. Wir stimmen Ihnen zu, daß die Entwicklung der Lohnsteuer am 1. Januar 1984 zur Begradigung zwingt. Es führt überhaupt kein Weg daran vorbei, wenn Sie aber die vorgezogene Mehrwertsteuererhöhung ablehnen wollen, was kommt denn als Finanzierungsalternative in Frage?
    Nettokreditaufnahme? Allgemeine Meinung: zinstreibend, nein! Hier heute unisono zu hören.
    Ergänzungsabgabe? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen. Meine Auffassung und die Auffassung der Bundesregierung: geht nicht. Herr Spöri, wenn Sie die Ergänzungsabgabe wieder anführen, müssen Sie sagen, ob Sie sie bis ganz unten durchziehen wollen — das war j a einmal in der Diskussion — oder ob Sie sie nur oben haben wollen. Wenn Sie sie nur oben haben wollen, trifft sie genau diejenigen, die eigentlich investieren sollen;

    (Glos [CDU/CSU]: Herrn Vietor!)

    wenn Sie bis unten durchziehen, kommt wieder das Argument der sozialen Gerechtigkeit. Dann kriegen Sie allerdings erst die genügende Finanzierungsmasse, das Finanzierungsvolumen. Das ist j a leider so, wie Sie wissen.
    Arbeitsmarktabgabe? Darüber haben wir uns heute morgen unterhalten. Das funktioniert nicht.
    Erhöhung der Mineralölsteuer — ich zähle einmal alles auf, was in der Diskussion gewesen ist — hat hier niemand vorgetragen, will offensichtlich niemand.



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    Subventionen streichen? Das habe ich vorhin auch schon wieder gehört. Das ist natürlich völlig richtig — —

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Haben Sie Herrn Matthöfer vergessen?)

    — Moment! Herr Waigel, wir werden über diese Vorstellungen, die langfristiger Natur sind und einen strukturellen Ansatz bieten, noch miteinander diskutieren müssen.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Ich wollte es nur der Vollständigkeit halber einbringen!)

    Zur Finanzierung dieser Investitionszulage hat auch der Bundesfinanzminister eine solche Erhöhung nicht vorgeschlagen.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Aber in einem Memorandum!)

    — Er hat es dafür nicht vorgeschlagen; lesen Sie bitte das Memorandum. Ich weiß, es ist dick und kostet ein bißchen Zeit, aber es lohnt sich trotzdem, es zu lesen. Sonst lassen Sie sich von ihm die Kurzfassung geben. Die hat er auch parat.

    (Heiterkeit)

    Wir sollen Subventionen beschneiden. Herr Jens hat vorhin noch einmal gesagt: weniger Subventionen. Das ist völlig richtig. Ich würde Sie alle sehr gern daran erinnern, auch die Damen und Herren aus der Fraktion der CDU/CSU, nicht zuletzt natürlich die im nordrhein-westfälischen Landtag, wenn wir uns hier demnächst mit den Stahlproblemen zu beschäftigen haben. Glauben Sie im Ernst, es gäbe am Ende dieses Jahres unter dem Strich weniger Subventionen? Ja? Ich nicht.
    Was kommt denn dann, Frau Kollegin Will-Feld? Dann bleibt im Zweifel nur, da wir die Investitionszulage unter allen Umständen aufrechterhalten müssen, wenn wir nicht einen irrsinnigen Attentismus auslösen wollen, und dies wollen wir nicht — jeder kann sich darauf verlassen, daß das rückwirkend zum 2. Januar kommt —,

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    daß die Einkommens- und Lohnsteuerkürzung und -begradigung am 1. Januar 1984 um den Betrag, der dann zur Finanzierung notwendig ist, geringer ausfallen muß. Kann das die Lösung sein, die Sie wollen? Weniger indirekte und verlängerte, verzögerte, höhere direkte Steuern? Meine Damen und Herren, die Antwort auf die Frage muß doch gegeben wer- den: Welcher Weg zur Finanzierung — sagen Sie es ruhig so — löst den geringsten Schaden aus, ist am vertretbarsten? Der einzige, der die Antwort nicht zu geben braucht, ist Herr Kiep. Er sagt nämlich, er wolle die Investitionszulage nicht. Gut. Das ist in sich geschlossen.

    (Glos [CDU/CSU]: Richtig!)

    — Nun gut, aber das höre ich nicht von allen.
    Nächstes Argument: Alles sei im wesentlichen vom kleinen Mann zu bezahlen. Hier war die Ausnahme, die ich meinte, als ich sagte, wir seien in der heutigen Debatte konstruktiv und sachlich miteinander umgegangen. Lassen Sie mich das gegeneinander stellen — ich will gar nicht polemisch werden, zumal diejenigen, die solche Reden ablassen, immer alsbald das Plenum verlassen —:

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    Ich habe dem zugehört, was kurz hintereinander Herr Kollege Mitzscherling und Herr Geißler gesagt haben. Ich kann fast ausnahmslos jedes Wort unterschreiben, das Herr Mitzscherling vorgetragen hat. Ich kann fast ausnahmslos kein einziges Wort von dem unterschreiben, was Herr Geißler gesagt hat.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Glos [CDU/CSU]: Jetzt gehen Sie einen Schritt zu weit!)

    — Nein, ich gehe keinen Schritt zu weit.
    Was Herr Geißler gesagt hat — ich will mich gar nicht auf Herrn Cronenberg beziehen; das ist von ihm alles dargelegt worden —, hat mit dem Grundverständnis sozialer Marktwirtschaft nichts zu tun. Das wissen Sie auch ganz genau. Ich frage mich nur, warum Sie Herrn Geißler so frenetischen Beifall gezollt haben. Seiner Polemik und Demagogik an sich, die j a auch etwas wert sind — einverstanden. Aber dem Gehalt seiner Rede, von wegen Marktwirtschaft und gar soziale Marktwirtschaft, und dann in dem Kontext noch, Ludwig Erhard zitieren — um Himmels willen!

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Aber das war, wie gesagt, die einzige Ausnahme, die ich in der heutigen Debatte festgestellt habe.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nun werden Sie mal konkret, Herr Minister!)

    Was hat es denn in Wirklichkeit mit dem Vorwurf auf sich, wir lösten die Wirtschaftsprobleme zu Lasten des kleinen Mannes? Ich habe vor Monaten von dieser Stelle aus gesagt: Es wird bitter werden, und zwar deswegen, weil wir in Zeiten finanziellen Wohlbefindens die Gelder dorthin gegeben haben, wo sie vernünftigerweise auch haben hingehen müssen, nämlich zu den Beziehern kleiner und mittlerer Einkommen. Wenn wir wieder- einsammeln müssen, und zwar Volumen — nicht symbolische Akte beim Spitzensteuersatz, die in der Kasse nichts bringen — —

    (Westphal [SPD]: Das gehört aber auch dazu! — Dr. Spöri [SPD]: Vorbildfunktion!)

    — Aber unter dem Strich bringt es doch nichts; das wissen Sie doch auch. Dies wird unter anderen Gesichtspunkten diskutiert.
    Ich habe damals also gesagt, wir müßten dort wieder einsammeln; uns werde nichts anderes übrigbleiben. Nun füge ich eins hinzu: Es ist doch nur die Folge gesetzlicher Eingriffe, daß dort die Lasten getragen werden. Wenn hier von 11 000 Konkursen im vorigen Jahr gesprochen wird — Herr Jens hat das mit Recht beklagt —, wenn gleichzeitig — die Bundesbank hat das mitgeteilt — der Ertragseinbruch um 25 % bei den Unternehmen im vorigen Jahr beklagt wird — wird denn da nicht an der wirtschaftlichen Entwicklung mitgetragen? Der Unterschied liegt doch nur darin, daß das eine gesetzlichen Ein-



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    griffen folgt und sich das andere zwangsläufig aus dem betrüblichen wirtschaftlichen Ablauf ergibt.
    Es ist richtig: Dann bleiben ein paar ungeschoren. Die wird es leider immer geben. Die totale Gerechtigkeit hienieden auf dieser Welt schaffen auch die drei Fraktionen dieses Hauses nicht, auch nicht die Bundesregierung.

    (Roth [SPD]: Ein deutscher Zahnarzt kann auch ruhig mithelfen!)

    — Herr Roth, auf den Zwischenruf „Zahnarzt" habe ich geradezu gewartet. Es ist ungefähr acht Jahre her, als Sie mich als den „Oberarzt dieser Zahnärztepartei" bezeichnet haben. Erinnern Sie sich noch? Das war aber noch zu Ihren jungsozialistischen Zeiten. Inzwischen haben Sie ja auch etwas mitgemacht.

    (Heiterkeit bei allen Fraktionen — Roth [SPD]: Die Zahnärzte müssen auch ihren Beitrag leisten. Also machen wir es doch!)

    — Natürlich soll auch der Zahnarzt seinen Beitrag leisten. Die Frage ist doch nur, ob Sie das durch einen gesetzlichen Eingriff machen oder auf Grund freiwilliger Regelungen. Unterhalten Sie sich mit Ihrem Nachbarn Huonker; der wird Ihnen das erklären.

    (Heiterkeit)

    Lassen Sie mich auf ein Argument eingehen, das Herr Schwarz-Schilling gebracht hat und das zutreffend ist. Die Eigenkapitalsituation deutscher Unternehmen ist noch nie wirklich zufriedenstellend gewesen. Sie war schon besser als heute,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wesentlich besser!)

    aber auch schon schlechter. In vielen Reden im Ausland haben ich es gerade unseren amerikanischen und anderen Freunden immer wieder gesagt— auch jetzt wieder —: Die Bundesrepublik Deutschland ist im Vergleich zu den USA, Frankreich und England doch kein reiches, sondern ein armes Land.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Zwei Kriege, zwei Währungsschnitte, 11 Millionen Flüchtlinge integriert, das alles von null! Das sind doch die Gründe dafür — unter anderem; Sie können auch sagen: zu hohe Steuern, zu hohe Belastungen, zu geringe Ertragsmöglichkeiten —, daß in diesem Lande die private Kapitalbasis — gucken Sie sich die Bilanzen unserer Gesellschaften und die anderer Länder an — so schmal ist.

    (Dr. Schwarz-Schilling [CDU/CSU]: Sie ist weiter runtergegangen!)

    — Aber natürlich ist sie weiter heruntergegangen — wie in allen Ländern der Welt in den letzten Jahren.

    (Dr. Schwarz-Schilling [CDU/CSU]: Nein! Japan!)

    — Mit der einen Ausnahme: Japan. Ich komme darauf zurück.

    (Dr. Schwarz-Schilling [CDU/CSU]: Also nicht alle Länder der Welt!)

    Meine Damen und Herren, dieses macht auch deutlich, daß man sich in allen anderen Ländern viel länger den Wind von vorn leisten kann, ohne schnell darauf zu reagieren; in fast allen Ländern, nur nicht in der Bundesrepublik Deutschland. Bei uns fallen die Firmen und Unternehmen schneller um als anderswo, und zwar wegen dieser Entwicklung, die niemand von uns voll in der Hand haben konnte und voll steuern konnte. Ich sage: voll. Man macht immer seine eigenen Fehler auch dazu.
    Ihr Zwischenruf bezüglich Japan, Herr Schwarz-Schilling, ist durchaus gerechtfertigt, wenn man sich dort die Zahlen ansieht. Es ist auch überhaupt nicht zu bestreiten, daß in diesem Land als einzigem — aber ich behaupte: die Bundesrepublik Deutschland folgt fast an zweiter Stelle; ich glaube, man kann das Wort „fast" auch streichen — die Anpassung an die Veränderung der weltwirtschaftlichen Strukturen schnell bewältigt und geleistet worden ist.
    Aber mehr und mehr wird natürlich bei genauem Zusehen auch deutlich, daß das zum Teil dadurch geschehen ist, daß man die eigenen Probleme zu Lasten anderer gelöst hat, und zwar durch Protektionismus auf dem heimischen Markt, durch Importbarrieren gegen Einfuhren, durch eine Einfuhrbilanz, die ganz ungewöhnlich für ein hochindustrialisiertes Land ist.
    Auch das hat nicht nur alles Sonnenseiten; vielleicht für diejenigen, die es produzieren. Aber für die internationale Zusammenarbeit, für die weltwirtschaftliche Integration ist das kein Musterbeispiel.
    Ich wollte zum Schluß dieser Debatte auf diese wenigen Argumente eingehen und noch einmal sagen — darin besteht sicher Übereinstimmung —: Wir brauchen in unserer Situation in der Bundesrepublik in allererster Linie Investitionen und Innovationen. Herr Mitzscherling hat recht, wenn er sagt, private und öffentliche Investitionen gehörten zusammen. Selbstverständlich gehören sie zusammen. Nur darf sich keiner einbilden, öffentliche Investitionen könnten die privaten Investitionen ersetzen. Das ist schon vom Volumen her nicht möglich. Das stimmt schon beim Vergleich einfach nicht.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Wenn wir das wollen, werden wir noch eine harte und mühsame Strecke Weges miteinander zu gehen haben. Das wird die nächsten Jahre nicht leicht. Es wird noch manche Anforderung an unsere — auch politische — Kompromißbereitschaft und Kooperationsbereitschaft stellen.
    Ich bin nicht dafür, in platten Gemeinsamkeitsappellen zu machen. Wo Gegensätze sind — dazu kennen Sie mich genug —, meine ich, sollen sie auch an-und ausgesprochen werden. Aber im Ziel, in dem, was wir gemeinsam wollen, sind wir einig, hat vorhin einer der Redner der Opposition gesagt. Ich glaube, es war Herr Schwarz-Schilling. Deswegen meine ich, es lohnt sich mehr den Versuch zu unternehmen, den Weg zu diesem Ziel möglichst gemeinsam zu definieren und gemeinsam zu gehen und nicht zu große Wortvorhänge zu entwickeln, hinter denen



    Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff
    das zu verschwinden droht, was gar nicht zu verschwinden braucht. — Vielen Dank!

    (Beifall bei der FDP und der SPD)