Rede:
ID0903103600

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Meine: 1
    2. Damen: 1
    3. und: 1
    4. Herren!: 1
    5. Das: 1
    6. Wort: 1
    7. hat: 1
    8. der: 1
    9. Abgeordnete: 1
    10. Junghans.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/31 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 31. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. April 1981 Inhalt: Bericht zur Lage der Nation in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Lorenz, Baron von Wrangel, Jäger (Wangen), Graf Huyn, Sauer (Salzgitter), Böhm (Melsungen), Lintner, Werner, Frau Roitzsch, Lowack, Diepgen, Schwarz, Würzbach, von der Heydt Freiherr von Massenbach, Niegel und der Fraktion der CDU/ CSU Politische Häftlinge in den Haftanstalten der DDR — Drucksache 9/198 — Schmidt, Bundeskanzler 1541 B Dr. Zimmermann CDU/CSU 1549 B Dr. Vogel, Regierender Bürgermeister von Berlin 1555C Ronneburger FDP 1562 C Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 1566 D Franke, Bundesminister BMB 1573 C Dr. Barzel CDU/CSU 1578 B Hoppe FDP 1586 A Dr. Ehmke SPD 1588 D Lorenz CDU/CSU 1593A Junghans SPD 1597 B Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Zweiten Gesetzes zur Beschleunigung des Asyslverfahrens — Drucksache 9/221 — Frau Leithäuser, Senator der Freien und Hansestadt Hamburg 1600 B Dr. Bötsch CDU/CSU 1602 D Dr. Schöfberger SPD 1604 D Dr. Wendig FDP 1607 A Dr. de With, Parl. Staatssekretär BMJ . . 1609 C Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und FDP Ächtung der Todesstrafe — Drucksache 9/172 — Klein (Dieburg) SPD 1610 B Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . . 1612 A Bergerowski FDP 1613 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Spranger, Dr. Miltner, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Laufs, Dr. George, Neuhaus, Dr. Bötsch, Broll, Biehle, Linsmeier, Regenspurger und der Fraktion der CDU/CSU Prüfung der Notwendigkeit von Gesetzgebungsvorhaben — Drucksache 9/156 — Dr. Miltner CDU/CSU 1615A Dr. Kübler SPD 1616 B Wolfgramm (Göttingen) FDP 1618A Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Berufsbildung durch Planung und Forschung (Berufsbildungsförderungsgesetz) — Drucksache 9/279 — II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. April 1981 Engholm, Bundesminister BMBW 1620 A Rossmanith CDU/CSU 1622 B Weinhofer SPD 1624 D Popp FDP 1628 B Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Windelen, Dr. Dollinger, Pfeffermann, Weirich, Neuhaus, Bühler (Bruchsal), Linsmeier, Maaß, Lintner, Dr. Riedl (München), Dr. Schwarz-Schilling, Dr. Köhler (Wolfsburg), Frau Dr. Wilms, Frau Dr. Wisniewski, Dr. Stavenhagen, Niegel, Röhner, Spilker, Dr. Bugl und der Fraktion der CDU/CSU Aufhebung des sogenannten Verkabelungsstopps der Bundesregierung — Drucksache 9/174 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und FDP Enquete-Kommission „Neue Informations- und Kommunikationstechniken" — Drucksachen 9/245, 9/314 — Weirich CDU/CSU 1630 C Paterna SPD 1632 D Dr. Hirsch FDP 1634 D Becker, Parl. Staatssekretär BMP . . . 1635 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen vom 24. November 1977 über die Zustellung von Schriftstücken in Verwaltungssachen im Ausland und zu dem Europäischen Übereinkommen vom 15. März 1978 über die Erlangung von Auskünften und Beweisen in Verwaltungssachen im Ausland — Drucksache 9/68 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 9/298 — 1636 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ausführung des Europäischen Übereinkommens vom 24. November 1977 über die Zustellung von Schriftstücken in Verwaltungssachen im Ausland und des Europäischen Übereinkommens vom 15. März 1978 über die Erlangung von Auskünften und Beweisen in Verwaltungssachen im Ausland — Drucksache 9/69 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 9/299 — 1636 C Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Wiener Abkommen vom 12. Juni 1973 über den Schutz typographischer Schriftzeichen und ihre internationale Hinterlegung (Schriftzeichengesetz) — Drucksache 9/65 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 9/301 — Dr. Klejdzinski SPD 1636 D Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der in Genf am 13. Mai 1977 unterzeichneten Fassung des Abkommens von Nizza über die internationale Klassifikation von Waren und Dienstleistungen für die Eintragung von Marken — Drucksache 9/70 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 9/302 — 1637 A Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes — Drucksache 9/246 — 1637 B Beratung der Sammelübersicht 9 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 9/289 — 1637 B Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministers der Finanzen Reichseigenes Grundstück Berlin 52 (Reinickendorf), Ollenhauerstraße 97/99; hier: Verkauf an das Land Berlin — Drucksachen 9/101, 9/261 — 1637 C Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. April 1981 III Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Verordnung (EWG) des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 2727/75 über die Gemeinsame Marktorganisation für Getreide — Drucksachen 9/108 Nr. 13, 9/274 — . . .1637 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag einer Richtlinie des Rates über die Durchsetzung von internationalen Normen für die Sicherheit im Seeverkehr und die Verhütung von Meeresverschmutzung in bezug auf den Schiffsverkehr in den Häfen der Gemeinschaft — Drucksachen 9/87, 9/300 — 1637 D Nächste Sitzung 1638 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 1639* A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 9. April 1981 1541 31. Sitzung Bonn, den 9. April 1981 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 9. 4. Dr. Ahrens ** 10. 4. Amrehn 10. 4. Brandt * 9. 4. Burger 10. 4. Dr. Enders ** 9. 4. Francke (Hamburg) 10. 4. Franke 10. 4. Dr. Geißler 10. 4. Gilges 9. 4. Haase (Fürth) 10. 4. Hauser (Krefeld) 10. 4. Herterich 10. 4. Hoffie 10. 4. Dr. Holtz ** 10. 4. Dr. Hubrig 10. 4. Jungmann 10. 4. Kiep 9. 4. Kleinert 10. 4. Korber 10. 4. Dr. Kreile 10. 4. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frau Krone-Appuhn 10. 4. Landré 10. 4. Lenzer ** 10. 4. Mahne 10. 4. Matthöfer 10. 4. Meinike (Oberhausen) 10. 4. Dr. Mitzscherling 10. 4. Dr. Müller ** 10. 4. Neuhaus 10. 4. Frau Noth 10. 4. Petersen *** 10. 4. Picard 10. 4. Pieroth 10. 4. Dr. Pohlmeier 9. 4. Schäfer (Mainz) 10. 4. Scheer 10. 4. Frau Schlei 10. 4. Schreiber (Solingen) 10. 4. Schröder (Wilhelminenhof) 10. 4. Schwarz 10. 4. Dr. Schwarz-Schilling 10. 4. Sick 10. 4. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 9. 4. Spilker 10. 4. Frau Dr. Timm 10. 4. Dr. Unland ** 10. 4. Dr. Vohrer ** 10. 4. Dr. von Weizsäcker 10. 4. Wischnewski 10. 4. Baron von Wrangel 10. 4.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Lorenz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich darf zum Schluß noch einmal von mir aus sagen, welche drei Prinzipien uns bis zur Überwindung der Teilung Deutschlands leiten.
    Erstens. Die Politik der CDU/CSU wird immer versuchen, ein Höchstmaß an menschlichen Begegnungen, an Möglichkeiten des Austauschs von Meinungen und Informationen im geteilten Deutschland zu verwirklichen. Menschliche Begegnungen tragen entscheidend dazu bei, die Einheit der Nation trotz Mauer und Stacheldraht zu erhalten.
    Zweitens. Unsere Politik hat auch und insbesondere das Ziel, den Landsleuten in der DDR zu einem erträglichen Leben zu verhelfen. Das gilt nicht nur für die materielle Situation, sondern in erster Linie gehört dazu der zähe, keine Chance auslassende Kampf um ein jedes bißchen mehr praktizierte Menschenrechte in der DDR.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Drittens muß jede innerdeutsche Politik zum Ziel haben, die Lebensfähigkeit des freien Berlin zu sichern. Das gespaltene Berlin wird für uns immer das Symbol dafür bleiben, daß wir das eine und unteilbare Deutschland anstreben.
    Wir wünschen Berlin und den Berlinern, daß der 10. Mai das Datum eines guten Neuanfangs dazu wird.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Meine Damen und Herren! Das Wort hat der Abgeordnete Junghans.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Jürgen Junghans


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Nach diesen polemischen Darlegungen meines Herrn Vorredners möchte ich gern zu den Ausführungen des Herrn Bundeskanzlers zurückkommen.
    Der Herr Bundeskanzler hat sich in seinem Bericht zur Lage der Nation ausführlich über die wirtschaftliche Lage geäußert. Das war richtig, denn der Bericht wäre unvollständig, wenn nicht über das gesprochen würde, was unsere Bevölkerung intensiv diskutiert, nämlich die Sicherheit der Arbeitsplätze, die Energiepreisentwicklung, die wirtschaftlichen Aussichten und den Kurs, den die Bundesregierung zukünftig steuern wird.
    Aussagen zur wirtschaftlichen Lage sind auch von Interesse, weil Wirtschaft und Politik nicht zu trennen sind. Dies wird häufig übersehen. Häufig wird nicht daran gedacht, daß die Bundesregierung das politische Gewicht, das sie heute in internationale Verhandlungen einbringt, und das Gehör, das sie dort findet, zum großen Teil der Tatsache verdankt, daß die Bundesrepublik Deutschland, verglichen mit anderen Ländern, großen wirtschaftlichen Erfolg erzielt hat.
    Wenn ich schon daran erinnere, daß politisches und wirtschaftliches Gewicht eng miteinander zusammenhängen, dann lassen Sie mich noch hinzufügen: Auch unsere Verteidigungsfähigkeit innerhalb des NATO-Bündnisses und damit unser politisches Gewicht im NATO-Bündnis sind eng mit unserer wirtschaftlichen Kraft verbunden.
    Man kann uns nicht mit diversen Boykottforderungen kommen, damit die Absatzmöglichkeiten unserer Unternehmen beschneiden, auf diese Weise die Arbeitsplätze gefährden und so auch die Höhe der öffentlichen Einnahmen verringern wollen und in demselben Atemzug die Übernahme höherer Verteidigungslasten verlangen. Beides zusammen würde uns schnell den Atem ausgehen lassen.
    Natürlich lebt unsere Politik nicht nur von unserer wirtschaftlichen Leistungskraft; auch das Umgekehrte gilt. Besonders deutlich wird das im Osthandel. Der konnte sich erst dann stürmisch entwickeln, nachdem wir — wie Willy Brandt es formulierte — uns „Einsicht in die Wirklichkeit" zu eigen machten und eine konstruktive Ostpolitik entwickelten. Natürlich — das gebe ich gern zu — wäre diese deutsche Ostpolitik ohne die allgemeine Besserung des Klimas zwischen Ost und West damals nicht möglich gewesen. Aber wir können uns zugute halten, die Zeichen der Zeit damals rechzeitig erkannt, genutzt und auch die Zeichen mitgesetzt zu haben, soweit wir das konnten. Ich betone ausdrücklich „soweit wir das konnten"; denn die Bundesregierung kann — genausowenig wie der Deutsche Bundestag — allein entscheiden, sondern beide stehen in Abhängigkeiten.
    Abhängigkeiten — das kann man hier nicht oft genug wiederholen — kennzeichnen auch unsere Wirtschaft. Unser deutscher Absatzmarkt ist begrenzt. Unsere Unternehmen und damit unsere Arbeitsplätze sind auf den Export angewiesen. Ich füge hinzu: Auch unser Wohlstand ist auf den Export angewiesen. Die USA mit ihrem riesigen Binnenmarkt sind nicht in diesem Ausmaß auf den Export angewiesen. Die USA exportieren rund 8 % ihres Bruttosozialproduktes

    (Zurufe von der CDU/CSU)




    Junghans
    — ich komme noch darauf zu sprechen —, meistens Rohstoffe und Halbfabrikate, also selten das, was der Bundeskanzler einmal intelligente Produkte genannt hat. Auch Japan hat nur einen Außenhandelsanteil von 10 %. Bei uns in der Bundesrepublik sind es 27 %. Rund jede vierte D-Mark — das ist oft genug gesagt worden — und jeder vierte Arbeitsplatz hängen von unseren Verkaufserfolgen und unserer Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt und dem Funktionieren des Weltmarktes überhaupt ab. Das kann man nicht oft genug wiederholen. Ich sage es hier ganz deutlich: Da können der Bundestag und die Bundesregierung beschließen, was sie wollen, von diesen Abhängigkeiten kommen wir nicht weg.
    Damit hängt unsere Wirtschaftslage zwangsläufig von der weltwirtschaftlichen Entwicklung ab.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Thema verfehlt!)

    — Entschuldigen Sie, der Herr Bundeskanzler hat ausführlich über die wirtschaftliche Lage gesprochen.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Der hat auch schon das Thema verfehlt!)

    Im Energiebereich ist unsere Abhängigkeit bekanntlich noch größer. Auch das kann man nicht oft genug wiederholen. Herr Kollege Barzel hat dazu vorhin eine abwertende Bemerkung gemacht. Öl macht rund die Hälfte unseres gesamten Energieverbrauchs aus; Erdgas kommt zu zwei Dritteln aus ausländischen Quellen; 95 % unseres Öls werden eingeführt; Uran kommt praktisch ausschließlich aus dem Ausland. Nur Kohle haben wir selbst, aber wegen der geologischen Bedingungen ist sie sehr teuer. Hier muß ich fragen, wie es heute mit unserer Kohle aussähe, wenn wir, die sozialliberale Koalition, damals den rigorosen Verdrängungswettbewerb durch das 01 weiter zugelassen hätten. Dann stünde keine Zeche mehr hier. Ich erinnere daran, damals kostete das Heizöl für den Verbraucher 8 Pfennig pro Liter, heute sind es 70 Pfennig. In den USA ist das anders. Sie sind reich an Energie und Rohstoffen und könnten bei entsprechender Politik im Energie- und Rohstoffbereich nahezu autark sein.
    Ich erwähne diese deutsche wirtschaftliche Abhängigkeit von der Weltmarkt- und von der Energie- und Rohstoffpreisentwicklung, weil ich deutlich machen will, daß es zwischen uns und den Vereinigten Staaten sehr unterschiedliche Grade wirtschaftlicher Abhängigkeiten gibt und daß es deshalb, gerade was den Osthandel anbetrifft, auch sehr unterschiedliche Interessen geben muß und für unsere Interessenlage sollten wir gemeinsam, auch Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, für mehr Verständnis werben.
    Unsere Ölrechnung hat sich auf Grund des OPEC-Preisdiktats von 1978 bis heute auf über 60 Milliarden DM mehr als verdoppelt.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Auch dies kann man nicht oft genug wiederholen. —
    Entschuldigen Sie, Herr Kollege, diese 30 Milliarden
    DM stehen für die deutsche Wirtschaft nicht mehr
    zur Verfügung. Das ist ein realer Kaufkraftentzug.
    — Gleichzeitig bescherte uns — der Herr Bundeskanzler hat darauf hingewiesen — die erneute Ölpreisexplosion ein Leistungsbilanzdefizit von rund 28 Milliarden DM.

    (von der Heydt Freiherr von Massenbach [CDU/CSU]: Das wird nicht reichen!)

    — Ich spreche von 1980, entschuldigen Sie.
    Für die Deutsche Bundesbank war dies Anlaß, den internationalen Zinswettlauf mitzumachen, um Kapitalbesitzer zu Kapitalanlagen in der Bundesrepublik zu ermuntern, um dadurch das Defizit in der Leistungsbilanz zu finanzieren. Die Folge ist: Wir haben heute extrem hohe Realzinsen. Diese hohen Zinsen sind für mich eigentlich das Investitionshemmnis Nummer eins. Sie verzögern die notwendige Umstrukturierung unserer Wirtschaft; denn Fernwärme und andere Investitionen zur Ölsubstitution rechnen sich nicht bei 11 bis 13 % Zinsen; bei 6 % würde sich das schon rechnen. Dasselbe gilt natürlich auch für den Wohnungsbau.
    Dies war für meine Fraktion Anlaß, in dieser Woche wirtschaftspolitische Vorschläge auf den Tisch zu legen, und zwar nicht Vorschläge für ein weiteres Konjunkturprogramm, sondern Vorschläge zur Förderung des Prozesses der Anpassung der Wirtschaft an die veränderten weltwirtschaftlichen Bedingungen. Diese Vorschläge haben zwei Ziele, die sich dekken: erstens rationelle Energieverwendung zur Entlastung unserer Leistungsbilanz und Modernisierung unserer Wirtschaft zur Steigerung unserer Export- und Wettbewerbsfähigkeit. Zweitens: Schaffung von Arbeitsplätzen. Ich freue mich und danke dem Herrn Bundeskanzler namens unserer Fraktion, daß in der gestrigen Kabinettsitzung wesentliche Teile unserer Vorschläge aufgegriffen worden sind. Er hat dies heute dargelegt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wo bleibt der Beifall?)

    — Ich rede j a sachlich und über Sachprobleme; da erwartet man im Bundestag im allgemeinen keinen Beifall, gerade auch nicht von Ihrer Seite.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Die Energieprobleme — ich meine Menge und Preis —, die die Weltwirtschaft ins Schleudern gebracht haben, sind nicht nur Probleme des Westens, sondern auch Probleme des Ostens. Auch darauf hat der Herr Bundeskanzler hingewiesen. Dort herrscht ebenfalls der Zwang zur rationalen Energieverwendung, zumal die RGW-Staaten, was häufig übersehen wird, neben den Vereinigten Staaten dort heute noch Entwicklungsrückstände haben. Denn je Produktionseinheit — ich habe das mal ausrechnen lassen — benötigen sie im Ostblock heute noch dreimal so viel Energie wie wir in der Bundesrepublik Deutschland. Das heißt, die Energieprobleme werden dort langfristig und mittelfristig sehr, sehr unbequem. Dort wird genauso nach alternativen Energiequellen und Energietechnologien gesucht wie bei uns. Die ölpreisbedingten Leistungsbilanzprobleme, die die westlichen Ölimportländer haben, gibt es ge-



    Junghans
    nauso in Osteuropa — auch hierauf hat der Bundeskanzler hingewiesen — bis auf die UdSSR selber.