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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/79 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 79. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1982 Inhalt: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1982 (Haushaltsgesetz 1982) — Drucksachen 9/770, 9/965 — Beschlußempfehlungen und Bericht des Haushaltsausschusses Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksache 9/1188 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 9/1203 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 9/1207 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksache 9/1197 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Der Finanzplan des Bundes 1981 bis 1985 — Drucksachen 9/771, 9/967, 9/1261 — in Verbindung mit Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksache 9/1189 — Carstens (Emstek) CDU/CSU 4593 D Westphal SPD 4601A Gärtner FDP 4606 C Matthöfer, Bundesminister BMF . . . 4612A Dr. Riedl (München) CDU/CSU 4618A Grobecker SPD 4624 B Frau Matthäus-Maier FDP 4626 D Glos CDU/CSU 4630 C Frau Simonis SPD 4637 C Dr. Haussmann FDP 4642 B Kiep CDU/CSU 4644 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 4651 C Reuschenbach SPD 4657 D Dr. Hackel CDU/CSU 4661 C Hoffmann (Saarbrücken) SPD 4664 B Funke FDP 4667 B II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 79. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1982 Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 9/1190 — Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU . . . 4668 B Frau Zutt SPD 4674 C Bredehorn FDP 4677 D Ertl, Bundesminister BML 4679 D Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksache 9/1192 — Schröder (Lüneburg) CDU/CSU . . . 4685A Wieczorek (Duisburg) SPD 4688A Dr. Zumpfort FDP 4692 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 9/1193 — Dr. Friedmann CDU/CSU 4695 C Paterna SPD 4697 C Merker FDP 4700 B Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 9/1199 — Hauser (Bonn-Bad Godesberg) CDU/CSU 4701 C Sieler SPD 4704 A Frau Noth FDP 4706 D Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksache 9/1198 — Schröder (Lüneburg) CDU/CSU . . . 4709 C Esters SPD 4713A Gärtner FDP 4713 D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . . . 4716 B Frau Luuk SPD 4718 D Dr. Vohrer FDP 4720 D Offergeld, Bundesminister BMZ . . . 4723 A Dr. Pinger CDU/CSU 4725 B Nächste Sitzung 4726 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 4727*A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 4727* B Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 79. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 20. Januar 1982 4593 79. Sitzung Bonn, den 20. Januar 1982 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens* 20. 1. Feinendegen 21. 1. Frau Huber 22. 1. Dr. Köhler (Duisburg) 20. 1. Frau Krone-Appuhn 20. 1. Dr.-Ing. Laermann 22. 1. Lemmrich 20. 1. Dr. Mertes (Gerolstein) 22. 1. Mischnick 20. 1. Möllemann 22. 1. Dr. Müller* 20. 1. Müller (Bayreuth) 20. 1. Reddemann* 20. 1. Rösch* 20. 1. Rohde 22. 1. Frau Roitzsch 22. 1. Dr. Solms 22. 1. Dr. Stark (Nürtingen) 22. 1. Graf Stauffenberg 22. 1. Walther 22. 1. Baron von Wrangel 22. 1. für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie hat mit Schreiben vom 14. Januar 1982 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Entwurf für einen Beschluß des Rates über eine konzertierte Aktion der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft auf dem Gebiet der landseitigen Hilfen für die Navigation und Empfehlung für einen Beschluß des Rates zur Ermächtigung der Kommission, eine Vereinbarung über die Durchführung einer konzertierten Aktion „Hilfssysteme für die Seeschifffahrt von der Küste aus" zwischen der Gemeinschaft und den an der Europäischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technischen Forschung (COST) beteiligten Drittstaaten auszuhandeln (Drucksache 9/934 Nr. 32) Vorschlag für einen Beschluß des Rates zur Festlegung einer konzertierten Aktion der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft betreffend die Auswirkungen von Behandlungen auf die physikalischen Eigenschaften von Lebensmitteln (Aktion COST 90 bis) (Drucksache 9/934 Nr. 33)
Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Die Sitzung ist eröffnet.
Wir fahren fort mit der Aussprache und Beschlußfassung in der zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1982.
Ich rufe auf:
Einzelplan 08
Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen
— Drucksache 9/1188 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Grobecker Dr. Hackel
Glos
Einzelplan 32 Bundesschuld
— Drucksache 9/1203 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Löffler Carstens (Emstek)

Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
— Drucksache 9/1207 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Löffler
Dr. Dübber
Hoffmann (Saarbrücken) Hoppe
Carstens (Emstek)

Dr. Hackel
Einzelplan 20 Bundesrechnungshof
— Drucksache 9/1197 —
Berichterstatter: Abgeordnete Nehm Dr. Hackel
dazu
Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses (8. Ausschuß) zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung
Der Finanzplan des Bundes 1981 bis 1985
— Drucksachen 9/771, 9/967, 9/1261 —
Berichterstatter:
Abgeordnete Walther Hoppe
Dr. Riedl (München)

Im Ältestenrat ist verbundene Beratung der Einzelpläne 08, 32, 60 und 20 sowie des Finanzplans des Bundes 1981 bis 1985 vereinbart worden. Ist das Haus damit einverstanden? — Ich sehe und höre keinen Widerspruch. Es ist so beschlossen.
Wünscht einer der Berichterstatter das Wort? — Dies ist nicht der Fall.
Ich eröffne die allgemeine Aussprache. Das Wort hat der Herr Abgeordnete Carstens (Emstek).

(Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Manfred, gib ihm!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Manfred Carstens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren. Aus guten Gründen hat man den Staatshaushalt auch als das Schicksalsbuch der Nation bezeichnet. Um den Inhalt dieses Buches ist es nun seit Jahren schon nicht gut bestellt.

    (Dr. Rose [CDU/CSU]: Leider wahr!)

    Aber mehr als in allen Jahren zuvor spiegelt der Bundeshaushalt 1982 die katastrophale Lage unserer Volkswirtschaft wider.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Man möchte sich geradezu verwundert fragen, wie diese Entwicklung überhaupt möglich gewesen ist. Das eine steht fest: Während der Regierungszeit der SPD/FDP-Koalition hat die Bundesrepublik Deutschland unzweifelhaft eine Entwicklung durchgemacht, die man, historisch gesehen, sicher einmal als Phase der großen Versäumnisse und Fehler bezeichnen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




    Carstens (Emstek)

    Die Erfahrung ist längst zur Gewißheit geworden. Die sogenannte sozialliberale Wirtschafts- und Finanzpolitik ist schlecht für unser Land.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Gewesen und wird es sein!)

    Sie ist unfähig, den erreichten Wohlstand zu halten, geschweige denn, ihn zu vermehren.

    (Wehner [SPD]: Sie sind sehr wohlständig!)

    Bei ihrem Regierungsantritt 1969/70 hat die Koalition eine gesunde Wirtschaft, solide Staatsfinanzen und ein stabiles Netz sozialer Sicherheiten übernehmen können. Für 1982 erwartet unser Land bis zu zwei Millionen Arbeitslose, Rekordziffern bei Konkursen und Vergleichen und eine sich dramatisch zuspitzende Staatsverschuldung mit ständig zunehmender Auslandsverschuldung. Die Wirtschaft schrumpft. Die D-Mark wird schwächer. Die negativen Entwicklungen nehmen noch vor Jahren nie für möglich gehaltene Ausmaße an. Wir stehen eindeutig vor der gravierendsten finanziellen und wirtschaftlichen Krise in der Geschichte der Bundesrepublik,

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Jawohl!) deren Bewältigung noch aussteht.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Nach der bisherigen Beratung des Haushalts 1982 im Plenum und auch im Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages ist mir klargeworden, daß diese Phase der großen Versäumnisse und Fehler mit all den negativen Folgen für unser Volk nicht eher aufhören wird, bis diese Bundesregierung abgelöst wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Bundeshaushalt 1982 weist nicht den Weg, um aus diesem Dilemma herauszukommen.

    (Wehner [SPD]: Ein Glück, daß wir Sie haben!)

    Er ist nach rückwärts gerichtet und zeigt keine Zukunft auf. Der Haushalt beschränkt sich darauf, den Mangel zu verwalten. Die Bundesregierung ist entweder nicht willens oder aber nicht in der Lage, den bestehenden Teufelskreis, den Circulus vitiosus

    (Lachen und Oh-Rufe bei der SPD)

    ihrer Schulden- und Abgabenpolitik zu durchbrechen. Lassen Sie sich eins sagen, meine verehrten Damen und Herren von der Koalition:

    (Wehner [SPD]: Sie können uns noch viel sagen!)

    Ohne durchgreifende Sanierung der Staatsfinanzen gibt es keine Lösung der Probleme.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Haushalt 1982 geht nicht den Weg in diese Richtung; ganz im Gegenteil.
    An verbalen Kraftakten hat es nicht gefehlt, auch nicht an gesetzgeberischem Fleiß und an Kleinarbeit. Der gesetzgeberische Aufwand war sogar gewaltig. Es bedurfte sieben schwerwiegender Gesetze
    — darunter ein Artikel-Gesetz mit allein 37 Artikeln —, um einen einzigen Haushalt gerade über den Tag hinaus zum Ausgleich zu bringen.
    Ich möchte den Kollegen von SPD und FPD gerne bestätigen, daß sie sich bemüht haben, im Ausschuß gute Arbeit zu leisten.

    (Zurufe von der SPD: Danke!)

    Wir haben uns gemeinsam bemüht, aus dem schlechten Haushaltsentwurf des Bundesministers das Beste zu machen.

    (Lachen bei der SPD)

    Aber alles, das, was wir bei den Beratungen im Haushaltsausschuß und bei der Beratung der den Haushalt begleitenden Gesetze gemeinsam bewirkt haben, hat an Ausgabekürzungen nur soviel gebracht, um damit gerade die zusätzlichen Zinsbelastungen des Jahres 1982 ausgleichen zu können.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Das ist dramatisch!)

    Es ist eine dramatische Entwicklung, die wir durchmachen und auf die wir uns einzustellen haben.
    Der Bundeshaushalt 1982 ist darüber hinaus eine Zumutung für dieses Parlament. In diesen Stunden, d. h. zur Zeit der Haushaltsberatungen, müssen wir miterleben, wie auf Kabinettsebene, neben dem Kabinett, irgendwo hinter verschlossenen Türen Gespräche darüber geführt werden, ob es im Jahre 1982 irgendein Beschäftigungsprogramm geben solle. Als ob das alles mit dem Haushalt und mit dem Parlament nichts zu tun hätte! Man hat fast den Eindruck, daß sich das deswegen hinter verschlossenen Türen abspielt, damit die Arbeitnehmer nicht erfahren, was für sie beschlossen bzw. über sie entschieden wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Immer [Altenkirchen] [SPD]: Sehr naiv!)

    Wir haben darüber hinaus damit zu rechnen, daß in wenigen Wochen der Jahreswirtschaftsbericht vorgelegt wird. Alle Welt geht davon aus, daß dieser Jahreswirtschaftsbericht noch negativere Zahlen zum Ausdruck bringen wird, als für den Haushalt 1982 zugrunde gelegt worden sind.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Das wird einHorrorbericht! — Westphal [SPD]: Das ist ein Irrtum, Herr Carstens!)

    So muß die Erwartung sein; denn die Fachwelt weiß j a, daß die Zahlen nicht eingehalten werden können, von denen Sie für das Jahr 1982 ausgehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Niemand glaubt Ihnen noch, daß es im Jahresdurchschnitt nur 1,6 Mio. Arbeitslose geben wird. Die Zahl wird doch höher liegen. Die Wachstumsraten, die Sie vorausschätzen, werden nicht erreicht werden können. Es ist doch nichts anderes als Theaterdonner, ja ein Zirkusspiel, das sich hier abspielt: Wir beraten den Haushalt, und gleichzeitig weiß alle Welt, daß die Zahlen, von denen wir für das Jahr 1982 ausgehen, nicht stimmen werden.

    (Vogel [Ennepetal] [CDU/CSU]: So etwas nennt man ein Phantom!)




    Carstens (Emstek)

    Von diesen Unklarheiten sind die Beratungen im Haushaltsausschuß wesentlich geprägt worden.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Deshalb ist der Haushalt auch Makulatur, ein Phantom!)

    Es fing mit der Prognose des Wirtschaftswachstums an. Da gab es nämlich drei Schätzungen, im März, Juni und Dezember.
    Es waren drei Korrekturen nach unten. Zunächst ging man von 7,2 % aus, zuletzt nur noch von 5,4 %. Aber auch das ist noch eine zu optimistische Schätzung. Vieles wurde hin und her geschoben, erhöht und nochmals erhöht oder auch umgekehrt. Manchmal wurden Angaben auf dem Weg der Zettelwirtschaft innerhalb von wenigen Stunden geändert.
    Stichwort Steuerschätzung: drei Prognosen, drei Korrekturen nach unten. Dennoch wird für 1982 seitens der Regierung mit einer Zunahme des Steueraufkommens in Höhe von 5,5 % gerechnet. Hier lauert bereits die zweite Gefahr: Was ist, wenn diese Wachstums- und Steuerschätzung um einen Punkt, um anderthalb oder zwei Punkte verfehlt wird? Das ist wiederum ein Risiko in Milliardenhöhe.
    Ein weiteres Stichwort: Bundesbankgewinn; dreimal hingeschaut, dreimal zugelangt. Erst waren es 7 Mrd. DM, zum Schluß 10,5 Mrd. DM. Dabei war die Zahl von 10,4 Mrd. DM auch noch handschriftlich auf 10,5 Mrd. DM durchgeändert. Das ist eine typische Verhaltensweise unseres Ministers. Ich habe im Ausschuß einmal gesagt: Wenn sich irgendein Gemeindekämmerer so verhalten hätte wie unser Minister, wäre er wegen Unfähigkeit sofort entlassen worden!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Richtig wäre das gewesen, was wir von der Bundesregierung gefordert haben. Wir haben gesagt, der Minister solle den Haushalt zurückziehen, um ihn noch einmal zu überarbeiten. Der Haushalt müßte in der Tat noch einmal gründlich überarbeitet werden; aber es ist nicht gemacht worden. Nun beraten wir einen total unzulänglichen Haushalt. Wir halten es für unzumutbar, hierzu auch nur einen Änderungsantrag zu stellen, weil der Haushalt es nicht wert ist, daß von uns auch nur ein Antrag dazu kommt. So schlecht ist dieser Bundeshaushalt 1982!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen bei der SPD — Löffler [SPD]: Herr Carstens, Sie sind viel zu sehr Fachmann, um das zu glauben, was Sie selber sagen! — Weitere Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, es handelt sich in der Tat um einen miserablen Haushalt. Er leitet, Herr Kollege Löffler, keine Wende in der Finanzpolitik ein. Mit ihm werden die Fehler der Vergangenheit eher verstärkt fortgeführt. Der Haushalt trägt auch nicht zur Verringerung, sondern eher zur Vermehrung der Arbeitslosigkeit bei. Ich will das gern an Hand von Fakten beweisen.

    (Löffler [SPD]: Da sind wir aber neugierig!)

    Der beste Beweis für die „Qualität" des Haushalts 1982 ist ein Vergleich mit dem Haushalt 1981; denn
    die Journalisten, die Fachleute, die Experten, wir alle sind uns darüber einig gewesen, daß es sich bei dem Haushalt 1981 um den bisher schlechtesten Bundeshaushalt überhaupt gehandelt hat.

    (Löffler [SPD]: Wieso denn das?)

    Er begann im Entwurf mit einer Nettoneuverschuldung von etwa 27 Milliarden DM und entwickelte sich dann bis zum Dezember 1981 zu einem Haushalt mit einer Nettoneuverschuldung von 37,6 Milliarden DM.
    Dabei ist zu bedenken, daß noch 700 Millionen DM auf den Verschiebebahnhof Deutsche Bundesbahn gebracht wurden, so daß man im Grunde von einer Neuverschuldung in Höhe von 38,3 Milliarden DM sprechen muß.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Das sind 10 bis 11 Milliarden DM mehr, als im Haushaltsentwurf vorgesehen war.

    (Lampersbach [CDU/CSU]: Das ist Sozialismus!)

    Dann erleben wir im Haushaltsausschuß — die Kollegen des Ausschusses werden es bestätigen können —, daß sich die Regierung noch erdreistet, dies als Erfolg auszugeben, weil ja die Zahl von 40 Milliarden DM nicht erreicht worden sei. Das ist ein tolles Stück, das wir im Ausschuß miterleben mußten!

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Eine große Leistung! — Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Eine Meisterleistung des Herrn Haehser!)

    Die Verschuldung 1982 nimmt sich im Haushalt mit 26,8 Milliarden DM zunächst noch einigermaßen passabel aus, aber eben nur zunächst.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Da hat der Herr Hoppe Lobpreisungen gesungen!)

    Da die Abführung des Bundesbankgewinns von 10,5 Milliarden DM volkswirtschaftlich genauso bewertet werden muß wie eine Neuverschuldung — das bestätigt ja die Deutsche Bundesbank —, wird das Ergebnis 1982 unter Einbeziehung nur der sicher erkennbaren Risiken, von denen ich eben gesprochen habe, eher zu einer höheren volkswirtschaftlichen Neuverschuldung führen, als das beim Etat 1981 der Fall gewesen ist. Das heißt, wenn der Etat 1982 schlechter ist als der schlechteste Haushalt bisher, dann darf man bewußt sagen: Der Haushalt 1982 ist ein miserabler Haushalt!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD]: Ich bin gespannt, was Sie 1983 sagen!)