Rede:
ID0802911700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 8/29 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 29. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1977 Inhalt: Verzicht des Abg. Dr. Glotz und des Abg Sund auf die Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag 2035 A Eintritt des Abg. Lambinus und des Abg Eickmeyer in den Deutschen Bundestag . 2035 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . 2035 B Wahl des Abg. Glombig als Stellvertreter im Vermittlungsausschuß . . . . . . . 2035 B Wahl des Abg. Lemp als Vertreter im Europäischen Parlament . . . . . . . . . 2035 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Beschluß und Akt des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 20. September 1976 zur Einführung allgemeiner unmittelbarer Wahlen der Abgeordneten der Versammlung — Drucksache 8/360 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland (Europawahlgesetz) — Drucksache 8/361 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland (Europaabgeordnetengesetz) — Drucksache 8/362 — Genscher, Bundesminister AA 2035 D Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU 2037 B Dr. Schäfer (Tübingen) SPD 2040 C Dr. Bangemann FDP 2042 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister BMI 2046 C Seefeld SPD 2048 B Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU Deutschlandpolitik — Drucksachen 8/118, 8/255 — in Verbindung mit Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes — Drucksache 8/238 — Dr. Abelein CDU/CSU . . . . . . . . 2050 D Dr. Kreutzmann SPD . . . . . . . 2056 A Hoppe FDP 2061 B Franke, Bundesminister BMB . 2067 D, 2116 A II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1977 Dr. Zimmermann CDU/CSU . . . . 2078 D Dr. Schmude SPD 2083 B, 2121 B Jung FDP . . . . . . . 2087 B, 2131 C Baron von Wrangel CDU/CSU . . . . 2090 D Schulze (Berlin) SPD 2093 A Jäger (Wangen) CDU/CSU 2095 D Büchler (Hof) SPD 2099 C Graf Huyn CDU/CSU 2103 A Friedrich (Würzburg) SPD . . 2106 A, 2124 B Dr. Gradl CDU/CSU . . . . . . . . 2111 A Kunz (Berlin) CDU/CSU 2118 B Dr. Kohl CDU/CSU . 2123 C, 2124 A, 2128 A Wehner SPD 2123 D Straßmeir CDU/CSU . . . . . . . . 2124 C Dr. Ehmke SPD 2126 B Böhm (Melsungen) CDU/CSU 2129 A Schmöle CDU/CSU 2131 D Voigt (Frankfurt) SPD . . . . . . 2133 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über steuerliche Vergünstigungen bei der Herstellung oder Anschaffung bestimmter Wohngebäude — Drucksache 8/286 — Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 8/471 — Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses --- Drucksachen 8/453, 8/463 — Gobrecht SPD . . . . . . . 2136 A, 2139 A Dr. Voss CDU/CSU . . . . . . . . . 2137 A Frau Matthäus-Maier FDP . . . . . . 2140 C Köster CDU/CSU 2143 D Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Soldatengesetzes — Drucksache 8/370 — de Terra CDU/CSU . . . . . . . . 2145 D Horn SPD 2146 B Ludewig FDP 2146 D Fragestunde — Drucksache 8/458 vom 20. 05. 1977 — Umsiedlung der weißen Bevölkerung aus Südwestafrika im Falle der Machtübernahme der schwarzen Mehrheit nach Südamerika MdlAnfr A109 20.05.77 Drs 08/458 Niegel CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA 2072 A, B, C ZusFr Niegel CDU/CSU 2072 B Einheitliches Konzept der EG für die am 23. Mai beginnende 6. UN-Seerechtskonferenz sowie Sicherstellung der Fanggründe vor den Küsten Kanadas, Norwegens, der USA und Islands für die deutsche Fischerei nach Errichtung der 200-Seemeilen-Wirtschaftszone MdlAnfr A118 20.05.77 Drs 08/458 Dr. Müller-Hermann CDU/CSU MdlAnfr A119 20.05.e Drs 08/458 Dr. Müller-Hermann CDU/CSU Antw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 2072 C, D, 2073 A, C ZusFr Dr. Müller-Hermann CDU/CSU . . 2072 D, 2073 B Benachteiligung deutscher Futtermittelhersteller beim Einkauf von Magermilchpulver bei EG-Ausschreibungen durch unterschiedliche Währungsberechnungen; Verwendung von Magermilchpulver zur Kälberfütterung über einen Beimischungszwang sowie Verbilligung des Magermilchpulvers für diesen Zweck MdlAnfr A63 20.05.77 Drs 08/458 Peters (Poppenbüll) FDP MdlAnfr A64 20.05.77 Drs 08/458 Peters (Poppenbüll) FDP Antw PStSekr Gallus BML 2073 D, 2074 A, C, D ZusFr Peters (Poppenbüll) FDP . . . 2074 A, B, C ZusFr Kiechle CDU/CSU . . . . . . . 2074 D Staatliche Verbilligung von Trinkmilch für Kindergärten und Schulen MdlAnfr A65 20.05.77 Drs 08/458 Frau Geier CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML . . 2075 A, B, C, D, 2076 A ZusFr Frau Geier CDU/CSU 2075 B ZusFr Kiechle CDU/CSU 2075 B ZusFr Susset CDU/CSU 2075 C ZusFr Würtz SPD 2075 C ZusFr Dr. von Geldern CDU/CSU . . . 2075 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 2075 D Deklarationsform für Gemengeteile bei Mischfuttermitteln MdlAnfr A66 20.05.77 Drs 08/458 Dr. von Geldern CDU/CSU Antw PStSekr Gallus BML 2076 A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1977 III Ermittlung der genauen Zahl der neugeschaffenen Ausbildungsplätze zur Kontrolle über die Angaben des Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsausbildung MdlAnfr A43 20.05.77 Drs 08/458 Heyenn SPD MdlAnfr A44 20.05.77 Drs 08/458 Heyenn SPD Antw PStSekr Engholm BMB . . . . . 2076 C, 2077 A, B, C, D, 2078 A ZusFr Heyenn SPD . . . 2076 D, 2077 A, B, C ZusFr Milz CDU/CSU 2077 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 2078 A Ausnutzung der Ausbildungskapazitäten bei Bundesbahn und Bundespost MdlAnfr A102 20.05.77 Drs 08/458 Walther SPD Antw PStSekr Engholm BMB . . . . 2078 B Nächste Sitzung 2147 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 2149* A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 29. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 26. Mai 1977 2035 29. Sitzung Bonn, den 26. Mai 1977 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 27. 5. Dr. Ahrens " 27. 5. Alber * 27. 5. Dr. Bangemann 27. 5. Dr. Bayerl * 27. 5. Dr. Becher (Pullach) 27. 5. Blumenfeld* 27. 5. Buchstaller *** 27. 5. Dr. Corterier *** 27. 5. Damm *** 27. 5. Fellermaier * 27. 5. Flämig *** 27. 5. Francke (Hamburg) 26. 5. Dr. Fuchs * 27. 5. Dr. Geßner *** 27. 5. Grüner 26. 5. Haase (Fürth) * 27. 5. von Hassel 27. 5. Dr. Hupka *** 27. 5. Dr. Jaeger *** 27. 5. Dr. Jahn (Braunschweig) * 27. 5. Katzer 27. 5. Dr. h. c. Kiesinger 26. 5. Dr. Klepsch*** 27. 5. Kunz (Berlin) *** 27. 5. Dr. Graf Lambsdorff 26. 5. Lange *** 27. 5. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lenzer ** 27. 5. Lücker * 27. 5. Dr. Marx *** 27. 5. Mattick *** 27. 5. Möhring *** 27. 5. Möllemann *** 27. 5. Dr. Müller ** 27. 5. Dr. Narjes 27. 5. Neuhaus 27. 5. Neumann * 27. 5. Ollesch *** 27. 5. Pawelczyk *** 27. 5. Petersen 27. 5. Picard 27. 5. Dr. Reimers 27. 5. Schmidt (München) * 27. 5. Schmidt (Würgendorf) ** 27. 5. Dr. Schöfberger 27. 5. Schreiber * 27. 5. Schwabe * 27. 5. Dr. Schwarz-Schilling 27. 5. Dr. Schwencke (Nienburg)** 27. 5. Dr. Schwörer * 26. 5. Frau Schuchardt 27. 5. Sieglerschmidt * 27. 5. Dr. Starke (Franken) * 26. 5. Dr. Staudt 27. 5. Frau Steinhauer 27. 5. Frau Tübler 27. 5. Voigt (Frankfurt) *** 27. 5. Dr. Waigel 27. 5. Dr. Wallmann 26. 5. Frau Dr. Walz * 27. 5. Dr. Wendig 27. 5. Frau Will-Feld 27. 5. Dr. Wörner 26. 5. Dr. Zeitel 26. 5. Zeyer * 26. 5.
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    Rede von Baron Olaf von Wrangel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zu den beiden Rednern, die vor mir gesprochen haben, ist nur eines zu sagen: Herr Kollege Schmude, der Immobilismus dieser Koalition wird durch die Flügelkämpfe in der SPD gekennzeichnet. Deshalb sollten



    Baron von Wrangel
    Sie sich über angebliche Ratlosigkeit der CDU/CSU keine Sorgen machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Lachen bei der SPD)

    Ich möchte hier gleich zu Anfang etwas anderes sagen. Die Bundesregierung und die Koalition haben in den letzten Jahren geradezu wie eine Gebetsmühle wiederholt, daß es zu ihrer Ost- und Deutschlandpolitik keine Alternative gebe.

    (Lambinus [SPD]: Sehr richtig!)

    Das ist eine Feststellung, die für die Bundesregierung und die Koalition doch ein sehr hartes Urteil ist; denn wer behauptet, es gebe keine Alternative, bindet sich selbst die Hände, zieht sich eine Zwangsjacke an und, was noch viel schlimmer ist, er vermindert doch den Handlungsspielraum der Bundesrepublik Deutschland und demontiert die eigene Verhandlungsposition.

    (Beifall bei der CDU/CSU —Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Wie selten zuvor zieht das SED-Regime — ich habe das hier schon einmal gesagt — die Schraube der flexiblen Unmenschlichkeit immer stärker an. Die Beziehungen sind nun einmal — wir bedauern das; wir freuen uns nicht darüber — leider gekennzeichnet von Spannungen und Irritationen oder, wie wir nun leider auch spüren, von einer erbitterten Feindseligkeit gegenüber der Bundesrepublik Deutschland.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So ist es!)

    Eine erfolglose Politik zu betreiben, ist eine Sache; aber keine Politik darf so schlecht sein, daß sie keine Alternativen mehr besitzt. Natürlich gibt es Alternativen — darüber werde ich noch sprechen — auch dann, das muß ich leider sagen, wenn die Bandbreite durch die Tatsachen, die durch Ihre Politik geschaffen wurden, immer schmaler geworden ist.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Leider!)

    Es ist einfach unwahr, wenn Sie erneut wider besseres Wissen behaupten, auch die Union habe in der Vergangenheit keine Alternativen vorgelegt. Meine Damen und Herren, wir haben die Bundesregierung immer wieder aufgefordert, wenigstens das, was in den Anlagen zum Grundlagenvertrag steht, rechtsverbindlich zu machen. Das ist ja auch heute von unseren Kollegen gesagt worden. Aber für Sie, meine Damen und Herren von der Koalition — diesen Eindruck habe ich leider heute wieder erhalten —, ist die Deutschlandpolitik so eine Art Entlastungsoffensive, die von den innenpolitischen Problemen dieser Koalition ablenken soll.
    Genau dies ist der Vorwurf, den wir erheben. Wir dürfen es nicht zulassen, daß Außen- und Deutschlandpolitik ständig mit dem Blickwinkel auf vermeintliche innerpolitische Erfolge gemacht werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, Sie fragen immer wieder: Welche Alternativen hat denn die Opposition? Ich möchte mich hier einmal zu einigen methodischen Fragen äußern dürfen, die sicherlich für diese Debatte von erheblicher Bedeutung sind.
    Die CDU/CSU hat immer wieder methodisch wie inhaltlich Alternativen aufgezeigt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : So ist es!)

    Die Bundesregierung würde sich und vor allem unserem Land einen großen Gefallen tun, wenn sie sich endlich dazu entschließen könnte, diese Anregungen auch aufzugreifen — Herr Bundesminister Franke, ich bitte Sie, mir einen Moment zuzuhören — und ernsthaft zu diskutieren; denn aus dem innerdeutschen Tief führt kein Weg heraus, wenn man — Herr Kollege Schmude, in der Tat — in den alten Gleisen, die Bahr und Brandt gelegt haben, fortfahren möchte.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier hilft nur ein neuer Ansatz.

    (Dr. Schmude [SPD] : Neue Verträge?)

    — Ein neuer Ansatz! Es würde schon genügen, Herr Kollege Schmude, wenn es endlich gelänge, wenigstens ein Minimum dessen auszufüllen, was seinerzeit an Erwartungen geweckt worden ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier ist auch heute wieder von Signalen der Gemeinsamkeit und von sachlichen Diskussionen gesprochen worden. Meine Damen und Herren, wir verschließen uns doch gar nicht der sachlichen Diskussion. Wir verschließen uns auch gar nicht gemeinsamen Anstrengungen, wie wir sie gestern im Auswärtigen Ausschuß gemacht haben. Nur eines müssen wir Ihnen mit aller Klarheit und Deutlichkeit sagen.

    (Wehner [SPD] : Da bin ich aber gespannt!)

    Wir haben, Herr Kollege Wehner, keinen Anlaß, nur das Feigenblatt für eine Politik zu sein, von der wir nicht glauben, daß sie zu einem Erfolg führen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Warum ignorieren Sie denn hartnäckig und unbelehrbar unsere Anregungen? Wie laut müssen wir denn eigentlich unsere Argumente vortragen, damit Sie auch einmal hinhören? Wann suchen Sie endlich einen ernsthaften Dialog mit der Opposition, anstatt aus innenpolitischen Profilierungsbestrebungen Deutschlandpolitik an der größten Fraktion dieses Hauses vorbeizumachen?

    (Zuruf von der SPD: Das ist Ihre Schuld!)

    Übereinstimmung und Gemeinsamkeit könnte und müßte zum Beispiel über das richtige Verständnis unserer nationalen Sorgepflicht erzielt werden. Ich glaube, es ist nötig, gerade in dieser Debatte noch einmal zu sagen, was sich aus dieser Sorgepflicht ergibt. Sie ist rechtlich vorhanden, sie ist moralisch eine Selbstverständlichkeit, und sie gehört zum demokratischen Selbstverständnis unseres Staates. Lange Zeit wurde man als ein unverbesserlicher Nationalist bezeichnet, wenn man von dem hohen Stellenwert der deutschen Nation gesprochen hat. Aber gerade im Hinblick auf unsere europäischen Ver-



    Baron von Wrangel
    pflichtungen wird man uns auch daran messen, wie glaubwürdig wir mit den Werten unserer eigenen Nation umgehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dies halte ich für einen ganz entscheidenden Punkt.
    In Ihrer Antwort auf die Große Anfrage haben Sie erklärt, daß Sie dieser Sorgepflicht nachkommen wollen. Dies ist vom Kollegen Zimmermann eingehender ausgeführt worden. Die Einhaltung der Verfassung sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein. Aber ich meine, daß die nationale Sorgepflicht doch eine hohe politische und moralische Dimension hat, und weil dem so ist, sollten wir uns über den Formalismus hinaus unterhalten und darüber diskutieren.
    Wenn Sie, meine Damen und Herren von der SPD, schon nicht auf uns von der CDU/CSU hören wollen, dann hören Sie doch wenigstens auf die eigenen Parteifreunde. Ich meine hier den Aufruf des KurtSchumacher-Kreises vom vergangenen Monat. Dort wird die Forderung erhoben, die Deutschlandpolitik müsse auf die Verwirklichung der Menschenrechte abgestellt werden, und alle Verträge mit der DDR müßten an die Menschenrechte gebunden sein. Ich halte dies, meine Damen und Herren, in der Tat für einen Satz, den wir voll und ganz unterschreiben können. Herr Kollege Schmöle, das steht genau im Gegensatz zu dem „Vorwärts"-Artikel, von dem der Kollege Abelein heute morgen gesprochen hat.
    Ein weiterer Punkt, Herr Bundesaußenminister. Eine Initiative der Vereinten Nationen in der Frage des Menschenrechtsgerichtshofes ist von Ihnen seinerzeit angekündigt worden. Dies war übrigens auch in Variationen — das werden Sie nicht bestreiten — eine Anregung, die die CDU/CSU immer gegeben hat. Aber, Herr Bundesaußenminister, wir möchten Sie heute fragen, was denn aus dieser Initiative im einzelnen geworden ist. Ich möchte früheren Argumenten gegen solche Initiativen eines entgegenhalten. Das Argument, es gebe bei den Vereinten Nationen keine Mehrheit für unsere Anliegen, ist kein politisches Argument;

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    denn wir haben unsere Interessen und Vorschläge dort auch dann zu vertreten, wenn wir nicht unbedingt Mehrheiten erreichen können.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Um Mehrheiten muß gekämpft werden!)

    Wir haben in diesem Hohen Hause wiederholt das Thema der Verletzung der Menschenrechte angeschnitten. Mein Kollege Claus Jäger wird darauf noch näher eingehen. Aber lassen Sie mich eines sagen — gerade auch 'im Zusammenhang mit den Erklärungen des amerikanischen Präsidenten Carter —: Wie eigentlich soll die freie Welt den Unterdrückten Hoffnung geben, wenn sie aus vermeintlich taktischen Überlegungen darauf verzichten würde, vorbehaltlos für die Freiheit der Unterdrückten 'in Deutschland einzutreten? Kommen Sie jetzt nicht mit der so oft wiederholten, für meine Begriffe vordergründigen Behauptung, daß dies alles in geheimen, stillen Verhandlungen geschehen müsse. Meine Damen und Herren, wir wissen — und ich darf jetzt auch wieder Sie, Herr Bundesaußenminister, ansprechen —, daß vieles nicht auf dem offenen Markt ausgetragen werden kann. Auch die CDU/CSU-Regierungen haben immer danach gehandelt. Aber hier gibt es doch eine Parallelität zwischen Verhandlungen und der Notwendigkeit des öffentlichen Protests. Genau dies machen Sie sich für Ihre Verhandlungen nicht zunutze.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Um es an die Adresse der Koalitionsparteien noch einmal zu sagen: Wir sind für Verhandlungen, aber wir sind nicht bereit, uns aus angeblich taktischen Rücksichten den Mund verbinden zu lassen. Darum kritisieren wir ja auch, daß sich die Bundesregierung nicht einmal die simpelste Faustregel demokratischer Politik zu eigen gemacht hat — und dies hat der Kollege Abelein heute morgen auch gesagt —, nämlich endlich die öffentliche Meinung zur Verstärkung der eigenen Verhandlungsposition zu nutzen.
    Sie haben Ihrer Politik eine falsche Analyse zugrunde gelegt. Weil Sie von dieser falschen Analyse nicht Abschied nehmen wollen, stolpern Sie ständig von einer Falle in die andere. Daß mit Gefälligkeiten gegenüber Kommunisten und Faschisten nichts zu gewinnen ist, haben wir doch gerade in den letzten Wochen und Monaten alle miteinander schmerzlich zu spüren bekommen.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: So ist es!)

    Ich sage noch einmal, weil wir ja im Laufe dieser Debatte sicherlich gefragt werden, was wir denn für Alternativen oder Anregungen gegeben haben: Bündeln Sie doch endlich unsere vitalen Interessen in einem Verhandlungspaket! Synchronisieren Sie die wirtschaftlichen und die politischen Beziehungen! Akzeptieren Sie nur rechtsverbindliche Zusagen, und sorgen Sie mit Klauseln dafür, daß Vereinbarungen nicht ständig folgenlos verletzt werden!

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Dann wird sich sicherlich mehr Übereinstimmung in diesem Hause herbeiführen lassen.
    Ich möchte noch einige Bemerkungen zu den internationalen Aktivitäten der DDR machen. Mittlerweile versteht sich die DDR ja nicht mehr nur als Speerspitze in Westeuropa, sondern Ost-Berlin ist durch den Kolonialvertrag längst zu einer Art Speerspitze in der Dritten Welt geworden. Als Folge ihrer weltweiten Anerkennung ist die DDR inzwischen doch dabei, durch militärische Aktionen das deutsche Ansehen zu schädigen. Es ist die Pflicht der Bundesregierung, das Trugbild einer friedliebenden DDR weltweit zu entlarven, damit das Deutschlandbild im Ausland nicht Schaden nimmt. Auch das ist eine Aufgabe, von der ich meine, daß sie zur nationalen Sorgepflicht gehört.
    Auf alle Fälle darf die Deutschlandpolitik kein Reservat mehr für Illusionisten oder für verhinderte Jahrhundertarchitekten sein, darf auch kein Reservat für Träumer und Dilettanten in der Deutschlandpolitik sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Demonstrativer Beifall bei der SPD)




    Baron von Wrangel
    Ich meine, diese Dilettanten sollen endlich das Feld räumen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Bravo-Rufe bei der SPD)

    Aber, meine Damen und Herren, solange Sie alternativlos und mit fast nostalgischer Verbissenheit immer wieder versuchen, der von Brandt und Bahr konzipierten, von Guillaume vielleicht verratenen und von Ihnen fortgesetzten Politik nachzuhängen,

    (Widerspruch bei der SPD)

    werden Sie schwer Gemeinsamkeiten im Interesse unserer Nation erreichen.
    Wir, die CDU/CSU, sind jeden Tag zu einer Deutschlandpolitik des Fortschritts und des Friedens bereit. Sie aber sind immer noch nicht bereit, aus den schlechten Erfahrungen die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Schulze.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Waldemar Schulze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Man kann sich eigentlich nur fragen, was das für eine Debatte ist. Die Opposition wirft uns vor, wir würden diese Debatte nur führen, die Deutschlandpolitik nur betreiben, um uns innenpolitisch zu profilieren.
    Ich kann nur sagen, die Opposition tut das, um sich parteipolitisch zu profilieren. Sie haben die Große Anfrage gestellt; Sie haben sie beantwortet bekommen. Wo sind Sie denn? Die Opposition ist doch überhaupt gar nicht anwesend. Von Ihnen sind — ich will einmal hoch schätzen — vielleicht 20 Abgeordnete anwesend, die diesem heißen Thema folgen wollen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Marx [CDU/CSU]) Alle anderen Abgeordneten sind nicht anwesend.


    (Dr. Abelein [CDU/CSU] : Wenn nur die Regierung redet, ist das nicht weiter verwunderlich!)

    Ich muß sagen: Ich finde das alles sehr bedauerlich, wenn Sie das auch noch so hochstilisieren.
    Meine Damen und Herren, ich möchte mich gern dem Berliner Problem zuwenden, insbesondere dem Komplex „Bindungen".
    Zunächst will ich auf die Bedeutung der Londoner Berlin-Erklärung der vier Staats- und Regierungschefs der USA, des Vereinigten Königreichs, Frankreichs und der Bundesrepublik vom Mai dieses Jahres hinweisen, die schon an sich eine Besonderheit darstellt. Sie betont den unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Stand der Entspannung und dem Verhalten der Signatarmächte zu den Verpflichtungen aus dem Viermächteabkommen vom 3. September 1971 und die Unberührtheit der Rechte und Verpflichtung der vier Mächte aus der Kriegs- und Nachkriegszeit. Sie bekräftigt die Rechte und die Pflichten gegenüber dem Status des besonderen Gebietes Berlin — hier muß man auf den Terminus achten, der dort verwendet worden ist —, den vier Sektoren und Deutschland als Ganzem und weist alle Versuche, diese Rechte und Verpflichtungen in Frage zu stellen, zurück. Schließlich werden die Bindungen zwischen den Westsektoren Berlins und der Bundesrepublik Deutschland als ein wesentliches Element des Viermächteabkommens dargestellt. Dies ist nach meiner Einschätzung wohl weiter formuliert als in anderen Erklärungen. Die Londoner Berlin-Erklärung bestätigt die Richtigkeit der Vertragspolitik der sozialliberalen Bundesregierung. Interessanterweise sieht die Opposition in ihr eine wichtige Bestätigung ihrer deutschlandpolitischen Haltung; so der Herr Kollege Marx im Pressedienst der CDU/ CSU.
    Berlin, meine Damen und Herren, muß aus dem parteipolitischen Streit herausgehalten werden. Darum können Berliner eigentlich nur bitten. Die Voraussetzung für die Lösung der Probleme Berlins ist eine Zusammenarbeit der Parteien im Bundestag und im Abgeordnetenhaus von Berlin. Auch das ist mitunter sehr schwierig.
    Ich möchte noch einmal folgendes in Erinnerung rufen. Der Viermächtestatus von ganz Berlin wird durch das Londoner Protokoll der drei Mächte vom 12. September 1944 und vom Londoner Abkommen der vier Mächte vom 14. November des gleichen Jahres begründet. Im Londoner Protokoll wird u. a. — hier im Abschnitt 5 — die Einrichtung der inter-alliierten Behörde zur gemeinsamen Verwaltung Groß-Berlins bestimmt. Das Londoner Abkommen bestimmt die Bildung des Kontrollrates, dessen Aufgabe, die Verwaltung von Groß-Berlin mit Hilfe des dafür bestellten Organs, und die Einrichtung der Kommandantura zur gemeinsamen Verwaltung von Groß-Berlin. Dieser Viermächtestatus von ganz Berlin bleibt unberührt vom Viermächteabkommen vom 3. September 1971, wo es heißt:
    ... unter Berücksichtigung der bestehenden Lage in dem betreffenden Gebiet, . . .
    — dies in der Präambel des Abkommens —, obwohl einseitige Maßnahmen den Status der gemeinsamen Verwaltung untergraben haben.
    Der Status der drei Westsektoren wird in einer Erklärung der drei Alliierten vom 5. Mai 1955 präzisiert. Abschnitt 1 dieser Erklärung bestimmt die Rechte, Befugnisse und Verantwortlichkeiten Berlins nach der Verfassung aus dem Jahre 1950 unter Berücksichtigung der Vorbehalte des Abschnitts 2, der die besatzungsrechtlichen Verpflichtungen und Einschränkungen beschreibt. Auch dieser Erklärung wird mit dem Viermächteabkommen im wesentlichen entsprochen.
    Die Bindungen West-Berlins zur Bundesrepublik Deutschland sind nach 1948 mit Hilfe und durch Maßnahmen der drei Westmächte gewachsen. Am 4. Mai 1949 trafen die vier Mächte ein Übereinkommen, nach dem die Handels-, Transport- und Verkehrsverbindungen zwischen Berlin und den drei Zonen wiederhergestellt werden. Die Pariser Außenministerkonferenz bestätigte dies am 20. Juni 1949, und die Alliierte Kommandantur präzisierte — hier



    Schulze (Berlin)

    allerdings ohne die UdSSR — am 5. Mai 1955 diese Bindungen.
    In der Erklärung heißt es — und hier bitte ich Sie, noch einmal aufzupassen —, daß Berlin die Gesetzgebung entsprechend dem zugelassenen Verfahren übernimmt, insbesondere die Gesetzgebung in bezug auf Währung, Kredite, Devisen, Aus- und Einwanderung, Auslieferung, Vereinheitlichung der Zoll- und Handelsgebiete usw., Staatsangehörigkeit, Reisepässe.
    Die Fixierungen von Status und Bindungen offenbaren seit 1949 einen Dissens zwischen den Rechtsauffassungen der Westmächte und denen der Bundesregierung. Die Bundesregierung und auch das Bundesverfassungsgericht sahen Groß-Berlin immer als ein Land der Bundesrepublik an. Der Öffentlichkeit war nicht bewußt, daß die Westmächte Art. 23 des Grundgesetzes suspendiert hatten, was zur Folge hatte, daß Bundesgesetze nicht automatisch in Berlin (West) gelten, die Berliner nicht direkt ihre Bundestagsabgeordneten wählen, Berliner nicht zur Bundeswehr eingezogen werden und Verträge der Bundesrepublik Deutschland mit dem Ausland für Berlin eine Klausel enthalten müssen.
    Die früheren Bundesregierungen haben alle Sonderrechte der Alliierten akzeptiert. Demgemäß waren nie die Bindungen als Ersatz für den Bundesland-Charakter das Wesentliche, sondern die Sicherheit der Stadt. Ohne die Duldung der Sonderrechte wäre die Sicherheit Berlins' gefährdet worden.
    Die Bundesregierungen haben den Dissens nie öffentlich gemacht, um die Solidarität des Westens zu erhalten. Aber damit haben sie gleichzeitig die Unkenntnis über die tatsächlichen Verhältnisse noch vertieft.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist nicht wahr! Der Dissens war immer ganz deutlich!)

    — Die ist so, Herr Kollege! Das können Sie überall nachlesen. — Die heutige Opposition, Sie also, trägt immer noch dazu bei, daß der Inhalt des Begriffs „Bindungen" entstellt wird.

    (Müller [Berlin] [CDU/CSU] : Was? Seit wann denn? — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wie bitte? — Dr. Marx [CDU/ CSU] : Sie begreifen das, was Sie eben gesagt haben, gar nicht!)

    Hier geht es nämlich nicht um die Bundespräsenz, um die Bundesfahne, sondern um solche Bindungen, die der Lebensfähigkeit der Stadt dienen, wie sie bereits in der alliierten Erklärung vom Mai 1955 beschrieben worden sind. Dort können Sie es auch noch einmal nachlesen.

    (Schmöle [CDU/CSU] : Haben Sie das mit Ihrem Koalitionspartner abgesprochen?)

    Die Londoner Erklärung vom 8. Mai 1977 rückt die Bindungen sehr ins Blickfeld. Sie betont zum erstenmal jenen Teil des im Viermächteabkommen gefundenen Kompromisses,

    (Schmöle [CDU/CSU] : Herr Hoppe sagt uns immer etwas anderes!)

    der wiederholt Angriffen des Vertragspartners Sowjetunion ausgesetzt war. Aber weder historisch noch sachlich hatten oder haben die Bindungen den Primat bei der Gewährleistung der Sicherheit der Stadt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das hat auch niemand behauptet!)

    Der Regierende Bürgermeister von Berlin erklärte heute in seiner Regierungserklärung vor dem Berliner Abgeordnetenhaus zu dieser für die Stadt wichtigen Frage — ich darf mit Genehmigung der Frau Präsidentin zitieren —:
    Unsere Sicherheit beruht auf der Anwesenheit der Schutzmächte und der Fortdauer der Besatzungsrechte Frankreichs, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten in Berlin, auf der Entschlossenheit ihrer Regierungen, dies zu praktizieren. Die drei Mächte haben ihre Verpflichtung für Berlin auch in schwierigen Situationen der Nachkriegsgeschichte eingehalten. Sie haben immer wieder bewiesen, daß das Vertrauen der Berliner in ihre Standfestigkeit gerechtfertigt ist. Die Erklärung von London, die ich auch hier nachdrücklich begrüße, hat erneut gezeigt, daß diese Haltung auch für die Zukunft gilt. Für die Berliner sage ich von dieser Stelle aus: Wir danken den drei Mächten.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Wir haben aber auch ihre Entscheidungen zu respektieren, die sie in Ausübung und im Interesse ihrer Rechte und Verantwortlichkeiten in bezug auf Berlin und sein Verhältnis zur Bundesrepublik Deutschland getroffen haben.
    Das heißt: Wir haben zu respektieren, daß der freie Teil Berlins nach dem Willen der drei Mächte nach wie vor kein konstitutiver Teil der Bundesrepublik ist und weiterhin nicht von ihr regiert werden darf.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Eine Binsenwahrheit!)

    Das Viermächteabkommen beruht ja auf folgendem Kompromiß. Einerseits bekräftigen die drei Mächte den besatzungsrechtlichen Status der Westsektoren und die daraus abzuleitende Nichtzugehörigkeit Berlins zum Bund und die Nichtregierbarkeit durch den Bund. Andererseits garantiert die UdSSR den freien Zugang von und nach Berlin und anerkennt nachdrücklich die Bindungen, die zwischen Berlin und dem Bund bestehen. Die Erfüllung des sowjetischen Interesses schuf keinen neuen Zustand, während der Westen — dies ist wichtig — von der UdSSR etwas qualitativ Neues erhielt, nämlich den freien und ungehinderten Zugang von und nach Berlin.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Und die Außenvertretung!)

    — Auch dies; sicher!
    So ist die Frage der Bindungen, zu deren wesentlichen Grundlagen der freie Zugang gehört, nur ein Teil der einen Seite des Kompromisses. Weil das Viermächteabkommen nicht in erster Linie der Auf-



    Schulze (Berlin)

    rechterhaltung und der Entwicklung der Bindungen dient, gefährden nach meiner Ansicht das ständige Herausstellen der Bindungen, ihre demonstrative Betonung und ihre Identifizierung mit der Präsenz des Bundes das eigentliche Ziel,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja unmöglich! — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/ CSU] : Das ist unwahrscheinlich, was Sie da sagen!)

    nämlich — nun hören Sie doch erst mal zu! — die Sicherheit und die Lebensfähigkeit der Stadt.

    (Kunz [Berlin] [CDU/CSU]: Das ist ja die sowjetische Lesart!)

    — Sie dürfen gleich weiterhören!
    Übrigens hat nicht diese Bundesregierung, sondern rdie Regierung Erhard die Frage der gewachsenen Bundespräsenz und der demonstrativen Bundespräsenz aufgebracht.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das war vor den Ostverträgen!)

    Welche Haltung die Regierung Adenauer und andere CDU/CSU-geführte Regierungen zu Berlin eingenommen haben, zeigt am besten die Tatsache, daß sie Verträge mit Staaten des Ostblocks ohne die Einbeziehung Berlins abgeschlossen haben.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Als Beispiel nenne ich nur 'das Kulturabkommen mit der Sowjetunion.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Demgegenüber haben die sozialliberalen Bundesregierungen bei allen Verträgen, die mit osteuropäischen Staaten geschlossen wurden, die Einbeziehung Berlins erreicht, und zwar bei vier Verträgen mit der UdSSR, bei sieben Verträgen mit Polen, bei zwei Verträgen mit der CSSR, bei acht Verträgen mit Rumänien, bei einem Vertrag mit Ungarn und bei zwei Verträgen mit Bulgarien.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)