Rede von
Dr.
Graf
Otto
Lambsdorff
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Kollege Glos, ich bin Ihnen für diese Frage dankbar. Denn wenn dieser Eindruck aufkommen sollte, habe ich gleich Gelegenheit, ihn zu korrigieren. Das ist nicht der Fall. Aber Menschen sind auch Entscheidungsträger und auch Mitglieder eines solchen Gremiums. Und wenn man sie dauernd ärgert, werden sie nicht etwa bereitwilliger.
Ich möchte noch eine Bemerkung zum Schluß machen. Früher — wir haben das ja 1967 erlebt, und nicht ohne Erfolg, und wir haben es 1974 erlebt — bedurfte die Wirtschaft nur eines Anstoßes, um vorhandene Kapazitäten wieder zu nutzen und Investitionen in gewohnter Richtung fortzusetzen oder einen Umstellungsprozeß mit dauerhaften Erfolgsaussichten in Angriff zu nehmen. Heute herrscht in der Wirtschaft wie auch bei uns die Meinung vor, daß es zu einem großen Teil einer grundlegenden Neuorientierung bedarf. Den alten Weg mit den alten, gewohnten Anstößen einfach fortzusetzen, das klappt nicht. Wir sehen es. Früher wurden Begünstigungen durch staatliche Programme als dauerhafte finanzielle Erleichterungen angesehen. Heute läuft die ganze öffentliche Diskussion dahin, daß die späteren Gegenforderungen und Folgekosten gefürchtet und gescheut werden. All das muß bei unseren Überlegungen berücksichtigt werden.
Wir werden auch in Zukunft die jetzt eingeleitete Wirtschafts- und Finanzpolitik auf der Basis des konsolidierten Bundeshaushalts führen, den wir Ihnen vorlegen, von dem wir wissen, daß Sie ihn ablehnen wollen, den wir aber unter großen Mühen zustande gebracht haben. Wir werden diese Politik fortsetzen. Wir werden nicht, Frau Simonis, dem von Ihnen gewählten Zitat des Herrn Schumpeter folgen: Auf Schulden reitet das Genie zum Erfolg. Wer nimmt schon für sich in Anspruch, das er ein Genie sei?