Rede von
Dr.
Olaf
Schwencke
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege, ich bin erstaunt über eine solche Frage, die für Sie und für mich persönlich sicherlich von Bedeutung ist. Aber wir befinden uns hier in einer politischen Auseinandersetzung. Meine Begründung ist: Wir können unseren Wählern einen solchen Kandidaten als Demokraten nicht bieten. Sie können das auch nicht, und zwar insbesondere nicht als eine christliche Partei.
Ich komme zu einem weiteren Zitat, an dessen Erwähnung mir liegt, um einen engeren Bezug zwischen der Diskussion von vor 30 Jahren und der heutigen herzustellen, um damit deutlich zu machen, daß die wichtigsten europapolitischen Fragen geblieben sind. Unter dem Titel „Die Zweite Republik" hat der Publizist Walter Dirks in den „Frankfurter Heften" 1946, im ersten Heft, u. a. geschrieben:
Wir proklamieren das Ende des souveränen Nationalstaates. Wir können es um so mehr, als wir es sind, dieses Ende. Nur müssen wir es auch wollen, um aus der Not der Stunde wahrhaftig eine Tugend zu machen. Wir steuern die europäische Konföderation an, nicht gegen andere außereuropäische Mächte, sondern gerade für sie, wenn auch zunächst einmal für uns, für diesen in Krieg und Krise zerrütteten Kontinent. Wir suchen Verbindung und Austausch mit der ganzen Welt, vor allem mit den Vereinigten Staaten, ferner mit unserem mächtigen Nachbarn im Osten. Die europäische Stufe darf dabei nicht übersprungen werden.
Ein letztes Wort aus dem gleichen Aufsatz:
Europa, der arme Kontinent, kann nur gelten
und bestehen, wenn er sich zusammenrafft . . .
Das bedeutet das Ende der europäischen Idylle.
Ich habe bewußt zum Schluß dieses Wort gesetzt, weil ich glaubte, daß hier die Gemeinsamkeit des europäischen parlamentarischen Demokratismus liegt: Wenn wir diese Substanz aufgreifen und mit soviel Substanz wie möglich darangehen, diesen Anspruch zu verwirklichen, wenn die junge Generation diesen Dialog aufnimmt und wenn wir dazu beitragen, daß die junge Generation auch die Chance dazu bekommt, glaube ich, daß wir kräftig an diesem Europa der Nicht-Idylle weiter bauen.