Rede:
ID0901714200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Herr: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Jung.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 9/17 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 17. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 28. Januar 1981 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 607 A Eidesleistung des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft Engholm, Bundesminister BMBW 607 B Fortsetzung der Aussprache über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1981 (Haushaltsgesetz 1981) — Drucksache 9/50 — in Verbindung mit Beratung des Finanzplans des Bundes 1980 bis 1984 — Drucksache 9/51 — in Verbindung mit Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Mineralöl- und Branntweinsteuer-Änderungsgesetzes 1981 — Drucksache 9/91 — in Verbindung mit Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau von Subventionen und sonstigen Vergünstigungen, zur Erhöhung der Postablieferung sowie zur Klarstellung von Wohngeldregelungen (Subventionsabbaugesetz) — Drucksache 9/92 — Dr. h. c. Strauß, Ministerpräsident des Freistaates Bayern 608A Dr. Posser, Minister des Landes NordrheinWestfalen 622 C Hoppe FDP 633 B Dr. von Weizsäcker CDU/CSU 637 D Brandt SPD 645A Genscher, Bundesminister AA 652 B Würzbach CDU/CSU 661 D Dr. Apel, Bundesminister BMVg 666 C, 680B, 681 B Jung (Kandel) FDP 673 C Biehle CDU/CSU 675 D Würtz SPD 678 D II Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 17. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. Januar 1981 Dr. Wörner CDU/CSU 680 D Dr. Mertes (Gerolstein) CDU/CSU . . . 682 B Dr. Ehmke SPD 686 B Schäfer (Mainz) FDP 691 C Dr. Hupka CDU/CSU 693 D Pieroth CDU/CSU 696 B Schluckebier SPD 698 D Frau Schuchardt FDP 701 B Offergeld, Bundesminister BMZ 704 D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU 707 C Dr. Hupka CDU/CSU (Erklärung nach § 32 GO) 709 C Nächste Sitzung 709 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 710*A Deutscher Bundestag — 9. Wahlperiode — 17. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 28. Januar 1981 607 17. Sitzung Bonn, den 28. Januar 1981 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen 30. 1. Dr. Ahrens * 30. 1. Dr. Althammer 30. 1. Dr. Bardens * 30. 1. Böhm (Melsungen) * 30. 1. Büchner (Speyer) * 30. 1. Dr. Dollinger 30. 1. Dr. Enders * 30. 1. Francke (Hamburg) 30. 1. Dr. Geßner * 30. 1. Dr. Hennig 30. 1. Hoffie 28. 1. Dr. Hubrig 30. 1. Jäger (Wangen) * 30. 1. Junghans 28. 1. Kittelmann * 30. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klein (Dieburg) 30. 1. Korber 30. 1. Lemmrich * 30. 1. Lenzer * 30. 1. Männing * 30. 1. Dr. Müller * 30. 1. Müller (Wadern) * 30. 1. Frau Pack * 30. 1. Peter (Kassel) 30. 1. Petersen ** 30. 1. Reddemann * 30. 1. Rösch * 30. 1. Sander 30. 1. Dr. Schäuble * 30. 1. Schmidt (München) * 30. 1. Schmidt (Würgendorf) * 30. 1. Dr. Schroeder (Freiburg) 30. 1. Schulte (Unna) * 30. 1. Frau Simonis 30. 1. Frau Dr. Skarpelis-Sperk 30. 1. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim * 30. 1. Dr. Sprung * 30. 1. Dr. Unland * 30. 1. Dr. Vohrer * 30. 1. Dr. Wittmann (München) * 30. 1. Dr. Wieczorek 30. 1.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Apel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Um es noch einmal völlig klarzustellen — ich bitte dann doch sehr darum, daß diese Debatte beendet wird, weil ich zum Schluß kommen möchte —: Es kann doch überhaupt nicht bestritten werden, daß die Ereignisse in München, in Stuttgart

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Eine Heilsarmee!)

    — Herr Haase, vielleicht hören Sie zu — und auf dem Bonner Münsterplatz zu einer Situation geführt haben, die es völlig unmöglich machte, diesen Weg weiterzugehen.

    (Graf Huyn [CDU/CSU]: Mit einem schwachen Verteidigungsminister! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Nein, es gibt viele — auch Anhänger der CDU/ CSU —, die mir geschrieben haben: Wenn es so weit kommt, daß uns viele tausend Polizisten abschirmen müssen,

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Schlimm ist das! Die Ergebnisse einer „tollen" Politik sind das! Das kommt alles nicht von ungefähr!)

    dann müssen auch Sie sich fragen, Herr Minister, was Sie daran ändern können.
    Wir sind nicht gewichen, wir haben diese Veranstaltungen durchgeführt. Wir waren uns aber vorher darüber einig, daß wir anschließend eine große Debatte brauchen würden

    (Zuruf von der CDU/CSU: Darum geht es doch nicht! Sie wissen ganz genau, worum es geht!)

    — ich komme darauf —, um die vielen Mißverständnisse, die vielen Verdächtigungen, die vielen bösen Vorwürfe wechselseitiger Art auszuräumen. Diese Debatte läuft, meine Damen und Herren.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Wohin?)

    — Diese Debatte läuft in der Bundeswehr. Es gibt eine ganze Reihe von Seminaren, die die Bundeswehr veranstaltet; es gibt eine ganze Reihe von Diskussionen; es gibt eine ganze Reihe von guten Bei-



    Bundesminister Dr. Apel
    trägen aus der Truppe. Es ist vernünftig, diese Debatte bis April laufen zu lassen. Wenn Sie sagen, ich hätte darum gebeten, öffentliche Gelöbnisse bis zum April einzustellen, dann stimmt das.

    (Dr. Wörner [CDU/CSU]: Na also!)

    — Ja natürlich, aber das heißt doch nicht, daß öffentliche Gelöbnisse nicht mehr stattfänden; Kaserne ist öffentlich.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    — Aber ich bitte Sie, natürlich werden in der Kaserne öffentliche Gelöbnisse durchgeführt, und es wird auch öffentlich vereidigt. — Herr Wörner, Sie werden erleben, daß wir sehr bald nach Abschluß der Debatte zu Ergebnissen kommen und daß wir uns dann außerhalb der Kasernen der Bundeswehr sehr wohl wieder präsentieren, daß die Bundeswehr nicht zu verstecken ist, da sie Teil unserer Gesellschaft ist.
    Lassen Sie mich zusammenfassen. Die Haushaltsprobleme bei der Bundeswehr im Bereich der Sicherheitspolitik werden uns vor größte Schwierigkeiten stellen. Wer will das eigentlich bezweifeln? Hier machen wir überhaupt keine Ausnahme anderen westlichen Industrienationen gegenüber. Dennoch kann festgestellt werden, daß — durch das Urteil unserer westlichen Alliierten bestätigt und auch durch die kräftige Steigerung des Verteidigungsetats 1981 um 6 % und mehr — hier ein Schwerpunkt sozialdemokratischer, sozialliberaler Politik liegt.
    Dies wird uns befähigen, 1981 unsere Aufgaben zu erfüllen. Wir werden in der mittelfristigen Finanzplanung vor Probleme gestellt werden. Wir werden sie erörtern und in aller Offenheit darlegen.
    Das nächste Problem wird sein, die Gesellschaft zu veranlassen, mit uns in eine Debatte über den Stellenwert der Bundeswehr und der Landesverteidigung einzutreten. Dabei können wir — weder links noch rechts, noch bei der Bundeswehr noch bei der Gesellschaft — Verhärtungen gebrauchen. Wir brauchen das offene Ohr füreinander und das offene Gespräch miteinander. Mir ist das kritische Gespräch mit der Bundeswehr lieber, als wenn beide Seiten schwiegen. Es ist gut, wenn in den nächsten Monaten, im Februar und im März, mit der Bundeswehr und in der Bundeswehr die Debatte über die Tradition geführt wird. Wir sind dann alle eingeladen, dazu unsere Meinung zu sagen. Daraus werden Konsequenzen gezogen. Ich denke nicht daran, die Bundeswehr aus der Öffentlichkeit herauszuziehen oder sie zu verstecken.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Das hat sie auch gar nicht verdient!)

    Die Landesverteidigung und die Bundeswehr sind integraler Teil unserer Gesellschaft. Das ist die übereinstimmende Meinung der demokratischen Kräfte in unserem Lande. Wir sollten daran auch nicht rütteln lassen. — Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Jung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kurt Jung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem Herr Bundesminister Apel eine Reihe von Bemerkungen zum Haushalt, insbesondere auch zu den Problemen im Personalbereich, gemacht hat und Bundesaußenminister Genscher die Schwerpunkte liberaler Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik hier schon dargelegt hat, möchte ich mich auf einen Schwerpunkt — auch wegen einer selbst vorgegebenen Redezeitbeschränkung — beschränken. Ich möchte zum Thema Rüstungspolitik sprechen, das heute auch eine große Rolle spielte.
    Dennoch möchte ich vorweg sagen, daß wir, die Freien Demokraten, nach der Darstellung des außen- und sicherheitspolitischen Szenarios durch Bundesaußenminister Genscher jetzt erst recht davon überzeugt sind, daß — trotz der Bedrohungen und trotz der Entwicklung, die wir z. B. bei der KSZE nicht für erfreulich halten — im Hinblick auf die Tatsache, daß j a die Bundesrepublik an der Nahtstelle zwischen Ost und West liegt, alle erforderlichen Anstrengungen zu unternehmen sind, damit der Dialog zwischen Ost und West intensiviert werden kann; denn im Gegensatz zu dem, was Herr Würzbach hier mehr herausstellte, nämlich die Verteidigungsseite, möchte ich hier noch einmal betonen, daß für uns die Sicherheitspolitik auf zwei Säulen ruht: auf der einen Seite auf den Verteidigungsanstrengungen, auf der anderen Seite auf der Entspannungspolitik.
    Dabei ist die Verteidigungfähigkeit Voraussetzung für die Entspannungspolitik. Ich möchte das deshalb betonen, weil in letzter Zeit die Diskussion um den Nachrüstungsbeschluß auch aus Kreisen der Koalition öffentlich geführt wurde.
    Wir Liberalen — ich unterstreiche das noch einmal — sind uns im klaren, daß öffentliches Herummäkeln am Doppelbeschluß der Position des Westens schadet. Nur eine mit Festigkeit betriebene Politik des langen Atems und Verhandelns kann Erfolge haben. Gerade vor dem Hintergrund schwieriger werdender Haushaltslagen müssen wir einerseits Prioritäten im verteidigungspolitischen Bereich setzen, andererseits aber auch Fortschritte in der Rüstungskontrolle und in der Vertrauensbildung erreichen.
    Meine Damen und Herren, in der Frage der Rüstungspolitik möchte ich Ihnen einige Auffassungen darlegen, nachdem Herr Minister Apel heute darauf hingewiesen hat, daß wir das Thema in der Klausur im März und im Rahmen der bevorstehenden Etatberatungen im Ausschuß noch vertieft behandeln. Gerade deswegen sind unsere Aufforderungen wichtig, denn weder die Polemik, die hier durch die Darstellungen von Herrn Würzbach und durch einige Fragen aus den Reihen der Opposition sichtbar wurde, noch die Schauanträge, die hier in letzter Zeit gestellt wurden, bringen uns in dieser Frage weiter.
    Die Rüstungspolitik hat es verdient, seriöser behandelt zu werden. Die Rüstungsinvestitionen im Verteidigungsetat betragen neben Personalausgaben in Höhe von nahezu 18 Milliarden DM — das sind 44 % — als nächstgrößerer Ausgabenblock fast 14 Milliarden DM; das sind fast 33 %. Die diesjährige Steigerung in diesem Bereich ist ja gerade wegen



    Jung (Kandel)

    der Probleme mit dem Tornado besonders groß. Der Rüstungssektor ist immer wieder der öffentlichen Kritik besonders ausgesetzt, weil zuwenig Informationen vorhanden sind. Wir, die Freien Demokraten, haben uns schon in der Vergangenheit immer dafür eingesetzt, daß die Ausrüstung der Bundeswehr der Bedrohung angepaßt werden muß. Wir haben die Ausrüstung stets mitgetragen und unterstützt, weil wir der Überzeugung sind, daß eine qualitativ und quantitativ angemessene Ausrüstung der Bundeswehr Voraussetzung für den Schutz und die Erhaltung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung ist.
    Aber — das muß ich hier betonen — Rüstungsausgaben müssen unter folgenden drei Schwerpunkten betrachtet werden: 1. die politisch-parlamentarische Kontrolle der Rüstungspolitik einschließlich der Rüstungsexportpolitik; 2. die Standardisierung und Rationalisierung im Bündnis, wobei Effizienz, Kosten usw. eine große Rolle spielen; 3. die Wirtschaftlichkeit der Vergabepolitik.
    Zum ersten. Als Abgeordnete — das geht quer durch die Fraktionen — haben wir oft genug die Übermacht der Bürokratie erlebt, oft genug sogar die Mißachtung des Parlaments oder der Parlamentarier gespürt. Natürlich ist das Feld der Rüstung mit ihren komplizierten, hochtechnisierten Großsystemen ein Paradebeispiel für die Überlegenheit des sogenannten Sachverstands gegenüber den Laien, als die wir Parlamentarier uns doch mehr oder weniger bezeichnen müssen. Wie oft wurden wir — auch die Opposition — vom Sachzwang überzeugt, so daß die Suche nach möglichen Alternativen schon bald verflacht ist!
    Selbst die Opposition hat übrigens allen Planungen auch nach 1969 zugestimmt.
    Wir Liberalen haben uns daher stets dafür eingesetzt, daß die parlamentarische Kontrolle über Rüstungsvorhaben durch eine umfassende Unterrichtung über militärische, technische und wirtschaftliche Zusammenhänge und Auswirkungen von bedeutenden Rüstungsvorhaben vor Eintritt in entscheidende Phasen sichergestellt ist und uns alternative Lösungen an Hand objektiver Kriterien in bezug auf militärische Forderungen, Leistungsfähigkeit und Kosten unterbreitet werden. Leider geschieht das nicht immer. Da muß ich mich an Herrn Minister Apel wenden. Der Unmut der Parlamentarier, auch der innerhalb der Koalition, ist deshalb so groß, weil hier eben eine gewisse Mißachtung des Parlaments festzustellen ist. Wir haben dies beim Kampfpanzer 2 der 90er Jahre oder beim Leopard 3 erlebt. Deswegen sind bei Ihnen, Herr Apel, einige Schwierigkeiten festzustellen.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Es ist sehr gut, daß Sie diese Schweinerei hier einmal beim Namen nennen! — Zuruf von der CDU/CSU: Das interessiert den Verteidigungsminister nicht! — Kiep [CDU/CSU]: Er hört überhaupt nicht zu!)

    Hier wurde einfach auf Ministerebene eine Vereinbarung unterzeichnet, ohne den Verteidigungsausschuß und damit das Parlament und ohne auch nur die Mitglieder der Koalition vorab zu informieren.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Das ist ein starkes Stück von der Hardthöhe!)

    Das Konzept für das deutsch-französische Neuprojekt der 90er Jahre oder einer Fortentwicklung des Leopard 2 ist auch unter Experten bekanntlich stark umstritten.

    (Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Für diese Projekte kriegen die keinen Pfennig!)

    Man sollte auch nicht nachträglich mit politischen Gründen argumentieren.
    Wohin das führt — lassen Sie mich die ganze Sache ein wenig lockerer machen —, haben wir beim Tornado-Projekt, das vorhin schon eine Rolle gespielt hat, gesehen. Damals — es ist nahezu zwölf Jahre her —, als der Abgeordnete Schmidt das Amt des Verteidigungsministers übernahm, habe ich dieses Projekt von dieser Stelle aus gerügt. Ich tat dies in Abwandlung der Buchstaben MRCA, als die politischen Dimensionen in die Diskussion eingeführt wurden. Da sagte ich, die militärischen Erfordernisse kommen später, also: „military requirements come afterwards".
    Herr Minister Apel, ich will nicht hoffen, daß es zu einem crash kommt. Ich möchte Ihnen in nochmaliger Abwandlung dieser Buchstaben aber sagen, daß es vielleicht auch einmal „monetary requests charge Apel" heißen könnte. Das sollte man sich gerade für die bevorstehende Rüstungsklausur einmal zu Herzen nehmen.
    Ich will das nicht vertiefen, weil ich noch einmal auf das Problem Tornado zurückkommen will. Ich will hieraus nur unsere Schlußfolgerungen ableiten. Wir kommen bei der Beurteilung komplizierter Sachzusammenhänge einfach nicht umhin, auch unabhängige Sachverständige zur Begutachtung heranzuziehen. Deshalb hatten wir ein Konzept über geeignete Formen der Institutionalisierung einer Kommission angeregt, um das Parlament in die Lage zu versetzen, Großvorhaben, zukünftige Strukturen der Bundeswehr usw. sachgerecht zu beurteilen. Die Verantwortung der Regierung für weit in die Zukunft reichende kostenträchtige und sicherheitspolitische bedeutsame Entscheidungen wird dadurch überhaupt nicht beeinträchtigt, wie Herr Minister Apel befürchtete.
    Noch einmal zur Begründung unserer Überlegungen. Es wurde hier vorhin auch vom Herrn Minister darauf verwiesen, daß z. B. eine optimale Wehrstruktur eine dauernde Aufgabe ist, obwohl die Heeresstruktur 4 gerade erst abgeschlossen worden ist.
    Das läßt sich nicht einfach ein für allemal festschreiben, sondern erfordert laufende Überprüfungen, Modifikationen und Verbesserungen. Angesichts der Personal-, Finanz- und Strukturprobleme, die auf die Bundeswehr zukommen, setzen wir uns nach wie vor dafür ein, hier eine Lösung zu finden. Eine unabhängige Kommission bietet dafür nach unserer Auffassung die Gewähr für gute Lösungen.



    Jung (Kandel)

    Zum Ausbau der Gesamtverteidigung — das müssen wir doch auch sehen — sind Aufgaben zusammenzufassen, die heutzutage getrennt und damit zu kostenintensiv wahrgenommen werden. Da ist zum Beispiel zu prüfen, ob der stationäre Teil des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, der mit der zivilen Gesundheitsfürsorge bereits eng zusammenarbeitet, völlig dem zivilen Bereich zuzuordnen wäre. Das könnte den Verteidigungshaushalt entlasten, das Personalproblem entschärfen und darüber hinaus eine Verwendung von Zivildienstleistenden erleichtern.
    Aber auch die Personalfrage generell wird sich zum schwierigsten Problem der 80er Jahre in der Bundeswehr entwickeln. Die nachlassenden Jahrgangsstärken haben Auswirkung auf die quantitative wie auf die qualitative Bedarfsdeckung. Deshalb müssen bereits heute Schritte eingeleitet werden, um beispielsweise länger dienende Soldaten zu gewinnen. Dazu ist ein solch unabhängiges Gremium bestens geeignet.
    Aber zurück zu den Problemen, und hier zum zweiten Themenkreis, den ich angesprochen habe, nämlich zur Standardisierung und Rationalisierung unserer Rüstung im Bündnis. Als Mitglieder des Verteidigungsausschusses haben wir in den vergangenen Jahren eine Vielzahl größerer internationaler Rüstungsprogramme zur Kenntnis erhalten. Tornado ist j a nur das größte. Es gibt darüber hinaus andere: AWACS, Alpha Jet usw. Es ist nicht zu verkennen, daß hier insbesondere von deutscher Seite — und das ist erfreulich — erhebliche Anstrengungen unternommen wurden und werden, um zu einer Standardisierung mit unseren NATO-Partnern zu kommen. Das darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, daß man auf der Seite des Warschauer Paktes in dieser Frage sehr viel weitergekommen ist und bei uns bei solchen Projekten leider immer wieder nationale Egoismen eine große Rolle spielen. Das ließe sich beim Tornado hinreichend belegen.
    Mit Sorge beobachten wir, daß gerade diese internationalen Großprogramme wie der Tornado zu einem explosionsartigen unaufhaltsamen Kostenanstieg geführt haben. Wie inzwischen allen bekannt ist — das wurde hier j a zumindest angedeutet —, hat Tornado in den letzten vier Jahren eine Steigerung von nahezu 43 °A°, nämlich um 6,6 Milliarden DM, seit Beginn 1976 erfahren. Da muß sich das Bundesverteidigungsministerium fragen lassen, ob nicht bei einer derartig erschreckenden Entwicklung ein rechtzeitiger Verzicht auf Gigantomanie bei der Waffentechnik und die Hinwendung zu einfacheren Systemen notwendig gewesen wären, ob nicht ein besseres Management der Behörden dieser Entwicklung hätte entgegenwirken können.
    Ich habe vor einigen Tagen im Zusammenhang mit dieser Diskussion bereits darauf verwiesen, daß ein einfacher Ringtausch, ein Bäumchen-wechseldich-Spiel, nach unserer Meinung nicht ausreichend ist. Da muß an dem Wasserkopf schon eine größere Operation vorgenommen werden. Es ist bezeichnend, daß meines Wissens bis heute über eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Thesen zum Management des MRCA-Programms von Herrn Dr.
    Köppel seitens des Verteidigungsministeriums noch keine Stellungnahme vorliegt.
    Trotzdem ist der Weg internationaler Rüstungszusammenarbeit richtig und sollte konsequent und verstärkt fortgesetzt werden, und zwar nicht nur in Richtung auf eine Standardisierung. Allerdings erfordert dies aus unserer Sicht gemeinsame militärische Konzepte im Bündnis und in der EG, eine gemeinsame langfristige Ausrüstungsplanung, gemeinsame Projekte in Forschung, Entwicklung, Produktion und Nutzung und hier — ich denke an den Hinweis des Ministers auf die Haushaltsprobleme und das Haushaltsrecht — gemeinsame haushaltsrechtliche Überlegungen.
    Die Partner dürfen diese Zusammenarbeit nicht zur Durchsetzung eigener protektionistischer industrieller Ziele mißbrauchen. Deswegen meinen wir, daß eine Zusammenfassung beispielsweise in einem Rüstungsamt im NATO-Bündnis und innerhalb der EG die richtigen Weichen stellen würde für die Koordination internationaler Rüstungspläne, für die Erarbeitung gemeinsamer Vergabesysteme und für die Grundsätze einer gemeinsamen restriktiven Rüstungskontroll- und Exportpolitik; denn es geht nicht an, daß man mit doppelter Moral arbeitet, nämlich auf der einen Seite sich der Kooperation in bestimmten Programmen enthält und dann einer der Kooperationspartner mit den deutschen Waffen überall auf der Welt auftritt.
    Meine Damen und Herren, ich wollte noch einige Worte zur Rüstungswirtschaft und zur nach unserer Meinung besseren, und zwar kostensparenderen Vergabetechnik sagen. Nach unserer Meinung sind bei der Vergabe von Rüstungsaufträgen auch mittlere und kleinere Unternehmen verstärkt mit zu berücksichtigen.