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    Plenarprotokoll 9/64 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 64. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. November 1981 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 3657 A Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Verbesserung der Haushaltsstruktur (2. Haushaltsstrukturgesetz) — Drucksachen 9/795, 9/842, 9/888, 9/796, 9/843, 9/889 — Erste Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses sowie Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 9/971, 9/985 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Kiep, Dr. Jahn (Münster), Dr. Schneider, Dr. Möller, Hauser (Krefeld), Müller (Remscheid), Dr. Waffenschmidt, Dörflinger, Günther, Dr.-Ing. Kansy, Link, Magin, Niegel, Frau Pack, Frau Roitzsch, Ruf, Sauter (Epfendorf), Zierer, Dr. Blüm, Clemens, Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Faltlhauser, Herkenrath, Kolb, Linsmeier, Dr. Pinger, Rühe, Sick, Repnik und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über steuerliche Vergünstigungen zur Förderung des Wohnungsbaus — Drucksache 9/467 — Erste Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses sowie Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 9/971, 9/985 — in Verbindung mit Zweite Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über steuerliche Vergünstigungen zur Förderung des Wohnungsbaus — Drucksache 9/839 — Erste Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses sowie Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksachen 9/971, 9/985 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes — aus Drucksachen 9/795, 9/842, 9/888 — Zweite Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses — Drucksache 9/972 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Verbrauchsteuergesetzen (Verbrauchsteueränderungsgesetz 1982) — Drucksachen 9/797, 9/844, 9/890 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/981 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 9/979 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1981 in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Konsolidierung der Arbeitsförderung (Arbeitsförderungs-Konsolidierungsgesetz) — Drucksachen 9/799, 9/846 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/1027 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 9/966 — in Verbindnung mit Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung — Drucksachen 9/800, 9/847 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/1028 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 9/975 — in Verbindung mit Zweite Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Bekämpfung der Schwarzarbeit — Drucksache 9/192 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 9/975 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Hauser (Krefeld), Dr. George, Landré, Lampersbach, Stücklen, Müller (Remscheid), Franke, Zink, Dr. Blüm, Neuhaus, Pohlmann, Dr. Dollinger, Ruf, Jung (Lörrach), Hinsken, Louven, Dr. Bötsch, Milz, Kolb, Dr. Pinger, Müller (Wadern), Sick, Krey, Daweke, Schröder (Lüneburg), Feinendegen, Dr. von Geldern, Schulze (Berlin), Dr. Laufs, Frau Hoffmann (Soltau), Frau Geiger, Dr. Götz, Frau Will-Feld, Volmer, Burger, Dr. Warnke, Engelsberger, Seehofer, Spilker und Genossen und der Fraktion der CDU/ CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Bekämpfung der Schwarzarbeit — Drucksache 9/199 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 9/975 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung und Verbesserung der Wirksamkeit kostendämpfender Maßnahmen in der Krankenversicherung (Kostendämpfungs-Ergänzungsgesetz) — Drucksachen 9/798, 9/845 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/1029 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 9/977 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser und zur Regelung der Krankenhauspflegesätze (Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz) — Drucksache 9/570 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/1030 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 9/976 — in Verbindung mit Zweite Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Reichsversicherungsordnung und des Krankenhausfinanzierungsgesetzes — Drucksache 9/571 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 9/976 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes — Drucksachen 9/829, 9/916 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/980 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 9/955 — Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1981 III Hoffmann (Saarbrücken) SPD 3659 D Dr. Riedl (München) CDU/CSU 3660 A Coppik SPD 3666 A Walther SPD 3667 D Gärtner FDP 3671 D Dr. Friedmann CDU/CSU . . . . 3676 D, 3736 C Cronenberg FDP 3679A, 3737 C Glombig SPD 3681 C Müller (Wesseling) CDU/CSU 3686 A Jaunich SPD 3687 D Eimer (Fürth) FDP 3689 B Dr. von Wartenberg CDU/CSU 3690 D Gobrecht SPD 3694 A Frau Matthäus-Maier FDP 3696 C Lutz SPD 3720B, 3726 D Dr. George CDU/CSU 3720 C Hölscher FDP 3729 A Frau Dr. Lepsius SPD 3732A Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . 3733B, 3764 B Matthöfer, Bundesminister BMF . . . 3738 A Kiep CDU/CSU 3739A Mischnick FDP 3739 D Kolb CDU/CSU 3747 D Dreßler SPD 3750A Höpfinger CDU/CSU 3753 C Egert SPD 3756A Jagoda CDU/CSU 3759 A Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP . . . 3762 A Präsident Stücklen 3676 D Namentliche Abstimmungen 3741 D, 3742 B, C, 3745 D Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und FDP Einspruch des Bundesrates gegen das Neunzehnte Strafrechtsänderungsgesetz — Drucksachen 9/896, 9/959 — Vizepräsident Dr. h. c. Leber 3719 D Namentliche Abstimmung 3724 D Beratung des Antrags der Abgeordneten Lenzer, Pfeifer, Dr. Riesenhuber, Dr. Probst, Gerstein, Dr. Bugl, Engelsberger, Eymer (Lübeck), Dr. Hubrig, Maaß, Neuhaus, Prangenberg, Weirich, Magin, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Hellwig, Müller (Wadern), Dr. Kunz (Weiden), Regenspurger und der Fraktion der CDU/ CSU Energieforschung und Energietechnologien 1981 bis 1985 — Drucksache 9/764 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Lenzer, Pfeifer, Dr. Probst, Gerstein, Dr. Bugl, Engelsberger, Eymer (Lübeck), Dr. Hubrig, Maaß, Neuhaus, Prangenberg, Weirich, Dr. Riesenhuber, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Hellwig, Dr. Kunz (Weiden), Regenspurger und der Fraktion der CDU/CSU Neuorientierung der Forschungs- und Technologiepolitik — Drucksache 9/765 — Dr. Bugl CDU/CSU 3769 B Catenhusen SPD 3771 C Zywietz FDP 3774 B Dr. Probst CDU/CSU 3776 C Dr. Steger SPD 3779 D Timm FDP 3782 B Dr. von Bülow, Bundesminister BMFT 3784 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 1981 (Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz 1981) — Drucksache 9/557 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/1032 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 9/815 — 3786 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der gemeinsamen Marktorganisationen — Drucksache 9/836 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 9/941 — 3787 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 3. Juli 1979 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Elfenbeinküste zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und Regelung der ge- IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1981 genseitigen Amtshilfe auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 9/658 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 9/956 — 3787 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 15. Juli 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Portugiesischen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen — Drucksache 9/897 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses — Drucksache 9/957 — 3787 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 16. September 1980 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Portugiesischen Republik über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen — Drucksache 9/898 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 9/1017 — 3788A Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Waigel, Dr. Schwarz-Schilling, Wissmann, Glos, Dr. Warnke, Dr. Lammert, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Kraus, Helmrich, Echternach, Spilker und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU Strukturberichterstattung — Drucksache 9/913 — 3788 A Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Wittmann, Dr. Riedl (München), Klein (München), Kraus, Dr. Faltlhauser, Dr. Kunz (Weiden), Dr. Müller, Röhner, Linsmeier, Lowack, Dr. Kreile, Sauter (Ichenhausen), Dr. Waffenschmidt, Niegel und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die verbilligte Veräußerung, Vermietung und Verpachtung von bundeseigenen Grundstücken — Drucksache 9/938 — 3788 C Fragestunde — Drucksache 9/984 vom 6. November 1981 — Äußerung des Bundesverteidigungsministers Dr. Apel über eine finanzielle Unterstützung der Friedensbewegung aus Moskau MdlAnfr 37 06.11.81 Drs 09/984 Breuer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . . 3702 C, D, 3703 A ZusFr Breuer CDU/CSU 3702C, D ZusFr Wimmer (Neuss) CDU/CSU . . 3703A Zahl der inhaftierten oder in Disziplinararrest befindlichen Wehrpflichtigen, deren Antrag auf Kriegsdienstverweigerung abgelehnt wurde; Schaffung eines Rehabilitationsgesetzes und Erlaß einer Amnestie MdlAnfr 38, 39 06.11.81 Drs 09/984 Pauli SPD Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . 3703 A, B, C, D, 3704 A,B,C ZusFr Pauli SPD 3703 B, D, 3704A ZusFr Herberholz SPD 3703 C ZusFr Dr. Wörner CDU/CSU 3704 A ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD . . 3704 B Entscheidungen über die Widersprüche von Wehrpflichtigen gegen ihre Einberufung sowie Einberufung von in der Ausbildung stehenden Wehrpflichtigen MdlAnfr 40, 41 06.11.81 Drs 09/984 Dr. Enders SPD Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . . . 3704 C, D, 3705A, B ZusFr Dr. Enders SPD 3704D, 3705 B Aussagen des sowjetischen Parteichefs Breschnew über das Kräfteverhältnis im Bereich der Mittelstreckenraketenwaffen MdlAnfr 42 06.11.81 Drs 09/984 Dr. Wörner CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . . . 3705 C, D, 3706A, B ZusFr Dr. Wörner CDU/CSU 3705 D ZusFr Lowack CDU/CSU 3706 A ZusFr Dr. Todenhöfer CDU/CSU . . . 3706A ZusFr Schreiner SPD 3706 B Kräfteverhältnis im Bereich der Mittelstreckenwaffen MdlAnfr 43 06.11.81 Drs 09/984 Dr. Todenhöfer CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . . . 3706 C, D, 3707 A ZusFr Dr. Todenhöfer CDU/CSU . . . . 3706 C ZusFr Dr. Soell SPD 3706 D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 3707 A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1981 V Sicherung der Bundeswehr-Waffenbestände gegen Mißbrauch und Diebstahl MdlAnfr 44 06.11.81 Drs 09/984 Peter (Kassel) SPD Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . . . 3707A, B ZusFr Peter (Kassel) SPD 3707 B Bestückung sowjetischer U-Boote mit Torpedowaffen mit atomaren Sprengköpfen MdlAnfr 45 06.11.81 Drs 09/984 Wimmer (Neuss) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . . . 3707C,D, 3708A, B ZusFr Wimmer (Neuss) CDU/CSU . . 3707C,D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 3707 D ZusFr Broll CDU/CSU 3708 A ZusFr Lowack CDU/CSU 3708 B Gründe für den Starfighter-Absturz beim Anflug auf den Militärflugplatz Nörvenich sowie Zahl der bisher getöteten Piloten und abgestürzten Maschinen MdlAnfr 46 06.11.81 Drs 09/984 Wimmer (Neuss) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Penner BMVg . . . 3708B, C ZusFr Wimmer (Neuss) CDU/CSU . . . 3708 C Einbeziehung Berlins in den Haus/HausGepäckdienst der Bundesbahn MdlAnfr 47 06.11.81 Drs 09/984 Dolata CDU/CSU Antw PStSekr Mahne BMV . . 3708 C, D, 3709A ZusFr Dolata CDU/CSU 3708D, 3709 A Vom Investitionsstopp betroffene Bundesbahnstrecken in den Landkreisen Limburg-Weilburg, Hochtaunus und Maintaunus MdlAnfr 48 06.11.81 Drs 09/984 Dr. Langner CDU/CSU Antw PStSekr Mahne BMV 3709 B ZusFr Dr. Langner CDU/CSU 3709 B Verbesserung der Auslastung des Flughafens Köln/Bonn sowie Ausbau des Flughafens Düsseldorf auf Drängen der Lufthansa MdlAnfr 51, 52 06.11.81 Drs 09/984 Frau Dr. Wilms CDU/CSU Antw PStSekr Mahne BMV 3709 C, D, 3710 A, B, C, D, 3711A ZusFr Frau Dr. Wilms CDU/CSU . . . 3709 C, D, 3710 C ZusFr Wimmer (Neuss) CDU/CSU . . 3710A,D ZusFr Merker FDP 3710 D Fortführung der Auftragsverwaltung für Niedersachsen im Rahmen der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung in Aurich MdlAnfr 53 06.11.81 Drs 09/984 Frau Noth FDP Antw PStSekr Mahne BMV 3711A Reduzierung der Einleitung von Dünnsäure in die Nordsee MdlAnfr 54, 55 06.11.81 Drs 09/984 Frau Dr. Hartenstein SPD Antw PStSekr Mahne BMV . . . . 3711 B,C,D, 3712A,B ZusFr Frau Dr. Hartenstein SPD . . . 3711 B, D, 3712 B ZusFr Bindig SPD 3711 D Kontrolle der Lichtzeichen gemäß Straßenverkehrs-Ordnung sowie Qualifikation der Prüfer MdlAnfr 56, 57 06.11.81 Drs 09/984 Merker FDP Antw PStSekr Mahne BMV . 3712C, D, 3713A, B ZusFr Merker FDP 3712 C, D, 3713B Anzahl der Bestellungen von posteigenen Notruftelefonen MdlAnfr 62 06.11.81 Drs 09/984 Bindig SPD Antw StSekr Elias BMP . . . . 3713 C, D, 3714A ZusFr Bindig SPD 3713D, 3714A Einstellung von Bundeskanzler Schmidt zum NATO-Doppelbeschluß MdlAnfr 63, 64 06.11.81 Drs 09/984 Engelsberger CDU/CSU Antw StMin Huonker BK . . 3714 B, C, D, 3715 A ZusFr Engelsberger CDU/CSU 3714 B, C, D, 3715 A Sammlung von Geldern durch den deutschen Generalkonsul in New York zur Finanzierung einer privaten Veranstaltung zu Ehren des SPD Parteivorsitzenden MdlAnfr 67 06.11.81 Drs 09/984 Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3715B,C ZusFr Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . 3715 C Unzureichende Betreuung inhaftierter deutscher Urlauber in Griechenland durch die diplomatischen Vertretungen MdlAnfr 68, 69 06.11.81 Drs 09/984 Dr. Jobst CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3715D, 3716 A, B, C, 3717 A, C, D ZusFr Dr. Jobst CDU/CSU . . 3716 A, B, 3717A, B ZusFr Fellner CDU/CSU 3717 C VI Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1981 Entscheidung des amerikanischen Präsidenten über Verhandlungen mit der Sowjetunion im Sinne des NATO-Doppelbeschlusses MdlAnfr 71 06.11.81 Drs 09/984 Dr. Czaja CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3718A, B, C ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 3718B,C Gespräche über die Freilassung von Professor Jurij Orlow und der inhaftierten Mitglieder der „Förderungsgruppe zur Erfüllung der Beschlüsse von Helsinki in der UdSSR" während des Bonn-Aufenthalts von Parteichef Breschnew MdlAnfr 79 06.11.81 Drs 09/984 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3718C,D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 3718 D Stand der Gespräche über deutsche Kriegsgräber in der Sowjetunion MdlAnfr 80 06.11.81 Drs 09/984 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 3719A,B,C,D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 3719 C Nächste Sitzung 3788 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 3788* B Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1981 3657 64. Sitzung Bonn, den 12. November 1981 Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amling 13. 11. Becker (Nienberge) 13. 11. Borchert 13. 11. Brandt 13. 11. Brunner 13. 11. Büchner (Speyer) * 13. 11. Dr. Dollinger 13. 11. Dr. Hubrig 13. 11. Jansen 13. 11. Kittelmann * 12. 11. Dr.-Ing. Laermann 13. 11. Dr. Lenz (Bergstraße) 13. 11. Dr. Müller * 13. 11. Dr. Osswald 13. 11. Dr. Scheer 13. 11. Schmidt (Würgendorf) 13. 11. Dr. Unland 13. 11. Weiskirch 13. 11. Wissmann 13. 11. Zander 13. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Jürgen Egert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gehört zu den Merkwürdigkeiten dieses Tages, daß wir allerhand Unterschiedliches in einer verbundenen Debatte behandeln, so also auch jetzt unter diesem Tagesordnungspunkt das Kostendämpfungs-Ergänzungsgesetz, zu dem der Herr Kollege Höpfinger hier Ausführungen gemacht hat, und das Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz. Ich will mich bei meinen Ausführungen auf das Kostendämpfungs-Ergängzungsgesetz konzentrieren, weil ich die Wiederholung von Ausführungen zum Thema Krankenhausfinanzierungsgesetz nicht bis zum Exzeß treiben will; das kann man dann in den entsprechenden Protokollen nachlesen. Ich will nur zu dem, was da neu ist, ein paar Bemerkungen machen.
    Aber zu den weiteren Merkwürdigkeiten gehört, daß die Vielfältigkeit des Angebotes dieses Tages dazu führt, daß uns die Vorstellungen der Opposition in ihrer ganzen Fülle und Breite vorgeführt wurden, daß uns der Kollege George sagt, Eugen Loderer sagt über euch, ihr Sozialdemokraten habt euer Gesicht verloren, daß der Kollege Höpfinger sagt, ihr Sozialdemokraten steht gemeinschaftlich mit den Freien Demokraten beim KostendämpfungsErgänzungsgesetz schon mit einem Bein im Sozialismus. Wer soll denn das nun wirklich noch ernst nehmen? Es tut mir leid. Dies ist Teil eines Kabaretts.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten, damit das vielleicht aufhört. Die Kollegen dort, mit denen wir in der Sache hart und vernünftig zusammenzuarbeiten versuchen, auch bei den Problemen im Gesundheitswesen, würden uns den Sozialismus, den Sie uns immer nachsagen, gar nicht machen lassen, selbst wenn wir es wollten. Das ist nun einmal so zwischen Koalitionsparteien.

    (Beifall bei der FDP)

    Aber Sie sollten dann auch nicht ständig mit dem
    Dreschflegel kommen und versuchen, uns mit dieser
    Art Teufeleien und Horrorgemälden Angst zu machen.

    (Kolb [CDU/CSU]: Deswegen unternehmen Sie trotzdem immer wieder den Versuch!)

    Ich halte das nun wirklich für zuviel Zeitverschwendung, als daß wir uns mit diesem Begriff der Systemveränderung ernsthaft auseinandersetzen müßten.

    (Beifall bei der SPD)

    Was wir müssen, ist, darüber zu reden, was Sie an Alternativen angeboten haben. Sie haben meinem Kollegen Lutz im Nachklappen zu seinem Beitrag zum AFKG vorgerechnet, daß hier eine Zahl von Änderungsanträgen vorliegt, und Sie hätten tun können, was Sie wollten, in dem Ausschuß sei das alles nicht auf Gegenliebe gestoßen.
    Nun ist es so — trotz des marxistischen Hintergrundes, den Sie bei uns vermuten —, daß nicht jede Quantität in eine neue Qualität umschlägt. Sie haben uns im Ausschuß wirklich dreizehn Änderungsanträge vorgelegt. Es fängt damit an, daß in Art. 1 Nr. 2 gestrichen wird. Dreizehnmal steht hier dieses Wort „gestrichen". Gestrichen wird. Das ist ein Streichorchester. Das ist keine Opposition. Das ist ein Streichorchester. Da wird nicht gesagt, was an die Stelle kommen soll. Dies sind wahrscheinlich die geheimnisvollen Wege zum Sozialismus, die Sie nicht mitgehen wollen. Deswegen wird alles gestrichen, aber keine Alternative angeboten. Insofern — es tut mir leid, Kollege Höpfinger — haben Sie auch bei diesem Thema das Ziel der Klasse verfehlt.

    (Kolb [CDU/CSU]: Fragen Sie mal den Wähler!)

    So ist das bei Ihren Änderungsanträgen. Da hilft es auch nicht, die Streichungsanträge hier in zweiter Lesung erneut zur Abstimmung zu stellen. Wir können natürlich aus diesem Parlament einen Ausschuß machen. Das machen wir. Geduldig, wie wir sind, halten wir das alle miteinander aus. Nur führt das in der Sache wirklich an keinem Punkt weiter.
    Dann hat der Herr Kollege Höpfinger gefragt: Wie haltet ihr es denn mit der Selbstverwaltung? Das ist ein wichtiger Punkt. Das nehmen wir ernst. Nur habe ich bei diesem Punkt Selbstverwaltung unabhängig von allen sinnvollen Sonntagsdiskussionen oder Feiertagsreden, die man da führen kann, ein Problem. Bei mir nimmt die Überzeugung hinsichtlich der Kraft der Selbstverwaltung, die alles schon richten wird, ab. Ich habe das komische Empfinden, daß die Selbstverwaltung 1977, als ein Kostendämpfungs-Ergänzungsgesetz gemacht wurde, in Abwehr dieses Gesetzes handeln konnte. Komischerweise sind in diesem Gesetzentwurf Teilregelungen dieses Gesetzes im Wege der freien Vereinbarung möglich. Da muß doch etwas mit diesem gesetzlichen Flankenschutz und dem Funktionieren der Selbstverwaltung zusammenhängen.

    (Zuruf von der SPD: Sehr richtig!)

    Dies scheint doch offenbar so zu sein. Das sagt nichts gegen die Selbstverwaltung, aber es sagt viel darüber, daß sie offensichtlich unserer Hilfe bedarf.



    Egert
    Wenn wir dann weitergehen mit dem, was Sie hier gesagt haben, kommen wir zu dem Stichwort Einheitsversicherung. Dann haben Sie ein Szenario gezeichnet, wie sich die Kosten im Gesundheitswesen entwickeln. Das halte ich wirklich für ein beachtliches Szenario. Es ist wirklich gravierend, zu sehen, daß 90 Milliarden DM jetzt — und die 100 Milliardenschwelle ist da nicht weit weg — im Gesundheitswesen ausgegeben werden. Man fragt sich, ob das noch in einem Verhältnis zu dem Ertrag steht, das das rechtfertigt.
    Dann sprechen Sie von den Zahnärzten. Meinen Sie denn, daß es problematisch ist, daß die Zahnarztdichte zugenommen hat? Wenn sie meinen, daß es problematisch ist, daß die Zahnarztdichte in der Behandlung der Menschen in diesem Lande zugenommen hat, dann müssen Sie es sagen. Wenn Sie meinen, daß sich die Einkommen dort exorbitant auseinanderentwickelt haben, dann können Sie bei uns auch Beifall finden.
    Wir meinen allerdings auch, daß Gesundheit zwar einen hohen Preis verdient, aber nicht jeden Preis.
    Es gehört auch zu den Merkwürdigkeiten dieser Spardiskussion, daß hier über KostendämpfungsErgänzungsgesetz, über Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetze geredet wird. Man fragt, wo da der unmittelbare Bezug zum Etat 1982 ist. Ein mittelbarer Bezug ist schon da. Wenn wir Kostendämpfung durchsetzen wollen, wollen wir — so banal ist das — die Portemonnaies unserer Versicherten ein Stück weit davor schützen, daß sie durch diese Art Gesundheitsbetriebe ausgeplündert werden.

    (Beifall bei der SPD — Kolb [CDU/CSU]: 0,5 % Beitragserhöhung in der Arbeitslosenversicherung!)

    Das sage ich hier, obwohl ich beim letzenmal getadelt worden bin. — Nun lassen Sie mich einmal weitermachen.
    Nun sind wir bei dem Einkommen angelangt. Es gibt eine öffentliche Diskussion, und ich verstehe, daß alle Interessengruppen — das ist legitim — mit uns um ihre Einkommen rangeln und sagen, sie wollten von ihrem Status natürlich nichts weggenommen bekommen. Nur gilt das, mit Verlaub, auch für die Vielzahl der Arbeitnehmer, die dieses Unternehmen finanzieren. Denen muten wir zu, daß sie jetzt reale Einkommenseinbußen hinnehmen müssen. Wenn wir in der Ärzteschaft über die Frage der Einkommenszuwächse reden, dann geht es um die Begrenzung auf hohem Niveau. Dies muß man einmal zusammenbringen. Dies gehört zu der Frage der sozialen Ausgewogenheit, und da müssen Sie mit Position zeigen. Wir möchten da gerne von Ihnen wissen, ob Sie in dieser Diskussion an der Seite derer stehen, die sagen: Es ist zumutbar, daß auch andere bei ihren Einkommen aus dem Gesundheitsbetrieb, der im Prinzip auch existenziell abgesicherte Arbeitsplätze bietet; jedenfalls gibt es da ganz wenige „Pleiten". Wir möchten wissen, ob Sie an der Seite derer stehen, die also da ihr Geschäft machen, im Vergleich zu denen, die dieses Unternehmen bezahlen müssen, ob es hier also wirklich finanzielle Unzumutbarkeiten gibt.
    Lassen Sie mich noch ein paar Bemerkungen zu dem machen, was uns nun wichtig erscheint. Einmal ist wichtig — und das hat etwas mit unserem Verständnis von Selbstverwaltung zu tun; deswegen ist das auch in den Ausschußberatungen geschehen —, daß wir, nachdem wir die Erklärung hatten, daß es zu einem freiwilligen Stillhalten der Betroffenen kommen wird, bei den Honoraren bis zum 31. Dezember 1982 auf eine gesetzliche Regelung verzichtet haben. Bei diesem Verzicht ist uns nicht so sehr bewußt gewesen, — das bekenne ich freimütig für mich —, daß das für die Zahnärzte bedeutet, daß sie vom 30. Juni 1982 bis zum 31. Dezember 1982, also ein halbes Jahr stillhalten sollen, während die Ärzteschaft vom 30. Juni 1981 bis zum 31. Dezember 1982 stillhalten soll; das sind anderthalb Jahre. Ich verstehe es gut, wenn die RVO-Kassen hingehen und sagen, sie gäben sich mit diesem halben Jahr nicht zufrieden, und deswegen dort mit den Zahnärzten noch nicht, salopp gesagt, zu Potte gekommen sind. Ich verstehe das gut. Ich würde ihnen auch ausdrücklich die Unterstützung der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion bei diesem Streit und bei den Verhandlungen aussprechen.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der SPD)

    Nun hat es eine zweite Erklärung gegeben. Sie hat in der Vornehmheit, mit der der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie mit uns umgeht, auf stillen Wegen das Ministerium erreicht. Sie besagt, daß auch ein Preisappell mit einem Blick auf die pharmazeutische Industrie stattfinden soll und daß dieser Preisappell den Beitrag zur Kostendämpfung bringen soll, mit dem sich die pharmazeutischen Unternehmen beteiligen wollen. Nun ist der Appell in sich etwas problematisch, weil er sozusagen die Ergebnisse des Appels, die Wirksamkeit selbst relativiert, indem er sagt: Wir können natürlich nicht für jede unserer Mitgliedsfirmen verbindliche Erklärungen abgeben. Das verstehe ich. Das ist beim Verband so. Nur frage ich, ob nicht auch die pharmazeutische Industrie bei einem garantierten inländischen Umsatz von fast 84 % zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen — auf Grund kassenärztlicher Verordnungen, um das gleich dazuzusagen — einen höheren Beitrag zur Kostendämpfung leisten kann; denn sie können gleichzeitig 15 % für Absatzförderung ausgeben, ohne auch nur eine Mark weniger Gewinn zu erzielen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der SPD: Sehr wahr!)

    Zu dem Appell noch eine skeptische Fußnote. Wir haben diesen Appell seit dem Frühjahr dieses Jahres. Wir haben seit dem Frühjahr dieses Jahres im Apothekenangebot — es sind ungefähr 85 000 Artikel, die das umfaßt — eine Erhöhung bei 38 600 Artikeln, wie mir der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Apotheker auf Anfrage bestätigt hat.

    (Zuruf von der SPD: Mehr nicht?)

    Dies gilt bis zum 15. Oktober 1981. Ich mache ein Fragezeichen, ob das trägt. Aber ich sage gleichzeitig dazu: Wenn das nicht trägt, dann ist dieses Thema für die sozialdemokratische Bundestagsfrak-



    Egert
    tion nicht vom Tisch, sondern dann müssen wir hier zu anderen Lösungen kommen, die wir mit unseren Kollegen und Koalitionspartnern bei der FDP zu finden versuchen wollen.

    (Beifall bei der SPD)

    Diese Anforderung ist um so legitimer, weil die Apotheker

    (Kolb [CDU/CSU]: Die sitzen da drüben!)

    und die Versicherten mit der Rezeptblattgebühr bzw. beim Arzneimittelmarktgesetz ihre Beiträge zur Kostendämpfung bereits erbracht haben. Ich verhehle nicht, daß wir von daher als Fraktion mit daran gewirkt haben, daß die Vorschrift, die da vorsah, den Apotheken weiterhin die Verpflichtung von 2 % Kassenrabatt aufzuerlegen, in diesem Gesetz nicht wieder auftaucht, weil wir finden, daß da andere sind, die ursächlich Preise gestalten, und daß diese erst einmal mit in die Diskussion kommen müssen, bevor wir die, die ihre Leistung schon erbracht haben, auf diesem Wege wieder in die Pflicht nehmen.
    Lassen Sie mich noch ein Wort zu der Diskussion über die Gesetzentwürfe sagen, die vorliegen, nämlich einmal Kostendämpfungs-Ergänzungsgesetz und zum anderen Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz und den Ergänzungen, die — Herr Kollege Höpfinger hat es auch gesagt — begrenzte Lösungsmöglichkeiten beinhalten. Ich sage: Das ist richtig. Wir wissen, daß Ursachen, die für die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen maßgebend sind, mit einer kurzfristig wirksamen gesetzlichen Regelung nicht beeinflußt werden können. Das gilt insbesondere für pauschale Begrenzungsregelungen. Wenn wir dennoch zu diesen Begrenzungsregelungen gekommen sind, dann mit der Absicht, daß wir für strukturelle Veränderungen, die von den Symptomen zu den Ursachen der fehlsamen Kostenentwicklung im Gesundheitswesen vorstoßen, Zeit gewinnen. Eines ist diesen Deckungsbemühungen nämlich gemein. Sie wirken kurzfristig, sie wirken schnell, und sie bieten im positiven Sinn die Chance, daß sie zum konstruktiven Nachdenken bei den Betroffenen führen können, dahin gegend, sich selber Gedanken darüber zu machen, wie man den strukturellen Fehlentwicklungen besser zu Leibe rücken kann.
    Nun gibt es eine öffentliche Diskussion. Im Ausschuß ist von der Opposition, als die magischen Worte „Eigenbeteiligung", „Selbstbeteiligung" fielen, bis zum Exzeß versucht worden, die Frage überzustrapazieren, ob man 1,50 DM nimmt oder nicht. Wir werden Ihnen auf diesen Leim nicht gehen. Wir werden insbesondere nicht zulassen, daß sich die Diskussion um ein notwendiges Strukturgesetz etwa auf diese Frage der Selbstbeteiligung verkürzt. Das tun wir u. a. deshalb nicht, weil wir der Auffassung sind, es nicht vertreten zu können, den Versicherten — die zahlen nämlich ihren Beitrag dafür, daß sie durch das Gesundheitssystem versorgt werden — durch die Selbstbeteiligung an den Krankheitskosten zusätzliche Lasten aufzuerlegen. Wir hätten im Endeffekt nichts erreicht. Wir hätten lediglich eine Form der Belastung durch eine andere ausgetauscht. Da wir das Ziel haben, zusätzliche Lasten zu verhindern — das ist eine der Zielsetzungen des Kostendämpfungs-Ergänzungsgesetzes und des Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetzes —, wäre dies keine glaubwürdige Politik. Hinzu kommt, daß dieser Austausch der Belastungsformen sozial ungerecht und gesundheitspolitisch äußerst fragwürdig ist.
    Die Belastung durch steigende Krankenversicherungsbeiträge trifft alle Versicherten. Die Belastung durch die Einführung der Selbstbeteiligung trifft aber nur einen Teil der Versicherten, und zwar diejenigen, die durch ihre Krankheit Leistungen der Krankenversicherung in Anspruch nehmen müssen. Das wäre ein Verstoß — so sehen wir Sozialdemokraten das — gegen das Prinzip der Solidarität. Dieses Prinzip besagt doch für die Krankenversicherung zuallererst, daß Gesunde für die Kranken mit sorgen, und es besagt nicht, daß zuallererst die Kranken für sich selbst sorgen müssen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ein solcher Belastungsaustausch hat eine weitere fragwürdige Wirkung. Während die Belastung durch steigende Krankenversicherungsbeiträge zu gleichen Teilen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen würde, wirkt sich die Belastung durch eine Selbstbeteiligung ausschließlich bei den Arbeitnehmern aus. Es ist doch auch ein Prinzip unserer sozialen Krankenversicherung — beginnend mit der Kaiserlichen Botschaft vor 100 Jahren —, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam Solidarität üben. Es kann nicht unser Ziel sein, ein Schlupfloch zu eröffnen, über das sich eine Seite aus dieser Solidarität entfernt.
    Wir richten — ich habe das gesagt — an ein Strukturgesetz mehr Anforderungen, als ausschließlich die Selbstbeteiligung einzuführen. Aus unserer Sicht könnte ein solches Gesetzesvorhaben, das sich auf diese Aufgabe beschränkt, getrost zur Seite gelegt werden.
    Erlauben Sie mir zum Abschluß noch ein Wort an die Adresse des Bundesrats, dessen Mitwirkung beim Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz unabdingbar notwendig ist. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion appelliert an den Bundesrat, diesen dritten Novellierungsversuch des Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetzes nicht abermals scheitern zu lassen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir brauchen eine gesetzlich abgesicherte Kostendämpfung auch im Krankenhausbereich. Wir brauchen mehr Mitwirkung der Träger der gesetzlichen Krankenversicherung im Krankenhauswesen. Wir brauchen eine Einbeziehung des Krankenhaussektors in die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen. Wie wollen wir denn Kostenstabilität im Gesundheitswesen erreichen, wenn ständig ein wesentlicher Sektor des Gesundheitswesens von Kostendämpfungsbemühungen ausgenommen werden soll?

    (Zuruf von der SPD: Das ist richtig!)




    Egert
    Wir appellieren deshalb nochmals eindringlich an
    das Verantwortungsbewußtsein aller Mitglieder des Bundesrats.
    Wir Sozialdemokraten werden beiden Gesetzesvorhaben zustimmen. Die Änderungsanträge der Opposition — Sie haben sie zu Beginn hier gezeigt, 13 Stück an der Zahl — werden wir wie bereits im federführenden Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung in zweiter Lesung ablehnen. — Vielen Dank für Ihre Geduld.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Jagoda.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bernhard Jagoda


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen sie mich, bevor ich zum Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz einige Ausführungen mache, auf den Kollegen Egert zu sprechen kommen. Herr Kollege Egert, ich hatte weder im Ausschuß noch hier im Parlament den Eindruck, daß es sich bei diesen Kostendämpfungsgesetzen um ein Kabarett handelt.

    (Zurufe von der SPD)

    Ich bin mit den vielen Bürgern in unserem Lande der Auffassung, daß dies ein Trauerspiel ist, weil diejenigen, die zahlen müssen, draußen unsere Bürger sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich glaube, Sie haben die Überschrift der letzten Regierungserklärung des Bundeskanzlers, die ja lautete „Mut zur Zukunft", wörtlich genommen, als Sie hier den Satz gesagt haben, daß diese Gesetze die Versicherten vor der Ausplünderung schützen sollen.

    (Zurufe von der SPD)

    — Ja, gut. Wir können ja gern darüber diskutieren. Ich bin der Auffassung, gerade umgekehrt ist es der Fall. Denn Sie haben in den letzten Jahren die DreiStufen-Theorie angewandt. Die erste Stufe lautete: Staatskasse leeren, die zweite: die Versicherungskassen abschmelzen. An der dritten sind Sie jetzt, weil alles andere nicht mehr hilft: ins Portemonnaie der Bürger zu greifen, und zwar im Übermaß.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie gehen nach dem Motto: Den sozialen Korb hängen wir höher, und die Preise für die Besichtigung erhöhen wir ebenfalls. Das kann nicht Sinn einer seriösen Sozialpolitik sein.
    Schon bei der ersten Lesung zum Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz habe ich für meine Fraktion zum Ausdruck gebracht, daß die Regierungsvorlage eines Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetzes gar nicht den Namen „Kostendämpfung" verdiene, weil die Vorlage keine wirkungsvollen Steuerungselemente aufweise, die die gewünschte und sicherlich auch erforderliche Kostendämpfung herbeiführen könnten.

    (Zuruf von der SPD: Eine völlige Fehleinschätzung!)

    — Na j a, wenn ich in die Staatskasse und in all die anderen Kassen gucke, muß ich sagen: Die sozialliberale Koalition hat mit allen Voraussagen immer Schiffbruch erlitten, nicht wir.
    Zwar erweckte der Bundesarbeitsminister in seinem Redebeitrag in der ersten Lesung den Eindruck
    — ich erinnere daran, daß er den bildlichen Vergleich mit dem zugeschnittenen Schuhleder wählte, das man in den Ausschußberatungen noch nähen müsse —, und nährte in diesem Beitrag die Hoffnung, daß in der Beratungsphase noch entscheidende Verbesserungen möglich seien. Ich muß aber hier in aller Offenheit folgendes bekennen — ich beziehe nicht nur die Ausschußberatungen, sondern auch die Anhörung der Sachverständigen in der öffentlichen Anhörung von 30. September 1981 ausdrücklich mit ein — : Hier haben wir deutlich und stark gemerkt, daß die Regierung und auch die Koalitionsfraktionen nicht bereit waren, nötige Verbesserungen und Ergänzungen zuzulassen. Es ist einfach Chronistenpflicht, darauf hinzuweisen, daß alle Anträge der Opposition abgelehnt wurden.

    (Egert [SPD]: Streichungsanträge!)

    — Apropos Streichungsanträge! Herr Kollege Egert, hören Sie mal: Wenn Sie ein Gesetz vorlegen, das schlecht ist, dann ist mit „Streichungsanträgen" gemeint, daß die schlechten Formulierungen gestrichen werden, weil die alten besser waren.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen und Zurufe von der SPD)

    Tun Sie doch nicht so und erwecken Sie hier doch nicht den Eindruck, als hätten wir nur „Streichungsanträge" gestellt. Dann geben Sie zumindest die Diskussion im Ausschuß nicht richtig wieder.
    Ich möchte weiter ausführen: Die Auswertung der öffentlichen Anhörung beweist sehr deutlich, daß der Inhalt unserer Anträge mit der Meinung der überwiegenden Mehrheit der Experten, die während der Anhörung geäußert wurde, übereinstimmt.
    Wenn es Ihnen schon schwerfällt, Anträge der Opposition zu übernehmen, so haben wir im stillen gehofft, daß Sie wenigstens den Experten — —

    (Abg. Jaunich [SPD]: Interessenvertreter!)

    — Also wissen Sie: Bei ihnen ist jemand immer dann ein Interessenvertreter, wenn er etwas Wahres sagt, was Ihnen nicht paßt; wer Ihnen etwas sagt, was Ihnen paßt, ist für Sie immer ein Experte.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Jaunich [SPD])

    So gehen wir mit den Experten nicht um, meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD. Ich will nur sagen: Wir hatten gehofft, daß Sie wenigstens über die Brücken, die von den Experten geschlagen worden sind, gehen und diese Chancen nutzen. Ich stelle fest: Es ist leider nicht geschehen.

    (Zuruf des Abg. Jaunich [SPD])

    Aber hier ist nicht nur noch einmal zu erwähnen, daß Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD, unsere Anträge abgelehnt haben, sondern auch, daß Sie im Laufe der Verhandlungen — und ich sage Ihnen: aus taktischen Erwägungen —



    Jagoda
    die Regierungsvorlage mit zusätzlichen Elementen befrachtet haben, um die Zustimmung der Opposition oder des ganzen Hauses unmöglich zu machen.
    Ich bedaure dies außerordentlich, und zwar um der Sache willen. Egal, welcher Fraktion man angehört: Jeder, der eine dauerhafte Lösung für eine voll ausreichende und finanzierbare Krankenhausversorgung für unsere Bürger garantieren will, muß jetzt mit allen Beteiligten — und da kann man aufzählen vom Bund über die Länder, Kommunen, Krankenhausträger, Ärzte, Pflegepersonal und und und bis hin zu den Bürgern — eine Allianz schließen, die darauf hinzielt, daß auch in Zukunft das medizinisch Nötige und Mögliche auf Dauer garantiert bleibt.
    Die von Ihnen im Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz durchgesetzen Maßnahmen und Regelungen sind überwiegend nicht geeignet, die hohen Kosten der stationären Behandlung, die zur Zeit 30 % der Gesamtausgaben im Gesundheitsbereich, nämlich 30 Milliarden DM, betragen, wirkungsvoll zu verringern bzw. zu bremsen.
    Die jetzt in der zweiten und dritten Lesung vorliegende Fassung des Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetzes trägt dazu nicht ausreichend bei. Ja diese Vorlage birgt in sich bereits die Notwendigkeit weiterer Kostendämpungsgesetze in sehr naher Zukunft.

    (Zurufe von der SPD)

    Wir unternehmen heute noch einmal den Versuch, Regierung und Koalition wenigstens für die wichtigsten unserer Änderungsanträge zu gewinnen. Deshalb liegen Ihnen heute die Anträge der CDU/CSU-Bundestagsfraktion erneut als Drucksachen vor.
    Sie betreffen im wesentlichen die Regelung zur Finanzierung der mit den Krankenhäusern verbundenen Ausbildungsstätten, die Streichung der Festlegung des Höchstbetrags für die Kosten des medizinischen Bedarfs, die Ablehnung der stärkeren Einbindung des Krankenhauswesens in die Konzertierte Aktion

    (Zuruf des Abg. Jaunich [SPD])

    und die Streichung der zeitweiligen Pflegesatzbegrenzung.
    Zur Finanzierung der mit den Krankenhäusern verbundenen Ausbildungsstätten wäre wenigstens der vom Bundesrat im Gesetz zur Änderung der Reichsversicherungsordnung und des Krankenhausfinanzierungsgesetzes in der Drucksache 9/571 vom 12. Juni 1981 enthaltene Kompromiß, der die jetzige Regelung verlängert, anzustreben.

    (Zuruf des Abg. Jaunich [SPD])

    — Ich zitiere nur die Deutsche Krankenhausgesellschaft, die gewiß nicht im Verdacht steht, ein Hilf s-organ der Opposition zu sein. Sie weist in ihrer Stellungnahme darauf hin, daß mit dieser Regelung 85 000 Ausbildungsplätze an 1 600 Krankenhäusern gefährdet würden. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein,

    (Zuruf des Abg. Jaunich [SPD]) wenn Sie selber bei diesem Gesetz ein wenig später den Antrag einbringen, das Krankenhauspersonal durch Umschulung zu vermehren, weil Sie es dringend brauchen.

    Ihr Versuch, einen Höchstbetrag für die Kosten des medizinischen Bedarfs in Krankenhäusern einzuführen, stößt nicht nur bei der Opposition auf Widerstand. Übereinstimmend haben mehrere Organisationen im Rahmen der Anhörung ablehnende Stellungnahmen abgegeben. Sowohl der Marburger Bund als auch die Bundesärztekammer — um hier nur zwei zu nennen — haben die Festlegung eines Höchstbetrags für den medizinischen Bedarf des Krankenhauses als unrealistisch bezeichnet und abgelehnt.

    (Zuruf des Abg. Grobecker [SPD])

    Sie streben ferner eine stärkere Einbindung des Krankenhauswesens in die Konzertierte Aktion gemäß § 405 a RVO an und versprechen sich von dieser Maßnahme eine kostendämpfende Wirkung. Die CDU/CSU ist der Auffassung, daß eine stärkere Einbindung des Krankenhauswesens in die Konzertierte Aktion schlichtweg mit der Beibehaltung des Grundsatzes der Selbstkostendeckung, den Sie ja in diesem Gesetz noch einmal bekräftigen und festschreiben, unvereinbar ist.

    (Zuruf des Abg. Jaunich [SPD])

    Pflegesatzverhandlungen, in denen man den Empfehlungen der Konzertierten Aktion oder gar einer Deckelverordnung, wie Sie es mit der zeitweiligen Pflegesatzbegrenzung für die nächsten zwei Jahre vorhaben, folgt oder folgen muß, bewirken zwangsläufig nicht kostendeckende Pflegesätze. Eine Unterdeckung bei den Pflegesätzen bringt die Krankenhäuser in eine defizitäre Lage, die dann vom Krankenhausträger bzw. dem Gewährleistungsträger abgedeckt werden muß, soweit dieser dazu überhaupt in der Lage ist.
    Es ist zu fragen, ob insbesondere frei gemeinnützige und private Träger die dann entstehenden Defizite überhaupt auffangen können. Krankenhausschließungen, j a, Konkurse von Krankenhäusern sind nicht auszuschließen.

    (Jaunich [SPD]: Dann lieber Konkurs der Krankenkassen!)

    — Den Konkurs der Regierung hätten wir schon mehrfach anmelden müssen, wenn wir die Tatbestände vergleichen. Ich hoffe, daß es nicht Schule macht und auf andere Bereiche übergreift. Deswegen spreche ich hier.
    Ist dies etwa der Wille von SPD und FDP? Meine Damen und Herren, wollen Sie eventuell so den Bettenberg abbauen und die Überkapazität bei den Krankenhausbetten reduzieren?
    Bei der Finanzsituation der Komunen, wie sie sich heute darstellt, ist es ebenfalls sehr zweifelhaft, ob entstehende Defizite in den Kommunalhaushalten überhaupt untergebracht werden können. Wenn Sie diesen Weg konsequent fortführen, gefährden Sie die Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser. Dann leiten Sie mittelfristig eine Strukturveränderung des Krankenhauswesens zu Lasten der frei gemein-



    Jagoda
    nützigen und privaten Träger ein. Sie werfen das deutsche Krankenhaus wieder zurück in die Situation, wie sie im Jahre 1972 und davor bestanden hat. Die damalige Situation, gekennzeichnet durch hohe Defizite der Krankenhausträger,

    (Zuruf des Abg. Jaunich [SPD])

    ist es doch gewesen, die zur Verabschiedung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes geführt hat.

    (Zuruf des Abg. Immer [Altenkirchen] [SPD])

    Ihr Vorhaben, die Pflegesatzsteigerungen für die Jahre 1982 und 1983 an die Entwicklung der Grundlohnsumme zu koppeln, verstößt ganz massiv gegen den gesetzlich garantierten Anspruch der Krankenhäuser auf Deckung der Selbstkosten. Wenn Sie auf Ihrer Meinung beharren und diesen Vorschlag zum Gesetz erheben, dann setzen Sie endgültig das Selbstkostendeckungsprinzip außer Kraft und üben einen enteignungsgleichen Eingriff in das Vermögen der Krankenhausträger aus.
    Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat in ihrem Schreiben vom 6. November 1981 an alle Mitglieder dieses Hauses noch einmal nicht nur für die Ablehnung plädiert, sondern auch darauf hingewiesen, daß, wenn dies Gesetz wird, mit einer Verfassungklage der Krankenhäuser zu rechnen sei.
    Ihr Vorhaben der Begrenzung der Pflegesätze ist widersprüchlich. Der größte Kostenfaktor im Krankenhaus sind die Personalkosten. Sie betragen 75 % der Pflegesätze. Glauben Sie denn ernstlich, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Koalition, daß sich die Tarifpartner bei ihren Tarifverhandlungen den Empfehlungen der Konzertierten Aktion unterwerfen werden oder gar auf Deckelverordnungen Rücksicht nehmen?
    Ich wiederhole für meine Fraktion: Empfehlungen der Konzertierten Aktion und die Orientierung der Pflegesätze an den Einnahmen der Krankenkassen sind unvereinbar mit dem Grundsatz der Selbstkostendeckung und der Autonomie der Tarifpartner.
    Die Problematik des § 405a RVO allein wäre geeignet, dieses Gesetz abzulehnen. SPD und FDP haben aber in Änderungsanträgen eine gewichtige und ordnungspolitisch höchst bedenkliche zusätzliche Regelung in die Beratungen eingebracht und durchgesetzt, die uns die Annahme des Gesetzes völlig unmöglich macht. Wir dürfen die Selbstverwaltung im Krankenhaus nicht außer Kraft setzen.

    (Jaunich [SPD]: „Selbstverwaltung im Krankenhaus", was ist das?)

    Nichts anderes aber bedeutet die zusätzliche Regelung von SPD und FDP, als die Krankenhausträger und Krankenkassen zu entmachten. Ihre Vertragshoheit bei der Verhandlung der Pflegesätze wird aufgehoben.

    (Vorsitz : Vizepräsident Wurbs)

    Die CDU/CSU kann diesen Regelungen deshalb nicht zustimmen.
    Mit Ihrem Antrag auf Drucksache 9/1024 streben Sie eine Erweiterung des von Ihnen in den Ausschußverhandlungen vorgetragenen Art. 6 a an. Ich darf für meine Fraktion dazu nur kurz erklären: Wir haben uns im Ausschuß der Stimme enthalten, weil wir Ihnen deutlich machen wollten, daß die dort aufgeführten Berufsbezeichnungen nicht ausreichend sind. Ich räume ein, daß Sie den Katalog erweitert haben. Aber auch das ist uns nicht ausreichend, weil Sie mit Ihrem Antrag nur auf die Arbeitslosenzahlen in den medizinischen Berufen zielen, Sie hingegen nicht die Möglichkeit der Umschulung für alle artverwandten Berufe eröffnen.
    Sie schreiben in der Begründung Ihres Antrags, daß eine Erweiterung des Katalogs einer gründlichen Beratung bedürfe. Ich hoffe nicht, daß Sie damit eingestehen wollen, die Beratung sei nicht gründlich gewesen. Ich muß feststellen: Für die Beratung des Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetzes war die Zeit ausreichend, und es ist auch gründlich behandelt worden. Ihr Antrag hätte daher, wenn er früher vorgelegt worden wäre, sehr ausführlich beraten werden können.

    (Zuruf von der SPD: Das werden wir an anderer Stelle tun!)

    — Von Ihren Versprechungen halte ich nicht allzuviel. Sie haben die Möglichkeit, etwas zu ändern, und deshalb sollten Sie diese Chance auch nutzen.
    Das Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz liegt uns zum drittenmal zur Beratung vor. Auch dieses Gesetz ist für die CDU/CSU-Fraktion, obwohl wir einer Reihe wichtiger Regelungen in den Ausschußberatungen zugestimmt haben, insgesamt nicht akzeptabel. Durch dieses Gesetz bewirken Sie zwar keine entscheidende Kostendämpfung, wohl aber eine ernsthafte Gefährdung der wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser. Ich stelle für die CDU/ CSU-Fraktion fest: Das Ziel Kostendämpfung wird durch dieses Gesetz nicht erreicht. Erreicht werden jedoch Strukturveränderungen im Krankenhauswesen, die uns dem staatlichen Gesundheitsdienst um einige Schritte näher bringen. Vielleicht ist das auch das Ziel, die Absicht der Gesundheitspolitiker der SPD und einiger der FDP. Das ist aber nicht das Ziel der CDU/CSU.
    Die CDU/CSU lehnt das Gesetz wegen seiner ordnungspolitisch bedenklichen Regelungen ab.

    (Zurufe von der SPD: Sie wiederholen sich!)

    — Die Wiederholung ist die Mutter der Wissenschaft. Wenn ich das wiederhole, so hoffe ich, daß auch bei Ihnen irgendwann einmal die Einsicht wächst, d. h. daß Sie Ihre bisherigen Entscheidungen korrigieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich wiederhole deshalb: Die CDU/CSU lehnt das Gesetz ab wegen seiner ordnungspolitisch bedenklichen Regelungen, wegen der vielfältigen Eingriffe in die Selbstverwaltung, wegen der zunehmenden Bürokratie im Krankenhaus bei voraussichtlich eintretender Verschlechterung der medizinischen und pflegerischen Betreuung, nicht zuletzt aber wegen der absehbaren Unwirksamkeit im Punkte Kostendämpfung.



    Jagoda
    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU)