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ID0723502100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 235. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 Inhalt: Zur Geschäftsordnung Porzner SPD 16347 A Dr. Jenninger CDU/CSU 16347 C Erweiterung der Tagesordnung 16348 A, 16470 D Überweisung einer Vorlage an Ausschüsse Erklärung der Bundesregierung zur Europapolitik Schmidt, Bundeskanzler 16348 B Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Strauß CDU/CSU 16359 D Präsident Frau Renger 16364 B Brandt SPD 16371 D Hoppe FDP 16377 B Dr. Klepsch CDU/CSU 16381 B Genscher, Bundesminister AA 16386 A Dr. Aigner CDU/CSU 16413 A Dr. Ehrenberg SPD 16415 D Dr. Bangemann FDP 16419 A Blumenfeld CDU/CSU 16422 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 16424 D Schmidt (Wattenscheid) SPD 16428 B von Hassel CDU/CSU 16430 B Mischnick FDP 16433 B Dr. Narjes CDU/CSU 16436 A Wehner SPD 16438 D Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Änderung des Abfallbeseitigungsgesetzes — Drucksache 7/4962 —Willms, Senator der Freien Hansestadt Bremen 16406 D Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Ersten Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts — Drucksache 7/4992 — in Verbindung mit Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Änderung beamtenversorgungsrechtlicher Vorschriften — Drucksache 7/4993 — Jahn (Marburg) SPD 16407 D Dr. Emmerlich SPD. 16409 A Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU 16411 A Engelhard FDP 16412 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Neunzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung und der Alters- II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 gelder in der Altershilfe für Landwirte (Neunzehntes Rentenanpassungsgesetz) — Drucksache 7/4722 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4998 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und' Sozialordnung — Drucksache 7/4951 — Dr. Schellenberg SPD 16442 B Franke (Osnabrück) CDU/CSU 16443 A Sund SPD 16446 D Arendt, Bundesminister BMA 16450 C Müller (Remscheid) CDU/CSU 16453 D Geiger SPD 16456 B Schmidt (Kempten) FDP 16458 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Achtes Anpassungsgesetz — KOV —) — Drucksache 7/4653 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4999 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4960 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Geisenhofer, Maucher, Burger, Dr. Althammer, Müller (Remscheid), Höcherl, Ziegler, Franke (Osnabrück), Dr. Mikat, Dr. Jobst, Freiherr von Fircks, Braun, Dr. Fuchs, Krampe und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes — Drucksache 7/4585 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4999 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4960 — Burger CDU/CSU 16461 B Maucher CDU/CSU 16463 A, 16467 A Glombig SPD 16465 A, 16468 A Geisenhofer CDU/CSU 16469 A Jaschke SPD 16470 A Schmidt (Kempten) FDP 16470 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 29 GG) — Drucksache 7/4958 — 16470 D Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstgesetzes — Drucksache 7/3730 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4843 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4841 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes — Drucksache 7/4206 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 3/4811 — Biermann SPD 16471 B Frau Tübler CDU/CSU 16474 A Hölscher FDP 16477 C Dr. Kraske CDU/CSU 16481 D Möllemann FDP 16483 A Lutz SPD 16486 A Beratung des Berichts und des Antrags des Verteidigungsausschusses zu dem Jahresbericht 1974 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksachen 7/3228, 7/3762 — in Verbindung mit Beratung des Jahresberichts 1975 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksache 7/4812 — Schlaga SPD 16487 B Ernesti CDU/CSU 16489 B Möllemann FDP 16491 D Glückwünsche zum Geburtstag des Wehrbeauftragten Berkhan 16487 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Personalstruktur des Bundesgrenzschutzes — Drucksache 7/3494 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4539 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4534 — Gerster (Mainz) CDU/CSU 16492 B Pensky SPD 16494 B, 16496 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 16495 B Dr. Wörner CDU/CSU 16496 B Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister BMI 16497 A Namentliche Abstimmung 16498 A Feststellung der Beschlußunfähigkeit 16498 D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 III Fragestunde — Drucksache 7/4963 vom 2.4. 1976—Erhaltung und Fortentwicklung der deutschen Wochenschauen und Einbeziehung in die Filmförderung gemäß dem Beschluß des Bundestages vom 1. Dezember 1967 MdlAnfr A32 02.04.76 Drs 07/4963 Hoffie FDP MdlAnfr A33 02.04.76 Drs 07/4963 Hoffie FDP Antw StSekr Bölling BPA 16390 B, C, 16391 A, B, D, 16392 A, C, D, 16393 A, B, C, D, 16394 A ZusFr Hoffie FDP 16391 A, B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU .16392 A, B ZusFr Dr. Lohmar SPD 16392 C, D ZusFr Nagel SPD 16393 A, B ZusFr Kleinert FDP 16393 B, C ZusFr Reiser SPD 16393 D, 16394 A ZusFr Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU 16393 D Pressemeldungen über den Antrag von Kabinettsmitgliedern auf Gewährung eines Zuschusses an die Vereinigten Deutschen Studentenschaften (VDS) aus Bundesmitteln sowie neue Tatsachen zur Beurteilung der Förderungswürdigkeit der VDS MdlAnfr A10 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU MdlAnfr A 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16394 B, C, D, 16395 A, C, D, 16396 A ZusFr Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU 16394 C, 16395 A, B ZusFr Kleinert FDP 16395 D ZusFr Seiters CDU/CSU 16396 A Beurteilung des Sonderprogramms der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sowie Übertragung von Mitteln an bisher unberücksichtigt gebliebene Arbeitsämter zur Förderung zusätzlicher Ausbildungsplätze MdlAnfr A12 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Unland CDU/CSU MdlAnfr A13 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Unland CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16396 A, C, D, 16397 A, B, C ZusFr Dr. Unland CDU/CSU 16396 B, C, 16397 B, C ZusFr Fiebig SPD 16396 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 16397 A Verhandlungen über deutschsprachige Schulen während des Aufenthalts von Bundesminister Rohde in Polen MdlAnfr A14 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16397 D, 16398 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16398 A, B Maßnahmen der Bundesregierung gegen die illegale Einschleusung indischer und pakistanischer Staatsbürger über die Bundesrepublik Deutschland nach Großbritannien MdlAnfr A15 02.04.76 Drs 07/4963 Schinzel SPD MdlAnfr A16 02.04.76 Drs 07/4963 Schinzel SPD Antw PStSekr Baum BMI 16398 C, 16399 B, C ZusFr Schinzel SPD 16399 A, B, C Höhe des Rückerstattungsbetrags der von Polen von Aussiedlern verlangten Gebühren für Ausreisepapiere in der Zeit von 1971 bis 1975 MdlAnfr A83 02.04.76 Drs 07/07/4963 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Baum BMI 16399 D, 16400 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16400 B Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Einfuhr von reinem Alkohol, hauptsächlich aus Frankreich, zu Dumpingpreisen und die Existenzgefährdung der deutschen Brennereien MdlAnfr A27 02.04.76 Drs 07/4963 von Alten-Nordheim CDU/CSU MdlAnfr A28 02.04.76 Drs 07/4963 von Alten-Nordheim CDU/CSU Antw PStSekr Haehser BMF 16400 D, 16401 A, B, C, D ZusFr von Alten-Nordheim CDU/CSU 16400 D, 16401 A, B, C, D Beurteilung der Preiserhöhungen in deutschen Automobilunternehmen unmittelbar nach Abschluß von Tarifverhandlungen MdlAnfr A31 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Jens SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 16402 A, C, D ZusFr Dr. Jens SPD 16402 B, C ZusFr Ey CDU/CSU 16402 D IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 Schutz der deutschen Fanggebiete in der Nordsee gegen mögliche Übergriffe niederländischer Schiffe auf Grund der Fangbeschränkungen für Seezungen in den niederländischen Küstengewässern sowie Einsatz von Booten des Bundesgrenzschutzes MdlAnfr A41 02.04.76 Drs 07/4963 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU MdlAnfr A42 02.04.76 Drs 07/4963 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Antw PStSekr Logemann BML 16403 B, C, D ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU 16403 C, D Änderung der Rechtslage hinsichtlich der Gewährung von Haushaltshilfe nach dem Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte MdlAnfr A46 02.04.76 Drs 07/4963 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 16404 A, B ZusFr Horstmeier CDU/CSU 16404 B Anzahl der gemäß den Bestimmungen der ICAO, der IATA und den Auflagen des Bundesverkehrsministers in bezug auf die Beförderungstarife verfahrenden Fluggesellschaften in Deutschland sowie Verschärfung der Kontrollen und Erhöhung der Ordnungsstrafen bei Verstößen gegen diese Bestimmungen MdlAnfr A50 02.04.76 Drs 07/4963 Schmidt (Niederselters) SPD MdlAnfr A51 02.04.76 Drs 07/4963 Schmidt (Niederselters) SPD Antw PStSekr Jung BMV . 16404 C, D, 16405 A, B ZusFr Schmidt (Niederselters) SPD 16404, D 16405 A Verhinderung des Verkaufs von Superkraftstoff mit zu geringen Oktanwerten an Tankstellen, insbesondere an Autobahntankstellen MdlAnfr A63 02.04.76 Drs 07/4963 Immer (Altenkirchen) SPD Antw PStSekr Jung BMV 16405 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 16405 C, D Restbestände und Vernichtung der ungültigen Briefmarken mit der Abbildung des ehemaligen Bundespräsidenten D. Dr. Dr. Heinemann MdlAnfr A68 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Dollinger CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMP 16406 A, B, C ZusFr Dr. Dollinger CDU/CSU 16406 B Nächste Sitzung 16498 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . .16499* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 16347 235. Sitzung Bonn, den 8. April 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 9. 4. Adams * 9. 4. Dr. Ahrens ** 9. 4. Dr. Aigner * 9. 4. Alber **** 9. 4. Amrehn **** 9. 4. Dr. Artzinger * 9. 4. Dr. Bangemann * 9. 4. Dr. Barzel 9. 4. Batz 9. 4. Dr. Bayerl * 9. 4. Dr. Becher (Pullach) 9. 4. Behrendt * 9. 4. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 9. 4. Blumenfeld * 9. 4. Frau von Bothmer **** 9. 4. Prof. Dr. Burgbacher * 9. 4. Christ 8. 4. Dr. Corterier * 9. 4. Eilers (Wilhelmshaven) 8. 4. Dr. Enders **** 9. 4. Entrup 9. 4. Erhard (Bad Schwalbach) 9. 4. Fellermaier * 9. 4. Flämig *** 9. 4. Frehsee * 9. 4. Dr. Früh * 9. 4. Dr. Fuchs 9. 4. Gerlach (Emsland) * 9. 4. Dr. Götz 9. 4. Haase (Fürth) **** 9. 4. Härzschel * 9. 4. Hauser (Krefeld) 8. 4. Dr. Jahn (Braunschweig) * 9. 4. Dr. Klepsch * 9. 4. Krall * 9. 4. Dr. Kunz (Weiden) *** 9. 4. Lange * 9. 4. Lautenschlager * 9. 4. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Leicht * 9. 4. Lücker * 9. 4. Dr. Mende **** 9. 4. Memmel * 9. 4. Müller (Mülheim) * 9. 4. Dr. Müller (München) **** 9. 4. Mursch (Soltau-Harburg) * 9. 4. Niegel 9. 4. Frau Dr. Orth * 9. 4. Pieroth 9. 4. Rollmann 9. 4. Roser 9. 4. Richter** 9. 4. Russe 9. 4. Schmidt (München) * 9. 4. Dr. Schulz (Berlin) * 9. 4. Schwabe * 9. 4. Dr. Schwenke **** 9. 4. Dr. Schwörer * 9. 4. Seefeld * 9. 4. Seibert 9. 4. Sieglerschmidt **** 9. 4. Springorum * 9. 4. Dr. Starke (Franken) * 9. 4. Suck * 9. 4. Dr. Vohrer **** 9. 4. Volmer 8. 4. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 5. Walkhoff * 9. 4. Dr. Wallmann 9. 4. Frau Dr. Walz * 9. 4. Wende 9. 4. Dr. Wendig 9. 4. Zebisch 9. 4. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wer in dieser Stunde europäischer Enttäuschung --- das geht ja durch alle Reden — über Möglichkeiten und Notwendigkeiten europäischer Politik spricht, wird zunächst die eigene Position darzulegen haben und zugleich das Gewicht und die Verantwortung des eigenen Landes in der Europäischen Gemeinschaft. Hier ist unverkennbar — und der Bundeskanzler hat in der Regierungserklärung mit Recht darauf hingewiesen —, daß das Gewicht der Bundesrepublik Deutschland innerhalb der Europäischen Gemeinschaft — ich kann hinzufügen: innerhalb des westlichen Bündnisses und auch im Verhältnis zur Dritten Welt — von Jahr zu Jahr gewachsen ist als Konsequenz unserer steigenden wirtschaftlichen und politischen Stabilität.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Deshalb gehört in eine solche Regierungserklärung auch all das hinein, was Ursache und Voraussetzung dieser steigenden wirtschaftlichen, politischen und sozialen Stabilität in der Bundesrepublik Deutschland ist.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Deshalb war der Bundeskanzler gut beraten, seine Regierungserklärung, die Würdigung des Gipfels von Luxemburg und die Zielvorstellungen der Bundesregierung einzubetten in die Außenpolitik, in die Wirtschaftspolitik, in die Gesellschaftspolitik dieser Bundesregierung, und es konnte nicht ausbleiben — auch wenn das der Opposition nicht gefallen mag —, daß deshalb diese Regierungserklärung eine Leistungsbilanz siebenjähriger sozialliberaler Regierungspolitik in diesem Land geworden ist.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Wir bekennen uns — ich sage das jetzt nicht allein in meiner Eigenschaft als Kabinettsmitglied, sondern auch als Vorsitzender meiner Partei — zu dieser gemeinsamen Leistung, einer gemeinsamen Leistung, meine Damen und Herren, von der wir genau wissen, daß sie nur möglich war mit unserer politischen Zielsetzung, aber mit der Unterstützung der Bürger in unserem Land, Arbeitnehmer wie Unternehmer wie aller Gruppen, die in der Bundesrepublik Deutschland dazu beitragen, daß dieses Land heute diese gute Position innerhalb der Europäischen Gemeinschaft hat.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Wir werden deshalb auch in der Diskussion über diese Fragen nicht verschweigen wollen und auch nicht können und nicht dürfen, daß wichtige Entscheidungen, die diesen Weg bestimmt haben, gegen den prinzipiellen Widerstand der Oppositionsparteien durchgesetzt werden mußten. Das gehört auch zur Klarheit der politischen Auseinandersetzung. Man kann sich nicht gleichzeitig mit Fortschritten rühmen, die Nachteile allein der Regierung anlasten, aber im übrigen sagen, die Gesamtpolitik der Regierung sei falsch gewesen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sie kennen die Schwächen der Ostpolitik selbst sehr genau!)

    Daß nichts vollkommen ist auf dieser Welt, wissen wir auch, und daß große Aufgaben noch zu lösen sind, ist bekannt. Deshalb finden wir, daß die Regierungserklärung nicht nur eine Leistungsbilanz war, eine Darstellung der Vergangenheit, sondern daß sie auch ein gutes Fundament für die Arbeit in der Zukunft darstellt.
    Meine Damen und Herren, ich sähe über dieser heute hier vorgetragenen Regierungserklärung gern das Motto oder die Überschrift „Freiheit und Fortschritt durch Leistung". Ich denke, daß das die Alternative ist — „Freiheit und Fortschritt durch Leistung" —, mit der sich die Regierungsparteien am Ende dieser Legislaturperiode den Wählern stellen werden. Deshalb, meine Damen und Herren, sage ich Ihnen: Wir bekennen uns auch als Freie Demokraten zu dieser Arbeit. Wenn ich selbstkritisch etwas anmerken darf, was wir — hier möchte ich ausnahmsweise die Sozialdemokraten mit einbeziehen — manchmal in der Vergangenheit falsch gemacht haben, Herr Kollege Strauß, dann dies: daß wir das, was gemeinsam geleistet wurde, unter Wert verkauft haben. Das wird sich ändern; das verspreche ich Ihnen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Herr Kollege Strauß hat heute morgen bei seinem Beitrag noch einmal zu den Polen-Vereinbarungen Stellung genommen. Das war sicher richtig. Ich begrüße es deshalb, weil es mir Gelegenheit gibt, mit einer Legende — wie ich hoffe: endgültig — aufzuräumen, die davon spricht, hier habe es unterschiedliche Positionen des Bundeskanzlers und des Außenministers gegeben. Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: Ich habe in keiner Phase unserer nunmehr fast zweijährigen Zusammenarbeit in dieser Position so oft, so eng und nahtlos mit dem Bundeskanzler zusammengearbeitet wie gerade in den entscheidenden Tagen und Wochen, in denen wir über die Polen-Verträge gesprochen und um ihre Annahme gerungen haben.

    (Beifall bei der FDP und der SPD) Das sollte auch niemand bestreiten.


    (Zuruf des Abg. Strauß [CDU/CSU])




    Bundesminister Genscher
    Herr Kollege Strauß, lassen Sie mich ein Wort zu dem sagen, was ich heute von Ihnen eigentlich zu den Polen-Vereinbarungen erwartet hätte. Wir haben heute einen polnischen Gast in unserem Lande, den polnischen Außenminister, der sich im Augenblick im Saarland aufhält und dort sicher ein positives Wort von Ministerpräsident Röder zu den deutsch-polnischen Beziehungen hören wird. Ich hätte dieses positive Wort hier erwartet, damit die deutsche Öffentlichkeit weiß, damit aber auch die Gesprächspartner in Polen wissen, wie die Christlich-Soziale Union nun endgültig zu diesen Vereinbarungen steht.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Vor, mir liegt eine bis heute nicht zurückgenommene Pressemitteilung der CSU-Landesgruppe vom 18. März, also sechs Tage nach Ratifizierung im Bundesrat. Dort heißt es am Schluß:
    Deshalb ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die Ratifikationsurkunden nicht hinterlegt werden dürfen, bis volle Klarheit erzielt ist, und sie nur zu hinterlegen sind, wenn die polnischen Zusagen völkerrechtlich wirksam erweitert worden sind, d. h. das Vertragswerk in diesem Sinne geändert worden ist.
    Meine Damen und Herren, nach dem 12. März ist nichts mehr geändert worden, konnte nichts mehr geändert werden. Alle Ministerpräsidenten waren der Meinung, das reiche so, wie es ist, für ihre einstimmige Zustimmung aus. Deshalb sind die Vereinbarungen ratifiziert worden. Die Frage ist: Steht die CSU zu dem, was die bayerische Staatsregierung getan hat, oder steht sie dagegen?

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Ich finde, das wäre das klärende Wort gewesen, auf das wir heute hätten warten dürfen.

    (Strauß [CDU/CSU] : Ist vorher etwas geändert worden oder nicht?)

    — Aber, Herr Kollege Strauß, das ist vom 18. März. Nach der Ratifikation haben Sie gesagt, die Ratifikationsurkunden dürften nicht hinterlegt werden, bevor das Vertragswerk geändert würde. Dazu sage ich Ihnen: Nach der Ratifikation ist nichts geändert worden, konnte nichts geändert werden, wird nichts geändert werden. Wir haben so hinterlegt, wie der Bundesrat — auch mit den Stimmen der bayerischen Staatsregierung — ratifiziert hat.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, kehren wir zurück zu der Frage, die uns heute gestellt ist, was Europapolitik heute bedeuten muß. Wir als Bundesregierung möchten die Europapolitik unter der Fragestellung begreifen: Wie können wir die demokratischen Strukturen in Europa stärken? Das ist die grundsätzliche Fragestellung. Wenn ich von Europa spreche, so dehne ich das bewußt aus — über die Staaten der Europäischen Gemeinschaften hinaus —, weil wir daran interessiert sind, daß alle Staaten im nichtkommunistischen Teil Europas diese Stärkung der demokratischen Strukturen, notfalls durch unsere Hilfe, erfahren.
    Wer sich mit diesen Fragen befaßt, muß sich natürlich auch — Herr Kollege Strauß hat mich zu Recht zitiert — mit den Problemen der Volksfront, also der Zusammenarbeit demokratischer und kommunistischer Parteien auseinandersetzen, ganz gleich ob das nun mit der Farbe Rot oder Schwarz umschrieben wird. Ich nehme doch niemanden dafür in Haft, daß seine Schwesterpartei das irgendwo tut, weil ich davon ausgehe, daß die demokratischen Parteien in diesem Lande ihre Schwesterparteien genau auf die Gefahren hinweisen; denn wir sind gebrannte Kinder, was andere in diesem Maße vielleicht nicht sind.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Deshalb wollen wir uns da gegenseitig gar nichts vorhalten.
    Aber ich halte es für untauglich, Herr Kollege Klepsch, wenn Sie sagen, die Christlichen Demokraten in Italien müßten deshalb mit den Kommunisten gehen, weil sich die Sozialisten verweigerten. Herr Kollege Klepsch, Sie wissen, daß die Christlichen Demokraten seit langem über den Historischen Kompromiß diskutieren und daß er auf Gemeindeebene und regionaler Ebene längst Praxis ist. Ich glaube, das gibt für unsere Auseinandersetzung nichts her, sondern wichtig ist etwas anderes. Wichtig ist, daß wir im eigenen Lande erkennen, welche Voraussetzungen in anderen Ländern dazu geführt haben, daß dort die Kommunisten überhaupt zu einer politisch relevanten Kraft werden konnten.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Dr. Klepsch?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich möchte den Gedankengang gerne zu Ende führen, Herr Kollege.
    Deshalb war es so wichtig, daß wir in diesem Lande eine gesunde wirtschaftliche und soziale Struktur ausgebaut haben, und deshalb ist es so wichtig, daß wir sie gemeinsam erhalten; denn wir wissen aus eigener bitterer Erfahrung, daß der erste Versuch einer deutschen Demokratie eben daran gescheitert ist, daß Menschen in ihrer Verzweiflung Rattenfängern auf der einen oder anderen Seite nachgelaufen sind.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Das haben wir doch gemeinsam gemacht! Das ist doch selbstverständlich!)

    — Herr Kollege Mertes, Sie verwenden mit Recht ein Wort, das mir in dieser Lage ganz wichtig ist: das Wort gemeinsam.
    Das zweite ist, daß wir über der politischen Auseinandersetzung, auch in Wahlkämpfen, nicht vergessen, daß auch eine noch so harte Auseinandersetzung nie zur herabsetzenden Konfrontation führen darf, daß wir eins nie tun sollten:

    (Eigen [CDU/CSU] : Das sagen Sie mal Herrn Brandt!)




    Bundesminister Genscher
    uns gegenseitig die demokratische Zuverlässigkeit zu bestreiten; denn wenn wir das tun, nützen wir unseren Gegnern, den extremen Flügeln auf beiden Seiten.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Eigen [CDU/CSU]: Das sagen Sie mal Ihrem Koalitionspartner!)

    Wenn wir das beherzigen, dann leisten wir, ohne belehrend zu wirken, unseren Beitrag dazu, daß in Europa Volksfrontvorstellungen nicht weiter Platz greifen können.
    Aber ich denke, unsere Pflichten gehen darüber hinaus. Die Bundesregierung hat sich diesen Pflichten ebenso gestellt wie die Parteien des Deutschen Bundestages. Ich nehme hier keine aus.
    Mit Recht ist über die Entwicklung in Portugal gesprochen worden. Meine Damen und Herren, keine Regierung ist ohne Fehl und Tadel, keine politische Partei ohne Irrtum. Ich denke, eins können wir aber als Pluspunkt gemeinsamen Bemühens der Parteien in der Bundesrepublik Deutschland, aber auch der Bundesregierung buchen, nämlich daß wir die ersten gewesen sind, die Portugal nach der Revolution nicht als in die Hände der Kommunisten gefallen aufgegeben, sondern die Kräfte gestützt haben, die angetreten sind, um die Kommunisten aus den eben erreichten Machtpositionen zu vertreiben.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Klepsch [CDU/CSU]: Das ist richtig!)

    Da hat jeder die Aufgabe, seine politischen Gesprächspartner zu stärken. Und diese politischen Partner haben jeweils unter den Voraussetzungen ihres Landes Politik zu machen. Das sind andere als bei uns. Das liegt auf der Hand, wenn Sie sehen, welche Auseinandersetzungen in Portugal geführt werden mußten, nicht allein um Wahlen zu gewinnen, sondern um die Gewerkschaften mühsam den Kommunisten zu entreißen.
    Wir wissen doch, meine Damen und Herren, daß die Stabilität dieses Landes, daß die Stabilität der Bundesrepublik Deutschland nicht nur darauf beruht, daß die Parteien des Deutschen Bundestages in der Ablehnung des politischen Extremismus einig sind. Nein, die politische Stabilität beruht bei uns auch darauf, daß es nach dem Kriege möglich gewesen und bis heute so ist, daß wir eine demokratische, eine nichtkommunistische Einheitsgewerkschaft haben. Das war und ist eine der Voraussetzungen der Stabilität unserer Demokratie. Auch das können wir als Ratschlag anderen Ländern sagen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Und dann ist es notwendig, daß wir die Wirtschaftskraft, die diese Bundesrepublik Deutschland hat, einsetzen und daß wir innerhalb der Gemeinschaft und außerhalb der Gemeinschaft jenen helfen, die wirtschaftliche Probleme überwinden wollen, um damit soziale und politische Stabilität zu erreichen. Deshalb war es richtig, daß wir Portugal mit erheblichen Mitteln geholfen haben — es war nicht nur die Zusammenarbeit der Parteien —, und deshalb ist es richtig, daß sich die Bundesregierung — in voller
    Erkenntnis der Probleme, die wir uns damit aufladen — innerhalb der Europäischen Gemeinschaft mit solchem Nachdruck dafür eingesetzt hat, daß Griechenland die Tür zur Europäischen Gemeinschaft geöffnet wird. Denn wir sind daran interessiert, daß dieses eben zur Demokratie zurückgekehrte Griechenland seinen künftigen Weg in der Gemeinschaft der europäischen Völker gehen kann.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Das wird bedeuten, daß wir Opfer bringen müssen. Trotzdem sage ich: Es sind in Wahrheit keine Opfer, denn unsere zukünftigen Existenzmöglichkeiten, unsere Lebenschancen hier in der Bundesrepublik Deutschland und die Entwicklungschancen der Bundesrepublik Deutschland — all das ist abhängig davon, ob es uns gelingt, auch um uns herum eine wirtschaftlich, sozial und politisch gefestigte Umwelt zu schaffen. Das tun wir nicht nur für andere, sondern zuerst auch für uns — damit aber wiederum auch für andere. Das ist der Ansatz unserer europäischen Politik, das ist der Ansatz, wie wir uns bei Ministerkonferenzen und auch beim Europäischen Rat einstellen.
    Nun, meine Damen und Herren, denke ich, daß sich die Kraft einer Opposition nicht darin erschöpfen sollte, Kritik dort zu üben, wo sie angebracht ist, sondern daß die Kraft einer Opposition auch einmal darin bestehen kann, eine richtige Politik der Regierung offen anzuerkennen. Man darf doch nicht, Herr Kollege Klepsch, den Eindruck erwecken, als sei die Tatsache, daß man sich in Luxemburg nicht über europäische Wahlen oder über ein wirtschaftliches Programm oder über den Tindemans-Bericht einigen konnte, ein Versäumnis der Bundesregierung. Da können Sie doch nicht sagen: Wir habt ihr das und das vorbereitet? Sie kennen die innenpolitischen Schwierigkeiten genau, die einige Regierungen daran gehindert haben, dort so zu handeln, wie sie es eigentlich möchten. Da können Sie nicht sagen: Das hat der Bundeskanzler schlecht vorbereitet. Das Ist nicht eine Frage der Vorbereitung durch die Bundesrepublik Deutschland, sondern jetzt ist uns allen gemeinsam die Aufgabe gestellt, daß wir mit unseren politischen Freunden — wo immer sie in Parlament oder Regierung Verantwortung tragen — sprechen, um ihnen zu sagen, daß es so mit Europa nicht weitergehen kann.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Deshalb haben diejenigen recht, die jetzt mit besonderem Nachdruck von dem Europa der Bürger sprechen und die darauf hinweisen, daß es nicht ausreicht, die noch so richtigen Vorstellungen im Europäischen Parlament in Entschließungen zu verabschieden und in Ministerratssitzungen zu vertreten, sondern daß es darum geht, daß wir dieses Europa durch Zusammenschlüsse der demokratischen Parteien auch auf anderen Ebenen schaffen. Sie wissen, die liberalen Parteien haben eine Föderation geschaffen. Sie haben sie noch nicht. Aber ich sage doch nicht, daß das an den deutschen Christdemokraten liegt. Ich weiß, Sie haben auch Probleme mit Partnern der Europäischen Gemeinschaft.



    Bundesminister Genscher
    Wir brauchen engere Zusammenschlüsse der Gewerkschaften, der Verbände, damit denen ein bißchen auch von ihren eigenen Bürgern der Marsch geblasen wird, die in den europäischen Fragen zum Jagen getragen werden müssen.
    Wir müssen erkennen, daß natürlich viele Probleme in der europäischen Einigung auch daraus resultieren, daß am Kabinettstisch oder am Ratstisch Regierungen sitzen, die auf Zustimmung im eigenen Lande angewiesen sind und durch Zustimmung im eigenen Land im Amt bleiben oder wiedergewählt werden.
    Was uns fehlt ist eine Durchführung der großen europäischen Integrationsaufgabe und des Interessenausgleichs innerhalb europäisch organisierter Parteien. Wir in der Bundesrepublik Deutschland haben doch im Grund diesen Prozeß nach dem Zweiten Weltkrieg selbst erlebt, wie sich die Parteien zusammengeschlossen haben, wie sie am Ende regionale Interessen überwunden, in sich ausgeglichen und so schließlich zu einer zentralen Meinungsbildung auch hier im Parlament beigetragen haben. Das gilt auch für die europäische Ebene. Daran führt nichts vorbei.
    Meine Damen und Herren, wenn man über die Position der Bundesrepublik Deutschland spricht, wenn man über ihr Gewicht spricht, dann darf man nicht vernachlässigen, daß dieses Gewicht auch im westlichen Bündnis vorhanden ist. Ich sage das, weil hier in den Reden der Opposition es so durchklang, als sei dieses Europa eine Gemeinschaft von Zwergen, die essen, aber nicht bereit sind, etwas für ihre Sicherheit zu tun. Dieses Europa tut etwas für seine Sicherheit. Daß wir uns wünschten, meine Damen und Herren, daß manche unserer europäischen Partner im Bündnis mehr für die gemeinsame Sicherheit täten, das steht außer Zweifel. Aber ich denke, wir sollten vor unserer Öffentlichkeit nicht verschweigen — was überall anerkannt wird —, daß die Bundesrepublik Deutschland jedenfalls ihre Pflicht im Bündnis erfüllt. Das ist auch ein Faktum.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Da Sie selbst dem Verteidigungshaushalt zustimmen, ist es doch eine gemeinsame Leistung, die wir nicht niedriger hängen wollen. Aber es ist unsere gemeinsame Aufgabe, unseren politischen Freunden in den anderen Partnerstaaten zu helfen, daß sie diese Vorstellungen durchsetzen; denn niemand kann ein Interesse daran haben — und ich sage das mit großem Ernst —, daß das westliche Verteidigungsbündnis de facto zu einer zweiseitigen Allianz zwischen den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik Deutschland wird, sondern wir möchten, daß alle Partnerstaaten ihr Gewicht in diesem Bündnis haben, weil es ein gemeinsames Bündnis ist, ein Bündnis für die gemeinsame Sicherheit.

    (V o r s i t z : Vizepräsident von Hassel)

    Meine Damen und Herren, wenn ich davon gesprochen habe, daß wir mit einem gewachsenen Gewicht — und damit auch gewachsener Verantwortung — unsere Politik zu machen haben, dann gilt das auch für unser Verhältnis zur Dritten Welt. Ich
    erwähne es jetzt deshalb, weil der Herr Kollege Strauß heute morgen auf die Entwicklung in Angola hingewiesen hat, auf die Sorge, die er mit den Vorgängen in Angola verbindet. Das ist eine Sorge, meine Damen und Herren, die jeder haben muß.
    Die Frage ist nur — und die sollte auch die Opposition beantworten —: Was ist die deutsche Aufgabe in einer solchen Situation? Es genügt nicht, auf das Problem hinzuweisen, die Sorge auszusprechen, sondern es geht darum, was wir tun können, um die Ausbreitung einer Entwicklung, wie sie in Angola in Gang gekommen ist, auf andere Länder zu verhindern. Hier ist es die erklärte Position der Bundesrepublik Deutschland, daß wir auf der Seite der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten stehen, daß wir alles tun werden, um diese Unabhängigkeit zu wahren, daß wir nicht den Ehrgeiz haben, unser Wirtschafts-, Staats- oder Gesellschaftssystem in diese Länder zu exportieren — also dem Versuch der Errichtung von Einflußzonen einen solchen Versuch entgegenzusetzen —, sondern unser Ziel ist es, diese afrikanischen Staaten in ihrer Unabhängigkeit zu stärken.
    Sie alle wissen aus zahlreichen Gesprächen, die auch Sie mit Vertretern afrikanischer Staaten führen, wie sehr gerade die Bundesrepublik Deutschland nicht nur durch die Teilnahme an der Konvention von Lomé, sondern durch bilaterale Hilfe, durch ihre politischen Aktivitäten innerhalb der europäischen politischen Zusammenarbeit dazu beigetragen hat, daß heute dieses Europa der Neun mit einer gemeinsamen Konzeption an die afrikanischen Probleme herangeht.

    (Blumenfeld [CDU/CSU] : So gemeinsam ist sie nicht!)

    — Es handelt sich um eine Konzeption, die in dieser Frage, Herr Kollege, vielleicht am weitesten entwickelt und darauf gerichtet ist, denjenigen afrikanischen Staaten mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften zu helfen, die ihre Unabhängigkeit bewahren wollen; denn wir erteilen jedem Versuch eine klare Absage, auf afrikanischem Boden neue Einflußzonen zu errichten, wie es in Angola eindeutig durch die Sowjetunion und Kuba geschehen ist.

    (Zuruf des Abg. Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU])

    Das können wir aber nur, wenn wir in der Gemeinschaft der Neun glaubwürdige Partner der afrikanischen Staaten sind, die ihre Unabhängigkeit bewahren wollen. Deshalb ist es wichtig, daß wir nicht nur Interventionen fremder Mächte in Afrika, sondern jeder Form des Kolonialismus und Rassismus auf afrikanischem Boden eine eindeutige Absage erteilen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Auch das gehört dazu, um unsere Politik in der Dritten Welt glaubwürdig zu machen.
    Meine Damen und Herren, nun ist hier natürlich auch die Entspannungspolitik angesprochen worden. Der Bundeskanzler hat das Seine dazu gesagt. Unsere realistische Entspannungspolitik gründet sich



    Bundesminister Genscher
    auf das westliche Bündnis und auf unsere Mitwirkung in der Europäischen Gemeinschaft. Beides ist unverzichtbar. Jeder Versuch, im Alleingang Spannungen abzubauen, müßte zum Scheitern verurteilt sein und eine Gefahr für unser Land bedeuten.
    Es wäre gut, wenn die Opposition über ihr Bekenntnis zum westlichen Bündnis und zur Europäischen Gemeinschaft hinaus auch das richtige Verhältnis zu den Verträgen fände, die verbindlich für die Bundesrepublik Deutschland geschlossen sind. Herr Kollege Strauß hat heute eine Kolumne von mir zitiert, von der er gesagt hat, er stimme ihr zu, sie sei so richtig, daß sie eher, wie er vermutete, ein Redakteur der Zeitung geschrieben haben könnte als ich. Ich will daraus einen anderen Absatz verlesen, als er zitiert hat, damit Sie wissen, was noch in dieser Kolumne steht. Da heißt es nämlich:
    Die seit 1970 geschlossenen Verträge binden jede Regierung, so sagt die CDU selbst. Sie sollte deshalb die Kraft finden, in ihrer Gesamtheit nach dieser Einsicht zu handeln.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das tun wir doch!)

    Es muß jetzt darum gehen, in der Vertragsanwendung konsequent, mit Festigkeit unsere Interessen zu verteten. Gemeinsam ist unser Gewicht stärker.
    Meine Damen und Herren, tun Sie diesen Schritt konsequent; dann wird unser Gewicht stärker.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das haben wir längst getan!)