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ID0822904100

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    Vokabeln: 9
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    8. Abgeordneten: 1
    9. Kroll-Schlüter?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/229 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 229. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 3. Juli 1980 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . 18675 C Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zum Treffen der sieben Staats- und Regierungschefs in Venedig und zu den Gesprächen des Bundeskanzlers und des Bundesministers des Auswärtigen in Moskau Schmidt, Bundeskanzler 18583 A Dr. h. c. Strauß, Ministerpräsident des Freistaates Bayern . 18588 D Genscher, Bundesminister AA 18606 A Dr. Jaeger CDU/CSU 18611 B Wehner SPD 18616 D Mischnick FDP 18620 B Beratung des Berichts über den Stand der Arbeit und die Ergebnisse der EnqueteKommission Zukünftige KernenergiePolitik" — Drucksachen 8/2353, 8/2628, 8/4341 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 18624 B Ueberhorst SPD 18627 A Dr.-Ing. Laermann FDP 18630 B Gerstein CDU/CSU 18635 B Reuschenbach SPD 18637 C Dr. Gruhl fraktionslos 18639 B Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Lenzer, Dr. Probst, Pfeifer, Benz, Engelsberger, Gerstein, Dr. Hubrig, Dr. Riesenhuber, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Laufs, Pfeffermann, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz und der Fraktion der CDU/CSU Rationelle und sparsame Energieverwendung — Drucksachen 8/1963, 8/4355 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Riesenhuber, Dr. Narjes, Dr. Dollinger, Pfeifer, Lenzer, Dr. Probst, Benz, Breidbach, Engelsberger, Gerstein, Dr. Hubrig, Dr. Laufs, Dr. II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 229. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Juli 1980 Freiherr Spies von Büllesheim, Pfeffermann, Dr. Stavenhagen und der Fraktion der CDU/CSU Energiepolitisches Programm zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Dollinger, Dr. Narjes, Pfeifer, Dr. Riesenhuber, Lenzer, Dr. Waigel, Dr. Laufs, Gerstein, Kolb, Dr. Czaja, Dr. Probst, Engelsberger, Dr. Hubrig, Pfeffermann, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz, von Hassel, Benz, Dr. Jenninger und der Fraktion der CDU/CSU Sicherung der Energieversorgung und Zukunftsorientierung der deutschen Energiepolitik zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung der Großen Anfrage der Abgeordnten Dr. Dollinger, Pfeifer, Dr. Riesenhuber, Dr. Narjes, Lenzer, Benz, Engelsberger, Gerstein, Dr. Hubrig, Dr. Probst, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Laufs, Pfeffermann, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz und der Fraktion der CDU/CSU Beitrag der Kernenergie zur Sicherung der Energieversorgung — Drucksachen 8/1394 (neu), 8/2961 (neu), 8/3434, 8/4354 — Dr. Dollinger CDU/CSU 18642 A Wolfram (Recklinghausen) SPD . . . 18644 A Dr.-Ing. Laermann FDP 18646 C Dr. Narjes CDU/CSU 18648 C Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 18652 A Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Rechts der Kriegsdienstverweigerung und des Zivildienstes (Kriegsdienstverweigerungs-Neuordnungsgesetz) — Drucksache 8/3019 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/4250 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/4222 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Rechts der Kriegsdienstverweigerung und des Zivildienstes (Kriegsdienstverweigerungs-Neuordnungsgesetz) — Drucksache 8/3020 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/4250 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/4222 — Kühbacher SPD 18656A Porzner SPD 18656 C Dr. Jenninger CDU/CSU 18656 D Wolfgramm (Göttingen) FDP 18657 B Biermann SPD 18657 C Berger (Lahnstein) CDU/CSU 18659 D Hölscher FDP 18663A Jungmann SPD 18667 B Frau Tübler CDU/CSU 18668 C Dr. Zumpfort FDP 18671 D Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . 18672 B Lutz SPD 18673 A Immer (Altenkirchen) SPD (Erklärung nach § 59 GO) 18675 B Namentliche Abstimmung 18677 B Dr. Jenninger CDU/CSU (zur GO) . . 18678 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Gerlach (Obernau), Handlos, Dr. Dregger, Dr. Wörner, Dr. Marx, Dr. Miltner, de Terra, Spranger, Weiskirch (Olpe), Biechele, Dr. Laufs, Frau Krone-Appuhn, Dr. Kraske, Dr. Riedl (München), Gerster (Mainz), Dr. Waffenschmidt, Biehle, Broll, Regenspurger, Dr. Friedmann, Frau Pieser, Dr. Hüsch, Dr. Meyer zu Bentrup und der Fraktion der CDU/CSU Gesamtverteidigung — Drucksachen 8/2295, 8/4340 — . . . 18675 D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Narjes, Dr. Marx, Dr. Mertes (Gerolstein), Dr. Dollinger, Dr. Stercken, Dr. von Geldern, Kittelmann, Dr. Klein (Göttingen), Dr. Hoffacker, Hüsch, Sick, Dr. Voss, Hartmann, Dr. Wittmann (München), Dr. Hupka, Kunz (Berlin), Dr. Ritz, Amrehn, Broll, Dr. Hornhues, Schetter, Seiters, Graf Huyn, Hanz, Dr. Köhler (Wolfsburg), Dr. Hammans, Dr. Möller, Berger (Lahnstein), Würzbach, Werner, Dr. Sprung, Schröder (Wilhelminenhof), Dr. Wulff, Reddemann, Bahner, Frau Berger (Berlin) und der Fraktion der CDU/CSU III. VN-Seerechtskonferenz Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 229. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Juli 1980 III Antrag der Fraktionen der SPD und FDP Dritte Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen — Drucksachen 8/3760, 8/3910, 8/4328 — 18676A Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr. Narjes, Grunenberg, Angermeyer, Dr. Corterier, Ewen, Dr. von Geldern, Kittelmann, Rapp (Göppingen), Dr. Wittmann (München) und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Tiefseebergbaus — Drucksache 8/2363 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft — Drucksache 8/4359 — 18676 B Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP Sportförderung in den Entwicklungsländern — Drucksache 8/5357 — 18676 C Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Frau Dr. Wilms, Pfeifer, Rühe, Schedl, Frau Benedix-Engler, Pieroth, Hasinger, Daweke, Prangenberg, Dr. Hornhues, Frau Krone-Appuhn, Voigt (Sonthofen), Berger (Lahnstein), Dr. Blüm, Dr. George, Frau Dr. Wisniewski, Dr. Möller, Frau Karwatzki, Neuhaus, Dr. Laufs, Dr. Langguth, Hauser (Krefeld), Josten, Würzbach, Dr. Jenninger und der Fraktion der CDU/CSU Berufliche Fortbildung in Betrieben und überbetrieblichen Einrichtungen — Drucksachen 8/2884, 8/4294 — . . . 18676D Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Verteidigungsausschusses zum Jahresbericht 1979 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksachen 8/3800, 8/4374 — . . . 18676D Beratung der Sammelübersicht 77 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen — Drucksache 8/4375 - 18677 A Nächste Sitzung 18679A Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18681 *A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 229. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 3. Juli 1980 18583 229. Sitzung Bonn, den 3. Juli 1980 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. van Aerssen * 4. 7. Dr. Ahrens ** 4. 7. Dr. Aigner * 4. 7. Alber ** 4. 7. Dr. Bangemann * 3. 7. Dr. Barzel 4. 7. Baum 4. 7. Dr. Blüm * 4. 7. Blumenfeld * 3. 7. Frau von Bothmer ** 4. 7. Büchner (Speyer) ** 4. 7. Dr. Evers ** 4. 7. Fellermaier * 4. 7. Flämig ** 4. 7. Frau Dr. Focke * 4. 7. Friedrich (Würzburg) * 4. 7. Dr. Fuchs * 4. 7. Dr. Geßner ** 4. 7. von Hassel * 4. 7. Dr. Holtz ** 3. 7. Hoppe 4. 7. Katzer * 4. 7. Dr. h. c. Kiesinger 4. 7. Kittelmann ** 4. 7. Dr. Klepsch * 4. 7. Lagershausen ** 4. 7. Lenzer ** 4. 7. Lücker * 4. 7. Luster * 4. 7. Dr. Mende ** 4. 7. Dr. Müller ** 4. 7. Dr. Pfennig * 4. 7. Reddemann ** 4. 7. Scheffler ** 4. 7. Frau Schleicher * 4. 7. Schmitz (Baesweiler) 4. 7. Dr. Schwencke (Nienburg) * 4. 7. Seefeld * 4. 7. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim ** 4. 7. Dr. Sprung 4. 7. Ueberhorst ** 4. 7. Dr. Vohrer ** 4. 7. Walkhoff 4. 7. Frau Dr. Walz * 4. 7. Weber (Heidelberg) 4. 7. Wischnewski 3. 7. Dr. Wulff 4. 7. Zebisch ** 4. 7. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auch ich möchte Ihnen,
    Herr Kollege Dr. Jaeger, alles Gute für die Zukunft wünschen. Wir haben sehr oft sehr unterschiedliche Meinungen gehabt. Ich habe aber immer zu schätzen gewußt, daß Sie ein gradliniger Parlamentarier waren, bei dem man wußte, woran man war, und der in der Sache sehr hart kämpfte, aber über diesen Kampf niemals vergaß, daß wir als Parlamentarier untereinander zusammengehören. Alles Gute für Ihre Zukunft!

    (Beifall bei allen Fraktionen)

    Wir Freien Demokraten wissen uns mit vielen Bürgern unserers Landes einig, wenn wir dem Bundeskanzler und dem Bundesaußenminister Dank und Anerkennung für ihre couragierte Art aussprechen, den gestörten Dialog zwischen West und Ost wieder voranzubringen. V

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Sie haben es mit Erfolg getan. Das internationale Echo bestätigt das doch.
    Nicht nur unsere Verbündeten teilen die Ansicht, daß mit den deutsch-sowjetischen Gesprächen ein wichtiger Schritt nach vorn zur Überwindung der angestauten Probleme getan wurde. Der amerikanische Präsident hat mit Nachdruck seine „Wertschätzung und Bewunderung", wie er sich ausgedrückt hat, geäußert. Er hat „die Festigkeit und Klarheit" gelobt, mit der die Position des Westens auch in der Afghanistan-Frage vertreten wurde. Außenminister Muskie hat die Unterrichtung durch Außenminister Hans-Dietrich Genscher ausdrücklich als „äußerst nützlich für uns alle" bezeichnet. Er hat auch bekräftigt, daß die deutsche und die amerikanische Position in der Frage der atomaren Mittelstreckenraketen „identisch" sei, und das alles im Zeichen einer gewandelten, einer besseren Perspektive, was einen neuen Einstieg in die Abrüstungsgespräche angeht.
    Meine Damen und Herren von der Opposition, wollen oder können Sie tatsächlich nicht wahrnehmen, daß durch den mutigen Einsatz unserer Bundesregierung ein äußert positiver Anstoß gegeben worden ist?

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Sehr richtig!)

    Es ist doch erschreckend zu erleben, wir Ihr Kandidat, der Ministerpräsident Strauß, verzweifelt gegen jede konstruktive Wertung der Moskauer Gespräche im In- und Ausland ankämpft, ja nahezu Amok läuft dagegen. Das ist doch nicht mehr zu begreifen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Offenbar braucht er mittlerweile diese Schwarzmalerei, diese Unterstellungen und sogar die Beleidigung wie täglich Brot. Was er hier über den amerikanischen Präsidenten gesagt hat, als er davon sprach, dieser bediene sich einer internationalen Gefälligkeitssprache, geht doch schon an die Beleidigung heran.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Er ist so leichtfertig!)




    Mischnick
    So begierig Strauß und seine Konfliktstrategen in seiner eigenen Fraktion jedes kritische Wort aufgreifen, das gelegentlich über den Atlantik zu uns herüberkommt — ich füge hinzu: Natürlich gibt es auch kritische Worte zurück; das ist nun einmal so —, so scheuen sie sich doch, die vielen Gesten der Übereinstimmung und der Freundschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Bonn überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.
    Ich finde nach dem heutigen Debattenbeitrag des Ministerpräsidenten Strauß, daß er selbst spüren müßte, wie er sich bereits in dem selbstgestrickten Netz von dunklen, wirklichkeitsfernen Wunschträumen verfangen hat.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Herr Ministerpräsident Strauß sprach von einem „alten Hut". Ich hatte den Eindruck, daß es ihm so geht, wie es manchen Männern nachgesagt wird, die den alten Hut so lieben; denn er hat dann eine ganze Galerie von alten Hüten hier aufgefahren.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Der Herr Kollege Wehner hat sich mit einigen dieser Punkte auseinandergesetzt.
    Ich habe es auch selten erlebt, daß ein — er soll es ja doch wohl sein — Mittelstürmer einer Mannschaft Eigentore am laufenden Band schießt, so daß die anderen, die Gegner gar nichts mehr zu tun brauchen, um die Niederlage sicherzustellen. Das ist heute geschehen.

    (Beifall von der FDP und der SPD — Zuruf des Abg. Kroll-Schlüter [CDU/CSU])

    Er leugnet die Absprachen im Bündnis, obwohl dies hier ganz deutlich gesagt worden ist und obwohl die Reaktionen aus Washington vorliegen. Er spricht von mangelndem Vertrauen. Merkt er denn gar nicht, daß er selbst das Vertrauen im Bündnis in Frage stellt, wenn er in der Öffentlichkeit ständig das Gegenteil von dem behauptet, was tatsächlich von dieser Bundesregierung aus geschieht? Das ist Schaden für das Bündnis!

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Es war schon eine üble Methode, über den Text des Bundeskanzlers, was er unter dem ersten Schritt versteht, so hinwegzugehen und so zu tun, als wolle sich die Bundesregierung, als wolle sich die Koalition mit dem ersten Abzug aus Afghanistan abfinden. Im Gegenteil: Wir gehen davon aus, daß bis zum letzten Mann abgezogen werden muß, wenn dieses Problem wirklich gelöst werden soll.
    Aber dieser Kampf mit Pappkameraden, der heute hier vorgeführt worden ist, ist natürlich viel einfacher, als an Ort und Stelle in Moskau selbst hart um die Sache zu ringen und dabei — wenn auch kleine — Fortschritte zu erreichen. Pappkameraden umzuschießen, das ist eine zu billige Angelegenheit, um hier bestehen zu können.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Es klingt auch etwas merkwürdig, ausgerechnet aus dem Munde des Herrn Ministerpräsidenten

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Der sich abgesetzt hat!)

    zu hören, daß er von „Diffamierung" spricht. Ich bin gegen jede Art von Diffamierung, ganz gleich, von welcher Seite dieses Hauses sie kommt. Aber sich über • Diffamierungen zu beschweren und wenige Sätze später wieder von „Moskau-Fraktion" zu sprechen, das zeigt doch, daß er sich an die eigene Nase fassen muß, ehe er hier an anderen Kritik übt.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Er hat heute wieder einmal bewiesen, daß er wirklich ein großer Künstler ist, ein Künstler in der Darstellung von Schauergemälden.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Sehr gut!)

    Sie sind immer die gleichen. Wenn ich an die Sendung von Herrn Rosenthal denke, wo es immer „klick" macht und wieder ein Stück mehr zu sehen ist, um das Bild zu erkennen, dann sage ich: Bei ihm braucht es überhaupt nicht „klick" zu machen, denn wir wissen von vornherein ganz genau, wie dieses Bild aussieht. Es ist in den letzten zehn Jahren unverändert geblieben.

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Seine Prognosen waren aber richtig — im Gegensatz zu Ihnen!)

    Was mich nur wundert: Wenn die Situation so ist, wie er sie dargestellt hat, und wenn seine Einschätzung so ist, wie konnte er dann zu dem Wort kommen: wenn er an der Macht gewesen wäre, wäre die Sowjetunion nicht in Afghanistan einmarschiert? Mir ist heute erst bewußt geworden, welch großer Mann er eigentlich ist, da er dies nach diesem Schauergemälde allein hätte verhindern können, wenn er Kanzler gewesen wäre.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Meine Damen und Herren, er will ja selbst dann noch in Untergangsstimmung machen, wenn es Chancen zur Besserung gibt. Ich will nicht mehr sagen als „Chancen zur Besserung".

    (Frau Pack [CDU/CSU]: Mehr kann man wirklich nicht sagen Er gäbe in der Tat einen feinen Untergangskanzler ab, aber so eine Einrichtung ist in unserer Verfassung gar nicht vorgesehen. (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Jetzt sind Sie am Diffamieren! — Frau Pack [CDU/CSU]: Wer diffamiert denn jetzt hier? — Dr. Marx [CDU/CSU]: Ein billiger Jakob! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Wenn Sie das als Diffamierung bezeichnen, dann möchte ich Ihnen in aller Deutlichkeit sagen: Die Untergangsstimmung, die er hier gezeichnet hat, das ist etwas, was die Politik dieser Regierung diffamiert, was unser gemeinsames Wollen diffamiert. Dagegen sollten Sie sich endlich einmal in den eigenen Reihen wenden.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)




    Mischnick
    Meine Damen und Herren, der Bundeskanzler und der Bundesaußenminister haben sich dafür eingesetzt,

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Sie können sich alles erlauben! — Zurufe von der SPD)

    daß mit den Gesprächen in Moskau — und das ist in engagierter Form geschehen — erreicht werden soll,

    (Kroll-Schlüter [CDU/CSU]: Das wird noch öfter aufgegriffen: „Untergangskanzler"! Daran wird man Sie noch erinnern!)

    daß unser Standpunkt deutlich und klar dargelegt wird, nicht nur in der Frage Afghanistan, sondern auch in der Entspannungspolitik, zur Rüstungskontrolle und zu den Fragen der Familienzusammenführung. Diese Unmißverständlichkeit in der Sprache und in der Sache hat nach unserer Überzeugung den Gesprächen mit der sowjetischen Führung erkennbar genutzt. Ich unterstreiche noch einmal: Damit wurden Anstöße gegeben, die neue Chancen zur Überwindung der Verkrampfung des Ost-West-Verhältnisses eröffnen. Dies gilt ganz besonders für den Bereich der Rüstungsbegrenzung der atomaren Mittelstreckenwaffen.
    Natürlich stehen wir hier an einem mühevollen Prozeßanfang. Der Einstieg in die Sachgespräche, der hoffentlich kommen wird, bringt es doch mit sich, daß das Aneinander-Vorbeischweigen zu Ende geht, ja, zu Ende gehen muß, wenn man weiterkommen will. Wir haben noch nie etwas erreicht, wenn man nicht miteinander sprach. Ich darf wiederholen, was ich an anderer Stelle gesagt habe: Ich hätte mir gewünscht, das Rote Telefon, was ja für solche Zwecke eingerichtet war, wäre gerade in dieser Situation öfter genutzt worden.
    Meine Damen und Herren, für die Zukunftssicherung der Menschheit ist es natürlich von existentieller Bedeutung, endlich das Gleichgewicht der Rüstung nicht weiter durch Zurüsten zu erreichen, sondern möglichst durch ein Absenken des Niveaus,

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    natürlich gleichgewichtig und ausgewogen. Dies ist in der Tat eine Jahrhundertaufgabe. Sie wird nur dann gelöst werden können, wenn in Ost und West die Bereitschaft zur offenen Verständigung dominiert. Voraussetzung dafür ist natürlich ein kühler Kopf, vernunftorientiertes Vorgehen, eindeutige Darlegung der sachlichen Position und entschiedene Absage an jedwede Hysterie. Es ist doch bedrückend, daß dies ausgerechnet in der Bundesrepublik Deutschland in den Unionsparteien anders ist Dürfen Sie nicht erkennen oder wollen Sie nicht erkennen, was sich hier an Entwicklungsmöglichkeiten ergibt, nicht in euphorischer Betrachtung, sondern in nüchterner sachgerechter Abwägung? Was sich da manche Unionspolitiker in den letzten Tagen geleistet haben, war doch einfach abenteuerlich.


Rede von Dr. Richard von Weizsäcker
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Kroll-Schlüter?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Bitte.