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ID0902603000

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    Plenarprotokoll 9/26 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 26. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1151 A Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Bericht der Enquete-Kommission Frau und Gesellschaft — Drucksache 9/124 — Frau Dr. Wex CDU/CSU 1151 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 1154 B Eimer (Fürth) FDP 1157 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 1159 C Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 1161 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 1165 A Frau Fromm FDP 1167 D Frau Steinhauer SPD 1169 C Schmidt, Bundeskanzler 1171 C Frau Krone-Appuhn CDU/CSU 1174 B Frau Matthäus-Maier FDP 1176 C Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 1179 B Frau Karwatzki CDU/CSU 1181 A Dr. Diederich (Berlin) SPD 1183 C Frau Dr. Wilms CDU/CSU 1185 B von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI . 1187 D Frau Dr. Timm SPD 1188 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Klein (Göttingen), Dr. Wittmann, Dr. Stark (Nürtingen), Dr. Dregger und der Fraktion der CDU/CSU Auswirkungen rechtspolitischer Entscheidungen oder Unterlassungen — Drucksache 9/183 — Dr. Schmude, Bundesminister BMJ . . . .1207 B Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU . . .1215 B Dr. Emmerlich SPD 1221 B Kleinert FDP 1226 A Dr. Hillermeier, Staatsminister des Freistaates Bayern 1230 A Dr. Herzog, Minister des Landes BadenWürttemberg 1237 A Dr. Vogel, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 1240 D Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 1246 D Schmidt, Bundeskanzler 1250 C Dr. Kohl CDU/CSU 1256 C Engelhard FDP 1262 A II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/210 — 1264 D Beratung der Übersicht 1 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/162 — 1265 A Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Dr. Dollinger, Pfeffermann, Bühler (Bruchsal), Neuhaus, Linsmeier, Lintner, Maaß, Weirich, Dr. Riedl (München), Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Wörner, Sauter (Epfendorf), Dr. Jenninger, Wissmann und der Fraktion der CDU/CSU Bessere Bedingungen für den CB-Funk — Drucksache 9/128 — Dr. Linde SPD 1265 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1981 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1981) — Drucksache 9/228 — 1265 C Fragestunde — Drucksache 9/226 vom 13. 03. 1981 — Benachteiligung der Versicherten in Großstädten durch die geplante neue Regionalstruktur der Kraftfahrzeughaftpflichtprämien MdlAnfr 68, 69 13.03.81 Drs 09/226 Fischer (Hamburg) CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . . 1191 A, C, D, 1192 A, B ZusFr Fischer (Hamburg) CDU/CSU . 1191 B, C, 1192 A Wettbewerbsnachteile der deutschen Stahlindustrie durch den EG-Ministerratsbeschluß MdlAnfr 70 13.03.81 Drs 09/226 Menzel SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 1192 B, D, 1193 A, B, C, D, 1194 A ZusFr Menzel SPD 1192 D ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . . 1193 A ZusFr von der Wiesche SPD 1193 B ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 1193 B ZusFr Meininghaus SPD 1193 C ZusFr Urbaniak SPD 1193 D Einführung einer Grenzabgabe für einreisende Autobusse und Erhöhung der Abfertigungsgebühren für Lastzüge in Dänemark MdlAnfr 72, 73 13.03.81 Drs 09/226 Stutzer CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 1194 A, B, C, D, 1195 A ZusFr Stutzer CDU/CSU . . . . 1194 C, D, 1195 A Vorfinanzierung der Kraftwerke in Cattenom durch Stromabnahmeverträge deutscher Energieversorgungsunternehmen mit der Electricité de France MdlAnfr 74 13.03.81 Drs 09/226 Schreiner SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 1195 A, B, C, D ZusFr Schreiner SPD 1195 B, C ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . .1195 C ZusFr Engelsberger CDU/CSU 1195 D Rückgang der Zahl der Genehmigungen zur Ausreise aus Polen und der Sowjetunion seit 1978 MdlAnfr 39, 40 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Bötsch CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1196 B, D, 1197 A, B, C ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 1196 C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1197 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1197 B Pflege deutscher Kriegsgräber in der Sowjetunion MdlAnfr 44 13.03.81 Drs 09/226 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1197 C, 1198 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 1197 D, 1198 A ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 1198 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1198 B ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1198 C Festnahme von vier deutschen Staatsbürgern nach einem Gewerkschaftstreffen in Santiago de Chile MdlAnfr 45 13.03.81 Drs 09/226 Weisskirchen (Wiesloch) SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1198 D, 1199 A ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . 1198 D ZusFr Hansen SPD 1199 A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 III Verzicht auf die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Europa MdlAnfr 46 13.03.81 Drs 09/226 Thüsing SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1199 A, D ZusFr Hansen SPD 1199 D Störung der Entspannungspolitik durch Sendungen von Radio Free Europe und Radio Liberty MdlAnfr 47, 48 13.03.81 Drs 09/226 Hansen SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1200 A, B, D, 1201A,C,D, 1202A,B ZusFr Hansen SPD 1200 B, C, D ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1201 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1201 B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . 1201 C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1201 D ZusFr Thüsing SPD 1202 A ZusFr Dr. Schöfberger SPD 1202 B Reaktion der Bundesregierung auf die Festnahme des Bayreuther Universitätsprofessors Konrad Löw sowie Folgerungen für den Akademikeraustausch und das Kulturabkommen mit der CSSR MdlAnfr 49 13.03.81 Drs 09/226 Engelsberger CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1202 C, D, 1203 A, B ZusFr Engelsberger CDU/CSU 1202 D ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1203 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1203 A Protest gegen die Inhaftierung des Bayreuther Universitätsprofessors Konrad Löw bei der tschechoslowakischen Regierung MdlAnfr 50 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1203 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1203 B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . .1203 C Überreichung von Listen mit Härtefällen der Familienzusammenführung und Ausreise an osteuropäische Delegationen während des KSZE-Nachfolgetreffens in Madrid MdlAnfr 51 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1203 D, 1204 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . 1203 D, 1204 A Vereinbarkeit der Anwesenheit des Wachbataillons „Feliks Dzierzynski" in Ost-Berlin mit dem entmilitarisierten Status GroßBerlins MdlAnfr 52 13.03.81 Drs 09/226 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1204 A, B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1204 B ZusFr Thüsing SPD 1204 C Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen des fünf Jahre in Warschau inhaftierten Deutschen Achim Rösch gegenüber der polnischen Regierung MdlAnfr 53 13.03.81 Drs 09/226 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1204 C, 1205 A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . .1205 A Benachteiligung von Bundeswehroffizieren aus der Truppe gegenüber Bundeswehrhochschulabsolventen durch das geänderte Punktesystem für die Einstellung von Berufsoffizieren MdlAnfr 75, 76 13.03.81 Drs 09/226 Daweke CDU/CSU Antw StSekr Dr. Hiehle BMVg . 1205 B, 1206 C, D, 1207 A ZusFr Daweke CDU/CSU 1206 B, C, D Nächste Sitzung 1265 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1266* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 1151 26. Sitzung Bonn, den 19. März 1981 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Böhme (Freiburg) 20. 3. Büchner (Speyer) * 20. 3. Dr. Enders * 20. 3. Fellner 20. 3. Dr. Geißler 20. 3. von der Heydt Freiherr von Massenbach 20. 3. Dr. Hubrig 20. 3. Jung (Kandel) 20. 3. Kiehm 20. 3. Kittelmann * 20. 3. Korber 20. 3. Dr. Graf Lambsdorff 20. 3. Männing 20. 3. Dr. Mitzscherling 20. 3. Dr. Müller * 20. 3. Müller (Wadern) * 20. 3. Picard 20. 3. Reddemann ** 19. 3. Frau Roitzsch 20. 3. Frau Schlei 20. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 20. 3. Voigt (Frankfurt) 20. 3. Dr. Wendig 20. 3. Dr. Wieczorek 20. 3. Frau Will-Feld 20. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Nils Diederich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben heute hier gelernt, daß der Konsens in diesem Hause sehr viel größer ist, als man manchmal den Eindruck hat. Allerdings hoffe ich, daß dies nicht nur ein Konsens in Worten ist.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich möchte allerdings auch an einigen Punkten Akzente herausarbeiten, wo es Unterschiede gibt und wo wir weiter diskutieren müssen, wo wir noch nicht endgültig zum Ziel gekommen sind.
    Frau Krone-Appuhn hat wohl Simone de Beauvoir zitiert und sich darauf berufen, daß es auch die Sozialisten in einem Jahrhundert nicht geschafft hätten, die vollständige Gleichberechtigung herbeizuführen. Aber wir haben immerhin geschafft, daß sich heute auch die konservative Seite der Parlamente zu diesem Ziel bekennt. Das ist doch immerhin etwas.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich glaube, wir haben im letzten Jahrzehnt eine ganze Menge Dinge erreicht. Wir sollten dies trotz aller kritischer Betrachtung nicht kleiner machen. Wir sollten dies unterstreichen und auf dieser Basis kooperativ weiterarbeiten.
    Ich glaube, daß diese Arbeit an der Gleichberechtigung sozusagen ein Prüfstein für die Verwirklichung von Demokratie ist; denn Demokratie darf nicht etwas Formales sein. Sie ist etwas Inhaltliches. Demokratie ist nur da verwirklicht, wo Chancengleichheit besteht und alle nach ihrem Können an den gesellschaftlichen Aufgaben kooperativ mitwirken. Solange eine gesellschaftliche Gruppe benachteiligt ist, können wir auch nicht davon sprechen, daß die Demokratie als eine Aufgabe ihren Sinn vollständig erfüllt hat.



    Dr. Diederich (Berlin)

    Ich glaube, so müssen wir auch das Grundgesetz sehen. Wir haben im gesetzgeberischen Bereich sehr viel erreicht. Wir haben hier die Diskussion gerade mit der liberalen Seite unseres Hauses, die immer wieder nach einem Antidiskriminierungsgesetz ruft. Wir werden uns darüber zu unterhalten haben, was sinnvoll ist. Aber wir sollten nicht übersehen, daß man Vorurteile und Verhaltensweisen nicht durch die Gesetzgebung überwinden kann,

    (Reddemann [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    sondern daß gesellschaftliche Verhaltensnormen, ganz komplexe Zusammenhänge des täglichen Umgangs, der Kommunikation, der Erziehung, des Lernens tagtäglich bewältigt werden müssen — nicht nur im Gesetzgebungsvorgang. Insofern müssen wir uns natürlich auch immer wieder fragen: Wie trägt eine Gesetzgebung zu den Veränderungen in der Gesellschaft bei?
    Lassen Sie mich folgendes sagen. Das Verhalten in dieser Gesellschaft, das Handeln in dieser Gesellschaft hat etwas mit Erwartungen in Hinblick auf die eigene Position in der Gesellschaft zu tun, im Hinblick auf wirtschaftliche Macht und Durchsetzung in dieser Gesellschaft. Man muß sehen, daß es eine noch sehr stark männlich beherrschte Gesellschaft ist. Das stellt man fest, wenn man sich die führenden Positionen ansieht. Hier muß man etwas ändern.
    Das hängt auch mit der Erfahrung zusammen, daß in dieser Gesellschaft nur derjenige Macht erwerben kann, der eine solidarische Stellung im gesellschaftlichen Produktionsprozeß erringt. Insofern möchte ich hier besonders den Satz unterstreichen und betonen, der im Bericht steht:
    Die Voraussetzung für die freie Wahl der Lebensform ist, daß beide Ehepartner für alle Funktionen in einer möglichen Tätigkeit in Familie und Beruf befähigt werden.
    Ich betone: in Familie und Beruf.
    Ich bin beshalb sehr dankbar dafür, daß der Bundeskanzler dies besonders herausgearbeitet hat. Das eben Gesagte ist die Voraussetzung für eine freie Entscheidung — übrigen auch für die Entscheidung, in dieser Gesellschaft frei zu bleiben, keine Ehe einzugehen oder allein, ohne Ehe, Kinder zu erziehen oder auch z. B. eine Ehe zu verlassen. Das setzt voraus, daß man sich in beiden Bereichen gleich bewegen kann. Das setzt aber auch voraus, daß die Leitbilder, die wir von der Familie haben, partnerschaftlicher Natur sind.
    In diesem Zusammenhang möchte ich herausarbeiten, in welchen Punkten wir uns offensichtlich von der Union noch unterscheiden. Die Wahlfreiheit bleibt eine Ideologie, wenn lediglich der Frau die Chance bleibt, zwischen Berufstätigkeit und Familie zu wählen. Leider wird die Wahlfreiheit heute häufig in dieser Richtung verstanden. Frau Krone-Appuhn hat dies betont. Sie hat sogar von einem „Opfer" gesprochen. Ich warne davor, von der Aufgabe in der Familie als einem „Opfer" zu sprechen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe und kein Opfer. Diese gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen muß von der Gesellschaft möglich gemacht werden.

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Familie ist eine vorgesellschaftliche Aufgabe!)

    Deswegen muß die partnerschaftliche Erziehungsaufgabe als eine gesonderte Aufgabe neben der Berufstätigkeit stehen. Sie ist nicht ein Ersatz für Beruf und Berufstätigkeit.
    Wir dürfen auch nicht dahin kommen, daß wir eines Tages die Mutter im Staatsdienst haben. Dahinter steht nur ein Teilrollenbild, und wir wollen die gesellschaftliche Entfaltung in allen Bereichen erreichen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wir wollen — und dies ist etwas, was auch schon der junge Marx erkannt und geschrieben hat — die Allseitigkeit der Bildung des Menschen, die Chance, die Fähigkeit, sich allseitig nach einem Lebensplan zu bewegen. Dies heißt, daß Männer und Frauen an dieser Familienrolle und an der Berufsrolle gemeinsam ihr Leben lang mitwirken.
    Das Ausscheiden aus dem Berufsleben für viele Jahre heißt — und darauf haben viele hingewiesen — für viele Frauen auch, auf berufliche Karriere zu verzichten. Da wird es tatsächlich zu einem Opfer, Frau Krone-Appuhn. Aber ich bin der Meinung, daß man das nicht hochstilisieren sollte. Die Aufgabe der Gesellschaft ist es vielmehr, die Möglichkeiten und Mittel anzubieten, um diese beiden Rollen in zeitlicher Arbeitsteilung und in gegenseitiger Arbeitsteilung zwischen den Ehepartnern zu erfüllen.
    Frau Verhülsdonk, ich kann Ihr Lob der Teilzeitarbeit nicht teilen. Wir als Sozialdemokraten sind da sehr zurückhaltend. Wir sehen das nur als eine Hilfslösung, als vorübergehende Möglichkeit an; denn auf Teilzeitarbeitsplätzen wird oft das gleiche wie auf Vollzeitarbeitsplätzen geleistet, ohne daß dasselbe bezahlt wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Teilzeitarbeitende sind bis heute noch weitgehend von den Aufstiegs- und Führungspositionen in dieser Gesellschaft ausgeschlossen.

    (Zustimmung bei der SPD und der FDP — Frau Verhülsdonk [CDU/CSU]: Deswegen müssen wir sie verbessern!)

    Deswegen muß die Tendenz doch zu einer Vollzeitarbeit gehen.

    (Frau Verhülsdonk [CDU/CSU]: Nein, das ist falsch!)

    Meine Damen und Herren, da die Zeit knapp ist, möchte ich mich noch mit einem anderen Teil des Berichts befassen, den wir noch nicht erwähnt haben. Wir haben in einem Teil des Berichts in einem Exkurs die Situation der Frauen in den Medien dargestellt. Lassen Sie mich hier ganz befriedigt feststellen, daß wir dort — obwohl wir als Enquete-Kommission wenig Möglichkeiten gesehen haben, Gesetzgebungsempfehlungen zu geben — offensichtlich ins Schwarze getroffen haben; denn die Reaktion aus den Medien zeigt, daß selbst unsere harmlo-



    Dr. Diederich (Berlin)

    sen Aussagen die leitenden Herren offensichtlich heftig geschmerzt haben. Die Stellungnahme, die uns der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, ARD, Herr Vöth, hat zukommen lassen und die Herr Schwarzkopf verfaßt hat, zeigt das sehr deutlich. Herr Schwarzkopf versucht, zu belegen, daß die Behauptung der Kommission, das Frauenbild im Fernsehen entspreche häufig Klischeevorstellungen und spiegele selten die Wirklichkeit wider, falsch sei. Er führt sehr viele Beispiele an, die aber diese Behauptung eher untermauern. Ich habe leider nicht die Zeit, hier jetzt in die Beweisführung einzutreten. Ich möchte das aber hier einmal feststellen.
    Herr Schwarzkopf versucht, mit sehr vielen Beispielen zu widerlegen, daß die Frauen in der beruflichen Situation in den Medien benachteiligt sind. Er macht allerdings genau dasselbe, was im Hearing die Herren vom Zweiten Deutschen Fernsehen getan haben, er verschweigt, daß es sozusagen eine dunkle Seite des Mondes gibt, daß die leitenden Positionen, die Positionen im außertariflichen Bereich, fast ausnahmslos von Männern besetzt sind.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Er verweist auch auf die — und man muß sagen — erfreulich gestiegene Zahl von Frauen, die man im Fernsehen sichtbar präsentiert bekommt, z. B. in der „Tagesschau" oder anderen Sendungen. Aber gerade mit diesem Verweisen verschleiert er, daß in den wichtigen, leitenden Stellen in den Redaktionen Frauen offensichtlich noch nicht genügend vertreten sind. Wie könnte es sonst sein, daß Frau Dr. Brink vom Zweiten Deutschen Fernsehen einmal sagte, das Fernsehen produziert immer noch ein Bild: Männer handeln, Frauen kommen vor? Das ist so.
    Wenn Sie sich z. B. einmal die „Tagesschau" oder „Heute" ansehen, werden Sie feststellen, daß die Sprecherinnen heute von Taten reden, die aus einer männlich beherrschten Welt kommen, weil interessanterweise die Positionen, die von Männern besetzt sind, und die Themen, die von Männern behandelt werden, als die wichtigen gesehen werden. Ich glaube, hier muß sich noch einiges ändern.
    Ich meine, daß die Medien eine gesellschaftspolitische Aufgabe haben, in die wir als Parlament nicht eingreifen sollten, die wir aber sehr wohl kontrollierend und kritisch betrachten können. Ich muß sagen: Diese gesellschaftspolitische Aufgabe verpflichtet die Medien dazu, gerade in der Frage der Gleichbehandlung, der Gleichberechtigung und auch der Schaffung eines neuen Frauenbildes sorgfältig vorzugehen und voranzugehen und nicht ein Bild widerzuspiegeln, das aus vergangenen Jahrzehnten stammt. — Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Frau Abgeordnete Dr. Wilms.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dorothee Wilms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir sprechen jetzt gerade von dem Thema Frauen und Medien, zu dem ich auch etwas sagen möchte. Ich finde es eigentlich beachtenswert und ein bißchen skandalös, daß diese Debatte — eine vierstündige Debatte — des Deutschen Bundestages über Frauen nicht von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Fernsehen und im Rundfunk übertragen wird.

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Wäre jetzt eine Debatte z. B. über Kernenergiepolitik oder, wie heute nachmittag, über Rechtspolitik, dann könnten sich die Anstalten nicht genug daran tun, auf möglichst allen Kanälen zu übertragen. Ich bedaure das sehr und hoffe, daß das das letzte Mal in dieser Form passiert ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Kühbacher [SPD]: Die Herren sind zu Tisch!)

    — Das ist möglich. Da kann ich nur guten Appetit wünschen!
    Es ist deshalb, meine Damen und Herren, der Enquete-Kommission sehr zu danken, daß sie in einem speziellen Kapitel zu den Problemen der Frau in den Institutionen der Medien und der Darstellung der Frau in den Medien Stellung genommen und auch Vorschläge für Verbesserungen vorgebracht hat. Allerdings — das erlaube ich mir hier auch kritisch anzumerken — wären die Ausführungen noch aufschlußreicher gewesen, wenn sich die Darlegungen des Berichts auf die gesamte Medienpalette, also auch auf die gedruckten Medien und nicht nur auf Funk und Fernsehen, bezogen hätten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    So ist manches ein bißchen einseitig geworden.
    Außerdem vermisse ich im Bericht Einlassungen darüber, was die Medien, insbesondere auch die elektronischen, gerade für die Frauen leisten können und welche positiven Möglichkeiten sie bieten.
    Bevor ich deshalb auf einige Teilaspekte des Enquete-Berichts eingehe, darf ich ein paar grundsätzliche Anmerkungen zum Thema Frauen und Medien machen.
    Meine Damen und Herren, ich bin der Überzeugung, daß die breite Palette der Medien, der gedruckten wie der elektronischen, gerade auch für Frauen besondere Chancen der Lebensentfaltung und Selbstverwirklichung geschaffen haben und noch weiter schaffen können, und zwar in einer Weise, wie es sich frühere Generationen überhaupt nicht haben träumen lassen. Dies gilt in ganz besonderer Weise für diejenigen Frauen, die durch Familie oder Beruf zeitlich und örtlich stark gebunden und wenig mobil sind. Hier eröffnen die Medien neue Möglichkeiten der Bildung, der Information und der Unterhaltung. Ich darf hier nur daran erinnern, welche Chancen die Medien, vor allem das Fernsehen, in bezug auf die Weiterbildungsmöglichkeiten besonders für Frauen bieten und bieten können. Sie schaffen darüber hinaus Kontaktmöglichkeiten für die Frauen, denn Weiterbildung durch Medien — das wissen wir heute — ist vor allem im Medienverbund effektiv.
    Ich wünsche mir, daß die Frauengruppen, die Verbände und die Erwachsenenbildungseinrichtungen



    Frau Dr. Wilms
    noch stärker diese neuen Aufgaben begreifen, die sie noch längst nicht hinreichend erfaßt haben.
    Meine Damen und Herren, ich bin der Überzeugung, daß die Medien für Frauen und für die gesamten Familien auch neue Gelegenheiten differenzierter Freizeitgestaltung bieten, wenn sie entsprechend genutzt werden. Es ist nicht zu übersehen, daß die Medien in ihrer Vielfalt einen vergrößerten Freiheitsraum für den Menschen schaffen. Aus diesem Grunde weigere ich mich eigentlich, den ohne Zweifel auch vorhandenen Mißbrauch der Medien, etwa durch Überkonsum, als Ausgangspunkt der Diskussion des Themas Frau, Familie und Medien zu wählen. Ich bin auch nicht der Auffassung des Herrn Bundeskanzlers, der im vermeintlichen Interesse der Familien ja am liebsten einer medienpolitischen Rationierung durch Einschränkung des Fernsehangebots das Wort redet.

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Denn ich glaube, eine solche Rationierung des Angebots stellt den mündigen Bürger unter Vormundschaft und beschneidet die persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten vieler Frauen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Verhinderung legitimer technologischer Entwicklungen ist kein adäquater Weg für mündige Bürger in einer freiheitlichen Gesellschaft. Ich denke, daß gerade eine größere Vielfalt des Angebots nicht nur ein Mehr an Quantität, sondern auch ein Mehr an Qualität und vor allem an zielgruppenorientiertem Angebot auch für Frauen bedeuten kann. Selbstverständlich sehe ich wie wir alle, daß die technische Entwicklung bei den Medien auch Gefahren und Mißbrauchsmöglichkeiten in sich birgt. Aber ich bemängele, daß gerade in der öffentlichen Diskussion in der Vergangenheit fast ausschließlich von dem Mißbrauch und nicht von dem Mehr an Freiheit, das Medien bringen können, zu hören ist.

    (Zuruf von der SPD: Frauen sind das Thema, nicht Medien!)

    — Dies gilt auch gerade für Frauen. Das möchte ich sehr unterstreichen, Frau Kollegin. Der sinnvolle Gebrauch und die Nutzung der Medien bringen gerade für Frauen — das möchte ich noch einmal unterstreichen — neue Möglichkeiten der Entfaltung, der Bildung und der Information,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    gerade für Frauen, die vielfach gebunden sind, ob das die Berufstätigen oder ob das die Familienmütter sind. Das dürfen wir nicht übersehen.
    Aber weil wir die Bedeutung der Medien für Frauen, für Familien und — ich sage das bewußt — auch für Kinder so positiv sehen,

    (Zuruf von der SPD)

    müssen wir hier einschalten, daß die Medienpädagogik — dies möchte ich betonen — eine größere Bedeutung im gesamten Leben bei uns erhalten muß. Kinder und Erwachsene, Mütter und Väter müssen auf den Gebrauch und auf die Gefahren eines übertriebenen und unverstandenen Gebrauchs von Medien hingewiesen werden. Ich denke, daß hier die Schul- und die Erwachsenenpädagogik eine wichtige Aufgabe hat, der sie sich noch längst nicht genügend gewidmet hat, auch unter Einbeziehung der Ergebnisse der Medienwirkungsforschung.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Ich glaube auch — das lassen Sie mich mit Blick auf neue technologische Möglichkeiten sagen —, daß es gerade für Frauen wichtig ist, daß ein noch stärkerer Dialog zwischen Medium und Konsumenten zustande kommt. Hier bieten die neuen Zwei-WegKommunikationsmöglichkeiten neue Chancen.
    Meine Damen und Herren, der Enquete-Bericht behandelt auch sehr ausführlich die Situation der Frau in den Medien, d. h. eigentlich nur in den öffentlich-rechtlichen Funkhäusern. Dabei wird deutlich, daß hier für die Mitarbeiterinnen noch sehr viel im argen liegt. Es ist verdienstvoll, daß diese Situationsbeschreibung ein grelles Licht auf die Schwierigkeiten und Probleme der Frauen insbesondere auf den höheren Ebenen der Hierarchie wirft, ein Licht, das hoffentlich das Dunkel, das diesen Bereich häufig umhüllt, dauerhaft und helfend erhellt. Ich finde es in der Tat sehr bemerkenswert, daß gerade in den Funkhäusern, Einrichtungen, die sich in ihren Sendungen gern so progressiv und fortschrittlich geben, die gleichen Schwierigkeiten für Frauen bestehen, die wir in Betrieben der Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst insgesamt finden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Politisch müssen wir daher die Situation der weiblichen Mitarbeiter in den Anstalten in den größeren gesellschaftspolitischen Rahmen stellen. Wir haben darüber hier in den Beiträgen bislang viel gehört. Der Bericht macht viele Vorschläge. Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, für die Mitarbeiterinnen in den Anstalten spezielle Maßnahmen zu ergreifen, wie es der Bericht fordert. Ich glaube, daß wir die Probleme der Frauen in den Anstalten in ähnlicher Weise gesamtpolitisch, gesellschaftspolitisch anpacken und einer Lösung näherführen müssen, wie es für die Mitarbeiter in anderen Unternehmungen gilt.
    Allerdings — das lassen Sie mich auch sehr deutlich sagen — bin ich der Auffassung, daß den öffentlich-rechtlichen Anstalten ebenso wie dem öffentlichen Dienst eigentlich eine Pilot- und Vorbildfunktion zukommt, was die Förderung von Frauen angeht. Diese Pilot- und Vorbildfunktion ist bislang nicht wahrgenommen worden.
    Ich halte es für ein wichtiges und — wie ich glaube — für unser gemeinsames politisches Anliegen, daß gerade auch in den öffentlich-rechtlichen Anstalten für Männer und Frauen gleiche berufliche Chancen und Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden. Dies bedeutet, die gleiche qualifizierte Ausbildung von Männern und Frauen, auch im Journalismus. Dies bedeutet die gleichen Weiterbildungschancen. Ich glaube, daß hier gerade den Medien eine ganz besondere Aufgabe zukommt.
    Im Bereich der Weiterbildung sind im Journalismus in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt worden, die allerdings an den Frauen teil-



    Frau Dr. Wilms
    weise vorbeigegangen sind. Hier müßte für die Frauen noch manches verbessert werden.
    Die geringe Repräsentanz der Frauen in den Aufsichts- und Entscheidungsorganen der Anstalten ist, wie der Bericht auch deutlich macht, ein Problem, das sich in diesem Hohen Haus wie in allen politischen Parteien tagtäglich zeigt. Es wäre ja fast verwunderlich, wenn diese Erscheinung nicht auch in den großen Rundfunkanstalten zu finden wäre.
    Um hier Abhilfe zu schaffen, müssen wir möglichst viele Frauen ermutigen, sich der politischen Auseinandersetzung zu stellen und sich in ihr durch Leistung zu bewähren. Parallel dazu — das möchte ich ausdrücklich allen politischen Gruppierungen sagen — muß in den politischen Parteien und in den anderen gesellschaftlichen Gruppen, die die Gremien beschicken, die Einsicht wachsen, wie notwendig es ist, auch qualifizierte Frauen in die Aufsichtsgremien zu entsenden. Es gibt genügend solche Frauen; man wird sie finden; man muß sie nur suchen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich einen letzten Teil anschneiden. Der Enquete-Bericht legt eine Grundproblematik der öffentlich-rechtlichen Medien offen. Einerseits sind sie als öffentlich-rechtliche Anstalten dem Verfassungsgebot der Gleichberechtigung verpflichtet. Andererseits tragen sie nach Auffassung der Enquete-Kommission auf Grund ihrer Absatzorientierung, das heißt ihrer Ausrichtung nach Einschaltquoten, eher zur Bestätigung bestehender Werthaltungen als zu deren Veränderung bei. Tatsächlich sind bislang die Funkmedien bei der Durchsetzung des Gleichberechtigungspostulats auf Grund ihrer Absatzorientierung wenig hilfreich.
    Was ist zu tun? Die Alternative hierzu innerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems bestünde allein in einer Indoktrination, in einer Erziehungsdiktatur, die niemand — auch nicht die Kommission — will und wollen kann. Dieses Dilemma zwischen Verfassungsauftrag und Angebotsorientierung zeigt sich ja, wie wir wissen, besonders kraß am Beispiel des Bildes der Frau in den Medien. Die meist klischeehafte Darstellung der Frau in den Medien ist vielfach beklagt worden, und der Enquete-Bericht wiederholt diese Klage. Die Darstellung der Frau — wir wissen es — als vernachlässigtes Heimchen am Herd oder als Sexidol oder als weibliche Haushaltsmanagerin wird weder den vielfachen Aufgaben noch dem Lebensverlauf oder gar auch der Würde der Frauen gerecht.

    (Zuruf bei der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Solche Darstellungen schaffen auch nicht gerade ein der Gleichberechtigung der Frauen dienliches Klima.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Notwendig und der Lebenswirklichkeit entsprechend wäre ein Bild der Frauen in den Medien, das die unterschiedlichen Rollen berücksichtigt. Das bestehende System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird jedoch der Aufgabe differenzierter und pluraler Darstellung der Frau — aus welchen Gründen auch immer — bislang nicht gerecht. Das gilt auch für die Befriedigung der höchst unterschiedlichen Informations-, Bildungs- und Unterhaltungsbedürfnisse der Frauen.
    Was ist hier zu tun? Diese von mir beschriebene medienpolitische Zielsetzung ist meines Erachtens durch eine Vergrößerung des Anteils weiblicher Mitarbeiter in den Medien und durch mehr weibliche Autoren, so notwendig das auch ist, allein nicht zu erreichen. In diesem Punkt halte ich den Bericht für viel zu optimistisch. Ich setze mehr Hoffnungen auf eine medienpolitische Entwicklung, die im elektronischen Bereich durch mehr Vielfalt als bisher gekennzeichnet ist; denn die Presselandschaft bietet ja Gott sei Dank heute ein differenzierteres Bild der Frau. Nur eine größere Medienvielfalt und ein differenzierteres Programmangebot bringen meines Erachtens die Chance, dem Frauenbild und der Darstellung der Frauensituation besser als bisher gerecht zu werden. Hoffen wir, daß ein höchst differenzierte Medienlandschaft künftig auch ein höchst differenziertes Bild der Lebensperspektive und Werthaltungen mündiger Bürger zum Ausdruck bringt.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich von unserer Seite her mit einer Schlußbemerkung die Debatte beenden. Ich glaube, es ist eine gute Debatte; wir haben viel Konsens festgestellt — das ist gut so —, gerade zu diesem Thema. Es war richtig — es hat sich auch im Nachhinein als wichtig und wertvoll erwiesen —, daß die CDU/CSU-Bundestagsfraktion in der vorletzten Legislaturperiode die Einsetzung dieser Enquete-Kommission auch als Fortsetzung eines ersten Frauenberichts verlangt hat, der auch auf unsere Initiative hin entstanden ist. Ich hoffe, daß uns diese vielfache Gemeinsamkeit bei Unterschiedlichkeiten in Details auch bei den Ausschußberatungen begleiten wird. — Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU)