Herr Kollege Haase, auch das Zuhören scheint ein Problem zu sein.
Ich habe nur festgestellt, daß in der Öffentlichkeit Kritik an den Beschlüssen des Haushaltsausschusses laut geworden sei — ich zitiere —:
die Sparbeschlüsse desavouierten die Bekenntnisse des Parlaments zur Bedeutung der Grundlagenforschung.
Und dazu habe ich ausgeführt, daß wir uns eindeutig zur Notwendigkeit der Grundlagenforschung bekennen. Zu den Personalstelleneinsparungen werde ich im Verlauf meiner Ausführungen noch kommen, wenn Sie gestatten, Herr Kollege.
Es wird wohl von niemandem bezweifelt werden, schon gar nicht von den Koalitionsfraktionen — und hier lassen wir uns auch von der Opposition nichts anhängen, Herr Kollege Haase —, daß eine breit angelegte Grundlagenforschung langfristig die Voraussetzungen für die zukünftigen geistigen und wirtschaftlichen Entwicklungen schaffen muß. Prioritäten lassen sich dabei staatlicherseits, zumindest generell, nicht vorgeben. Ich wiederhole das, was ich dazu an anderer Stelle schon ausgeführt habe. Erfolgskontrollen von außen, von der Regierung oder von uns, vom Parlament, müssen mehr als fraglich erscheinen. Ich bin der Meinung, daß dies von der Wissenschaft selbst in eigener Verantwortung geleistet werden muß, daß dieses aber wiederum die Wissenschaft in einer freien und pluralistischen Gesellschaft mehr als bisher verpflichtet, Verantwortung in diesem Bereich und für ihre Tätigkeit zu übernehmen. Diese Bedeutung der Grundlagenforschung, Herr Kollege Haase, drückt sich nun einmal nicht nur in der Bewilligung von Planstellen für die Max-Planck-Gesellschaft aus.
Die Grundlagenforschung beschränkt sich auch nicht nur auf die Max-Planck-Gesellschaft — bei uneingeschränkter Anerkennung der hervorragenden wissenschaftlichen Leistung der MPG; ich stehe nicht an, dies hier zu betonen. Aber in vielen anderen Institutionen, an den Hochschulen, in der Industrie und auch in Verbindung mit Projektförderung wird umfangreiche Grundlagenforschung betrieben. Sie ist oft schwer oder überhaupt nicht von der angewandten Forschung zu trennen.
Lassen Sie mich aber zum Problem Personalstellen folgende Feststellung machen: Forschungseinrichtungen sind bezüglich der Entwicklung des Personalbestandes sicher nicht vergleichbar mit denen von Behörden und Verwaltungen. Hier muß in Zukunft mehr nach den unterschiedlichen Aufgaben differenziert werden. In diesem Sinne ist ein gegenüber anderen Bereichen der Administration erheblicher Personalstellenzuwachs im Einzelplan 30 für die Forschungsinstitutionen vorgesehen: 30 Stellen für die Polarforschung.
Hier darf ich einen Hinweis auf den vorliegenden Antrag der Oppositionsfraktionen und die Ausführungen des Herrn Kollegen Stavenhagen einschieben, was die Entscheidung bezüglich des Sitzes des Polarforschungsinstitutes betrifft. Sie haben den Wissenschaftsrat mit seiner Meinung bemüht. Der
Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Dezember 1979 15371
Dr.-Ing. Laermann
Wissenschaftsrat schreibt — ich zitiere mit Genehmigung des Herrn Präsidenten —:
Der Wissenschaftsrat ist sich bewußt, daß bei der Standortentscheidung, die der Bundesregierung und der beteiligten Landesregierung obliegt, neben wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Kriterien auch andere Gesichtspunkte einzubeziehen sind, zu denen der Wissenschaftsrat keine Stellung nimmt.
Im zuständigen DFG-Landesausschuß für Scientific Commission on Antarctic Research ist auch keine einhellige Meinung über die Standortwahl vorhanden. Es gibt auch einflußreiche und bedeutende Wissenschaftler, die für den Standort Bremen plädiert haben.