Rede von
Egon
Franke
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege Jäger , sind Sie bereit, mir zunächst einmal recht zu geben, daß das in der Tat ein bedauerlicher Auftritt war, der sich hier vorhin ereignete, obwohl er durch Ihre Mithilfe zustande kam, weil Sie der Dame die Eintrittskarte besorgt hatten und wußten — —
— Lassen Sie mich weiterreden. Ich stelle die Frage an den Herrn Kollegen Jäger.
Ist Ihnen entfallen — Sie wissen, um wen es geht; ich nenne den Namen nicht —, was ich Ihnen gerade zu diesem Thema in der Sitzung des Innerdeutschen Ausschusses gesagt habe? Ich will es zur Erinnerung noch einmal vorlesen, damit Sie daran die Qualität dieses Problems erkennen können.
— Ich frage doch, ob es Ihnen entfallen ist. Er soll es doch nur bestätigen oder nicht bestätigen.
Dieses Protokoll ist das Ausschußprotokoll. Ich lese ohne Namensnennung vor:
Eine junge Frau flüchtete 1968 aus der DDR
und hinterließ dort in der Obhut ihrer Eltern
ihr damals zweijähriges Söhnchen. Diese Eltern
— also die Großeltern dieses Kindes —entschlossen sich ein Jahr später bei einem Rentnerbesuch in der Bundesrepublik, nicht mehr in die DDR zurückzukehren.
Diese Großeltern teilten diesen Entschluß dem
zuständigen Referat Jugendhilfe in der DDR mit.
— Die Referate Jugendhilfe in der DDR sind, wenn überhaupt Vergleiche angestellt werden können, mit unseren Jugendämtern vergleichbar.
Das Kind kam für einige Wochen in ein Heim. Dann wurde es zu seinen jetzigen Adoptiveltern in Pflege gegeben.
— Hören Sie ein bißchen hin! —
Das Urteil auf Ersatz der Einwilligung der Mutter zur Annahme an Kindes Statt erging im Mai 1972. Berufung wurde mit Einverständnis der hier lebenden Mutter
— das war die Dame von vorhin — nicht eingelegt.
Wir hatten uns darum bemüht. Ist Ihnen das entfallen? Wir versuchten, auf dem Rechtsweg diesen Fall durchzufechten.
Dazu war die Ermächtigung der Mutter erforderlich, aber die hat sie verweigert.