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ID0806809800

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    Plenarprotokoll 8/68 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 68. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 25. Januar 1978 Inhalt: Abwicklung der Tagesordnung . . . . . 5263 A Pairing-Vereinbarungen 5263 C Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1978 (Haushaltsgesetz 1978) — Drucksachen 8/950, 8/1285 — Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen — Drucksache 8/1368 — in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof — Drucksache 8/1377 — in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld — Drucksache 8/1383 — in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung — Drucksache 8/1387 — in Verbindung mit Beratung der Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zur Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 1977 bis 1981 — Drucksachen 8/951, 8/1286, 8/1421 — Haase (Kassel) CDU/CSU 5264 A Grobecker SPD 5267 B Gärtner FDP 5269 C Carstens (Emstek) CDU/CSU 5273 D Westphal SPD 5278 A Frau Matthäus-Maier FDP 5282 A Dr. Apel, Bundesminister BMF . . . . 5284 C Augstein SPD 5289 C Wohlrabe CDU/CSU . . . . . 5291 B, 5293 C Dr. Dübber SPD 5293 A Hoppe FDP 5294 C Frau Pieser CDU/CSU . . . . . . 5295 B Augstein SPD 5298 B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Januar 1978 Präsident Carstens 5274 C Vizepräsident Stücklen 5293 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache 8/1370 — Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU 5300 A Simpfendörfer SPD 5303 D Paintner FDP 5306 D Ertl, Bundesminister BML . . . . . . 5308 D Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft — Drucksache 8/1369 — Dr. Waigel CDU/CSU . . . . . . . . 5311 D Dr. Sperling SPD 5315 C Dr. Biedenkopf CDU/CSU . . . . . . 5318 B Dr. Ehmke SPD 5326 A Dr. Haussmann FDP 5333 B Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 5335 B Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr — Drucksachen 8/1372, 8/1424 — Schröder (Lüneburg) CDU/CSU 5344 B Müller (Nordenham) SPD 5346 C Ollesch FDP 5348 C Gscheidle, Bundesminister BMV/BMP . 5350 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen — Drucksache 8/1373 — . . . . . . 5351 D Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern — Drucksache 8/1366 — in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung — Drucksache 8/1384 — in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung — Drucksache 8/1386 — Dr. Riedl (München) CDU/CSU . . . . 5352 A Liedtke SPD 5356 A Dr. Wendig FDP 5359 D Spranger CDU/CSU 5362 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister BMI 5366 A Walther SPD 5371 B Metz CDU/CSU 5371 D Namentliche Abstimmung . . . 5371 D, 5373 A Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz — Drucksache 8/1367 — Dr. Friedmann CDU/CSU 5374 D Dr. Emmerlich SPD . . . . . . . . 5377 B Kleinert FDP 5379 B Erhard (Bad Schwalbach) CDU/CSU . . 5383 B Dürr SPD 5385 B Dr. Vogel, Bundesminister BMJ 5386 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte — Drucksache 8/1385 — 5392 C Nächste Sitzung 5392 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 5393* A Deutscher Bundestag -- 8. Wahlperiode — 68. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 25. Januar 1978 5263 68. Sitzung Bonn, den 25. Januar 1978 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bayerl * 25. 1. Dr. Dollinger 25. 1. Dr. Fuchs * 25. 1. Jung * 25. 1. Dr. Kraske 27. 1. Dr. Kreile 27. 1. Frau Krone-Appuhn 27. 1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Lampersbach 26. 1. Luster * 25. 1. Dr. Mende ** 25. 1. Dr. Müller ** 25. 1. Dr. Müller-Hermann * 25. 1. Offergeld 27. 1. Reddemann ** 25. 1. Scheffler ** 25. 1. Schmidt (München) * 25. 1. Dr. Schwencke (Nienburg) *' 25. 1. Seefeld * 25. 1. Dr. Starke (Franken) * 25. 1. Dr. Todenhöfer 24. 2. Dr. Vohrer ** 25. 1. Baron von Wrangel 27. 1.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Das DIW und andere Institute kommen zu dem Ergebnis, daß es der Mangel an Eigendynamik gewesen ist, der dazu geführt hat, daß nicht größere Erfolge erzielt worden sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Roth [SPD])

    — Daß Sie das nicht begreifen, Herr Roth, wundert mich nicht. Sie haben vorhin ja gar nicht zugehört.

    (Roth [SPD] : Sie haben es nicht gelesen!)

    Die Vielzahl der Programme hat nämlich im Grund die verteilungspolitische Problematik nur verschleiert. Mit dem Geld der Steuerzahler wurde der untaugliche Versuch unternommen, sich von klaren Aussagen zur Verteilungspolitik und ihren Konsequenzen freizukaufen. Das war ein ganz teurer und mißlungener Versuch.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Die Gemeinden und die Wirtschaft sagen aber etwas anderes!)

    — Die Gemeinden würden sehr gern auf Ihre Programme verzichten, wenn sie die Finanzausstattung hätten, um selber über ihre Investitionen entscheiden zu können.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Immer [Altenkirchen] [SPD] : Das stimmt überhaupt nicht!)

    — Es wäre auch bei Ihnen besser, wenn Sie zuerst den Gang durch die Kommunen gehen würden, bevor Sie hier zu Aussagen kommen.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU)

    Dazu haben Sie allerdings immer weniger Möglichkeiten, weil die CDU/CSU in der Kommunalpolitik immer stärker Fuß faßt. Darum werden Ihre Erfahrungsmöglichkeiten immer geringer.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des Abg. Immer [Altenkirchen] [SPD])

    Noch eine Bemerkung zum Sachverständigengutachten 1977/78. Ich habe in den letzten Tagen immer so viel von der Freiheit kritischer Geister gehört, besonders in der Terrorismusdebatte. Ich wundere mich nur über eines: daß die Freiheit der kritischen Geister aus dem Sachverständigenrat bei der Regierung gar nicht auf viel Freude und Gegenliebe zum kritischen Rat stößt,

    (Dr. Barzel [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    sondern daß man hier in einer sehr merkwürdigen
    Weise versucht, den Rat zu beschneiden und sogar
    die Frage stellt, ob sie nicht gar den gesetzlichen
    Auftrag verletzt hätten, wenn sie die Wahrheit über die miserable Politik dieser Regierung in dieser Form zum Ausdruck bringen. Genau dieser Sachverständigenrat hat den unzureichenden Beitrag der öffentlichen Haushalte zur Konjunkturpolitik damit erklärt, daß ein Rückgang der investiven Ausgaben in den letzten Jahren verzeichnet werden mußte, weil der enorm gestiegene Schuldendienst für eben jene wirkungslosen und wirkungsschwachen Programme keine konjunkturellen Impulse mehr auslösen kann.
    Über den Mangel an Eigendynamik habe ich bereits gesprochen. Durch noch so viele und noch so große staatliche Programme kann dieser Mangel an Eigendynamik nicht beseitigt werden, der im Kostenniveau, in den Investitionsrisiken und in den Rahmenbedingungen für private Investitionen liegt.
    Notwendig ist nicht die Fortsetzung dieser Goand-stop-Politik, sondern eine stetige, mittelfristig orientierte Finanzpolitik mit festen, nicht zu stark schwankenden Zuwachsraten auch im Bereich der Staatsausgaben. Das wäre für den Staat, das wäre für alle Beteiligten der öffentlichen Hände und das wäre auch für die Wirtschaft sinnvoller als dieses Auf und Ab, wie es ja in der mittelfristigen Finanzplanung zum Ausdruck kommt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Noch ein Wort zu etwas, was sich sehr systemwidrig in ' unseren Haushalt eingeschlichen hat, Herr Bundeswirtschaftsminister, nämlich die Strukturberichterstattung. Sie könnten Ihren ordoliberalen Kampfesmut, verehrter Graf Lambsdorff, unter Beweis stellen, indem Sie diese Strukturberichterstattung, ein untauglicher Ideologiekompromiß zwischen SPD und FDP, schleunigst wieder aus diesem Einzelplan 09 eliminieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Für diese Strukturberichterstattung müssen wir sechs Millionen DM pro Jahr ausgeben, obwohl keines der angegangenen Forschungsinstitute bisher ein praktikables Verfahren, entsprechende Methoden und entsprechende Indikatoren vorlegen konnte. Das Ganze ist nur der Versuch, eine stärkere Reglementierung im Bereich der Investitions-
    und Wirtschaftspolitik zu erreichen. Dazu kann ich nur folgendes sagen: Dies ist eine sinnlose Konzession an die SPD und ihre Parteitagsbeschlüsse und möglicherweise der Preis dafür, daß ein FDP- Mann auf dem Stuhl des Wirtschaftsministers sitzt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist schade um das Geld. Sinnvoller wäre es für die Erhöhung der Frachthilfe angelegt, weil man damit wenigstens einen Wettbewerbsnachteil ausgleichen könnte.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich noch zwei Bemerkungen zur Energiepolitik anfügen. Die Ansätze in diesem Haushalt .zur Energiepolitik geben in keiner Weise die Konturen einer zielgerichteten Energiepolitik wieder, und die zweite Fortschreibung Ihres Energieprogramms sagt wiederum nichts über die Ko-



    Dr. Waigel
    sten der Energiepolitik aus, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen. Graf Lambsdorff, der Vorrang der Kohlepolitik, wie er in Ihrem Energieprogramm in der Fortschreibung steht, ist im Grunde eine unredliche verbale Verneigung vor den Gegnern der Kernenergie in Ihren und den Reihen der Regierung und der Koalition. Sie geben nämlich keine Auskunft über die Kosten dieser Priorität, Sie geben keine Auskunft darüber, wieviel solcher Primärenergie überhaupt zur Verfügung steht. Sie geben keine Auskunft über die Frage der Umweltbelastung in diesem Bereich, die nicht weniger problematisch als im Kernenergiebereich ist. Keine Auskunft geben Sie darüber, ob es nicht sinnvoller wäre, sich manches in diesem Bereich für wichtigere Aufgaben zu überlegen und zu sparen.
    Lassen Sie mich noch eine Bemerkung über die drängenden Probleme der sektoralen Strukturpolitik und den langfristigen Problemen der regionalen Strukturpolitik machen. Wir sehen die große Gefahr, daß die ohnehin bestehende Unausgewogenheit bei der Regionalförderung durch die Vermischung von Regionalpolitik und sektoraler Strukturpolitik noch weiter verschärft wird. Wir fordern Sie heute schon, Herr Bundeswirtschaftsminister, dazu auf, in dem zu erwartenden Ergänzungshaushalt nicht nur wieder die finanzpolitische Absicherung von Notprogramm vorzusehen, sondern der weiteren Verzerrung im Bereich der regionalen Strukturpolitik klar zu begegnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dies ist deswegen notwendig, weil Sie die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" stiefmütterlich behandeln. Das ergibt sich angesichts der Haushaltsansätze für die Gemeinschaftsaufgabe. Zieht man nämlich von den vorgesehenen 419 Millionen DM für diesen Zweck die 125 Millionen DM ab, die für das Zukunftsprogramm vorgesehen sind, dann findet hier ein echter Rückschritt statt. Noch 1976 betrug das Finanzvolumen 314 Millionen DM, im Jahre 1975 waren es 334 Millionen DM. Mit diesem Rückgang wird die Strukturpolitik gerade für schwach entwickelte Räume immer schwieriger, obwohl sie auf der anderen Seite teurer geworden ist. Die Möglichkeit, in diesen strukturschwachen Räumen neue Arbeitsplätze zu schaffen und der Arbeitslosigkeit zu begegnen, wird immer problematischer und schwieriger.

    (Simpfendörfer [SPD] : Das VW-Sonderprogramm läuft aus!)

    — Es ist wirklich die Frage: Wenn man für VW für dieses Gebiet ein eigenes Sonderprogramm in der Größenordnung durchgeführt hat, lieber Kollege Simpfendörfer, um wieviel mehr wären dann zusätzliche Sonderprogramme für Oberfranken, Oberpfalz und für manche andere Gebiete in der Bundesrepublik notwendig!?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Da merken Sie, in welchen schiefen Zugzwang die gesamte regionale Wirtschaftspolitik gekommen ist.

    (Simpfendörfer [SPD] : Ich bin auch für das Sonderprogramm Hohenlohe!)

    Dabei darf ich sagen, daß in meinem Wahlkreis noch kein Sonderprogramm durchgeführt wurde, so daß ich mir ein relativ objektives Urteil über diese Frage erlaube.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Von den gesamten Ausgaben für die Gemeinschaftsaufgaben betragen die für die regionale Wirtschaftsstruktur lediglich 14 %. Herr Wirtschaftsminister, es wäre an der Zeit, sich dafür einzusetzen, daß diese Mittel in eine andere Relation zu den beiden anderen Gemeinschaftsaufgaben kommen. Es ist schlichtweg ein Skandal, daß die Rückflußmittel aus dem europäischen Regionalfonds als Deckungsmittel veranschlagt werden und nicht zusätzlich der Gemeinschaftsaufgabe zugeführt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Eine zweite Bemerkung. Wenn es zu einer weiteren Aufstockung der Fördergebiete im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe kommt, dann müssen Sie hierfür entweder im Ergänzungshaushalt oder im nächsten Haushalt auch mehr Mittel zur Verfügung stellen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    sonst wird ja die Ausstattung für diese Gemeinschaftsaufgabe immer miserabler, immer uninteressanter, und die echt benachteiligten Gebiete kommen in einen immer stärker werdenden Nachteil gegenüber den Ballungsgebieten. Sie haben die Möglichkeit, dieser Intention zu folgen, wenn Sie unseren Entschließungsanträgen hier zustimmen.
    Die falsche Zielrichtung dieser Strukturpolitik wird ja auch daran deutlich, daß die Mittel für betriebliche Investitionen in diesem Haushalt um 38 Millionen DM gekürzt werden. Genau dort, wo es notwendig wäre, wo mehr Arbeitsplätze im produktiven Bereich geschaffen werden, kürzen Sie. Sie sollten die Mittel erhöhen, wo es notwendig ist und wo auch der notwendige Return für die Steuerpolitik, für die gesamte Politik stattfindet, anstatt nur immerzu auf den öffentlichen Bereich und andere Bereiche zu hoffen, wo dann doch keine Beseitigung der Arbeitslosigkeit stattfinden kann.
    Die Ausweitung dieser Investitionsmittel steht nicht im Widerspruch zu unserer Forderung, grundsätzlich die Gemeinschaftsaufgaben abzuschaffen. Im Interesse einer klaren Aufgabenabgrenzung, einer besseren parlamentarischen Kontrolle und einer flexibleren Handhabung der Strukturpolitik sollte es sich dieses Haus gemeinsam zur Aufgabe setzen, diese Form der schwerfälligen Mischverwaltung abzubauen. Unberührt davon bleibt natürlich die Notwendigkeit der ausreichenden Mittelausstattung, zu der eine Abstimmung zwischen Bund und Ländern notwendig ist.
    Herr Bundeswirtschaftsminister, es war eine politische Philosophie Ihres Partners zur Linken, der im' Moment nicht anwesend ist, nämlich des Bundesinnenministers — bildlich auf der Regierungsbank und geistig politisch —, der gemeint hat, das sozialliberale Bündnis in die Höhen eines eheartigen Dauerbündnisses stellen zu sollen, wobei er aber natürlich nur von der Eheauffassung der Union



    Dr. Waigel
    ausgegangen sein kann, denn Sie sind da ja für kürzere Handhabungen. Professor Maihofer war vor einigen Jahren der Meinung, der soziale Friede in unserem Lande könne dauerhaft nur durch diese sozialliberale Koalition garantiert werden. Auch die Wahlaussage des Jahres 1976 beinhaltete das böse Wort, daß der soziale Friede nur bei Fortbestand dieser Koalition erhalten werden könne.
    Nun sind die Gewerkschaften aus der Großfamilie der Konzertierten Aktion ausgeschieden, wobei die Mitbestimmungsklage der Arbeitgeber nur ein Vorwand ist. Denn in Wirklichkeit geht es doch darum, daß die Bundesregierung den Zielkonflikt nicht lösen kann, der darin besteht, daß notwendige, objektivierte Datenvorgaben nicht ohne Einfluß auch auf die Tarifverhandlungen in diesem Lande sein können.
    Wenn der Bundesfinanzminister in der ihm eigenen Art - ich habe mich gewundert, daß er sich heute über den Stil des Parlaments so aufgeregt hat; denn er ist ja nun wirklich nicht gerade der Mann der feinen englischen Art, wie man es hier gerne hätte —

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Kohl [CDU/CSU]: Die feine hanseatische Art!)

    Ihnen bei einer Fernsehdiskussion vor wenigen Tagen gesagt hat, nun müsse der arme Bundeskanzler das alles wieder in Ordnung bringen, dann war das, Graf Lambsdorff, für Sie, so meine ich, eine schallende Ohrfeige, weil er es Ihnen nicht zutraut.
    Eine kurze Schlußbemerkung. Ihr markantes Selbstlob, Herr Bundeswirtschaftsminister, über Ihren Kampf für die Marktwirtschaft auf dem FDP-Parteitag in Kiel — und dabei möchte ich nur fragen: Was ist das für eine eigenartige Erscheinung, daß eine sich liberal nennende Partei überhaupt über liberale Grundpositionen in der Wirtschaftspolitik diskutieren und streiten muß? —,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    dieses markante Selbstlob erinnert mich an eine Parabel aus dem antiken Griechenland. Dort brüstete sich nämlich ein Athlet damit, er sei im entfernten Rhodos so hoch und so weit gesprungen, und ihm wurde dann entgegengehalten: hic Rhodos hic salta, hier ist Rhodos, bitte, spring mal hier. Ihr Rhodos, Herr Bundeswirtschaftsminister, ist hier, im Parlament, in der Regierung und nicht in Kiel.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie tragen nur eine partielle Verantwortung für diesen Etat; wir berücksichtigen das. Jedoch die schrittweise systematische Abkehr von den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft in den letzten Jahren hat zum Dilemma, zu dieser Wirtschaftssituation in unserem Lande geführt. Darum lehnen wir diesen Etat ab.

    (Beifall bel der CDU/CSU)



Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Sperling.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dietrich Sperling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich mit dem Antrag beginnen, den Kollege Waigel soeben begründet hat. Herr Waigel, Sie haben ja eine Begründung für Investitionslenkung und Mischfinanzierung abgegeben. Nachdem Sie dies getan haben, könnten Sie uns eigentlich als Sympathisanten dienen; wir sind ja keineswegs dagegen, daß bestimmte Dinge, die Sie mit diesem Antrag fordern, mit Wohlwollen betrachtet werden. Es gibt einen Beschluß d es Bundestages dazu.
    Wie Sie aber aus den Beratungen im Haushaltsausschuß wissen, sind wir angesichts der gespannten Finanzlage leider gezwungen, die Rückflüsse aus Europa als Deckungsmittel für die Gesamtausgaben des Haushalts zu verwenden, nicht weil wir das schön finden, sondern weil es anders in diesen Jahren nicht geht angesichts der Tatsache, daß wir aus dem Bundeshaushalt höher finanzieren, als die Rückflüsse für Gemeinschaftsausgaben aus Europa sind. Aber das, was Sie machen wollen, ist doch gewissermaßen in Spendierhosen steigen, auf denen der Kollege Carstens (Emstek) fest mit beiden Beinen steht.

    (Beifall bei der SPD)

    Aus denen wollen Sie doch das Geld ausgeben. Dies scheint mir so etwas wie ein Eiertanz zu sein, den Sie hier aufführen müssen.

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    Im übrigen, Herr Waigel, rühmt sich ja die Bayerische Staatsregierung, daß in den bayerischen Landen die Wirtschaftskraft angeblich schneller wachse als im Durchschnitt des Bundesgebietes. Dies würde uns zu einer vernünftigen Erfolgskontrolle einladen, und vielleicht könnten wir dann das Urteil der Bayerischen Staatsregierung ja auch dazu nutzen, dort kräftiger etwas zu tun, wo dieses Wirtschaftswachstum keineswegs so gut ist, wie das in Bayern der Fall zu sein scheint; denn wir sind ja laut Verfassung verpflichtet, etwas für die Angleichung der Lebensverhältnisse im ganzen Bundesgebiet zu tun.
    Sodann, Herr Waigel, gehen Sie offensichtlich davon aus, daß der Haushalt des Wirtschaftsministers der Konjunkturförderungshaushalt sei. Das ist er nicht, sondern der Gesamthaushalt ist der Konjunktursteuerungshaushalt. Der Einzelplan 09 hat eine Reihe von Problemkindern und keineswegs etwa die Aufgabe, mit seinem Wachstum nun die Konjunkturpolitik insgesamt zu' steuern. Wenn man sich darum den Haushalt 09, den Haushalt des Wirtschaftsministers, die Zahlen und das, was aus den Zahlen für die nächsten Jahre zu machen ist, anschaut, könnte man eher daraus schließen, daß wir bei unseren Wirtschaftserwartungen davon ausgehen: es wird in Zukunft bei den Problemkindern besser werden, und deswegen werden keine so hohen Steigerungsraten in kommenden Jahren — in diesem Jahre wohl noch — im Haushalt 09, für Kohle, für Stahl, für Werften, für Flugzeugbau gebraucht werden; denn dies sind die vier, wenn man so will, Problemkinder, die am Haushalt des Wirtschaftsministers hängen. Wenn man danach fragt, wer denn



    Dr. Sperling
    voraussehen kann, in welchem Ausmaß bei diesen Problemkindern — Kohle, Stahl, Werften, Flugzeugbau — die Probleme wachsen, dann müßte der, der das sagen will, in der Tat ein Hellseher sein, der zum Beispiel die Entwicklung des Dollarkurses über Jahre hinweg voraussagen kann. Und mit dem Hellsehen ist es bei Ihnen auch nicht weit her.
    Der Kollege Strauß hat sich in seinem Beitrag zu Eingang der Haushaltsdebatte gerühmt, man habe für die Rentenversicherung das alles vorausgesehen. Dann müßte der Kollege Strauß eigentlich auch die Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre richtig vorausgesehen haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das hat er auch!)

    Dies kann er aber nicht. Wenn er prognostiziert hat, was . hat er dann für Wirtschaftsraten und Wirtschaftsdaten vorausgesehen bei einer Preissteigerungsrate von 10 %, die er uns ja auch in diesem Hause vor nicht allzu langer Zeit einmal vorgetragen hat?

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Das heißt, innere Schlüssigkeit der Aussagen zur Wirtschaftspolitik ist bei Ihnen nicht gegeben, oder Ordnung der Gedanken findet bei Ihnen nicht statt.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Es ist nach wie vor in den Haushaltsdebatten so wie in den vergangenen Jahren, daß die einen „hü" argumentieren und die anderen „hott". Die einen sagen: Es muß kräftiger konsolidiert werden, und die anderen sagen: Aber in bestimmten Punkten muß mehr ausgegeben werden. Das Ganze geschieht immer noch mit dem Grundtenor „Brüning". Wenn man das zugrunde legt, was Sie als den wirtschaftspolitischen Sachverstand der Opposition von heute vortragen, dann muß man eigentlich schon deswegen fröhlich sein, daß wir regieren, weil es sonst sehr schwarz in diesem Land um die Wirtschaft aussähe.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Rawe [CDU/CSU] : Fragen Sie mal die Arbeitslosen draußen im Lande, was sie davon halten!)

    Die Problemkinder, die wir im Wirtschaftshaushalt haben, haben im übrigen mit einem Erfolg einer fast weltweit durchgesetzten Politik zu tun. Kohle, Stahl, Schiffe, Flugzeuge - all dies würde sich im Boom befinden, gäbe es noch große Kriege auf der Erde. Gott sei Dank hat eine Friedenspolitik — nicht nur unseres Landes, sondern fast weltweit — dafür gesorgt, daß diese Industriebereiche nicht mehr für Kriegsproduktion gebraucht werden. Ich verhehle nicht, daß ein Teil der strukturellen Anpassungsschwierigkeiten dieser Wirtschaftszweige wohl darauf beruht, daß ein historisches Entwicklungsmuster der Industriestaaten unterbrochen ist, die alle 25 bis 30 Jahre Krieg gekannt haben, der wieder vernichtete, was man vorher aufgebaut hatte und damit einen riesigen Nachholbedarf entwikkelt hat.

    (Lagershausen [CDU/CSU] : Von welcher Welt reden Sie eigentlich?)

    Dies gilt nicht mehr. Darum ist es auch anders als in früheren Perioden, auch anders als zu den Zeiten, als Sie noch an der Regierung waren. Es muß mit anderen Mitteln gearbeitet werden, weil das, was für Kohle, Stahl, Werften und Flugzeuge gilt, bedeutet, daß der große Nachholbedarf nicht mehr stattfindet. Alle Problemkinder des Wirtschaftshaushaltes haben mit der Entwicklung von weltwirtschaftlichen Bedingungen zu tun. Schiffe können wir nur für den Welthandel bauen. Wenn der nicht mehr wächst, ist der Boom für die Schiffe vorbei. Flugzeuge können wir nur für Märkte auch außerhalb der Bundesrepublik bauen. Wenn dort kein Erfolg beschieden ist, weil auf den Binnenmärkten kein Wachstum mehr stattfindet, wo viele Flugzeuge gebraucht werden, gibt es für den Flugzeugbau Schwierigkeiten.
    Aus beiden und aus dem Verfall des Dollarkurses gibt es auch Probleme für die Stahl- und damit für die Kohlewirtschaft. Ich füge hinzu: Obwohl voraussehbar ist, daß für diese Industriebereiche zunächst kein großes Wachstum mehr erwartet werden kann, werden wir die Kumpel an der Ruhr, die Stahlwerker, die Flugzeugbauer und die Männer in den Werften nicht anders behandeln als die deutschen Landwirte. Sie kriegen die Basis gesichert, auf der sie leben können, durch die Politik, die in diesem Haushalt ihren Ausdruck findet.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    In diesem Punkt stimme ich mit den Überlegungen überein, die unser Kollege Blüm gegenüber Herrn Biedenkopf beim Grundsatzprogrammparteitag der CDU geäußert hat. Wer Ordnungspolitik machen will, der sollte dies nicht mit dem simplen und reinen Modell der marktwirtschaftlichen Ökonomie allein machen, weil dann immer alle Sozialausgaben, alle Hilfen für Schwächere, als böse und als Verschmutzung der Reinheit des Modells herausfallen und man so tut, als würde die Wirtschaft nicht den Menschen dienen, sondern einer abstrakten Freiheit derjenigen, die keiner Hilfe bedürfen. Diesen Gegensatz, der in Ihrer — nicht in unserer — Partei herrscht, sollten Sie einmal sauber austragen und danach fragen, für wen, für welche Interessen und für welche sozialen Notwendigkeiten Ordnungspolitik eigentlich dazusein hat.

    (Beifall bei der SPD)

    Herr Biedenkopf wird noch reden. Möge er die Auseinandersetzung sinnvoll weiterführen, wozu Marktordnungspolitik denn eigentlich dienen soll und in welchem Ausmaß die Freiheit der Rentner von Not, der Menschen, die sozialer Hilfe bedürfen, von Not mit zu dem Ordnungsmodell und zur Ordnungspolitik gehört.