Rede von
Rainer
Offergeld
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Nochmals, Frau Fischer: Ich orientiere mich am Wortlaut des Antrags, der von vielen in Ihrer Fraktion unterschrieben worden ist. Wenn Sie davon abrücken wollen, um so besser. Ich j eden-falls habe hier meine Position zu dem Antrag — das ist doch wohl auch notwendig — deutlich gemacht.
Wir wollen, meine Damen und Herren, mit unserer Entwicklungspolitik insbesondere die Massenarmut bekämpfen. Deswegen ist eine Konzentration auf die am wenigsten entwickelten Länder wichtig. Nur, wir sollten uns auch in dieser Debatte wirklich vor Illusionen hüten, Frau Fischer. Denn diese am wenigsten entwickelten Länder haben ganz besondere Probleme. Sie haben sehr oft ein ganz geringes Entwicklungspotential. Sie sind klimatisch, geografisch oft besonders benachteiligt. Viele haben keinen Zugang zum Meer. Sie haben oft traditionelle soziale Strukturen, die einen raschen Fortschritt unwahrscheinlich machen. Das heißt, es ist nicht mit raschen und durchschlagenden Erfolgen in der Zusammenarbeit mit den am wenigsten entwickelten Ländern zu rechnen. Wir brauchen da eine langfristige, stetige Zusammenarbeit. Die Bundesrepublik muß langfristig ein verläßlicher Partner sein. Deswegen ist es auch nicht möglich, daß wir Projekte im Rahmen unserer Zusammenarbeit durchführen, die — Frau Fischer, ich zitiere wiederum aus Ihrem Antrag — „eine möglichst kurze Reaktionszeit auf veränderte außenpolitische Konstellationen" zulassen. Ich unterstreiche das, was hier schon Herr Dr. Holtz gesagt hat: Die Zusammenarbeit mit den am wenigsten entwickelten Ländern ist in jedem praktischen Projekt auf fünf, zehn, fünfzehn Jahre angelegt. Das kann kein Wechselbad sein. Das ermöglicht keine kurze Reaktionszeit auf veränderte außenpolitische Konstellationen. Ich glaube, hinter dieser Forderung steckt auch noch ein bißchen das Freund-Feind-Bild, die Übertragung des Ost-West-Konflikts auf die Entwicklungsländer. Das wollen wir auch in Zukunft nicht. Die Politik gerade gegenüber den ärmsten Entwicklungsländern erfordert einen langen Atem.