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ID0903813000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/38 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 38. Sitzung Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . 1967A, 2049 C Absetzung eines Punktes von der Tagesordnung 1967 A Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde 1967 B Begrüßung einer Delegation des Nationalen Volkskongresses der Volksrepublik China 1967 B Begrüßung einer gemeinsamen Delegation von Mitgliedern des italienischen Senats und des italienischen Abgeordnetenhauses 1997 C Begrüßung des Staatspräsidenten von Ghana und seiner Begleitung 2029 C Wiederwahl des Abg. Dr. Czaja und des Herrn Walter Haack zu Mitgliedern des Verwaltungsrats der Lastenausgleichsbank 2076 D Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU Baustopp, Stationierungsstopp und Abbau der SS-20 — Drucksache 9/291 — Schmidt, Bundeskanzler 1967 D, 2000 D Dr. Kohl CDU/CSU 1972B, 2001 B Brandt SPD 1978 D Möllemann FDP 1983 D Graf Huyn CDU/CSU 1988A Dr. Ehmke SPD 1991 D Dallmeyer CDU/CSU 1997 D Hansen SPD 2001 C Dr. Corterier SPD 2003 B Dr. Jenninger CDU/CSU (zur GO) . . . 2004 C Erklärungen nach § 31 GO Waltemathe SPD 2005 A Conradi SPD 2006 A Voigt (Frankfurt) SPD 2006 C Thüsing SPD 2007 B Kühbacher SPD 2007 C Namentliche Abstimmung 2008 B, C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Betäubungsmittelrechts — Drucksache 9/27 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/507 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (13. Ausschuß) — Drucksachen 9/443, 9/500 (neu) — Marschall SPD 2010C Hartmann CDU/CSU 2012 B Frau Dr. Adam-Schwaetzer FDP 2015 B Gnädinger SPD 2016 D Sauter (Ichenhausen) CDU/CSU 2017 D Engelhard FDP 2020 A Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 2021 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem am 29. August 1975 in Genf unterzeichneten Genfer Protokoll zum Haager Abkommen über die internationale Hinterlegung gewerblicher Muster und Modelle — Drucksache 9/234 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 9/426 — 2023 D Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Riesenhuber, Gerstein, Dr. Stavenhagen, Kraus, Engelsberger, Lenzer, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Bugl, Dr. Laufs, Pfeifer, Magin und der Fraktion der CDU/CSU Zukünftige Kernenergie-Politik Ausbau der Kernenergie — Drucksache 9/440 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Riesenhuber, Gerstein, Dr. Stavenhagen, Kraus, Engelsberger, Lenzer, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Bugl, Dr. Laufs, Pfeifer, Magin und der Fraktion der CDU/CSU Zukünftige Kernenergie-Politik Entsorgung — Drucksache 9/441 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Riesenhuber, Gerstein, Dr. Stavenhagen, Kraus, Engelsberger, Lenzer, Dr.-Ing. Kansy, Dr. Bugl, Dr. Laufs, Pfeifer, Magin und der Fraktion der CDU/CSU Zukünftige Kernenergie-Politik Fortgeschrittene Reaktorlinien — Drucksache 9/442 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und FDP Enquete-Kommission „Zukünftige Kernenergie-Politik" — Drucksache 9/504 — Dr. Riesenhuber CDU/CSU 2024 B Schäfer (Offenburg) SPD 2029 A Dr.-Ing. Laermann FDP 2035A Dr. Stavenhagen CDU/CSU 2038 B Reuschenbach SPD 2040 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 2043 D Kraus CDU/CSU 2045 B Stockleben SPD 2048 B Zywietz FDP 2049 D Dr. Bugl CDU/CSU 2051 C Dr. Steger SPD 2053 C Namentliche Abstimmung 2054 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und FDP Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat" — Drucksachen 9/310, 9/411 — 2056 C Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Sozialversicherung der selbständigen Künstler und Publizisten (Künstlersozialversicherungsgesetz) — Drucksache 9/26 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 9/508 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 9/429 — Lutz SPD 2056 D Bahner CDU/CSU 2058 D Cronenberg FDP 2060 A Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . . .2061D Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 III Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung der Renten der gesetzlichen Rentenversicherung im Jahr 1982 — Drucksache 9/458 — in Verbindung mit Beratung des Berichts der Bundesregierung über die gesetzlichen Rentenversicherungen, insbesondere über deren Finanzlage in den künftigen 15 Kalenderjahren (Rentenanpassungsbericht 1981) sowie des Gutachtens des Sozialbeirats zu den Anpassungen der Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung zum 1. Januar 1982 sowie zu den Vorausberechnungen der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzlage der Rentenversicherung bis 1995 — Drucksache 9/290 — Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . . 2063 B Franke CDU/CSU 2065 C Glombig SPD 2070 C Schmidt (Kempten) FDP 2073 C Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes vom 6. März 1980 — Drucksache 9/427 — 2075 C Beratung der Sammelübersicht 11 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/399 — 2075 C Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 02 Titelgruppe 07 (Leistungen nach dem Bundeskindergeldgesetz) — Drucksachen 9/219, 9/413 — 2075 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Kommission an den Rat über das Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen INLB Vorschlag einer Verordnung des Rates zur Änderung der Verordnung Nr. 79/65/EWG zur Bildung eines Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen über die Einkommenslage und die betriebswirtschaftlichen Verhältnisse landwirtschaftlicher Betriebe in der EWG Erklärung der Kommission, die wahrscheinlich in die Niederschrift über die Ratstagung aufgenommen wird, auf der der Entwurf einer Verordnung zur Änderung der Verordnung Nr. 79/65/EWG erlassen wird — Drucksachen 9/108 Nr. 22, 9/372 — . . .2076A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über den Einbau, die Position, die Funktionsweise und die Kennzeichnung der Betätigungs-, Kontroll- und Anzeigeeinrichtungen von land- oder forstwirtschaftlichen Zugmaschinen auf Rädern — Drucksachen 9/158 Nr. 11, 9/369 — . . . 2076A Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschläge für Verordnungen (EWG) des Rates — zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2727/75 über die gemeinsame Marktorganisation für Getreide, der Verordnung (EWG) Nr. 3330/74 über die gemeinsame Marktorganisation für Zucker und der Verordnung (EWG) Nr. 950/68 über den Gemeinsamen Zolltarif — zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2742/75 über die Erstattungen bei der Erzeugung für Getreide und Reis — zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2744/75 über die Regelung für die Einfuhr und Ausfuhr von Getreide- und Reisverarbeitungserzeugnissen — Drucksachen 9/127 Nr. 15, 9/403 — . . . 2076 B Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutsche Welle" — Drucksache 9/510 — 2076 C Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP IV Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates der Anstalt des öffentlichen Rechts „Deutschlandfunk" — Drucksache 9/511 — 2076 C Nächste Sitzung 2077 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 2078* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 2078* B Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 38. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 26. Mai 1981 1967 38. Sitzung Bonn, den 26. Mai 1981 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 35. Sitzung, Seite 1807 B: In der vorletzten Zeile ist statt „Waffenvernichtungswaffen" zu lesen: „Massenvernichtungs-Waffen". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Ahrens * 27. 5. Dr. Bardens * 26. 5. Büchner (Speyer) * 27. 5. Frau Dr. Däubler-Gmelin 27. 5. Ertl 26. 5. Frau Dr. Hamm-Brücher 26. 5. Dr. Hubrig 26. 5. Kiep 26. 5. Kleinert 26. 5. Korber 27. 5. Dr. Lenz (Bergstraße) 27. 5. Dr. Müller * 27. 5. Frau Noth 27. 5. Frau Pack * 27. 5. Frau Roitzsch 27. 5. Sauer (Salzgitter) ** 27. 5. Frau Schlei 27. 5. Schulte (Unna) * 27. 5. Dr. von Weizsäcker 27. 5. Dr. Zimmermann 26. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Vermittlungsausschusses hat mit Schreiben vom 20. Mai 1981 mitgeteilt, daß der Anlagen zum Stenographischen Bericht Vermittlungsausschuß in seiner Sitzung am 20. Mai 1981 das Zwanzigste Strafrechtsänderungsgesetz (20. StrÄndG) bestätigt hat. Sein Schreiben ist als Drucksache 9/456 verteilt. Die in Drucksache 9/405 unter Nummer 3 aufgeführte EG-Vorlage Vorschlag einer Entscheidung des Rates über ein Informationsverfahren auf dem Gebiet der Normen und technischen Vorschriften wird als Drucksache 9/459 verteilt. Der Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit hat mit Schreiben vom 12. Mai 1981 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genommen hat: Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 78/631/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften für die Einstufung, Verpackung und Kennzeichnung gefährlicher Zubereitungen (Schädlingsbekämpfung) - Drucksache 9/158 Nr. 22 - Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur dritten Änderung der Richtlinie 76/768/EWG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über kosmetische Mittel - Drucksache 9/184 Nr. 18 -
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt ein klares Wort!)

    Ich möchte in meinen Ausführungen weniger auf allgemeine energiepolitische Aspekte eingehen. Ich möchte auch nicht so sehr den Schwerpunkt meiner Ausführungen auf eine Interpretation oder eine erneute Darstellung des Berichtes der Enquete-Kommission legen. Ich möchte nur eine kurze Bemerkung zu Herrn Kollege Riesenhuber machen, der hier gesagt hat, Kernenergie sei vertretbar, Kernenergie sei sicher, Kernenergie sei notwendig, und daher müsse man sie durchsetzen. Etwas später hat er gesagt, man müßte mit den jungen Leuten über die Risiken der Energietechniken wie auch über die Risiken einer Energie-Unterversorgung diskutieren.

    (Dr. Riesenhuber [CDU/CSU]: Das tun wir auch!)

    — Herr Riesenhuber, ich glaube, Sie hatten auch Gelegenheit dazu. Wenn ich mich recht erinnere, hat unser Kollege Wissmann, der Vorsitzende der Jungen Union, am Wochenende doch gerade darüber Ausführungen gemacht, daß auch innerhalb der CDU/CSU verständlicherweise nicht alle mit großem Hurra auf die Kernenergie setzen und Volldampf voraus marschieren wollen.

    (Dr. Riesenhuber [CDU/CSU]: Wir führen diese Diskussion ständig; aber wir kommen zu Ergebnissen! — Lenzer [CDU/CSU]: Und nicht nur in Fußnoten! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Und nicht nur am Wochenende! — Gegenrufe von der SPD)

    — Also, wen trifft dieser Vorwurf dieser Fußnoten? Ich weiß nicht an wen Sie ihn richten. Ich fühle mich dadurch überhaupt nicht angesprochen. Ich nehme an, Sie meinen Ihre eigenen Kollegen.

    (Dr. Stavenhagen [CDU/CSU]: Darf ich Sie zitieren? Wollen Sie Ihre Fußnoten noch einmal hören?)

    — Sie sollten sich einmal eine Grundausbildung in Statistik geben lassen und nicht von einer Fußnote gleich auf viele schließen.

    (Lenzer [CDU/CSU]: Aber es war eine sehr schöne Fußnote!)

    — Ich komme darauf inhaltlich noch zurück, Herr Kollege Stavenhagen.
    Es wird seitens meiner Fraktion besonders begrüßt, daß die Enquete-Kommission zukünftige
    Kernenergiepolitik nun nach langen Verzögerungen, auf die schon hingewiesen wurde, endlich eingesetzt wird. Ich hoffe, daß sie dann unverzüglich ihre Arbeit aufnehmen kann, d. h. daß wir dann die Sachverständigen in gemeinsamer Liste werden benennen können, damit diese berufen werden. Wir bedauern diese Verzögerungen, und dies um so mehr als sie nicht unmittelbar in Sachfragen begründet lagen.
    Der Bericht der Enquete-Kommission aus der 8. Legislaturperiode ist ja inzwischen vom Parlament aufgenommen worden und wird in den Ausschüssen beraten, damit die Empfehlungen der Kommission in politisches Handeln, in politische Entscheidungen umgesetzt werden können. So sind bereits die Studien beschlossen worden, das Gutachten in Auftrag gegeben. Die Empfehlungen zur rationellen Energieverwendung sind in den parlamentarischen Beratungen. Herr Kollege Riesenhuber, diese Empfehlungen werden nun im Parlament und vom Parlament beraten werden müssen. Wir werden am Ende der Beratungen wissen, ob der Bericht unverändert das Parlament passieren soll oder nicht.

    (Dr. Riesenhuber [CDU/CSU]: Aber vorher diskutieren Sie schon einen neuen Auftrag für eine Enquete-Kommission!)

    — Ja, aber der resultiert doch aus den nicht erledigten Aufgaben des bisherigen Aufgabenkatalogs, der in der ursprünglichen Einsetzung vorgesehen war. Es ist doch eine ganz logische Schlußfolgerung auf der Grundlage der Empfehlungen der alten Enquete-Kommission, das, was damals aus zeitlichen Gründen nicht behandelt werden konnte, jetzt fortzusetzen. Dies ist ein Beschluß des Parlaments. Wir sind dabei, das hier zu beschließen. Das ist politisches Handeln. Das sind politische Konsequenzen, die wir aus dem Bericht ziehen.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Herr Laermann, Sie wollen doch die Kommission selber nicht!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, aus der Tatsache, daß dieser Bericht nunmehr vom Parlament aufgenommen worden ist, kann und darf aber
    — und das sage ich hier ganz offen — nicht der Schluß gezogen werden, daß nun auch notwendigerweise und logischerweise alle Empfehlungen eventuell auch in modifizierter Form vom Parlament beschlossen werden müßten. Vielmehr hat das Parlament diese Empfehlungen im Gesamtzusammenhang aller Bereiche der Politik zu betrachten. Es hat die Systemzusammenhänge, Abhängigkeiten und Verzahnungen zu anderen Bereichen der Politik zu berücksichtigen, wenn es über die vorgelegten Empfehlungen beschließt.
    Ich möchte an dieser Stelle auch gleich der Versuchung entgegentreten, daß eine wie auch immer benannte Kommission sozusagen als ein Obergutachtergremium anzusehen wäre.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Die Kommission wird vom Parlament eingesetzt,
    um diesem Parlament Entscheidungshilfen für politische Entscheidungen grundsätzlicher Art zu ge-



    Dr.-Ing. Laermann
    ben. Derartige Empfehlungen können sich also nicht direkt als Auftrag an die Exekutive richten. Sie können und sie dürfen die politische Verantwortung des Parlaments nicht ersetzen. Die besondere Bedeutung der Enquete-Kommission zukünfige Kernenergiepolitik sieht meine Fraktion darin, daß damit erstmalig Technikfolgen-Bewertung und Technikfolgen-Abschätzung im demokratisch-parlamentarischen Raum geleistet wird.
    Herr Kollege Riesenhuber, Sie verstehe ich mit Ihrer Kritik überhaupt nicht, der Sie jahrelang für ein Amt für Technikfolge-Bewertung kämpfen.

    (Dr. Riesenhuber [CDU/CSU]: Das Sie ständig abgelehnt haben mit einer offensichtlich unbegründeten Argumentation!)

    Sie wollen Bürokratie, wir wollen Technikfolgen-Bewertung als politische Aufgabe praktisch umsetzen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer hat denn dieses Amt damals abgelehnt?)

    — Eben, weil wir keine zusätzliche Bürokratie brauchen. Was wir hier in der Enquete-Kommission tun, ist Erfüllung der politischen Aufgabe TechnikfolgenBewertung und Technikfolgen-Abschätzung.

    (Dr. Riesenhuber [CDU/CSU]: Die Bürokratie der Enquete-Kommission war nicht kleiner als unsere ganze Technologiebewertung!)

    — Aber Sie wollten sie zur Dauereinrichtung machen, zur Bürokratie, das wollen wir nicht.
    Es ist ganz wichtig — dies möchte ich hier mit allem Nachdruck herausstellen —, daß durch diese Enquete-Kommission drängende, breite Teile der Öffentlichkeit beunruhigende Fragen im Zusammenhang mit wissenschaftlichen, technischen Entwicklungen, die zu Großtechnologien führten, aufgegriffen werden.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Nicht mit breiten Teilen einer Kleinen Partei zu verwechseln!)

    Es ist ganz wichtig, daß das Für und Wider von Sachverständigen, die unterschiedliche Positionen vertreten, in einem argumentativen, offenen Prozeß diskutiert und zu diesen Fragen aus einer breiten Öffentlichkeit Antworten gefunden werden.
    Herr Kollege Probst, ich bin doch hoffentlich mit Ihnen einer Meinung, daß wir die vielfältigen Fragen, die aus der Öffentlichkeit kommen, die von Bürgern an uns gerichtet werden, aufzugreifen haben.

    (Beifall bei der FDP)

    Diesen Auftrag haben wir als Mandatsträger, und dem wollen wir entsprechen. Es kann sein, daß Sie eine andere Klientel haben, aber ich jedenfalls — —

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Das ist für uns selbstverständlich! — Dr. Stavenhagen [CDU/CSU]: Hoffentlich denken Sie an Berlin!)

    — Herr Kollege Stavenhagen, ich denke immer an Berlin, aber an Berlin als Stadt, als Vorposten der Freiheit.

    (Dr. Stavenhagen [CDU/CSU]: Denken Sie einmal an Ihren Landesverband in Berlin!)

    — Überlassen Sie es uns doch bitte schön, mit den Problemen in unseren eigenen Reihen selbst fertig zu werden! Ich glaube, Sie sollten sich insoweit mehr an Ihrer eigenen Partei und Fraktion orientieren. Ich glaube, da haben Sie genug zu tun.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Stavenhagen [CDU/CSU]: Ich kann mich an so etwas in unserer Partei nicht erinnern!)

    Die Enquete-Kommission hat in der 8. Legislaturperiode zu wichtigen Teilbereichen Antworten erarbeitet. Das Ergebnis der Kommission ist nicht nur in unserem Lande beachtet worden, sondern es hat weltweit, d. h. internationale Beachtung gefunden. Daran können Sie, verehrte Kollegen von der Opposition, nicht herumdeuteln, das können Sie auch nicht kleiner machen. Herr Kollege Schäfer hat ja deutlich gemacht — ich brauche das nicht zu wiederholen —, wie positiv die Beurteilungen im Grunde waren. Man könnte dieser Darstellung durchaus noch einiges hinzufügen.
    Niemand konnte und niemand kann erwarten — auch das möchten Sie bitte beachten —, daß eine solche Kommission unfehlbar sei. Selbstverständlich bedarf sie hier und da auch der Kritik, selbstverständlich ist diese Kritik hier und da berechtigt.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Mit Herrn Schäfer wird sie erstmals unfehlbar sein!)

    Auf Grund der vielfältigen Stellungnahmen zu dem Bericht der Enquete-Kommission möchte ich aber grundsätzlich feststellen, daß ihre Arbeit positiv bewertet wurde, daß ihre Ergebnisse als sehr hilfreich für die Versachlichung der Diskussion um die friedliche Nutzung der Kernenergie in der Öffentlichkeit angesehen werden können. Ihre negative Beurteilung, Herr Riesenhuber, kann ich überhaupt nicht teilen.
    Die Kommission konnte den umfangreichen Aufgabenkatalog, den das Parlament ihr aufgetragen hatte, in der 8. Legislaturperiode mangels Zeit nicht vollständig aufarbeiten. Deshalb hat sie die Fortsetzung der Arbeiten empfohlen, hat die Empfehlung ausgesprochen, in der 9. Legislaturperiode eine neue Kommission einzusetzen. Dieser Empfehlung wollen wir heute entsprechen und die Wiedereinsetzung dieser Enquete-Kommission beschließen.
    Eine der vordringlichsten Aufgaben der neuen Kommission wird es sein, Empfehlungen zur möglichen Inbetriebnahme des SNR 300 im besonderen und zur Nutzung der Brütertechnologie generell zu erarbeiten. Dieser Themenbereich ist für meine Fraktion die eigentliche Begründung für die Einsetzung dieser Enquete-Kommission auf Grund unserer Parteitagsbeschlußlage. Das möchte ich noch einmal ausdrücklich herausstellen.
    Im Hinblick auf die finanzielle Entwicklung beim Bau der Prototypen fortgeschrittener Reaktorlinien,



    Dr.-Ing. Laermann
    zu denen außer dem Brüter in Kalkar auch der Hochtemperaturreaktor in Schmehausen gehört, müssen politische Unsicherheiten nun endlich ausgeräumt werden. Das halte ich für eine zwingende Voraussetzung dafür, daß sich die Industrie und die Elektrizitätswirtschaft stärker an den enorm gestiegenden Kosten beteiligen, als das bisher vertraglich vorgesehen ist.

    (Dr. Riesenhuber [CDU/CSU]: Dann können Sie unserem Antrag ja zustimmen? Dr. Bugl [CDU/CSU]: Ganz in unserem Sinne!)

    Mit Fug und Recht kann niemand jemanden veranlassen, ein Haus zu bauen und zu finanzieren, wenn die Entscheidung darüber, ob er dieses Haus je nutzen darf, bis zur endgültigen Fertigstellung vorbehalten bleibt.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Ich halte es auch für politisch nicht vertretbar, das Risiko einer parlamentarischen Entscheidung durch eine Bundesbürgschaft abzusichern. Das ist nicht nur ordnungspolitisch nicht vertretbar; und zumindest muß man den Einwand gelten lassen, daß eine solche Bürgschaft die parlamentarische Entscheidung schließlich präjudiziert. Diese Freiheit der Entscheidung wollen wir uns bis zur abschließenden Beratung vorbehalten.
    Dennoch — ich wiederhole —: Es muß möglichst rasch Klarheit geschaffen werden. Deshalb soll die Kommission bis spätestens Juli 1982 ihre Stellungnahme zum Brüter-Projekt vorlegen, damit dann unverzüglich eine parlamentarische Entscheidung getroffen werden kann, unbeschadet — ich füge dies hinzu — der rechtlichen Relevanz eines solchen Beschlusses.

    (Dr. Probst [CDU/CSU]: Dann wird ja Herr Schäfer arbeitslos!)

    Darüber hinaus wird sich die Kommission mit den Entwicklungen alternativer Folgelinien zum Leichtwasserreaktor und deren Technologie und energiepolitische Bedeutung einschließlich der entsprechenden Brennstoffkreisläufe, der Brennstoffversorgung und der Entsorgung befassen müssen.
    Schließlich ist die wichtige und umfassende Aufgabe zu leisten, die verschiedenen Energieversorgungsstrukturen nach den Kriterien Sozialverträglichkeit, Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und internationaler Verträglichkeit zu beurteilen. Dies ist bisher noch nicht geleistet worden. Dabei wird der Untersuchung, welche Auswirkungen sich bei plötzlichem Ausfall wichtiger Energieversorgungssysteme ergeben, die auch von Sabotageakten oder Kriegseinwirkungen ausgelöst werden können, eine zentrale Bedeutung zukommen.
    Es ist unverständlicherweise im Zusammenhang mit den Vorgängen um das Kernkraftwerk Brokdorf von einem „regionalen Problem" gesprochen worden. Das mag für die Konsequenzen einzelner Politiker zutreffen, für die Energiepolitik jedenfalls nicht.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich bin der Meinung, daß die Energiepolitik, daß die Fragen der Energieversorgung über nationale Grenzen, über Europa hinweg in globalen Bezügen gesehen werden müssen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Deshalb begrüßt meine Fraktion ausdrücklich, daß die Bedeutung, daß Nutzen und Risiken der Kernenergie auch in Zusammenhang mit der weltweiten Entwicklung der Versorgungsstrukturen und insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung in den Enwicklungsländern von der Kommission dargestellt werden sollen.
    Damit nicht auch in diesem Bereich wie in der Vergangenheit in der Bundesrepublik mit einseitigen, manchmal unhaltbaren opportunistischen Argumenten die Brunnen vergiftet werden, müssen die Gesamtzusammenhänge in objektiver Darstellung aufgezeigt werden. Es genügt beispielsweise nicht, nur auf die Gefahr von Verteilungskämpfen um die begrenzten Vorräte an Rohstoffen und Energierohstoffen hinzuweisen, ohne gleichzeitig auf die Notwendigkeit einer sparsamen und rationellen Rohstoffverwendung, auf die Notwendigkeit einer Abkehr von bisherigen Verschwendungsgewohnheiten hinzuweisen. Eine solche Darstellung ist meines Erachtens auch für die innenpolitische Diskussion unerläßlich.
    Rapide steigende Bevölkerungszahlen in der Welt, Sicherung der Ernährung und des Energiebedarfs dieser Menschen, Verpflichtung der hochentwickelten Industriestaaten, ihr geistiges Potential, ihre Erkenntnisse über negative Folgen wirtschaftlicher und technischer Entwicklungen, auch zur eigenen Existenzsicherung, bereitzustellen, dies alles muß den Bürgern unseres Landes vermittelt werden. Herr Kollege Schäfer, ich glaube nicht, daß es darum geht, daß wir in die Entwicklungsländer Kernkraftwerke exportieren. Dies ist nicht der Punkt, mit dem wir uns vorrangig befassen müssen. Es geht vielmehr darum, diesen Ländern die einfach zu handhabenden Energieträger, auch erneuerbare Energieträger, verfügbar zu machen und zu vernünftigen, vertretbaren Preisen verfügbar zu halten.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es wäre sinnvoll gewesen, schon um der Kontinuität der Arbeit willen, die Kommission mit denselben Sachverständigen zu besetzen, wenn sich auch aus den Aufgabenformulierungen heraus andere Schwerpunkte ergeben haben. Einige der bisherigen Mitglieder stehen nun allerdings nicht mehr zur Verfügung, so daß ohnedies Ergänzungen notwendig werden. Die Opposition hat konkrete Vorstellungen über von ihr vorzuschlagende Sachverständige. Die Koalitionsfraktionen streben eine sowohl fachlich als auch von der Einstellung zur Kernenergie her ausgewogene Besetzung an. Die FDP-Fraktion akzeptiert daher, neun Sachverständige anstatt bisher acht zu berufen. Meine Fraktion geht dabei davon aus, daß die Liste der Sachverständigen von allen Fraktionen gemeinsam aufgestellt und dem Präsidenten des Deutschen Bundestages vorgelegt wird.
    Lassen Sie mich schließlich noch ein Wort zum Termin für den Schlußbericht, den 31. Juli 1983, sa-



    Dr.-Ing. Laermann
    gen. Dieser Termin liegt weit genug vor dem nächsten Termin der Bundestagswahlen, so daß noch nicht zu befürchten ist, daß wahltaktische Überlegungen die Berichtsformulierung beeinflussen könnten. Zum anderen hat das Parlament dann noch genügend Zeit, innerhalb der Legislaturperiode politische Konsequenzen zu ziehen.
    Lassen Sie mich abschließend feststellen: Die Enquete-Kommission ist kein Instrument zur Verhinderung unumgänglicher energiepolitischer Entscheidungen, sondern sie ist im Gegenteil darauf angelegt, die Widerstände gegen notwendige Entwicklungen zu überwinden, die zum Teil auf gefühlsmäßige Ablehnung, auf einseitige und unvollständige Information über die komplexe Problematik zurückzuführen sind. Die Enquete-Kommission hat bisher und wird in ihrer zukünftigen Arbeit die unterschiedlichen Positionen zusammenführen, Einsichten bei Befürwortern und Gegnern der Kernenergie herbeiführen. Sie ist ein Instrumentarium dafür, daß gerade nicht eintritt, was mancher befürchtet: daß Großtechnologie den politischen Prozeß bestimmen und die Demokratie entmachten kann. Das Instrument einer Enquete-Kommission ermöglicht es dem Parlament, das Gesetz des Handelns in Fragen der technischen Entwicklungen zurückzugewinnen. — Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Gerstein [CDU/CSU]: Da müssen Sie sich aber sehr anstrengen!)



Rede von Heinrich Windelen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Stavenhagen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Lutz G. Stavenhagen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Unser Antrag auf Drucksache 9/440 betreffend den Ausbau der Kernenergie zielt darauf, die Bundesregierung aufzufordern, in der Dritten Fortschreibung des Energieprogramms klare Aussagen und Entscheidungen zugunsten des weiteren Ausbaus der Kernenergie unter voller Berücksichtigung von Sicherheit, Umweltschutz und Entsorgung zu treffen.
    Ich möchte aber, bevor ich diesen Antrag begründe, noch auf einiges eingehen, was hier in der Debatte bisher gesagt wurde. Der Kollege Schäfer sprach von „kleinlicher parteipolitischer Münze". Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, wie Ihre Partei den Landtagswahlkampf 1978 in Niedersachsen geführt hat, wo im wesentlichen die gleichen, die hier in Bonn für die Vertretung des Energieprogramms der Bundesregierung eintraten, diese Landtagswahl zu einer Abstimmung für oder gegen die Kernenergie hochstilisieren wollten.

    (Kolb [CDU/CSU]: Der war hier vorher sogar Minister!)

    Zum Thema „kleinlicher parteipolitischer Münze" gehört auch, Herr Kollege Laermann, wenn man sich im Bericht — und ich brauche Ihnen das sicher nicht vorzulesen — gegen Mehrheitsbeschlüsse im Bereich des Sparens sehr kritisch äußert, aber dann doch zustimmt, weil man glaubt, daß das Bild der Geschlossenheit kein differenziertes Votum vertragen würde.
    Daß so viele auch aus dem Kreis der Sachverständigen dieses Mehrheitsvotum mitgetragen haben, liegt daran, daß sie ernsthaft glaubten, einen Beitrag zur Versachlichung und zur Befriedung zu leisten. Beides ist nicht eingetreten. Die Diskussion ist eben nicht sachlicher geworden und Brokdorf war danach und nicht davor. Wenn ein Mitglied der alten Enquete-Kommission im Bericht mit unterschreibt, daß das, was bisher an Sicherheit geleistet worden sei, im Prinzip richtig gewesen sei, er sich allerdings noch weitere Fortschritte denken könne — wer kann das nicht? —, aber im nachhinein zu Brokdorf sagt, Brokdorf dürfe nicht sein, weil die Sicherheitsphilosophie ganz falsch sei und grundlegend geändert werden müsse, dann hat sich dieser Sachverständige eben nicht in die Kontinuität dessen gestellt, was er mit unterschrieben hat. Auf der anderen Seite gibt es Sachverständige, die im nachhinein sagen: Ich habe zwar den Kompromiß mitgetragen, bin aber eigentlich für viel mehr Kernenergie.
    Ich glaube, es dient der Akzeptanz, wenn wir den Bürgern sagen, was wir meinen, und auch den Versuch machen zu quantifizieren, uns aber nicht vor Entscheidungen herumdrücken.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Kollegen Paul Gerlach, Ludwig Gerstein und ich haben deswegen Empfehlungen ausgesprochen. Wir haben gesagt, daß sich eine langfristige Energiepolitik am oberen Rand der Bedarfserwartungen orientieren müsse, weil Energie nicht zum Engpaßfaktor für Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung werden dürfe. Wir haben weiter gesagt:
    Eine sichere Energieversorgung darf keine der uns zur Verfügung stehenden Energiequellen ausschließen. Es dürfen auch keine Einsparmöglichkeiten außer acht gelassen werden. Aber es reicht nicht, eine Option Kernenergie offenzuhalten. Vielmehr müssen weitere Kernkraftwerke zugebaut werden.
    Wir haben auch gesagt, was wir für möglich halten und wie wir den Bedarf einschätzen: nämlich etwa zwei Kernkraftwerke pro Jahr bis 1990. Siehe da, dieser kleine Kreis der Minderheit ist mittlerweile durch die Wirtschaftsminister von Bund und Ländern erweitert worden, die sich Anfang dieses Jahres auf 18 Kernkraftwerke in den 90er Jahren verständigt haben. Dies ist ziemlich genau die gleiche Zahl, die auch wir genannt haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Herr Schäfer, Sie müssen ein bißchen aufpassen!)

    Der Bundeskanzler hat — es wurde schon zitiert — in der Regierungserklärung am 24. November letzten Jahres gesagt:
    Über die Notwendigkeit der friedlichen Nutzung der Kernenergie besteht international breite Übereinstimmung.
    Er hat den Blick allerdings offenbar zu weit ins Ausland gerichtet; er hat nicht so sehr seine Partei im Auge gehabt.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Das tut er öfter!)




    Dr. Stavenhagen
    Im Süden bläst Herr Eppler zum Kampf gegen die Kernenergie. Ich nehme an, daß er nun im Norden von Herrn Klose unterstützt werden soll.

    (Kolb [CDU/CSU]: Da gibt es noch viel mehr!)

    Der Kanzler sagte damals:
    Die Bundesregierung hält einen weiteren Ausbau der Kernenergie sicherheitstechnisch für vertretbar und ... energiepolitisch für notwendig.
    Er hat — dies sehen wir selbstverständlich auch so — das Primat der Sicherheit betont.
    Es gab dann weitere Äußerungen des Bundeskanzlers, auch im Zusammenhang mit dem Kernkraftwerk Brokdorf. Er zitierte den Wirtschaftsminister und sagte, es könne überhaupt kein Zweifel daran bestehen, daß Brokdorf zur energiepolitischen Zielsetzung der Bundesregierung gehöre. Auf die Frage, ob er dafür auf dem Hamburger Parteitag kämpfen werde, sagte er: „Ich kämpfe hier dafür. Dies ist mein Ort, Herr Kollege." — Wir werden j a sehen, wie die Bundesregierung heute hier an diesem Ort für dieses Programm kämpfen wird.
    Es war schon die Rede davon — Herr Kollege Riesenhuber hat es gesagt —, daß sich der Kanzler — wie auch wir in der Enquete-Kommission — gegen die Option ohne Kernkraft ausgesprochen hat. Er hält sie für äußerst unwahrscheinlich. Auf die Frage, wie es denn mit den Parteitagsbeschlüssen sei, sagte er:
    Ich bin nicht der Meinung, daß die Beschlüsse von SPD-Parteitagen oder des SPD-Parteivorstands an die Stelle der Beschlüsse einer Bundesregierung oder des Bundestages treten können.
    Na denn!
    Der hessische Ministerpräsident Börner hat sich in diesen Tagen — dies wurde ja vorhin hier kritisiert — ebenfalls klar für die Kernenergie ausgesprochen. Er sagt: Kernenergie ist notwendige, aber natürlich nicht hinreichende Voraussetzung für die Sicherheit von Arbeitsplätzen. — Richtig, genauso ist es: notwendige Voraussetzung. Er weist darauf hin, daß ohne Kernenergie internationale Verteilungskämpfe um das Öl bis hin zur Gefahr für den Frieden drohen können. Die Jusos haben dies, eine ausgewogene und eine vernünftige Position, wie ich meine, als „atomare Wahnsinnspolitik" abgetan.
    Meine Damen und Herren, während auf den SPD- Parteitagen — das ist ja das Problem, warum die Bundesregierung hier nicht zu Handlungen kommt — zukunftsgerichtete Energiepolitik mit Parteitagsbeschlüssen verhindert wird, ist unser Nachbar Frankreich im Begriff, uns nicht nur energiepolitisch, sondern wirtschaftspolitisch insgesamt zu überholen. Beide Industriestaaten haben eine in etwa gleiche Ausgangslage: Es besteht eine hohe Importabhängigkeit bei Energie und Rohstoff. In Frankreich gingen seit 1977 inzwischen zwölf von insgesamt 34 weitgehend baugleich geplanten Kernkraftwerke in Betrieb, in der letzten Zeit alle zwei Monate eines. Wir haben seit 1976 kein neues Kernkraftwerk bestellt. Frankreich deckt zur Zeit 24 % seiner Stromerzeugung aus Kernenergie. 1985 wird es schon rund die Hälfte sein, und 1990 werden es drei Viertel des Stroms sein. Kernenergie verringert die Energieimportabhängigkeit Frankreichs, während wir trotz einer geringen Verbesserung der Ölbilanz unsere Energieimportabhängigkeit insgesamt stark erhöhen.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Diese Formel ist viel zu einfach, Herr Stavenhagen!)

    Wir sind der internationalen Preisentwicklung schon heute weitgehend schutzlos ausgeliefert, und zwar nicht nur beim Mineralöl, sondern auch bei Erdgas und Importkohle, bei denen die Preise nachziehen und sich in gleicher Richtung wie der Erdölpreis bewegen werden. Für die Ölrechnung 1980 haben wir 66 Milliarden DM bezahlt. Es steht zu befürchten, daß wir 1990 für die Ölrechnung über 100 Milliarden DM bezahlen werden. Die Auswirkungen auf die Volkswirtschaft kann sich jeder mit einem gewissen Maß an Phantasie leicht vorstellen.
    Es wurde auch vorhin davon gesprochen, daß die Kostenvorteile der Kernenergie gänzlich unbewiesen seien. Schauen Sie auch hier auf Frankreich und auf unsere Situation! Die Stromgestehungskosten in Frankreich bewegen sich auf wesentlich niedrigerem Niveau als bei uns. Man kann heute vorausberechnen, daß etwa 1990 die Stromgestehungskosten bei uns doppelt so hoch sein werden wie in Frankreich. Dies bedeutet, daß wir mit ganzen Branchen, energieintensiven Branchen große Probleme bekommen werden. Ich will zwei, drei Gründe nennen,

    (Zuruf von der SPD)

    — ich sage Ihnen das j a gerade — warum diese Stromgestehungskosten sich so unterschiedlich entwickeln. In Frankreich dauert ein Genehmigungsverfahren maximal zwei Jahre. Frankreich betreibt konsequente Standardisierung und hat dadurch beim Bau von Kernkraftwerken einen Rationalisierungseffekt,

    (Zuruf des Abg. Wolfram [Recklinghausen] [SPD])

    während bei uns die Bauzeit für Kernkraftwerke nicht kürzer, sondern länger wird. Die Summe der Bauverzögerungen deutscher Kernkraftwerke addiert sich mittlerweile auf etwa 1 200 Monate.

    (Zuruf von der SPD)

    Die Stromerzeugungsmehrkosten allein durch diese Bauverzögerungen werden sich bis 1990 auf eine Zahl von über 60 Milliarden DM addieren. Dies ist deswegen abschätzbar — ich will Ihnen das sagen, Herr Kollege —, weil im Grunde genommen heute die Struktur der Elektrizitätsversorgung für 1990 im wesentlichen determiniert ist; da wird sich so Wesentliches gar nicht mehr ändern lassen.
    Wenn also nichts entschieden wird

    (Zuruf des Abg. Wolfram [Recklinghausen] [SPD])




    Dr. Stavenhagen
    — und genau das ist j a der Punkt des Mehrheitsvotums —, werden wir schwerwiegende Auswirkungen für unsere Wirtschaft zu erwarten haben. Produkte und Dienstleistungen werden sich verteuern, Exporte werden schwerer, die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird leiden, die Leistungsbilanz wird weiter schlechter, das Problem des Devisenabflusses wird immer akuter. Nicht nur die gesamte Volkswirtschaft leidet, sondern auch einzelne Branchen und einzelne Betriebe. Bei einer angenommenen Verdoppelung des Strompreises gegenüber dem französischen Strompreis wird bei sonst gleichen Annahmen bei uns z. B. die Aluminiumerzeugung um 25 % teurer als in Frankreich. Dies ist ruinös. Dies ist nicht mehr wettbewerbsfähig.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Bauen Sie keinen Popanz auf!)

    Deswegen ist jetzt und nicht 1990 der Zeitpunkt der Entscheidung. Es ist keine Zeit mehr für das Offenhalten von Optionen. Sondern es muß entschieden werden, ob wir unsere Volkswirtschaft in die Lage versetzen wollen, in den kommenden Jahrzehnten wettbewerbsfähig zu bleiben oder nicht. Ein gangbarer und schnell realisierbarer Schritt in die richtige Richtung wäre die Auflösung des Investitionsstaues im Bereich des Kraftwerksbaus. Wir müssen wissen, daß allein fünf Kernkraftwerke seit 1975 auf die erste Teilerrichtungsgenehmigung warten. Die freiwerdenden 15 Milliarden allein in diesem Bereich hätten fast denselben Effekt wie alle Konjunkturprogramme der Jahre 1974 bis 1976.
    Deswegen fordern wir Sie auf, jetzt zu handeln und nicht 1990. Tragen Sie mit dazu bei, daß wir weiteren Schaden von unserer Volkswirtschaft fernhalten!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)