Verehrter Herr Kollege, ich kann Ihnen nur antworten: Wir reden über das, was real ist, nicht über das, was kommt.
Das, was real ist, ist, daß Sie uns in eine Situation gebracht haben, in der die Lage der Familien schlechter ist als vor wenigen Jahren, als wir noch an der Regierung waren.
Meine Damen und Herren, vielleicht noch ein anderes Beispiel, bei dem die Leute ja auf Grund der schlechten Entwicklung des Haushalts und der Bundesfinanzen auch betroffen sind. Ich meine die höheren Zinsen. Schauen wir uns doch den Familenvater draußen an, der sich mit viel Mühe und oft mit Eigenleistung seiner Familienangehörigen ein Eigenheim bauen und leisten wollte.
Schauen wir uns an, wie er jetzt von den gestiegenen Zinsen betroffen wird! Wir sind ja nahe daran, daß es eine Reihe von Familien gibt, die leider Gottes daran denken müssen, ihre Häuser zu verkaufen.
weil Sie mit Ihrer Politik familienfeindlich operiert haben.
Meine Damen und Herren, alle diese Punkte muß man zusammenzählen, auch wenn es jetzt nicht unbedingt etwas mit dem Haushalt des Familienministeriums zu tun hat; aber es gehört zu Ihrer Familienpolitik. Ich kann nur sagen, die wahre Lage der Familien im Jahre 1982 ist trostlos geworden.
Wundert sich da noch jemand darüber, daß die Attraktivität, eine Familie mit Kindern zu haben, schon allein aus materiellen Gründen abnimmt? Zum Vergleich sei nur erwähnt, daß bei den Franzosen das Familieneinkommen ganz anders bewertet wird und daß dort durch eine kluge Steuerpolitik das Bruttogehalt praktisch auch das Nettogehalt ist. Zumindest war es bei den Franzosen so; jetzt ist ja der Sozialist Mitterrand dran, und vielleicht ergeben sich dann dieselben Verhältnisse, wie wir sie seit Jahren haben.
Bei uns verstärkt sich das Gefühl, daß alles andere wichtig ist, bloß nicht die Bestrebung, die Grundgesetzaussage zu realisieren, die da heißt, daß die Familie nicht bloß zu schützen, sondern auch zu fördern ist.
Im Gegenteil, meine Damen und Herren, die Familie wird zum vorrangigen Opfer der sozialliberalen Gesellschaftspolitik.
Es soll offensichtlich nur mehr eine bestimmte Form der Familie geben, bei der beide Elternteile berufstätig sind, bei der die Kinder ganztägig betreut werden, bei der das abendliche Freizeitverhalten gesellschaftsrelevant sein soll und bei der dann auch noch durch eine steuerliche Umgestaltung, z. B. durch die Aufhebung des Familiensplittings, andere Lebensformen attraktiv gemacht werden.
Meine Damen und Herrn, ich möchte hier das alte Thema der „Nur-Hausfrau" nicht zu sehr in den Vordergrund stellen. Aber mir ist aufgefallen, daß immer häufiger auch diskutiert wird, daß es so falsch nicht sein kann, wenn sich eine Mutter zu Hause auf die Kindererziehung konzentriert und dadurch auf Zusatzverdienst, auf Rente und auf Freiheit — denn es heißt j a immer: wer arbeitet, ist freier
— verzichtet. Immerhin aber tritt der umgekehrte Fall zunehmend auf, daß nämlich der Mann zum Hausmann wird. Wenn man dem „Stern" vom 22. Oktober 1981 glauben darf, denkt schon jeder vierte verheiratete Mann an eine Rolle als Hausmann.
— Sicher gibt es viele, die nicht dazugehören, und auch ich gehöre nicht dazu.
Aber ich will den „Stern" auch nicht in allen Punkten anzweifeln. Denn er schreibt sogar mit Bewunderung weiter: „Gute Väter sind sie alle, die Hausmänner."
Meine Damen und Herren, was ich damit sagen will, ist folgendes. Wenn sich immer mehr Leute aus der Berufswelt, aus dem Streß zurückziehen und die Erziehung der Kinder, das Zusammenleben mit den Kindern bevorzugen, wenn also jetzt auch Männer soweit sind, dann kann es doch so falsch nicht sein, wenn auf der anderen Seite gesagt wird: Die Frauen, die diese Arbeit übernehmen, brauchen eine besondere Förderung durch den Staat, weil sie eben, wie ich vorhin erwähnt habe, auf wesentliche Voraussetzungen verzichten.
Genau das ist es, was wir immer gesagt haben. Und die Gleichberechtigung geht soweit, daß der Mann das dann natürlich auch bekommen soll.
Wir unterstützen Sie, meine Damen und Herren, j a in Ihrer Arbeit für die gesetzliche Absicherung der Gleichberechtigung der Frauen. Nur, bezogen auf das Familienministerium und auf die Frau Minister, die heute leider nicht da sein kann — —