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ID0723501500

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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 235. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 Inhalt: Zur Geschäftsordnung Porzner SPD 16347 A Dr. Jenninger CDU/CSU 16347 C Erweiterung der Tagesordnung 16348 A, 16470 D Überweisung einer Vorlage an Ausschüsse Erklärung der Bundesregierung zur Europapolitik Schmidt, Bundeskanzler 16348 B Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Strauß CDU/CSU 16359 D Präsident Frau Renger 16364 B Brandt SPD 16371 D Hoppe FDP 16377 B Dr. Klepsch CDU/CSU 16381 B Genscher, Bundesminister AA 16386 A Dr. Aigner CDU/CSU 16413 A Dr. Ehrenberg SPD 16415 D Dr. Bangemann FDP 16419 A Blumenfeld CDU/CSU 16422 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 16424 D Schmidt (Wattenscheid) SPD 16428 B von Hassel CDU/CSU 16430 B Mischnick FDP 16433 B Dr. Narjes CDU/CSU 16436 A Wehner SPD 16438 D Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Änderung des Abfallbeseitigungsgesetzes — Drucksache 7/4962 —Willms, Senator der Freien Hansestadt Bremen 16406 D Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Ersten Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts — Drucksache 7/4992 — in Verbindung mit Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Änderung beamtenversorgungsrechtlicher Vorschriften — Drucksache 7/4993 — Jahn (Marburg) SPD 16407 D Dr. Emmerlich SPD. 16409 A Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU 16411 A Engelhard FDP 16412 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Neunzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung und der Alters- II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 gelder in der Altershilfe für Landwirte (Neunzehntes Rentenanpassungsgesetz) — Drucksache 7/4722 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4998 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und' Sozialordnung — Drucksache 7/4951 — Dr. Schellenberg SPD 16442 B Franke (Osnabrück) CDU/CSU 16443 A Sund SPD 16446 D Arendt, Bundesminister BMA 16450 C Müller (Remscheid) CDU/CSU 16453 D Geiger SPD 16456 B Schmidt (Kempten) FDP 16458 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Achtes Anpassungsgesetz — KOV —) — Drucksache 7/4653 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4999 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4960 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Geisenhofer, Maucher, Burger, Dr. Althammer, Müller (Remscheid), Höcherl, Ziegler, Franke (Osnabrück), Dr. Mikat, Dr. Jobst, Freiherr von Fircks, Braun, Dr. Fuchs, Krampe und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes — Drucksache 7/4585 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4999 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4960 — Burger CDU/CSU 16461 B Maucher CDU/CSU 16463 A, 16467 A Glombig SPD 16465 A, 16468 A Geisenhofer CDU/CSU 16469 A Jaschke SPD 16470 A Schmidt (Kempten) FDP 16470 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 29 GG) — Drucksache 7/4958 — 16470 D Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstgesetzes — Drucksache 7/3730 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4843 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4841 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes — Drucksache 7/4206 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 3/4811 — Biermann SPD 16471 B Frau Tübler CDU/CSU 16474 A Hölscher FDP 16477 C Dr. Kraske CDU/CSU 16481 D Möllemann FDP 16483 A Lutz SPD 16486 A Beratung des Berichts und des Antrags des Verteidigungsausschusses zu dem Jahresbericht 1974 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksachen 7/3228, 7/3762 — in Verbindung mit Beratung des Jahresberichts 1975 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksache 7/4812 — Schlaga SPD 16487 B Ernesti CDU/CSU 16489 B Möllemann FDP 16491 D Glückwünsche zum Geburtstag des Wehrbeauftragten Berkhan 16487 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Personalstruktur des Bundesgrenzschutzes — Drucksache 7/3494 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4539 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4534 — Gerster (Mainz) CDU/CSU 16492 B Pensky SPD 16494 B, 16496 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 16495 B Dr. Wörner CDU/CSU 16496 B Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister BMI 16497 A Namentliche Abstimmung 16498 A Feststellung der Beschlußunfähigkeit 16498 D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 III Fragestunde — Drucksache 7/4963 vom 2.4. 1976—Erhaltung und Fortentwicklung der deutschen Wochenschauen und Einbeziehung in die Filmförderung gemäß dem Beschluß des Bundestages vom 1. Dezember 1967 MdlAnfr A32 02.04.76 Drs 07/4963 Hoffie FDP MdlAnfr A33 02.04.76 Drs 07/4963 Hoffie FDP Antw StSekr Bölling BPA 16390 B, C, 16391 A, B, D, 16392 A, C, D, 16393 A, B, C, D, 16394 A ZusFr Hoffie FDP 16391 A, B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU .16392 A, B ZusFr Dr. Lohmar SPD 16392 C, D ZusFr Nagel SPD 16393 A, B ZusFr Kleinert FDP 16393 B, C ZusFr Reiser SPD 16393 D, 16394 A ZusFr Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU 16393 D Pressemeldungen über den Antrag von Kabinettsmitgliedern auf Gewährung eines Zuschusses an die Vereinigten Deutschen Studentenschaften (VDS) aus Bundesmitteln sowie neue Tatsachen zur Beurteilung der Förderungswürdigkeit der VDS MdlAnfr A10 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU MdlAnfr A 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16394 B, C, D, 16395 A, C, D, 16396 A ZusFr Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU 16394 C, 16395 A, B ZusFr Kleinert FDP 16395 D ZusFr Seiters CDU/CSU 16396 A Beurteilung des Sonderprogramms der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sowie Übertragung von Mitteln an bisher unberücksichtigt gebliebene Arbeitsämter zur Förderung zusätzlicher Ausbildungsplätze MdlAnfr A12 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Unland CDU/CSU MdlAnfr A13 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Unland CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16396 A, C, D, 16397 A, B, C ZusFr Dr. Unland CDU/CSU 16396 B, C, 16397 B, C ZusFr Fiebig SPD 16396 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 16397 A Verhandlungen über deutschsprachige Schulen während des Aufenthalts von Bundesminister Rohde in Polen MdlAnfr A14 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16397 D, 16398 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16398 A, B Maßnahmen der Bundesregierung gegen die illegale Einschleusung indischer und pakistanischer Staatsbürger über die Bundesrepublik Deutschland nach Großbritannien MdlAnfr A15 02.04.76 Drs 07/4963 Schinzel SPD MdlAnfr A16 02.04.76 Drs 07/4963 Schinzel SPD Antw PStSekr Baum BMI 16398 C, 16399 B, C ZusFr Schinzel SPD 16399 A, B, C Höhe des Rückerstattungsbetrags der von Polen von Aussiedlern verlangten Gebühren für Ausreisepapiere in der Zeit von 1971 bis 1975 MdlAnfr A83 02.04.76 Drs 07/07/4963 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Baum BMI 16399 D, 16400 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16400 B Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Einfuhr von reinem Alkohol, hauptsächlich aus Frankreich, zu Dumpingpreisen und die Existenzgefährdung der deutschen Brennereien MdlAnfr A27 02.04.76 Drs 07/4963 von Alten-Nordheim CDU/CSU MdlAnfr A28 02.04.76 Drs 07/4963 von Alten-Nordheim CDU/CSU Antw PStSekr Haehser BMF 16400 D, 16401 A, B, C, D ZusFr von Alten-Nordheim CDU/CSU 16400 D, 16401 A, B, C, D Beurteilung der Preiserhöhungen in deutschen Automobilunternehmen unmittelbar nach Abschluß von Tarifverhandlungen MdlAnfr A31 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Jens SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 16402 A, C, D ZusFr Dr. Jens SPD 16402 B, C ZusFr Ey CDU/CSU 16402 D IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 Schutz der deutschen Fanggebiete in der Nordsee gegen mögliche Übergriffe niederländischer Schiffe auf Grund der Fangbeschränkungen für Seezungen in den niederländischen Küstengewässern sowie Einsatz von Booten des Bundesgrenzschutzes MdlAnfr A41 02.04.76 Drs 07/4963 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU MdlAnfr A42 02.04.76 Drs 07/4963 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Antw PStSekr Logemann BML 16403 B, C, D ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU 16403 C, D Änderung der Rechtslage hinsichtlich der Gewährung von Haushaltshilfe nach dem Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte MdlAnfr A46 02.04.76 Drs 07/4963 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 16404 A, B ZusFr Horstmeier CDU/CSU 16404 B Anzahl der gemäß den Bestimmungen der ICAO, der IATA und den Auflagen des Bundesverkehrsministers in bezug auf die Beförderungstarife verfahrenden Fluggesellschaften in Deutschland sowie Verschärfung der Kontrollen und Erhöhung der Ordnungsstrafen bei Verstößen gegen diese Bestimmungen MdlAnfr A50 02.04.76 Drs 07/4963 Schmidt (Niederselters) SPD MdlAnfr A51 02.04.76 Drs 07/4963 Schmidt (Niederselters) SPD Antw PStSekr Jung BMV . 16404 C, D, 16405 A, B ZusFr Schmidt (Niederselters) SPD 16404, D 16405 A Verhinderung des Verkaufs von Superkraftstoff mit zu geringen Oktanwerten an Tankstellen, insbesondere an Autobahntankstellen MdlAnfr A63 02.04.76 Drs 07/4963 Immer (Altenkirchen) SPD Antw PStSekr Jung BMV 16405 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 16405 C, D Restbestände und Vernichtung der ungültigen Briefmarken mit der Abbildung des ehemaligen Bundespräsidenten D. Dr. Dr. Heinemann MdlAnfr A68 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Dollinger CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMP 16406 A, B, C ZusFr Dr. Dollinger CDU/CSU 16406 B Nächste Sitzung 16498 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . .16499* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 16347 235. Sitzung Bonn, den 8. April 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 9. 4. Adams * 9. 4. Dr. Ahrens ** 9. 4. Dr. Aigner * 9. 4. Alber **** 9. 4. Amrehn **** 9. 4. Dr. Artzinger * 9. 4. Dr. Bangemann * 9. 4. Dr. Barzel 9. 4. Batz 9. 4. Dr. Bayerl * 9. 4. Dr. Becher (Pullach) 9. 4. Behrendt * 9. 4. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 9. 4. Blumenfeld * 9. 4. Frau von Bothmer **** 9. 4. Prof. Dr. Burgbacher * 9. 4. Christ 8. 4. Dr. Corterier * 9. 4. Eilers (Wilhelmshaven) 8. 4. Dr. Enders **** 9. 4. Entrup 9. 4. Erhard (Bad Schwalbach) 9. 4. Fellermaier * 9. 4. Flämig *** 9. 4. Frehsee * 9. 4. Dr. Früh * 9. 4. Dr. Fuchs 9. 4. Gerlach (Emsland) * 9. 4. Dr. Götz 9. 4. Haase (Fürth) **** 9. 4. Härzschel * 9. 4. Hauser (Krefeld) 8. 4. Dr. Jahn (Braunschweig) * 9. 4. Dr. Klepsch * 9. 4. Krall * 9. 4. Dr. Kunz (Weiden) *** 9. 4. Lange * 9. 4. Lautenschlager * 9. 4. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Leicht * 9. 4. Lücker * 9. 4. Dr. Mende **** 9. 4. Memmel * 9. 4. Müller (Mülheim) * 9. 4. Dr. Müller (München) **** 9. 4. Mursch (Soltau-Harburg) * 9. 4. Niegel 9. 4. Frau Dr. Orth * 9. 4. Pieroth 9. 4. Rollmann 9. 4. Roser 9. 4. Richter** 9. 4. Russe 9. 4. Schmidt (München) * 9. 4. Dr. Schulz (Berlin) * 9. 4. Schwabe * 9. 4. Dr. Schwenke **** 9. 4. Dr. Schwörer * 9. 4. Seefeld * 9. 4. Seibert 9. 4. Sieglerschmidt **** 9. 4. Springorum * 9. 4. Dr. Starke (Franken) * 9. 4. Suck * 9. 4. Dr. Vohrer **** 9. 4. Volmer 8. 4. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 5. Walkhoff * 9. 4. Dr. Wallmann 9. 4. Frau Dr. Walz * 9. 4. Wende 9. 4. Dr. Wendig 9. 4. Zebisch 9. 4. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte hier keine lange Rede halten, möchte aber drei Fragen nachgehen, und ich denke, dies ist angemessen nach der Rede, die wir gerade gehört haben.



    Brandt
    Die erste Frage ist --- und sie leitet sich ab aus dem ersten Teil der Rede des Kollegen Strauß —: Von welchem Land ist hier in der Beschreibung die Rede, die Herr Strauß während der ersten halben Stunde seiner Rede von einem europäischen Land gegeben hat? Die Bundesrepublik Deutschland war das nicht, über die er gesprochen hat.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lemmrich [CDU/CSU] : Das ist doch Ihre alte Verleumdungsmasche, die Sie da abspulen! Ihre Replik auf Passau! Eine ganz üble Methode!)

    Die zweite Frage ist: Hat die Opposition, nachdem Herr Strauß zeitlich nicht mehr dazu gekommen ist, obwohl er weit über eine Stunde geredet hat, im Laufe der Debatte des heutigen Tages konkret etwas dazu beizutragen — das könnte ja für die Regierung unter Umständen nützlich sein —, wie Europa über den schweren Rückschlag hinwegkommen kann, der in Luxemburg deutlich geworden ist.

    (Lemmrich [CDU/CSU] : Was hat denn Ihr Parteifreund Schmidt hier dazu gesagt?!)

    Außer dem Zwergen-Gerede von Herrn Strauß war heute morgen zu diesem Thema nichts zu hören.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Drittens leitet sich aus der Rede von Herrn Strauß, vor allen Dingen aus dem letzten Teil, zwingend die Frage ab, mit wem er und seine Gesinnungsfreunde eigentlich jenes Europa bauen wollen, von dem sie sagen, sie bekennten sich zu ihm.

    (Beifall bei der SPD und der FDP) Diese Frage muß gestellt werden.

    Was den ersten Punkt angeht, ist es doch nicht so, als ob irgend jemand, der hinter der Regierung steht, erwartet, diejenigen, die gegen die Regierung stehen, die die Rolle der starken Opposition spielen, sollten bei solcher Gelegenheit das, was die Regierung sagt, in allen Punkten für richtig halten. Das erwartet hier niemand. Aber welchen Interessen — auch deutschen Interessen draußen in der Welt — soll es eigentlich dienen, wenn man gegen Tatsachen anrennt, die im Grund jeder von ihnen kennt und denen Sie ja auch nicht widersprechen, wenn Sie im Ausland — diejenigen von Ihnen, die herauskommen — darauf angesprochen werden. Denn Ihre Partner in den anderen Ländern fragen ja Sie wie uns auch: Wieso schafft es die Bundesrepublik, durch eine schwere Weltwirtschaftskrise besser durchzukommen als andere?

    (Stücklen [CDU/CSU] : Durch unsere Substanz, die wir geschaffen haben!)

    Das ist doch eine ganz andere Fragestellung, und Sie widersprechen nicht. Aber hier wollen Sie eine solche Tatsache nicht gelten lassen. Wir haben das ja hier wieder gehört, Herr Kollege Strauß. All Ihr Verunsicherungsgerede hat nicht verhindern können, daß die Deutsche Mark in der Welt immer stärker geworden ist, daß sie eine der härtesten Währungen geworden ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sie werden und dürfen auch keinen Erfolg damit haben, den Rentnern, die das ganz gewiß nicht verdient haben, Unsicherheitsgefühle zu vermitteln. Die Rentner können sich darauf verlassen, daß sie Mitte des Jahres die Rentenerhöhung und für die folgenden Jahre die Dynamisierung ihrer Renten bekommen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf des Abg. Lemmrich [CDU/CSU])

    Es ist nicht in Ordnung, wenn Sie auf diese Weise schon wieder, nachdem das andere nicht gezogen hat — jetzt zu Lasten der Älteren, die ein Leben lang hart gearbeitet haben —, Angstgefühle in diesem Volk verbreiten wollen.

    (Zuruf von der SPD: Marodeure! — Lemmrich [CDU/CSU] : Sie haben doch die Sache zerrüttet! Da helfen doch Ihre Redensarten nicht mehr! Sie machen die Sache kaputt!)

    — Sie können hier schreien wie die kommunistischen Zwischenrufer in Berlin und in Freiburg, Sie bringen mich trotzdem nicht vom Reden ab.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)


    (CDU/CSU) : Herr Brandt, ich war in meinen jungen Jahren nicht da, wo Sie standen!)

    — Ich wiederhole: Ich lasse mich durch Ihre Zwischenrufe, die stören sollen, genausowenig von dem abbringen, was ich zu sagen habe, wie von kommunistischen Störtrupps in Berlin oder in Freiburg.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wer will denn hier tatsächlich widersprechen? Der Bundeskanzler hat doch die Ziffern der EG vorgetragen und festgestellt, daß die Daten über die Preissteigerungen, die Daten über die Realeinkommen und vor allen Dingen — was noch gar nicht drinstand — die Daten über die konkrete soziale Sicherung bei uns günstiger sind als bei den Partnern der Gemeinschaft.
    Welchen vernünftigen Interessen soll es dienen, gegen diese Tatsachen anzurennen? Herr Strauß, um ein auch Ihnen bekanntes angelsächsisches Wort abzuwandeln: Sie mögen viele Menschen während einer kurzen Zeit und wenige Menschen während einer langen Zeit an der Wirklichkeit, an den Tatsachen vorbeiführen können; es wird Ihnen nicht gelingen, viele Menschen während einer langen Zeit über die Tatsachen zu täuschen, so wie Sie es heute wieder versucht haben.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Viele von Ihnen — ich sagte és — kommen so wie wir ein bißchen in der Welt herum. Warum sprechen Sie eigentlich nicht von dem, was Ihnen dort gesagt wird? Ich meine ja nicht, daß die Tatsache, daß wir besser als fast alle anderen in Europa und in der Welt dastehen, zur Selbstgefälligkeit verleiten sollte. Ich weiß, daß wir bei allem Streit miteinander noch eine ganze Menge an Problemen vor uns haben. Da kommt die Reform der beruflichen Bildung. Dann wird man wieder sehen,



    Brandt
    ob der Bundesrat erneut als Neinsagemaschine eingeschaltet werden soll.

    (Stücklen [CDU/CSU] : Da müssen Sie ein besseres Gesetz vorlegen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Da kommt das Problem der Sicherung der Arbeit für alle, von dem der Bundeskanzler gesprochen hat. Dabei geht es natürlich auch um die Bewahrung sozialer Errungenschaften vor ihrer Auszehrung durch Sonderinteressen. Jawohl, solche Probleme gibt es. Aber das ist doch etwas anderes, Herr Kollege Strauß, als das, was Sie mit den „Grenzen des Sozialstaats" bezeichneten, zwar nicht hier, leider nicht, aber gestern woanders, wie uns durch Meldungen übermittelt wurde. Darüber müssen wir uns, wenn es geht, verständigen.
    Ich glaube, der eigentliche Gegensatz ist der, Herr Kollege Strauß: Wir fassen den Art. 20 des Grundgesetzes als einen permanenten Auftrag auf. Er kann keine Situationsbeschreibung gewesen sein. Denn als 1949 in Art. 20 die Bundesrepublik als demokratischer und sozialer Bundesstaat beschrieben wurde, war ihr Zustand ein ganz anderer als heute. Es handelt sich um den Auftrag, diesen Bundesstaat zunehmend auszubauen. Die, die immer schon gesagt haben — einige 12 und 15 Jahre vor Ihnen —, die Grenzen des Sozialstaats seien erreicht, folgen der Tradition jener Konservativen, die vor 50, 70 und 80 Jahren gesagt haben: 14-Stunden-Arbeitstag ist zu wenig, 12-Stunden-Arbeitstag ist zu wenig. Muß denn unbedingt die Kinderarbeit abgeschafft werden? Muß die Sonntagsarbeit abgeschafft werden?

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist Demagogie! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Die Konservativen waren immer der Meinung, die Grenzen seien erreicht, und andere haben den sozialen Fortschritt und die Freiheit für die Millionen Menschen in diesem Lande durchsetzen müssen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lemmrich [CDU/CSU] : Wer hat denn die Altersversorgung in Deutschland eingeführt?! Sie haben ja gar keine Ahnung über die Entwicklung der deutschen Sozialpolitik! — Weitere lebhafte Zurufe von der CDU/CSU — Gegenrufe von der SPD)

    Das Ringen um das jeweils erreichbare Maß an Gerechtigkeit wird weitergehen.
    Die zweite Frage war, ob, nachdem Herr Strauß das nicht getan hat, die Opposition im weiteren Verlauf der Debatte vielleicht noch sagen will, was ihrer Meinung nach in dieser für Europa kritischen Situation konkret zu tun ist, und ob sie meint, daß die Bundesregierung in dieser Krise etwas versäumt hat, und wenn ja, was sie versäumt hat, was sie nach Meinung der Opposition hätte tun sollen, um in Luxemburg zu einem Erfolg statt zu einem Mißerfolg zu kommen. So billig oder so einfach geht das nicht. In Wirklichkeit ist es so: Wir haben in früheren Europa-Debatten feststellen können, daß es hier im Unterschied zu anderen Debatten mehr Übereinstimmung als Gegensätze gegeben hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Seit 1969 ist das anders!)

    Aber, Herr Kollege Strauß, das mit den Zwergen haben Sie anderswo ein wenig deutlicher gesagt. Warum nicht auch hier? In der „Welt" war als Ihre Auffassung zu lesen:
    Europa ist heute ein Haufen buntgewürfelter, verfetteter, phrasendreschender Zwerge mit großen Ansprüchen, aber ohne Potenz.
    Und in Sonthofen hieß das:
    Die Europäer sind total degeneriert. Sie sind aus der Geschichte ausgetreten.
    Den letzten Satz verstehe ich noch besser als das, was Sie vorher gesagt haben. Aber mit diesem konservativen Nihilismus und dieser Arroganz können Sie Europa nicht voranbringen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich denke trotzdem, daß die meisten von uns in diesem Hause einig sind in dem Bedauern, daß Luxemburg ohne Ergebnis geblieben ist. Es ist wohl so, daß das Europa der Regierungen schwächer und mutloser ist als das Europa der Bürger. Viele Bürger, denen ich in unserem Lande und anderswo begegne, möchten, daß dies besser vorankommt. Aber ist das die Schuld der Bundesregierung? Wer will hier aufstehen und sagen, daß die Bundesregierung in der Frage der Kriterien für die Wirtschafts- und Währungsunion, auch im einzelnen — hinsichtlich der Hilfe für schwache Währungen anderer —, daß die Bundesregierung in der Frage der politischen Zusammenarbeit auf dem Wege zur politischen Union, daß die Bundesregierung in der Frage der Direktwahlen, daß die Bundesregierung auf all diesen Gebieten nicht richtige, vernünftige Vorschläge gemacht hat? Wenn sie damit nicht durchkommt, dann ergibt es doch keinen Sinn, wenn aus lauter Opposition und Neinsagerei der eigenen Regierung das vorgeworfen wird, worüber man sich mit anderen auseinandersetzen müßte.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Dann ist es viel besser, daß Sie Ihre Gespräche im Kreis der christdemokratischen und konservativen Parteien Europas nutzen. Wir müssen ja unsere Gespräche auch manchmal nutzen, um unserer Meinung nach unvernünftige oder weniger gut beratene politische Freunde in anderen Ländern auf das hinzuweisen, wovon wir meinen, es sei richtig. Ich glaube, unseren liberalen Kollegen wird das bei ihrer Zusammenarbeit auch nicht erspart bleiben. Aber das ist doch die Situation.
    Herr Kollege Strauß, Sie haben an die Konferenz in Paris 1972 erinnert. Damals nannte man das noch — ich habe das immer für eine scheußliche Bezeichnung gehalten — Gipfelkonferenz. Inzwischen ist



    Brandt
    der Europäiche Rat daraus geworden. Das war die erste Zusammenkunft dieser Art,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das Krisenmanagement!)

    bei der die Engländer, die Dänen und die Iren dabei waren. Für die englische Seite war damals noch Heath dabei. Dort ist jener Auftrag an den belgischen Ministerpräsidenten vorformuliert worden, den dann Tindemans von seinem Vorgänger Eyskens übernommen hat. Dieser Auftrag enthielt die vernünftige, meiner Meinung nach immer noch vernünftige Zielsetzung, für eine dann allerdings wirklich auf den Weg gebrachte Wirtschafts- und Währungsunion, für die aus einem anderen Mechanismus herauswachsende politische Zusammenarbeit — nämlich diese zu einem Stück gemeinsamer Außenpolitik entwickelte und für weitere Bereiche meinetwegen auch intergouvernemental zu vereinbarender Zusammenarbeit, d. h. für solche Bereiche, für die die Römischen Verträge nichts vorsahen — ein gemeinsames Dach zu schaffen. Das sollte die Europäische Union heißen.
    Herr Kollege Strauß, wir saßen damals in Paris, um z. B. den Regionalfonds und ein Stückchen gemeinsame Entwicklungspolitik zu beraten, wobei wir dem Druck unserer Kollegen ausgesetzt waren, die die Bundesrepublik nicht für so schlecht hielten wie Sie, sondern meinten, das sei ein Staat, der viel beitragen könne, mehr, als wir meinten beitragen zu sollen. Wir waren sehr zugeknöpft. Das hinderte Sie, Herr Kollege Strauß, während wir dort saßen und uns mit unseren Kollegen aus anderen Ländern auseinandersetzten, damals nicht, zu Hause zu verkünden: Die sind dorthin gefahren, um gutes deutsche Geld zu verschenken.

    (Wehner [SPD] : Hört! Hört!)

    Insofern waren das doppelzüngige Argumente, teils nationalistisch, teils worteuropäisch.

    (Zuruf des Abg. Strauß [CDU/CSU])

    Ich habe es sehr genau in Erinnerung, wie diese Meldungen zu uns hereinkamen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Wer hat denn „Zahlmeister Europas" gesagt?)

    Was Leo Tindemans vorgeschlagen hat,

    (Zuruf des Abg. Strauß [CDU/CSU])

    was Leo Tindemans zu Papier gebracht hat, ist — nehmen Sie alles in allem — ein vernünftiges Programm. Aber hat die Regierung der Bundesrepublik Deutschland irgend jemanden daran gehindert, mit der Verwirklichung des TindemansBerichts Ernst zu machen? Nein. Wer wie ich und meine politischen Freunde für die Grundlinien des Tindemans-Berichts ist,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt ja gar nicht!)

    muß hier nicht die eigene Regierung angehen - dafür haben Sie Themen genug —, sondern er muß
    mit der eigenen Regierung zusammen und zusammen mit den Kräften, die die Regierung tragen,
    in Europa dafür wirken, daß es wieder vorangeht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Dadurch, daß man im eigenen Hause, in der Bundesrepublik Deutschland, Porzellan zerdeppert, erreicht man für Europa kein Stückchen Fortschritt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf des Abg. Niegel [CDU/CSU])

    Ich muß sagen, daß mich neben anderem sehr enttäuscht hat, daß die Staats- und Regierungschefs in Luxemburg nicht einmal über die Direktwahl einig werden konnten. Dabei gehöre ich zu denen, die früher immer gesagt haben: Vielleicht ist es noch wichtiger, daß man einem indirekt zusammengesetzten Parlament Entscheidungsbefugnisse einräumt, als daß man es direkt wählt. Aber als ich die Chance sah, es könnte zu Direktwahlen kommen, habe ich gedacht, dies könnte auch der europäischen Sache zu einem neuen Impuls verhelfen. Es wäre sehr schade, wenn die jungen Menschen, die dies wohl verstanden haben, erneut enttäuscht würden. Ich glaube, daß ein direkt gewähltes Parlament auf der Linie hin zur Konstituante liegen könnte und daß dies vielleicht mehr als einen Schritt bedeuten könnte. Die europäische Entwicklung wird ja später einmal nicht nur aus kleinen Schritten nach vorn und zurück bestehen, sondern vielleicht doch irgendwo einen Sprung aufweisen, der qualitative Veränderungen mit sich bringen kann.
    Die Regierung sagt uns nun, wenn ich es recht verstanden habe, seit Luxemburg, sie gebe in dieser Frage nicht auf, sie bleibe an diesem Thema dran. Warum sollte ich auf Grund der Einstellung, die ich hier geäußert habe, die Regierung entmutigen? Auch wenn ich mittlerweile wieder skeptischer wäre, würde ich das jetzt nicht sagen, denn man kann der Regierung auf diesem Gebiet nur Erfolg wünschen, auch daß sie auf anderen Teilgebieten des europäischen Geschehens vorankommt, damit nicht aus dem, was neue Hoffnung zu werden schien, ein zusätzlicher Rückschlag entsteht.
    Meine Damen und Herren, drei Hinweise möchte ich trotzdem geben: Es führt erstens überhaupt kein Weg daran vorbei — und das hat mit Zweiklassigkeit oder sogar Dreiklassigkeit im quasi integrierten Europa nichts zu tun —, daß man sich neben Gebieten, die der strikten Integration mit gemeinsamem Tempo unterworfen sind, darüber klar werden muß, wo die Gebiete sind, auf denen einige, aber noch nicht alle mitziehen können. Das muß man ohne schlechtes Gewissen machen, das muß man machen, ohne jemand deswegen einen minderen Status einzuräumen. Aber zu erwarten, zumal wenn sich die Gemeinschaft noch durch Griechenland und andere erweitert, daß immer nur das geschehen kann, was schon alle zusammen machen können, das allein wird als Methode nicht ausreichen.
    Zweitens. Wenn es so ist, daß die eigentliche Integration nicht nur nicht vorankommt, sondern eher gefährdet ist, dann wird es um so wichtiger, die ökonomische Zusammenarbeit mit jenen Ländern besonders zu pflegen, die der Gemeinschaft nicht angehören, aber mit ihr so eng verbunden sind, als

    Brandt
    wären sie fast Mitglieder, weil dies im Norden und im Süden Europas ein Element zusätzlicher Stabilität in einer Phase sein kann, in der die Gemeinschaft als solche keine großen Fortschritte machen kann.
    Das dritte ist: Ich teile zwar nicht die Auffassung, die Herr Strauß hier soeben geäußert hat, aus amerikanischer Sicht seien die Europäer im allgemeinen und die Bundesrepublik Deutschland im besonderen als Partner ausgefallen. Das höre ich ganz anders, zumal was die Bundesrepublik Deutschland angeht; das hört man ganz anders, zumal wenn von der NATO die Rede ist. Aber obwohl ich das anders einschätze, sage ich: Ich warne vor der Auffassung, auf die man manchmal in Kommentaren draußen stößt, als wäre für die kommenden Jahre ein engeres Verhältnis zwischen Amerika und der Bundesrepublik Deutschland eine Alternative zur Entwicklung Europas. Amerika ist für uns und bleibt für uns ein wiederum durch niemanden sonst zu ersetzender Partner. Aber zu Europa gibt es keine Alternative.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Meine dritte Frage, die ich vorhin angekündigt hatte und die sich aus der Rede von Herrn Strauß ableitete, war: Mit wem will jemand mit seiner Einstellung, mit wem wollen diejenigen, die sich mit ihm politisch eng verbunden fühlen, eigentlich Europa bauen? Die Obristen in Athen sind nicht mehr dran, Herr Strauß.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD) Die Hausnummern haben sich geändert:


    (Dr. Hauser [Sasbach] [CDU/CSU] : Eine Unverschämtheit! Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Franco ist nicht mehr dran; Spinola — ich will auf ihn keine Steine werfen — ist außerhalb des eigentlichen politischen Geschehens.

    (Fortgesetzte Zurufe von der CDU/CSU)

    — Warum denn so nervös? Ich sage nur: mit extremen Rechten und Halbfaschisten ist in Europa kein Staat zu machen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP - Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Mehr sage ich gar nicht.
    Wenn wir das feststellen, sind wir endlich einmal an einem Punkt, in dem wir uns einig sind; denn Herr Strauß sagt: Keiner hat einen Monopolanspruch auf Europa. Das sage ich auch. Das sage ich meinen Freunden immer wieder, auch wenn solche in diesem Lande oder in anderen Ländern vom „sozialistischen Europa" reden. Dann sage ich: Nein, Freunde, so haben wir nicht gewettet; ich war dagegen, diesem Europa einen karolingisch-christdemokratischen Stempel aufzudrücken, ich bin dagegen, daß eine der großen Richtungen der europäischen Demokratie dies für sich allein beansprucht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Es muß Platz sein für die Sozialdemokraten, die Liberalen, die Konservativen, die Christdemokraten; sonst wird das nicht Europa sein.

    (Erneuter Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Klepsch [CDU/CSU] : Das eben hat Herr Strauß gesagt!)

    Aber, verehrte Anwesende, wenn dies so ist — —(Dr. Aigner [CDU/CSU] : Dann kommen die
    Kommunisten noch dazu!)
    — Was soll denn dieser Zuruf? Fragen Sie doch einmal Ihre Kollegen im heutigen Europaparlament! Ich muß den Zuruf wiederholen.

    (Lemmrich [CDU/CSU]: Er gehört ja dazu!)

    — Nein, die Zuschauer haben ein Recht darauf, zu erfahren, welche analphabetischen Argumente einem hier entgegengehalten werden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP—Wehner [SPD] : Sehr wahr!)

    Da gibt es nämlich auf der vordersten Bank — dort sitzt er — einen Kollegen von der Union, der nicht weiß, daß seine Kollegen im Europaparlament mit Kommunisten zusammensitzen.

    (Beifall bei der SPD — Lemmrich [CDU/ CSU] : Herr Kollege Brandt, das ist ein Kollege aus dem Europaparlament!)

    — Das ist ja noch schlimmer. Jetzt höre ich, er sitzt sogar im Europaparlament, und er hat das noch gar nicht gemerkt:

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir haben doch die da nicht hingeschickt, sondern wir sorgen dafür in diesem Land, daß hier kein Regierungschef mit dem Führer einer starken kommunistischen Partei verhandeln muß, wie Ihr Freund das in Rom tut.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Aber was soll es dann, wenn man die Frage stellt: Mit wem Europa? Was soll dann diese Gespensterformel „Freiheit oder Sozialdemokratie"?

    (Lemmrich [CDU/CSU]: „Sozialismus", Herr Brandt! Nicht abwandeln!)

    Wissen Sie denn nicht, daß in Österreich - um ein wichtigstes Nachbarland zu nehmen — das dritte Mal der Vorsitzende der Sozialistischen Partei — so heißen dort die Sozialdemokraten; damit sind Sie auch bedient; Sie glaubten mich jetzt wegen „Sozialismus" aufs Glatteis zu führen; in Deutschland heißen demokratische Sozialisten ”Sozialdemokraten";

    (Beifall bei der SPD)

    das müssen die machen, wie die wollen —, Dr. Bruno Kreisky, die Mehrheit seiner Bürger hat? Wie kommen Sie eigentlich dazu, den hier zu verdächtigen, als wäre er ein Feind der Freiheit? Wie kommen Sie dazu?

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    In den Niederlanden sitzt als Ministerpräsident Joop den Uyl für die Partei der Arbeit, wie sie dort



    Brandt
    heißt, in Schweden Olaf Palme für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, wie sie dort heißt, in dem Nachbarland Norwegen der Sozialdemokrat Nordli für die Arbeiterpartei, wie sie dort heißt, in Dänemark — —

    (Lemmrich [CDU/CSU] : Warum geht es dann mit Europa nicht vorwärts? — Gegenruf des Abg. Wehner [SPD] : Halten Sie doch Ihren Mund mit den Bemerkungen! — Gegenrufe von der CDU/CSU)

    — Verehrter Zwischenrufer, jetzt frage ich Sie, ob nicht auch Sie wissen, daß in Irland, in Luxemburg, in der Schweiz, in Portugal — ich komme gleich auf Portugal, Herr Strauß — Sozialdemokraten, demokratische Sozialisten Regierungsverantwortung tragen, daß sie in anderen Ländern eine politische Kraft von Relevanz sind. Sie werden Europa nicht bauen, wenn Sie es gegen Sozialdemokraten bauen wollen, sondern dann zerklüften Sie diesen Kontinent. Sie fügen ihm Schaden zu, wenn Sie diejenigen als Feinde der Freiheit abstempeln, die in ihren Völkern für Millionen von Menschen Freiheit erst erfahrbar gemacht haben.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP)

    Es ist ungeheuerlich, Herr Strauß, was Sie hier heute aus enger parteiegoistischer Sicht über einen Mann wir Mario Soares gesagt haben. Ich habe den Mann gekannt, als er in seinem Land verfolgt wurde und Sie mit denen umgegangen sind, die ihn verfolgten.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FPD)

    Die deutschen Sozialdemokraten haben dabei geholfen, daß nicht eine neue, nämlich eine kommunistische Diktatur errichtet wurde. Das müßten Sie wissen. Sie werden im Rahmen der Möglichkeiten helfen, Freiheit in ihren Ländern zu entwickeln, bevor Menschen ins Gefängnis gehen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Was Sie dort über eine andere Partei sagen, Herr Strauß, ist doch völlig falsch. Da gibt es die Demokratische Volkspartei, die sich gelegentlich auch sozialdemokratisch nennt. Ich habe mit deren Herren gesprochen, sowohl als ich im Oktober 1974 da war, wie jetzt im Winter, als der Vorsitzende dieser Partei in der Bundesrepublik Deutschland war. Wenn ich mit einer internationalen Gemeinschaft zusammen bin, dann können — —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Kommunisten!) — Was wollen Sie?


    (Lemmrich [CDU/CSU]: Gar nichts! — Heiterkeit!)

    — Da war nämlich einer, dessen Analphabetismus so weit ging, daß er von Herrn Soares als einem Kommunisten sprach. — Die PPD kann nicht an einer internationalen Gemeinschaft mitwirken. Ich weiß nicht, wie es bei den Christlichen Demokraten ist. Bei den Sozialdemokraten haben wir die Regel, daß aus einem Land eine zweite Partei nur dann aufgenommen werden kann, wenn die erste zustimmt. Sonst bekommt man heillosen Trouble. Man
    kann mit einer anderen Partei bilaterale Beziehungen haben, aber die PPD konnte gar nicht in die Internationale der Sozialdemokraten aufgenommen werden, weil es sie zu der Zeit nicht gab, als Mario Soares gegen die Diktatur kämpfte. Ich sage damit noch nichts gegen die anderen, die dann auch ihre Partei aufgemacht haben. Manches wird dort nach den Wahlen vom 25. April ohnehin ein bißchen anders aussehen.
    Ich sage Ihnen nur dies: Es ist eine Verleumdung, wenn Sie Herrn Soares hier so darstellen, wie es geschehen ist. Sie haben sogar gesagt, er habe einen kommunistischen Putsch möglich gemacht. Wenn Sie die Wahrheit kennen, müssen Sie sich dessen schämen, wie Sie sie entstellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie die Wahrheit nicht kennen, bin ich gerne bereit, Ihnen dabei zu helfen, sie zu erfahren. Nach einer unglaublich harten Wahlkampagne hat dieser Mann, den Sie hier beschimpfen, gegen die Kommunisten 38 % der Stimmen bekommen. Seine Partei ist die stärkste Partei geworden.

    (Stücklen [CDU/CSU] : In Rom?)

    Im November, als tatsächlich die Gefahr einer Lissabonner Kommune — dieses Wort ging hier um — und anderes abgewendet wurde, hat dieser Mann mit seinen Freunden den Buckel hingehalten. Das war in Lissabon etwas schwieriger, als in München oder in Bonn große Reden zu führen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Noch nirgends ist im Kampf um die europäische Demokratie — und in Spanien wird es wieder so sein — denen, die sich dort wirklich rühren und für die Freiheit ihrer Völker kämpfen, durch Ihr Maulheldentum, Herr Strauß, geholfen worden.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Klepsch [CDU/CSU] : Wo ist der Ordnungsruf? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich muß noch zu einem anderen Punkt meiner Empörung Ausdruck geben. Hier ist — der Name des Kollegen Wehner wurde damit in Verbindung gebracht — erneut durch Sie, Herr Strauß, wenn auch unter Berufung auf einen anderen, das Wort „Finnlandisierung" eingeführt worden. Es empört mich, daß ein tapferes kleines Volk, das sein Land unter unglaublich schwierigen Bedingungen wiederaufgebaut und die Demokratie gesichert hat, durch die Verwendung dieses Begriffes immer wieder beleidigt wird. Das gehört sich nicht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich komme darauf zurück: Wenn Kreisky, Palme, den Uyl, Callaghan und all die, die in Portugal und Spanien und anderswo für die Sache der Freiheit ihren Buckel hinhalten, in Ihrem Verständnis alle tatsächliche oder potentielle Feinde der Freiheit sind in dem Sinne, wie wir es eben von Ihnen mit Bezug auf den demokratischen Sozialisten Soares vorgeführt bekommen haben, dann werden Sie mit Europa nicht vorankommen. Sie werden die Bundesrepublik im Gegenteil weiter isolieren, und das wäre



    Brandt
    in der Tat ein riskantes Umgehen mit den Interessen unseres Landes.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich sage es noch einmal: kein Monopolanspruch! Wir sind übrigens, Herr Strauß, für die vereinigten Staaten von Europa und stützen uns dabei auf unser Parteiprogramm seit 1925. Wir brauchen in dieser Hinsicht gar keinen Nachhilfeunterricht. Wir möchten es mit allen zusammen, die dies auch wollen, aber nicht, indem sie andere verketzern.

    (Zustimmung bei der SPD und der FDP)

    Wir wollen nicht zurück in die Zeit der Verketzerung, weder in unserem Land noch in Europa.

    (Lemmrich [CDU/CSU]: Da sind Sie doch Großmeister! — Dr. Klepsch [CDU/CSU] : Wer hat denn hier von den Obristen und Faschisten geredet? Dieser Maulheld da oben! Und er entschuldigt sich nicht!)

    Jetzt frage ich mich und auch meine Kollegen von der Opposition:

    (Stücklen [CDU/CSU] : Erst die Gemeinheiten und dann hier scheinheilig reden!)

    Warum sich nicht auf den Boden der Tatsachen stellen? Das fällt schwer bei den ökonomischen Daten, das fällt schwer, wo es um die europäische Landschaft geht. Aber warum muß das so zögernd und scheibchenweise wie neulich bei den Polen-Verträgen geschehen? Warum sich nicht einen Ruck geben und sagen: Wir haben ja vieles, worüber wir mit der Regierung streiten können; aber wenn es sich um unsere Interessen in Europa und in der Welt handelt — Europa-West und Europa-Ost; und heute geht es besonders um Europa-West, nämlich die Europäische Gemeinschaft —, dann stehen wir zusammen, begleiten kritisch, wo es sein muß, die Regierung, unterstützen sie im wesentlichen und verbreiten nicht so viel Geruch von Säuernis, wir wir es an diesem Vormittag wieder haben erleben müssen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Was wir brauchen, ist weiterhin ein Wetteifern um die besten Lösungen.
    Im übrigen müssen wir Sozialdemokraten unserem Volk dringend raten: Mißtraut den Schwarzmalern und haltet euch an Helmut Schmidt!

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Hoppe.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Günter Hoppe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung erneut ein Bekenntnis zu Europa abgelegt. Anders, als uns der Kollege Strauß weismachen wollte, hat er nicht nur eine ungeschminkte Analyse vorgetragen, sondern auch die Vorstellungen der Regierung zur Überwindung des derzeit unbefriedigenden Zustandes entwickelt. Der Bundeskanzler hat dem dann — wie ich meine: zu Recht — eine Beschreibung des inneren Zustands unseres
    Landes angefügt. Wir werden unseren europäischen Beitrag nämlich nur dann mit Erfolg leisten können, wenn wir das eigene Haus gut bestellt haben. Um es auch statistisch auszudrücken: Der Bundeskanzler hat 45 Minuten seiner Rede dem Thema Europa gewidmet und dann etwa 35' Minuten über die Bundesrepublik und ihre innere Verfassung gesprochen. Das war eine gut austarierte Verteilung der Gewichte. Auf so gute Werte kommt der Kollege Strauß leider nicht.
    Die Fraktion der Freien Demokratischen Partei stimmt der Regierungserklärung uneingeschränkt zu.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Der Bundeskanzler hat die Aufgaben der Koalition für heute und für morgen zutreffend formuliert.
    Um jetzt nicht die Haushaltsdebatte vorwegzunehmen, möchte ich bei meinem Beitrag dem Aufbau der Regierungserklärung folgen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Es ist auch besser so!)

    Zum Thema Europa hat der Bundeskanzler die Aussage machen müssen, daß sich die Europäische Gemeinschaft gegenwärtig nicht in einem guten Zustand befindet. Dies ist in der Tat noch eine zurückhaltende Beschreibung der tatsächlichen Lage.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Dem stimmen wir ja zu!)

    Der Weg der europäischen Staaten in die politische
    Union ist in der Tat mühsam und voller Rückschläge.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Auch das ist richtig!)

    Mit großem Elan war die Idee von der Einheit Europas nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, konzipiert und vorangetrieben worden. Bald machte sich jedoch Ernüchterung breit, und das Engagement wurde vielfach durch Resignation abgelöst. Der europäische Gedanke schien für die Bürger in den einzelnen Staaten wieder seine Faszination zu verlieren.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU) : Warum wohl?)

    Nachdem die Europäer sich in Straßburg und Brüssel eingerichtet hatten, wuchsen zwar die europäischen Behörden, doch mit dem Machtzuwachs der Eurokratie war kein Zuwachs an Sympathie in der Bevölkerung Europas verbunden.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU) : Warum wohl?)

    Zweifel und Kritik wurden laut. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft wirkte mit ihrem gemeinsamen Agrarmarkt und seinen Marktordnungen häufig eher abschreckend als werbend. Der europäische Prozeß geriet ins Stocken, trat auf der Stelle und mußte hier und da sogar Erosionserscheinungen in Kauf nehmen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Kehrtwendungen!)

    Die Entwicklung zum politischen Europa mit klaren
    wirtschaftlichen und finanzpolitischen Kompetenzen,
    mit Zuständigkeiten in der Außen- und Sicherheits-



    Hoppe
    politik schien zum Stillstand gekommen. Jedenfalls zeichnet sich eine Echternacher Springprozession im Vergleich damit durch einen rasanten Bewegungsablauf aus.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Bei der Echternacher Springprozession geht es voran!)

    Wenn hier dennoch nicht aufgegeben worden ist, sondern wenn in zäher Kleinarbeit immer wieder um Europa gerungen wurde und wenn die Staaten der Europäischen Gemeinschaft sich dennoch anschicken, den zweiten Schritt in die politische Einheit zu tun, dann gebührt nicht zuletzt der Regierung der Bundesrepublik Deutschland das Verdienst, sich über all die Jahre und Enttäuschungen hinweg als konsequente Europäer verhalten zu haben. Es ist deshalb nur ganz natürlich, daß die Namen Willy Brandt und Walter Scheel in Europa einen guten Klang haben. Ihr Wirken für Europa hat in den europäischen Partnerländern und in den Ländern des Atlantischen Bündnisses häufig mehr Anerkennung gefunden, als es bei uns der Fall war. Diesen Eindruck mußte man jedenfalls bei vielen Debatten hier im Haus gewinnen. Die innenpolitische Auseinandersetzung hat hier — und das auch heute wieder — Zerrbilder entstehen lassen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Meine Damen und Herren, nach dem verkündeten Glaubenssatz der Opposition darf ein Sozialdemokrat wie Willy Brandt nun einmal kein guter Europäer sein.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist doch kalter Kaffee!)

    Deshalb werden immer wieder Zweifel an den Leistungen und an der Haltung dieses Mannes und der Regierung genährt. Auch der heutige Versuch der Verunglimpfung über den Umweg Portugal war dafür erneut ein trauriges Beispiel.

    (Mischnick [FDP] : Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, die von dieser Bundesregierung verfolgte Politik der Kontinuität und Konzentration ist nicht zuletzt auf dem Gebiet der Europapolitik deutlich geworden. Das Gespann Schmidt/ Genscher hat die Europapolitik nahtlos fortgesetzt. Mit einem Blick für Realitäten und der nüchternen Einschätzung der tatsächlichen Lage wird der Versuch unternommen, für ein politisch handelndes Europa die notwendigen soliden Grundlagen einer einheitlichen Wirtschafts- und Finanzordnung zu zimmern. Dies ist bei den unterschiedlichen Ausgangspositionen der europäischen Staaten eine Sisyphusarbeit.
    Erfolgreich kann die Aufgabe nur angepackt werden, wenn die Regierungen der beteiligten Länder zum Konzept der Konsolidierung und Stabilität von Wirtschaft und Währung ja sagen. Ebenso müssen die nationalen Parlamente in Übereinstimmung mit der Volksmeinung bereit sein, den Regierungen auf diesem Weg zu folgen. Sie müssen ihnen die erforderliche Unterstützung dafür zuteil werden lassen. Dafür waren die EG-Gipfel sicher nützlich. Deshalb war auch ein Rambouillet nicht verzichtbar.
    Doch darf man nicht übersehen, daß eine gewisse Exklusivität immer wieder Besorgnis bei den kleineren Partnern der EG ausgelöst hat. In der Kommission muß dann jeweils viel Mühe aufgewendet werden, um ein von Ratstagung zu Ratstagung aufkeimendes Mißtrauen abzubauen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Eine fundamentale Erkenntnis!)

    Meine Damen und Herren, mögliche Fehlentwicklungen, mindestens aber unnötige Reibungsverluste zwischen den verschiedenen Ebenen der EG-Instanzen könnten vermieden werden, wenn der Tindemans-Bericht zur maßgeblichen Grundlage für die Entscheidungen in der Europäischen Gemeinschaft gemacht würde. Hier handelt es sich um eine realistische Bestandsaufnahme mit praktischen Lösungsvorschlägen aus einem Guß. Aus dieser großartigen Arbeitsunterlage sind unschwer die Leitlinien für die künftige Europapolitik zu entwickeln, dies um so mehr, als die Arbeit des belgischen Ministerpräsidenten weitgehend Zustimmung gefunden hat.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Auch bei uns!)

    Die positive Beurteilung durch die Bundesregierung wird voll und ganz von der Opposition geteilt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das haben Sie richtig erkannt!)

    Hier darf die erfreuliche Anmerkung gemacht werden, daß bislang, trotz des heraufziehenden Wahlkampfs — und vielleicht die heutige Rede des Kollegen Strauß ausgenommen —, ein Stück Gemeinsamkeit quer durch alle Parteien bewahrt werden konnte.
    Auch aus anderen Ländern sind ähnlich positive Stellungnahmen zu vermerken. Diese europaweite Akklamation wirkt fast schon beängstigend; denn soviel Übereinstimmung gibt die Wirklichkeit keineswegs her.

    (Blumenfeld [CDU/CSU] : Da haben Sie recht!)

    Im Weinkrieg in der EG bis hin zum Fischereikrieg in der NATO scheint sonst alles mehr auf Streit als auf Harmonie gestimmt. Und doch ist der Tindemans-Bericht ein neuer Silberstreif am europäischen Horizont. Um mit einem Begriffsbild aus der Welt der Technologie zu sprechen: die zweite Generation der Europäer hat sich an die Arbeit gemacht, das europäische Weltbild, das Männer wie de Gasperi, Schuman und Adenauer entworfen haben, praxisnah zu formen und zu vollenden.

    (Zuruf des Abg. Blumenfeld [CDU/CSU])

    Auch dieser zweiten Generation werden Rückschläge nicht erspart bleiben.
    Die Bundesregierung ist vom Europäischen Rat gerade mit einer herben Enttäuschung zurückgekehrt. Die für den 5. Mai 1978 projektierten Direktwahlen zum Europäischen Parlament geraten wegen innenpolitischer Schwierigkeiten in den einzelnen EG-Ländern nun doch in Gefahr. Für den anvisierten Zeitpunkt ist das Europäische Parlament zwar noch nicht verloren — und wir werden



    Hoppe
    auch nicht aufgeben —, aber es zeigt sich eben erneut, daß das nationale Hemd die Entscheidung der nationalen Parlamente stärker beeinflußt als der europäische Rock.
    Wir sollten uns darüber nicht mokieren und sollten schon gar nicht den europäischen Schulmeister spielen wollen. Unser politischer Beitrag in Europa darf nicht aus wirtschaftlicher Kompetenz, sondern muß sehr viel mehr aus europäischer politischer Gesinnung abgeleitet sein. Dies gerade wegen unserer wirtschaftlichen Stärke, die niemand leugnen will und auf die wir als Gemeinschaftsleistung von Arbeitnehmern, Arbeitgebern, Gewerkschaften, Regierung und Parlament stolz sein können. Wenn wir aber hier nicht behutsam vorgehen, wenn wir nicht die Bereitschaft zur dienenden Mitwirkung glaubhaft machen können, werden wir nur Ressentiments wecken und keine Freunde und Partner dazugewinnen können. Die Attribute „Zucht" und „Schulmeister" kann man sich schnell zulegen oder zugelegt bekommen; als werbende Markenartikel werden sich diese Attribute für uns aber ganz gewiß schlecht eignen. Auch im Umgang mit Freunden tut manchmal ein bißchen Psychologie Wunder. Mit „Schirm, Charme und Melone" konnte das Fernsehen den ganzen Kontinent begeistern. Vielleicht versucht es auch der Bundeskanzler einmal mit Schwung, Charme und Schiffermütze.
    Dies könnte auch im Umgang mit der Bürokratie in Brüssel nützlich sein. Ganz besonders vordringlich scheint mir die Klimaverbesserung bei den deutschen Mitarbeitern in der Kommission zu sein. Wer sich einmal in Brüssel umgetan hat, wird unschwer feststellen, daß dort der „Frust" umgeht. Es wäre schade, wenn bei dieser Gruppe praktizierender Europäer Begeisterung in Verbitterung umschlagen würde.
    Daß die innenpolitischen Interessengegensätze in einigen Partnerländern den Weg zu Europa zu einem Hindernislauf werden lassen, ist gewiß zu beklagen, aber letztlich wird hier nur der Stand der europäischen Bewußtseinsbildung demonstriert. Wie sehr regionale und parteipolitische Egoismen häufig den Weg zu vernünftigen Lösungen verbauen, erleben wir schließlich im eigenen Lande zur Genüge. Ein Beispiel sei für viele angeführt: Die grundgesetzlich verordnete, von allen Parteien gutgeheißene, wirtschaftlich und politisch notwendige und wissenschaftlich untermauerte Neugliederung des Bundesgebietes kommt keinen Schritt weiter. Das interfraktionelle Besitzstandsdenken und die wenig ausgeprägte Neigung zum Machtverzicht lassen überkommene Strukturen fortbestehen, mögen sie auch noch so zufällig entstanden sein und sich als politisch willkürliche und wirtschaftlich unsinnige Gebilde herausgestellt haben. Wer aber nicht in der Lage ist, Probleme der Neugliederung im eigenen Land zu lösen, weil Widerstände quer Beet vorhanden sind, sollte Verständnis für die Schwierigkeiten der anderen auch in Europa haben.

    (Beifall bei der FDP)

    Toleranz und Geduld müssen den Weg nach Europa ständig begleiten.
    Für die nächste Phase europäischer Politik verspricht man sich viel oder sogar fast alles von den Direktwahlen zum Europäischen Parlament. Ein direktgewähltes Parlament wird sich — so meint man — politische Kompetenzen erstreiten. Mit ausreichenden parlamentarischen Befugnissen gegenüber der Kommission und gegenüber den nationalen Parlamenten soll jene Energie wiedergewonnen werden, die zur Vollendung der europäischen Einheit dringend gebraucht wird — eine große Erwartung, ein hoher Anspruch, der hoffentlich dann auch erfüllt werden kann. Deshalb bleibt in der Tat die Direktwahl zum Europäischen Parlament das vorrangige Thema. Auch wenn wir für die Bundesrepublik Deutschland einvernehmlich mit allen Fraktionen eine positive Entscheidung dazu herbeigeführt haben und diese Frage für uns schwerwiegende innenpolitische Probleme nicht mehr bereithält, darf nicht übersehen werden, daß das Verfahren der Entsendung der Berliner Vertreter nach Europa noch zu klären bleibt. Wir wissen um die Zugehörigkeit von Berlin (West) zur Europäischen Gemeinschaft; wir wissen auch um die Proteste der Sowjetunion. Wir wollen die sowjetische Regierung gewiß nicht provozieren und wir werden auch die Belastbarkeit des Viermächteabkommens nicht testen. Aber wir können es nicht zulassen, daß sich die Stellung der Berliner Vertreter in den europäischen Gremien verändert — und dies in einem Europa, das sich klar zu diesem Berlin bekannt hat. Gerade in einer Zeit, in der die Sowjetunion gegenüber Berlin ihre Politik der Isolierung besonders betont und in der sie ihre alte These von der Drei-Staaten-Theorie wieder neu belebt, müssen wir sorgfältig darauf achten, daß die Integration Berlins in Europa nicht beeinträchtigt wird.

    (Dr. Gradl [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Die Wahl zum Europäischen Parlament muß auch für die Berliner Abgeordneten zu einer konfliktfreien Selbstverständlichkeit werden. Schließlich gilt der EG-Vertrag von Anbeginn ohne Einwände in Berlin. Beanstandungen hat es dazu auch später nicht gegeben. Berlin genießt von daher als Teil der EG z. B. die Vorteile des Regionalfonds ebenso wie die des Sozialfonds.
    Die Bundesregierung hat für Berlin handeln können; sie hat Berlin im Zusammenhang mit der Bundesrepublik Deutschland in den Geltungsbereich der Römischen Verträge gebracht. Das Viermächteabkommen hat diesen Zustand bestätigt. Es ist deshalb nicht zuviel verlangt, sich ohne Einschränkung auf den Boden des Viermächteabkommens zu stellen. Wenn es in Berlin daher auch keine Direktwahl geben wird, so ist es wegen der Zugehörigkeit Berlins zum Rechts-, Wirtschafts- und Finanzsystem des Bundes andererseits gerechtfertigt, die Berliner Abgeordneten aus der Kompetenz des Bundestages nach Europa zu entsenden. Nur so können Mißdeutungen und Fehlinterpretationen pro futuro verhindert werden. Es muß, meine Damen und Herren, mit letzter Sicherheit ausgeschlossen sein und ausgeschlossen bleiben, daß Berlin durch die Hintertür doch noch zum zehnten EG-Land wird. In einer solchen Lösung läge auch ein Stück offensiver Berlin-Politik. Gefährdete Bereiche wären mit dieser Lö-



    Hoppe
    sung abgeschirmt. Bei der aggressiven Politik des Ostblocks können wir darauf nicht verzichten.
    Im übrigen hat ja nicht nur die ideologische Auseinandersetzung schärfere Formen angenommen, sondern die militärischen Anstrengungen des Warschauer Paktes gehen damit einher. Sie haben 1976 ein Ausmaß erreicht, das das Verteidigungsbedürfnis der Länder des Warschauer Pakts bei weitem übersteigt. Wir werden uns gleichwohl nicht in einen Rüstungswettlauf stürzen. Uns wird man nicht als Antreiber in einem Wettbewerb um militärische Stärke finden. Niemand sollte aber unsere Entschlußkraft und unsere Fähigkeit bezweifeln, mit dem Schritt zu halten und darauf zu antworten, was an Bedrohung um uns herum aufgebaut wird. Wo es gilt, der Offensivkraft des Warschauer Paktes mit einem starken Verteidigungsbündnis entgegenzutreten, werden wir dies auch mit einem Sparhaushalt durchführen und sicherstellen.
    Unsere Streitkräfte sind kontinuierlich mit modernen Waffen, mit modernem Gerät ausgerüstet worden. Der Verteidigungshaushalt ist seit 1970 stets gewachsen. Wir sind darauf nicht stolz und darüber nicht glücklich, aber es macht deutlich, daß wir keine Träumer sind, sondern daß wir die Aufrüstung der Staaten des Warschauer Paktes zur Kenntnis genommen und darauf angemessen reagiert haben.
    Meine Damen und Herren, solche Tatarenmeldungen, wie sie hier und da verbreitet wurden, nach denen die Streitkräfte des Warschauer Paktes in 24 Stunden am Rhein stehen, können deshalb als Militärschocker dem Märchenprogramm der Kinderstunde zugeordnet werden. Verteidigungsminister Leber hat dazu treffend bemerkt, daß das drohend geschilderte Ereignis nur dann Wirklichkeit werden könne, wenn wir die ganze Bundeswehr zur Verkehrsregelung für die Durchfahrt der Streitkräfte der kommunistischen Staaten einsetzten. Diese Absicht besteht nun ganz gewiß nicht. Dies weiß die Sowjetunion sehr genau, und auch bei uns sollte sich dies herumgesprochen haben. Doch werden solche törichten Behauptungen immer wieder verbreitet. Die Lust am Untergang scheint sich nun ausgerechnet bei jenen Gruppen und Publikationsorganen einzustellen, die sonst sehr betont den Antikommunismus pflegen und die notwendige Stärkung der inneren und äußeren Abwehrbereitschaft predigen. Verteidigungsbereitschaft und Verteidigungswille können aber nur dort entstehen,. wo der dazu erforderliche Einsatz des Lebens nicht von vornherein aussichtslos und deshalb sinnlos erscheint. Genau diesen Defätismus aber verbreiten jene, die glauben, zum Kreuzzug gegen die Kommunisten aufrufen zu müssen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wer ist das denn?)

    Die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien haben dagegen immer gewußt, daß unsere Welt nicht so friedlich ist, daß man auf Verteidigungskraft und Verteidigungsbereitschaft verzichten könnte. Nur das atlantische Bündnis ist die notwendige Ergänzung zu den politischen Bemühungen
    um Ausgleich und Entspannung in Europa. Die erforderliche Stärke zur Wahrung des Gleichgewichts der Kräfte können wir nur im atlantischen Bündnis erlangen. Militärische Sicherheit ist national nun einmal nicht mehr zu haben. Ohne die NATO ist besonders die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr denkbar. Wir sind keine Militärmacht, die dem Warschauer Pakt Paroli bieten könnte. Die nuklear-strategische Rüstung der Sowjetunion kann nur durch die nuklear-strategische Macht der Vereinigten Staaten aufgewogen werden und durch nichts anderes.
    Sosehr die äußere Verteidigung ihren anerkannten Rang für die existenzielle Sicherung der Lebensinteressen des deutschen Volkes und des freien Europa hat, so zentral ist doch zugleich die Sicherung der inneren Lebensbedingungen. Kein Wunder also, daß die Probleme der Ordnung und Gesundung der wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse in Luxemburg bei der Ratstagung im Vordergrund standen. Mit Recht hat der Bundeskanzler die Partner beschworen, sich um den nötigen Gleichklang der Wirtschafts- und Währungspolitik zu bemühen und Stabilitätsbewußtsein zu zeigen. Tatsächlich werden wir Europäer bei den Vorstellungen, die Tindemans entwickelt hat, nur weiterkommen, wenn es zuvor gelingt, zu einem besseren Gleichgewicht auf den Gebieten der Wirtschaft und der Währung zu kommen.
    Gewiß ist die Bundesrepublik Deutschland hier einen kräftigen Schritt voraus. Wir haben allerdings auch nicht nur vom Sparen und der Stabilität geredet, sondern wir haben danach gehandelt und uns dabei häufig Kritik von seiten der Betroffenen zugezogen. Die Auseinandersetzungen um das Haushaltsstrukturgesetz mit seinen einschneidenden Maßnahmen dürfte noch allen in guter Erinnerung sein.
    Aber, meine Damen und Herren, es hat sich gelohnt, und es hat sich ausgezahlt: Nicht nur der Haushalt ist auf den richtigen Weg gebracht, um seine strukturellen Schwächen zu überwinden und die gefährlichen Haushaltsdefizite abzubauen, auch die Wirtschaft hat wieder Tritt gefaßt. In der Etatberatung — davon bin ich überzeugt — wird es uns gelingen, die Marke für die im Haushaltsjahr 1976 aufzunehmenden Kredite unter die 25-MilliardenDM-Grenze zu drücken. Dies ist mehr als nur ein wichtiges Signal. Die oppositionellen Formeln vom Staatsbankrott und vom Offenbarungseid dieser Regierung können damit in den Papierkorb wandern.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Der konjunkturelle Aufstieg ist nicht bloß Hoffnung und Wunsch. Wir brauchen ihn nicht herbeizureden; er ist da. Die Arbeitnehmer spüren es. Die Arbeitgeber und ihre Verbandsvertreter bestätigen eine sichtbare und durchgreifende Belebung. Der Erfolg einer nüchternen Wirtschaftspolitik der Regierung kann nicht mehr wegdiskutiert werden.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Nach den maßvollen Tarifabschlüssen, nicht zuletzt auch in der Metallindustrie, für die den Tarifpartnern Dank zu sagen ist, dürfen wir auch davon



    Hoppe
    ausgehen, daß der Aufschwung nicht durch überhöhte Lohn- und Tarifabschlüsse gefährdet wird. Dies darf aber auch nicht dadurch geschehen, daß die Unternehmer den Spielraum für Preiserhöhungen unnötig und über Gebühr strapazieren. Natürlich sind Gewinne notwendig für die so dringend erforderlichen Erweiterungsinvestitionen. Deshalb ist es auch nicht zu beanstanden, daß dort höhere Preise festgesetzt werden, wo die Unternehmer in den roten Zahlen stecken. Aber der Aufschwung nach Maß verlangt auch hier maßvolles Handeln. Es wäre fatal, müßten sich die Arbeitnehmer über kurz oder lang düpiert fühlen. Es scheint jedoch so, daß dies auf allen Seiten begriffen wurde und daß unserem Land der Aufschwung erhalten bleibt, der für die Gesundung der Volkswirtschaft so wichtig ist. Ich will nicht mit dem Deutschen Bankenverband darüber streiten, in welcher Etage der Konjunkturfahrstuhl gerade angelangt ist. Einvernehmen besteht jedenfalls darüber, daß er aus dem Kellergeschoß heraus ist.
    Unsere Wirtschaftspolitik hat damit das rettende Ufer erreicht. Wir dürfen dabei keineswegs übersehen, daß die Zahl der Arbeitslosen nach wie vor erschreckend hoch ist. Trotz sinkender Tendenz ist hier für alle Verantwortlichen die Aufgabe der nächsten Wochen und Monate vorgezeichnet. Die schwierige Lage wird durch die bedenkliche Komponente der Jugendarbeitslosigkeit noch besonders verschärft. Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften stehen hier vor ihrer Bewährungsprobe und damit zugleich unser System der sozialen Marktwirtschaft. Ich bin sicher, daß unsere Marktwirtschaft auch dieses Problem bewältigen wird. Aber alle Parteien sollten endlich erkennen, daß es nicht darauf ankommt, sich auf dem Rücken der Arbeitslosen und insbesondere auf dem Rücken der arbeitslosen Jugendlichen zu profilieren. Taktisches Verhalten aus innenpolitischen Erwägungen ist hier absolut fehl am Platze. Wenn es in unserer aktuellen Situation so etwas wie eine Verpflichtung zu solidarischem Handeln über die Parteigrenzen hinweg überhaupt gibt, dann in dieser Frage. Wir werden die Arbeitslosigkeit und die Probleme der Jugendarbeitslosigkeit sicher nicht bis zum Wahlkampf und bis zum Wahltag beseitigen können. Zeigen wir aber den Betroffenen, daß wir in der Lage sind, gemeinsame Lösungen für sie anzubieten! Gehen wir dazu gemeinsam an die Arbeit!

    (Beifall bei der FDP und der SPD)