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    Plenarprotokoll 8/29 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 29. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1977 Inhalt: Verzicht des Abg. Dr. Glotz und des Abg Sund auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 2035 A Eintritt des Abg. Lambinus und des Abg Eickmeyer in den Deutschen Bundestag . 2035 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . 2035 B Wahl des Abg. Glombig als Stellvertreter im Vermittlungsausschuß . . . . . . . 2035 B Wahl des Abg. Lemp als Vertreter im Europäischen Parlament . . . . . . . . . 2035 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Beschluß und Akt des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 20. September 1976 zur Einführung allgemeiner unmittelbarer Wahlen der Abgeordneten der Versammlung — Drucksache 8/360 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland (Europawahlgesetz) — Drucksache 8/361 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland (Europaabgeordnetengesetz) — Drucksache 8/362 — Genscher, Bundesminister AA 2035 D Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU 2037 B Dr. Schäfer (Tübingen) SPD 2040 C Dr. Bangemann FDP 2042 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister BMI 2046 C Seefeld SPD 2048 B Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Deutschlandpolitik — Drucksachen 8/118, 8/255 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes — Drucksache 8/238 — Dr. Abelein CDU/CSU . . . . . . . . 2050 D Dr. Kreutzmann SPD . . . . . . . 2056 A Hoppe FDP 2061 B Franke, Bundesminister BMB . 2067 D, 2116 A II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1977 Dr. Zimmermann CDU/CSU . . . . 2078 D Dr. Schmude SPD 2083 B, 2121 B Jung FDP . . . . . . . 2087 B, 2131 C Baron von Wrangel CDU/CSU . . . . 2090 D Schulze (Berlin) SPD 2093 A Jäger (Wangen) CDU/CSU 2095 D Büchler (Hof) SPD 2099 C Graf Huyn CDU/CSU 2103 A Friedrich (Würzburg) SPD . . 2106 A, 2124 B Dr. Gradl CDU/CSU . . . . . . . . 2111 A Kunz (Berlin) CDU/CSU 2118 B Dr. Kohl CDU/CSU . 2123 C, 2124 A, 2128 A Wehner SPD 2123 D Straßmeir CDU/CSU . . . . . . . . 2124 C Dr. Ehmke SPD 2126 B Böhm (Melsungen) CDU/CSU 2129 A Schmöle CDU/CSU 2131 D Voigt (Frankfurt) SPD . . . . . . 2133 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über steuerliche Vergünstigungen bei der Herstellung oder Anschaffung bestimmter Wohngebäude — Drucksache 8/286 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/471 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses --- Drucksachen 8/453, 8/463 — Gobrecht SPD . . . . . . . 2136 A, 2139 A Dr. Voss CDU/CSU . . . . . . . . . 2137 A Frau Matthäus-Maier FDP . . . . . . 2140 C Köster CDU/CSU 2143 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes — Drucksache 8/370 — de Terra CDU/CSU . . . . . . . . 2145 D Horn SPD 2146 B Ludewig FDP 2146 D Fragestunde — Drucksache 8/458 vom 20. 05. 1977 — Umsiedlung der weißen Bevölkerung aus Südwestafrika im Falle der Machtübernahme der schwarzen Mehrheit nach Südamerika MdlAnfr A109 20.05.77 Drs 08/458 Niegel CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA 2072 A, B, C ZusFr Niegel CDU/CSU 2072 B Einheitliches Konzept der EG für die am 23. Mai beginnende 6. UN-Seerechtskonferenz sowie Sicherstellung der Fanggründe vor den Küsten Kanadas, Norwegens, der USA und Islands für die deutsche Fischerei nach Errichtung der 200-Seemeilen-Wirtschaftszone MdlAnfr A118 20.05.77 Drs 08/458 Dr. Müller-Hermann CDU/CSU MdlAnfr A119 20.05.e Drs 08/458 Dr. Müller-Hermann CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 2072 C, D, 2073 A, C ZusFr Dr. Müller-Hermann CDU/CSU . . 2072 D, 2073 B Benachteiligung deutscher Futtermittelhersteller beim Einkauf von Magermilchpulver bei EG-Ausschreibungen durch unterschiedliche Währungsberechnungen; Verwendung von Magermilchpulver zur Kälberfütterung über einen Beimischungszwang sowie Verbilligung des Magermilchpulvers für diesen Zweck MdlAnfr A63 20.05.77 Drs 08/458 Peters (Poppenbüll) FDP MdlAnfr A64 20.05.77 Drs 08/458 Peters (Poppenbüll) FDP Antw PStSekr Gallus BML 2073 D, 2074 A, C, D ZusFr Peters (Poppenbüll) FDP . . . 2074 A, B, C ZusFr Kiechle CDU/CSU . . . . . . . 2074 D Staatliche Verbilligung von Trinkmilch für Kindergärten und Schulen MdlAnfr A65 20.05.77 Drs 08/458 Frau Geier CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 2075 A, B, C, D, 2076 A ZusFr Frau Geier CDU/CSU 2075 B ZusFr Kiechle CDU/CSU 2075 B ZusFr Susset CDU/CSU 2075 C ZusFr Würtz SPD 2075 C ZusFr Dr. von Geldern CDU/CSU . . . 2075 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 2075 D Deklarationsform für Gemengeteile bei Mischfuttermitteln MdlAnfr A66 20.05.77 Drs 08/458 Dr. von Geldern CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 2076 A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1977 III Ermittlung der genauen Zahl der neugeschaffenen Ausbildungsplätze zur Kontrolle über die Angaben des Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsausbildung MdlAnfr A43 20.05.77 Drs 08/458 Heyenn SPD MdlAnfr A44 20.05.77 Drs 08/458 Heyenn SPD Antw PStSekr Engholm BMB . . . . . 2076 C, 2077 A, B, C, D, 2078 A ZusFr Heyenn SPD . . . 2076 D, 2077 A, B, C ZusFr Milz CDU/CSU 2077 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 2078 A Ausnutzung der Ausbildungskapazitäten bei Bundesbahn und Bundespost MdlAnfr A102 20.05.77 Drs 08/458 Walther SPD Antw PStSekr Engholm BMB . . . . 2078 B Nächste Sitzung 2147 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 2149* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1977 2035 29. Sitzung Bonn, den 26. Mai 1977 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 27. 5. Dr. Ahrens " 27. 5. Alber * 27. 5. Dr. Bangemann 27. 5. Dr. Bayerl * 27. 5. Dr. Becher (Pullach) 27. 5. Blumenfeld* 27. 5. Buchstaller *** 27. 5. Dr. Corterier *** 27. 5. Damm *** 27. 5. Fellermaier * 27. 5. Flämig *** 27. 5. Francke (Hamburg) 26. 5. Dr. Fuchs * 27. 5. Dr. Geßner *** 27. 5. Grüner 26. 5. Haase (Fürth) * 27. 5. von Hassel 27. 5. Dr. Hupka *** 27. 5. Dr. Jaeger *** 27. 5. Dr. Jahn (Braunschweig) * 27. 5. Katzer 27. 5. Dr. h. c. Kiesinger 26. 5. Dr. Klepsch*** 27. 5. Kunz (Berlin) *** 27. 5. Dr. Graf Lambsdorff 26. 5. Lange *** 27. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lenzer ** 27. 5. Lücker * 27. 5. Dr. Marx *** 27. 5. Mattick *** 27. 5. Möhring *** 27. 5. Möllemann *** 27. 5. Dr. Müller ** 27. 5. Dr. Narjes 27. 5. Neuhaus 27. 5. Neumann * 27. 5. Ollesch *** 27. 5. Pawelczyk *** 27. 5. Petersen 27. 5. Picard 27. 5. Dr. Reimers 27. 5. Schmidt (München) * 27. 5. Schmidt (Würgendorf) ** 27. 5. Dr. Schöfberger 27. 5. Schreiber * 27. 5. Schwabe * 27. 5. Dr. Schwarz-Schilling 27. 5. Dr. Schwencke (Nienburg)** 27. 5. Dr. Schwörer * 26. 5. Frau Schuchardt 27. 5. Sieglerschmidt * 27. 5. Dr. Starke (Franken) * 26. 5. Dr. Staudt 27. 5. Frau Steinhauer 27. 5. Frau Tübler 27. 5. Voigt (Frankfurt) *** 27. 5. Dr. Waigel 27. 5. Dr. Wallmann 26. 5. Frau Dr. Walz * 27. 5. Dr. Wendig 27. 5. Frau Will-Feld 27. 5. Dr. Wörner 26. 5. Dr. Zeitel 26. 5. Zeyer * 26. 5.
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    Rede von Hans Büchler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, man darf jetzt feststellen, daß wir soeben den Gipfel der Geschmacklosigkeit hier erlebt haben.

    (Beifall bei der SPD) Das muß ich leider sagen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie müssen nichts!)

    Denn es ist ein starkes Stück, wenn Sie uns und 45 Staaten

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Es waren mit uns nur 34!)

    bei der Unterzeichnung von Verträgen Leichtfertigkeit unterstellen. Hinzu kommt noch, daß Sie jetzt in Widerspruch zu dem geraten sind, was Sie heute früh gesagt haben. Jetzt fordern Sie wieder die Umkrempelung von Staaten. Ich möchte mich, Herr Jäger, auch nicht lange mit Ihnen aufhalten. Vielmehr hätte ich mich lieber an Herrn Kohl gewandt, wenn er im Saale wäre.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Der beschäftigt sich mit den Verfassungsverletzungen Ihres früheren Finanzministers und jetzigen Kanzlers!)

    Ich hätte ihn gern ,gefragt, warum er heute Herrn Abelein, Herrn Zimmermann, Herrn von Wrangel und jetzt, so zusagen als Krönung, Herrn Jäger, nicht aber Herrn Mertes hat reden lassen. Ich hätte heute zu gern Herrn Mertes gehört. Ich bin der Überzeugung, daß Herr Mertes seine Thesen nicht auf eigene Faust vorgetragen hat.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Ich habe die Thesen der CDU/CSU vorgetragen!)

    Im Gegensatz dazu bin ich überzeugt, daß die heutigen Redner der CDU/CSU-Fraktion auf eigene Faust ihre Meinung vertreten haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Kommen Sie einmal zum Thema!)

    — Sie brauchen keine Sorge zu haben, ich komme dazu.
    Ich habe mir angehört, was die Kollegen der CDU/ CSU heute in ihren Reden gesagt haben. Vergleicht man diese Aussagen mit dem, was der Kollege Mertes, andere Politiker Ihrer Fraktion oder Herr Stoltenberg zu bestimmten Themen der Deutschlandpolitik — Herr Stoltenberg hat z. B. zum Interzonenhandel Stellung genommen — gesagt bzw. geschrieben haben, dann kann man zunächst einmal ohne jede Polemik feststellen: In Ihrer Fraktion sind die Differenzen in der Deutschlandpolitik nicht mehr zu überbrücken. Das möchte ich hier einmal ganz deutlich sagen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist ein Irrtum, Herr Kollege! Sie mißbrauchen mich! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Herr Mertes, Sie können heraufkommen und Ihre Thesen hier wiederholen. Dann werden wir sehen, was los ist.

    (Beifall bei der SPD)




    Büchler (Hof)

    In Ihrem Vorwort zur Großen Anfrage liest man:
    Die Politik einer vorgeblichen Entspannung gegenüber der DDR, die vom Gegeneinander zum Miteinander führen sollte, ist nach Auffassung der CDU/CSU-Fraktion in eine Sackgasse geraten. ... Die Enttäuschungen und Ernüchterungen gerade im letzten Jahr fordern neue Antworten.
    So weit Sie. Können Sie mir, meine Damen und Herren von der Opposition, sagen, wie die soeben zitierte Aussage zu der Aussage von Herrn Mertes steht, der feststellt: Seit der Bildung der Regierung Schmidt/Genscher haben sich die Chancen eines außen- und deutschlandpolitischen Konsenses erhöht.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Die Chancen! — Schmöle [CDU/CSU] : Chancen sind noch keine Ergebnisse!)

    Das haben Sie doch ganz deutlich gesagt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das sagt meine Fraktion!)

    Ich muß mich mit Ihren widersprüchlichen Meinungen, die Sie über die Deutschlandpolitik der Koalition haben, beschäftigen.

    (Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    — Lassen Sie mich bitte meinen Gedanken zu Ende führen! — Wenn dieser Widerspruch ein Einzelfall wäre, verdiente er es nicht, erwähnt zu werden. Aber dieser Widerspruch ist kein Einzelfall. Herr Mertes, ich möchte Sie noch einmal bitten: Kommen Sie hier herauf und nehmen Sie dazu Stellung. Da mir nur eine beschränkte Redezeit zur Verfügung steht, möchte ich jetzt fortfahren.
    Unsere Fraktion wird immer bereit sein, sich mit Ihnen über unterschiedliche Auffassungen und Überzeugungen — das ist ein Angebot — auseinanderzusetzen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Herr Kollege, ich muß hier noch anführen: Sie zitieren mich nur zur Hälfte!)

    Das ist überhaupt keine Frage. Aber leider müssen wir uns — das möchte ich hier in aller Offenheit sagen — mit Auffassungen aus den Reihen Ihrer Fraktion auseinandersetzen, deren Vertreter die Deutschlandpolitik der Bundesregierung nur destruktiv begleiten wollen, denen die Zerstörung dieser Koalition

    (Dr. Czaja [CDU/CSU]: Das wäre ein Glück für Deutschland!)

    mehr bedeutet als unser gemeinsames nationales Anliegen.

    (Beifall bei der SPD)

    Da sich die Widerstände gegen diese destruktive Politik in Ihren Reihen von Tag zu Tag, so meine ich, mehren, hoffen wir zu Recht, daß wir uns bald mit einer neuen Deutschlandpolitik der Opposition auseinandersetzen dürfen. Sie von der Opposition sind da in eine merkwürdige Situation hineingeraten. Die meisten von Ihnen müssen nach außen
    Meinungen vertreten, die sie längst nicht mehr vertreten wollen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was leiden Sie mit uns!)

    Mehr noch: Sie praktizieren eine Politik in dubio contra cordem, eine Politik im Zweifel gegen Ihre warnenden Gefühle. Sie fühlen und wissen nur zu gut, daß es zur Deutschlandpolitik der Koalition keine Alternative gibt, aber nur die wenigsten von Ihnen geben dies zu. So ist das und nicht anders.

    (Baron von Wrangel [CDU/CSU] : Jede Politik muß eine Alternative haben!)

    Wenn die meisten von Ihnen aber Meinungen permanent wiederholen müssen, dann nur, um so etwas wie Beständigkeit oder Linie in ihre Politik einzubringen. Ich nenne das eine traurige Beharrlichkeit. Warum wagen Sie nicht endlich den notwendigen Aufbruch? Warum bleiben Sie so inkonsequent? Warum ließen Sie sich die guten Ansätze vor dem Düsseldorfer Parteitag der CSU zunichte machen?

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Die CDU war dort! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich bin Bayer; deshalb CSU. — Sollte es Ihnen nicht möglich sein, zu einer Politik zu kommen, die allein — ohne Rücksicht auf parteitaktische und koalitionstaktische Überlegungen, ohne Rücksicht darauf, wer in diesem Lande regiert — den Interessen der Bürger in beiden deutschen Staaten dient? Ringen Sie sich zu dem durch was alle Demokraten in der Bundesrepublik Deutschland wünschen! Dann hätten Sie in der Tat die gute Chance, gemeinsam mit der Koalition die Deutschlandpolitik verantwortlich mitzugestalten. Heute war dieser Wandel leider noch nicht abzusehen. Sie haben sich gegen Ihre innerste Überzeugung entschieden. Sie haben sich gegen Ihre warnenden Gefühle ausgesprochen. Einige von Ihnen verfolgen weiter ihre Politik der kalten Logik.
    Die Enttäuschungen und Ernüchterungen in der Deutschlandpolitik — das sei zugegeben — seit dem Grundlagenvertrag und den Folgeverträgen muß man bewußt wahrnehmen, darf man nicht beiseite schieben. Sonst ist man ein Träumer; daran besteht gar kein Zweifel. Da verbucht man eine Verdoppelung der Mindestumtauschsätze — natürlich ist sie teilweise wieder zurückgenommen worden — und die Behinderung auf den Transitwegen, z. B. auch für Mitglieder der Jungen Union. Auch muß man Spionagefälle, Ausweisungen, Einreiseverweigerungen, Erschießungen Unschuldiger an der Grenze wahrnehmen.
    Das alles und mehr lastet schwer. Die Bundesregierung — um das auch hier noch einmal zu sagen — hat nichts versäumt. Sie hat angemessen reagiert und vor allem vor der Weltöffentlichkeit eine deutliche Sprache gesprochen. Bei jedem neuen Zwischenfall allerdings sind Sie von der Opposition wie eine tibetanische Gebetsmühle da mit Ihrer Standardformel, daß unsere Politik der Entspannung gescheitert ist.
    So bedauerlich und unmenschlich derartige schwere Zwischenfälle sind, müssen wir die Frage



    Büchler (Hof)

    stellen, warum die DDR so reagiert. Man sollte meinen, wenn man dem Gedankengang von Herrn Wohlrabe folgt, daß die Bundesregierung Milliarden verschleudert, oder wenn man gar die Aussage von Herrn Abelein ernst nimmt, daß die Vertragspolitik einseitig zu Lasten der Bundesrepublik Deutschland geht, daß die DDR ganz anders reagieren müßte. Sie brauchen wenig Phantasie, um sich vorzustellen, daß man einen Verrtagspartner, den man ausnutzen kann, durch den man Vorteile anhäufen kann, doch wohl bei guter Laune hält. Wenn es so wäre, daß — wie Sie sagen — die DDR einseitig Vorteile aus den Verträgen zieht, meinen Sie dann ernsthaft, daß die DDR darauf aus wäre, diese Vorteile durch Schikanen und Vertragsbrüche wieder aufzugeben?
    Nein, ich meine, die DDR versucht einiges zu korrigieren. Sie muß Beträchtliches verkraften. Sie versucht deshalb, eine vermeintlich längerfristig für sie ungünstige Entwicklung einzudämmen. Mag sein, daß die DDR beim Abschluß des Grundlagenvertrages und der sich daran anschließenden Verträge und auch der Akte von Helsinki die Folgen falsch einkalkuliert und die Eigendynamik des Entspannungsprozesses, auf die wir mit Recht bauen, nicht gesehen hat.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Worin besteht der?)

    — Sie sehen die Bewegungen in den osteuropäischen Ländern.
    In diesem Zusammenhang darf ich auch an Herrn Honecker einmal die Frage richten, ob denn die Folgen dieser Verträge für ihn wirklich so ungünstig sind. Wenn die Verhältnisse wirklich so positiv sind, wie sie von Herrn Honecker und anderen immer wieder dargestellt werden, dann ist es doch gut, wenn möglichst viele Menschen diese Verhältnisse kennenlernen. Ich möchte Herrn Honecker zurufen: Haben Sie Mut, wenn sie so gut sind. Da hat nun Werner Lamberz, SED-Mitglied des Politbüros, in dieser Woche im „Neuen Deutschland" geäußert: „Millionenfach findet die Begegnung von Bürgern beider Gesellschaftssysteme statt. Das schafft dem Sozialismus große Einflußmöglichkeiten für sein Wirken." Wenn das so wäre, dann müßten sie — —


Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Klein (München)?

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    Rede von Hans Büchler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich muß schauen, daß ich hier zu Ende komme.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Sie brauchen keine Sorge zu haben. Sie haben noch genügend Gelegenheit. Wenn Sie mir die Zeit dazugeben, stehe ich Ihnen gern zur Diskussion zur Verfügung.
    An dieser Stelle muß ich der Opposition mit aller Deutlichkeit sagen, daß sie selbst alles Erreichte aufs Spiel setzt, wenn sie die Frage der Menschenrechte vom politischen und ökonomischen System der DDR abhängig macht, wenn sie die Verwirklichung persönlicher Freiheiten mit Systemänderungen verknüpft, wie Herr Jäger das in seinem Beitrag
    wieder getan hat. Wir wollen deren System nicht, und die drüben Mächtigen lehnen das unsrige ab. Wir wollen sie nicht stabilisieren — das ist nicht wahr —, und sie uns auch nicht. Aber was wir wollen — und das sagen wir der Führung in der DDR offen —, das sind

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sie widersprechen sich!)

    mehr Menschenrechte, mehr persönliche Freiheit und mehr zwischenmenschliche Beziehungen über die Ländergrenzen hinaus.
    Wir treten ein für mehr menschliche Freiheit der Bürger in allen Staaten, auch und gerade in der DDR, damit sie dort freier leben können, wo sie leben wollen oder leben müssen. Wir werden die Verwirklichung der Menschenrechte auch in der DDR nicht an Konditionen binden, die das System der DDR zur Disposition stellen. Lassen Sie mich darauf hinweisen, daß die millionenfache Begegnung in Deutschland das Ergebnis einer mit der DDR gemeinsam eingeleiteten Vertragspolitik ist. Das sind keine einseitigen Erfolge, die man wegen des millionenfachen Transports von westlicher Ideologie in die DDR mit höhnischem Gehabe aufrechnen sollte.
    Wir werden unsere Politik nicht daran messen, was sie dort drüben bei unseren politischen und ideologischen Gegnern bewirkt; das muß auch ganz klar sein. Die Vertragspolitik der Bundesregierung wollte und will zum einen die Verbesserung der Beziehungen mit den Verantwortlichen der Politik in der DDR. Gleichzeitig aber — und das ist der Kern aller Bemühungen — zielt diese Vertragspolitik auf mehr Verbindung und Zusammenarbeit zwischen Menschen, Organisationen und Institutionen beider Staaten, um ein weiteres Auseinanderleben der Deutschen in Ost und West zu verhindern.
    Auf dieser Basis haben wir Erfolge, die uns keiner ernsthaft streitig machen kann, es sei denn, er stellt die Wirklichkeit bewußt auf den Kopf, um seine wahren Motive zu verbergen.
    Ich darf ein paar Beispiele nennen. Dabei geht es mir nicht um die vollständige Aufzählung aller Folgeverträge — das liest man besser in der Antwort der Bundesregierung nach —, sondern um ein paar Beispiele, die klar zeigen, worauf die Vertragspolitik abzielt.
    Das Abkommen auf dem Gebiet des Gesundheitswesens ist ein Beispiel. Es hat die Lage der Menschen bei Reisen und Besuchen wesentlich verbessert.
    Ein anderes Beispiel sind die Sportbeziehungen. Sicher, gemessen an den Wünschen und Vorstellungen der Sportvereine in der Bundesrepublik und — das sage ich bewußt — auch in der DDR, ist die Zahl der Wettkämpfe natürlich noch viel zu gering. Das muß man mit Bedauern feststellen. Die DDR ist meistens nur daran interessiert, einen Leistungsvergleich mit den Spitzensportlern zu demonstrieren. Wir dagegen sind an menschlichen Begegnungen interessiert, die sich vor allem durch den Kontakt kleinerer Vereine verwirklichen ließen. Das muß nach meinem Dafürhalten weiter ausgebaut werden.



    Büchler (Hof)

    An vielen weiteren Beispielen könnte man demonstrieren, was es bedeutet, die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern. Wir können also feststellen: Die Bilanz der Vertragspolitik der Bundesregierung mit der DDR kann sich sehen lassen, vor allem dort, wo es um die Verbesserung der menschlichen Beziehungen geht. Das ist weder eine Kleinigkeit noch einfach ein Erfolg; dies ist von fundamentaler Bedeutung. Um das deutlich zum Ausdruck zu bringen: wir werden nicht müde, Ihnen, meine Damen und Herren von der Opposition, zu sagen, daß diese Politik, die auf menschliche Erleichterungen abzielt, eine Politik ohne Alternative ist. Wir lassen uns nicht davon abbringen, diese Politik fortzuführen; denn dies ist die Politik für die Menschen in den beiden Teilen Deutschlands.
    Für jeden Bürger bei uns im Lande läßt sich diese Politik nachvollziehen und mit Zahlen belegen. Gerade weil diese Politik der kleinen Schritte nachzuvollziehen ist, sind Sie von der Opposition in eine so schwierige Lage, in eine so hoffnungslose Defensive geraten. Sie haben sich durch Ihre Politik in eine Position verrannt, die bei jedem neuen Aufschrei aus Ihren Reihen über die angeblich vergebliche Entspannungspolitik der Regierung nur noch verfahrener wird. Es ist so wie bei einem, der im Sumpf verzweifelt strampelt und dabei immer tiefer sinkt.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Sie strampeln und kommen immer tiefer. Scheinbar sehen Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, Ihre einzige Chance darin, unsere Politik mit Maßstäben zu messen, die der Realität nicht gerecht werden: Grundlagenvertrag, was ist das schon, wenn die Mauer noch steht? Kulturverhandlungen, Verhandlungen über Zusammenarbeit auf den Gebieten von Wissenschaft und Technik, Rechtshilfeverhandlungen, was ist das schon, wenn die Mauer noch steht? Und wenn acht Millionen Menschen von hier nach drüben reisen dürfen, fragen Sie: Was ist das schon? Aber — ich muß es kurz machen — wir haben durch die Vertragspolitik, durch den Grundlagenvertrag und die Folgeverträge, schon sehr viel erreicht. Wir haben viele Löcher in die Mauer gebohrt. Darüber gibt es keinen Zweifel. Es sind nur erste Schritte, gemessen an den Wünschen und Problemen, die noch nicht vertraglich geregelt werden konnten.
    Das Wort von Willy Brandt bei der Unterzeichnung des Grundlagenvertrags trifft den Kern. Ich darf mit Genehmigung der Frau Präsidentin zitieren:
    Der Vertrag wird nicht, jedenfalls nicht über Nacht, die Last von uns Deutschen nehmen, die wir als Ergebnis des zweiten Weltkrieges und der Spaltung Europas tragen. Er räumt nicht auf einmal die Barrieren weg, die uns voneinander trennen; aber er öffnet doch Wege, die lange verschlossen waren. Die Beseitigung von Mauer und Stacheldraht, die wünschenswerte Freizügigkeit, dies alles und anderes bringt der Vertrag nicht. Um all dies werden wir uns weiter zu bemühen haben, hartnäckig und mit Geduld.
    Wie wahr! Wer andere Erwartungen in die Welt gesetzt hat oder setzt, ist oder war ein unredlicher Gegner dieser Politik oder verkennt in naiver Weise das Wesen der Vertragspolitik und wird ihrer Zielsetzung nicht gerecht. Die Bundesregierung jedenfalls hat niemals andere Erwartungen geweckt. Nichts wurde beschönigt, wie es heute manche gern hinstellen möchten. Wir werden auch weiterhin keine Illusionen nähren, sondern wir warnen ganz im Gegenteil ausdrücklich vor Illusionen, Schwärmerei und Euphorie. Die große Leitlinie, die Richtschnur für die Verbesserung der Lage der Menschen in beiden Teilen Deutschlands, die wir seit 1969 vorgezeichnet und an die wir uns gehalten haben, führt durch das steinige Gelände, auf dem wir uns hartnäckig bemühen, Ansatzpunkte zu suchen und zu finden. Sie ist nicht an großen Worten und großen Sprüngen orientiert. Die Deutschlandpolitik der Koalition denkt nicht in Zeiträumen; sie denkt in Permanenz.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Sie hat einen langen Atem und Geduld, die für Stetigkeit und Kontinuität so dringend erforderlich ist. Bei dieser Politik geht es letztlich darum, für die jetzt lebenden Menschen und für spätere Generationen Erleichterungen zu schaffen.
    Weil dem so ist, sind die Schwierigkeiten niemals Grund genug, aufzugeben, zu resignieren. Wir werden trotz aller Schwierigkeiten die Geduld und Ausdauer haben, die für das Gelingen unserer Politik Voraussetzung ist. Davon wird uns niemand abbringen. Das, was richtig und vernünftig ist, bleibt auch dann richtig und vernünftig, wenn die Politik nicht sofort und überall zum Zuge kommt. Der Versuch muß weiter unternommen werden, durch viele einzelne Schritte einen Interessenausgleich herzustellen. Ich meine, mehr noch: Ein dichtes Geflecht von Interessenausgleichen muß geschaffen werden, damit keine Seite dieses Netz ohne Nachteil zerreißen kann.
    Das wird langsamer gehen, als man denkt. Die Diskussion über diesen Weg muß realistisch geführt, sie muß vertieft werden, sie muß auf eine vernünftige Basis gestellt werden. Daran führt kein Weg vorbei. Auf dieser realistischen Basis mit uns zu diskutieren, dazu sind Sie eingeladen; denn, meine Damen und Herren von der Opposition, illusionär wäre es, wenn man sich erhoffen würde, durch eine Politik der starken Worte, durch eine massive Stimmungsmache die DDR unter Druck setzen zu können.
    Die Opposition nagt an ihrer eigenen Substanz in doppelter Hinsicht. Zum einen schaden Sie sich durch die Erklärungen, die Sie ständig herausgeben, mit denen Sie sich zu profilieren suchen: starke Worte, die Ihnen nichts einbringen und Sie Glaubwürdigkeit kosten. So stellt sich Ihr Verhalten doch bei den Bürgern in unserem Lande dar. Zum anderen stören Sie die Entspannungsbemühungen zwischen uns und der DDR empfindlich. Beides ist äußerst bedauerlich.