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ID0819301300

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    Plenarprotokoll 8/193 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 193. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 13. Dezember 1979 Inhalt: Erweiterung des Tagesordnung . . . . 15311B Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1980 (Haushaltsgesetz 1980) — Drucksachen 8/3100, 8/3354 — Beschlußempfehlungen und Berichte des Haushaltsausschusses Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 8/3381 — in Verbindung mit Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksache 8/3385 — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung einer Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" — Drucksache 8/3293 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/3489 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit — Drucksache 8/3451 — Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein CDU/CSU 15312A Grobecker SPD 15315D Dr. Rose CDU/CSU 15318C Ewen SPD 15321 B Cronenberg FDP 15324 B Müller (Remscheid) CDU/CSU 15325 B Urbaniak SPD 15328 A Hölscher FDP 15329 B II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Dezember 1979 Dr. Ehrenberg, Bundesminister BMA . 15331 A Burger CDU/CSU 15336 A Fiebig SPD 15338 B Eimer (Fürth) FDP 15341 A Frau Huber, Bundesminister BMJFG . 15343 C Frau Verhülsdonk CDU/CSU 15348A Glombig SPD 15351 D Kroll-Schlüter CDU/CSU 15355 B Kuhlwein SPD 15357 D Höpfinger CDU/CSU 15360A Jaunich SPD 15362 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie — Drucksache 8/3391 — Dr. Stavenhagen CDU/CSU 15364 B Dr. Dübber SPD 15367 A Dr.-Ing. Laermann FDP 15369 B Dr. Hauff, Bundesminister BMFT . . . 15372D Lenzer CDU/CSU 15376 C Dr. Vohrer FDP 15379 B Stockleben SPD 15380 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft — Drucksache 8/3392 — Frau . Benedix-Engler CDU/CSU . . . . 15381 C Dr. Meinecke (Hamburg) SPD 15385 B Frau Schuchardt FDP 15387 C Schmude, Bundesminister BMBW . . 15391 A Pfeifer CDU/CSU 15395 C Lattmann SPD 15397 B Beratung des vom Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung vorgelegten Entwurfs einer Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages — Drucksache 8/3460 — Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU . . . . 15398 D Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit — Drucksache 8/3388 — Picard CDU/CSU 15399A Esters SPD 15401 C Gärtner FDP 15402 C Dr. Hoffacker CDU/CSU 15405A Dr. Holtz SPD 15407 D Dr. Vohrer FDP 15410D Offergeld, Bundesminister BMZ . . . 15412C Höffkes CDU/CSU 15415B Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksache 8/3376 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 8/3394 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksache 8/3396 — Dr. Riedl (München) CDU/CSU . . . 15417C Walther SPD 15421 D Gärtner FDP 15424 C Gerster (Mainz) CDU/CSU 15426 D Dr. Nöbel SPD 15429A Baum, Bundesminister BMi 15430A Spranger CDU/CSU 15435 B Dr. Wernitz SPD 15436 D Dr Wendig FDP 15438 B Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt Drucksache 8/3371 — 15439 C Einzelplan 02 Deutscher Bundestag — Drucksache 8/3372 — 15439 C Einzelplan 03 Bundesrat — Drucksache 8/3373 — 15439 D Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Dezember 1979 III Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht — Drucksache 8/3386 — 15439 D Haushaltsgesetz 1980 — Drucksachen 8/3398, 8/3457 — . . 15440A Nächste Sitzung 15440 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 15441* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Donnerstag den 13. Dezember 1979 15311 193. Sitzung Bonn, den 13. Dezember 1979 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr van Aerssen* 14. 12. Dr. Aigner* 14. 12. Alber * 14. 12. Dr. Bangemann* 14. 12. Dr. Becher (Pullach) 14. 12. Blumenfeld* 14. 12. Egert 14. 12. Fellermaier* 14. 12. Frau Dr. Focke* 14. 12. Friedrich. (Würzburg) * 14. 12. Dr. Früh* 14. 12. Dr. Fuchs* 14. 12. Gallus 14. 12. Genscher 13. 12. von Hassel* 14. 12. Katzer 14. 12. Klein (München) 14. 12. Dr. Klepsch* 14. 12. Lange* 14. 12. Lücker* 14. 12. Luster* 14. 12. Milz 14. 12. Dr. Müller-Hermann* 14. 12. Dr. Pfennig* 14. 12. Frau Schleicher* 14. 12. Dr. Schwarz-Schilling 13. 12. Dr. Schwencke (Nienburg) * 14. 12. Seefeld* 14. 12. Sieglerschmidt* 14. 12. Frau Tübler 14. 12. Frau Dr. Walz* 14. 12. Wawrzik*_ 14. 12. Baron von Wrangel 13. 12. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Rose


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Gegen Zwischenrufe habe ich überhaupt nichts. Ich habe mich sogar mit meinem Kollegen Mitberichterstatter — —

    (Westphal [SPD]: Es ist unglaublich, jemanden als Karrieristen zu bezeichnen, der den Deutschen Entwicklungsdienst acht Jahre lang erfolgreich geleitet hat! — Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich beziehe mich überhaupt nicht auf den Entwicklungsdienst, sondern ich beziehe mich auf die Familienabteilung, und da kann ich etwas anderes nicht sehen. Ich habe überhaupt den Eindruck, meine Damen und Herren, daß diese Art von Familienpolitik nicht unbeabsichtigt ist. Der Bundesregierung scheint es nicht mehr um die Stärkung der Kraft der Familien, sondern um eine Neubewertung nach sogenannten modernen Kriterien zu gehen. Danach ist ja auch nicht mehr die intakte Familie, die Familie mit Kindern der Orientierungspunkt, sondern das mehr oder weniger lose Zusammenleben von Erwachsenen. Die Familie wird gar als Hindernis einer neuen Gesellschaftspolitik betrachtet und als Stabilisator der Klassenstruktur diffamiert.

    (Zuruf von der SPD: Pfui!)

    Meine Damen und Herren, wer — wie Frau Huber kürzlich vor den Sozialistischen Frauen Osterreichs in Wien — nur von der Sorge geplagt ist — ich zitiere wörtlich, was sie da gesagt hat —, „unter dem Vorwand der Kinderfreundlichkeit könnten traditionelle Lebenswege der Frau festgeschrieben wer-
    15320 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Dezember 1979
    Dr. Rose
    den", steht natürlich in ständigem Konflikt mit der Tradition Familie.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer in der Erziehung der Kinder eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sieht und die Eltern für diese Aufgabe als Amateure, als beruflich nicht vorgebildet betrachtet, bringt diesen Eltern natürlich ein grundsätzliches Mißtrauen entgegen. Wer die Rolle der Mutter und der sogenannten Nur-Hausfrau als voremanzipatorisch abwertet,

    (Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    wird natürlich nie ein richtiges Verständnis für die wichtige und unverzichtbare Aufgabe einer Erzieherin haben, die noch dazu blutsverwandt ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wer all das so betrachtet, wird dem Grundgesetzauftrag des besonderen Schutzes von Ehe und Familie nicht gerecht. Uns geht es — um das deutlich zu sagen — nicht um eine Verurteilung der berufstätigen Frau; im Gegenteil!

    (Dr. Blüm [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Aber wir halten auch die Tätigkeit als Hausfrau und Mutter für voll emanzipatorisch,

    (Grobecker [SPD]: Meinen Sie, das tun Sie allein?)

    dies um so mehr, wenn sich diese Frau wegen schon vorhandener Kinder voll um die Familie kümmert oder wenn sie sich zwar nicht als Arbeitnehmerin, aber doch als Mitarbeiterin im eigenen Betrieb oder auf dem Bauernhof mit abrackert. Das ist der Grund, warum wir von der CDU/CSU-Fraktion den Entwurf eines Gesetzes über die Einführung eines Familiengelds eingebracht haben. Insgesamt erwarten wir vom Familiengeld — man könnte es auch Erziehungsgeld nennen, wenn es für die ersten drei Lebensjahre gezahlt wird —, daß die soziale Indikation, d. h. der Schwangerschaftsabbruch aus wirtschaftlicher Not, völlig wegfällt.
    Auch hier möchte ich nicht verurteilen. Es geht uns nicht um eine Strafexpedition. Wir wollen ein Sozialprogramm, das die Bejahung des Kindes auch in schwierigen Situationen ermöglicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es kann uns — und wenn ich sage: uns, meine ich uns alle hier in diesem Hohen Hause, alle Fraktionen — doch nicht gleichgültig sein, daß, wenn die Entwicklung so weitergeht, bis zu 301)/0 eines Geburtenjahrgangs am Erblicken des Lichts der Welt gehindert werden. Hiergegen anzugehen, müßte unser aller selbstverständliche Aufgabe sein.
    Warum machen wir uns Gedanken um die Familie? Warum machen wir uns Sorgen um die Kinderzahl? Doch nicht, wie Herr Staatssekretär Zander unlängst andeutete, um Kanonenfutter zu produzieren. Herr Staatssekretär, das ist eine schlimme Entgleisung.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Unerhört!)

    Sie haben das einmal geschrieben oder in einem solchen Zusammenhang gebracht, als planten wir etwas in dieser Richtung. Allerdings sind wir nicht der Ansicht eines weiteren Mitglieds der Bundesregierung, daß weniger Kinder bessere Chancen für alle bedeuten.

    (Frau Dr. Wex [CDU/CSU]: Fragen Sie einmal, ob er das gesagt hat!)

    Da könnte man ja gleich sagen: Gäbe es uns nicht, dann gäbe es keine Probleme mehr.

    (Lachen bei der FDP)

    — Das ist Ihre logische Konsequenz, die Sie ständig bringen.
    Wir machen uns Sorgen, weil mit der Entwicklung der Bevölkerungszahl unser ganzes soziales System steht und fällt. Wir machen uns Sorgen, weil die volkswirtschaftlichen Folgen unvorhersehbar sind. Dazu gehören auch leerstehende Schulen, verfallende Fabriken und unbenutzte Wohnungen. Und wir machen uns Sorgen, weil durch fehlende Kinder das gegenseitige Verständnis der Generationen verlorengeht.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Die Krise der heutigen Familie wird leider nicht nur in der Bevölkerungsentwicklung sichtbar, sondern auch in der Zunahme der Anzahl verhaltensgestörter Kinder, in der Jugendkriminalität, im Drogenmißbrauch, in der Anfälligkeit für Jugendreligionen und in der zunehmenden Zahl von Kindesmißhandlungen.
    Es gäbe für die Bundesregierung unendlich viel zu tun. Was aber macht sie? Sie produziert einen gewaltigen Ausstoß an bedrucktem Papier mit häufig ideologisch verzerrtem Inhalt und betätigt sich in der Verschwendung von Steuergeldern für die eigene Wahlpropaganda.
    Da sind in einer bekannten deutschen Wochenzeitung 24 ganzseitige und vier doppelseitige Anzeigen erschienen, die vor Klugheit geradezu strotzen.

    (Glos [CDU/CSU]: Das war sicher nicht im „Bayernkurier"!)

    Einmal wird für 28000 DM gefragt: Was essen wir bloß dieses Mal? Das nächstemal wird festgestellt: Frag nicht so dumm! Schließlich verlautet das Ministerium in einer weiteren Anzeige: Was kümmern uns die blöden Leute? Alles in allem eine Anzeigenserie für sage und schreibe 700000 DM. Ich habe sie hier. Die Überschriften sind echt haarsträubend.

    (Zurufe von der SPD)

    Das tut bestimmt nicht den Familien in der Bundesrepublik gut. Das mag höchstens der Zeitung und umgekehrt wiederum der Regierung gutgetan haben, wenn sie in der entsprechenden Zeitung gut erwähnt wird.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Schade, daß die „Morgenpost" eingeht! — Glos [CDU/CSU]: Damit könnte man die „Morgenpost" sanieren!)

    Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Dezember 1979 15321
    Dr. Rose
    Lassen Sie mich noch einen Bereich aus dem Ministerium herausgreifen, der auch einen mißglückten Start darstellt. Es ist der Arbeitsstab Frauenpolitik. Die bisherige Arbeit besteht leider nicht in der Arbeit für die Frau, nicht im Heraussuchen der Probleme, die auf die Frauen zukommen, und in der Lösung dieser Probleme. Die bisherige Arbeit besteht in der Verfassung von Flugblättern und Broschüren.
    In den „Tagesthemen" des Deutschen Fernsehens vom 29. Juni 1979 wurde die neue Leiterin vorgestellt und von Frau Huber als aktive Gewerkschaftlerin qualifiziert, die sich kein X für ein U vormachen lasse. Das ist die Qualifikation gewesen. Diese Leiterin des Arbeitsstabes Frauenpolitik wollte aber dem Haushaltsausschuß ein U für ein X vormachen und Geld für einen neuen Abschnitt des Klassenkampfes bekommen, dieses Mal für den Kampf zwischen Mann und Frau. Sie wollte den Titel „Wehr dich; du hast Rechte" für 730000 DM als Flugblatt herausgeben, die Frauen dort auffordern, ihre Rechte zu erkennen und diese Rechte auch wahrzunehmen,

    (Frau Eilers [Bielefeld] [CDU/CSU]: Haben Frauen keine Rechte?)

    und zwar nicht nur die Rechte am Arbeitsplatz, sondern — das geht aus der Zusammensetzung der Leute, die dort mitgearbeitet haben, hervor — auch die Rechte der Frau in der Familie. Mann gegen Frau in Stellung zu bringen, das ist für mich nicht die richtige Familienpolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wohlgemerkt, das ging auch den SPD-Kollegen zu weit. Sie lehnten die zusätzlich begehrten Mittel ab. Der Herr Kollege Mitberichterstatter wird nichts anderes bestätigen können.
    Meine Damen und Herren, was bleibt vom Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit zu berichten? Herzlich wenig. Die politische Führung erweist sich als unfähig, die entscheidenden Zukunftsprobleme anzupacken. Mit der politischen Führung meine ich aber nicht bloß die Führung des Hauses, sondern ich meine die Führung des ganzen Kabinetts. Ich meine den Bundeskanzler selber. Er zeigt sich als Gipfelkanzler, als Gipfelstürmer, der auch verantwortlich wäre für die Familienpolitik, die sich in einem Wellental befindet.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Statt Labsal in Guadeloupe ist ihm die Mühsal in der Familienpolitik natürlich nicht so angenehm. Weil wir diese schlechte Politik nicht mitmachen können, meine Damen und Herren, lehnen wir den Einzelplan 15 ab, und ich bitte Sie, auch so zu verfahren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Ewen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Carl Ewen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mein Kollege Dr. Rose hat mit seiner Erstlingsrede einen Stil in dieses Haus eingeführt, den wir bisher nicht kannten.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Damit anzufangen, einen Beamten, der eingestellt wird, zu beschimpfen, ist in diesem Hause noch nie üblich gewesen.

    (Beifall bei der SPD — Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Deshalb muß ich zunächst dazu etwas sagen.
    Herrn Abteilungsleiter Zahn als Karrieristen zu bezeichnen, ist deshalb anmaßend, weil Herr Zahn als Geschäftsführer des Deutschen Entwicklungsdienstes acht Jahre vom Vertrauen aller Fraktionen dieses Hauses getragen war und vorher im Arbeitsministerium Baden-Württemberg seine Pflicht als Beamter zur vollsten Zufriedenheit erfüllt hat. Einen solchen Mann als Karrieristen zu bezeichnen, ist anmaßend und wird zurückgewiesen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Reddemann [CDU/CSU]: Versteht der deshalb etwas von Familienpolitik?)

    — Das möchte ich wohl annehmen; denn wenn sich einer mit den Problemen der Entwicklungsländer beschäftigt, dann hat er sich gerade auch mit Familienpolitik beschäftigen müssen; das geht ja wohl nicht anders.

    (Zustimmung bei der SPD — Haase [Kassel] [CDU/CSU]: Er ist doch verheiratet!)

    Ich möchte nun auf den Einzelplan 15 zu sprechen kommen. Der Ansatz beläuft sich auf fast 19 Milliarden DM und hat dadurch eine Steigerung nicht von 2 %, wie Sie gesagt haben, Herr Dr. Rose, sondern von 3,5 % erfahren. Darin ist das Kindergeld mit 17,6 Milliarden DM erneut der größte Posten. Dieser Posten ist gegenüber 1979 nicht nennenswert erhöht worden. Das hängt natürlich auch mit der Kinderzahl zusammen. Man kann nicht einen Etat in Bereichen ausweiten, in denen nicht mehr Geld auszugeben ist. Aber dafür ist der Etat ohne Berücksichtigung des Kindergeldes um fast 60 % gestiegen und allein bei den Zuschüssen für die Familienverbände um 30,8 %. Ich meine, das sind Zahlen, die sich sehen lassen können, weil dahinter auch Politik für die Bürger in unserem Staate deutlich wird.
    Es ist gesagt worden, für die Kinder tun wir zuwenig. Auch dazu einige Zahlenangaben.
    Wir haben die Maßnahmen zur Förderung der Familie in den letzten zehn Jahren drastisch erhöht. 1969 standen für den Familienlastenausgleich 9,5 Milliarden zur Verfügung; heute sind es — wie schon gesagt — 17,6 Milliarden. Durch die wiederholte Erhöhung des Kindergeldes in den letzten zwei Jahren um allein 4 Milliarden DM beträgt der gesamte Familienlastenausgleich, einschließlich der Steuervorteile durch Ehegattensplitting mittlerweile rund 60 Milliarden DM. Das ist eine Summe, die auch einmal genannt werden muß.

    (Hasinger [CDU/CSU]: So können Sie das nicht rechnen! Das ist eine ganz unseriöse Rechnung!)

    15322 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Dezember 1979
    Ewen
    — Das ist keine ganz unseriöse Rechnung, weil Ehegattensplitting gerade für Familien auch dann einen Vorteil bedeutet, wenn die Frau nicht berufstätig ist. Das muß eindeutig gesagt werden.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Sie wollen nur das Ehegattensplitting beschränken!)

    Familienpolitik kommt insgesamt etwa zwei Millionen Familien mit drei und mehr Kindern zugute. Die Leistungen gerade für diese Familien mit den besonderen Problemen sind in den letzten zehn Jahren um 230 % angehoben worden.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Seitdem die SPD regiert, ist die Mehrwertsteuer plötzlich sozial geworden!)

    Die Mehrwertsteuer hat ja — und darauf wird mein Kollege sicherlich noch eingehen — Gott sei Dank auch in Familien mit mehreren Kindern nicht mehr die zentrale Bedeutung, die sie früher einmal hatte. Die direkte Besteuerung hat einen viel größeren Einfluß. Das wissen Sie so gut wie ich.

    (Hasinger [CDU/CSU]: So ändert sich die Zeit!)

    — Ja, die Zeiten haben sich in der Tat geändert. Der Anteil des Einkommens, der z. B. für Grundbedürfnisse ausgegeben werden muß, ist deutlich geringer geworden, als er noch vor zehn Jahren, vor zwanzig Jahren war. Das wissen Sie auch.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Sie reden heute anders als früher!)

    Das Gerede der Opposition, die Familie mit mehreren Kindern lebe durchweg am Rande der Sozialhilfe, wird durch die Wirklichkeit widerlegt. Der durchschnittliche Lebensstandard der Mehr-Kinder-Familien in Deutschland ist heute höher als in fast allen Ländern der Welt. Selbstverständlich kann und soll das bisher Erreichte noch kein Endpunkt sein. Es sind viele Verbesserungen möglich und nötig, und das Kinder-Haben und das Kind-Sein in Deutschland kann angenehmer und attraktiver sein.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Aber nicht unter dieser Regierung!)

    Es besteht Einigkeit darüber, daß alle Maßnahmen, die der Verbesserung der Lebensbedingungen von Familien und Kindern dienen, wünschenswert sind. Aber auch die Opposition wird doch wohl zugeben, daß es nicht möglich ist, alle zur Zeit diskutierten Vorschläge zu verwirklichen und schon gar nicht alle gleichzeitig und alle sofort. Nicht nur Finanzierungsprobleme, sondern auch mittelbare Wirkungen, etwa bei einem dreijährigen Elternurlaub Ausfall von Arbeitskräften, Schwierigkeiten bei kleinen und mittleren Unternehmen, sind zu bedenken und zu berücksichtigen. Es ist daher zu vermeiden, wenn man eine solide Politik machen will, wegen vordergründiger Effekte — vielleicht noch kurz vor der Wahl — eine Maßnahme durchzupauken, die dann viel Geld kostet und mehr Schwierigkeiten für die Gesamtheit als Hilfe für den einzelnen bringt.
    Hüten wir uns auch, wie schon so oft gesagt, aber auch von Ihnen, meine Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU, immer noch nicht endgültig begriffen, vor Maßnahmen, die als Staatsprämien für Kinderreichtum betrachtet werden können.

    (Burger [CDU/CSU]: Was ist das?)

    Denn erstens werden dadurch unselige Erinnerungen geweckt. Wir Sozialdemokraten respektieren die freie Entscheidung der Eltern, die sich diese auch nicht abkaufen lassen sollten.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Wer tut denn das? Davon spricht doch überhaupt niemand! Sie bauen hier Türken auf l)

    Da befinde ich mich in hervorragender Übereinstimmung mit dem „Bayernkurier", der am 24. März eindeutig festgestellt hat:
    Noch viel furchtbarer ist ein Volk, dem man mit staatlichen Geldprämien Kinder aufschwatzen könnte. Wer Kinder unter Kostengesichtspunkten in einem der wohlhabendsten Länder der Welt parlamentarisch kalkuliert, muß doch in der Bevölkerung die Vorstellung erwecken, Kinder seien drückende Hypotheken, für die der Staat die Zinslast zu übernehmen habe.
    Das ist doch wohl eindeutig. So der „Bayernkurier" vom 24. März. Gucken Sie es nach. Hier wird auch deutlich, daß die Auffassungen in Ihren Reihen durchaus nicht übereinstimmen.

    (Reddemann [CDU/CSU]: Ich habe den Eindruck, Sie haben den Artikel nicht mal richtig gelesen!)

    — Doch, ich habe insgesamt richtig gelesen, Herr Reddemann.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Diese Aussage paßt Ihnen wohl nicht ins Konzept?)

    Geburtenrückgang und angeblich drohende Gefahr des Aussterbens darf nicht zu einer Kampagne gegen die berufstätige Frau mißbraucht werden.
    Der Antrag der CDU/CSU-Fraktion ist ein Antrag, der wählerwirksam zur zweiten Lesung eingebracht wurde, weil die vorgesehenen Leistungen natürlich bei den betroffenen werdenden Müttern auf viel Sympathie stoßen werden. Leider ist er nicht genauso wählerwirksam finanziert. Was sollen denn eigentlich diejenigen Frauen und Männer denken, die unter Umständen von Arbeitslosigkeit bedroht sind, wie es ja der Herr Kollege Carstens gestern durchaus für möglich gehalten hat, wenn sie dann erfahren müssen, daß die CDU/CSU ausgerechnet den größten Teil der Deckung in dem Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit sucht, wo wir doch wissen, daß der Betrag von 440 Millionen DM notwendig ist, um gegebenenfalls gezielte Hilfen für Arbeitsuchende anbieten zu können, insbesondere auch für die rund 134000 zusätzlichen jugendlichen Arbeitskräfte, die im nächsten Jahr in den Berufsprozeß eingegliedert werden müssen!
    Auch die übrigen Einsparungsvorschläge sind nicht realistisch, weil die Ansätze im Haushalt eher zu niedrig als zu hoch eingeschätzt worden sind. Aber auch die Einführung eines Familiengeldes selbst ist nicht unproblematisch.
    Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. Dezember 1979 15323
    Ewen
    Einig sind wir uns in dem Bestreben, die Lage der Familie weiter verbessern zu wollen. Denkbar sind Einführung eines steuerlichen Kindergrundfreibetrages, Anhebung des Kindergeldes, Zuschlag zum Kindergeld in der frühkindlichen Lebensphase, Zuschlag zum Kindergeld für Familien mit drei oder mehr Kindern, jeweils mit oder ohne Einkommensgrenze. Auch die Zahlung eines Familiengeldes ist grundsätzlich denkbar. Daneben könnten familienbezogene Verbesserungen im Bereich des Bundesausbildungsförderungsgesetzes, Maßnahmen zur Verbesserung familiengerechten Wohnens, Verbesserung des Wohnumfeldes, der Verkehrssicherheit sowie Maßnahmen zugunsten von benachteiligten Kindern in Betracht kommen.

    (Hasinger [CDU/CSU]: „Könnten"! Entscheiden Sie sich doch zu etwas!)

    Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten.
    Wenn nur das von der CDU/CSU vorgeschlagene Familiengeld gezahlt wird, bleiben eine Menge offener Fragen für alle Familien, in denen keine weiteren Kinder zu erwarten sind. Solange Familien mit Kindern bei der Wohnungssuche diskriminiert werden, wird dies nicht -gerade ermutigend auf junge Leute wirken, die eine Familiengründung erwägen.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Jetzt spielt er auch noch die Familien gegeneinander aus!)

    Da hilft auch kein Familiengeld.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Arbeitszeitregelungen, Versorgung mit Kindergartenplätzen, Einrichtung kleiner Klassen, in denen genügend ausgeruhte Lehrkräfte unterrichten, Sporteinrichtungen, Einrichtungen für die musische Bildung — z. B. Musikschulen — und vieles andere mehr tragen mehr zur Erleichterung der Situation der Familie bei als nur kurze Zeit helfende finanzielle Direktzuweisungen.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Oder z. B. eine vernünftige Schulpolitik!)

    Unter diesen Gesichtspunkten, Herr Burger, müssen Gemeinden und Länder in die Diskussion einbezogen werden. Deshalb, so meine ich, sollten wir in den nächsten Monaten gemeinsam ein Gesamtkonzept entwickeln, das in der Lage ist, den Familien bei der Bewältigung von Schwierigkeiten zu helfen. Dazu gehört dann auch, daß Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU, bereit sind mitzuhelfen, das Jugendhilferecht zu verabschieden und wirksam werden zu lassen.

    (Beifall bei der SPD)

    Lassen Sie mich zum Bundeshaushalt 1980 und zum Einzelplan 15 zurückkehren. Zahlreiche neue Aktivitäten werden finanziell möglich gemacht. Wir stocken das Stiftungsvermögen der Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder" um 35 Millionen DM auf, um für Contergangeschädigte eine um 13 % höhere Rente zahlen zu können.

    (Hasinger [CDU/CSU]: Das ist zwischen den Parteien unbestritten!)

    — Gott sei Dank ist das unbestritten. So etwas gibt es Gott sei Dank auch noch. Deshalb war die Rede des Kollegen Rose auch kämpferischer und angriffslustiger, als wir es im Ausschuß miteinander zu besprechen haben.
    Wir haben im Bundesjugendplan ein Flüchtlingsprogramm aufgelegt, das helfen soll, junge Menschen in unsere Gesellschaftsform einzugliedern und ihnen Sprachkenntnisse beizubringen.
    Wir haben den Heizölkostenzuschuß, der insbesondere Rentnern und Familien zugute kommt, mit 263 Millionen DM neu veranschlagen müssen. Wir haben neu — ab 1. Januar 1980 wirksam — das Unterhaltsvorschußgesetz mit 72 Millionen DM, aus dem diejenigen zunächst aus staatlichen Mitteln eine Hilfe bekommen, die ihre Ansprüche gegen den Ernährer nicht ohne weiteres durchsetzen können.
    Wir kümmern uns in besonderer Weise um das Drogenproblem. Ohne auf alle Einzelheiten eingehen zu wollen, weise ich auf folgendes hin: Wir meinen, daß wir die Ursachen der Drogenabhängigkeit weiter bekämpfen müssen. Dazu sind nicht nur Maßnahmen im Bereich der gesundheitlichen Aufklärung, der Therapie und der Rehabilitation nötig, sondern vor allem auch die Bekämpfung der illegalen Einfuhr von Drogen. Hierzu ist eine internationale Zusammenarbeit notwendig. Wir sind bereit, den Suchtstoffonds der Vereinten Nationen im Vergleich zu 1979 stärker zu bedienen. Wir steigern unseren Beitrag von 500000 auf 2 Millionen DM. Dieses Geld wird dazu verwendet, den Anbau von Pflanzen zur Drogengewinnung einzugrenzen, die Farmer aufzuklären, sie auf neue Produktionsmethoden hinzuweisen und dafür notfalls auch die Infrastruktur zu schaffen.
    Wir haben einen erheblichen Betrag, nämlich mehr als 80 Millionen DM, vorgesehen, um Verbesserungen auf dem Gebiet der Psychiatrie erwirken zu können. In den Folgejahren sind jährlich 100 Millionen DM für diesen Bereich vorgesehen. Ich meine: Hier sind Verbände und Ministerium gemeinsam aufgefordert, dieses Geld im Interesse der psychisch Kranken anzulegen und gemeinsam zu Taten zu kommen.

    (Zustimmung des Abg. Haehser [SPD])

    Ich will nun auf den Vorwurf eingehen, daß 30% der eigentlich zu gebärenden Kinder das Licht der Welt nicht erblicken. Nun weiß ich nicht, von welchen Zahlen Sie ausgehen, Herr Dr. Rose. Wenn ich die Zahlen richtig errechnet habe, haben wir im Jahre 1978 rund 570 000 Geburten gehabt. Dagegen sind 1978 nach Angaben der Stellen, die man dafür in Anspruch nehmen kann, einschließlich einer kleinen Dunkelziffer 80 000 bis 90 000 Abtreibungen erfolgt. Das ist weit weniger als 30%, wenn ich auch zugebe, daß es noch viel zu viele sind.

    (Dr. Friedmann [CDU/CSU]: Die Statistik stimmt nicht!)

    — Darüber müssen wir streiten. Ich habe offenbar andere Zahlen als Sie.
    15324 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 193. Sitzung. Bonn, Donnerstag den 13. Dezember 1979
    Ewen
    Lassen Sie mich zum Schluß sagen: Die Familien in der Bundesrepublik sollen wissen, die sozialdemokratische Bundestagsfraktion nimmt die im Grundgesetz festgelegte Pflicht zum Schutz der Familie ernst. Wir nehmen aber auch das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ernst. Wir respektieren nicht nur, sondern wir haben eine hohe Achtung vor den Entscheidungen von Mann und Frau sowie der jungen Menschen in der Familie, die getroffen werden, um das Leben in der Familie angemessen zu regeln.
    Mütter, ob verheiratet oder nicht, ob im Hause tätig — und dadurch eine auswärtige Tätigkeit .des Mannes oft erst ermöglichend — oder zusätzlich im Beruf tätig — sie alle sollen eine Hilfe erhalten, die den jeweiligen besonderen Bedürfnissen Rechnung trägt. Mütter sollten sich nicht als „Nur-Mütter" oder „Auch-Erwerbstätige" gegeneinander ausspielen lassen,

    (Hasinger [CDU/CSU]: Sie tun das doch!)

    sondern ihre Forderungen solidarisch an die Gesellschaft richten. Es wird dann immer noch schwer genug sein, die sachlichen Notwendigkeiten und die finanziellen Möglichkeiten in Übereinstimmung zu bringen.
    Wer der Familie wirklich massiv helfen will, darf dann aber auch nicht Steuerentlastungen in einer Größenordnung von mehr als 16 Milliarden DM fordern, wie es der Herr Ministerpräsident aus Bayern getan hat.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)