Rede:
ID0908826900

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Bundesminister: 1
    7. des: 1
    8. Auswärtigen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/88 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 88. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abg. Dr. Müller-Emmert 5257 A Abweichung von der Geschäftsordnung 5257 B Beratung des Jahresgutachtens 1981/82 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung — Drucksache 9/1061 — in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1982 der Bundesregierung — Drucksache 9/1322 — in Verbindung mit Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über steuerliche und sonstige Maßnahmen für Arbeitsplätze, Wachstum und Stabilität (Beschäftigungsförderungsgesetz) — Drucksache 9/1400 — Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 5257C, 5345 B Dr. Waigel CDU/CSU 5265 A Roth SPD 5271 C Gattermann FDP 5275 C Dr. Geißler CDU/CSU 5278 B Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . 5284 B Cronenberg FDP 5287 A Dr. Mitzscherling SPD 5289 C Kiep CDU/CSU 5293 D Dr. von Dohnanyi, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg . . 5317 C Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU . . . 5322 B Genscher, Bundesminister AA 5326 A Gobrecht SPD 5329 B Hauser (Krefeld) CDU/CSU 5332 C Rentrop FDP 5334 B Dr. Spöri SPD 5335 D Frau Will-Feld CDU/CSU 5339 B Dr. Jens SPD 5340 D Kittelmann CDU/CSU 5343 A Vizepräsident Windelen 5283 C, 5298 C Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz über eine Volks-, Berufs-, Wohnungs- und Arbeitsstättenzählung (Volkszählungsgesetz 1983) — Drucksache 9/1350 — Schmidhuber, Minister des Freistaates Bayern 5317A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 20. Mai 1980 über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis — Drucksache 9/1363 Dr. von Geldern CDU/CSU 5348 B Grunenberg SPD 5349 D Bredehorn FDP 5350 D II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 10. Dezember 1981 zum Nordatlantikvertrag über den Beitritt Spaniens — Drucksache 9/1362 — Handlos CDU/CSU 5351 D Schmidt (Würgendorf) SPD 5353 B Jung (Kandel) FDP 5353 D Frau Dr. Hamm-Brücher, Staatsminister AA 5355 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Vereinbarung vom 18. Mai 1981 zur Änderung des Unterzeichnungsprotokolls zum Zusatzabkommen vom 3. August 1959 zu dem Abkommen zwischen den Parteien des Nordatlantikvertrages über die Rechtsstellung ihrer Truppen hinsichtlich der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten ausländischen Truppen — Drucksache 9/1032 — Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses — Drucksache 9/1356 — 5355 D Erste Beratung des von den Abgeordneten Magin, Schulte (Unna), Schmidt (Kempten), Stutzer, Frau Dr. Hartenstein und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 9/1170 -- 5356 A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1981 hier: Haushaltsgesetz 1981 — Drucksachen 9/541, 9/1345 — . . . . 5356 B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 08 09 Tit. 682 01 — Zuschuß an die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein —— Drucksachen 9/1174, 9/1324 — . . . . 5356C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 11 11 Tit. 643 01— Kosten der Kriegsopferfürsorge (ausgenommen Darlehen) aufgrund des Bundesversorgungsgesetzes sowie entsprechende Leistungen aufgrund des Häftlingshilfegesetzes, des Gesetzes über die Unterhaltsbeihilfe für Angehörige von Kriegsgefangenen und des Gesetzes über die Entschädigung für Opfer von Gewalttaten —— Drucksachen 9/1233, 9/1325 — . . . . 5356C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 14 12 Tit. 643 01— Ersatzleistungen für Wege- und Straßenschäden - - Drucksachen 9/1177, 9/1326 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 27 02 Tit. 642 21 (Förderung des Besuchsreiseverkehrs) — Drucksachen 9/1213, 9/1327 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei Kap. 32 05 Tit. 575 02 — Zinsen für Bundesschatzbriefe —— Drucksachen 9/1234, 9/1328 — . . . . 5356 D Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe im Haushaltsjahr 1981 bei a) Kap. 11 12 Tit. 616 31 — Zuschuß an die Bundesanstalt für Arbeit (BA) — b) Kap. 11 12 Tit. 68101 — Arbeitslosenhilfe — c) Kap. 11 12 Tit. 68141 — Leistungen für die Teilnahme von Aussiedlern, Asylberechtigten und Kontingentflüchtlingen an Deutschlehrgängen —— Drucksachen 9/1160, 9/1329 — . . . . 5357 A Fragestunde — Drucksache 9/1386 vom 26. Februar 1982 — Verstoß gegen das Bundesberggesetz durch Sonderregelungen bei der Förderzinsberechnung für Erdöl und Erdgas; Berücksichtigung der niedersächsischen Einnahmen beim Länderfinanzausgleich MdlAnfr 65, 66 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Jens SPD Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 III Antw PStSekr Grüner BMWi 5298 D, 5299 A, B, C, D, 5300 A, C, D, 5301 A, B, C, D ZusFr Dr. Jens SPD 5299 A, B, 5300 C ZusFr Freiherr von Schorlemer CDU/CSU . . . 5299B, 5301 C ZusFr Broll CDU/CSU 5299 C, 5301 D ZusFr Auch SPD 5299D, 5300 C ZusFr Kiep CDU/CSU 5300 D ZusFr Dr.-Ing. Kansy CDU/CSU . . . 5301A ZusFr Franke CDU/CSU 5301 A ZusFr Sielaff SPD 5301 B ZusFr Menzel SPD 5301 B Rückkehr eines am 2. Februar 1982 geflüchteten Grenzsoldaten in die DDR MdlAnfr 2, 3 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Voss CDU/CSU Antw StSekr Spangenberg BMB . 5302A, B, C, D, 5303A ZusFr Dr. Voss CDU/CSU . . . 5302 B, D, 5303A ZusFr Lintner CDU/CSU 5302 C Behandlung des bolivianischen Konsulats in Hamburg angesichts der Verpflichtungen aus der Wiener Konvention MdlAnfr 16 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . . 5303B, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 5303C, D Beurteilung der Wahlen vom 12. Februar 1982 in El Salvador MdlAnfr 17 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Hennig CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . 5304 A, B, C, D ZusFr Dr. Hennig CDU/CSU 5304 B, C ZusFr Herterich SPD 5304 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5304 D Ergebnisse der jüngsten Schmidt-Breschnew-Gespräche über Menschenrechte und Verbesserung der Ausreisemöglichkeiten für Deutsche in der Sowjetunion MdlAnfr 18, 19 26.02.82 Drs 09/1386 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5305A, B, C, D, 5306 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5305 A, B, 5306A, B ZusFr Herterich SPD 5305 C ZusFr Stiegler SPD 5305 C ZusFr Lintner CDU/CSU 5305D, 5306 C ZusFr Lorenz CDU/CSU 5306 B Protest von Präsident Reagan und Papst Johannes Paul II. gegen unseriöse Berichte der „Welt am Sonntag" MdlAnfr 21 26.02.82 Drs 09/1386 Dr. Nöbel SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5306D, 5307 A ZusFr Dr. Nöbel SPD 5306 D Lagerung von amerikanischem Nervengas in der Bundesrepublik Deutschland MdlAnfr 22 26.02.82 Drs 09/1386 Sielaff SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . . 5307 A, C, D, 5308 A, B, C, D ZusFr Sielaff SPD 5307C, 5308 C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5307 D ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD . . 5307 D ZusFr Leuschner SPD 5308 A ZusFr Dr. Soell SPD 5308 B ZusFr Stiegler SPD 5308 C ZusFr Frau Blunck SPD 5308 D ZusFr Peter (Kassel) SPD 5308 D Ausrüstung der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten US-Streitkräfte mit Nervengas und dessen Lagerung auf deutschem Gebiet MdlAnfr 23, 24 26.02.82 Drs 09/1386 Frau Schmidt (Nürnberg) SPD Antw StMin Dr. Corterier AA . . 5309 A, B, C, D, 5310 A, B ZusFr Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 5309 A, B, C, D ZusFr Sielaff SPD 5310A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5310A ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 5310 B Fortsetzung der Wattenmeergespräche mit Dänemark und den Niederlanden MdlAnfr 72 26.02.82 Drs 09/1386 Frau Blunck SPD Antw PStSekr Gallus BML . . 5310 C, D, 5311A, B ZusFr Frau Blunck SPD 5310D, 5311A ZusFr Leuschner SPD 5311A ZusFr Sielaff SPD 5311B Bereitstellung zusätzlicher Mittel für die Dorfsanierung und für Investitionen im ländlichen Raum MdlAnfr 73, 74 26.02.82 Drs 09/1386 Funk (Gutenzell) CDU/CSU IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 Antw PStSekr Gallus BML 5311 C, D, 5312 A, B, C, D, 5313 A, B, C, D, 5314 A, B, C, D ZusFr Funk (Gutenzell) CDU/CSU . . . 5311D, 5312A, 5313B, C ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . 5312 A, B, 5313 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 5312 B ZusFr Kolb CDU/CSU 5312 C ZusFr Stiegler SPD 5312 D ZusFr Frau Hürland CDU/CSU 5312 D ZusFr Susset CDU/CSU 5313 C ZusFr Horstmeier CDU/CSU 5314 A ZusFr Franke CDU/CSU 5314A ZusFr Müller (Schweinfurt) SPD . . . 5314 B ZusFr Herberholz SPD 5314C ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 5314 D ZusFr Jagoda CDU/CSU 5314 D Auswirkungen der belgischen und dänischen Abwertungen auf die EG-Agrarmindestpreise MdlAnfr 75, 76 26.02.82 Drs 09/1386 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . . . 5315 A, B, C, D, 5316A ZusFr Eigen CDU/CSU 5315 A, C, D ZusFr Horstmeier CDU/CSU 5316A Aufstockung der Sozialleistungen für arbeitslose Ernährer von Familien durch Umschichtungen bei den Leistungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz MdlAnfr 77, 78 26.02.82 Drs 09/1386 Keller CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . 5316B, D ZusFr Keller CDU/CSU 5316C Nächste Sitzung 5357 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5359* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 88. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 4. März 1982 5257 88. Sitzung Bonn, den 4. März 1982 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 5. 3. Dr. van Aerssen * 5. 3. Dr. Ahrens * 5. 3. Amling 5. 3. Antretter 5. 3. Böhm (Melsungen) * 4. 3. Frau Dr. Däubler-Gmelin 5. 3. Dallmeyer 5. 3. Eickmeyer * 4. 3. Dr. Enders * 5. 3. Feinendegen 5. 3. Dr. Feldmann 5. 3. Frau Fuchs 5. 3. Dr. Haussmann 5. 3. Frau Dr. Hellwig 5. 3. Dr. Hirsch 5. 3. Frau Huber 5. 3. Dr. Hubrig 5. 3. Jahn (Marburg) 5. 3. Dr. Kreutzmann 5. 3. Meinike (Oberhausen) 5. 3. Dr. Müller * 5. 3. Müller (Bayreuth) 5. 3. Reuschenbach 5. 3. Rohde 5. 3. Dr. Schäuble * 5. 3. Schmidt (Wattenscheid) 4. 3. Schröder (Wilhelminenhof) 5. 3. Dr. Solms 5. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 4. 3. Graf Stauffenberg 5. 3. Dr. Wieczorek 5. 3. für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christian Schwarz-Schilling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe
    eben nicht den Eindruck gewonnen, daß der Debattenbeitrag des Ersten Bürgermeisters von Hamburg den Durchbruch nach vorn in der heutigen Debatte gebracht hat.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich glaube auch nicht, daß solche dogmatischen Feststellungen — das derjenige, der sich ganz global verweigert, nachher Verantwortung mitträgt — uns in der Problemlösung, vor der wir alle stehen, auch nur einen Millimeter voranbringen. Meistens ist es so, daß man sich an den falschen Dingen beteiligt; wir werden uns an solchen falschen Vorstellungen mit Sicherheit nicht beteiligen und damit unserer Verantwortung gerecht werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die Vorstellungen, die wir alle haben, und unsere Entscheidungsfähigkeiten müssen in Übereinstimmung stehen mit der Welt, wie sie wirklich ist. Wenn Sie die Vorlagen der Bundesregierung sehen, dann können Sie feststellen, wo die Bruchstellen des Kompromisses zwischen SPD und FDP überall deutlich werden. Da diese beiden Parteien in ihren geistigen Grundlagen völlig auseinanderfallen, können sie auch keine wirklich sachlichen Kompromisse hervorbringen, sondern bemühen sich, Formelkompromisse zu bekommen, wobei die Dinge mechanistisch zusammengeklebt werden, so daß das Werkstück bei der geringsten Temperaturschwankung auseinanderfällt, weil die Teile gar nicht zusammenpassen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Das wird uns nun mit dem Slogan verkauft: „Mut zur Zukunft! Freunde, beteiligt euch daran, denn ihr wollt doch alle dabeisein, wenn es wieder aufwärts-geht!" Nein, meine Damen und Herren, so einfach ist die Lage heute leider nicht.
    Graf Lambsdorff hat in seinem Bericht sicherlich einige Dinge gesagt, die beherzigendswert sind: das eigene Haus in Ordnung bringen, das Risikokapital wieder in entsprechende Funktionen bringen, die Investitionen dadurch ermöglichen und so fort. Wenn Sie aber dann das hören, was wir gerade eben vom Ersten Bürgermeister von Hamburg gehört haben, z. B. seine Beurteilung von Bundeskanzler Erhard und die Entschuldigungen, die er vorbringt für Tatsachen und Fakten, für die heutige Lage, indem er auf die anderen Länder hinweist und Erhard scheinbar für ein Scheitern der Politik mitverantwortlich macht, dann kann man nur sagen: An solcher Sache werden wir uns nicht beteiligen. Wenn das, was hier heute vorgeschlagen wird, mit einer solchen Grundauffassung begründet wird, so kann das nicht gut sein.

    (Westphal [SPD]: Er hat doch nur Kiesinger zitiert!)

    Herr Wolfgang Roth hat sich auch redlich bemüht, hier einen Eiertanz vorzuführen. Er hat j a in bezug auf die 70er Jahre noch einiges an Vergangenheitsbewältigung nachzuvollziehen. Ich habe mir schon immer gedacht: Wie wird das wohl werden, wenn er der Beauftragte für Beschäftigungsprogramme und ähnliches mehr ist, der uns hier sozusagen per Solidaritätsappell vorführt, an was alles wir uns zu be-



    Dr. Schwarz-Schilling
    teiligen haben? Lieber Herr Roth, ich möchte hier doch eines in Erinnerung zurückrufen: Wer war Anfang der 70er Jahre an vorderster Front, wenn von der Sozialdemokratischen Partei die Thesen kamen: „Die Privatwirtschaft ist nicht in der Lage, Zukunftsvorsorge zu treffen, das muß der Staat tun, also zehn Punkte rauf mit der Beteiligung des Staates am Sozialprodukt von 37 auf über 48 %"?

    (Kolb [CDU/CSU]: „Die Belastbarkeit der Wirtschaft testen"! — Dr. Waigel [CDU/ CSU]: Damals war Herr Roth in der Neuen Heimat!)

    Wer hat denn damals die Frage so beantwortet, daß er im Bildungsbericht gesagt hat: „Wir brauchen mehr als 50 % Abiturienten" und damit all die Weichenstellungen vorgenommen hat, durch die wir heute die Jugendarbeitslosigkeit und alles, was damit zusammenhängt, bekommen haben?

    (Zurufe von der SPD)

    — 50 % Abiturienten — das stand im Bildungsbericht 1970 der Bundesregierung als Zielsetzung. Erinnern Sie sich bitte daran.

    (Kiep [CDU/CSU]: Wer war damals Minister?)

    Damals hat auch der Bundeskanzler Brandt die Beschäftigungsgarantie ausgesprochen. Der Staat habe dafür zu sorgen, daß Vollbeschäftigung bestehen bleibe. Herr Wolfgang Roth, das alles waren Thesen, die Sie mit Entschiedenheit vertreten haben.
    Hinzu kommen noch ganz andere Dinge, wie die Profitverteufelung, die „Gelbe-Punkt"-Aktion. Der kleine Gemüsehändler nebenan sollte an der Inflation schuld gewesen sein. Die Wirtschaft sollte „getestet" werden. — Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen sagen: Sie haben in diesen 70er Jahren ganze Arbeit geleistet.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Jetzt stehen Sie vor dem Resultat und sagen, wir sollten uns an den Maßnahmen beteiligen, sonst würden wir der Verantwortung entfliehen.
    Meine Damen und Herren, es geht leider um ganz andere Dinge. Es geht darum, daß die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland wieder in die Lage versetzt wird, eigene Leistungen zu vollbringen und nicht vom Staat so daran gehindert wird, wie das in den 70er Jahren der Fall gewesen ist. Das ist die Frage — nicht, daß der Staat jetzt für Vollbeschäftigung sorgen könnte.
    Sehen Sie sich einmal an, wie die Gewinne der deutschen Unternehmen zurückgegangen sind. Herr von Dohnanyi, ich bin sehr überrascht, daß Sie sagten, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stehe außer Frage. Ich bitte Sie also darum, sich die Zahlen zu vergegenwärtigen, z. B. die Umsatzrenditen der deutschen, der amerikanischen und der japanischen Unternehmen. Da werden Sie feststellen, daß wir von 3,7 % im Jahre 1965, auf ganze 1,2 % Umsatzrendite in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1981 zurückgefallen sind. Der Weltdurchschnitt liegt bei ungefähr 4%.
    Hinzu kommt unsere großartige Bildungspolitik, so daß unsere Beamten und Angestellten auch noch glauben, daß diese Rendite in der Größenordnung von 26 % liegt — so die Umfrageergebnisse in der Bundesrepublik Deutschland.

    (Kolb [CDU/CSU]: Schön wäre es!)

    Bei den Arbeitern, die der Sache sehr viel näher stehen, geht man nur von 15% aus. Aber auch da gibt es eine weit überhöhte Vorstellung in bezug auf das, was bei den Unternehmen an Gewinnen da ist.
    Heute muß der Bundeskanzler bei entsprechenden Parteitagen sagen: Liebe Leute, die Banken usw. haben, Sie sehen es selbst, keine Gewinne mehr. Also da kriegen wir es nicht her. — Und dann spricht Herr von Dohnanyi von der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. — Das sind Ökonomen, meine Damen und Herren! Das kann man wohl sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Oder nehmen Sie die Eigenkapitalrendite: Wir hatten im Jahre 1970 eine Eigenkapitalrendite von 9,5% und eine Fremdkapitalrendite von 8,2 % im Durchschnitt der Unternehmen. Nur in diesem einzigen Jahr gab es ein solches Verhältnis. Bereits 1971 betrug die Eigenkapitalrendite nur noch 7 %, 1972 7,1 %, 1973 8,7 %, während die Fremdkapitalrendite in den gleichen Jahren über die Eigenkapitalrendite hinausgewachsen ist: 8,2 %, 8,2 %, 9,5 % und im Jahre 1974 10,6 % — fast das Doppelte der Eigenkapitalrendite. Meine Damen und Herren, und dann wundert sich diese Regierung, daß wir keine Investitionen vornehmen konnten. Wer soll denn Risikokapital einsetzen, wenn die Verzinsung dieses Risikokapitals weiter unter der des Fremdkapitals liegt? Das kann man doch überhaupt keinem Menschen zumuten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Es gab nach 1970 nur ein einziges Jahr während der Regierungszeit dieser Koalition — das war das Jahr 1976 — wo die Fremdkapitalrendite bei 8 % und die Eigenkapitalrendite darüber, nämlich bei 9,9 % lag. Im Jahre 1980 waren wir wieder bei einer Eigenkapitalrendite von 6,4 % gegenüber einer Fremdkapital-rendite von 8,6 %.
    Man muß sich klarmachen, was das für Konsequenzen für die deutschen Unternehmen hat, deren Eigenkapitalquote im internationalen Vergleich sowieso weit unter der der Unternehmen in den Vereinigten Staaten, Großbritannien oder auch Japan liegt. Um sich das klarzumachen, muß man wissen, daß die deutschen Unternehmen nun für das notwendige Fremdkapital die hohen Zinsen zahlen müssen, die nunmehr marktüblich sind. Aus dem Grunde können sie sehr viel schneller pleite gehen als die Unternehmungen in den Vereinigten Staaten oder Japan. In Japan ist der Eigenkapitalanteil in den letzten Jahren von 20 auf über 30 % angestiegen, während es bei uns umgekehrt war und dieser Anteil von 30 auf ca. 20 % gesunken ist. Meine Damen und Herren, hier liegt die Ursache für die Investitionsschwäche, für unsere Technologielücke und da-



    Dr. Schwarz-Schilling
    mit für die Beschäftigungsprobleme der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist also kein Wunder, daß wir im Jahre 1981 11 500 Pleiten von Unternehmen zu verzeichnen hatten. Ich gebe gerne zu, daß beim Konkurs sehr oft mehrere Faktoren eine Rolle spielen. In einer Risikowirtschaft muß aber ein gewisser, ein kleinerer Anteil von Managementfehlern noch verkraftbar sein, weil man Reserven anlegen kann. Eine Wirtschaft, die so aufgebaut ist, daß der geringste Fehler in einer Unternehmung zum Konkurs führt, ist keine Wirtschaft mehr, die existenzfähig und wettbewerbsfähig ist. In den vergangenen zehn Jahren sind den Unternehmen ihre Reserven weggenommen worden. Sie konnten sie durch die Abgabelast und durch die Steuerlast eben wirklich nicht mehr ansammeln.
    Es herrschte der Glaube vor, der Staat wäre besser als die Privaten in der Lage, Zukunftsvorsorge zu treiben. Was das in der Realität bedeutet, ist j a leider immer wieder ersichtlich: Wenn die Kassen des Staates voll sind, wird das Geld ausgegeben, weil der Staat nicht in der Lage ist, es zu halten, und schon gar nicht in der Lage ist, rentierliche Investitionen von unrentierlichen zu unterscheiden. Deswegen ist es wirklich eine großartige, ich möchte fast sagen, arrogante Feststellung des Ministers Ehrenberg, wenn er sich hier hinstellt und sagt: Das Zukunftsvorsorgeprogramm hat uns eine Million Arbeitsplätze gebracht.

    (Bundesminister Dr. Ehrenberg: Das kann man nachrechnen!)

    Wenn der Staat in der Lage gewesen wäre, seine normalen Investitionshaushalte verstetigt durchzufahren, hätte er sehr viel mehr an Geldern ausgegeben, als im Rahmen des ganzen Zukunftsvorsorgeprogramms zur Verfügung standen. Das Programm ist doch nur ein Aufhänger gewesen, um den Anteil der investiven Ausgaben wieder etwas zu erhöhen, also mehr Investitionen zu ermöglichen, nachdem man in den Haushaltsberatungen nicht fähig gewesen ist, dieses Ziel zu erreichen. Mit der Schaffung von Arbeitsplätzen hat das doch gar nichts zu tun.

    (Westphal [SPD]: Daran stimmt nichts!)

    Meine Damen und Herren, es gibt drei Arten von Arbeitslosigkeit, womit wir uns hier beschäftigen. Zum einen wird Arbeitslosigkeit dadurch bedingt, daß wir in unserer Industrie teilweise eine veraltete Produktpalette haben. Dann stellt sich die Frage der Wettbewerbsfähigkeit. Natürlich gibt es heute Schwellenländer, die Produkte herstellen, die qualitativ genausogut, teilweise sogar besser sind als die in der Bundesrepublik Deutschland hergestellten Produkte. Der Lohnkostenstandort Bundesrepublik Deutschland ist dann eben nicht mehr wettbewerbsfähig. Es erfordert enorme Kapitalien, solche Industriestrukturen umzustrukturieren, um eine entsprechende andere Produktpalette anbieten zu können, um die Arbeitsplätze zu erhalten.
    Damit komme ich auf den entscheidenden Sachverhalt, daß die Spitzentechnologien, die uns auf den Leib zugeschnitten wären, in der Bundesrepublik Deutschland durch dogmatische Blockierungen nicht vorangekommen sind. Dazu gehört die Energietechnik. Dazu gehört allerdings auch die Informations- und Medientechnologie. Wir reden immer davon, wir wollten umweltfreundliche Technologien haben, angenehm weiche, nicht zu harte, humane Technologien. Es gibt eine große aufstrebende Technologie. Sie bewirkt die größte Wachstumsrate, die es in den Vereinigten Staaten heute überhaupt gibt. Auch in Kanada und in Japan hat diese Technologie zu einer der großen Wachstumsbranchen geführt. Ich meine die Informations- und Kommunikationstechnologie. Wie aber sieht es diesbezüglich in der Bundesrepublik Deutschland aus, dem klassischen Land der Fernmeldetechnik, dem Land, das einmal die modernsten und besten Nachrichtenverbindungen hergestellt hat? Wir liegen, was die Verkabelung angeht, an letzter Stelle. Kleine Länder um uns herum wie Österreich, Holland und Belgien sind uns weit voraus. Dies ist nur deshalb der Fall, weil hier eine medienpolitische Blockierung vorliegt und wir gar nicht begreifen, daß das Netz und die Infrastruktur für moderne Technologien ganz anderer Art, als sie etwa nur für Fernsehprogramme benötigt werden, die Voraussetzung für die Lösung beschäftigungspolitischer Probleme darstellen. In Kanada, einem Land mit riesigen Flächen, sind 90 % aller Haushalte verkabelt. Dort gibt es auch große Fortschritte auf dem Gebiet der Satellitentechnik; man verfügt bereits über 20 Satelliten für Nachrichtenverbindungen, für Fernsehsendungen, für alles, was Sie sich vorstellen können. Alles ist über Satelliten übertragungsfähig. Natürlich bedient man sich in Nordamerika auch der Glasfasertechnik. Aber es gibt dort eben nicht die Dogmatiker, die sagen: wir legen uns auf eines fest, sondern dort wird noch richtig erprobt und entschieden und wieder erprobt und wieder entschieden, wie das bei modernen Techniken sein muß. Es wird nicht dogmatisch festgelegt, daß nur das eine und alles andere nicht in Frage kommt, wie das bei uns von der Post her geschieht, weil die Post von Kabinettsbeschlüssen abhängig ist. Dort kann auch der kleine Unternehmer seine Techniken voranbringen, und plötzlich ist eine Erfindung da, die auch in beschäftigungspolitischer Hinsicht den großen Durchbruch bringt, was bei uns alles nicht möglich ist.
    Es wird gesagt, daß alle diese Dinge bei uns gut liefen. Ich kann dazu nur sagen: Schauen Sie sich in Österreich, Belgien und Luxemburg um, wo die Dinge schneller als bei uns vorankommen! Wir werden auf Spitzentechnologien der 90er Jahre vertröstet, während wir uns mit den Beschäftigungsproblemen der 80er Jahre auseinanderzusetzen haben. Darum geht es uns auch bei diesem Problem.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Minister Lambsdorff, Sie haben beim vorigen Jahreswirtschaftsbericht einige Worte über die Medientechnologien verloren. Sie haben immer noch nicht gemerkt, daß der Kabinettsbeschluß des Jahres 1981 entscheidende unternehmerische Durchbrüche nicht gestattet, weil bestimmte Voraussetzungen geschaffen wurden, wie wann verka-



    Dr. Schwarz-Schilling
    belt werden darf. Aber es ist gerade erforderlich, daß man Rechtssicherheit hat, damit private Unternehmungen in der Lage sind zu wissen, was sie für diesen und jenen Preis anbieten können. Nur dann kann ein unternehmerischer Selbstläufer überhaupt in Gang kommen. Das ist hier offensichtlich alles vergessen und verloren.

    (Kiechle [CDU/CSU]: Das begreifen sie nie!)

    Sie haben noch nie etwas von unternehmerischer Wirtschaft verstanden, Sie haben auch nie kapiert, warum unter der Regierung der CDU/CSU Vollbeschäftigung gewesen ist, und haben gar nicht verstanden, daß Ihre ganzen Sozialleistungen, die Sie nachher in den 70er Jahren noch draufgepackt haben, von dieser dynamischen Voraussetzung der CDU/CSU finanziert worden sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich komme nun zur Investitionszulage, die wir hier vorgelegt bekommen haben. Dies ist ein Wintertheater, wenn man sich vorstellt, was sich in der gleichen Zeit in den Unternehmungen abgespielt hat, wo wirklich hart darum gerungen wurde, die „Kosten in Schach und Proportionen" zu halten, wo mittleres Management, die leitenden Angestellten, die Topmanager bis hinunter zu den einzelnen Abteilungsleitern und Gruppenführern wirklich Tag um Tag über dem Betriebsabrechnungsbogen gesessen haben, um zu sehen, wo noch eine Mark herauszuholen ist, um diese oder jene Kostenreduzierung noch zu erhalten. In dieser privaten Wirtschaft werden Bruttoanlageinvestitionen in der Größenordnung von 300 Milliarden DM jährlich getätigt, und wir, die wir die politischen Entscheidungen dieses Landes zu treffen haben, unterhalten uns monatelang über ein Investitionsprogramm von 10 bis 12 Milliarden DM über mehrere Jahre, was kaum 1 % der Investitionen der Privatunternehmungen ausmacht. Und wir meinen hier, damit die Geschicke der Bundesrepublik Deutschland bessern zu können! Es kommt darauf an, daß die privaten Unternehmungen, die das hauptsächliche Volumen schaffen, einen Anreiz bekommen, in diesem Lande tatsächlich zu investieren und auch dazu in der Lage sind. Das kann man nicht mit solchen Kinkerlitzchen wie dieser Investitionszulage erreichen. Wie kann man eine Investitionszulage so konstruieren, daß derjenige, der sich bemüht hat, in den Jahren 1980 und 1981 vernünftig zu investieren, jetzt dafür bestraft wird?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wie kann man eine Investitionszulage so konstruieren, daß sie nur rein optisch den Anschein von 10 % hat, da nur ein kleiner Teil der Begünstigten auf den Spitzenbetrag von 10 % kommt, während im Durchschnitt viel weniger als in den Jahren 1974 und 1975 abfällt, wo eine Zulage von 7,5 % gewährt wurde? Wie kann man eine Investitionszulage so konstruieren, daß die Großen alles mitnehmen? Man hätte sie wenigstens nach oben begrenzen sollen und auch den mittleren und kleineren Unternehmen bessere Möglichkeiten bieten sollen. Man hätte die Abschreibungsmöglichkeiten viel früher schaffen müssen. Ich habe den Wirtschaftsminister vor einem Jahr
    darauf hingewiesen, und er hat gesagt: Um Gottes willen, reden Sie nicht von Abschreibungserleichterungen! Reden Sie nicht davon; das würde nur Attentismus hervorrufen! — Jetzt kommen Sie mit Verlustrücktragsmöglichkeiten und Abschreibungsmöglichkeiten zu spät.

    (Zuruf von der SPD: Das steht doch alles im Bundesgesetzblatt!)

    An dieser Politik können wir uns nicht beteiligen, weil sie zum falschen Zeitpunkt das Falsche tut.

    (Beifall bei der CDU/CSU) Lassen Sie mich ein Weiteres sagen.


    (Zuruf von der SPD: Muß doch nicht sein!)

    — Ja, ich weiß, Wahrheiten anzuhören, ist immer sehr unangenehm, insbesondere wenn man auf Ihrer Seite nun vor dem Scherbenhaufen steht, den Sie angerichtet haben.
    Der Bundesbankpräsident Pöhl hat es sehr genau gesagt — Sie sollten das nur anhören, was er selber gesagt hat, dann würden Sie schon eine richtige Politik machen; aber da hören Sie auch nicht hin —, er hat jetzt bei der Eröffnung der 68. Internationalen Frankfurter Messe gesagt, Wettbewerbsfähigkeit könne nur durch Kostendisziplin im Innern erhalten und aufgebaut werden. Nur durch Überwindung des Teufelskreises von zu hohen Kosten, Schrumpfung der Gewinne und deshalb zuwenig Investitionen könne die derzeitige Wachstumsschwäche überwunden werden.
    Um dies zu erreichen, müssen Sie eine grundlegende Wende in Ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik einleiten. Die kann nun leider von Ihrer Partei sehr schwer herbeigeführt werden. Denn wenn Sie Herrn Roth an anderer Stelle hören, wo er meint, daß konservative Politik immer noch Klassenstandpunkte beinhaltet, dann wissen Sie auch, aus welcher Ecke das Ganze herkommt. So können Sie kein Vertrauen gewinnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sondern Sie müssen wissen, daß kein Vertrauen der Mitbürger in diese Regierung besteht. Diese Regierung hat die Leistungsbereitschaft unserer Mitbürger verspielt. Die Bürger wären ja bereit, den Gürtel enger zu schnallen, wenn sie nur wüßten, daß das für alle gleichmäßig gilt, in entsprechender Weise auch durchgeführt wird und auch für die öffentlichen Bereiche gilt.

    (Zurufe von der SPD)

    Zweitens müssen Sie Ihren Realitätssinn an der wirklichen Weltwirtschaft etwas schärfen und nicht immer davon reden, daß das Übel von Amerika kommt. Japan hat genau die gleiche Situation, hat noch mehr Ölimporte als wir zu bezahlen und liegt ganz woanders in der Beschäftigungsrate, liegt ganz woanders in der Wachstumsrate — nicht, weil die Japaner viel besser sind, sondern weil sie in den 70er Jahren Reserven ansammeln durften, die Sie hier alle verplempert haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)




    Dr. Schwarz-Schilling
    Wir haben gar keine andere Wahl, als daß wir neue Spitzentechnologien in der Bundesrepublik einführen und schnellstens anwenden müssen. Denn nur dann sind wir in der Lage, eine ausgewogene Struktur von kleinen, mittleren und großen Unternehmen existenzfähig zu halten — die einzige Voraussetzung, um Vollbeschäftigung in diesem Lande wieder herzustellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der SPD: Amen!)



Rede von Georg Leber
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Bundesminister des Auswärtigen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Bundesregierung hat mit dem Jahreswirtschaftsbericht die Gemeinschaftsinitiative für Arbeit, Wachstum und Stabilität vorgelegt. Gemeinschaftsinitiative soll in unserem Verständnis bedeuten, daß wir an alle gesellschaftlichen und politischen Kräfte appellieren, mit uns gemeinsam das Problem der Überwindung der Arbeitslosigkeit in unserem Lande anzupacken.
    Was heute von dem Kollegen Geißler hier geboten worden ist, war das Gegenteil von gemeinsam. Es war der untaugliche Versuch, Rentner auszuspielen gegen die, die arbeiten, Arbeitslose gegen die, die einen Arbeitsplatz haben, Kleine gegen Große. Das ist ein ganz unerträgliches Klassenkampfdenken.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Wehner [SPD]: Leider wahr! — Lachen bei der CDU/CSU)

    Mit dieser Form des Herz-Jesu-Sozialismus werden Sie die Probleme nicht lösen können.

    (Beifall bei der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Was wir brauchen, ist ein Zusammenwirken der politischen Kräfte unseres Landes. Ich hätte mir gewünscht, Herr Kollege Kiep, daß Sie sich von dieser Form des Gegeneinander-Aufbringens distanziert hätten. Es geht doch in Wahrheit darum, daß wir dieses Land an die veränderten weltwirtschaftlichen Bedingungen anpassen, an erhöhte Energiepreise, an Probleme der Rohstoffversorgung, an das Problem, wie wir die Entwicklungsländer an der Weltwirtschaft beteiligen, wie wir ihnen unsere Märkte öffnen. Da müssen wir uns der Konkurrenz stellen. Wir müssen die Konkurrenzfähigkeit herbeiführen. Das ist unsere Aufgabe.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Da soll man doch nicht so tun, als ob es eine unsoziale Handlungsweise dieser Regierung sei, weil Sie denken, daß Sie die Sozialdemokraten ein bißchen ärgern können, wenn der Rentnerkrankenversicherungsbeitrag vorgezogen wird. Das ist notwendig, um zu konsolidieren, um Zinssenkungen in diesem Lande möglich zu machen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Den einen schicken Sie los, und der soll hier so tun, als ob die Freien Demokraten den Sozialdemokraten in dieser oder jener Frage nachgegeben hätten.

    (Dr. Spöri [SPD]: Für jeden etwas!)

    Der Herr Geißler will die Sozialdemokraten vorführen, daß sie hier zugestimmt haben, daß der Rentner-Krankenversicherungsbeitrag gesenkt wird, daß im Mietrecht liberalisiert wird. Meine Damen und Herren, was wir hier brauchen, ist nicht gegenseitige Polemik; lassen Sie uns doch ganz in Ruhe über die einzelnen Vorträge reden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Eben! — Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU]: Warum so aufgeregt, Herr Minister?)

    Ich möchte die Union fragen: Sind Sie dagegen oder sind Sie dafür, daß wir das Mietrecht liberalisieren, damit es sich wieder lohnt, bei uns im Wohnungsbau zu investieren? Das ist die Frage. Wenn Sie dafür sind, dann verbannen und verdammen Sie doch nicht unser Programm; unterstützen Sie es doch wenigstens an dieser Stelle.

    (Dr. Waigel [CDU/CSU]: Unterstützen Sie doch unsere Initiative!)

    — Gut, wenn Sie es unterstützen, dann haben wir ja schon einen Punkt, wo Sie nicht nein sagen sollten zu dem, was hier gebracht wird.
    Wenn Sie der Meinung sind, daß Haushaltskonsolidierung notwendig ist, dann polemisieren Sie doch nicht dagegen, daß wir den Bundeshaushalt schon ein Jahr früher entlasten und den Rentner-Krankenversicherungsbeitrag einführen. Dann sagen Sie doch bitte auch ja zu dieser Maßnahme.

    (Müller [Remscheid] [CDU/CSU]: Nein!)

    — Gut, Sie sagen nein, Herr Müller (Remscheid); das zeigt ja schon, daß Sie zwar „Konsolidierung" rufen, aber wenn ein Schritt notwendig ist, verweigern Sie sich. Deshalb werden Sie das Problem nicht lösen können.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Abg. Kiep [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Sofort, Herr Kollege Kiep, ich möchte Sie nicht warten lassen. — Meine Damen und Herren von der Union, lesen Sie einmal die beachtenswerte Rede des Präsidenten der Bundesbank nach, was er als Voraussetzungen dafür genannt hat, daß weitere Zinssenkungen möglich sind. Da sind auch schmerzhafte Eingriffe in Leistungsgesetze erforderlich. Wir sind noch nicht am Ende dieser Operation. Bitte, fallen Sie doch dann nicht über einen Teil der Regierungskoalition her, der hier nicht leichten Herzens zugestimmt hat, aber der am Ende wie wir auch eingesehen hat: Auch dieser Schritt ist notwendig, um zu zeigen, daß wir es ernst meinen mit der Konsolidierung.

    (Kolb [CDU/CSU]: War das Einsicht?)

    Hier ist über die Investitionszulage gesprochen worden. Heute haben einige Kollegen der Union gesagt, sie seien dagegen. Ich habe den Eindruck, der niedersächsische Ministerpräsident ist eher für die



    Bundesminister Genscher
    Investitionszulage, er möchte sie nur anders finanzieren. Da warten wir auch auf Vorschläge.
    Der Bundeswirtschaftsminister hat Ihnen heute mitgeteilt, Herr Kollege Kiep, daß die Bundesregierung beschlossen hat, daß wir als Reaktion auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer — das ist in Wahrheit ein Vorziehen um sechs Monate auf den 1. Juli 1983 — ab 1. Januar 1984 eine fühlbare Senkung der Einkommen- und Lohnsteuer vornehmen wollen. Diese Senkung besteht aus zwei Elementen: zum einen aus einem Abbau der heimlichen Steuererhöhungen, und zum anderen ist es ein weiterer Schritt zur Umschichtung von den direkten auf die indirekten Steuern. Dazu müssen Sie doch in Wahrheit ja sagen. Sie müssen doch zugeben, daß die direkte Steuerbelastung abgebaut werden muß, wenn wir ein leistungsorientiertes Steuersystem haben wollen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Kolb [CDU/CSU]: Warum dann dieser Umweg?)