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ID0815704500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/157 Bundestag Deutscher Stenographischer Bericht 157. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 31. Mai 1979 Inhalt: Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 12504 A Ansprache des Präsidenten Carstens . . 12501 A Dankesworte von Vizepräsident Frau Renger 12503 C Wahl des Präsidenten Dr. Kohl CDU/CSU 12504 C Präsident Stücklen 12505 B, C Wahl eines Stellvertreters des Präsidenten Zur Geschäftsordnung Porzner SPD 12506 B Spitzmüller FDP 12506 C Dr. Jenninger CDU/CSU 12506 D Absetzung des Punktes 2 von der Tagesordnung nach § 24 Abs. 2 GO 12507 A Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Europapolitik — Drucksachen 8/2452, 8/2787 — in Verbindung mit Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Integration in den Europäischen Gemeinschaften (Berichtszeitraum Oktober 1978 bis März 1979) — Drucksache 8/2760 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Abgeordneten Blumenfeld, Dr. van Aerssen und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU Beteiligung der Europäischen Gemeinschaft an den Friedensbemühungen in Nahost — 10-Punkte-Programm - - Drucksache 8/2817 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU Verbesserung der Lage im Libanon — Drucksachen 8/2321, 8/2837 — Dr. Klepsch CDU/CSU 12507 C Brandt SPD 12515 B Dr. Bangemann FDP 12522 C Genscher, Bundesminister AA . . 12529 D, 12540 A von Hassel CDU/CSU 12536 C Friedrich (Würzburg) SPD 12540 D II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 31. Mai 1979 Jung FDP . . . . 12544 B Dr. Aigner CDU/CSU 12546 D Matthöfer, Bundesminister BMF 12551 A Frau Dr. Walz CDU/CSU 12553 C Blumenfeld CDU/CSU 12555 C Dr. Gruhl fraktionslos 12557 C Seefeld SPD 12559 C Kunz (Berlin) CDU/CSU 12561 D Dr. von Dohnanyi, Staatsminister AA . . 12563 A Dr. van Aersen CDU/CSU 12564 A Dr. Müller-Hermann CDU/CSU 12567 B Hoffmann (Saarbrücken) CDU/CSU . . . 12568 C Dr. Früh CDU/CSU 12571 B Dr. Schwencke (Nienburg) SPD 12572 D Dr. Gradl CDU/CSU 12574 C Beratung der Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz über die unentgeltliche Beförderung Schwerbehinderter im öffentlichen Personenverkehr — Drucksache 8/2899 — Willms, Senator der Freien Hansestadt Bremen 12521 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beschleunigung von Verfahren und zur Erleichterung von Investitionsvorhaben im Städtebaurecht — Drucksache 8/2451 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau — Drucksache 8/2885 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Dr. Möller, Nordlohne, Niegel, Dr. Dollinger, Dr. Jahn (Münster), Dr. Schneider, Dr. Waffenschmidt, Link, Metz, Sauter (Epfendorf), Dr. Jenninger, Rawe, Dr. Kunz (Weiden) Tillmann, Carstens (Emstek) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesbaugesetzes — Drucksache 8/1970 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Drucksache 8/2885 — Dr. Möller CDU/CSU 12576 A Waltemathe SPD 12578 A Kolb CDU/CSU 12580 B Gattermann FDP 12582 B Dr. Haack, Bundesminister BMBau . . . 12584 B Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 15. Dezember 1975 über das europäische Patent für den Gemeinsamen Markt — Drucksache 8/2087 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/2825 — Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/2799 (Anlage 1) — in Verbindung mit Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über das Gemeinschaftspatent und zur Änderung patentrechtlicher Vorschriften (Gemeinschaftspatentgesetz) — Drucksache 8/2087 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/2825 —Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses — Drucksache 8/2799 (Anlage 2) — . . 12586 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Fünften, Gesetzes zur Änderung des Unterhaltssicherungsgesetzes — Drucksache 8/2356 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der, Geschäftsordnung — Drucksache 8/2703 — Beschlußempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses — Drucksache 8/2684 — 12587 B Zweite und dritte Beratung des Entwurfs eines Fünften Gesetzes zur Anderung des Bundeswahlgesetzes — Drucksachen 8/2682, 8/2757, 8/2806, 8/ 2306 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/2909 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksachen 8/2881, 8/2903 — in Verbindung mit Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 31. Mai 1979 III Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswahlgesetzes — Drucksache 8/1716 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 8/2881 — Krey CDU/CSU 12588 B Wittmann (Straubing) SPD 12590 B Dr. Wendig FDP 12591 D Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften — Drucksache 8/2710 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/2908 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 8/2888 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des vorzeitigen Ruhestandseintritts von Schwerbehinderten Beamten und Richtern — Drucksache 8/2656 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/2908 — Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses — Drucksache 8/2888 — Berger (Herne) CDU/CSU 12594 B Brandt (Grolsheim) SPD 12596 B Dr. Wendig FDP 12597 A Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Vertrag vom 9. Juni 1978 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über den Autobahnzusammenschluß im Raum Basel und Weil am Rhein — Drucksache 8/2592 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/2865 — Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr und für das Post-und Fernmeldewesen — Drucksache 8/2836 — . l 2597 D Beratung des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Verordnung zur Änderung des Deutschen Teil-Zolltarifs (Nr. 32/78 — Zweite Erhöhung des Zollkontingents 1978 für Bananen) — Drucksachen 8/2537, 8/2852 — . . . . 12598 A Beratung des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung Aufhebbare Siebzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz - - Drucksachen 8/2564, 8/2853 — 12598 C Nächste Sitzung 12598 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12599*A Anlage 2 Alphabetisches Namensverzeichnis der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl des Bundestagspräsidenten teilgenommen haben 12599*B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 31. Mai 1979 12501 157. Sitzung Bonn, den 31. Mai 1979 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Abelein 1. 6. Alber 1. 6. Dr. Barzel 1. 6. Dr. Becher (Pullach) 1. 6. Bindig 1. 6. Dr. Böhme (Freiburg) 1. 6. Büchner (Speyer) ** 31. 5. Carstens (Fehmarn) 1. 6. Eymer (Lübeck) 1. 6. Fellermaier * 1. 6. Gscheidle 31. 5. Handlos 1. 6. Hofmann (Kronach) 1. 6. Dr. Holz ** 1. 6. Dr. Hüsch 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) 1. 6. Dr. h. c. Kiesinger 1. 6. Dr. Klepsch * 1. 6. Koblitz 1. 6. Dr.-Ing. Laermann 1. 6. Lampersbach 1. 6. Lücker * 1. 6. Milz ** 31.5. Müller (Remscheid) 1. 6. Neuhaus 1. 6. Picard 1. 6. Frau Dr. Riede (Oeffingen) 1. 6. Frau Schlei 1. 6. Sieglerschmidt 1. 6. Dr. Starke (Franken) 1. 6. Graf Stauffenberg 1. 6. Dr. Todenhöfer 1. 6. Dr. Vohrer ** 1. 6. Dr. Wittmann (München) 1. 6. Wohlrabe 1. 6. Zeitler 1. 6. *) für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments **) für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Alphabetisches Namensverzeichnis der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl des Bundestagspräsidenten teilgenommen haben Adams Dr. Ahrens Dr. Aigner Dr. Althammer Amling Amrehn Angermeyer Dr. Apel Anlagen zum Stenographischen Bericht Arendt Dr. Arnold Augstein Baack Bahr Dr. Bangemann Dr. Bardens Batz Baum Dr. Bayerl Bayha Dr. Becker (Frankfurt) Becker (Nienberge) Frau Benedix Benz Frau Berger (Berlin) Berger (Herne) Berger (Lahnstein) Biechele Dr. Biedenkopf Biehle Biermann Dr. von Bismarck Dr. Blüm Blumenfeld Böhm (Melsungen) Dr. Bötsch Frau von Bothmer Brandt Brandt (Grolsheim) Braun Breidbach Broll Brück Buchstaller Büchler (Hof) Bühler (Bruchsal) Dr. von Bülow Burger Buschfort Dr. Bußmann Carstens (Emstek) Carstens (Fehmarn) Collet Conrad (Riegelsberg) Conradi Dr. Corterier Cronenberg Curdt Dr. Czaja Frau Dr. Czempiel Frau Dr. Däubler-Gmelin Damm Daubertshäuser Dr. Diederich (Berlin) Dr. von Dohnanyi Dr. Dollinger Dr. Dregger Dreyer Dr. Dübber Dürr 12600* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 31. Mai 1979 Egert Dr. Ehmke Dr. Ehrenberg Eickmeyer Frau Eilers (Bielefeld) Eimer (Fürth) Dr. Emmerlich Dr. Enders Engelhard Engelsberger Engholm Erhard (Bad Schwalbach) Ernesti Ertl Esters Dr. Evers Ewen Ey Feinendegen Fiebig Frau Fischer Dr. Fischer Flämig Frau Dr: Focke Francke (Hamburg) Franke Franke (Hannover) Dr. Friedmann Friedrich (Würzburg) Dr. Früh Dr. Fuchs Frau Funcke Gärtner Gallus Gansel Gattermann Frau Geier Geisenhofer Dr. von Geldern Genscher Dr. George Gerlach (Obernau) Gerstein Gerster (Mainz) Gerstl (Passau) Gertzen Dr. Geßner Gierenstein Glombig Glos Gobrecht Dr. Gradl Grobecker Grüner Grunenberg Dr. Haack Haar Haase (Fürth) Haase (Kassel) Haberl Dr. Häfele Haehser Frau Dr. Hamm-Brücher Dr. Hammans Hanz Frau Dr. Hartenstein Hartmann Hasinger von Hassel Hauck Dr. Hauff Hauser (Bonn-Bad Godesberg) Hauser (Krefeld) Dr. Haussmann Helmrich Henke Dr. Hennig von der Heydt Freiherr von Massenbach Heyenn Höffkes Hölscher Höpfinger Dr. Hoffacker Hoffie Frau Hoffmann (Hoya) Hoffmann (Saarbrücken) Dr. Holtz Hoppe Horn Dr. Hornhues Horstmeier Frau Huber Dr. Hubrig Frau Hürland Huonker Dr. Hupka Graf Huyn Ibrügger Immer (Altenkirchen) Dr. Jaeger Jäger (Wangen) Jahn (Marburg) Dr. Jahn (Münster) Jaunich Dr. Jenninger Dr. Jens Dr. Jentsch (Wiesbaden) Dr. Jobst Josten Jung Junghans Jungmann Junker Kaffka Frau Karwatzki Katzer Kiechle Kirschner Kittelmann Klein (Dieburg) Dr. Klein (Göttingen) Klein (München) Dr. Klepsch Klinker Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 31. Mai 1979 12601* Dr. Köhler (Duisburg) Dr. Köhler (Wolfsburg) Köster Dr. Kohl Kolb Konrad Krampe Dr. Kraske Kratz Kraus Dr. Kreile Kretkowski Dr. Kreutzmann Krey Krockert Frau Krone-Appuhn Kühbacher Kuhlwein Kunz (Berlin) Dr. Kunz (Weiden) Lagershausen Lambinus Landré Lange Dr. Langguth Dr. Langner Lattmann Dr. Laufs Dr. Lauritzen Leber Lemmrich Lemp Lenders Dr. Lenz (Bergstraße) Lenzer Frau Dr. Lepsius Liedtke Dr. Linde Link Lintner Löffler Löher Dr. Luda Ludewig Luster Lutz Manning Mahne Dr. Dr. h. c. Maihofer Marquardt Marschall Frau Dr. Martiny-Glotz Dr. Marx Frau Matthäus-Maier Matthöfer Mattick Dr. Meinecke (Hamburg) Meinike (Oberhausen) Meininghaus Dr. Mende Menzel Merker Dr. Mertes (Gerolstein) Metz Dr. Mikat Dr. Miltner Milz Mischnick Möhring Möllemann Dr. Möller Dr. Müller Müller (Bayreuth) Müller (Berlin) Müller (Mühlheim) Müller (Nordenham) Müller (Schweinfurt) Müller (Wadern) Dr. Müller-Emmert Dr. Müller-Hermann Müntefering Nagel Dr. Narjes Nehm Neumann (Bramsche) Neumann (Stelle) Frau Dr. Neumeister Niegel Dr. Nöbel Nordlohne Offergeld Oostergetelo Frau Pack Paintner Paterna Pawelczyk Peiter Dr. Penner Pensky Peter Petersen Pfeffermann Pfeifer Dr. Pfennig Pieroth Frau Pieser Pohlmann Polkehn Porzner Prangenberg Dr. Probst Rainer Rapp (Göppingen) Rappe (Hildesheim) Rawe Reddemann Regenspurger Dr. Reimers Frau Renger Reuschenbach Dr. Riedl (München) Dr. Riesenhuber Dr. Ritz Röhner Dr. Rose 12602* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 31. Mai 1979 Rosenthal Roth Rühe Russe Sander Sauer (Salzgitter) Sauter (Epfendorf) Saxowski Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein Dr. Schachtschabel Schäfer (Mainz) Schäfer (Offenburg) Dr. Schäfer (Tübingen) Dr. Schäuble Schartz (Trier) Schedl Scheffler Schetter Schirmer Schlaga Frau Schleicher Schluckebier Dr. Schmidt (Gellersen) Schmidt (Hamburg) Schmidt (Kempten) Schmidt (München) Schmidt (Niederselters) Schmidt (Wattenscheid) Schmidt (Wuppertal) Dr. Schmitt-Vockenhausen Schmitz (Baesweiler) Schmöle Dr. Schmude Dr. Schneider Dr. Schöfberger von Schoeler Schreiber Dr. Schröder (Düsseldorf) Schröder (Luneburg) Schröder (Wilhelminenhof) Frau Schuchardt Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) Schulte (Unna) Schulze (Berlin) Schwarz Dr. Schwarz-Schilling Dr. Schwencke (Nienburg) Dr. Schwenk (Stade) Dr. Schwörer Seefeld Seiters Sick Sieler Frau Simonis Simpfendörfer Dr. Sperling Dr. Freiherr Spies von Büllesheim Spilker Spitzmüller Dr. Spöri Spranger Dr. Sprung Stahl (Kempen) Stahlberg Dr. Stark (Nürtingen) Dr. Stavenhagen Dr. Steger Frau Steinhauer Dr. Stercken Stockleben Stöckl Stommel Straßmeir Stücklen Stutzer Susset Sybertz de Terra Tillmann Frau Dr. Timm Tönjes Topmann Frau Traupe Frau Tübler Ueberhorst Dr. Unland Urbaniak Frau Verhülsdonk Vogel (Ennepetal) Vogelsang Vogt (Duren) Voigt (Frankfurt) Voigt (Sonthofen) Volmer Dr. Voss Dr. Waffenschmidt Dr. Waigel Walkhoff Waltemathe Walther Frau Dr. Walz Dr. Warnke Dr. von Wartenberg Wawrzik Weber (Heidelberg) Dr. Weber (Köln) Wehner Weiskirch (Olpe) Weisskirchen (Wiesloch) Dr. von Weizsäcker Dr. Wendig Wendt Werner Dr. Wernitz Westphal Frau Dr. Wex Wiefel Wilhelm Frau Will-Feld Frau Dr. Wilms Wimmer (Mönchengladbach) Wimmer (Neuötting) Windelen Wischnewski Frau Dr. Wisniewski Wissebach Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 157. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 31. Mai 1979 12603* Wissmann Dr. de With Dr. Wittmann (München) Wittmann (Straubing) Dr. Wörner Wolfgramm (Göttingen) Wolfram (Recklinghausen) Baron von Wrangel Wrede Würtz Würzbach Wüster Dr. Wulff Wurbs Wuttke Wuwer Zander Zebisch Dr. Zeitel Zeyer Ziegler Dr. Zimmermann Zink Dr. Zumpfort Zywietz
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Jäger, ich denke, die historische Wahrheit ist doch die, daß hier ein Antrag von der Fraktion der CDU/CSU dem Deutschen Bundestag zur Abstimmung vorgelegt wurde, in dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, das Schlußdokument von Helsinki nicht zu unterzeichnen.

    (Beifall bei der FPD und der SPD — Zuruf von der FDP: Genau!)

    Meine Damen und Herren, ich frage mich, wie die europäische Wirklichkeit ausgesehen hätte, wenn Sie für diesen Antrag eine Mehrheit bekommen hätten.
    Ich frage mich, wie es möglich ist, daß heute morgen ein Redner von Ihnen sagte, man müsse einmal sehen, was sich in Osteuropa mit der Bürgerrechtsbewegung tue. Ja, meine Damen und Herren, glauben Sie denn wirklich, daß alle die Entwicklungen, die die Welt faszinieren, ohne die Unterzeichnung dieses Schlußdokuments denkbar gewesen wären?

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Fühlen Sie nicht, was es bedeutete, daß in den Parteizeitungen der kommunistischen Staaten Osteuropas ein Dokument als Ergebnis der Vereinbarungen von Helsinki veröffentlich wurde, in dem Menschenrechte, Selbstbestimmung als Forderungen an die Staaten deklariert sind,

    (Zuruf des Abg. Reddemann [CDU/CSU])

    in dem die Frage der humanitären Erleichterungen des Korbs III erwähnt ist?
    Meine Damen und Herren, ich bitte Sie herzlich, wenn Sie schon nicht der Überzeugungskraft der Freien Demokraten und der Sozialdemokraten hier im Deutschen Bundestag glauben, doch einmal ihre Schwesterparteien in den anderen europäischen Staaten zu fragen, warum die, unabhängig davon, ob sie im Zeitpunkt der Unterzeichnung des Dokuments von Helsinki in der Regierung oder in der Opposition waren, für die Teilnahme ihrer Länder an diesem Entspannungsprozeß eingetreten sind.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ich erwähne das nur, weil die multilaterale Entspannungspolitik ein Teil europäischer Außenpolitik geworden ist und weil ich es gern sehen würde, wenn eine Oppositionspartei von dem Gewicht der
    CDU/CSU — oder vielleicht muß man jetzt besser sagen: der CSU/CDU — in dieser Frage vielleicht doch eine Veränderung ihrer Position vornehmen könnte. Es wäre gut, wenn wir die europäische Außenpolitik auch in diesem Bereich als ein Stück gemeinsamer Überzeugung tragen könnten, wie wir doch in den Fragen der Europapolitik im übrigen — bei aller Diskussion über das, was man besser machen könnte; das gehört immer dazu — eigentlich weitgehend übereinstimmen.
    Ich will Ihnen ganz offen sagen: Außenpolitik lebt davon, daß man die Gebiete, in denen man in der Sache übereinstimmt, nicht zuschüttet, sondern daß man alle Übereinstimmungen freilegt und sichtbar macht. Das Gewicht eines Landes in der internationalen Diskussion erhöht sich doch und schwächt sich nicht, wenn die Außenpolitik im eigenen Parlament eine möglichst breite Grundlage hat. Ich bin also der Überzeugung, daß es gut wäre, wenn Sie einmal die Herausforderungen sähen, die sich international für Europa stellen, und wenn Sie daraus Ihre Schlüsse zögen, damit Sie in Übereinstimmung mit Ihren Schwesterparteien, aber auch mit den die Bundesregierung tragenden Parteien dazu beitragen könnten,

    (Reddemann [CDU/CSU] : Keine falschen Parallelen!)

    eine gemeinsame Außenpolitik zu tragen; denn es ist doch eigentlich das Großartige, Herr Kollege Reddemann, daß sich in der europäischen Gemeinschaft, wo Regierungen ganz unterschiedlicher parteipolitischer Zusammensetzung vertreten sind — dort gibt es Regierungen, die nur von Sozialdemokraten gestellt sind, nur von Christdemokraten, es gibt Koalitionsregierungen aus Liberalen und Christdemokraten, aus Liberalen und Sozialdemokraten, aus Christdemokraten und Sozialdemokraten, also alle Gruppierungen, die überhaupt denkbar sind —, sich alle im Bereich der Entspannungspolitik gefunden haben. Sie haben sich auch für die AfrikaPolitik gefunden, sie haben sich gefunden für die Nahost-Politik.

    (Reddemann [CDU/CSU] : Mal sehen, was die britische Regierung jetzt tut!)

    Nun sollte es auch der CDU/CSU möglich sein, sich dieser europäischen Gemeinsamkeit anzuschließen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Das wäre ein Gewinn für unser Land und für Europa.

    (Dr. Müller-Hermann [CDU/CSU] : Vielleicht mangelt es bei uns auch am guten Willen der Regierung!)

    — Herr Kollege Müller-Hermann, ich bin immer für
    ein Gespräch offen. Ich rede hier ganz unpolemisch,

    (Reddemann [CDU/CSU]: Na! Na!)

    ich ringe geradezu darum, Sie davon zu überzeugen, daß es nicht nur in Ihrem eigenen Interesse liegt, sondern im Interesse unseres Landes; denn diese Entspannungspolitik ist für uns auch eine der Voraussetzungen, um bei der Lösung der deutschen Frage voranzukommen.



    Bundesminister Genscher
    Sie haben erhebliche Anstände gegen die Entspannungspolitik und die Vertragspolitik der Bundesregierung erhoben.

    (Reddemann [CDU/CSU] : Gegen die Art der Entspannungspolitik, nicht gegen die Entspannung!)

    Aber Sie haben doch einem zugestimmt, Sie konnten doch eines unterstreichen: den Brief zur deutschen Einheit. Und zwar haben sie ihn deshalb mit unterstützt, weil wir uns im Ziel einig sind. Aber ich glaube, sie haben ihn auch deshalb unterstützt, weil die Bundesregierung in diesem Brief zur Deutschen Einheit die Lösung der deutschen Frage, die Wiederherstellung der staatlichen Einheit in einen europäischen Rahmen gestellt hat. „Auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken", heißt es, „in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt". Das ist es: Selbstbestimmung, Einheit. Aber eben: auf einen Zustand des Friedens in Europa hinwirken. Und um diesen Zustand des Friedens in Europa zu erreichen, brauchen wir zunächst einmal die Gemeinsamkeit der Zielsetzung und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern in der Europäischen Gemeinschaft. Deshalb ist das für uns eine der beiden fundamentalen Voraussetzungen jeglicher Entspannungspolitik.
    Die Bundesregierung hat von Anfang an einen Alleingang in der Entspannungspolitik abgelehnt, weil sie wußte: ein Alleingang in dieser Frage muß zum Scheitern verurteilt sein. Aber in der Gemeinschaft unserer Partner, in der EG und im westlichen Verteidigungsbündnis, da haben wir die Voraussetzungen, um Fortschritte in der europäischen Entspannung, aber damit eben auch in der Entspannung im deutsch-deutschen Verhältnis zu erreichen und zu ermöglichen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Deshalb gehört das in eine Europa-Debatte mit hinein: das Ziel der deutschen Einheit. So verstanden, kann man ganz unbefangen auch den Begriff „Wiedervereinigung" verwenden, wenn man darunter versteht: auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken.

    (Reddemann [CDU/CSU] : Frieden allein genügt nicht, Sie sollten die Freiheit nicht unterschlagen!)

    — „In dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung", heißt es, Herr Kollege Reddemann. Sie sollten den Brief zur deutschen Einheit kennen. Gibt es mehr als freie Selbstbestimmung für ein Volk? Ich wäre glücklich, wenn wir es hätten. Sie wollen uns sicher nicht unterstellen, wir wellten darauf verzichten. Wir haben es bei dem Abschluß der Verträge zum Ziel der deutschen Politik gemacht. Das ist auch eine europäische Aufgabe.

    (Beifall bei der FDP)

    Deshalb ist es richtig, was Kollege Bangemann gesagt hat: daß nämlich Entspannungspolitik und die Durchsetzung des Zieles, das im Brief zur deutschen Einheit steht, keine Gegensätze sind. Ja, ich sage: ohne eine europäische Friedensordnung be-
    steht nicht die geringste Hoffnung, Fortschritte in der deutschen Frage durchsetzen zu können.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Deshalb ist die europäische Einigung für uns eben auch eine der Voraussetzungen, mit denen wir unsere Ziele als unteilbare deutsche Nation verwirklichen können.
    So ist die Diskussion, die wir heute über das führen, was Europa für uns bedeutet, nicht nur auf die gemeinsame wirtschaftliche Entwicklung gerichtet, so wichtig diese für die wirtschaftliche Stabilität, für die soziale Gerechtigkeit in den Staaten der Europäischen Gemeinschaft ist; wir wissen, daß soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität und politische Stabilität untrennbar zusammengehören. Die Diskussion über das, was Europa bedeutet, was die Menschen von Europa erwarten, geht darüber hinaus. Was hat dieses Europa für das ganze Europa zu erfüllen? Denn auch darauf wurde hier mit Recht hingewiesen — ich stimme da mit Herrn Kollegen Klepsch und meinen anderen Vorrednern überein —: die Europäische Gemeinschaft ist ein Teil Europas, nicht das ganze Europa. Dieses andere Europa nicht zu vergessen, sondern mit ihm zusammenzuarbeiten, welche staatliche und politische Ordnung dort immer jetzt vorherrschen mag, das ist die große Aufgabe. Unsere Verpflichtungen zu erfüllen in der Dritten Welt, das sind die Aufgaben nach außen.
    Nun ist es möglich gewesen, in diesen Jahren — hier sicherlich nicht ohne die ganz entschiedene Mitwirkung der Bundesregierung — die erste Direktwahl für ein europäisches Parlament durchzusetzen. Herr Kollege Brandt hat heute darauf hingewiesen, daß das Fernsehen in Frankreich viel stärker als die Medien bei uns von der Auseinandersetzung im Wahlkampf Notiz nimmt. Das liegt natürlich auch daran, daß schon die Tatsache der Wahlen in Frankreich ein Punkt des Streites ist. Das zeigt doch eigentlich, welcher Weg in manchen Ländern zurückgelegt werden mußte. Ich möchte nicht zögern, anzuerkennen, welcher Mut, welche europäische Verantwortung, welche europäische Weitsicht dazu gehörten, daß sich der Präsident der Republik Frankreich für die Durchführung dieser Wahlen entschieden hat.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ich sage das genauso an diejenigen, die in Großbritannien für die Durchführung der Wahlen eingetreten sind. Auch dort gab es Vorbehalte, weil man fürchtete, daß darunter die Kompetenzen des britischen Unterhauses leiden könnten.
    Nun wird es darauf ankommen, daß wir als politische Parteien und diejenigen, die für uns in dieses Parlament einziehen, die Möglichkeiten des Europäischen Parlaments voll nutzen, daß sie sich nicht mit dem zufriedengeben, was heute ist, sondern daß sie selbst dazu beitragen, daß das Gewicht dieses Parlaments durch die Qualität seiner Arbeit, durch seine europäische Verantwortung, durch den Ideenreichtum seiner Mitglieder erhöht wird. Aber ich denke, daß wir auch die Pflicht haben, die Bürger



    Bundesminister Genscher
    unseres Landes darauf hinzuweisen, daß es jeder einzelne Bürger mit in der Hand hat, über die Autorität dieses Parlaments und seinen Einfluß zu entscheiden und zu bestimmen, nämlich dadurch, daß er zunächst einmal zur Wahl geht. Wir sollten durch eine hohe Wahlbeteiligung bei uns in der Bundesrepublik Deutschland, durch ein Plebiszit der wahlberechtigten Bürger als erstes noth einmal deutlich machen: Wir sagen ja zu diesem Europa. Zweitens sollten die Bürger durch diese hohe Wahlbeteiligung zum Ausdruck bringen, daß sie dieses Parlament ernst nehmen, daß sie wollen, daß es als ihre europäische Vertretung die europäischen Dinge voranbringt. Deshalb ist dieses Mal Wahlrecht wirklich Wahlpflicht im staatsbürgerlichen Sinne, in der staatsbürgerlichen Bedeutung des Wortes.
    Dieses Parlament und die Wahl zu diesem Parlament werden den demokratischen Charakter Europas ausweisen und die Anziehungskraft dieses Europas der Neun weiter erhöhen. Wir haben am letzten Montag das Abkommen über den Beitritt Griechenlands unterzeichnet. Es war keine leichte Sache, das bei den Interessen, die manche Mitgliedstaaten hatten, durchzusetzen. Es ist eine europäische Tat gewesen, daß man das erreichen konnte. Spanien und Portugal warten darauf, wohl wissend, daß für sie die Unterzeichnung eines Beitrittsvertrages nicht nur eine wirtschaftliche, sondern eine politische Perspektive darstellt. Wenn wir daran interessiert sind, daß diese südeuropäischen Demokratien weiter gefestigt werden, daß sie ihre Anlaufjahre erfolgreich überwinden, sollten wir alles tun, um diese Demokratien durch schnelle Verhandlungen und ein gutes Resultat zu ermutigen.
    Die Bundesregierung ist sich ihrer europäischen Verpflichtung für die innere Entwicklung, für die Stärkung der Gemeinschaftsorgane bewußt. Sie kennt aber auch die Verpflichtungen, die diese Europäische Gemeinschaft nach außen hat, im Verhältnis zu den Staaten Osteuropas, in bezug auf die Aufgaben, die auf uns zukommen. Wir müssen gemeinsam mit unseren Partnern darum" ringen, daß die Einheit unserer Nation gewahrt bleiben kann. Schließlich sind wir uns der Verpflichtungen gegenüber der Dritten Welt bewußt. So gesehen erbitten wir am 10. Juni 1979 eben nicht das Ja der Bürger unseres Landes zu einer Zollunion, sondern wir erbitten ihr Ja zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Völkern Europas, einer Zusammenarbeit, die darauf gerichtet ist, Menschenwürde zu garantieren, das Selbstbestimmungsrecht weltweit zu vertreten, die Menschenrechte, die bürgerlichen wie die sozialen und kulturellen Rechte durchzusetzen, eine Gemeinschaft der Freiheit als Beispiel zu geben, aber sie anderen nicht aufzudrängen. Jeder wird nach seinen eigenen Umständen seine staatliche und gesellschaftliche Ordnung zu entscheiden haben. Dieses Europa, das über viele Jahrhunderte der Welt nicht nur gute Beispiele, sondern auch das böse Beispiel selbstzerfleischender Kriege gegeben hat, gibt mit dieser Europäischen Gemeinschaft ein Beispiel der friedlichen Zusammenarbeit. Wir Deutschen wollen am 10. Juni und danach zeigen, daß diese friedliche Zusammenarbeit in Europa, für Europa und Europas mit der Welt unser großes gemeinsames Ziel ist.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Richard Stücklen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete von Hassel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kai-Uwe von Hassel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Redner des Vormittags und der beiden Nachmittagsstunden haben allgemein beklagt, daß der Gedanke Europa in der Bevölkerung, beim Wähler noch nicht so verfestigt sei, daß mit einer überzeugenden Sicherheit in die Wahl vom 10. Juni eingetreten werden kann. Verehrter Herr Außenminister, ich kann mir vorstellen, daß die Reden des heutigen Tages, die wie ein Roter Faden die Notwendigkeit Europas zeigten, die sich darin unterschieden, wie es aussehen soll, aber einheitlich die Notwendigkeit Europas zeigten, drei Monate früher, vor der Osterpause, und nicht erst wenige Tage, eine Woche, vor der eigentlichen Wahl hier in diesem Hohen Hause gehalten, wahrscheinlich eine größere Wirkkraft gehabt hätten.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Ich meine, es wäre daher gut gewesen, wir hätten die Antwort der Regierung auf die Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion vom Anfang dieses Jahres bereits vor einigen Monaten absolviert.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    Verehrter Herr Außenminister, Sie haben Ihre Einlassungen mit einer Kritik an meinem Kollegen Egon Klepsch begonnen und gesagt, er schiene hier einen Wahlkampf inszenieren zu wollen und er habe Ihnen aufgezählt und aufgelistet, wo die Regierung oder andere Regierungen versagt hätten. Ich glaube, Herr Außenminister, es ist wichtig, einmal bei Ihnen im Haus durch andere, vielleicht auch durch Sie, sorgfältig nachzulesen, was Herr Klepsch gesagt hat. Dann werden Sie eine ganze Reihe von Betrachtungen finden, die möglicherweise auch für die Aufgaben, die Arbeit der Regierung von einem Vorteil sein könnten. Sie haben wohl ein bißchen überhört, daß Egon Klepsch das ausdrückliche Angebot der CDU/CSU-Fraktion gemacht hat, Ihnen in den europäischen Fragen zur Seite zu stehen, mit Ihnen gemeinsam diese europäische Aufgabe in die Hand zu nehmen. Ich meine, daß Sie darüber nachdenken sollten, ob das nicht ein Ansatzpunkt dafür wäre, in den bevorstehenden schwierigen Fragen Europas in einer solchen Form miteinander zu verkehren, und zwar nicht nur so, daß man entgegennimmt, was dort geschehen ist und praktisch nichts mehr ändern kann, sondern daß man diesen Dialog zwischen Ihnen und der Opposition regelmäßig in einer guten Form und nicht nur dann und wann einmal betreiben kann, wenn Sie durch eine Große Anfrage von uns gezwungen sind, in diese Debatte einzusteigen. Ich meine, daß Herr Dr. Klepsch deutlich gemacht hat, wie das gemeinsame Interesse an Europa durch solch eine gemeinsame Politik allgemein zugunsten Europas verstärkt werden könnte.
    Herr Außenminister, drittens haben Sie Herrn Klepsch kritisiert, daß er Bemerkungen zum Euro-



    von Hassel
    päischen Rat, also zu dem Gremium der Staatspräsidenten und Regierungschefs, gemacht hat. Sie fragten, ob er dieses Gremium beseitigen wolle, ja oder nein. Keine einzige Äußerung ging auch nur andeutungsweise in diese Richtung. Klepsch hat dargelegt, daß die Arbeit heute dadurch erschwert sei, daß sowohl der Ministerrat als auch der Europäische Rat darüber noch einmal zu befinden hätten, daß es eine Zeitvergeudung sei und daß eine Tendenz bestehe, daß der normale Ministerrat Dinge, die ein bißchen komplizierter seien, nach oben abgebe und sich so oben beim Europäischen Rat soviel aufhäufe, daß er in einem überschaubaren Zeitraum mit den Problemen nicht mehr fertig werden könne.
    Er hat zweitens kritisiert, daß man diesen Europäischen Rat jenseits der eigentlichen Tagesdinge, jenseits derer angesiedelt habe, die auch mit Europa zu tun haben, so daß kein Dialog zwischen dem Rat und beispielsweise dem Europäischen Parlament bestehe. Er hat also einen konstruktiven Vorschlag gemacht, wie man den Europäischen Rat so einbinden könne, daß er in seiner Gesamtheit gemeinsam — Europäischer Rat, Ministerrat und Parlament — mit der Kommission vorankommen kann.
    Herr Außenminister, Sie haben dann einen Vorwurf aufgegriffen, der Legendenbildung Vorschub leisten könnte. Sie haben darauf verwiesen, daß man sich zu der Zeit, als die Christlichen Demokraten die Regierung gebildet hätten, erst allein, später in der Großen Koalition, mit den Franzosen nicht habe verständigen können; auf der anderen Seite habe de Gaulle gestanden. Sie sagen, zu unserer Zeit sei der leere Stuhl in Luxemburg entstanden. Sie sollten noch einmal genau nachsehen. Dieser leere Stuhl ist entstanden, als der Außenminister in einer Großen Koalition nicht von uns gestellt wurde. Wenn Sie lobend herausstellen, daß auf der großen Gipfelkonferenz von Den Haag im Dezember 1969 wenige Monate nach dem Antritt der Regierung Brandt, in der Sie Innenminister und der heutige Bundespräsident Außenminister waren, diese Möglichkeiten des Neubeginns für Europa zu Ihrer Zeit, zwei Monate nach Ihrem Antritt, in Den Haag geschaffen worden seien, dann muß ich Ihnen sagen: Die Entwicklung für Den Haag hat lange vorher eingesetzt. Der damalige französische Staatspräsident Pompidou ist derjenige gewesen, der schon zur Zeit des Regierungschefs Kurt Georg Kiesinger die Rückkehr auf den Stuhl in Aussicht gestellt hat.
    Sie sagen dann fünftens bei der Frage der Entspannungspolitik, da seien wir offenbar — durch einen Zwischenruf sei das erhärtet worden — der Meinung, Entspannungspolitik gebe es nicht. Sie kritisieren im Zusammenhang mit der Entspannungspolitik, daß wir als Christliche Demokraten uns gegen Helsinki ausgesprochen hätten. Ich möchte noch einmal die Zwischenfrage meines Kollegen Jäger und Ihre Antwort aufnehmen. Alle europäischen Christlichen Demokraten, die in einer Organisation der Europäischen Union Christlicher Demokraten zusammengeschlossen sind, haben sich in zwei großen Sonderkonferenzen mit der Vorbereitung für Helsinki beschäftigt, später mit der Vorbereitung für die Nachfolgekonferenz in Belgrad, und haben dabei klare Grundlagen erarbeitet und über ihre nationalen Regierungen, soweit sie sie stellen, eingespeist. Die Grundlagen drücken genau das aus, was der Kollege Jäger hier gesagt hat, daß man nämlich an den Rechten der Deutschen im anderen Deutschland nicht vorbeigehen dürfe und diese großzuschreiben habe.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Vor diesem Hintergrund haben wir uns damals auf die Konferenz von Helsinki vorbereitet. Wir waren bereit, in Helsinki die Fragen gemeinsam zu erörtern. Diese Prämisse aller Christlichen Demokraten ist in der Dokumentation, die Ihnen zur Verfügung gestellt werden könnte, dargestellt.
    Verehrter Herr Außenminister, Sie haben ganz zum Schluß einen Gedanken aufgegriffen, den ich in einer Rede gelesen habe, die Sie vor genau acht Tagen, am Donnerstag der vorigen Woche, bei der Verleihung des Karlspreises in Aachen gehalten haben. In dieser Rede haben Sie zwei oder drei für mich ungemein bemerkenswerte Darstellungen gegeben. Ich gehe davon aus, daß diese in Aachen gehaltene Rede zwar außerhalb des Parlaments gehalten wurde, daß aber im Parlament eine gleichartige Rede gehalten werden könnte. Sie haben dort nämlich in einer sehr feinsinnigen Darstellung das Thema der Freiheit behandelt, der Freiheit des Individuums, des Menschen, der die Chance haben müsse, sich in diesem Europa, in der Welt zu entwickeln, zu entfalten. Sie haben das in einer Form dargestellt, daß es eigentlich die CDU im Wahlkampf verbreiten sollte, weil es genau unseren Thesen von dem freien sozialen Europa entspricht.
    Sie haben zweitens in Aachen, aber nicht hier gesagt — ich bedaure das vor allen Dingen vor dem Hintergrund der Einlassungen des Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei heute vormittag; ich bedaure, daß er nicht da ist, denn ich möchte ihm ebenfalls antworten — —

    (Wehner [SPD]: Sie sind auch manchmal nicht da!)

    — Das ist richtig. Ich mache ihm auch keinen Vorwurf.

    (Wehner [SPD]: Das beruht auf Gegenseitigkeit!)

    — Ich habe gesagt, ich bedaure es, daß er nicht da ist, weil ich nämlich ganz gerne ihm und nicht seinem Substitut antworten möchte.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich werde es trotzdem tun, weil er ja verhindert ist.
    Sie, Herr Außenminister, haben bei dieser Gelegenheit — darauf komme ich nachher noch einmal zurück — die Rechte, die diesem Parlament gegeben werden müßten — ich darf sie nachher noch einmal aufzählen — in einer Form dargestellt, mit der Sie unsere volle Unterstützung finden.
    Ich darf mich in diesem Zusammenhang zunächst noch einmal dem Herrn Kollegen Brandt zuwenden, der sagte, wir hätten es — in der Rede von Herrn Klepsch heute morgen — so dargestellt, daß das



    von Hassel
    Erstgeburtsrecht für Europa von uns in Anspruch genommen würde. Sie verweisen dazu auf Ihr Heidelberger Programm des Jahres 1925, Sie verweisen auf Bebel.
    Niemand in diesem Hause will in der Geschichte zurückblättern. Wir sind vielmehr der Meinung, daß die Diskussion über Europa in diesem Hause dort anzufangen hat, wo die Parteien dieses Hauses mit ihrer Verantwortung nach dem Zweiten Weltkrieg bzw. 1949 beginnen können.

    (Reddemann [CDU/CSU] : Genauso ist es!)

    Da besteht kein Zweifel, daß die Sozialdemokraten, von einzelnen abgesehen, bei den großen ersten Schritten für Europa weithin nein gesagt haben. Ich will darauf jetzt nicht zurückkommen, aber wenn Sie schon das Jahr 1925 nehmen, sollten Sie zumindest auch erwähnen, daß es ja zwei europäische Politiker von hohen Graden gegeben hat, die 1925 einen konkreten Versuch unternommen haben, die nicht ein Programm geschrieben, sondern einen konkreten Versuch unternommen haben,

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: So ist es: die nicht ein Programm geschrieben, sondern gehandelt haben!)

    nämlich Briand auf der einen Seite und Gustav Stresemann auf der anderen Seite. Das große Denkmal für Gustav Stresemann steht im von uns geführten Land Rheinland-Pfalz im Hause der Staatskanzlei.

    (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Was heißt das schon?)

    Gustav Stresemann hat es versucht, und erst nachher, als Briand nicht mehr Außenminister war, ist das unterbrochen worden, und später ist er darüber hingestorben.