Rede:
ID0903106400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Dr.: 1
    7. Kübler.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/31 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 31. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. April 1981 Inhalt: Bericht zur Lage der Nation in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Lorenz, Baron von Wrangel, Jäger (Wangen), Graf Huyn, Sauer (Salzgitter), Böhm (Melsungen), Lintner, Werner, Frau Roitzsch, Lowack, Diepgen, Schwarz, Würzbach, von der Heydt Freiherr von Massenbach, Niegel und der Fraktion der CDU/ CSU Politische Häftlinge in den Haftanstalten der DDR — Drucksache 9/198 — Schmidt, Bundeskanzler 1541 B Dr. Zimmermann CDU/CSU 1549 B Dr. Vogel, Regierender Bürgermeister von Berlin 1555C Ronneburger FDP 1562 C Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 1566 D Franke, Bundesminister BMB 1573 C Dr. Barzel CDU/CSU 1578 B Hoppe FDP 1586 A Dr. Ehmke SPD 1588 D Lorenz CDU/CSU 1593A Junghans SPD 1597 B Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung des Asyslverfahrens — Drucksache 9/221 — Frau Leithäuser, Senator der Freien und Hansestadt Hamburg 1600 B Dr. Bötsch CDU/CSU 1602 D Dr. Schöfberger SPD 1604 D Dr. Wendig FDP 1607 A Dr. de With, Parl. Staatssekretär BMJ . . 1609 C Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und FDP Ächtung der Todesstrafe — Drucksache 9/172 — Klein (Dieburg) SPD 1610 B Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . . 1612 A Bergerowski FDP 1613 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Spranger, Dr. Miltner, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Laufs, Dr. George, Neuhaus, Dr. Bötsch, Broll, Biehle, Linsmeier, Regenspurger und der Fraktion der CDU/CSU Prüfung der Notwendigkeit von Gesetzgebungsvorhaben — Drucksache 9/156 — Dr. Miltner CDU/CSU 1615A Dr. Kübler SPD 1616 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 1618A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Berufsbildung durch Planung und Forschung (Berufsbildungsförderungsgesetz) — Drucksache 9/279 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. April 1981 Engholm, Bundesminister BMBW 1620 A Rossmanith CDU/CSU 1622 B Weinhofer SPD 1624 D Popp FDP 1628 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Windelen, Dr. Dollinger, Pfeffermann, Weirich, Neuhaus, Bühler (Bruchsal), Linsmeier, Maaß, Lintner, Dr. Riedl (München), Dr. Schwarz-Schilling, Dr. Köhler (Wolfsburg), Frau Dr. Wilms, Frau Dr. Wisniewski, Dr. Stavenhagen, Niegel, Röhner, Spilker, Dr. Bugl und der Fraktion der CDU/CSU Aufhebung des sogenannten Verkabelungsstopps der Bundesregierung — Drucksache 9/174 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und FDP Enquete-Kommission „Neue Informations- und Kommunikationstechniken" — Drucksachen 9/245, 9/314 — Weirich CDU/CSU 1630 C Paterna SPD 1632 D Dr. Hirsch FDP 1634 D Becker, Parl. Staatssekretär BMP . . . 1635 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 24. November 1977 über die Zustellung von Schriftstücken in Verwaltungssachen im Ausland und zu dem Europäischen Übereinkommen vom 15. März 1978 über die Erlangung von Auskünften und Beweisen in Verwaltungssachen im Ausland — Drucksache 9/68 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 9/298 — 1636 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausführung des Europäischen Übereinkommens vom 24. November 1977 über die Zustellung von Schriftstücken in Verwaltungssachen im Ausland und des Europäischen Übereinkommens vom 15. März 1978 über die Erlangung von Auskünften und Beweisen in Verwaltungssachen im Ausland — Drucksache 9/69 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 9/299 — 1636 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Wiener Abkommen vom 12. Juni 1973 über den Schutz typographischer Schriftzeichen und ihre internationale Hinterlegung (Schriftzeichengesetz) — Drucksache 9/65 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 9/301 — Dr. Klejdzinski SPD 1636 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Genf am 13. Mai 1977 unterzeichneten Fassung des Abkommens von Nizza über die internationale Klassifikation von Waren und Dienstleistungen für die Eintragung von Marken — Drucksache 9/70 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 9/302 — 1637 A Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 9/246 — 1637 B Beratung der Sammelübersicht 9 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/289 — 1637 B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Reichseigenes Grundstück Berlin 52 (Reinickendorf), Ollenhauerstraße 97/99; hier: Verkauf an das Land Berlin — Drucksachen 9/101, 9/261 — 1637 C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. April 1981 III Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2727/75 über die Gemeinsame Marktorganisation für Getreide — Drucksachen 9/108 Nr. 13, 9/274 — . . .1637 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates über die Durchsetzung von internationalen Normen für die Sicherheit im Seeverkehr und die Verhütung von Meeresverschmutzung in bezug auf den Schiffsverkehr in den Häfen der Gemeinschaft — Drucksachen 9/87, 9/300 — 1637 D Nächste Sitzung 1638 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 1639* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. April 1981 1541 31. Sitzung Bonn, den 9. April 1981 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 9. 4. Dr. Ahrens ** 10. 4. Amrehn 10. 4. Brandt * 9. 4. Burger 10. 4. Dr. Enders ** 9. 4. Francke (Hamburg) 10. 4. Franke 10. 4. Dr. Geißler 10. 4. Gilges 9. 4. Haase (Fürth) 10. 4. Hauser (Krefeld) 10. 4. Herterich 10. 4. Hoffie 10. 4. Dr. Holtz ** 10. 4. Dr. Hubrig 10. 4. Jungmann 10. 4. Kiep 9. 4. Kleinert 10. 4. Korber 10. 4. Dr. Kreile 10. 4. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Krone-Appuhn 10. 4. Landré 10. 4. Lenzer ** 10. 4. Mahne 10. 4. Matthöfer 10. 4. Meinike (Oberhausen) 10. 4. Dr. Mitzscherling 10. 4. Dr. Müller ** 10. 4. Neuhaus 10. 4. Frau Noth 10. 4. Petersen *** 10. 4. Picard 10. 4. Pieroth 10. 4. Dr. Pohlmeier 9. 4. Schäfer (Mainz) 10. 4. Scheer 10. 4. Frau Schlei 10. 4. Schreiber (Solingen) 10. 4. Schröder (Wilhelminenhof) 10. 4. Schwarz 10. 4. Dr. Schwarz-Schilling 10. 4. Sick 10. 4. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 9. 4. Spilker 10. 4. Frau Dr. Timm 10. 4. Dr. Unland ** 10. 4. Dr. Vohrer ** 10. 4. Dr. von Weizsäcker 10. 4. Wischnewski 10. 4. Baron von Wrangel 10. 4.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Miltner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die CDU/CSU möchte mit ihrem Antrag einen praktischen Beitrag leisten, damit bei künftigen Gesetzgebungsvorhaben ein strengerer Maßstab bei der Prüfung angelegt wird, ob Gesetze auch wirklich unerläßlich sind oder nicht. Es genügt für uns nicht, wenn wir in vielen Reden ständig die ausufernde Bürokratie, die Flut von Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien und Erlassen oder die damit zusammenhängende Vermehrung des öffentlichen Dienstes beklagen. Wir, das Parlament, müssen uns selbst einen heilsamen Zwang auferlegen, und zwar zur strengeren Überprüfung der Notwendigkeit von Gesetzen.

    (Sauer [Salzgitter] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Gesetze und Verordnungen werden heute vom Bürger nicht mehr nur als Wohltat empfunden. Im Gegenteil, ein immer größerer Teil unserer Bevölkerung empfindet sie als Belastung oder sogar als Belästigung. Daß dabei die Achtung vor der Rechtsordnung schwindet, darf uns eigentlich nicht wundern.
    Wir wissen, daß neben der Fülle von Vorschriften natürlich oft auch die Kompliziertheit der Materie entsprechende differenzierende Regelungen verlangt, die vom Bürger nicht mehr oder nur schwer durchschaut werden können. Die auf solchen komplizierten Vorschriften basierenden Verwaltungsentscheidungen stoßen daher oft auf das Unverständnis des Bürgers. Es irritieren ihn also sowohl die Fülle als auch die Kompliziertheit der Vorschriften und Entscheidungen in Verwaltung und Rechtsprechung. Die Entfremdung des Bürgers von seiner Verwaltung bedeutet aber letztlich auch die Entfremdung vom Staat und seinen Repräsentanten.
    Wenn man den Gründen nachspürt, warum so viele Gesetze beschlossen worden sind, warum sich eine solche Bürokratie entwickeln konnte, stößt man natürlich auf vielfältige Ursachen. Beim Aufbau des Staatswesens 1949, also bei der Ausgestaltung des sozialen Rechtsstaats, war der Gesetzgeber gefordert. Der Höhepunkt des Aufbaus war aber in der Zeit zwischen 1965 und 1967 erreicht. Es ist daher paradox, daß trotz des Abschlusses der Aufbauphase danach die Flut der Regelungen und die Erweiterung der Bürokratie in einem bisher nicht gekannten Ausmaß eingesetzt hat. Seit dieser Zeit ist die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst um mehr als eine Million angestiegen, mit dem Ergebnis, daß heute der Anteil der Personalkosten in den einzelnen Haushalten auch entsprechend hoch ist. Die nach der Aufbauphase einsetzende stürmische Entwicklung zu einer ausufernden Bürokratie hat zunächst ihre Ursache darin, daß ein Anspruchsdenken in dem Sinne geweckt wurde: Der Staat kann fast alles. Danach setzte die Phase der allzu eilfertigen Erfüllung der Forderungen ein, die zuvor vom Anspruchsdenken her geweckt worden waren. Nicht genug damit: Gesetze wurden immer mehr im Zuge einer zügellosen Reformeuphorie als Instrumente, als Transmissionsriemen für angestrebte gesellschaftliche Veränderungen verstanden.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Im Gegensatz dazu wurden in früheren Jahren Gesetze in erster Linie als Endpunkt einer Entwicklung verstanden, die sich in der Gesellschaft vollzogen hatte und deren potentielle Konflikte verbindlich geregelt werden mußten.
    Diese Reformitis in den letzten zehn Jahren führte nicht nur zu einer vermeidbaren Vermehrung von Rechtsnormen, sondern sie führte auch immer mehr zum Abbau der Autonomie des Menschen mit seinen Freiräumen. Wir dürfen auch die Augen nicht davor verschließen, daß viele, die heute die Flut der Gesetze und Verordnungen beklagen, dieselben sind, die noch gestern in der Öffentlichkeit oder auf andere wirksame Art und Weise mit Nachdruck versucht haben, uns davon zu überzeugen, daß ein Gesetzgebungsvorhaben notwendig sei.
    Schließlich muß man fairerweise auch darauf hinweisen, daß ein Teil der Gesetze natürlich notwendig war, weil sie die Ansprüche der Bürger gegen den Staat, ihre Gleichbehandlung vor dem Gesetz sichern sollten. Es hieße auch, das Rad der Geschichte zurückzudrehen, wenn man nunmehr einen radikalen Kahlschlag vornehmen wollte. Dann würde die Verantwortung ja doch bloß vom Gesetzgeber auf die Justiz verlagert werden. Ein allzu umfangreiches Richterrecht würde die Gewichte der drei Gewalten in einem nicht zulässigen Maße auf die Schale der Justiz verlagern. Das wäre auch ein Kneifen des Gesetzgebers vor seiner politischen Verantwortung.
    Was wir aber brauchen, ist ein Gesetzgeber, der sich seiner Verantwortung bewußt ist und nur die Gesetze erläßt, die für die Fortentwicklung des Rechts und die Gleichbehandlung der Bürger vor dem Gesetz unerläßlich sind. Was wir brauchen, ist aber auch ein Staat, der den Bürger wieder in die mündige Verantwortung entläßt und darauf verzichtet, mit Detailregelungen in alle Lebensbereiche hineinzuregieren.



    Dr. Miltner
    Meine Fraktion ist daher der Meinung, daß dieses Ziel nur dann erreicht werden kann, wenn auf jeder Ebene des Gesetzgebungsverfahrens die notwendigen Instrumente geschaffen werden, um die Zahl der Rechtsvorschriften auf das unerläßliche Maß zu beschränken. Die Gesetze werden nur dann einfacher und verständlicher — oder sie werden vielleicht auch gar nicht erst erlassen —, wenn in jedem Abschnitt des Gesetzgebungsverfahrens ihre Notwendigkeit geprüft und auch begründet werden muß.
    Mit dem Ihnen vorliegenden Antrag schlägt meine Fraktion also die Maßnahmen, die notwendig sind, vor. Ich beziehe mich insoweit auf diesen Antrag.
    Der Zwang zur schriftlichen Rechtfertigung wird übereifrige Aktionisten und Gesetzesschreiber auf jeden Fall dazu zwingen, sich ihr Vorhaben nochmals durch den Kopf gehen zu lassen.

    (Brandt [Grolsheim] [SPD]: Warum ausgerechnet durch den Kopf?)

    Das Anliegen des Unionsantrages betrifft alle Parteien und Fraktionen. Wenn Sie es, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von der SPD und der FDP, mit Ihren Wünschen und guten Worten zum Abbau der Flut der Gesetze und Verordnungen ernst meinen, würden wir es begrüßen, wenn Sie unserer Initiative zustimmen und sie bei der Beratung gemeinsam unterstützen könnten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Heinrich Windelen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Kübler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Kübler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wäre sicherlich recht reizvoll, zu Beginn mit einem Beispiel in dieses Thema einzuführen; aber ich gestehe, trotz eifriger Suche kein sehr reizvolles Beispiel gefunden zu haben. Der Antrag der CDU/CSU-Fraktion zu diesem Thema stellt, wie es auch der Herr Kollege Miltner zum Ausdruck gebracht hat, nur einen ganz kleinen Ausschnitt aus dem viel größeren Thema dar, wie sich der Bürger zu unserem Staat stellt.
    Ich möchte gleich zu Beginn fünf Punkte ansprechen, aus denen für uns alle, wenn wir an dieses Thema positiv herangehen, praktisch ersichtlich ist, daß schon eine ganze Menge getan ist. Ich stimme zu, daß dies eine Daueraufgabe ist, der sich jeder von uns laufend zu stellen hat.
    Die Bundesregierung hat sich dieses Themas seit der Regierungserklärung des Bundeskanzlers aus dem Jahre 1976 erneut in besonderer Weise mit Erfolg angenommen. Die Länder, die Kommunen und die öffentlichen Organisationen, die hier genauso gefordert sind — es ist nicht nur der Bund —, haben eine entsprechende Beschlußfassung mit Veranlassung im Jahre 1979 bewirkt. Der hessische Ministerpräsident hat sich beispielsweise geäußert: „Die rechtsstaatliche Ordnung darf sich nicht selbst gefährden, indem sie sich in den Netzen ihres ausufernden Rechtsstoffes verstrickt." Das Bundeskabinett hat am 31. Dezember 1978 beschlossen, daß die Ressorts künftig vermehrte Aufmerksamkeit der Frage zuwenden sollen, ob es im Einzelfall einer vorgesehenen Regelung überhaupt oder im vorgesehenen Umfang bedarf. Der bisherige sozialdemokratische Bundesminister der Justiz Jochen Vogel hat 1979 Hinweise und Empfehlungen für die ganz praktische Gesetzesarbeit erlassen.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr richtig! — Erhard [Bad Schwalbach] [CDU/ CSU]: Deswegen machen Sie es jetzt über die Fraktionen, oder wie?)

    Ich bin mir sicher — ich weiß, daß die Opposition hier immer wieder Ansatzpunkte sucht und sie nicht ohne Geschick auch findet und glaubt, hier vielleicht nur allein dem Bürger aus dem Herzen zu sprechen —, daß hier manchmal in der Gesetzgebung zuviel getan wird. Ich gehe auch sicher nicht fehl in der Annahme, daß damit immer wieder auch der Eindruck erweckt werden soll, als ob gerade eine sozialliberale Bundesregierung durch angeblich zuviele Gesetze individuelle Freiheit, Kreativität und Eigenverantwortung einengt. Warum wird sonst — ich bitte, dieses recht zu verstehen — der im Grundgesetz geforderte soziale Rechtsstaat oftmals mit Formeln, wie Wohlfahrtsstaat, Kollektivismus, Betreuungsstaat, Gesetzesfabrik oder ähnlichem, ich unterstreiche: diskreditiert?

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr wahr!)

    Dieses von der Opposition — ich muß dies einfach sagen — genährte Mißtrauen gegen den Gesetzesstaat, zielt sicherlich politisch gegen die Regierung. Dies ist auch das gute Recht der Opposition, dies wäre auch noch erträglich. Viel schlimmer und in meinen und in den Augen vieler anderer gefährlich ist es aber, daß diese Kampagne einfach Staats- und Systemverdrossenheit, den Blind- und den Nichtwähler und obrigkeitsstaatliche Tendenzen mit fördert.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Miltner [CDU/ CSU]: Weit weg von der Wirklichkeit!)

    Diese Regierung hat bei der Eindämmung der Gesetzesflut Erfolge gehabt. Ich will dies noch einmal wiederholen. Die Zahl der Bundesgesetze ist nicht nur konstant geblieben, sondern sie ist in der letzten, der 8. Legislaturperiode sogar erheblich — ich war selbst darüber überrascht, das gebe ich zu — zurückgegangen.

    (Frau Dr. Däubler-Gmelin [SPD]: Sehr wohl!)

    Dieser Rückgang an Gesetzen ist um so bedeutsamer, als auf der anderen Seite — dies wird wohl keiner bestreiten — die Regelungstatbestände in einer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft und in einem vom Grundgesetz geforderten Rechtsstaat und in einem vom Grundgesetz geforderten Sozialstaat einfach größer sind und auch größer werden. Auch die bewährte innerstaatliche Dreigliederung in Bund, Länder und Gemeinden hat mehr Gesetze zur Folge. Ebenso müssen wir unsere Einbindung in die Europäische Gemeinschaft und in die internationale Welt auch mit Gesetzen mit erkaufen.
    Im Hinblick auf diesen vielfältigen Regelungsbedarf muß sich der Gesetzgeber natürlich um so mehr



    Dr. Kübler
    ständig selbst überprüfen, ob, wann und wie er Gesetze macht. Ich muß gestehen, daß mir der Antrag der CDU/CSU-Fraktion und die in ihm gewählten Ansätze wenig hilfreich erscheinen, weil sie erneut bürokratische Ansätze bringen.

    (Zuruf von der SPD: Leider wahr!)

    Ich glaube, meine Damen und Herren, daß Lösungsansätze primär wohl bei uns selbst und bei unserem politischen Handeln zu suchen sind, daß wir nicht neue Bürokratien, keinen Oberabgeordneten und auch kein neues Bundesamt für richtige Gesetze brauchen, sondern daß wir uns da selbst an die Brust klopfen müssen und jeder einzelne von uns dies als seine ureigenste und Hauptaufgabe betrachten muß. Und ich meine, daß jemand, der neu ins Parlament kommt, diese Hoffnung vielleicht noch viel ehrlicher und offener und ausdrücklicher hat. Aber ich glaube, auch dies ändert nichts daran, daß diese Aufgabe primär Aufgabe der einzelnen Abgeordneten ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Meine Damen und Herren, wir sollten auch so ehrlich sein, dem Bürger zu sagen, daß die Frage der Notwendigkeit neuer Gesetze primär eine politische und nicht eine bürokratische oder gesetzestechnische ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn die Opposition — ich will zwei oder drei Beispiele nennen — das Demonstrationsrecht einschränken und Vermummungsverbotsvorschriften
    — es fällt mir schwer, das lange Wort auszusprechen
    — bis unter die Nase oder über die Nase erlassen will, so ist die SPD nicht unbedingt von der Notwendigkeit solchen Übereifers überzeugt.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Oder wenn die Opposition das Mieterschutzrecht aufweichen will, so tut sie vielleicht etwas mehr für die Freiheit des Vermieters, aber sehr viel weniger für die Freiheit des Mieters.

    (Erhard [Bad Schwalbach] [CDU/CSU]: Wer will denn die Mietgesetzgebung ändern, wer denn?)

    Und wenn sie weniger Umweltschutzregelungen will, so schafft sie vielleicht mehr unternehmerische Freiheit, aber sicher weniger Schutz für Mensch und Natur.
    Ich habe den Eindruck, daß die Opposition immer sehr rasch die Notwendigkeit von Gesetzen bejaht, die den Staat oder Unternehmen oder die Wirtschaft angeblich schützen, während sie sich viel schwerer tut, Gesetze mitzutragen, die die Freiheit des einzelnen, mehr Selbstbestimmung und auch mehr Lebensqualität bewirken.
    Ich will in diesem Zusammenhang noch etwas sagen. Die sozialdemokratische Aussage, mehr Freiheit und mehr Demokratie zu wagen, bedeutet auf der anderen Seite — und dies sage ich vor allen Dingen auch für unsere Bürger —, weniger Vorschriften dem einzelnen zu machen, ein wenig mehr politisches Vertrauen vor administrative Kontrolle zu setzen.