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ID0723501700

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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 235. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 Inhalt: Zur Geschäftsordnung Porzner SPD 16347 A Dr. Jenninger CDU/CSU 16347 C Erweiterung der Tagesordnung 16348 A, 16470 D Überweisung einer Vorlage an Ausschüsse Erklärung der Bundesregierung zur Europapolitik Schmidt, Bundeskanzler 16348 B Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Strauß CDU/CSU 16359 D Präsident Frau Renger 16364 B Brandt SPD 16371 D Hoppe FDP 16377 B Dr. Klepsch CDU/CSU 16381 B Genscher, Bundesminister AA 16386 A Dr. Aigner CDU/CSU 16413 A Dr. Ehrenberg SPD 16415 D Dr. Bangemann FDP 16419 A Blumenfeld CDU/CSU 16422 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 16424 D Schmidt (Wattenscheid) SPD 16428 B von Hassel CDU/CSU 16430 B Mischnick FDP 16433 B Dr. Narjes CDU/CSU 16436 A Wehner SPD 16438 D Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Änderung des Abfallbeseitigungsgesetzes — Drucksache 7/4962 —Willms, Senator der Freien Hansestadt Bremen 16406 D Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Ersten Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts — Drucksache 7/4992 — in Verbindung mit Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Änderung beamtenversorgungsrechtlicher Vorschriften — Drucksache 7/4993 — Jahn (Marburg) SPD 16407 D Dr. Emmerlich SPD. 16409 A Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU 16411 A Engelhard FDP 16412 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Neunzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung und der Alters- II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 gelder in der Altershilfe für Landwirte (Neunzehntes Rentenanpassungsgesetz) — Drucksache 7/4722 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4998 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und' Sozialordnung — Drucksache 7/4951 — Dr. Schellenberg SPD 16442 B Franke (Osnabrück) CDU/CSU 16443 A Sund SPD 16446 D Arendt, Bundesminister BMA 16450 C Müller (Remscheid) CDU/CSU 16453 D Geiger SPD 16456 B Schmidt (Kempten) FDP 16458 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Achtes Anpassungsgesetz — KOV —) — Drucksache 7/4653 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4999 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4960 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Geisenhofer, Maucher, Burger, Dr. Althammer, Müller (Remscheid), Höcherl, Ziegler, Franke (Osnabrück), Dr. Mikat, Dr. Jobst, Freiherr von Fircks, Braun, Dr. Fuchs, Krampe und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes — Drucksache 7/4585 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4999 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4960 — Burger CDU/CSU 16461 B Maucher CDU/CSU 16463 A, 16467 A Glombig SPD 16465 A, 16468 A Geisenhofer CDU/CSU 16469 A Jaschke SPD 16470 A Schmidt (Kempten) FDP 16470 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 29 GG) — Drucksache 7/4958 — 16470 D Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstgesetzes — Drucksache 7/3730 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4843 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4841 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes — Drucksache 7/4206 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 3/4811 — Biermann SPD 16471 B Frau Tübler CDU/CSU 16474 A Hölscher FDP 16477 C Dr. Kraske CDU/CSU 16481 D Möllemann FDP 16483 A Lutz SPD 16486 A Beratung des Berichts und des Antrags des Verteidigungsausschusses zu dem Jahresbericht 1974 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksachen 7/3228, 7/3762 — in Verbindung mit Beratung des Jahresberichts 1975 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksache 7/4812 — Schlaga SPD 16487 B Ernesti CDU/CSU 16489 B Möllemann FDP 16491 D Glückwünsche zum Geburtstag des Wehrbeauftragten Berkhan 16487 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Personalstruktur des Bundesgrenzschutzes — Drucksache 7/3494 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4539 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4534 — Gerster (Mainz) CDU/CSU 16492 B Pensky SPD 16494 B, 16496 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 16495 B Dr. Wörner CDU/CSU 16496 B Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister BMI 16497 A Namentliche Abstimmung 16498 A Feststellung der Beschlußunfähigkeit 16498 D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 III Fragestunde — Drucksache 7/4963 vom 2.4. 1976—Erhaltung und Fortentwicklung der deutschen Wochenschauen und Einbeziehung in die Filmförderung gemäß dem Beschluß des Bundestages vom 1. Dezember 1967 MdlAnfr A32 02.04.76 Drs 07/4963 Hoffie FDP MdlAnfr A33 02.04.76 Drs 07/4963 Hoffie FDP Antw StSekr Bölling BPA 16390 B, C, 16391 A, B, D, 16392 A, C, D, 16393 A, B, C, D, 16394 A ZusFr Hoffie FDP 16391 A, B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU .16392 A, B ZusFr Dr. Lohmar SPD 16392 C, D ZusFr Nagel SPD 16393 A, B ZusFr Kleinert FDP 16393 B, C ZusFr Reiser SPD 16393 D, 16394 A ZusFr Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU 16393 D Pressemeldungen über den Antrag von Kabinettsmitgliedern auf Gewährung eines Zuschusses an die Vereinigten Deutschen Studentenschaften (VDS) aus Bundesmitteln sowie neue Tatsachen zur Beurteilung der Förderungswürdigkeit der VDS MdlAnfr A10 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU MdlAnfr A 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16394 B, C, D, 16395 A, C, D, 16396 A ZusFr Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU 16394 C, 16395 A, B ZusFr Kleinert FDP 16395 D ZusFr Seiters CDU/CSU 16396 A Beurteilung des Sonderprogramms der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sowie Übertragung von Mitteln an bisher unberücksichtigt gebliebene Arbeitsämter zur Förderung zusätzlicher Ausbildungsplätze MdlAnfr A12 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Unland CDU/CSU MdlAnfr A13 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Unland CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16396 A, C, D, 16397 A, B, C ZusFr Dr. Unland CDU/CSU 16396 B, C, 16397 B, C ZusFr Fiebig SPD 16396 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 16397 A Verhandlungen über deutschsprachige Schulen während des Aufenthalts von Bundesminister Rohde in Polen MdlAnfr A14 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16397 D, 16398 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16398 A, B Maßnahmen der Bundesregierung gegen die illegale Einschleusung indischer und pakistanischer Staatsbürger über die Bundesrepublik Deutschland nach Großbritannien MdlAnfr A15 02.04.76 Drs 07/4963 Schinzel SPD MdlAnfr A16 02.04.76 Drs 07/4963 Schinzel SPD Antw PStSekr Baum BMI 16398 C, 16399 B, C ZusFr Schinzel SPD 16399 A, B, C Höhe des Rückerstattungsbetrags der von Polen von Aussiedlern verlangten Gebühren für Ausreisepapiere in der Zeit von 1971 bis 1975 MdlAnfr A83 02.04.76 Drs 07/07/4963 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Baum BMI 16399 D, 16400 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16400 B Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Einfuhr von reinem Alkohol, hauptsächlich aus Frankreich, zu Dumpingpreisen und die Existenzgefährdung der deutschen Brennereien MdlAnfr A27 02.04.76 Drs 07/4963 von Alten-Nordheim CDU/CSU MdlAnfr A28 02.04.76 Drs 07/4963 von Alten-Nordheim CDU/CSU Antw PStSekr Haehser BMF 16400 D, 16401 A, B, C, D ZusFr von Alten-Nordheim CDU/CSU 16400 D, 16401 A, B, C, D Beurteilung der Preiserhöhungen in deutschen Automobilunternehmen unmittelbar nach Abschluß von Tarifverhandlungen MdlAnfr A31 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Jens SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 16402 A, C, D ZusFr Dr. Jens SPD 16402 B, C ZusFr Ey CDU/CSU 16402 D IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 Schutz der deutschen Fanggebiete in der Nordsee gegen mögliche Übergriffe niederländischer Schiffe auf Grund der Fangbeschränkungen für Seezungen in den niederländischen Küstengewässern sowie Einsatz von Booten des Bundesgrenzschutzes MdlAnfr A41 02.04.76 Drs 07/4963 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU MdlAnfr A42 02.04.76 Drs 07/4963 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Antw PStSekr Logemann BML 16403 B, C, D ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU 16403 C, D Änderung der Rechtslage hinsichtlich der Gewährung von Haushaltshilfe nach dem Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte MdlAnfr A46 02.04.76 Drs 07/4963 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 16404 A, B ZusFr Horstmeier CDU/CSU 16404 B Anzahl der gemäß den Bestimmungen der ICAO, der IATA und den Auflagen des Bundesverkehrsministers in bezug auf die Beförderungstarife verfahrenden Fluggesellschaften in Deutschland sowie Verschärfung der Kontrollen und Erhöhung der Ordnungsstrafen bei Verstößen gegen diese Bestimmungen MdlAnfr A50 02.04.76 Drs 07/4963 Schmidt (Niederselters) SPD MdlAnfr A51 02.04.76 Drs 07/4963 Schmidt (Niederselters) SPD Antw PStSekr Jung BMV . 16404 C, D, 16405 A, B ZusFr Schmidt (Niederselters) SPD 16404, D 16405 A Verhinderung des Verkaufs von Superkraftstoff mit zu geringen Oktanwerten an Tankstellen, insbesondere an Autobahntankstellen MdlAnfr A63 02.04.76 Drs 07/4963 Immer (Altenkirchen) SPD Antw PStSekr Jung BMV 16405 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 16405 C, D Restbestände und Vernichtung der ungültigen Briefmarken mit der Abbildung des ehemaligen Bundespräsidenten D. Dr. Dr. Heinemann MdlAnfr A68 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Dollinger CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMP 16406 A, B, C ZusFr Dr. Dollinger CDU/CSU 16406 B Nächste Sitzung 16498 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . .16499* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 16347 235. Sitzung Bonn, den 8. April 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 9. 4. Adams * 9. 4. Dr. Ahrens ** 9. 4. Dr. Aigner * 9. 4. Alber **** 9. 4. Amrehn **** 9. 4. Dr. Artzinger * 9. 4. Dr. Bangemann * 9. 4. Dr. Barzel 9. 4. Batz 9. 4. Dr. Bayerl * 9. 4. Dr. Becher (Pullach) 9. 4. Behrendt * 9. 4. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 9. 4. Blumenfeld * 9. 4. Frau von Bothmer **** 9. 4. Prof. Dr. Burgbacher * 9. 4. Christ 8. 4. Dr. Corterier * 9. 4. Eilers (Wilhelmshaven) 8. 4. Dr. Enders **** 9. 4. Entrup 9. 4. Erhard (Bad Schwalbach) 9. 4. Fellermaier * 9. 4. Flämig *** 9. 4. Frehsee * 9. 4. Dr. Früh * 9. 4. Dr. Fuchs 9. 4. Gerlach (Emsland) * 9. 4. Dr. Götz 9. 4. Haase (Fürth) **** 9. 4. Härzschel * 9. 4. Hauser (Krefeld) 8. 4. Dr. Jahn (Braunschweig) * 9. 4. Dr. Klepsch * 9. 4. Krall * 9. 4. Dr. Kunz (Weiden) *** 9. 4. Lange * 9. 4. Lautenschlager * 9. 4. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Leicht * 9. 4. Lücker * 9. 4. Dr. Mende **** 9. 4. Memmel * 9. 4. Müller (Mülheim) * 9. 4. Dr. Müller (München) **** 9. 4. Mursch (Soltau-Harburg) * 9. 4. Niegel 9. 4. Frau Dr. Orth * 9. 4. Pieroth 9. 4. Rollmann 9. 4. Roser 9. 4. Richter** 9. 4. Russe 9. 4. Schmidt (München) * 9. 4. Dr. Schulz (Berlin) * 9. 4. Schwabe * 9. 4. Dr. Schwenke **** 9. 4. Dr. Schwörer * 9. 4. Seefeld * 9. 4. Seibert 9. 4. Sieglerschmidt **** 9. 4. Springorum * 9. 4. Dr. Starke (Franken) * 9. 4. Suck * 9. 4. Dr. Vohrer **** 9. 4. Volmer 8. 4. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 5. Walkhoff * 9. 4. Dr. Wallmann 9. 4. Frau Dr. Walz * 9. 4. Wende 9. 4. Dr. Wendig 9. 4. Zebisch 9. 4. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union
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    Rede von Hans-Günter Hoppe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung erneut ein Bekenntnis zu Europa abgelegt. Anders, als uns der Kollege Strauß weismachen wollte, hat er nicht nur eine ungeschminkte Analyse vorgetragen, sondern auch die Vorstellungen der Regierung zur Überwindung des derzeit unbefriedigenden Zustandes entwickelt. Der Bundeskanzler hat dem dann — wie ich meine: zu Recht — eine Beschreibung des inneren Zustands unseres
    Landes angefügt. Wir werden unseren europäischen Beitrag nämlich nur dann mit Erfolg leisten können, wenn wir das eigene Haus gut bestellt haben. Um es auch statistisch auszudrücken: Der Bundeskanzler hat 45 Minuten seiner Rede dem Thema Europa gewidmet und dann etwa 35' Minuten über die Bundesrepublik und ihre innere Verfassung gesprochen. Das war eine gut austarierte Verteilung der Gewichte. Auf so gute Werte kommt der Kollege Strauß leider nicht.
    Die Fraktion der Freien Demokratischen Partei stimmt der Regierungserklärung uneingeschränkt zu.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Der Bundeskanzler hat die Aufgaben der Koalition für heute und für morgen zutreffend formuliert.
    Um jetzt nicht die Haushaltsdebatte vorwegzunehmen, möchte ich bei meinem Beitrag dem Aufbau der Regierungserklärung folgen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Es ist auch besser so!)

    Zum Thema Europa hat der Bundeskanzler die Aussage machen müssen, daß sich die Europäische Gemeinschaft gegenwärtig nicht in einem guten Zustand befindet. Dies ist in der Tat noch eine zurückhaltende Beschreibung der tatsächlichen Lage.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Dem stimmen wir ja zu!)

    Der Weg der europäischen Staaten in die politische
    Union ist in der Tat mühsam und voller Rückschläge.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Auch das ist richtig!)

    Mit großem Elan war die Idee von der Einheit Europas nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, konzipiert und vorangetrieben worden. Bald machte sich jedoch Ernüchterung breit, und das Engagement wurde vielfach durch Resignation abgelöst. Der europäische Gedanke schien für die Bürger in den einzelnen Staaten wieder seine Faszination zu verlieren.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU) : Warum wohl?)

    Nachdem die Europäer sich in Straßburg und Brüssel eingerichtet hatten, wuchsen zwar die europäischen Behörden, doch mit dem Machtzuwachs der Eurokratie war kein Zuwachs an Sympathie in der Bevölkerung Europas verbunden.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU) : Warum wohl?)

    Zweifel und Kritik wurden laut. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft wirkte mit ihrem gemeinsamen Agrarmarkt und seinen Marktordnungen häufig eher abschreckend als werbend. Der europäische Prozeß geriet ins Stocken, trat auf der Stelle und mußte hier und da sogar Erosionserscheinungen in Kauf nehmen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Kehrtwendungen!)

    Die Entwicklung zum politischen Europa mit klaren
    wirtschaftlichen und finanzpolitischen Kompetenzen,
    mit Zuständigkeiten in der Außen- und Sicherheits-



    Hoppe
    politik schien zum Stillstand gekommen. Jedenfalls zeichnet sich eine Echternacher Springprozession im Vergleich damit durch einen rasanten Bewegungsablauf aus.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Bei der Echternacher Springprozession geht es voran!)

    Wenn hier dennoch nicht aufgegeben worden ist, sondern wenn in zäher Kleinarbeit immer wieder um Europa gerungen wurde und wenn die Staaten der Europäischen Gemeinschaft sich dennoch anschicken, den zweiten Schritt in die politische Einheit zu tun, dann gebührt nicht zuletzt der Regierung der Bundesrepublik Deutschland das Verdienst, sich über all die Jahre und Enttäuschungen hinweg als konsequente Europäer verhalten zu haben. Es ist deshalb nur ganz natürlich, daß die Namen Willy Brandt und Walter Scheel in Europa einen guten Klang haben. Ihr Wirken für Europa hat in den europäischen Partnerländern und in den Ländern des Atlantischen Bündnisses häufig mehr Anerkennung gefunden, als es bei uns der Fall war. Diesen Eindruck mußte man jedenfalls bei vielen Debatten hier im Haus gewinnen. Die innenpolitische Auseinandersetzung hat hier — und das auch heute wieder — Zerrbilder entstehen lassen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Meine Damen und Herren, nach dem verkündeten Glaubenssatz der Opposition darf ein Sozialdemokrat wie Willy Brandt nun einmal kein guter Europäer sein.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist doch kalter Kaffee!)

    Deshalb werden immer wieder Zweifel an den Leistungen und an der Haltung dieses Mannes und der Regierung genährt. Auch der heutige Versuch der Verunglimpfung über den Umweg Portugal war dafür erneut ein trauriges Beispiel.

    (Mischnick [FDP] : Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, die von dieser Bundesregierung verfolgte Politik der Kontinuität und Konzentration ist nicht zuletzt auf dem Gebiet der Europapolitik deutlich geworden. Das Gespann Schmidt/ Genscher hat die Europapolitik nahtlos fortgesetzt. Mit einem Blick für Realitäten und der nüchternen Einschätzung der tatsächlichen Lage wird der Versuch unternommen, für ein politisch handelndes Europa die notwendigen soliden Grundlagen einer einheitlichen Wirtschafts- und Finanzordnung zu zimmern. Dies ist bei den unterschiedlichen Ausgangspositionen der europäischen Staaten eine Sisyphusarbeit.
    Erfolgreich kann die Aufgabe nur angepackt werden, wenn die Regierungen der beteiligten Länder zum Konzept der Konsolidierung und Stabilität von Wirtschaft und Währung ja sagen. Ebenso müssen die nationalen Parlamente in Übereinstimmung mit der Volksmeinung bereit sein, den Regierungen auf diesem Weg zu folgen. Sie müssen ihnen die erforderliche Unterstützung dafür zuteil werden lassen. Dafür waren die EG-Gipfel sicher nützlich. Deshalb war auch ein Rambouillet nicht verzichtbar.
    Doch darf man nicht übersehen, daß eine gewisse Exklusivität immer wieder Besorgnis bei den kleineren Partnern der EG ausgelöst hat. In der Kommission muß dann jeweils viel Mühe aufgewendet werden, um ein von Ratstagung zu Ratstagung aufkeimendes Mißtrauen abzubauen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Eine fundamentale Erkenntnis!)

    Meine Damen und Herren, mögliche Fehlentwicklungen, mindestens aber unnötige Reibungsverluste zwischen den verschiedenen Ebenen der EG-Instanzen könnten vermieden werden, wenn der Tindemans-Bericht zur maßgeblichen Grundlage für die Entscheidungen in der Europäischen Gemeinschaft gemacht würde. Hier handelt es sich um eine realistische Bestandsaufnahme mit praktischen Lösungsvorschlägen aus einem Guß. Aus dieser großartigen Arbeitsunterlage sind unschwer die Leitlinien für die künftige Europapolitik zu entwickeln, dies um so mehr, als die Arbeit des belgischen Ministerpräsidenten weitgehend Zustimmung gefunden hat.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Auch bei uns!)

    Die positive Beurteilung durch die Bundesregierung wird voll und ganz von der Opposition geteilt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das haben Sie richtig erkannt!)

    Hier darf die erfreuliche Anmerkung gemacht werden, daß bislang, trotz des heraufziehenden Wahlkampfs — und vielleicht die heutige Rede des Kollegen Strauß ausgenommen —, ein Stück Gemeinsamkeit quer durch alle Parteien bewahrt werden konnte.
    Auch aus anderen Ländern sind ähnlich positive Stellungnahmen zu vermerken. Diese europaweite Akklamation wirkt fast schon beängstigend; denn soviel Übereinstimmung gibt die Wirklichkeit keineswegs her.

    (Blumenfeld [CDU/CSU] : Da haben Sie recht!)

    Im Weinkrieg in der EG bis hin zum Fischereikrieg in der NATO scheint sonst alles mehr auf Streit als auf Harmonie gestimmt. Und doch ist der Tindemans-Bericht ein neuer Silberstreif am europäischen Horizont. Um mit einem Begriffsbild aus der Welt der Technologie zu sprechen: die zweite Generation der Europäer hat sich an die Arbeit gemacht, das europäische Weltbild, das Männer wie de Gasperi, Schuman und Adenauer entworfen haben, praxisnah zu formen und zu vollenden.

    (Zuruf des Abg. Blumenfeld [CDU/CSU])

    Auch dieser zweiten Generation werden Rückschläge nicht erspart bleiben.
    Die Bundesregierung ist vom Europäischen Rat gerade mit einer herben Enttäuschung zurückgekehrt. Die für den 5. Mai 1978 projektierten Direktwahlen zum Europäischen Parlament geraten wegen innenpolitischer Schwierigkeiten in den einzelnen EG-Ländern nun doch in Gefahr. Für den anvisierten Zeitpunkt ist das Europäische Parlament zwar noch nicht verloren — und wir werden



    Hoppe
    auch nicht aufgeben —, aber es zeigt sich eben erneut, daß das nationale Hemd die Entscheidung der nationalen Parlamente stärker beeinflußt als der europäische Rock.
    Wir sollten uns darüber nicht mokieren und sollten schon gar nicht den europäischen Schulmeister spielen wollen. Unser politischer Beitrag in Europa darf nicht aus wirtschaftlicher Kompetenz, sondern muß sehr viel mehr aus europäischer politischer Gesinnung abgeleitet sein. Dies gerade wegen unserer wirtschaftlichen Stärke, die niemand leugnen will und auf die wir als Gemeinschaftsleistung von Arbeitnehmern, Arbeitgebern, Gewerkschaften, Regierung und Parlament stolz sein können. Wenn wir aber hier nicht behutsam vorgehen, wenn wir nicht die Bereitschaft zur dienenden Mitwirkung glaubhaft machen können, werden wir nur Ressentiments wecken und keine Freunde und Partner dazugewinnen können. Die Attribute „Zucht" und „Schulmeister" kann man sich schnell zulegen oder zugelegt bekommen; als werbende Markenartikel werden sich diese Attribute für uns aber ganz gewiß schlecht eignen. Auch im Umgang mit Freunden tut manchmal ein bißchen Psychologie Wunder. Mit „Schirm, Charme und Melone" konnte das Fernsehen den ganzen Kontinent begeistern. Vielleicht versucht es auch der Bundeskanzler einmal mit Schwung, Charme und Schiffermütze.
    Dies könnte auch im Umgang mit der Bürokratie in Brüssel nützlich sein. Ganz besonders vordringlich scheint mir die Klimaverbesserung bei den deutschen Mitarbeitern in der Kommission zu sein. Wer sich einmal in Brüssel umgetan hat, wird unschwer feststellen, daß dort der „Frust" umgeht. Es wäre schade, wenn bei dieser Gruppe praktizierender Europäer Begeisterung in Verbitterung umschlagen würde.
    Daß die innenpolitischen Interessengegensätze in einigen Partnerländern den Weg zu Europa zu einem Hindernislauf werden lassen, ist gewiß zu beklagen, aber letztlich wird hier nur der Stand der europäischen Bewußtseinsbildung demonstriert. Wie sehr regionale und parteipolitische Egoismen häufig den Weg zu vernünftigen Lösungen verbauen, erleben wir schließlich im eigenen Lande zur Genüge. Ein Beispiel sei für viele angeführt: Die grundgesetzlich verordnete, von allen Parteien gutgeheißene, wirtschaftlich und politisch notwendige und wissenschaftlich untermauerte Neugliederung des Bundesgebietes kommt keinen Schritt weiter. Das interfraktionelle Besitzstandsdenken und die wenig ausgeprägte Neigung zum Machtverzicht lassen überkommene Strukturen fortbestehen, mögen sie auch noch so zufällig entstanden sein und sich als politisch willkürliche und wirtschaftlich unsinnige Gebilde herausgestellt haben. Wer aber nicht in der Lage ist, Probleme der Neugliederung im eigenen Land zu lösen, weil Widerstände quer Beet vorhanden sind, sollte Verständnis für die Schwierigkeiten der anderen auch in Europa haben.

    (Beifall bei der FDP)

    Toleranz und Geduld müssen den Weg nach Europa ständig begleiten.
    Für die nächste Phase europäischer Politik verspricht man sich viel oder sogar fast alles von den Direktwahlen zum Europäischen Parlament. Ein direktgewähltes Parlament wird sich — so meint man — politische Kompetenzen erstreiten. Mit ausreichenden parlamentarischen Befugnissen gegenüber der Kommission und gegenüber den nationalen Parlamenten soll jene Energie wiedergewonnen werden, die zur Vollendung der europäischen Einheit dringend gebraucht wird — eine große Erwartung, ein hoher Anspruch, der hoffentlich dann auch erfüllt werden kann. Deshalb bleibt in der Tat die Direktwahl zum Europäischen Parlament das vorrangige Thema. Auch wenn wir für die Bundesrepublik Deutschland einvernehmlich mit allen Fraktionen eine positive Entscheidung dazu herbeigeführt haben und diese Frage für uns schwerwiegende innenpolitische Probleme nicht mehr bereithält, darf nicht übersehen werden, daß das Verfahren der Entsendung der Berliner Vertreter nach Europa noch zu klären bleibt. Wir wissen um die Zugehörigkeit von Berlin (West) zur Europäischen Gemeinschaft; wir wissen auch um die Proteste der Sowjetunion. Wir wollen die sowjetische Regierung gewiß nicht provozieren und wir werden auch die Belastbarkeit des Viermächteabkommens nicht testen. Aber wir können es nicht zulassen, daß sich die Stellung der Berliner Vertreter in den europäischen Gremien verändert — und dies in einem Europa, das sich klar zu diesem Berlin bekannt hat. Gerade in einer Zeit, in der die Sowjetunion gegenüber Berlin ihre Politik der Isolierung besonders betont und in der sie ihre alte These von der Drei-Staaten-Theorie wieder neu belebt, müssen wir sorgfältig darauf achten, daß die Integration Berlins in Europa nicht beeinträchtigt wird.

    (Dr. Gradl [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Die Wahl zum Europäischen Parlament muß auch für die Berliner Abgeordneten zu einer konfliktfreien Selbstverständlichkeit werden. Schließlich gilt der EG-Vertrag von Anbeginn ohne Einwände in Berlin. Beanstandungen hat es dazu auch später nicht gegeben. Berlin genießt von daher als Teil der EG z. B. die Vorteile des Regionalfonds ebenso wie die des Sozialfonds.
    Die Bundesregierung hat für Berlin handeln können; sie hat Berlin im Zusammenhang mit der Bundesrepublik Deutschland in den Geltungsbereich der Römischen Verträge gebracht. Das Viermächteabkommen hat diesen Zustand bestätigt. Es ist deshalb nicht zuviel verlangt, sich ohne Einschränkung auf den Boden des Viermächteabkommens zu stellen. Wenn es in Berlin daher auch keine Direktwahl geben wird, so ist es wegen der Zugehörigkeit Berlins zum Rechts-, Wirtschafts- und Finanzsystem des Bundes andererseits gerechtfertigt, die Berliner Abgeordneten aus der Kompetenz des Bundestages nach Europa zu entsenden. Nur so können Mißdeutungen und Fehlinterpretationen pro futuro verhindert werden. Es muß, meine Damen und Herren, mit letzter Sicherheit ausgeschlossen sein und ausgeschlossen bleiben, daß Berlin durch die Hintertür doch noch zum zehnten EG-Land wird. In einer solchen Lösung läge auch ein Stück offensiver Berlin-Politik. Gefährdete Bereiche wären mit dieser Lö-



    Hoppe
    sung abgeschirmt. Bei der aggressiven Politik des Ostblocks können wir darauf nicht verzichten.
    Im übrigen hat ja nicht nur die ideologische Auseinandersetzung schärfere Formen angenommen, sondern die militärischen Anstrengungen des Warschauer Paktes gehen damit einher. Sie haben 1976 ein Ausmaß erreicht, das das Verteidigungsbedürfnis der Länder des Warschauer Pakts bei weitem übersteigt. Wir werden uns gleichwohl nicht in einen Rüstungswettlauf stürzen. Uns wird man nicht als Antreiber in einem Wettbewerb um militärische Stärke finden. Niemand sollte aber unsere Entschlußkraft und unsere Fähigkeit bezweifeln, mit dem Schritt zu halten und darauf zu antworten, was an Bedrohung um uns herum aufgebaut wird. Wo es gilt, der Offensivkraft des Warschauer Paktes mit einem starken Verteidigungsbündnis entgegenzutreten, werden wir dies auch mit einem Sparhaushalt durchführen und sicherstellen.
    Unsere Streitkräfte sind kontinuierlich mit modernen Waffen, mit modernem Gerät ausgerüstet worden. Der Verteidigungshaushalt ist seit 1970 stets gewachsen. Wir sind darauf nicht stolz und darüber nicht glücklich, aber es macht deutlich, daß wir keine Träumer sind, sondern daß wir die Aufrüstung der Staaten des Warschauer Paktes zur Kenntnis genommen und darauf angemessen reagiert haben.
    Meine Damen und Herren, solche Tatarenmeldungen, wie sie hier und da verbreitet wurden, nach denen die Streitkräfte des Warschauer Paktes in 24 Stunden am Rhein stehen, können deshalb als Militärschocker dem Märchenprogramm der Kinderstunde zugeordnet werden. Verteidigungsminister Leber hat dazu treffend bemerkt, daß das drohend geschilderte Ereignis nur dann Wirklichkeit werden könne, wenn wir die ganze Bundeswehr zur Verkehrsregelung für die Durchfahrt der Streitkräfte der kommunistischen Staaten einsetzten. Diese Absicht besteht nun ganz gewiß nicht. Dies weiß die Sowjetunion sehr genau, und auch bei uns sollte sich dies herumgesprochen haben. Doch werden solche törichten Behauptungen immer wieder verbreitet. Die Lust am Untergang scheint sich nun ausgerechnet bei jenen Gruppen und Publikationsorganen einzustellen, die sonst sehr betont den Antikommunismus pflegen und die notwendige Stärkung der inneren und äußeren Abwehrbereitschaft predigen. Verteidigungsbereitschaft und Verteidigungswille können aber nur dort entstehen,. wo der dazu erforderliche Einsatz des Lebens nicht von vornherein aussichtslos und deshalb sinnlos erscheint. Genau diesen Defätismus aber verbreiten jene, die glauben, zum Kreuzzug gegen die Kommunisten aufrufen zu müssen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wer ist das denn?)

    Die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien haben dagegen immer gewußt, daß unsere Welt nicht so friedlich ist, daß man auf Verteidigungskraft und Verteidigungsbereitschaft verzichten könnte. Nur das atlantische Bündnis ist die notwendige Ergänzung zu den politischen Bemühungen
    um Ausgleich und Entspannung in Europa. Die erforderliche Stärke zur Wahrung des Gleichgewichts der Kräfte können wir nur im atlantischen Bündnis erlangen. Militärische Sicherheit ist national nun einmal nicht mehr zu haben. Ohne die NATO ist besonders die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr denkbar. Wir sind keine Militärmacht, die dem Warschauer Pakt Paroli bieten könnte. Die nuklear-strategische Rüstung der Sowjetunion kann nur durch die nuklear-strategische Macht der Vereinigten Staaten aufgewogen werden und durch nichts anderes.
    Sosehr die äußere Verteidigung ihren anerkannten Rang für die existenzielle Sicherung der Lebensinteressen des deutschen Volkes und des freien Europa hat, so zentral ist doch zugleich die Sicherung der inneren Lebensbedingungen. Kein Wunder also, daß die Probleme der Ordnung und Gesundung der wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse in Luxemburg bei der Ratstagung im Vordergrund standen. Mit Recht hat der Bundeskanzler die Partner beschworen, sich um den nötigen Gleichklang der Wirtschafts- und Währungspolitik zu bemühen und Stabilitätsbewußtsein zu zeigen. Tatsächlich werden wir Europäer bei den Vorstellungen, die Tindemans entwickelt hat, nur weiterkommen, wenn es zuvor gelingt, zu einem besseren Gleichgewicht auf den Gebieten der Wirtschaft und der Währung zu kommen.
    Gewiß ist die Bundesrepublik Deutschland hier einen kräftigen Schritt voraus. Wir haben allerdings auch nicht nur vom Sparen und der Stabilität geredet, sondern wir haben danach gehandelt und uns dabei häufig Kritik von seiten der Betroffenen zugezogen. Die Auseinandersetzungen um das Haushaltsstrukturgesetz mit seinen einschneidenden Maßnahmen dürfte noch allen in guter Erinnerung sein.
    Aber, meine Damen und Herren, es hat sich gelohnt, und es hat sich ausgezahlt: Nicht nur der Haushalt ist auf den richtigen Weg gebracht, um seine strukturellen Schwächen zu überwinden und die gefährlichen Haushaltsdefizite abzubauen, auch die Wirtschaft hat wieder Tritt gefaßt. In der Etatberatung — davon bin ich überzeugt — wird es uns gelingen, die Marke für die im Haushaltsjahr 1976 aufzunehmenden Kredite unter die 25-MilliardenDM-Grenze zu drücken. Dies ist mehr als nur ein wichtiges Signal. Die oppositionellen Formeln vom Staatsbankrott und vom Offenbarungseid dieser Regierung können damit in den Papierkorb wandern.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Der konjunkturelle Aufstieg ist nicht bloß Hoffnung und Wunsch. Wir brauchen ihn nicht herbeizureden; er ist da. Die Arbeitnehmer spüren es. Die Arbeitgeber und ihre Verbandsvertreter bestätigen eine sichtbare und durchgreifende Belebung. Der Erfolg einer nüchternen Wirtschaftspolitik der Regierung kann nicht mehr wegdiskutiert werden.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Nach den maßvollen Tarifabschlüssen, nicht zuletzt auch in der Metallindustrie, für die den Tarifpartnern Dank zu sagen ist, dürfen wir auch davon



    Hoppe
    ausgehen, daß der Aufschwung nicht durch überhöhte Lohn- und Tarifabschlüsse gefährdet wird. Dies darf aber auch nicht dadurch geschehen, daß die Unternehmer den Spielraum für Preiserhöhungen unnötig und über Gebühr strapazieren. Natürlich sind Gewinne notwendig für die so dringend erforderlichen Erweiterungsinvestitionen. Deshalb ist es auch nicht zu beanstanden, daß dort höhere Preise festgesetzt werden, wo die Unternehmer in den roten Zahlen stecken. Aber der Aufschwung nach Maß verlangt auch hier maßvolles Handeln. Es wäre fatal, müßten sich die Arbeitnehmer über kurz oder lang düpiert fühlen. Es scheint jedoch so, daß dies auf allen Seiten begriffen wurde und daß unserem Land der Aufschwung erhalten bleibt, der für die Gesundung der Volkswirtschaft so wichtig ist. Ich will nicht mit dem Deutschen Bankenverband darüber streiten, in welcher Etage der Konjunkturfahrstuhl gerade angelangt ist. Einvernehmen besteht jedenfalls darüber, daß er aus dem Kellergeschoß heraus ist.
    Unsere Wirtschaftspolitik hat damit das rettende Ufer erreicht. Wir dürfen dabei keineswegs übersehen, daß die Zahl der Arbeitslosen nach wie vor erschreckend hoch ist. Trotz sinkender Tendenz ist hier für alle Verantwortlichen die Aufgabe der nächsten Wochen und Monate vorgezeichnet. Die schwierige Lage wird durch die bedenkliche Komponente der Jugendarbeitslosigkeit noch besonders verschärft. Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften stehen hier vor ihrer Bewährungsprobe und damit zugleich unser System der sozialen Marktwirtschaft. Ich bin sicher, daß unsere Marktwirtschaft auch dieses Problem bewältigen wird. Aber alle Parteien sollten endlich erkennen, daß es nicht darauf ankommt, sich auf dem Rücken der Arbeitslosen und insbesondere auf dem Rücken der arbeitslosen Jugendlichen zu profilieren. Taktisches Verhalten aus innenpolitischen Erwägungen ist hier absolut fehl am Platze. Wenn es in unserer aktuellen Situation so etwas wie eine Verpflichtung zu solidarischem Handeln über die Parteigrenzen hinweg überhaupt gibt, dann in dieser Frage. Wir werden die Arbeitslosigkeit und die Probleme der Jugendarbeitslosigkeit sicher nicht bis zum Wahlkampf und bis zum Wahltag beseitigen können. Zeigen wir aber den Betroffenen, daß wir in der Lage sind, gemeinsame Lösungen für sie anzubieten! Gehen wir dazu gemeinsam an die Arbeit!

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Klepsch.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Egon Alfred Klepsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einer meiner Vorredner hat mit Recht gesagt, daß die Europadebatten in diesem Hause in der Vergangenheit mehr Übereinstimmung gezeigt hätten, als das bisher heute der Fall gewesen sei,

    (Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg [SPD])

    obwohl die meisten von uns erwartet hätten, daß
    das auch heute so sein könnte. — Herr Kollege, um
    auf Ihren Zwischenruf zu antworten: Das ist die etwas merkwürdige Form der Regierungserklärung, die Herr Schmidt, unser Bundeskanzler, hier abgegeben hat, wobei ich annehme, daß sie noch ein wenig im Strudel des zurückliegenden Wahlkampfes gelegen hat.

    (Dr. Ehrenberg [SPD] : Nicht das, was Herr Strauß gesagt hat? — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Herr Strauß hat ja geantwortet! — Weitere Zurufe)

    — Sie hören nicht gern, daß Herr Strauß dann auf die Ausführungen des Herrn Bundeskanzlers eingegangen ist. Aber das, was wir anschließend von Herrn Brandt gehört haben, hat uns auch in vielem nicht nähergebracht.
    Ich möchte den Versuch machen, zunächst auf zwei Fragen des Kollegen Brandt zu antworten. Er hat gefragt, mit wem denn das Europa gebaut werden soll, von dem Herr Strauß gesprochen hat. Ich gehe davon aus, daß er dessen Ausführungen nicht ganz gefolgt ist. Franz Josef Strauß hat nämlich völlig klar hier dargelegt, daß der Bau der Vereinigten Staaten von Europa, um die es uns geht, erfolgen muß, gestützt auf alle demokratischen Kräfte in Europa, auf die Sozialdemokraten, die er ausdrücklich aufgeführt hat, auf uns oder die Liberalen oder die Konservativen oder wen auch immer. Zu diesem Satz stehen wir. Allerdings hat der Kollege Brandt hinsichtlich der Darstellung der Kräfte, mit denen zusammen wir Europa aufbauen wollen, eine etwas merkwürdige Form gewählt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das war eben Willi Brandt!)

    — Das war eben eine der Entgleisungen, die wir von ihm gewohnt sind.

    (Zuruf von der SPD: Na, na!)

    Er hat von den griechischen Obristen und von Halbfaschisten gesprochen. Er hat eine etwas merkwürdige Form der Einstufung der Opposition in diesem Hause gewählt. Die CDU hat ja immerhin in Baden-Württemberg 57 % der Wähler hinter sich.
    Ich möchte mit allem Nachdruck sagen: Wenn wir darüber reden, welche Möglichkeiten der Einflußnahme wir haben, um der Regierung bei ihrer Arbeit für Europa als Opposition zu helfen, so muß ich feststellen, daß es ganz sicher — neben der Diskussion in diesem Hause — die Möglichkeiten des Ausnutzens der Verbindungen sind, die wir im internationalen Raum zu gleichgesinnten und gleichdenkenden politischen Gruppierungen haben. Diese Möglichkeiten nutzen wir, und zwar mit Nachdruck.
    Der Kollege Brandt hätte sich bei dieser seiner Betrachtung vielleicht ein wenig an die eigene Nase fassen sollen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das wollte er eben nicht!)

    Er hätte sich die Frage stellen sollen, wie weit es ihm denn nun gelungen ist — er hat ja Regierungschefs, die zum Teil auch Parteiführer sind, aufgezählt —, in den vielen Treffen, die mit großem Gepränge veranstaltet und vom Fernsehen über-



    Dr. Klepsch
    tragen wurden -- ich nenne das Zusammentreffen der Sozialistischen Internationale, die Zusammentreffen auf bilateraler Ebene mit Herrn Mitterand und wem auch immer zur Vorbereitung und Einstimmung der großen Gipfelkonferenz in Luxemburg —, diese Übereinstimmung herzustellen. Da müssen wir doch — und das sage ich mit Nachdruck — auf das hinweisen, was der Kollege Strauß hier vorhin vorgetragen hat.
    Die Schwierigkeit in Italien — und ich benutze die Gelegenheit, ein Wort dazu zu sagen — liegt nicht darin, daß die Democrazia Cristiana den compromesso storico betreibt. Wer dieses Unternehmen betreibt, das sind die Kommunisten, die sich entschlossen haben, lieber die Christlichen Demokraten als die Sozialisten als Koalitionspartner auszusuchen. Die Democrazia Cristiana ist das Bollwerk in Italien, die dem bis zum heutigen Tage und bis zur Stunde widersteht. Wenn es einen solchen Druck in Italien gibt, so ist das das Werk der Sozialisten,

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    des Parteiführers di Martino und seiner Leute — und der Kollege Brandt kann das doch nicht ganz übersehen haben —, die sich auf ihrem Parteikongreß dazu entschlossen haben, zu bestimmen, daß sie nicht bereit sind, die Koalition mit den Christlichen Demokraten fortzusetzen oder eine christlich-demokratische Minderheitsregierung in Italien zu unterstützen, wenn nicht die Kommunisten einbezogen werden.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Das ist die Koalitionsbedingung der Partner, um mit dem Kollegen Brandt zu sprechen, die er in Italien hat, und das ist der Grund, wieso es dort so schwer möglich ist, eine Mehrheit der Demokraten, die stabile Politik betreiben kann, zu formen. Ich möchte deshalb diese Geschichtsklitterung mit allem Nachdruck zurückweisen. Ich möchte auch darauf verweisen, daß die Form, in der Herr Brandt mit Herrn Mitterand die Entscheidung vorbereitet hat, auch der Erwähnung verdient.
    Ich schweife ungern ab, möchte aber sagen: Ein damaliges Mitglied des Kabinetts, der heutige amtierende Finanzminister, Herr Apel, hat seinerzeit während des französischen Präsidentschaftswahlkampfes mit allem Nachdruck die Wahl von Herrn Mitterand, dem Kandidaten der Volksfront, als das Erstrebenswerte und Bessere betrieben und unterstützt.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Das wird doch wohl noch in Erinnerung gerufen werden dürfen,

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das weiß Helmut Schmidt ganz genau!)

    zumal auch jetzt wieder die Erfolge der Volksfront vom Kollegen Brandt keineswegs kleiner gesehen werden wollen, als sie in Frankreich tatsächlich eingetreten sind.
    Ich möchte deshalb an dieser Stelle sagen: Das Hauptproblem beim Bau Europas liegt für uns in
    der weitgehenden Rücksichtnahme, die die deutsche Sozialdemokratie im Sinne einer Kaschierung von Volksfrontaktionen ihrer Partner in den anderen europäischen Ländern übt. Wir wissen sehr wohl, daß wir da den sehr drastischen Hintergrund für die Probleme finden, um die auf den Gipfelkonferenzen gerungen wird.
    Ich kann nur noch einmal wiederholen, was der Kollege Strauß gesagt hat: Wir sind bereit, die europäische Einigung mit allen Demokraten Europas gemeinsam zu betreiben.
    Wenn man uns nun aber fragt, wie wir die gegenwärtige Lage beurteilen, so muß ich allerdings sagen, daß die Erwartungen, mit denen wir das Jahr 1976 begonnen haben, nicht mit der Situation zu vergleichen sind, die wir vorfinden. Wie sieht es nach dem Gipfel in Luxemburg aus, einen Gipfel, für den umfangreiche Vorbereitungen getroffen worden sind? Es war tatsächlich so, daß auf diesem Gipfel drei zentrale Fragen zur Erörterung standen. Diese drei zentralen Fragen waren einmal die Möglichkeiten, sich in der gegebenen Wirtschafts-, Währungs- und Sozialsituation über eine gemeinsame Konzeption auseinanderzusetzen, zum zweiten die Frage der europäischen Direktwahl und zum dritten die Beschlußfassung über den Tindemans-Bericht. Diese drei großen Themen standen zur Erörterung.
    Wenn ich nun das Ergebnis der Konferenz betrachte, so fällt mir ein markanter Beschluß auf: Man hat Jean Monnet zum Ehrenbürger Europas gemacht. Ich habe große Achtung vor Jean Monnet, und ich beglückwünsche ihn dazu genau wie wir alle. Das ist aber als Ergebnis eines solchen Gipfels etwas wenig. Ich möchte gerade den Herrn Bundeskanzler, der mit Kritik an den europäischen Institutionen nie sehr sparsam gewesen ist, darauf hinweisen, daß sein Gedanke, den Gipfel in einer gewissen Regelmäßigkeit zusammentreten zu lassen, um ihn als ein europäisches Krisenmanagement zu benutzen, allerdings, wenn man ihn auf seine Wirksamkeit untersucht, ein mehr als enttäuschendes Ergebnis erbracht hat; denn der Einigungsspielraum der Macher, derer, die als die Chefs auf diesem Gipfel zusammentreten, um politische Entscheidungen zu treffen, ist offensichtlich minimal.
    Nimmt man die drei Themen, über die man sich unterhalten hat, so muß man die Frage stellen — und dies muß die Opposition tun —, in welchem Umfange die Regierung diese Konferenz vorbereitet hat. Es fand ja ein sorgfältig vorbereitetes Zusammentreffen mit der französischen Regierung statt, es hat eine Reihe anderer Vorbereitungen gegeben. Noch bis wenige Tage vor der Konferenz haben wir sehr optimistische Kommentare über das zu Erwartende gehört.
    Das nimmt auch nicht wunder; denn eigentlich hat sich diese Konferenz zumindest in zwei von diesen drei Punkten mit Themen beschäftigt, die sie sich selber gestellt hatte.
    Ich sage zunächst ein Wort zur europäischen Direktwahl. Hier ist die Überraschung sicher am größten, daß es zu keiner Einigung gekommen ist. Denn man erinnert sich vielleicht daran, daß es die ur-



    Dr. Klepsch
    eigene Idee der Regierungschefs gewesen ist, diesen Gedanken in den Vordergrund zu bringen, einen Gedanken, von dem viele vorher, als er aufkam, gedacht hatten, er würde als eine Art Ablenkungsmanöver, als ein Feigenblatt für sonstige Untätigkeit in der europäischen Einigungspolitik benutzt werden. Aber wir haben alle gesehen, daß er sein Eigengewicht bekommen hat, daß der Gedanke der direkten Wahl des Europäischen Parlaments auch die Diskussion über die Weiterführung der politischen Einigung Europas angefacht und Bewegung herbeigeführt hat, z. B. dadurch, daß sich die politischen Gruppierungen in Europa bemühten, sich im Hinblick auf dieses Ereignis enger zusammenzuschließen. Er hat dadurch Bewegung gebracht, daß man die Vorbereitung einer Wahlauseinandersetzung auf europäischer Ebene in den politischen Gruppen betrieb. Er hat dadurch Bewegung gebracht, daß man diesen Prozeß im Zusammenhang mit den Vorschlägen sah, die der belgische Premierminister Tindemans im Auftrag der Regierungschefs vorgelegt hat. Diese Bewegung ist vielleicht dem einen oder anderen unerwünschter gewesen, als er es zunächst gesehen hat. Aber ich erinnere Sie daran, daß noch im Dezember des vergangenen Jahres in Rom grundsätzlich der Termin und das Unternehmen direkte Wahl des Europäischen Parlaments festgelegt wurden.
    Nun komme ich auf den Gedanken zu sprechen, um den es mir besonders geht. Das Europäische Parlament hat nahezu einstimmig einen Entwurf für die Wahl des Europäischen Parlaments vorgelegt. Es war ein Kompromiß. Sie wissen, daß sowohl meine Fraktion im Bundestag als auch meine Fraktion im Europäischen Parlament in der Frage der Sitzzuteilung der Auffassung waren, daß es etwa für Deutschland durchaus kein sehr günstiger Kompromiß ist; auch der dort zustande gekommen ist. Das hat uns nicht daran gehindert, diesen vom Europäischen Parlament getragenen und beschlossenen Entwurf mit zur Grundlage unserer Aussage zu machen, und das hat uns auch nicht daran gehindert, als unmittelbar vor dem Gipfel das Europäische Parlament erneut zusammentrat, -um sich dazu zu äußern, den gleichen Vorschlag, den gleichen Kompromiß mit Nachdruck zu unterstützen.
    Ich kann es eigentlich nicht verstehen, daß, nachdem der Rat Arbeitsgruppen eingesetzt hatte, die mehrere Monate lang tätig gewesen sind, um die technischen Details der Entscheidung vorzubereiten, das Ergebnis so gewesen ist, daß man sich in Luxemburg noch lange darüber hat unterhalten müssen, ob man die Wahlfrist von Donnerstag bis Sonntag abend oder von Donnerstag bis Montag abend festlegt. Ich glaube, es ist der Regierungschefs unwürdig,

    (Blumenfeld [CDU/CSU] : Genau!)

    sich langatmig über diese Sache auseinanderzusetzen. Herr Thorn hat uns versichert, daß es kein einfaches Problem war, diese Entscheidung zu treffen. Das hätte nun wirklich bei der Vorbereitung bewältigt sein können. Merkwürdig ist auch, daß man in zwölfter Stunde immer neue Vorschläge über die
    Zusammensetzung des Parlaments hört, wo der Wille des Parlaments selber, aller beteiligten politischen Gruppen in Europa, auch aller Gruppen, auf deren Schultern, ob seitens der Regierung oder der Opposition, die dort vertretenen Regierungschefs ruhen, klar ist.
    Deshalb, mit Verlaub zu sagen, bin ich nicht der Auffassung, daß man darüber einfach hinweggehen kann. Klar ist: dieser Vorschlag ist die Diskussionsgrundlage, und daran können eigentlich nur ganz geringfügige Änderungen vorgenommen werden, wenn man den politischen Kräften in Europa und dem Parlament nicht sagen will: es handelt sich ausschließlich darum, daß ein Konventikel von Regierungschefs allein die Verantwortung für die Entwicklung übernimmt.
    Lassen Sie mich hinzufügen, daß sich der Rat als Entscheidungsgremium ohnehin nur sehr, sehr unvollkommen bewährt hat. Die Hoffnungen, die wir an ihn gerichtet haben, sind nicht erfüllt worden. Das muß man heute einmal feststellen. Wenn der Rat etwa den Tindemans-Bericht einer noch größeren Zahl von Fachkräften und Arbeitsgruppen überweist, dann frage ich mich nur, ob diese die Arbeiten in derselben Intensität und mit demselben Erfolg wie hinsichtlich der Konvention über die Direktwahl betreiben.
    Ich möchte fragen: Hat sich der Rat nicht damit übernommen, daß er so viele Details regeln will? Das bezieht sich insbesondere auf den Gipfel. Muß Europa nicht mehr sein als eine Aufaddierung kleinster Nenner, die die Summe der Übereinstimmung in den Arbeitsergebnissen der nationalen Bürokratien ist?

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr gute Frage!)

    Vom Rat erwarten wir Entscheidungen. Dafür gibt es einen Gipfel, damit politische Entscheidungen getroffen werden. Aber bei den zentralen Fragen hat man sich in Luxemburg nicht einmal über das Kommuniqué zu den relevanten Fragen einigen können.
    Deshalb sage ich, daß das für uns alle niederschmetternd ist, weil wir so große Erwartungen in diese Gipfelkonferenz gesetzt hatten und weil wir bezüglich des Berichts, den Herr Tindemans vorgelegt hat, der bekannten Auffassung waren. Ich verstehe gar nicht, was Herr Brandt da vorhin von Herrn Eyskens gesagt hat; es war schon Herr Tindemans, der den Auftrag erhalten und fristgerecht innerhalb eines Jahres ausgeführt hat.
    Die Frage ist jetzt folgende. Wir, die Christlichen Demokraten, sind der Auffassung, daß der Tindemans-Bericht und seine Vorschläge eine fundierte, pragmatische, realistische, ausgewogene Basis für den Versuch darstellen, gemeinsam einen Schritt vorwärtszugehen, und zwar für den Versuch von den Sozialdemokraten bis zu den Konservativen.
    Dieser gemeinsame Schritt vorwärts verlangt natürlich von vielen, daß nicht alle ihre Blütenträume gleich in der Zeitspanne, für die der Entwurf gemacht ist, reifen sehen. Er verlangt aber auch von



    Dr. Klepsch
    anderen, daß sie ein klein wenig weitergehen, als sie in den Vorgesprächen zu gehen bereit waren.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : So ist es!)

    Da frage ich wieder. Leider kann ich den Vorsitzenden der SPD nicht ansprechen. Aber ich kann ja Sie fragen, Herr Bundeskanzler, wie weit es Ihnen gelungen ist, mit Herrn Wilson oder mit Herrn den Uyl oder mit Herrn Mitterrand zurechtzukommen. Ich sage, gerade zu Herrn Mitterrand gewandt: Mir war die Form seiner Zustimmung sehr bedenklich, die er, gebunden an seinen Volksfrontpartner, in Brüssel gegeben hat. Er hat sich für die Direktwahl unter der Bedingung ausgesprochen, daß gleichzeitig ein bestimmtes Wahlsystem, von dem er wußte, daß es die Mehrheit des französischen Parlaments ganz sicher nicht beschließen wird, eingeführt wird. Eine solche Form der Zustimmung erinnert mich fatal an eine verklausulierte Ablehnung.

    (Dr. Corterier [SPD] : Was ist mit Ihren gaullistischen Freunden, Herr Klepsch?)

    — Ich danke für diesen Zwischenruf. Ich habe schon vorhin mit Interesse dem Kollegen Brandt zugehört. Ich will jetzt aber keine Retourkutsche machen. Sie wissen ja, Herr Kollege Corterier, daß es mir nicht liegt, das zu tun. Vorhin wurden ja einige Kollegen aus dem Europäischen Parlament apostrophiert und gefragt, ob sie nicht wüßten, daß dort auch Kommunisten säßen.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD] : So haben sie sich jedenfalls benommen!)

    Ich darf Ihnen dazu dies sagen: Wir haben wirklich die leidvolle Erfahrung, daß ein Teil der sozialistischen Fraktion im Europäischen Parlament eine gewisse Vorliebe hat, zusammen mit den Kommunisten zu stimmen. — Ich hätte es nicht gesagt, wenn Sie mich durch den Zuruf jetzt nicht dazu veranlaßt hätten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auf die Frage eingehend, möchte ich jetzt sagen: Jeder weiß, wer zur christlich-demokratischen Fraktion des Europäischen Parlaments gehört. Selbstverständlich haben wir in dieser Fraktion auch einen Partner in Frankreich; das ist die Formation des Réformateurs unter unseren Freunden Lecanuet und Poher, von denen letzterer sogar der Parlamentsfraktion angehört und Senatspräsident von Frankreich ist. Wir haben mit ihnen volle Übereinstimmung.
    Selbstverständlich haben wir auch zu anderen Parteien, die nicht zu unserer Fraktion gehören, Kontakte. Wir versuchen eben gerade, diese Parteien zu bewegen, in der europäischen Entwicklung mit uns mitzuziehen. Das ist gerade der Appell, den ich an Sie richte. Wir könnten die Probleme in Italien sofort lösen. Wenn die italienischen Sozialisten ihre Volksfrontpolitik aufgäben und mit der Democrazia Cristiana die Politik des Centro Sinistro fortsetzten, gäbe es gar keine Probleme. Das wissen Sie doch genau. Sie wissen auch ganz genau, daß überall in Italien, wo es möglich war, Kommunisten und Sozialisten als Volksfront nach den
    letzten Regionalwahlen gemeinsam die Regierung gebildet haben. Dies ist der Druck dort.
    Ich möchte mich aber mit all diesen Fragen gar nicht so sehr beschäftigen, weil ich noch zu zwei anderen Punkten etwas sagen möchte. Ich mußte diesen Aufwasch angesichts dessen, was vorhin über Herrn Strauß nach seinen Äußerungen über Herrn Soares gesagt wurde, aber auch erledigen. Herr Kollege Strauß hat hier nur gesagt, daß Herr Soares auf einer Kundgebung in Rom für die Zusammenarbeit mit den Kommunisten eingetreten ist.

    (Blumenfeld [CDU/CSU] : Nicht nur da!)

    Das stimmt. Es stimmt natürlich auch, daß Herr Soares für eine große Zeitspanne zusammen mit den Kommunisten agiert hat. Erst als sie ihn selber ausschalten wollten, hat er sich mit Nachdruck dagegen gewandt. Ich will gar nicht untersuchen, was Taktik bei ihm war und welche sonstigen Motive eine Rolle gespielt haben. Das interessiert mich im Augenblick nicht. Ich bin glücklich darüber, daß wir am letzten Aprilsonntag Wahlen in Portugal haben werden. Ich bin überzeugt, daß wir in Portugal dann ein Parlament bekommen werden, das diesen Namen in vollem Umfang verdient. Ich freue mich, daß es unserer gemeinsamen Anstrengung — der Ihren wie der unseren — gelungen ist, dort eine kommunistische Machtergreifung, die schon sehr weit fortgeschritten zu sein schien, zu verhindern.
    Zum Problem der Direktwahl möchte ich noch einmal sagen: Wir bleiben dabei, daß der Kompromißvorschlag, den das Europäische Parlament vorgelegt hat, für uns die ausgewogenste Lösung und die Lösung, die im Augenblick durchsetzbar erscheint, ist. Sollte man auf den Text von Rom zurückgreifen wollen, so bietet sich hinsichtlich der Zahl auch die Möglichkeit, sich diesem Vorschlag des Europäischen Parlaments anzupassen. Ich räume gern ein, daß mich geringfügige Korrekturen nicht bewegen würden. Die entscheidende Frage für uns bleibt diese: In einem europäischen Wahlkampf, den wir treiben wollen, in einer Auseinandersetzung über den politischen Kurs, der in Europa einzuschlagen ist, kann man der Bevölkerung in den europäischen Ländern gegenüber natürlich nicht mit den allerkleinsten Größen operieren.
    Wir wollen den Tindemans-Bericht nicht in den Schubladen derselben Bürokratie verschwinden sehen, die es nicht fertiggebracht hat, eine so einfache Sache wie den bereits vorliegenden Beschluß der Regierungschefs und das von den Fraktionen des Europäischen Parlaments getragene Projekt der europäischen Direktwahl zum politischen Abschluß zu bringen. Herr Thorn hat uns versichert, daß er noch in seiner Ratspräsidentschaft versuchen wird, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Der Regierung möchte ich sagen, daß wir in dieser Frage wie auch in der Frage der Durchsetzung der Forderungen des Tindemans-Berichtes hier in diesem Bundestag eine völlig geschlossene Phalanx darstellen. Die Diskussion, die wir über Fragen der Strukturen der politischen Kräfte heute morgen geführt haben, soll keineswegs ausgeklammert werden. Wir sind durchaus der Auffassung, daß das



    Dr. Klepsch
    Europa, das wir errichten wollen, jenes Europa sein soll, das eine rechtsstaatliche, demokratische, freiheitliche Ordnung hat, so wie wir sie hier in der Bundesrepublik Deutschland haben. Wir sind auch der Meinung, daß die soziale Marktwirtschaft eine vorzügliche Lösung für die Gestaltung der wirtschaftspolitischen Strukturen dieser Gemeinschaft darstellt. Ebenso sind wir der Meinung, daß es für uns darum geht, in der Zeit dieses Jahres durch die Realisierung der pragmatischen Vorschläge des Tindemans-Berichtes einen großen Schritt nach vorn zu machen. Wenn vorhin hier gesagt wurde, daß Griechenland der Gemeinschaft beitreten werde — dies ist der Fall —, so muß daran erinnert werden, daß wir uns beim Beitritt der letzten drei Mitglieder alle gesagt haben, daß das Hinzukommen neuer Mitglieder nur dann die Probleme des Zusammenwachsens der Gemeinschaft nicht verstärkt, wenn wir gleichzeitig weitere Schritte nach vorn tun.
    Diese Schritte weiter nach vorn können nur in neuen, zusätzlichen Maßnahmen bestehen. Ich unterstreiche mit allem Nachdruck, daß man bei dem Zusätzlichen darauf achten muß, das Vorhandene konsolidiert zu halten. Heute morgen wurde zu Recht gesagt, daß manches von dem, was wir bisher erreicht haben, in Frage gestellt zu werden droht und daß der Zustand nicht besser ist, als er je war, sondern daß wir im Augenblick leider in einer retardierenden Phase sind.
    Mein Ansinnen an die Bundesregierung ist, daß sie, um in der europäischen Einigung voranzukommen, dieselbe Anstrengung, dieselbe Geduld und denselben Aufwand an Einsatz erbringt, die sie etwa hinsichtlich bestimmter Maßnahmen der Ostpolitik erbracht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Mein Anliegen an Sie ist, daß wir in den vor uns liegenden Wochen und Monaten gemeinsam dafür sorgen, daß sich der Schritt nach vorn ermöglichen läßt.
    Die Parlamente haben jetzt das Wort. Denn sie sind es, die die Tätigkeit der nationalen Regierungen auf der europäischen Ebene angeblich kontrollieren; das Europäische Parlament kontrolliert ja nur die Kommission.
    Deshalb ist die Stunde heute hier richtig. Es ist schade, daß wir uns mit einer Regierungserklärung auch über alle Fragen der deutschen Innenpolitik haben auseinandersetzen müssen. Es wäre diese Stunde wert gewesen, dafür zu sorgen, daß wir überall deutlich machen: Europa ist für uns keine Frage der Lippenbekenntnisse, sondern eine bittere Notwendigkeit. Wir wissen ganz genau, daß es, wenn wir die weitere Einigung Europas nicht erzielen, für unsere einzelnen Nationalstaaten in dieser Welt keine Zukunft gibt, jedenfalls keine Zukunft als freiheitlich-rechtsstaatliche Gemeinwesen.
    Aus diesem Grund fordere ich die Regierung auf, gestützt auf die Fraktionen dieses Bundestages die Positionen sowohl des Tindemans-Berichts in der Frage der Direktwahl des Europäischen Parlaments, aber auch die angekündigten gemeinsamen Maßnahmen auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Währungspolitik mit Nachdruck voranzutreiben.
    Ich darf da einen kleinen Schlenker machen, Herr Bundeskanzler. Der Kollege Brandt hat seine Kritik an Ihnen vorhin in verkleideter Form mit dem Hinweis vorgetragen, es sei nicht sehr tunlich, dauernd die anderen zu ermahnen und zu kritisieren. Er hat das sehr liebenswürdig eingehüllt; aber es konnte nur an Ihre Adresse gerichtet sein.
    Auch ich möchte sagen: Natürlich ist es nicht sehr gut, daß der — von mir heute schon an anderer Stelle zitierte — Finanzminister Apel ständig davon redet, daß wir der Zahlmeister Europas seien, daß wir zu viel einzahlten usw. Es geht uns darum, gemeinsame Politik für Europa zu machen. Wir sind nun einmal der wirtschaftlich Leistungsfähigste in Europa. Deshalb haben wir gar nichts dagegen, daß Sie sagen, wir müßten einen entsprechenden Beitrag, und eventuell auch einen größeren Beitrag, leisten. In dem Punkt können Sie mit uns rechnen. Wir wissen, worum es bei der Arbeit um die Einnigung Europas geht. Aber wir sind nicht dafür, den Eindruck zu hinterlassen, als wollten wir die Präzeptoren sein. Uns geht es darum, dafür Sorge zu tragen, daß das Europa von morgen nicht so aussieht, wie ein Zeitungskorrespondent über den Gipfel geschrieben hat: „Keine großen Worte, keine tollkühnen Vorschläge können darüber hinwegtäuschen, daß die europäische' Wirklichkeit anno 1976 nicht nur zum Weinen, sondern zum Fürchten ist." Das ist ganz sicher richtig.
    Helmut Kohl hat sehr recht gehabt, als er auf dem Kongreß des Mouvement Européen in Brüssel darlegte, wo die Bremse an allererster Stelle zu suchen ist: Sie ist nicht bei einem Versagen der Arbeit der Bürokratie der Europäischen Gemeinschaft, der Kommission in Brüssel, zu suchen. Sie ist auch nicht etwa bei der Entschlossenheit des Europäischen Parlaments zu suchen, dem Willen der von ihm vertretenen Parteien, Parlamente und Völker Ausdruck zu geben.

    (Corterier [SPD] : Aber auch nicht bei der Bundesregierung!)

    Sie ist zu suchen bei dem Unvermögen der Regierungen, den Willen der europäischen Völker zur Einheit in die politische Tat umzusetzen. Dies ist das fortwährende, durch nichts entschuldbare Versagen der europäischen Politik der Gegenwart. Was ich von der Bundesregierung erwarte, ist, daß sie dem mit allem Nachdruck und ihren Möglichkeiten entgegenwirkt und daß sie darauf vielleicht noch mehr Kraft verwendet, als sie das bisher hat tun können.

    (Löffler [SPD] : Sie müssen mal mit den Franzosen essen gehen!)

    — Aber, lieber Herr Kollege, ich gehe doch fast
    jeden Tag mit ihnen essen im Unterschied zu Ihnen.

    (Dr. Ehrenberg [SPD] : Sie haben aber nichts gelernt dabei! — Weiterer Zuruf von der SPD: Sie trinken zuviel!)

    Ich weiß natürlich, welche Sorte von Franzosen
    Sie meinen. Das sind die, bei denen Sie die Über-



    Dr. Klepsch
    zeugungsarbeit noch zu leisten haben, daß sie die Volksfront mit den Kommunisten einstellen sollen. Da sind Sie nicht weitergekommen; da können Sie noch sehr oft essen gehen. Ich habe den Eindruck: wenn Sie so fortfahren, wie es Herr Apel tut, die Aufnahme kommunistischer Minister in eine Regierung Mitterrand als eine eigentlich ganz gute Angelegenheit zu betrachten, dann besteht natürlich die Gefahr, daß wir uns in den Auffassungen über die weitere Entwicklung sehr weit voneinander entfernen. Das will ich Ihnen mit allem Nachdruck sagen. Denn eine Volksfrontpolitik in Europa ist für uns inakzeptabel, und sie bleibt für uns inakzeptabel.

    (Beifall bei der CDU/CSU)