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ID0903815000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/38 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 38. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . 1967A, 2049 C Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 1967 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde 1967 B Begrüßung einer Delegation des Nationalen Volkskongresses der Volksrepublik China 1967 B Begrüßung einer gemeinsamen Delegation von Mitgliedern des italienischen Senats und des italienischen Abgeordnetenhauses 1997 C Begrüßung des Staatspräsidenten von Ghana und seiner Begleitung 2029 C Wiederwahl des Abg. Dr. Czaja und des Herrn Walter Haack zu Mitgliedern des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank 2076 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU Baustopp, Stationierungsstopp und Abbau der SS-20 — Drucksache 9/291 — Schmidt, Bundeskanzler 1967 D, 2000 D Dr. Kohl CDU/CSU 1972B, 2001 B Brandt SPD 1978 D Möllemann FDP 1983 D Graf Huyn CDU/CSU 1988A Dr. Ehmke SPD 1991 D Dallmeyer CDU/CSU 1997 D Hansen SPD 2001 C Dr. Corterier SPD 2003 B Dr. Jenninger CDU/CSU (zur GO) . . . 2004 C Erklärungen nach § 31 GO Waltemathe SPD 2005 A Conradi SPD 2006 A Voigt (Frankfurt) SPD 2006 C Thüsing SPD 2007 B Kühbacher SPD 2007 C Namentliche Abstimmung 2008 B, C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Betäubungsmittelrechts — Drucksache 9/27 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/507 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (13. Ausschuß) — Drucksachen 9/443, 9/500 (neu) — Marschall SPD 2010C Hartmann CDU/CSU 2012 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP 2015 B Gnädinger SPD 2016 D Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU 2017 D Engelhard FDP 2020 A Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 2021 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem am 29. August 1975 in Genf unterzeichneten Genfer Protokoll zum Haager Abkommen über die internationale Hinterlegung gewerblicher Muster und Modelle — Drucksache 9/234 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 9/426 — 2023 D Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Riesenhuber, Gerstein, Dr. Stavenhagen, Kraus, Engelsberger, Lenzer, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Bugl, Dr. Laufs, Pfeifer, Magin und der Fraktion der CDU/CSU Zukünftige Kernenergie-Politik Ausbau der Kernenergie — Drucksache 9/440 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Riesenhuber, Gerstein, Dr. Stavenhagen, Kraus, Engelsberger, Lenzer, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Bugl, Dr. Laufs, Pfeifer, Magin und der Fraktion der CDU/CSU Zukünftige Kernenergie-Politik Entsorgung — Drucksache 9/441 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Riesenhuber, Gerstein, Dr. Stavenhagen, Kraus, Engelsberger, Lenzer, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Bugl, Dr. Laufs, Pfeifer, Magin und der Fraktion der CDU/CSU Zukünftige Kernenergie-Politik Fortgeschrittene Reaktorlinien — Drucksache 9/442 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und FDP Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik" — Drucksache 9/504 — Dr. Riesenhuber CDU/CSU 2024 B Schäfer (Offenburg) SPD 2029 A Dr.-Ing. Laermann FDP 2035A Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2038 B Reuschenbach SPD 2040 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 2043 D Kraus CDU/CSU 2045 B Stockleben SPD 2048 B Zywietz FDP 2049 D Dr. Bugl CDU/CSU 2051 C Dr. Steger SPD 2053 C Namentliche Abstimmung 2054 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und FDP Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksachen 9/310, 9/411 — 2056 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Sozialversicherung der selbständigen Künstler und Publizisten (Künstlersozialversicherungsgesetz) — Drucksache 9/26 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/508 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 9/429 — Lutz SPD 2056 D Bahner CDU/CSU 2058 D Cronenberg FDP 2060 A Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . . .2061D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 III Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung im Jahr 1982 — Drucksache 9/458 — in Verbindung mit Beratung des Berichts der Bundesregierung über die gesetzlichen Rentenversicherungen, insbesondere über deren Finanzlage in den künftigen 15 Kalenderjahren (Rentenanpassungsbericht 1981) sowie des Gutachtens des Sozialbeirats zu den Anpassungen der Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung zum 1. Januar 1982 sowie zu den Vorausberechnungen der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzlage der Rentenversicherung bis 1995 — Drucksache 9/290 — Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . . 2063 B Franke CDU/CSU 2065 C Glombig SPD 2070 C Schmidt (Kempten) FDP 2073 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes vom 6. März 1980 — Drucksache 9/427 — 2075 C Beratung der Sammelübersicht 11 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/399 — 2075 C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 02 Titelgruppe 07 (Leistungen nach dem Bundeskindergeldgesetz) — Drucksachen 9/219, 9/413 — 2075 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Kommission an den Rat über das Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen INLB Vorschlag einer Verordnung des Rates zur Änderung der Verordnung Nr. 79/65/EWG zur Bildung eines Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen über die Einkommenslage und die betriebswirtschaftlichen Verhältnisse landwirtschaftlicher Betriebe in der EWG Erklärung der Kommission, die wahrscheinlich in die Niederschrift über die Ratstagung aufgenommen wird, auf der der Entwurf einer Verordnung zur Änderung der Verordnung Nr. 79/65/EWG erlassen wird — Drucksachen 9/108 Nr. 22, 9/372 — . . .2076A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über den Einbau, die Position, die Funktionsweise und die Kennzeichnung der Betätigungs-, Kontroll- und Anzeigeeinrichtungen von land- oder forstwirtschaftlichen Zugmaschinen auf Rädern — Drucksachen 9/158 Nr. 11, 9/369 — . . . 2076A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschläge für Verordnungen (EWG) des Rates — zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2727/75 über die gemeinsame Marktorganisation für Getreide, der Verordnung (EWG) Nr. 3330/74 über die gemeinsame Marktorganisation für Zucker und der Verordnung (EWG) Nr. 950/68 über den Gemeinsamen Zolltarif — zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2742/75 über die Erstattungen bei der Erzeugung für Getreide und Reis — zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2744/75 über die Regelung für die Einfuhr und Ausfuhr von Getreide- und Reisverarbeitungserzeugnissen — Drucksachen 9/127 Nr. 15, 9/403 — . . . 2076 B Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutsche Welle" — Drucksache 9/510 — 2076 C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutschlandfunk" — Drucksache 9/511 — 2076 C Nächste Sitzung 2077 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 2078* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 2078* B Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 1967 38. Sitzung Bonn, den 26. Mai 1981 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 35. Sitzung, Seite 1807 B: In der vorletzten Zeile ist statt „Waffenvernichtungswaffen" zu lesen: „Massenvernichtungs-Waffen". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 27. 5. Dr. Bardens * 26. 5. Büchner (Speyer) * 27. 5. Frau Dr. Däubler-Gmelin 27. 5. Ertl 26. 5. Frau Dr. Hamm-Brücher 26. 5. Dr. Hubrig 26. 5. Kiep 26. 5. Kleinert 26. 5. Korber 27. 5. Dr. Lenz (Bergstraße) 27. 5. Dr. Müller * 27. 5. Frau Noth 27. 5. Frau Pack * 27. 5. Frau Roitzsch 27. 5. Sauer (Salzgitter) ** 27. 5. Frau Schlei 27. 5. Schulte (Unna) * 27. 5. Dr. von Weizsäcker 27. 5. Dr. Zimmermann 26. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Vermittlungsausschusses hat mit Schreiben vom 20. Mai 1981 mitgeteilt, daß der Anlagen zum Stenographischen Bericht Vermittlungsausschuß in seiner Sitzung am 20. Mai 1981 das Zwanzigste Strafrechtsänderungsgesetz (20. StrÄndG) bestätigt hat. Sein Schreiben ist als Drucksache 9/456 verteilt. Die in Drucksache 9/405 unter Nummer 3 aufgeführte EG-Vorlage Vorschlag einer Entscheidung des Rates über ein Informationsverfahren auf dem Gebiet der Normen und technischen Vorschriften wird als Drucksache 9/459 verteilt. Der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit hat mit Schreiben vom 12. Mai 1981 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 78/631/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften für die Einstufung, Verpackung und Kennzeichnung gefährlicher Zubereitungen (Schädlingsbekämpfung) - Drucksache 9/158 Nr. 22 - Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur dritten Änderung der Richtlinie 76/768/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über kosmetische Mittel - Drucksache 9/184 Nr. 18 -
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Kraus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte zunächst einmal auf Herrn Reuschenbach eingehen, der glaubte, vortragen zu müssen, daß die CDU/CSU-regierten Länder an der Tatsache Schuld sind, daß unser Kernenergieprogramm nicht zügig genug durchgeführt wird. Zwei Bemerkungen dazu: Herr Reuschenbach, Sie wissen doch genau, daß die letzten zehn Kernkraftwerke, für die Teilerrichtungsgenehmigungen erteilt wurden, allesamt in CDU/CSU-regierten Ländern stehen. Das ist natürlich kein Zufall, sondern das ist die konkrete Politik, die dort gemacht wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zum zweiten ist es doch ein ungewöhnlich durchsichtiger Trick, zu sagen, die Niedersächsische Landesregierung hätte verhindert, daß wir in dieser Frage ein Stück vorwärts kommen, indem die Forderungen der Bundesregierung nicht erfüllt wurden. Tatsache ist aber doch, daß diese Forderungen zwar von einer mehrheitlich durch die SPD gestützten Bundesregierung aufgestellt wurden, gleichzeitig aber durch die Partei, die diese Regierung mehrheitlich trägt, im Lande Niedersachsen praktisch verhindert wurden. Das ist ein durchsichtiger, einfacher und, ich möchte sagen, heuchlerischer Trick.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Unsere Diskussion findet zu einem Zeitpunkt statt, in dem die Kernkraftwerke einerseits ihren Kinderkrankheiten entwachsen und zu zuverlässigen umweltfreundlichen Stromerzeugern herangereift sind und andererseits die verheerenden Auswirkungen unserer Abhängigkeit vom 01 sichtbar werden. Nicht nur die Erpreßbarkeit politischer Art, die Einschränkung unserer politischen Entscheidungsfreiheit ist damit gemeint, sondern vor allem auch die Auswirkungen auf unseren Lebensstandard.
    Es war doch wohl niemals eine Frage, daß beim Bau von Kernkraftwerken die Sicherheit vorgeht. Ich glaube, hier besteht bei allen Beteiligten Übereinstimmung. Der Streit um die Sicherheit der Kernenergie befaßt sich im Grunde genommen mit einer Frage, die so alt ist wie die Menschheit selbst: Wir müssen die Natur gestalten, um leben zu können. Jeder Eingriff in die Natur bedeutet aber auch, daß wir mit den nachteiligen Folgen eines solchen Wirkens fertig werden müssen. Keine Technik ohne Risiko! Das gilt natürlich auch für die Kernenergie.
    Sollen wir aber mitten auf einem Weg umkehren, der sich als einziger Ausweg aus einer klar vorhersehbaren Katastrophe des industriellen Zeitalters anbietet, das einen bisher nicht für möglich gehaltenen Massenwohlstand für alle gebracht hat und heute zur fundamentalen Voraussetzung für die physische Existenz von voraussichtlich 6 Milliarden Menschen im Jahr 2000 geworden ist?

    (Dr. Steger [SPD]: Herr Kraus, widersprechen Sie dem Herrn Riesenhuber nicht, das ist nicht fair!)

    — Sie wissen genau, daß es wichtig ist, das hier zu sagen. Warum haben wir denn hier die lasche Handhabung der Dinge, die bewußte Verzögerungspolitik? Doch nur deshalb, weil ein Teil von Ihnen — ich möchte nicht sagen: die Mehrheit, aber eben doch ein gewichtiger Teil — den Einsatz der Kernenergie im Grunde genommen überhaupt ablehnt. Deshalb ist die Mehrheit der Koalition zu einem vernünftigen Handeln praktisch nicht in der Lage.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Gegen den weiteren Ausbau der Kernenergie sind vor allem die Wachstumsgegner.

    (Dr. Steger [SPD]: Wer ist dagegen?)

    — Das ist ein einfacher Trick, der zieht bei mir nicht.
    — Sie bestreiten die Notwendigkeit eines Wachstums überhaupt. Es ist auf den ersten Blick einleuch-



    Kraus
    tend, wenn gesagt wird: Es geht uns doch gut, wir sollten es bei dem Erreichten belassen. Sie fordern deshalb die Strategie des sogenannten Null-Wachstums. Wenn Sie mit Wachstumsgegnern sprechen, können Sie häufig aber folgendes feststellen: Die große Mehrheit von ihnen handelt ganz anders, als sie argumentiert. Nahezu jeder ist heute in seinem persönlichen Handeln auf Wachstum eingestellt. Sie werden nahezu niemanden finden, der nur seinen Ersatzbedarf neu anschafft.
    Seltsamerweise aber treten viele Wachstumsgegner zugleich für eine Ausweitung staatlicher Aufgaben ein. Die Bewältigung öffentlicher Aufgaben wäre bei einem Null-Wachstum völlig unmöglich. Bei einem Null-Wachstum hätten wir, verglichen mit einem wirtschaftlichen Wachstum von 4 %, ein Weniger an Steuereinnahmen in Höhe von 410 Milliarden DM allein für die Zeit bis zum Jahre 1985. Ein Abbau der ungeheuren Staatsverschuldung, die für manche offenbar gar nicht sehr drückend ist, wie ich zugeben möchte, wäre dann natürlich völlig unmöglich. Es käme zu einem unerträglichen Verteilungsstreit. Eine Ausweitung des Staatsanteils würde zu tiefen Einschnitten bei den privaten Konsumansprüchen führen oder zu Lasten der privaten Investitionen gehen.
    Der Zwang zum Wachstum bedeutet zwangsläufig aber auch einen höheren Energieverbrauch und stärkere Inanspruchnahme von Rohstoffen. Trotzdem gibt es gegen den Einsatz und die friedliche Nutzung der Kernenergie größte Widerstände. Bürgerinitiativen haben sich dabei hervorgetan, unterstützt von Politrockern und Rowdies, deren „Bürgersinn" auf das genaue Gegenteil der Maxime „Gemeinwohl geht vor Eigennutz" hinausläuft.
    Wenn auch die Risiken, die von Kernkraftwerken ausgehen, technisch sicher niemals voll zu beseitigen sind, so ist doch sicher, daß die Risiken, die aus dem Verzicht auf den Einsatz von Kernenergie herrühren, höher einzuschätzen sind. Das gilt einmal im nationalen Bereich bei einer Verschärfung der Verteilungskämpfe. Es zeigt sich bereits jetzt, daß das soziale Klima sofort sehr viel frostiger wird, sobald soziale und sonstige Forderungen nicht — wie bisher — ohne weiteres aus dem Zuwachs der wirtschaftlichen Leistungen befriedigt werden können. Um so mehr gilt das natürlich, wenn dieser Zustand lange anhält, vielleicht sogar zu einem längerfristigen Rückgang des Bruttosozialprodukts in spürbarem Ausmaß führt.
    Dasselbe gilt aber — noch vermehrt — für die Verteilungskämpfe auf internationaler Ebene. Die große Mehrheit der Menschheit wird nicht dulden, daß ein kleiner Teil der Weltbevölkerung die leicht zu handhabenden natürlichen Energiereserven der Welt für sich verbraucht, den Lebensstandard ständig verbessert, mindestens aber in etwa aufrechterhält, während ein großer Teil der Welt ständig ärmer wird. Aus diesem Grunde haben wir geradezu eine moralische Verpflichtung zur Nutzung unserer technischen Möglichkeiten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Daß es auch anders geht als bei uns hier, zeigt am besten unser Nachbar Frankreich. Trotz ähnlicher demokratischer Grundstrukturen gibt es im westlichen Nachbarland Frankreich — im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland — keine Stagnation im Kernenergieausbau. Vielmehr wird dort ein Kernenergieprogramm verfolgt, das der französischen Wirtschaft in zunehmendem Maße erhebliche Wettbewerbsvorteile verschaffen wird.
    Kürzlich hat sich der französiche Botschafter in der Bundesrepublik zu den Problemen der Kernenergienutzung in Deutschland und der deutschfranzösischen Zusammenarbeit auf diesem Gebiet geäußert. Fazit dieser Aussagen ist es, daß Frankreich mit großer Sorge die Schwierigkeiten der Deutschen beobachtet. Durch innenpolitische Diskussionen und administrative Hindernisse sei die Bundesregierung gehemmt, ihre auf dem Wirtschaftsgipfel in Tokio eingegangenen Verpflichtungen hinsichtlich der Einsparung von Öl zu erfüllen.


Rede von Georg Leber
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege Kraus, erlauben Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Reuschenbach?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Kraus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Ich habe zu wenig Zeit, um hier auf Zwischenfragen einzugehen.

    (Zuruf von der SPD)

    Diese Stagnation, so der Botschafter, werde für Deutschland schwerwiegende Folgen haben, denn Nuklearenergie sei nicht nur ein Mittel, um sich vom Erdöl unabhängig zu machen, sondern auch eine äußerst zukunftsträchtige Industrie- und Exportbranche.
    Auch in Deutschland hatte man einmal große Pläne. Was daraus geworden ist, ist zwischenzeitlich klar. Was wurde tatsächlich erreicht? Wir haben heute etwa 9 000 MW Kernenergiestrom am Netz und werden 1985 höchstens 17 000 MW am Netz haben. Jede Kilowattstunde Strom, die auf Grund der Nichtverfügbarkeit von Kernkraftwerken noch in Ölkraftwerken produziert werden muß, führt zu Brennstoffmehrkosten in Höhe von 10 Pf.
    Frankreich dagegen hat seine Kapazitäten bestens ausgebaut. Frankreich realisiert sein eindrucksvolles Programm durch die massive Unterstützung des Staates, durch einen breiten Konsens aller politischen Kräfte, durch ein zentralisiertes und durch das Standardbau-Programm höchst rationelles Genehmigungsverfahren und durch ein sehr straff durchgeführtes Rechtsmittelverfahren. Übrigens hat auch der neue französische Präsident ausdrücklich erklärt, daß die in Bau oder in der Planung befindlichen Kernkraftwerke durchgeführt werden sollen.
    Es stellen sich hier natürlich einige interessante Fragen: Sind etwa die Franzosen oder die Regierungen in anderen Nachbarländern leichtsinniger als wir in der Bundesrepublik? Sind sie technisch von vornherein so wesentlich besser, daß sie ohne Probleme auskommen? Oder sind es Leute, die potentielle Selbstmörder sind, die sich sozusagen selber vergiften und ihre Nachkommenschaft schädigen



    Kraus
    wollen? Ich glaube, es handelt sich um Verantwortliche, die es eben verstehen, für sich und für die kommenden Generationen die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß auch in Zukunft in Wohlstand gelebt werden kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU)

    Einer der Hauptgründe für die Besorgnisse in einem Teil der Bevölkerung ist der Streit um die Entsorgung der Kernkraftwerke. Zunächst möchte ich feststellen, daß es nach dem Atomgesetz Aufgabe des Bundes ist, Endlagerstätten für atomare Abfälle zu schaffen.
    Das Dilemma, in dem sich die deutsche Energiepolitik auf dem Gebiet der Entsorgung befindet, hat der niedersächsische Ministerpräsident Albrecht treffend so ausgedrückt: Technisch machbar, politisch wegen der Zerstrittenheit der Verantwortlichen nicht durchsetzbar.

    (Zurufe von der SPD und der FDP)

    Man könne vor diesem Hintergrund von der Bevölkerung natürlich auch nicht erwarten, daß sie Vertrauen in das nukleare Entsorgungszentrum fasse. Vielleicht wäre die Problematik deutlicher zum Ausdruck gekommen, wenn Albrecht formuliert hätte: Technisch machbar, auch politisch durchaus durchsetzbar, wenn endlich alle politischen Kräfte in diesem Land an einem Strang ziehen —

    (Zuruf von der SPD)

    etwa so, wie es hier von einigen Rednern bereits in Aussicht gestellt worden ist.
    Insbesondere die SPD in Niedersachsen, aber offenbar auch einige Kollegen hier haben in der Diskussion um das integrierte Entsorgungszentrum Gorleben massiv Gegenpropaganda betrieben und damit die Bevölkerung in einem Maß verunsichert, daß die niedersächsische Landesregierung bei der Durchsetzung des technisch realisierbaren Konzeptes bürgerkriegsähnliche Zustände befürchten mußte.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: So ist es! — Zuruf von der SPD: Was Sie jetzt sagen, ist eine Unverschämtheit!)

    Das deutsche Konzept des integrierten Entsorgungszentrums über einem als Endlager geeigneten Salzstock der norddeutschen Tiefebene wurde weltweit als vorbildlich anerkannt.