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ID0902601600

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    Vokabeln: 6
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    6. Bundeskanzler.: 1
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    Plenarprotokoll 9/26 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 26. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 1151 A Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Bericht der Enquete-Kommission Frau und Gesellschaft — Drucksache 9/124 — Frau Dr. Wex CDU/CSU 1151 B Frau Schmidt (Nürnberg) SPD 1154 B Eimer (Fürth) FDP 1157 A Gerster (Mainz) CDU/CSU 1159 C Frau Huber, Bundesminister BMJFG . . 1161 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 1165 A Frau Fromm FDP 1167 D Frau Steinhauer SPD 1169 C Schmidt, Bundeskanzler 1171 C Frau Krone-Appuhn CDU/CSU 1174 B Frau Matthäus-Maier FDP 1176 C Frau Dr. Däubler-Gmelin SPD 1179 B Frau Karwatzki CDU/CSU 1181 A Dr. Diederich (Berlin) SPD 1183 C Frau Dr. Wilms CDU/CSU 1185 B von Schoeler, Parl. Staatssekretär BMI . 1187 D Frau Dr. Timm SPD 1188 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Erhard (Bad Schwalbach), Dr. Klein (Göttingen), Dr. Wittmann, Dr. Stark (Nürtingen), Dr. Dregger und der Fraktion der CDU/CSU Auswirkungen rechtspolitischer Entscheidungen oder Unterlassungen — Drucksache 9/183 — Dr. Schmude, Bundesminister BMJ . . . .1207 B Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU . . .1215 B Dr. Emmerlich SPD 1221 B Kleinert FDP 1226 A Dr. Hillermeier, Staatsminister des Freistaates Bayern 1230 A Dr. Herzog, Minister des Landes BadenWürttemberg 1237 A Dr. Vogel, Regierender Bürgermeister des Landes Berlin 1240 D Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 1246 D Schmidt, Bundeskanzler 1250 C Dr. Kohl CDU/CSU 1256 C Engelhard FDP 1262 A II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu der dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/210 — 1264 D Beratung der Übersicht 1 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht — Drucksache 9/162 — 1265 A Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd), Dr. Dollinger, Pfeffermann, Bühler (Bruchsal), Neuhaus, Linsmeier, Lintner, Maaß, Weirich, Dr. Riedl (München), Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Wörner, Sauter (Epfendorf), Dr. Jenninger, Wissmann und der Fraktion der CDU/CSU Bessere Bedingungen für den CB-Funk — Drucksache 9/128 — Dr. Linde SPD 1265 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1981 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 1981) — Drucksache 9/228 — 1265 C Fragestunde — Drucksache 9/226 vom 13. 03. 1981 — Benachteiligung der Versicherten in Großstädten durch die geplante neue Regionalstruktur der Kraftfahrzeughaftpflichtprämien MdlAnfr 68, 69 13.03.81 Drs 09/226 Fischer (Hamburg) CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . . 1191 A, C, D, 1192 A, B ZusFr Fischer (Hamburg) CDU/CSU . 1191 B, C, 1192 A Wettbewerbsnachteile der deutschen Stahlindustrie durch den EG-Ministerratsbeschluß MdlAnfr 70 13.03.81 Drs 09/226 Menzel SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 1192 B, D, 1193 A, B, C, D, 1194 A ZusFr Menzel SPD 1192 D ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . . 1193 A ZusFr von der Wiesche SPD 1193 B ZusFr Dr. Lammert CDU/CSU 1193 B ZusFr Meininghaus SPD 1193 C ZusFr Urbaniak SPD 1193 D Einführung einer Grenzabgabe für einreisende Autobusse und Erhöhung der Abfertigungsgebühren für Lastzüge in Dänemark MdlAnfr 72, 73 13.03.81 Drs 09/226 Stutzer CDU/CSU Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 1194 A, B, C, D, 1195 A ZusFr Stutzer CDU/CSU . . . . 1194 C, D, 1195 A Vorfinanzierung der Kraftwerke in Cattenom durch Stromabnahmeverträge deutscher Energieversorgungsunternehmen mit der Electricité de France MdlAnfr 74 13.03.81 Drs 09/226 Schreiner SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . . 1195 A, B, C, D ZusFr Schreiner SPD 1195 B, C ZusFr Hoffmann (Saarbrücken) SPD . .1195 C ZusFr Engelsberger CDU/CSU 1195 D Rückgang der Zahl der Genehmigungen zur Ausreise aus Polen und der Sowjetunion seit 1978 MdlAnfr 39, 40 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Bötsch CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1196 B, D, 1197 A, B, C ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 1196 C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1197 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1197 B Pflege deutscher Kriegsgräber in der Sowjetunion MdlAnfr 44 13.03.81 Drs 09/226 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1197 C, 1198 A, B, C ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 1197 D, 1198 A ZusFr Dr. Bötsch CDU/CSU 1198 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1198 B ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1198 C Festnahme von vier deutschen Staatsbürgern nach einem Gewerkschaftstreffen in Santiago de Chile MdlAnfr 45 13.03.81 Drs 09/226 Weisskirchen (Wiesloch) SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1198 D, 1199 A ZusFr Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . 1198 D ZusFr Hansen SPD 1199 A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 III Verzicht auf die Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Europa MdlAnfr 46 13.03.81 Drs 09/226 Thüsing SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1199 A, D ZusFr Hansen SPD 1199 D Störung der Entspannungspolitik durch Sendungen von Radio Free Europe und Radio Liberty MdlAnfr 47, 48 13.03.81 Drs 09/226 Hansen SPD Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1200 A, B, D, 1201A,C,D, 1202A,B ZusFr Hansen SPD 1200 B, C, D ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1201 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1201 B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . 1201 C, D ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 1201 D ZusFr Thüsing SPD 1202 A ZusFr Dr. Schöfberger SPD 1202 B Reaktion der Bundesregierung auf die Festnahme des Bayreuther Universitätsprofessors Konrad Löw sowie Folgerungen für den Akademikeraustausch und das Kulturabkommen mit der CSSR MdlAnfr 49 13.03.81 Drs 09/226 Engelsberger CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1202 C, D, 1203 A, B ZusFr Engelsberger CDU/CSU 1202 D ZusFr Graf Huyn CDU/CSU 1203 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1203 A Protest gegen die Inhaftierung des Bayreuther Universitätsprofessors Konrad Löw bei der tschechoslowakischen Regierung MdlAnfr 50 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1203 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 1203 B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . .1203 C Überreichung von Listen mit Härtefällen der Familienzusammenführung und Ausreise an osteuropäische Delegationen während des KSZE-Nachfolgetreffens in Madrid MdlAnfr 51 13.03.81 Drs 09/226 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1203 D, 1204 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . . . 1203 D, 1204 A Vereinbarkeit der Anwesenheit des Wachbataillons „Feliks Dzierzynski" in Ost-Berlin mit dem entmilitarisierten Status GroßBerlins MdlAnfr 52 13.03.81 Drs 09/226 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1204 A, B, C ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . 1204 B ZusFr Thüsing SPD 1204 C Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen des fünf Jahre in Warschau inhaftierten Deutschen Achim Rösch gegenüber der polnischen Regierung MdlAnfr 53 13.03.81 Drs 09/226 Graf Stauffenberg CDU/CSU Antw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 1204 C, 1205 A ZusFr Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . .1205 A Benachteiligung von Bundeswehroffizieren aus der Truppe gegenüber Bundeswehrhochschulabsolventen durch das geänderte Punktesystem für die Einstellung von Berufsoffizieren MdlAnfr 75, 76 13.03.81 Drs 09/226 Daweke CDU/CSU Antw StSekr Dr. Hiehle BMVg . 1205 B, 1206 C, D, 1207 A ZusFr Daweke CDU/CSU 1206 B, C, D Nächste Sitzung 1265 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 1266* Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 26. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 19. März 1981 1151 26. Sitzung Bonn, den 19. März 1981 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Böhme (Freiburg) 20. 3. Büchner (Speyer) * 20. 3. Dr. Enders * 20. 3. Fellner 20. 3. Dr. Geißler 20. 3. von der Heydt Freiherr von Massenbach 20. 3. Dr. Hubrig 20. 3. Jung (Kandel) 20. 3. Kiehm 20. 3. Kittelmann * 20. 3. Korber 20. 3. Dr. Graf Lambsdorff 20. 3. Männing 20. 3. Dr. Mitzscherling 20. 3. Dr. Müller * 20. 3. Müller (Wadern) * 20. 3. Picard 20. 3. Reddemann ** 19. 3. Frau Roitzsch 20. 3. Frau Schlei 20. 3. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 20. 3. Voigt (Frankfurt) 20. 3. Dr. Wendig 20. 3. Dr. Wieczorek 20. 3. Frau Will-Feld 20. 3. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Waltraud Steinhauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Herren und Damen! Bei der heutigen Diskussion ist vielfach das Problem Verfassung und Verfassungswirklichkeit zum Ausdruck gekommen. Ich möchte hoffen, daß die Zahl der anwesenden Abgeordneten nicht auch ein Ausdruck für die Wirklichkeit in unserer Gesellschaft ist; denn sonst müßten wir mit der Bewußtseinsbildung in diesem Parlament beginnen.

    (Beifall bei der SPD)

    Allerdings darf ich mit Freude feststellen, daß der Bundeskanzler durch seine Anwesenheit ein Stück Wirklichkeit zum Ausdruck bringt.

    (Lachen bei der CDU/CSU — Zurufe von der CDU/CSU: Seit fünf Minuten, Frau Kollegin! Seit zehn Minuten, Frau Kollegin!)

    — Aber immerhin wird der Bundeskanzler, wie ich gehört habe, das Wort hierzu ergreifen. Das unterstreicht die Wichtigkeit des Themas und insbesondere die Realisierung des Themas.
    In den Ausführungen der Enquete-Kommission spielt die Arbeitswelt hinsichtlich der Chancengleichheit eine bedeutsame Rolle. Die Ausführungen von Frau Verhülsdonk haben bei mir den Eindruck erweckt, als wäre das Problem Teilzeitarbeit wirklich das Problem hinsichtlich der Chancengleichheit.

    (Zuruf der Abg. Frau Verhülsdonk [CDU/ CSU])

    Sie hat der Koalition unterstellt, wir seien gegen Teilzeitarbeit schlechthin und unterdrückten sie. Ich darf ausdrücklich feststellen: Wir sind gegen Teilzeitarbeit, wenn sie die beruflichen Chancen der Frauen beschränkt und zum Hemmschuh der Frauen in der Arbeitswelt wird. Ich darf darauf hinweisen, daß es die Koalition war, die Verschlechterungen, die sich in die Arbeitsförderung eingeschlichen hatten, durch die Fünfte Novelle zum Arbeitsförderungsgesetz beseitigt hat. Wir waren es auch, die den Sozialversicherungsschutz für Teilzeitbeschäftigung verbessert haben. Ich darf den Sozialversicherungsschutz für 15 Stunden erwähnen; dazu habe ich von Ihnen keine Vorschläge gehört. Wir sind gegen die „Zwangsjacke" — um Ihre Vokabel zu gebrauchen — der Teilzeitarbeit. Sie ist nicht das Problem in der Arbeitswelt für Frauen.
    Der Bericht hat der Arbeitswelt zu Recht einen breiten Raum gegeben. Einen besonderen Abschnitt können wir hier herausheben. In diesem Bereich hat er dem Arbeitsschutz eine besondere Bedeutung beigemessen. Arbeitsschutz — auch dies ist heute morgen von den Vorrednern und Vorrednerinnen schon zum Ausdruck gebracht worden — ist ein wesentlicher Beitrag zur Humanisierung der Arbeitswelt. Der Bericht macht allerdings deutlich, daß teilweise der besondere Arbeitsschutz im Arbeitsleben oft herangezogen wird, um Benachteiligungen von Frauen zu begründen. In der Praxis wird, wie bekannt wurde, in vielen Fällen die unterschiedliche



    Frau Steinhauer
    Bezahlung von Männern und Frauen mit unterschiedlichen Arbeitszeitbestimmungen, Verbot von körperlich schweren Arbeiten begründet.
    Daher muß man fragen, ob der Arbeitsschutz die unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen im Arbeitsleben und damit den geteilten Arbeitsmarkt fördert. Erweisen sich gesetzliche Normen, die früher erforderlich waren, als Belastung? Wäre dies so eindeutig der Fall, dann müßte man uneingeschränkt für eine Aufhebung plädieren. Man muß doch auch hier — wie in allen anderen Bereichen — sehr genau untersuchen, ob noch alle Vorschriften des Frauenarbeitsschutzes den gewandelten Verhältnissen in der Arbeitswelt gerecht werden.
    Die Enquete-Kommission empfiehlt eine Überprüfung. Meine Fraktion begrüßt diesen Überprüfungsauftrag. Sie bittet, dabei und auch bei den Ausschußberatungen folgende Ziele nicht außer acht zu lassen: Gleiches Recht auf Arbeit für Männer und Frauen, und zwar auf eine humane Arbeit. Gleiche Chancen im Arbeitsleben für Männer und Frauen, entsprechend ihren Interessen, Fähigkeiten und ihrer Eignung.
    Der Arbeitsschutz hat hier einen sehr wesentlichen Beitrag zu leisten. Das bedeutet, daß sich der Arbeitsschutz den geänderten Arbeits- und Produktionsbedingungen anzupassen und sich vor allem an den gesundheitlichen Belangen aller Arbeitnehmer, d. h. an den Belangen der Frauen u n d Männer, zu orientieren hat. Der heutige Frauenarbeitsschutz trägt sicherlich noch in vielen Bereichen die Handschrift überkommener Rollenvorstellungen über die Frauen in der Gesellschaft, im Beruf und in der Familie, verflochten mit objektiv schutzbedürftigen Tatbeständen. Wir können oft noch — heute morgen sind schon manche Zitate gebracht worden — die Handschrift feststellen, frei nach Schiller: Der Mann muß hinaus ins feindliche Leben, und drinnen waltet die züchtige Hausfrau.
    Der Arbeitsschutz wird daher zunehmend von Frauen kritisiert. Man wird zwischen einem notwendigen, berechtigten Arbeitsschutz und einem inzwischen überholten und darum benachteiligenden Arbeitsschutz zu unterscheiden haben. Hier wäre die heute noch gültige unterschiedliche Pausenregelung für Männer und Frauen beispielhaft anzuführen.
    Ich betone jedoch ausdrücklich, meine Fraktion will keinesfalls die Regelungen des Frauenarbeitsschutzes abbauen, die Frauen speziell in bezug auf das werdende Leben als Schwangere und Mütter schützen.

    (Frau Dr. Wex [CDU/CSU]: Wir auch nicht!)

    Im Gegenteil muß hier alles getan werden, damit die Schutzbestimmungen eingehalten werden, und es muß klar sein, daß auch die Arbeitgeber mit der Einhaltung dieser Schutzbestimmungen eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe zu leisten haben.
    Darüber hinaus gibt es aber eine Reihe von Widersprüchlichkeiten im Arbeitsschutz, die dringend zu überprüfen sind. Ich unterstreiche „dringend", denn ich möchte die Ungeduld der Frauen an dieser Stelle ganz deutlich hervorheben. Dazu darf ich einige Beispiele nennen: unterschiedliche Arbeitszeitregelungen für Männer und Frauen, z. B. Ruhepausen, Frühschluß vor Sonn- und Feiertagen sowie das Nachtarbeitsverbot für Arbeiterinnen in der privaten Wirtschaft, genereller Ausschluß von Frauen in bestimmten Wirtschaftszweigen, z. B. in der Bauwirtschaft.
    Es geht darum, humane Arbeitsbedingungen für alle zu schaffen. Nachtarbeit ist für Männer und Frauen gleichermaßen schädlich. Ich halte es für falsch verstandene Gleichberechtigung, Arbeiterinnen generell auch nachts arbeiten zu lassen. Dagegen wird man enge Sonderregelungen für Einzelbereiche — ich will ein Beispiel nennen —, z. B. für weibliche Bäcker, vorsehen müssen. Mir ist es nicht verständlich, daß zwar eine Auszubildende eine andere Arbeitszeit hat, dann aber, sobald sie die Prüfung hat, die Arbeitszeit für die Gesellin eingeschränkter ist.
    Die Aufgabe von künftigen Arbeitszeitregelungen kann daher nicht eine Ausdehnung um jeden Preis sein, sondern das Ziel muß eine Einschränkung insbesondere für Nachtarbeit bei Männern und Frauen sein; denn Nachtarbeit ist für Männer und Frauen gesundheitsschädlich.
    Ruhepausen sind für Männer und Frauen arbeitsmedizinisch gleichbedeutend. Die Anpassung der Regelungen für Männer an die Pausenregelung für Frauen ist angezeigt. Hier geht es um die. Gleichberechtigung der Männer. Bei Männern ist nämlich erst nach sechs Stunden eine Ruhepause vorgeschrieben. Ich meine, daß es dringend angezeigt ist, die Pausenregelung so zu gestalten, daß eine Pause wie bei Frauen mindestens nach viereinhalbstündiger Arbeitszeit notwendig ist.
    Das Beschäftigungsverbot für Frauen im Baugewerbe und in anderen Wirtschaftszweigen bedarf einer intensiven Überprüfung hinsichtlich der Gesundheitsgefährdung. Jetzt vorhandene Ausnahmen von den Schutzvorschriften haben gezeigt, daß auch Frauen in diesen gewerblich-technischen Berufen erfolgreich tätig sein können und wollen. Die Ausdehnung der Arbeitsmöglichkeiten für Frauen an Hochöfen und in Bergwerken verstehe ich allerdings nicht als sozialen Fortschritt im Arbeitsleben. Eine solche Forderung wird meistens von solchen Frauen erhoben, die selbst nie in die Gefahr kämen, ihr Geld wirklich an diesem Arbeitsplatz verdienen zu müssen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    In den vergangenen Jahren sind bereits eine Reihe von Verordnungen überprüft worden, und sie sind den Verhältnissen der heutigen Arbeitswelt angepaßt worden. Dies muß kontinuierlich weitergehen. So sind von den 451 Ausbildungsberufen heute 420 für Männer und Frauen gleichermaßen zugänglich. Die angelaufenen Arbeitsmöglichkeiten im Baunebengewerbe sind ein Schritt in die richtige Richtung. Die Empfehlungen der Enquete-Kommission hinsichtlich einer generellen Zulassung im



    Frau Steinhauer
    Bauhauptgewerbe muß jedoch sehr differenziert gesehen und bei den weiteren Ausschußberatungen sorgfältig überprüft werden. Man sollte sich auch davor hüten, eine Aufhebung nur deshalb zuzulassen, weil Tätigkeiten in manchen Bereichen für Männer heute unattraktiv geworden sind.
    Ich betone noch einmal: Die persönliche, körperliche und gesundheitliche Eignung wird bei dem stärker zu beachtenden individuellen Arbeitsschutz für Männer und Frauen im Vordergund zu stehen haben. Dabei werden wir übrigens verstärkt darauf zu achten haben, ob das Arbeitssicherheitsgesetz hier eigentlich schon seine Aufgabe erfüllt. Wir werden uns dabei überlegen müssen, welche Verbesserungen wir in diesem schon bestehenden Gesetz vorzunehmen haben. Auch dies ist also eine Aufgabe bei den weiteren Beratungen über den Enquete-Bericht und der Entwicklung des Arbeitsschutzes schlechthin. Wohin müssen wir im Arbeitsschutz gehen, wenn Frauen gleiche Chancen auf einem ungeteilten Arbeitsmarkt haben sollen?
    Erstens. Wir brauchen ein umfassendes Arbeitsschutzgesetz für Männer und Frauen, das für alle Wirtschaftszweige und Tätigkeiten gilt. Auch der öffentliche Dienst darf nicht ausgeschlossen bleiben. Es kann nicht länger angehen, daß der privaten Wirtschaft besondere Anstrengungen auferlegt werden und der öffentliche Dienst außen vor bleibt. Zweitens. Neue Regelungen müssen der Humanisierung des Arbeitslebens dienen. Soweit erforderlich und möglich, sollten Verbote durch einen individuellen Gesundheitschutz ersetzt werden, der für Frauen und Männer in gleicher Weise gilt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das heißt also: Unser Grundsatz muß lauten: Abbau der Arbeitsbelastung für Frauen und Männer gleichermaßen; Beschränkung auf das technisch unumgängliche Mindestmaß an gesundheitlichen Risiken für alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in sämtlichen Bereichen der Arbeitswelt.
    Zusammenfassend: Arbeitsschutz ist ein wesentlicher Teil menschengerechter Gestaltung der Arbeitswelt. Arbeitsschutz ist kein frauenspezifisches Thema. Menschengerechte Arbeitswelt ist Grundlage der Humanisierung der Arbeitswelt. Diese ist für Männer und Frauen gleichermaßen bedeutsam. Sie geht uns alle an.
    Meine Fraktion begüßt die Empfehlung der Enquete-Kommission. Die SPD-Fraktion wird wie immer intensiv daran mitarbeiten, daß aus diesen Empfehlungen möglichst bald die notwendigen gesetzlichen Konsequenzen gezogen werden.

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Das hätten Sie schon längst tun sollen!)

    Damit geschieht wieder ein Stück Fortentwicklung in der Sozialpolitik.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — KrollSchlüter [CDU/CSU]: Zwölf Jahre haben Sie verpaßt!)



Rede von Richard Wurbs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Bundeskanzler.

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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte nur zu einem einzelnen Punkt der Enquete etwas sagen und in Wirklichkeit etwas wiederholen, was ich im ganzen Land seit vielen Jahren, viele hundert Jahre, viele hundert Male schon

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    — viele hundert Male schon; ja; nicht hundert Jahre; aber doch mindest über 10 Jahre lang! — gesagt habe.
    Zwei Vorbemerkungen: Ich denke, daß hier bei gewissen kontroversen Untertönen, die man nicht überhören kann, andererseits auch wohl doch Übereinstimmung darin besteht, daß das vor vier Jahren verabschiedete, jetzt geltende Ehe- und Familienrecht zwar in der Alltagspraxis die partnerschaftliche Gleichstellung der Frauen natürlich nicht in befriedigendem Maß schon hat bewirken oder verbessern können — dazu bedarf es, wie hier vielfach gesagt worden ist, weitestgehend des Umdenkens der vielen einzelnen in der Gesellschaft insgesamt und der Abkehr von traditionellen Rollenvorstellungen und so fort —, wenngleich diese Gesetzgebung manches gebessert hat.
    Zum zweiten möchte ich vorweg bemerken, daß mir scheint, daß der Trend zur partnerschaftlichen Grundeinstellung in der Arbeitswelt, auch in der Familie, auch im Haushalt doch zugenommen und sich in den letzten Jahren eigentlich erheblich verstärkt hat und daß die Kolleginnen im Bundestag daraus eigentlich ein wenig Ermutigung schöpfen sollten. Man sollte es nicht so darstellen, als ob alles unverändert so sei wie zu Schillers Zeiten, aus dessen „Glocke" wir eben zitiert gehört haben, und, Frau Steinhauer, ich werde das Zitat noch ein bißchen fortsetzen; da fehlt nämlich noch ein entscheidender Teil. Ich finde, wir sollten diesen Trend konstatieren. Er ist von allen Seiten positiv zu bewerten. Man soll ihn zum Anlaß für Ermutigung nehmen, man soll ihn fördern.
    Ich möchte mich insbesondere wenden an die Frauen selbst, an die Mütter. Es gibt in dem Bericht der Enquete diesen Schlüsselsatz, daß die Analyse der Situation gezeigt habe, daß die eigentlichen Ursachen für die mangelnde Chancengleichheit der Frauen nach wie vor in der traditionellen Rollenfixierung zu suchen seien, ein Klischee, nach dem der Mann für Gelderwerb verantwortlich, die Frau verantwortlich sei für Haushalt und Kindererziehung. Das ist wohl weitgehend richtig. Die Frau Kollegin Steinhauer zitierte soeben Schiller „... hinaus muß ins feindliche Leben". Das geht aber noch ein bißchen weiter, was den Mann betrifft:
    Muß wirken und streben Und pflanzen und schaffen, Erlisten, erraffen, ...
    Und was die Frau betrifft, geht es auch weiter, als Sie zitiert haben. Da heißt es nämlich:
    Und drinnen waltet Die züchtige Hausfrau, Die Mutter der Kinder, Und herrschet weise



    Bundeskanzler Schmidt
    Im häuslichen Kreise,
    Und lehret die Mädchen ...
    Und das ist Punkt, an dem ich anknüpfen möchte.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP)

    Also der Schiller mit der „Glocke" hat hier mit unseren heutigen Vorstellungen nicht mehr viel zu tun.
    Ein besonders schlimmes Hindernis auf dem Wege zur tatsächlichen Gleichstellung ist die Vorstellung, die in der letzten Zeile eben vorkam: die Hausfrau lehret die Mädchen! Es ist nicht so, daß, wenn die Mutter die Mädchen lehrt, das ausreicht für das weitere Leben der Frau. Dies wäre ein Fehler. Inzwischen weiß man, daß es für die Töchter ganz gewiß unverzichtbar ist, was sie von der Mutter erfahren, was sie von der Mutter lernen können, daß die Verbindung zur Mutter unverzichtbar ist, daß es aber für den weiteren Verlauf des Lebens, eben für die Verwirklichung der Chance zur Gleichstellung entscheidend ist, was sie für den Beruf lernen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Was einer Fünfzehn- oder Sechzehnjährigen, wenn sie aus der Schule kommt, an Ausbildung verweigert wird, das kann nur im Ausnahmefall später im Leben nachgeholt werden. In der Mehrzahl der Fälle kann sich eine Frau von dieser Benachteiligung, die ihr in der Jugend zugefügt worden ist, später nicht mehr erholen. Insbesondere dann nicht, wenn sie später, wenn etwa die Kinder aus dem Hause sind oder wenn mit der Familie etwas schiefgegangen ist oder aus was für Gründen immer, wieder ganz in den Beruf gehen möchte, um auf eigenen Beinen zu stehen, und sich dann plötzlich in der Situation befindet, daß sie nichts gelernt hat. Das ist eine Benachteiligung, die sich im Lebensalter von 40 oder 45 Jahren nur noch im Ausnahmefall wieder gutmachen läßt. Und die Schuld dafür liegt bei den Eltern, die die Fünfzehn- oder Sechzehnjährige nicht haben einen Beruf erlernen lassen,

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    oder wenn, dann den Beruf der Friseuse, den sie mit 40 oder 45 Jahren nicht erneut ausüben will.
    Dieser Punkt ist hier schon von mehreren Rednern behandelt worden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So schlimm ist das aber nicht mit der Friseuse!)

    Ich habe ihn auch schon viele hundert Male behandelt und möchte ihn hier doch wiederholen, nicht so sehr für die Kolleginnen und Kollegen im Bundestag, sondern ich sage das eigentlich mehr für diejenigen, von denen ich hoffe, daß sie diese Debatte des Bundestages, die im wesentlichen von den Kolleginnen geführt wird, verbreiten und ihr Publizität verleihen: Es ist notwendig, daß man sich nicht nur die Hacken abläuft für einen fünfzehn- oder sechzehn-jährigen Jungen, der aus der Schule kommt, damit er eine Lehrstelle findet, sondern es ist genauso notwendig, daß man sich auch für die Mädchen
    die Hacken abläuft, damit sie ebenfalls eine Lehrstelle bekommen.

    (Beifall bei allen Fraktionen) Es gibt viele Familien — —


    (Reddemann [CDU/CSU]: Vor ein paar Jahren mußten sie sich noch nicht die Hacken ablaufen! Das ist erst so, seit Sie regieren!)

    — Wissen Sie, mir steht heute morgen der Sinn gar nicht nach Polemik. Wenn ich Sie, Herr Kollege, mit Ihren Zwischenrufen im Bundestag höre, dann erst recht nicht.

    (Heiterkeit bei der SPD — Reddemann [CDU/CSU]: Das war wohl keine Polemik? — Lampersbach [CDU/CSU]: Er war schon einmal besser!)

    Es gibt im Augenblick in der deutschen Volkswirtschaft so viele Ausbildungsplätze wie niemals zuvor.

    (Dr. Kohl [CDU/CSU]: Warum wohl, Herr Bundeskanzler?)

    — Warum? Weil das deutsche Handwerk (Dr. Kohl [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    unseren dauernden Bitten entsprochen hat — übrigens nicht nur das Handwerk, aber ich nenne es an erster Stelle; ich will aber auch den Einzelhandel nennen, ich will auch die Industrie nennen;

    (Dr. Kohl [CDU/CSU]: Das hörte sich früher anders an!)

    wir haben zur Zeit in der deutschen Volkswirtschaft mehr Lehrstellen als jemals zuvor —, aber nicht zuletzt auch deshalb, weil wir ein Gesetz verabschiedet haben

    (Lachen bei der CDU/CSU — Beifall bei der SPD und der FDP)

    — aber selbstverständlich —, das die Zahl der Ausbildungsplätze erhöht hat.

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: So schätzen Sie den mündigen Bürger ein! — Reddemann [CDU/CSU]: Ich dachte, Herr Bundeskanzler, Sie wollten nicht polemisieren!)

    Aber woran mir liegt, Herr Kohl, ist folgendes — da brauchen wir nicht gegeneinander zu polemisieren; ich habe den Eindruck, Sie möchten im Grunde nichts anderes vertreten als das, was ich sage —: daß diese zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze
    — es bleiben ja sogar Ausbildungsplätze schon wieder unbesetzt, und der sogenannte Babyberg, der Mitte der 60er Jahre zu verzeichnen war, wird sehr schnell abnehmen; dann bleiben bald viele Ausbildungsplätze unbesetzt — nicht nur zu einem Drittel von Mädchen in Anspruch genommen, sondern zur Hälfte, wie sich das nun einmal nach der Bevölkerungsstatistik ungefähr aufteilen müßte.

    (Beifall bei der SPD und der FDP und bei der CDU/CSU)




    Bundeskanzler Schmidt
    — Schönen Dank dafür, daß wir wirklich übereinstimmen, wie ich sehe.
    Ich meine, daß bei einer solchen Gelegenheit, wo vor dem Bundestag über Gleichberechtigung debattiert wird, die Ermunterung oder der Appell an die Mütter — übrigens natürlich auch an die gleichberechtigten Väter — ausgehen sollte, dafür zu sorgen, daß es mit dem traditionellen Denken in vielen Familien aufhört: Sie ist ja gut gewachsen, sie sieht gut aus, und sie wird bald heiraten; lassen wir sie schnell Geld verdienen, die Berufstätigkeit wird ja nicht ewig dauern. Das ist eine Einstellung, die in vielen Familien vorwaltet und die erledigt werden muß. Diese Einstellung kann man nicht durch Gesetz erledigen, die kann man nur durch steten Tropfen der Überredung erledigen. Und die jungen Menschen müssen dazu selber beitragen, sie müssen ihrerseits auch ihre Forderungen stellen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei der CDU/CSU)

    Von den berufstätigen Frauen sind heute 44 Wo ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Bei den Männern sind es nur 27 %. Das zeigt, daß hier Generationen lang immer wieder derselbe Fehler gemacht worden ist; immer in der Vorstellung, daß das lebensentscheidende Jawort demnächst, irgendwann in ein paar Jahren bevorsteht. Mir scheint unter dem Aspekt der Gleichberechtigung, der Verwirklichung der Gleichheitschancen entscheidend zu sein, daß das Ja zur Berufsausbildung dem anderen Ja viele Jahre vorausgeht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei der CDU/CSU)

    Nur um andere in unserer Gesellschaft auf diesen Punkt aufmerksam zu machen, rede ich hier.
    Ich habe das Handwerk schon gelobt. Es hat in diesem Zusammenhang auch Lob verdient.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Ich weiß nicht, wie oft ich mit Herrn Schnitker und anderen im Verlauf der letzten sieben Jahre über dieses Thema geredet habe, aber auch mit anderen Branchen der deutschen Unternehmerschaft. Das Handwerk hat zwar Schrittmacherdienste geleistet, aber andere Branchen dürfen auch gelobt werden.
    Im übrigen ist in den Hochschulen und Fachhochschulen auch eine gewisse Besserung deutlich ablesbar. Vor zehn Jahren waren 26 % der Studenten Frauen; heute sind es 36 %. Da ist etwas in Bewegung gekommen.
    Ich wollte mich wirklich auf diesen einen Punkt beschränken und am Schluß folgendes sagen. Man kann letztlich mit noch so viel guter Gesetzgebung die Gleichstellung der Frauen nicht erreichen, wenn die Mütter und die Väter am Anfang des Erwachsenenlebens diesen schweren Fehler machen; da kann man hinterher Gesetze machen, wie man will.
    Nun sind es nicht nur die Eltern, die hier gefragt sind; es sind auch die Betriebsleiter, die Personalleiter, es sind auch die Betriebsräte, die hier gefragt sind.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und die Betriebsrätinnen!)

    — Und die Betriebsrätinnen, richtig. Und es sind die Schulen, die Einfluß auf die Vorstellungswelt ihrer Schülerinnen haben, ehe sie von der Hauptschule oder von welcher Schule auch immer entlassen werden.
    Es ist auch Aufgabe der Gewerkschaften. Die Gewerkschaften und die Betriebsräte haben hinterher Einfluß auf Arbeitsplatzbewertungen. Mir ist z. B. geläufig, daß die Industriegewerkschaft Metall im Laufe der letzten Jahre in Tausenden von Fällen Höherstufungen erreicht hat. Ich mache viele Betriebsbesuche in einem Jahr und interessiere mich für dieses Thema immer wieder.
    Ich stelle dabei übrigens fest, daß es zuwenig weibliche Betriebsräte gibt. Auch da ist allerdings ein positiver Trend vorhanden. Der Anteil hat etwas zugenommen. Aber der Anteil weiblicher Betriebsräte entspricht noch nicht dem Anteil weiblicher Arbeitnehmer in den Unternehmungen. Da ist auch noch etwas nachzuholen. Ein positiver Trend ist vorhanden; auch die Enquete zeigt diesen Fortschritt.
    Aber man muß auch die Betriebsräte immer wieder ermahnen, mitzuwirken bei der Eröffnung von Ausbildungsplätzen — oder, wie man früher gesagt hat, von Lehrstellen — für Mädchen. Ich habe mir selber in manchen Fällen — ich habe ja auch einen Wahlkreis zu betreuen — persönlich Mühe gegeben und weiß, wie schwierig das in manchen Bereichen ist — nicht nur bei der Unternehmensleitung —, zum erstenmal Lehrlinge weiblichen Geschlechts einzustellen, sondern auch beim Betriebsrat. Ich kann davon ein langes Lied singen.
    Ich meine, daß die Kolleginnen unter uns ihr Augenmerk nicht nur auf die Gesetzgebung richten sollten, die vielleicht noch einiges bessert. Die Bundesregierung wird sich mit dem Ergebnis der Enquete sicherlich sorgfältig befassen, auch unter dem Aspekt zukünftiger Gesetzgebung. Sie, liebe Kolleginnen, sollten aber bitte das Heil nicht etwa nur oder wesentlich von der Gesetzgebung erwarten,

    (Dr. Kohl [CDU/CSU]: Sehr gut! — Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    sondern bitte sich bemühen im Beruf, in der Wirtschaft, im Betriebsrat, in der Gewerkschaft, in der Wahl zum Betriebsrat

    (Dr. Kohl [CDU/CSU]: Im Tarifvertrag!)

    — im Tarifvertrag, sehr einverstanden — und gegenüber den jeweiligen Personalleitungen oder Betriebsleitungen oder dem Meister.
    Ich will also zu all den anderen großen Problemen, die die Enquete zusammengefaßt hat — manche davon waren uns schon früher immer bewußt — von mir aus nichts mehr beitragen, sondern nur den Appell an die Eltern wiederholen, den ich schon viele Male ausgesprochen habe, zuletzt in der Regierungserklärung nach der Bundestagswahl.



    Bundeskanzler Schmidt
    Ein Thema, darf ich den Kolleginnen sagen, ist in der Enquete nicht berührt. Vielleicht können Sie sagen, es seien viele nicht berührt. Aber eines ist nicht berührt, das mich im Augenblick und auch schon seit einer Reihe von Jahren besonders beschäftigt. Darum wird sich dann vielleicht Frau Liselotte Funke in ihrer heutigen Eigenschaft kümmern müssen. Ich meine nämlich das Thema der ausländischen Frauen in der Bundesrepublik Deutschland

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    und das Thema der ausländischen Mütter und das Thema der ausländischen Töchter und ihrer Berufsausbildung in unserem Land. Wir schaffen sonst nicht die Integration dieser vielen Millionen Ausländer, die ja nicht alle wieder nach Hause wollen. Für manche von denen, die hier von Kind auf aufwachsen, ist nicht Anatolien ihre Heimat, sondern die sind in einem Vorort von Frankfurt am Main zu Hause, und nichts anderes kennen sie; die Heimat der Eltern ist ihnen viel fremder als Deutschland. Es wird uns nicht gelingen, sie hier seßhaft zu machen, ihnen ein Heimatgefühl zu geben, sie zu integrieren, wie man heute auf Hochdeutsch sagt, wenn es uns nicht gelingt, ihnen die gleichen Chancen zu geben wie unseren eigenen Jungen und Mädchen. Und den Mädchen gegenüber ist das noch notwendiger als den Jungen gegenüber.
    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP — Beifall bei Abgeordneten der CDU/ CSU)