Rede von
Georg
Leber
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Was zu tun sind Sie eigentlich noch bereit, um sich nur in Ihrem Amte am Leben zu erhalten? Das ist doch die Frage, die sich aufdrängt.
Wie viele Kotaus müssen Sie noch vor dem linken Flügel in Ihrer Partei machen? Sie, der Sie einmal angetreten sind, der Gustav Noske der Bundesrepublik Deutschland zu werden!
Herr Bundesminister Leber, wir haben Sie viele Jahre hindurch in Ihrem Amte unterstützt. Wir haben das getan, wie mein Freund Manfred Wörner hier eben in seinem Schlußwort sagte, weil es hier nicht um den Minister geht. Minister kommen und gehen, aber diese Bundesrepublik muß bleiben, die Verteidigungsbereitschaft muß bleiben, unsere Bundeswehr muß verteidigungsbereit bleiben. Das ist die Grundlage unseres politischen Handelns.
Herr Bundesminister Leber, Sie sind angetreten, und Sie haben sehr viel Zeit, Kraft und zugegebenermaßen auch Geschick in die Darstellung des Bildes des Georg Leber investiert, der, aus dem Arbeiterstand kommend, jetzt in einem der wichtigen Ämter dieser Republik als ein anständiger Mann Vertrauen auf allen Seiten genießen will. Meine Damen und Herren, das muß heute im Hinblick auf diesen Sachstand einmal ausgetragen und ausgesprochen werden.
Herr Bundesminister Leber, Sie haben eine weite Wanderung auf diesem Wege gemacht, als jener Minister, der versucht hat, Gemeinsamkeit zu üben und richtigerweise, trotz unterschiedlicher politischer Meinungen, die Demokraten auf ein Grundkonzept der Verteidigung und der Verteidigungsbereitschaft zu einen. Dann wurde Ihnen in Ihrem Heimatverband in Hessen-Süd das Rückgrat bei der Kandidatenaufstellung gebrochen. Gestern ist hier von Traumata gesprochen worden; dies ist ein Vorgang, der heute noch das Trauma Georg Leber ist und auch bleiben wird.
So sind Sie bereit, Ihrer Fraktion und denen, die Sie dort im Hinblick auf die bestehenden Zahlenverhältnisse politisch erpressen können, immer weiter entgegenzukommen. Herr Bundesminister Leber, wenn es überhaupt noch einer Begründung für das Nein der CDU/CSU-Fraktion bedurft hätte, dann hat Ihr heutiges Verhalten sie geliefert, Sie haben Ihren Kredit, Sie haben Ihre Autorität, Sie haben Ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Es ist Zeit, daß Sie zurücktreten!