Rede von
Liselotte
Funcke
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(FDP)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das weiß ich wohl. Die Form und der Realisierungsgrad sind jedoch in den Ländern sehr unterschiedlich. Wir brauchen uns darüber nicht zu streiten. Frau Griesinger bemüht sich zweifellos. Und daß Sie das fordern, ist keine Frage. Nur in der Vergangenheit ist von Ihnen da wenig vorangetrieben worden. Man hat dieses Feld den karitativen Verbänden mehr zufällig überlassen, weil es — das wollte ich andeuten und das klang auch bei Ihnen sehr stark heraus — bei Ihnen immer eine gewisse Sorge gibt, die Öffentlichkeit bzw. die Allgemeinheit könnte durch öffentliche Einrichtungen Einfluß auf die Familie bekommen.
Nun bekennen wir uns seitens der FDP sehr nachdrücklich und umfassend
zum Elternrecht, weil wir in der Tat der Familie einen hohen Stellenwert zuweisen und ihn auch erhalten wissen möchten. Wir wollen sie in ihrer Erziehungsfähigkeit stärken, wozu dann allerdings bei der heutigen Familienstruktur das gesellschaftliche Umfeld gehört.
Was mich besorgt gemacht hat, ist, Frau Kollegin Wex, daß in Ihrer ganzen Rede — ich will sie noch einmal aufmerksam nachlesen — das Kind als Subjekt nicht vorkommt, allenfalls als Objekt.
An dieser Stelle sind wir möglicherweise in der Frage der Funktionsfähigkeit der Familie und ihren Rechten und Pflichten ein klein wenig auseinander. Ich fände es aber nicht gut, wenn wir daraus einen ideologischen Streitpunkt machten.
Aber daß laut Grundgesetz auch ein Kind Grundrechte hat, kann doch wohl nicht bestritten werden, ebensowenig die Tatsache, daß das heute noch in Kraft befindliche Familienrecht, das wir ändern wollen, das Kind mehr oder weniger nur als Objekt innerhalb der Familie behandelt und nur die Eltern als Subjekte. Wir sind der Meinung, wir müssen die Frage nach dem Wohl des Kindes, nach seinen Rechten — gegebenenfalls auch bei nicht verschuldetem Fehlverhalten der Eltern — sehr ernst nehmen.
Meine Damen und Herren, ich habe leider keine Zeit mehr, weiter zu sprechen. Lassen Sie mich da-
her nur abschließend sagen: Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir uns darin einig wären, das Familienpolitik nicht nur Eltern-, sondern auch Kinderpolitik ist.