Rede von
Dr.
Helmut
Kohl
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Ehmke, Sie wissen so gut wie ich — ich will das gleich vorweg sagen, auch wegen der Zuhörer —, daß ich jetzt zu dem Termin der Fernsehdiskussion der Parteivorsitzenden muß. Sie wußten das auch, bevor Sie erwähnten, daß ich bereits den Saal verlassen hätte.
— Ich habe angenommen, daß Sie wenigstens insofern über das öffentliche Geschehen der Bundesrepublik unterrichtet seien.
— Ich würde schon sagen, daß die Diskussion der Parteivorsitzenden zum öffentlichen Geschehen gehört. Daß Sie Willy Brandt da vielleicht nicht mehr mit einbeziehen, ist Ihre Sache, meine Damen und Herren.
Der zweite Grund, weshalb ich mich gemeldet habe, Herr Kollege Ehmke, ist folgender. Meine Kollegen werden über die Sachfragen, die Sie ansonsten angesprochen haben, noch Ausführungen machen. Nur: Was soll's, wenn Sie auf dem Wege zu einer neuen Karriere in der Fraktion vor allem Ihr Soll in der Beschimpfung des politischen Gegners erfüllen? Darin kann ich keine rechte Position der Gemeinsamkeit erkennen.
Ich habe mich überhaupt nur zu Wort gemeldet, um Ihrem Versuch der Legendenbildung — darin sind Sie ja Meister — vorzubeugen. Sie haben von dieser Stelle aus eine Behauptung aufgestellt, die einfach falsch ist. Ich habe gegenüber dem amerikanischen Präsidenten bei meinem letzten Besuch — wie auch gegenüber den Beamten und dem damaligen Secretary of State — dieselbe Haltung vertreten wie bei meinen Besuchen in London und auch in Paris. Ich habe bei all diesen Gelegenheiten gesagt, daß diejenigen — und das geht doch tief hinein in den Bereich Ihrer eigenen Partei, Herr Kollege Ehmke; das ist doch keine Sache der CDU/CSU oder eine Sache, in der SPD-Leute und FDP-Leute nicht genauso denken; das weiß ich so gut wie Sie —, die aus guten, geschichtlich gewogenen Gründen den Sitz der Deutschen Nationalstiftung in Berlin begründen wollen, überhaupt nicht Gegner der Entspannungspolitik sind, sondern Männer und Frauen und deutsche Patrioten, die den Versuch unternehmen, in der Situation der Teilung unseres Vaterlandes ein Stück Signal, ein Stück Gemeinsamkeit der Identität der deutschen Nation in der alten Hauptstadt Berlin aufzurichten. Das ist das, was wir wollen.