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ID0908828500

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    Plenarprotokoll 9/88 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 88. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Müller-Emmert 5257 A Abweichung von der Geschäftsordnung 5257 B Beratung des Jahresgutachtens 1981/82 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/1061 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1982 der Bundesregierung — Drucksache 9/1322 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über steuerliche und sonstige Maßnahmen für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität (Beschäftigungsförderungsgesetz) — Drucksache 9/1400 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 5257C, 5345 B Dr. Waigel CDU/CSU 5265 A Roth SPD 5271 C Gattermann FDP 5275 C Dr. Geißler CDU/CSU 5278 B Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . 5284 B Cronenberg FDP 5287 A Dr. Mitzscherling SPD 5289 C Kiep CDU/CSU 5293 D Dr. von Dohnanyi, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg . . 5317 C Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU . . . 5322 B Genscher, Bundesminister AA 5326 A Gobrecht SPD 5329 B Hauser (Krefeld) CDU/CSU 5332 C Rentrop FDP 5334 B Dr. Spöri SPD 5335 D Frau Will-Feld CDU/CSU 5339 B Dr. Jens SPD 5340 D Kittelmann CDU/CSU 5343 A Vizepräsident Windelen 5283 C, 5298 C Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz über eine Volks-, Berufs-, Wohnungs- und Arbeitsstättenzählung (Volkszählungsgesetz 1983) — Drucksache 9/1350 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 5317A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 20. Mai 1980 über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis — Drucksache 9/1363 Dr. von Geldern CDU/CSU 5348 B Grunenberg SPD 5349 D Bredehorn FDP 5350 D II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 10. Dezember 1981 zum Nordatlantikvertrag über den Beitritt Spaniens — Drucksache 9/1362 — Handlos CDU/CSU 5351 D Schmidt (Würgendorf) SPD 5353 B Jung (Kandel) FDP 5353 D Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 5355 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 18. Mai 1981 zur Änderung des Unterzeichnungsprotokolls zum Zusatzabkommen vom 3. August 1959 zu dem Abkommen zwischen den Parteien des Nordatlantikvertrages über die Rechtsstellung ihrer Truppen hinsichtlich der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten ausländischen Truppen — Drucksache 9/1032 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 9/1356 — 5355 D Erste Beratung des von den Abgeordneten Magin, Schulte (Unna), Schmidt (Kempten), Stutzer, Frau Dr. Hartenstein und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 9/1170 -- 5356 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1981 hier: Haushaltsgesetz 1981 — Drucksachen 9/541, 9/1345 — . . . . 5356 B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 08 09 Tit. 682 01 — Zuschuß an die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein —— Drucksachen 9/1174, 9/1324 — . . . . 5356C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 11 11 Tit. 643 01— Kosten der Kriegsopferfürsorge (ausgenommen Darlehen) aufgrund des Bundesversorgungsgesetzes sowie entsprechende Leistungen aufgrund des Häftlingshilfegesetzes, des Gesetzes über die Unterhaltsbeihilfe für Angehörige von Kriegsgefangenen und des Gesetzes über die Entschädigung für Opfer von Gewalttaten —— Drucksachen 9/1233, 9/1325 — . . . . 5356C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 14 12 Tit. 643 01— Ersatzleistungen für Wege- und Straßenschäden - - Drucksachen 9/1177, 9/1326 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 27 02 Tit. 642 21 (Förderung des Besuchsreiseverkehrs) — Drucksachen 9/1213, 9/1327 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 32 05 Tit. 575 02 — Zinsen für Bundesschatzbriefe —— Drucksachen 9/1234, 9/1328 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei a) Kap. 11 12 Tit. 616 31 — Zuschuß an die Bundesanstalt für Arbeit (BA) — b) Kap. 11 12 Tit. 68101 — Arbeitslosenhilfe — c) Kap. 11 12 Tit. 68141 — Leistungen für die Teilnahme von Aussiedlern, Asylberechtigten und Kontingentflüchtlingen an Deutschlehrgängen —— Drucksachen 9/1160, 9/1329 — . . . . 5357 A Fragestunde — Drucksache 9/1386 vom 26. Februar 1982 — Verstoß gegen das Bundesberggesetz durch Sonderregelungen bei der Förderzinsberechnung für Erdöl und Erdgas; Berücksichtigung der niedersächsischen Einnahmen beim Länderfinanzausgleich MdlAnfr 65, 66 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Jens SPD Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 III Antw PStSekr Grüner BMWi 5298 D, 5299 A, B, C, D, 5300 A, C, D, 5301 A, B, C, D ZusFr Dr. Jens SPD 5299 A, B, 5300 C ZusFr Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . . 5299B, 5301 C ZusFr Broll CDU/CSU 5299 C, 5301 D ZusFr Auch SPD 5299D, 5300 C ZusFr Kiep CDU/CSU 5300 D ZusFr Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU . . . 5301A ZusFr Franke CDU/CSU 5301 A ZusFr Sielaff SPD 5301 B ZusFr Menzel SPD 5301 B Rückkehr eines am 2. Februar 1982 geflüchteten Grenzsoldaten in die DDR MdlAnfr 2, 3 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Voss CDU/CSU Antw StSekr Spangenberg BMB . 5302A, B, C, D, 5303A ZusFr Dr. Voss CDU/CSU . . . 5302 B, D, 5303A ZusFr Lintner CDU/CSU 5302 C Behandlung des bolivianischen Konsulats in Hamburg angesichts der Verpflichtungen aus der Wiener Konvention MdlAnfr 16 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 5303B, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 5303C, D Beurteilung der Wahlen vom 12. Februar 1982 in El Salvador MdlAnfr 17 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . 5304 A, B, C, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 5304 B, C ZusFr Herterich SPD 5304 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5304 D Ergebnisse der jüngsten Schmidt-Breschnew-Gespräche über Menschenrechte und Verbesserung der Ausreisemöglichkeiten für Deutsche in der Sowjetunion MdlAnfr 18, 19 26.02.82 Drs 09/1386 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5305A, B, C, D, 5306 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5305 A, B, 5306A, B ZusFr Herterich SPD 5305 C ZusFr Stiegler SPD 5305 C ZusFr Lintner CDU/CSU 5305D, 5306 C ZusFr Lorenz CDU/CSU 5306 B Protest von Präsident Reagan und Papst Johannes Paul II. gegen unseriöse Berichte der „Welt am Sonntag" MdlAnfr 21 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Nöbel SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5306D, 5307 A ZusFr Dr. Nöbel SPD 5306 D Lagerung von amerikanischem Nervengas in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 22 26.02.82 Drs 09/1386 Sielaff SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5307 A, C, D, 5308 A, B, C, D ZusFr Sielaff SPD 5307C, 5308 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5307 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 5307 D ZusFr Leuschner SPD 5308 A ZusFr Dr. Soell SPD 5308 B ZusFr Stiegler SPD 5308 C ZusFr Frau Blunck SPD 5308 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 5308 D Ausrüstung der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten US-Streitkräfte mit Nervengas und dessen Lagerung auf deutschem Gebiet MdlAnfr 23, 24 26.02.82 Drs 09/1386 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . 5309 A, B, C, D, 5310 A, B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 5309 A, B, C, D ZusFr Sielaff SPD 5310A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5310A ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 5310 B Fortsetzung der Wattenmeergespräche mit Dänemark und den Niederlanden MdlAnfr 72 26.02.82 Drs 09/1386 Frau Blunck SPD Antw PStSekr Gallus BML . . 5310 C, D, 5311A, B ZusFr Frau Blunck SPD 5310D, 5311A ZusFr Leuschner SPD 5311A ZusFr Sielaff SPD 5311B Bereitstellung zusätzlicher Mittel für die Dorfsanierung und für Investitionen im ländlichen Raum MdlAnfr 73, 74 26.02.82 Drs 09/1386 Funk (Gutenzell) CDU/CSU IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Antw PStSekr Gallus BML 5311 C, D, 5312 A, B, C, D, 5313 A, B, C, D, 5314 A, B, C, D ZusFr Funk (Gutenzell) CDU/CSU . . . 5311D, 5312A, 5313B, C ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . 5312 A, B, 5313 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5312 B ZusFr Kolb CDU/CSU 5312 C ZusFr Stiegler SPD 5312 D ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 5312 D ZusFr Susset CDU/CSU 5313 C ZusFr Horstmeier CDU/CSU 5314 A ZusFr Franke CDU/CSU 5314A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 5314 B ZusFr Herberholz SPD 5314C ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 5314 D ZusFr Jagoda CDU/CSU 5314 D Auswirkungen der belgischen und dänischen Abwertungen auf die EG-Agrarmindestpreise MdlAnfr 75, 76 26.02.82 Drs 09/1386 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . . 5315 A, B, C, D, 5316A ZusFr Eigen CDU/CSU 5315 A, C, D ZusFr Horstmeier CDU/CSU 5316A Aufstockung der Sozialleistungen für arbeitslose Ernährer von Familien durch Umschichtungen bei den Leistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz MdlAnfr 77, 78 26.02.82 Drs 09/1386 Keller CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 5316B, D ZusFr Keller CDU/CSU 5316C Nächste Sitzung 5357 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5359* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 5257 88. Sitzung Bonn, den 4. März 1982 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 5. 3. Dr. van Aerssen * 5. 3. Dr. Ahrens * 5. 3. Amling 5. 3. Antretter 5. 3. Böhm (Melsungen) * 4. 3. Frau Dr. Däubler-Gmelin 5. 3. Dallmeyer 5. 3. Eickmeyer * 4. 3. Dr. Enders * 5. 3. Feinendegen 5. 3. Dr. Feldmann 5. 3. Frau Fuchs 5. 3. Dr. Haussmann 5. 3. Frau Dr. Hellwig 5. 3. Dr. Hirsch 5. 3. Frau Huber 5. 3. Dr. Hubrig 5. 3. Jahn (Marburg) 5. 3. Dr. Kreutzmann 5. 3. Meinike (Oberhausen) 5. 3. Dr. Müller * 5. 3. Müller (Bayreuth) 5. 3. Reuschenbach 5. 3. Rohde 5. 3. Dr. Schäuble * 5. 3. Schmidt (Wattenscheid) 4. 3. Schröder (Wilhelminenhof) 5. 3. Dr. Solms 5. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 4. 3. Graf Stauffenberg 5. 3. Dr. Wieczorek 5. 3. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Horst Gobrecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit der Aufforderung an alle Bürger, Gruppen und Institutionen der Bundesrepublik, an dieser Gemeinschaftsinitiative für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität teilzunehmen, mit der Einbringung eines Beschäftigungsförderungsgesetzes durch die Fraktionen der SPD und der FDP heute beweist die Koalition Handlungswillen und Handlungsfähigkeit.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Denn uns Sozialdemokraten beunruhigt hohe Arbeitslosigkeit auf das tiefste. Wir schieben die Verantwortung nicht allein auf die Wirtschaft, sondern wir kommen der staatlichen Mitverantwortung durch staatliches Handeln nach. Jedenfalls, meine Damen und Herren, können wir nicht auf ominöse Selbstheilungskräfte des Marktes vertrauen oder gar bauen. Wer dies immer noch tut, muß sich Ergebnisse regierungsamtlichen Nichthandelns, regierungsamtlicher Gleichgültigkeit, regierungsamtlicher Untätigkeit gegenüber dem Schicksal von Millionen Arbeitslosen in England unter der Premierministerin Thatcher oder in Amerika unter dem konservativen Präsidenten Reagan vorhalten lassen; so ist das.

    (Beifall bei der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Was ist denn in Deutschland los? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Die sozialliberale Koalition hier in der Bundesrepublik stellt sich, wie gesagt, der staatlichen Mitverantwortung für Arbeitsplätze durch die Einbringung dieses Beschäftigungsförderungsgesetzes. Es enthält die Einführung einer befristeten Investitionszulage von 10 %,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das wissen wir doch schon!)

    die Erhöhung der Umsatzsteuer von 13 % und 6,5 auf 14 % und 7 % ab 1. Juli 1983, also nächsten Jahres, die vorgezogene Neubewertung unbebauter, baureifer Grundstücke, die Beschleunigung des Steuereingangs bei Mehrergebnissen aus länger dauernden finanzamtlichen Betriebsprüfungen, die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für die Gewährung von Bildungsbeihilfen an arbeitslose Jugendliche und die Beteiligung der Rentner an den Kosten ihrer Krankenversicherung ab 1984.
    Meine Damen und Herren, dieses Beschäftigungsförderungsgesetz, das wir hier heute einbringen, ist keine isolierte Maßnahme, sondern die konsequente Fortsetzung einer langfristigen Politik, die sich die staatliche Unterstützung eines zwangsläufigen Strukturwandels und einer erforderlichen Modernisierung unserer Wirtschaft und zugleich die Sicherung und Erhaltung bestehender wie die Schaffung neuer Arbeitsplätze zum Ziel gesetzt hat. Dem dienten im Bereich der Steuerpolitik in den letzten Jahren bereits eine Reihe von Gesetzen zur Steuerentlastung und Investitionsförderung, die zugleich die steuerlichen Bedingungen für Investitionen verbessert haben und eine zu starke steuerliche Belastung der Arbeitnehmer durch die Lohnsteuer und der selbständigen Unternehmen durch die Einkommen-
    und Körperschaftsteuer vermeiden sollten und vermieden haben.
    Wir haben auch — und auch das gehört zur Verbesserung dieser Bedingungen — im Jahre 1981 ganz massiv Subventionen abgebaut. Man kann nur sagen, daß der Herr Geißler das ganze vorige Jahr verschlafen haben muß. Zum erstenmal weist der jetzt vorliegende Subventionsbericht der Bundesregierung bei den Zuwächsen der Subventionen eine nach unten weisende Kurve aus;

    (Zustimmung des Abg. Dr. Spöri [SPD])




    Gobrecht
    zum erstenmal geht es mit den Subventionen herunter und nicht herauf. — Das ist nur ein Punkt in einer, wie ich fand, auch ansonsten sehr unanständigen Rede, die Herr Geißler hier gehalten hat.

    (Unruhe bei der CDU/CSU und Zurufe von der CDU/CSU: Na, na, na! — Sind Sie mal froh, daß Sie ein anständiger Mensch sind!)

    — Das ist meine persönliche Meinung und nicht meine persönliche Meinung allein.

    (Zustimmung bei der SPD — Zuruf von der CDU/CSU: Aber trotzdem!)

    Denn ich meine schon, er hat hier wirklich eine Gratwanderung vorgenommen, die, höflich ausgedrückt, ganz hart an Unwahrheit und Unseriosität vorbeigegangen ist.

    (Zustimmung bei der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Dem genannten Ziel, die steuerlichen Investitionsbedingungen zu verbessern, dienen dauerhaft die erst kürzlich erneut erhöhte degressive Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter ebenso wie die Ausdehnung des Verlustrücktrages und die Zinsverbilligung von Krediten für kleine und mittlere Unternehmen. Dies ist für uns immer eine ganz entscheidende Zielgruppe gewesen, und so bleibt es. Daran ändern auch Polemiken nichts.
    Diesen dauerhaft angelegten Anreizen für Investitionen in der Wirtschaft wird durch dieses Beschäftigungsförderungsgesetz jetzt als Ergänzung die Einführung einer zeitlich begrenzten Investitionszulage in Höhe von 10 % für bewegliche Wirtschaftsgüter und für Betriebsgebäude hinzugefügt. Meine Damen und Herren, trotz allem verbandsmäßigen Herummeckerns an diesem Instrument — und man bemerkt ja oft die parteipolitische Ausrichtung, die dahintersteht — weiß ich aus vielen Diskussionen vor allem im Bereich der kleinen und mittleren Betriebe und aus meiner beruflichen Erfahrung, daß dies eine sinnvolle und wirksame Ergänzung der genannten Dauermaßnahmen ist. — Im einzelnen wird mein Kollege Spöri nachher zu den Investitionszulagen und insbesondere zu der Kritik, die hier heute morgen geübt worden ist, noch einiges hinzufügen.
    Die zur Finanzierung des Beschäftigungsförderungsgesetzes vorgeschlagene maßvolle Erhöhung der Mehrwertsteuer kann als Steuererhöhung natürlich von niemandem jubelnd begrüßt werden. Doch wer mit Entschiedenheit eine Ergänzungsabgabe zur Einkommen- und Körperschaftsteuer für die höheren Einkommen ebenso abgelehnt hat wie eine Zwischen- oder Vorfinanzierung durch Kreditaufnahme einerseits und weiteren Subventionsabbau andererseits, wer ebenso vehement eine sozial flankierte Mineralölsteuererhöhung ablehnt — und das geht ja quer durch das Haus —, der hat jede Berechtigung zur Kritik an der Finanzierung dieses Beschäftigungsförderungsprogramms durch eine maßvolle Mehrwertsteuererhöhung verloren. Das muß man, finde ich, einmal deutlich sagen.

    (Beifall bei der SPD)

    Mit anderen Worten, wer scheinheilig diese Finanzierung ablehnt, der will in Wirklichkeit nichts für die Arbeitslosen tun, der will — das muß ich leider deutlich wiederholen — auch in Deutschland Thatcher-Politik. Für uns Sozialdemokraten kommt eine solche Politik nicht in Frage.
    Meine Damen und Herren, ein Wort zur über hundertjährigen Tradition der Sozialdemokraten — einer Tradition seit Lassalle —, die indirekten Steuern abzulehnen. Es war schon amüsant, ausgerechnet im „Handelsblatt" die uns wertvolle Geschichte unserer Partei in diesem Punkt vorgehalten zu bekommen. Wir haben ja den Vorteil, daß wir eine so alte Partei und damit auch eine Partei mit Geschichte in solch konkreten Punkten sind. Aber, meine Damen und Herren, was für Krokodilstränen im „Handelsblatt"!
    Immerhin, die Tatsache, daß dies ausgerechnet im „Handelsblatt" abgedruckt war, ist für viele Sozialdemokraten sicherlich im umgekehrten Sinn, als es sich das „Handelsblatt" gedacht hat, hilfreich gewesen. Denn es hat doch die Bemühungen gefördert, der Sache auf den Grund zu gehen, ob nämlich heute die wirtschaftlichen Verhältnisse und damit die Wirkungen indirekter Steuern noch so seien, wie sie in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren. Das Ergebnis war, daß die SPD längst zur Kenntnis genommen hat, daß das traditionelle Bild von der extrem unsozialen Verteilung der indirekten Steuern in mehreren Punkten von den Realitäten des Steuersystems in der Bundesrepublik von heute abweicht. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, sicherlich nicht gerade von konservativen Interessen stark eingefärbt, hat nach gründlichen Untersuchungen die Auffassung widerlegt, daß indirekte Steuern am meisten die Kleinsteinkommen träfen und mit steigendem Einkommen die Belastungswirkungen kraß zurückgingen.
    Es wäre im übrigen ganz hilfreich — daß darf ich hinzufügen —, wenn einige Düsseldorfer Wissenschaftler nicht selektiv immer nur das läsen, was den altüberkommenen Litaneien entspricht, sondern sich auch mit dem auseinandersetzten, was den eigenen Standpunkt vielleicht einer Überprüfung zuführen könnte.
    Meine Damen und Herren, wie wichtig und richtig die Ankündigung der Bundesregierung und der Koalitionsfraktionen in der Begründung dieses Beschäftigungsförderungsgesetzes ist, die Mehreinnahmen — ich drücke mich hier sehr präzise aus — aus der Erhöhung der Umsatzsteuer nach ihrer Verwendung für die Investitionszulage im Jahre 1983 ab 1984 für allgemeine Erleichterungen bei der Lohn-
    und Einkommensteuer zu verwenden, ist gewiß spätestens gestern durch die Lektüre von Berichten über das neueste Gutachten des Münchener IfoWirtschaftsforschungsinstituts klargeworden. Denn darin wird sehr plastisch, sehr deutlich, sehr drastisch darauf hingewiesen — was wir natürlich wissen und wußten —, daß die in den letzten Jahren stabilste Säule der Finanzierung der Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden, nämlich die Lohnsteuer der Arbeitnehmer, fast doppelt so schnell



    Gobrecht
    wächst, wie die Bruttolohn- und -gehaltssumme eben derselben Arbeitnehmer.
    Wenn wir, die wir hier im Bundestag von unseren Fraktionen mit der Steuerpolitik beauftragt worden sind, schon manche Beulen ausgerechnet aus Steuersenkungsgesetzen bekommen haben — nicht nur von den Kollegen hier, die sich für den Haushalt besonders verantwortlich fühlen, sondern auch von den Bürgern, obwohl Senkungen an sich doch etwas Positives zu sein scheinen —, dann geschah das natürlich aus dem Gesichtspunkt heraus, daß die Milliardensummen, um die es hier insgesamt immer geht, bei dem einzelnen längst nicht all die Senkungserwartungen erfüllen können, die sich zuvor an so hohe Summen geknüpft haben.
    Gleichwohl werden wir auf Grund dieser Entwicklung insbesondere bei der Lohnsteuer die im Beschäftigungsförderungsgesetz enthaltene Ankündigung allgemeiner Erleichterungen auf Grund der sonst mit doppelter Geschwindigkeit gegenüber der Steigerung der Löhne und Gehälter wachsenden Lohnsteuer sehr ernst nehmen.
    Einfach gesagt, meine Damen und Herren: Der Lassalle von heute würde nicht gegen die indirekten Steuern, gegen die Mehrwertsteuer wettern, sondern er würde, wie man es auch heute feststellt, wenn man z. B. mit Betriebsräten redet, gegen einen zu hohen Lohnsteuerdruck kämpfen. Das muß man heute wirklich zur Kenntnis nehmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich einmal aus der Antwort der „Stuttgarter Zeitung" auf diesen hübschen Artikel im „Handelsblatt" zitieren:
    Ob nun Lassalle die Steuerkröte Mehrwertsteuer geschluckt hätte oder nicht, ist für die heutigen Steuerzahler weit weniger interessant, als die Frage, welche Einkommensgruppen bei der zum Ausgleich der Mehrwertsteuererhöhung anstehenden Lohnsteuersenkung stärker begünstigt werden als andere. Den Empfehlungen des Sozialisten Lassalle werden diejenigen, die ihn heute zitieren, in dieser Frage mit ziemlicher Sicherheit nicht folgen.
    Ich finde, das ist in der „Stuttgarter Zeitung" gut ausgedrückt.
    Lassen Sie mich jetzt Herrn Bundesminister Genscher etwas sagen. Ich kann es sagen, obwohl er nicht mehr da ist.

    (Zuruf des Abg. Genscher [FDP])

    — Herr Abgeordneter Genscher, ich bitte um Verzeihung. — Lassen Sie mich bei diesem Punkt zur Vorsteuerpauschale einen Satz sagen. Zunächst einmal muß natürlich die Mehrwertsteuererhöhung so, wie sie das Beschäftigungsförderungsgesetz vorsieht, im Bundesgesetzblatt stehen. Ich gehe davon aus, daß trotz vielen Getöses hierfür eine ganz reelle Chance besteht, so, wie die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen es vorgeschlagen haben. Dann werden wir diese Frage ganz ernsthaft prüfen. Denn es ist ja kein Geheimnis, daß auch in meiner Fraktion eine Reihe von Kollegen auf diesen Punkt ausdrücklich hinweisen. Sie können es vielleicht nicht wissen,
    aber einige Kollegen von mir wissen es: Wenn es um die Fragen der Besteuerung der Landwirtschaft geht, spreche ich nicht wie ein Blinder von der Farbe; ich habe da durchaus eigene Erfahrung und auch
    — sagen wir einmal so — dörfliche Bezüge.
    Im übrigen, meine Damen und Herren, zieht sich ganz kontinuierlich ein roter Faden — das sage ich als Sozialdemokrat natürlich besonders gern — durch unsere gesamte Steuerpolitik durch. Das gilt für die im Zusammenhang mit diesem Beschäftigungsförderungsgesetz vorgeschlagene maßvolle Anhebung der Mehrwertsteuer genauso wie für die letzten Steuergesetze, die wir hier gemacht haben: Die Steuerstruktur — d. h. das Verhältnis der direkten und der indirekten Steuern am gesamten Steueraufkommen — wird verbessert, wenn zum einen die indirekte Mehrwertsteuer erhöht und zum anderen ab 1984 diese Erhöhung durch eine Senkung der Lohn- und Einkommensteuer an die Betroffenen zurückgegeben wird. Zugleich wird dadurch — da stimme ich mit meinem Vorredner überein — das Steuersystem leistungs- und investitionsfreundlicher.
    Ich wundere mich nur über eines, meine Damen und Herren. Diesen Gesichtspunkt der Steuerstruktur hat z. B. der bayerische Ministerpräsident auch immer wieder als richtig und wichtig betont.

    (Dr. Spöri [SPD]: Sehr richtig!)

    — Es ist ja nicht alles, was der Strauß sagt, falsch.

    (Beifall der Abg. Frau Will-Feld [CDU/ CSU])

    — Ja, Frau Kollegin Will-Feld, Sie kennen mich aus dem Finanzausschuß. Mir ist zunächst einmal egal, wer etwas sagt. Ich kümmere mich eher darum, was da gesagt worden ist. Es ist also — ich wiederhole das — nicht alles falsch, was da gesagt wird. Aber warum es nun ausgerechnet dann falsch sein soll, wenn die Bundesregierung hier einen konkreten Vorschlag macht,

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Schreiben Sie das ins Gesetz hinein; das glaubt Ihnen ja keiner mehr!)

    kann ich dann natürlich auch nicht verstehen. Wissen Sie, mein lieber Kollege, wie ich das nennen würde? Ich würde das „Ablehnungsopportunismus" nennen. Gerade wie es paßt, so macht man es.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Der Steuergerechtigkeit dient die im Gesetzentwurf vorgesehene Beschleunigung des Steuereingangs bei unstreitigen Mehrergebnissen aus lang andauernden finanzamtlichen Betriebsprüfungen. Das geht natürlich vor allem um Großunternehmen. Wenn schon aus verschiedenen Gründen eine von uns Sozialdemokraten lange geforderte volle Verzinsung der Steuererstattungsansprüche ebenso wie die steuerlichen Nachzahlungen — als Steuerberater weiß ich ja, daß das letztere bei den Mandanten aus dem Unternehmensbereich eine ganz große Rolle spielt — derzeit immer noch nicht möglich sind, sollte man wenigstens alle Schritte tun, die hier etwas mehr Steuergerechtigkeit und etwas weniger zinslose Stundung für diesen Bereich bringen. Denn



    Gobrecht
    — das sollte man nicht vergessen — die lohnsteuerzahlenden Arbeitnehmer werden immer sofort zur Kasse gebeten, in der Regel zunächst sogar zu hoch. Auch dies muß man einmal im Zusammenhang mit der Steuergerechtigkeit sehen.
    Die im Beschäftigungsförderungsgesetz geplante vorgezogene Neubewertung der unbebauten baureifen Grundstücke ist für uns ein erster Schritt bei der Erfassung des Grundvermögens mit annähernd zeitgerechten und zutreffenden Werten bei den Steuern, die von diesen Einheitswerten abhängig sind. Das sind j a immerhin die Grundsteuer, die Vermögensteuer, die Erbschaftsteuer, die Gewerbesteuer, teilweise auch die Grunderwerbsteuer.
    Zugleich ist dieser Punkt der Gesetzgebung mit einer Einnahmeverbesserung, insbesondere bei den Gemeinden, aber auch bei den Ländern, verbunden. Da dieser Schritt wegen der Rückwirkung bei den Ertragsteuern zugleich zu gewissen Mindereinnahmen beim Bund führt, sehen Sie, daß wir das Wort „Gemeinschaftsinitiative" auch beachten, wenn es darum geht, die Gemeinden, die j a — wie der Kollege Mitzscherling heute morgen schon gesagt hat
    — zwei Drittel der öffentlichen Investitionen machen, mit mehr Finanzmitteln auszustatten.
    Ein entscheidender steuerpolitischer Gesichtspunkt ist in diesem Zusammenhang natürlich die inzwischen eingetretene außerordentliche Bevorzugung bei der steuerlichen Erfassung der Werte des Grundvermögens. Denn unbebaute Grundstücke sind heute im Schnitt nur noch mit einem Zehntel bei den Steuern erfaßt, während z. B. das Sparvermögen oder das Betriebsvermögen bei den einheitswertabhängigen Steuern voll angesetzt wird. Dieser erste Schritt ist dringend notwendig. Zugleich kann mit diesem Schritt etwas gegen die Bodenhortung getan werden, was aus vielen bodenpolitischen und städtebaulichen Gründen ein sinnvoller Schritt ist.

    (Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Sie treffen doch wieder den kleinen Mann!)

    — Ach wissen Sie, der kleine Mann wird von der CDU/CSU immer dann vorgeschoben, wenn es darum geht, „große" Interessen zu sichern. Das sollten Sie nun wirklich nicht immer tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Zum Schluß möchte ich an die Kollegen der CDU/ CSU-Fraktion appellieren — ich weiß, daß kooperative Bereitschaft zumindest im Finanzausschuß des Deutschen Bundestages besteht —, dieses Gesetz zügig zu beraten. Ich möchte an den Bundesrat appellieren. Dieses Beschäftigungsförderungsgesetz hat es verdient, konstruktiv und zügig, nämlich schnell beraten zu werden. Wie immer man inhaltlich zu dieser Gemeinschaftsinitiative steht, eines müßte auf jeden Fall klar sein: Die Entscheidungen darüber müßten schnell fallen, denn eine zögerliche Behandlung dieses Gesetzes würde eine Abwartehaltung, den berüchtigten Attentismus, auslösen. Diesen können wir nun in der gegenwärtigen Wirtschaftslage weder für die Arbeitnehmer noch für die Unternehmen gebrauchen. Dies würde schweren Schaden für die Bundesrepublik bedeuten.
    Die Koalitionsfraktionen im Deutschen Bundestag werden für eine zügige, intensive Beratung und dafür sorgen, daß dieses Gesetz noch in diesem Monat im Deutschen Bundestag verabschiedet wird. — Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Georg Leber
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hauser (Krefeld).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hansheinz Hauser


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In dem Jahreswirtschaftsbericht heißt es:
    Für den Strukturwandel und die Wiedergewinnung eines hohen Beschäftigungsstandes spielen kleine und mittlere Unternehmen und freie Berufe eine wichtige Rolle. Die Bundesregierung wird dies bei der Ausgestaltung ihrer Politik zur Sicherung günstiger wirtschaftlicher Rahmendaten auch künftig in Rechnung stellen.
    Wenn man das so liest, dann hört sich das gut an. Es bestreitet wohl auch niemand die Bedeutung der mittelständischen Unternehmen in unserer Volkswirtschaft.
    Über die zentralen Fragen, die diese Betriebe heute bewegen, nämlich die Fragen, wie können sie ihre Ertragskraft sichern, wie können sie dafür sorgen, daß ihr Eigenkapital nicht weiter abschmilzt, und wie können sie sich von den immer größer werdenden Raten der Fremdfinanzierung frei machen, steht im Jahreswirtschaftsbericht nichts. Dies ist der zentrale Punkt, der für die Sicherung der Existenz kleiner und mittlerer Unternehmen einmal in den Vordergrund gestellt werden muß.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Die Unternehmenserträge sind erheblich unter Druck geraten. Es kommt entscheidend darauf an, den Druck auf die Erträge zu beseitigen, sagt die Bundesbank.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Deswegen nützt es gar nichts, daß wir hier jetzt große Grundsatzdebatten führen, daß wir Grundsätze beschwören, ob der eine mehr für Marktwirtschaft, der andere mehr für irgendwelche andere Formen von Wirtschaftspolitik ist, sondern es kommt entscheidend darauf an, wie das in der Praxis aussieht. In der Praxis sieht das so aus, daß in den letzten zehn Jahren die Eigenkapitalbasis des Mittelstandes auf unter 20 % abgesunken ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Diese absinkende Eigenkapitalquote bedeutet im Klartext, daß die Betriebe zu 80 % auf Fremdkapital angewiesen sind, und das bedeutet eine 80%ige Abhängigkeit von der staatlichen Konjunkturpolitik und den Wechselbädern des Go und Stop.
    Das ist der Hintergrund, warum wir auch im Jahre 1981 wieder eine große Zahl von Konkursen zu beklagen hatten. Es ist sicherlich nicht zu bestreiten, daß dabei auch Managementfehler eine Rolle gespielt haben. Aber inzwischen ist auch unbestritten — das sagen nicht diejenigen, die davon unmit-



    Hauser (Krefeld)

    telbar betroffen sind, sondern die sehr nüchternen
    und auf Abstand bedachten Institute und Fachleute
    —, daß gerade die mangelnde Eigenkapitalausstattung unserer Betriebe und die immer weiter steigenden Kosten das entscheidende Kriterium für den Verfall des Mittelstandes sind. Zwölftausend mittelständische Unternehmen mußten im vorigen Jahr in Konkurs gehen. Das bedeutet fünfzig pro Tag. Das sind insgesamt 300 000 bis 350 000 Arbeitsplätze, die bei dieser Konkurswelle unwiederbringlich verlorengegangen sind.

    (Beifall bei der CDU)

    Das bedeutet auch etwa 8 000 Ausbildungsplätze. Herr Kollege Roth, Sie haben heute morgen gesagt, das Handwerk lüge, wenn es seine Ausbildungskapazitäten und seine Ausbildungsleistung herausstelle. Ich würde Ihnen empfehlen, einmal den Herrn Bundeskanzler zu befragen, warum er denn das Handwerk — —

    (Roth [SPD]: Das ist eine Fälschung!)

    — Das ist gar keine Fälschung. Ich war dabei, als er bei dem Abend des Handwerks im Zentralverband gesagt hat, daß er dem Handwerk gratuliere und es zu der hervorragenden Ausbildungsleistung, die die Jugend von den Problemen der Nichtfindung eines Ausbildungsplatzes befreit hat, beglückwünsche.

    (Roth [SPD]: Was Sie zu mir sagen, ist eine Fälschung! — Gegenrufe von der CDU/ CSU)

    — Ob Ihnen das paßt oder nicht, dies hat der Bundeskanzler gesagt.

    (Roth [SPD]: Das ist gut!)

    — Und dann sagen Sie, das Handwerk habe gelogen und mit Zahlen operiert, die nicht zutreffen.

    (Roth [SPD]: Das letzte ist eine Fälschung! Lesen Sie das nach! — Gegenrufe von der CDU/CSU)

    — Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich weiß, daß es immer schwierig ist, Unliebsamkeiten zu hören.
    Aber warum haben wir denn in den letzten Jahren auf die Ausbildungsabgabe verzichten können? Doch deshalb, weil gerade die mittelständische Industrie und der mittelständische Bereich in Handel und Handwerk eine so überragend große Zahl von Ausbildungsplätzen bereitgestellt hat, wie es niemand vorher erwarten konnte und erwartet hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Diese Ausbildungsplätze werden im Rahmen dieser Konkurswelle und dieser Politik zusätzlich gefährdet, neben all dem, was das für die Situation des Unternehmers selbst und seiner Familie, über die j a niemand redet, bringt. Da wird j a nur von den Arbeitslosen gesprochen, die dadurch auf die Straße kommen. Wer redet denn von dem Unternehmer und seiner Familie, die zum Teil mit 60 bis 70 Stunden pro Woche bis zum Umfallen versucht haben, den Betrieb zu retten. Um deren Existenz und um deren
    Schicksal kümmert sich hinterher niemand mehr. Davon spricht doch niemand.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr.-Ing. Kansy [CDU/CSU]: Die sollten doch auf Belastbarkeit getestet werden!)

    Es kommt noch ein weiteres hinzu. Wir haben eine große Zahl von risikobereiten Arbeitnehmern, die gern auch eine Existenz begründen möchten. Darum ist die Sicherung der mittelständischen Unternehmen gleichbedeutend mit dem Schaffen von Voraussetzungen für neue Unternehmen und für mehr Selbständigkeit. Dazu hat die Bundestagsfraktion der CDU/CSU bereits vor langer Zeit einen ganz konkreten Vorschlag gemacht, nämlich das Ansparen von Eigenkapital, vergleichbar mit dem Bausparen. Dazu steht auch heute etwas in unserem Entschließungsantrag unter III.
    Meine Damen und Herren, alle Programme — Existenzgründungsprogramm und wie das alles heißt — gehen im Grunde j a am Kern der Dinge vorbei.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    So gut und so nett es ist, wenn hier zinsbegünstigt Mittel zur Verfügung gestellt werden, es bleiben Fremdmittel. Entscheidend ist, daß eigenes Kapital zur Verfügung steht. Herr Professor Giersch hat gesagt, 10 000 neue Unternehmer schaffen 1 Million Arbeitsplätze.
    Jetzt will ich Ihnen einmal sagen, wie das in der Praxis aussieht. Im Eigenkapitalhilfeprogramm ist ausweislich des Bundeshaushalts und der Rechnungen im Jahre 1980 für alle, die daran partizipiert haben, für die Existenzgründung ein Zuschuß von ganzen 903 DM geleistet worden. Das sind Zinssubventionen von monatlich 75 DM. Setzen Sie dies jetzt einmal ins Verhältnis zu dem was die Bundesregierung bereit ist, über BAföG einem Schüler zu zahlen, wenn er eine sturmfreie Bude haben möchte.

    (Zurufe von der SPD)

    Das sind Beträge, die in diesem Verhältnis überhaupt nicht mehr zu vergleichen sind. Ganze 75 DM und keine Mark mehr sind Ihnen neue selbständige Existenzen wert, und bei BAföG ist Ihnen jedes Mittel recht.
    Deswegen bringt auch die Aufstockung der Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau, deswegen bringt die Aufstockung des ERP-Sondervermögens keine Lösung der Probleme. Es wird sozusagen nur vorgegeben, die Probleme lösen zu können.
    Der Herr Bundesaußenminister hat hier vorhin von der Gemeinschaftsinitiative und von den Unsicherheiten, die beseitigt werden müßten, gesprochen. Genau diese Unsicherheiten sind es doch, die auch jetzt niemandem den Mut geben — gleichgültig, ob es zu der 10 %igen Investitionszulage kommt oder nicht —, eine Entscheidung zu treffen, bei der ihm das Risiko im Grunde niemand abnimmt. Die Diskussion um die Ergänzungsabgabe und die Arbeitsmarktabgabe wird doch von Ihnen, meine Damen und Herren von der SPD, ständig neu belebt. Der Bundesaußenminister sagt hier, man brauche



    Hauser (Krefeld)

    Ruhe an der Vorschlagsfront. Wenn das richtig ist, wäre es — statt hier solche Forderungen zu stellen — hilfreicher, dafür zu sorgen, daß die Bundesregierung verbindlich und unmißverständlich erklärt, daß das Thema der Ergänzungs- und Arbeitsmarktabgabe vom Tisch ist und kein Diskussionsgegenstand mehr sein kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Solange es diese klaren Aussagen nicht gibt, bleibt die Unsicherheit.
    Es ist natürlich schön, heute bei dieser Debatte an die Gemeinsamkeit zu appellieren. Ich möchte hier aber daran erinnern, daß es noch gar nicht so lange her ist, als der Bundeskanzler hier von dieser Stelle aus sagte: Wir wären ein kläglicher Haufen, wenn wir auf eure Hilfe angewiesen wären. — So einfach ist das: Wenn es gerade so in den Kram und in die staatsmännische Szenerie paßt, ist die Opposition ein kläglicher Haufen, den man gar nicht braucht. Wenn es aber nötig ist, wird an Gemeinsamkeit appelliert; dann heißt es: Ihr steht hier in der Verantwortung! — Dann sollen wir dafür sorgen, daß das, was andere alles versaubeutelt haben, mit unserer Hilfe wieder in Ordnung gebracht wird. Genau das ist die Situation.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich glaube also, daß all die Beteuerungen und Beschwörungen, die hier im Zusammenhang mit dem Programm jetzt wieder zu hören sind, nichts nützen, wenn nicht der große Rahmen stimmt und wenn nicht die Gesamtkonzeption überprüft wird. Wir haben mit unserem Entschließungsantrag dazu einen Beitrag geleistet. Wir haben auch in den zurückliegenden Jahren immer wieder versucht, durch Vorschläge die Schwierigkeiten zu beheben, die auftraten. Ich erinnere hier an unseren Vorschlag zur Schaffung einer steuerfreien Investitionsrücklage. Wenn wir diese damals vor vier oder fünf Jahren, als ich unseren Vorschlag hier begründet habe, eingeführt hätten, gäbe es heute in vielen Unternehmen Reserven, die für Investitionen mobilisiert werden könnten. Dann bedürfte es keines Zuschlages über eine Investitionszulage oder irgend etwas anderes. Die Betriebe hätten dann vielmehr aus eigener Kraft die Möglichkeit und auch die Bereitschaft zu investieren. Solange die Rahmenbedingungen nicht verbessert werden, solange man hier nur von einer Wende spricht, zu dieser Wende aber keinen Beitrag leistet, so lange wird auch der Mittelstand in dieser Volkswirtschaft keine Chance haben zu überleben. Wenn 60 % der Arbeitnehmer in mittelständischen Betrieben beschäftigt sind, ist die Sicherung von mittelständischen Unternehmen ein wesentlicher und gravierender Beitrag zur Stabilisierung unserer Wirtschaft und zur Sicherung der Arbeitsplätze.

    (Beifall bei der CDU/CSU)