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ID0723501300

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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 235. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 Inhalt: Zur Geschäftsordnung Porzner SPD 16347 A Dr. Jenninger CDU/CSU 16347 C Erweiterung der Tagesordnung 16348 A, 16470 D Überweisung einer Vorlage an Ausschüsse Erklärung der Bundesregierung zur Europapolitik Schmidt, Bundeskanzler 16348 B Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Strauß CDU/CSU 16359 D Präsident Frau Renger 16364 B Brandt SPD 16371 D Hoppe FDP 16377 B Dr. Klepsch CDU/CSU 16381 B Genscher, Bundesminister AA 16386 A Dr. Aigner CDU/CSU 16413 A Dr. Ehrenberg SPD 16415 D Dr. Bangemann FDP 16419 A Blumenfeld CDU/CSU 16422 C Dr. Graf Lambsdorff FDP 16424 D Schmidt (Wattenscheid) SPD 16428 B von Hassel CDU/CSU 16430 B Mischnick FDP 16433 B Dr. Narjes CDU/CSU 16436 A Wehner SPD 16438 D Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Änderung des Abfallbeseitigungsgesetzes — Drucksache 7/4962 —Willms, Senator der Freien Hansestadt Bremen 16406 D Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Ersten Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts — Drucksache 7/4992 — in Verbindung mit Beratung des Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Änderung beamtenversorgungsrechtlicher Vorschriften — Drucksache 7/4993 — Jahn (Marburg) SPD 16407 D Dr. Emmerlich SPD. 16409 A Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU 16411 A Engelhard FDP 16412 A Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Neunzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung und der Alters- II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 gelder in der Altershilfe für Landwirte (Neunzehntes Rentenanpassungsgesetz) — Drucksache 7/4722 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4998 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und' Sozialordnung — Drucksache 7/4951 — Dr. Schellenberg SPD 16442 B Franke (Osnabrück) CDU/CSU 16443 A Sund SPD 16446 D Arendt, Bundesminister BMA 16450 C Müller (Remscheid) CDU/CSU 16453 D Geiger SPD 16456 B Schmidt (Kempten) FDP 16458 D Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Achten Gesetzes über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Achtes Anpassungsgesetz — KOV —) — Drucksache 7/4653 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4999 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4960 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von den Abgeordneten Geisenhofer, Maucher, Burger, Dr. Althammer, Müller (Remscheid), Höcherl, Ziegler, Franke (Osnabrück), Dr. Mikat, Dr. Jobst, Freiherr von Fircks, Braun, Dr. Fuchs, Krampe und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesversorgungsgesetzes — Drucksache 7/4585 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4999 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4960 — Burger CDU/CSU 16461 B Maucher CDU/CSU 16463 A, 16467 A Glombig SPD 16465 A, 16468 A Geisenhofer CDU/CSU 16469 A Jaschke SPD 16470 A Schmidt (Kempten) FDP 16470 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 29 GG) — Drucksache 7/4958 — 16470 D Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes und des Zivildienstgesetzes — Drucksache 7/3730 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4843 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 7/4841 — in Verbindung mit Zweite Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes — Drucksache 7/4206 —, Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung — Drucksache 3/4811 — Biermann SPD 16471 B Frau Tübler CDU/CSU 16474 A Hölscher FDP 16477 C Dr. Kraske CDU/CSU 16481 D Möllemann FDP 16483 A Lutz SPD 16486 A Beratung des Berichts und des Antrags des Verteidigungsausschusses zu dem Jahresbericht 1974 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksachen 7/3228, 7/3762 — in Verbindung mit Beratung des Jahresberichts 1975 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages — Drucksache 7/4812 — Schlaga SPD 16487 B Ernesti CDU/CSU 16489 B Möllemann FDP 16491 D Glückwünsche zum Geburtstag des Wehrbeauftragten Berkhan 16487 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Personalstruktur des Bundesgrenzschutzes — Drucksache 7/3494 —, Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung — Drucksache 7/4539 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4534 — Gerster (Mainz) CDU/CSU 16492 B Pensky SPD 16494 B, 16496 C Wolfgramm (Göttingen) FDP 16495 B Dr. Wörner CDU/CSU 16496 B Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister BMI 16497 A Namentliche Abstimmung 16498 A Feststellung der Beschlußunfähigkeit 16498 D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 III Fragestunde — Drucksache 7/4963 vom 2.4. 1976—Erhaltung und Fortentwicklung der deutschen Wochenschauen und Einbeziehung in die Filmförderung gemäß dem Beschluß des Bundestages vom 1. Dezember 1967 MdlAnfr A32 02.04.76 Drs 07/4963 Hoffie FDP MdlAnfr A33 02.04.76 Drs 07/4963 Hoffie FDP Antw StSekr Bölling BPA 16390 B, C, 16391 A, B, D, 16392 A, C, D, 16393 A, B, C, D, 16394 A ZusFr Hoffie FDP 16391 A, B, C, D ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU .16392 A, B ZusFr Dr. Lohmar SPD 16392 C, D ZusFr Nagel SPD 16393 A, B ZusFr Kleinert FDP 16393 B, C ZusFr Reiser SPD 16393 D, 16394 A ZusFr Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU 16393 D Pressemeldungen über den Antrag von Kabinettsmitgliedern auf Gewährung eines Zuschusses an die Vereinigten Deutschen Studentenschaften (VDS) aus Bundesmitteln sowie neue Tatsachen zur Beurteilung der Förderungswürdigkeit der VDS MdlAnfr A10 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU MdlAnfr A 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16394 B, C, D, 16395 A, C, D, 16396 A ZusFr Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU 16394 C, 16395 A, B ZusFr Kleinert FDP 16395 D ZusFr Seiters CDU/CSU 16396 A Beurteilung des Sonderprogramms der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sowie Übertragung von Mitteln an bisher unberücksichtigt gebliebene Arbeitsämter zur Förderung zusätzlicher Ausbildungsplätze MdlAnfr A12 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Unland CDU/CSU MdlAnfr A13 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Unland CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16396 A, C, D, 16397 A, B, C ZusFr Dr. Unland CDU/CSU 16396 B, C, 16397 B, C ZusFr Fiebig SPD 16396 D ZusFr Stahl (Kempen) SPD 16397 A Verhandlungen über deutschsprachige Schulen während des Aufenthalts von Bundesminister Rohde in Polen MdlAnfr A14 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Glotz BMBW 16397 D, 16398 A, B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16398 A, B Maßnahmen der Bundesregierung gegen die illegale Einschleusung indischer und pakistanischer Staatsbürger über die Bundesrepublik Deutschland nach Großbritannien MdlAnfr A15 02.04.76 Drs 07/4963 Schinzel SPD MdlAnfr A16 02.04.76 Drs 07/4963 Schinzel SPD Antw PStSekr Baum BMI 16398 C, 16399 B, C ZusFr Schinzel SPD 16399 A, B, C Höhe des Rückerstattungsbetrags der von Polen von Aussiedlern verlangten Gebühren für Ausreisepapiere in der Zeit von 1971 bis 1975 MdlAnfr A83 02.04.76 Drs 07/07/4963 Dr. Hupka CDU/CSU Antw PStSekr Baum BMI 16399 D, 16400 B, C ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 16400 B Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Einfuhr von reinem Alkohol, hauptsächlich aus Frankreich, zu Dumpingpreisen und die Existenzgefährdung der deutschen Brennereien MdlAnfr A27 02.04.76 Drs 07/4963 von Alten-Nordheim CDU/CSU MdlAnfr A28 02.04.76 Drs 07/4963 von Alten-Nordheim CDU/CSU Antw PStSekr Haehser BMF 16400 D, 16401 A, B, C, D ZusFr von Alten-Nordheim CDU/CSU 16400 D, 16401 A, B, C, D Beurteilung der Preiserhöhungen in deutschen Automobilunternehmen unmittelbar nach Abschluß von Tarifverhandlungen MdlAnfr A31 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Jens SPD Antw PStSekr Grüner BMWi 16402 A, C, D ZusFr Dr. Jens SPD 16402 B, C ZusFr Ey CDU/CSU 16402 D IV Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 Schutz der deutschen Fanggebiete in der Nordsee gegen mögliche Übergriffe niederländischer Schiffe auf Grund der Fangbeschränkungen für Seezungen in den niederländischen Küstengewässern sowie Einsatz von Booten des Bundesgrenzschutzes MdlAnfr A41 02.04.76 Drs 07/4963 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU MdlAnfr A42 02.04.76 Drs 07/4963 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU Antw PStSekr Logemann BML 16403 B, C, D ZusFr Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU 16403 C, D Änderung der Rechtslage hinsichtlich der Gewährung von Haushaltshilfe nach dem Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte MdlAnfr A46 02.04.76 Drs 07/4963 Horstmeier CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 16404 A, B ZusFr Horstmeier CDU/CSU 16404 B Anzahl der gemäß den Bestimmungen der ICAO, der IATA und den Auflagen des Bundesverkehrsministers in bezug auf die Beförderungstarife verfahrenden Fluggesellschaften in Deutschland sowie Verschärfung der Kontrollen und Erhöhung der Ordnungsstrafen bei Verstößen gegen diese Bestimmungen MdlAnfr A50 02.04.76 Drs 07/4963 Schmidt (Niederselters) SPD MdlAnfr A51 02.04.76 Drs 07/4963 Schmidt (Niederselters) SPD Antw PStSekr Jung BMV . 16404 C, D, 16405 A, B ZusFr Schmidt (Niederselters) SPD 16404, D 16405 A Verhinderung des Verkaufs von Superkraftstoff mit zu geringen Oktanwerten an Tankstellen, insbesondere an Autobahntankstellen MdlAnfr A63 02.04.76 Drs 07/4963 Immer (Altenkirchen) SPD Antw PStSekr Jung BMV 16405 C, D ZusFr Immer (Altenkirchen) SPD 16405 C, D Restbestände und Vernichtung der ungültigen Briefmarken mit der Abbildung des ehemaligen Bundespräsidenten D. Dr. Dr. Heinemann MdlAnfr A68 02.04.76 Drs 07/4963 Dr. Dollinger CDU/CSU Antw PStSekr Jung BMP 16406 A, B, C ZusFr Dr. Dollinger CDU/CSU 16406 B Nächste Sitzung 16498 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . .16499* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 235. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. April 1976 16347 235. Sitzung Bonn, den 8. April 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 9. 4. Adams * 9. 4. Dr. Ahrens ** 9. 4. Dr. Aigner * 9. 4. Alber **** 9. 4. Amrehn **** 9. 4. Dr. Artzinger * 9. 4. Dr. Bangemann * 9. 4. Dr. Barzel 9. 4. Batz 9. 4. Dr. Bayerl * 9. 4. Dr. Becher (Pullach) 9. 4. Behrendt * 9. 4. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 9. 4. Blumenfeld * 9. 4. Frau von Bothmer **** 9. 4. Prof. Dr. Burgbacher * 9. 4. Christ 8. 4. Dr. Corterier * 9. 4. Eilers (Wilhelmshaven) 8. 4. Dr. Enders **** 9. 4. Entrup 9. 4. Erhard (Bad Schwalbach) 9. 4. Fellermaier * 9. 4. Flämig *** 9. 4. Frehsee * 9. 4. Dr. Früh * 9. 4. Dr. Fuchs 9. 4. Gerlach (Emsland) * 9. 4. Dr. Götz 9. 4. Haase (Fürth) **** 9. 4. Härzschel * 9. 4. Hauser (Krefeld) 8. 4. Dr. Jahn (Braunschweig) * 9. 4. Dr. Klepsch * 9. 4. Krall * 9. 4. Dr. Kunz (Weiden) *** 9. 4. Lange * 9. 4. Lautenschlager * 9. 4. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Leicht * 9. 4. Lücker * 9. 4. Dr. Mende **** 9. 4. Memmel * 9. 4. Müller (Mülheim) * 9. 4. Dr. Müller (München) **** 9. 4. Mursch (Soltau-Harburg) * 9. 4. Niegel 9. 4. Frau Dr. Orth * 9. 4. Pieroth 9. 4. Rollmann 9. 4. Roser 9. 4. Richter** 9. 4. Russe 9. 4. Schmidt (München) * 9. 4. Dr. Schulz (Berlin) * 9. 4. Schwabe * 9. 4. Dr. Schwenke **** 9. 4. Dr. Schwörer * 9. 4. Seefeld * 9. 4. Seibert 9. 4. Sieglerschmidt **** 9. 4. Springorum * 9. 4. Dr. Starke (Franken) * 9. 4. Suck * 9. 4. Dr. Vohrer **** 9. 4. Volmer 8. 4. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 5. Walkhoff * 9. 4. Dr. Wallmann 9. 4. Frau Dr. Walz * 9. 4. Wende 9. 4. Dr. Wendig 9. 4. Zebisch 9. 4. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung **** für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Jetzt bitte nicht! Sie sind nicht der richtige Partner, Graf Lambsdorff.

    (Lachen bei der SPD)

    — Ach, Sie werden doch nicht glauben, daß ich einer Frage ausweichen will.

    (Wolfram [Recklinghausen] [SPD] : Dann lassen Sie ihn sie doch stellen!)

    — Nein, ich will jetzt das sagen, was Ihnen nicht paßt; das will ich Ihnen jetzt sagen, und dabei darf ich mich an den Kollegen Brandt wenden. Sie, Herr Brandt, haben nämlich in Portugal die Sozialdemokratische Partei, die PPD, desavouiert und sind zu Ihrem Gesinnungsfreund Soares gegangen, den Sie mit Bruderkuß und Umarmung in Portugal wie in Bonn begrüßt haben.

    (Stücklen [CDU/CSU]: So ist es!)

    Ist denn nicht Soares der Mann der Volksfront in Portugal?

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Was brauchen Sie noch für Blitzableiter? — Weitere Zurufe von der SPD)

    Ich kann meine Gesprächspartner, Herrn Professor Amaral, den Vorsitzenden der CDS in Portugal, seinen Stellvertreter Costa — es gibt manche hier, die diese Politiker kennen — oder General Melo sehr wohl vorzeigen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Ich brauche mich dieser Gesellschaft weder zu schämen noch mich für sie zu entschuldigen. Ob aber Herr Soares, der bei den letzten Regionalwahlen in Italien auf einem Marktplatz in Rom zur Wahl der Kommunisten aufgerufen hat

    (Stücklen [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    — ein neuer Volksfrontpartner —, das gleiche für sich beanspruchen kann, ist eine andere Frage.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Als Sie, Herr Brandt, in Portugal waren und Ihre sozialdemokratischen Freunde links liegenließen, um Ihre Verbundenheit mit dem Volksfrontpolitiker Soares zu bekunden, haben Sie — sinnigerweise war es der Hessische Rundfunk, also nicht der Bayerische Rundfunk — ein Interview gegeben.
    Der Interviewer sagte:
    Herr Brandt, überall rote Tücher und gereckte Fäuste! Das war der äußere Eindruck. Und Ihr Freund Mario Soares appellierte an seine Parteifreunde, gemeinsam einen eigenständigen Weg zum Sozialismus auf marxistischer Grundlage zu suchen. Kann diese sozialistische Partei, Herr Brandt, für die SPD-Mehrheit ein akzeptabler Gesprächspartner sein?
    Darauf antwortete Herr Brandt:
    Mario Soares ist Marxist in dem Sinne, daß er
    methodisch aus der Marxschen Wirtschafts .. .

    (Kurze Sprechpause)

    ... analyse
    — das Papier, das wir vom Bundespresseamt kriegen, ist so schlecht wie die Politik dieses Amtes —

    (Stürmische Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    manches für die heutige Zeit übernimmt.

    (Erneutes Lachen bei der CDU/CSU)

    Dies ist auch einer der Wege des Godesberger Programms der SPD.

    (Lachen, Hört! Hört! und weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    So der offizielle Text, den jedermann in diesem Land immer noch haben kann.
    Ich habe gar nicht gewußt, daß Herr Soares ein portugiesischer Politiker ist, der nur der Meinung ist, daß man aus der Marxschen Wirtschaftsanalyse einiges für die heutige Zeit übernehmen kann. Darum war er in einem Kabinett mit Herrn Cunhal zusammen, und darum hat er — sicherlich ohne das Ende so zu wollen - der kommunistischen Machtergreifung in Portugal substantiellen Vorschub geleistet.

    (Wehner [SPD] : Sie waren doch sogar in einem Kabinett mit dem „Kommunisten" Wehner zusammen!)

    — Ich hätte darüber ja nicht gesprochen. Aber wenn Sie mich nach Spinola fragen, muß ich Sie nach Soares fragen. Ich habe mit dem einen nicht das gemeinsam, was Sie mit dem anderen gemeinsam haben. Das ist der Unterschied zwischen uns.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben heute am Rande Ihrer Ausführungen, wo Sie gelegentlich auf Europa zu sprechen kamen, Europa als eine der politisch stabilsten Zonen der Welt erwähnt. Ihr Außenminister hat vor kurzem in einer bemerkenswerten Kolumne — wenn nicht „Bundesaußenminister"

    Strauß
    darunter gestanden hätte, hätte ich gedacht, es gäbe einen namensgleichen Journalisten —, der ich fast durchweg zustimme, Herr Genscher, eine Warnung vor der roten und der schwarzen Volksfront ausgesprochen. Ein ganz beachtlicher Artikel! Da heißt es:
    Uns bedrängen schwere Probleme. Europa steht in der Krise. Die Gemeinschaft erreicht ihre selbstgesteckten politischen Ziele nicht. In unseren Nachbarländern zeichnen sich bedrohliche Entwicklungen ab. Die rote Volksfront von Sozialisten und Kommunisten in Frankreich ist auf dem Vormarsch. Die schwarze Volksfront aus Christlichen Demokraten und Kommunisten in Italien ist zur akuten Gefahr geworden.
    Ich scheue mich nicht, hier zu sagen, daß wir, meine Freunde und ich, alles getan haben, um das zu verhindern,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Aber nicht die da drüben!)

    und daß nach menschlichem Ermessen die Democrazia Cristiana auf keinen Fall ein Bündnis mit den Kommunisten eingehen und sie in die Regierung aufnehmen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Warum erreichen Sie nicht das gleiche bei Herrn Mitterand und bei den italienischen Sozialisten? Warum erreichen Sie das gleiche in Portugal nicht? Warum betreiben Sie auch in Spanien eine Politik à la Soares oder à la Mitterand in Frankreich? Das sind doch die Probleme. Das sind die Gefahren, vor denen Ihr eigener Außenminister warnt!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich habe Herrn Genscher gesagt, daß ich ihm in der Analyse recht gebe. Nur sitzen die Gefahren bei ihm dann sozusagen am Tisch. Er ist dann doch in der falschen Gemeinschaft.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Und er ißt mit ihnen die gleiche Suppe!)

    Das ist doch auch ein Beitrag dazu, daß er bei uns mit offenen Karten spielen soll.
    Was geht in dieser Sozialdemokratie vor sich? Andere reden ja auch über die Vorgänge innerhalb der Unionsparteien. Das ist in einer offenen Gesellschaft, in der Parteien kein Geheimklub sind, auch durchaus üblich. Ist denn nicht bei Ihnen heute der Zerfall in gewissen Bereichen in zwei verschiedenen Parteien, die sich haßerfüllt — die einen als Volksfrontanhänger und die anderen als soziale Demokraten — ins Gesicht starren, zu einer politischen Gefahr in unserem Land geworden?!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Darum ist Europa nicht eine der stabilsten politischen Zonen der Welt. Man kann, Herr Bundeskanzler, Sicherheit nicht durch verbale Beschwörung schaffen. Das ist genauso entweder eine Selbsttäuschung oder eine Irreführung wie der heute von Ihnen gesprochene Satz, daß Ihre Regierung bzw. die Regierungen ab 1969 die außenpolitische Isolierung unseres Landes beendet haben. Wo waren Sie denn in jener Zeit?
    Wir haben in den 20 Jahren — und das waren die ersten sehr bitteren Nachkriegsjahre der Achtung, der Isolierung, der Ausgeschiedenheit und der Verstoßung wegen der Vorzeit — durch die Politik Konrad Adenauers die Aufnahme in die Gemeinschaft der demokratischen Völkerfamilie herbeigeführt.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben es dabei auch immer verstanden, deutsche Interessen mit den lebenswichtigen Belangen unserer Partner sorgsam abzustimmen. Wir haben nie Verträge geschlossen, bei denen Geben und Nehmen in einem krassen Mißverhältnis stand.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist einfach eine unerträgliche Unwahrheit, zu behaupten, daß die außenpolitische Isolierung ab 1969 überwunden worden sei.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: So ist es!)

    Die außenpolitische Isolierung war überwunden, als in diesem Hause seinerzeit ein engstirniger von Sozialdemokraten vertretener antiwestlicher Nationalismus von uns in jenen stürmischen Debatten um das sogenannte Petersberg-Abkommen und um die Pariser Verträge niedergerungen worden ist. Damals ist die Isolierung überwunden worden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir wollen doch hier wirklich — wir jedenfalls — unseren Beitrag dazu leisten, daß die Dinge, daß der Ablauf der Ereignisse und die geschichtliche Wahrheit nicht auf den Kopf gestellt werden. So weit darf es nicht kommen, daß die nächste Generation in einem Zustande permanenter Geschichtsfälschung aufwächst,

    (Dr. Stark [Nürtingen] [CDU/CSU] : So ist es!)

    wie das auch unter einer gewissen Gesellschaftspolitik heute immer wieder versucht wird.

    (Schinzel [SPD] : Ab und zu mal nach vorn sehen! — Wolfram [Recklinghausen] [SPD]: Strauß wird alt!)

    Sie haben auch von den Polen-Abkommen gesprochen, Herr Bundeskanzler. Ich frage mich immer noch: Was ist da eigentlich vor sich gegangen?

    (Zurufe von der SPD)

    Denn wir, Herr Kohl, Herr Albrecht, Herr Stücklen und ich, sind von Ihnen weggegangen, mit einer markigen Belehrung entlassen,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Markig und arrogant!)

    daß an diesem Abkommen nichts mehr zu ändern sei, daß alles, was überhaupt herauszuholen gewesen sei, von Ihnen schon im Juli 1975 in der euphorischen Nacht in Helsinki herausgeholt worden sei. In der Nacht haben wir dann davon vernommen, daß der Außenminister genau das getan hat, was Sie am Nachmittag noch strikt abgelehnt haben, nämlich einen neuen Versuch zu unterneh-



    Strauß
    men. Merkwürdige Verhältnisse innerhalb dieser Regierung!
    Aber mit einem forschen Auftreten allein,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist keine Politik!)

    mit einer Politik hinsichtlich der Herr Kollege Lambsdorff einmal ausländische Gesprächspartner zitiert hat, die über den Stil des Bundeskanzlers bei Europa-Verhandlungen gesagt haben: „Ein Auftreten à la Wilhelm II." — so steht es im „Kölner Stadtanzeiger" ; ich zitiere nur Sie; ich hätte den Vergleich nicht gebraucht, aber Sie in Ihrer taktvollen Art haben es getan, darum darf ich das hier durchaus wiederholen; ich kann Ihnen das Zitat zeigen —,

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    ist es nicht getan.
    Hier ist doch bewiesen worden, daß Sie uns am Nachmittag die Unwahrheit gesagt haben.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Richtig!)

    Alles, was ich wollte — bloß, damit hier keine falschen Eindrücke entstehen —, war es, klarzustellen: Der Beschluß der Führungsmannschaft der CDU/ CSU und der Ministerpräsidenten vom 17. Februar wurde und wird von mir voll getragen. Alles, was mein Petitum war — ich scheue mich nicht, das zu sagen; wir sind eine offene Partei, deren Mitglieder sich gegenseitig vertrauen, im Gegensatz zur SPD —

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und was ich auch heute noch für richtig halte — auch wenn meine Freunde anderer Meinung waren —, war es, so lange zu warten, bis die Texte vorliegen und man die Texte genau politisch prüfen, rechtlich interpretieren und in ihrer gegenseitigen Bezugnahme hätte werten können. Der Meinung war ich und der Meinung bin ich. Wenn wir in den Unionsparteien keine anderen Gegensätze haben, dann werden wir sehr glücklich weiterleben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich war deshalb dieser Meinung, weil doch in jener Nacht dem Herrn Albrecht vom Herrn Außenminister versichert worden ist, daß das, was am Nachmittag laut endgültiger Feststellung des Kanzlers unmöglich gewesen sein sollte, durch ihn in Polen noch in letzter Stunde herausgeholt worden sei. Was soll man denn von einer Regierung halten, die nach solchen politischen Maximen handelt und die immerhin prominente Politiker der Oppositionsparteien in dieser Weise behandelt, wie es an diesem Nachmittag und an diesem Abend zutage getreten ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich weiß nicht — das weiß niemand, das werden wir ja später merken —, ob ich recht habe, und zwar in diesem Fall gemeinsam mit Herrn Bahr, ob wirkliche Verbesserungen erreicht worden sind. Wenn aber die polnische Seite das hält, was uns der Außenminister in dieser Nacht als Ergebnis seiner Bemühungen mitgeteilt hat, dann ist das ein Beweis dafür, daß dieser Vertrag dilettantisch ausgehandelt, leichtfertig unterschrieben und seine Verbesserungen dann als Rechthaberei wider deutsche Interessen abgelehnt worden ist.

    (Beifall von der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, wenn Sie schon über Außenpolitik außerhalb Europas sprechen, dann sollten Sie sich der euphorischen Schönfärberei enthalten. Sie sprechen von einem Afrika, das einen Prozeß langdauernder Umschichtungen durchlaufe.
    So kann man es auch nennen! Ich sage das nicht, um hier beckmesserisch an einzelnen Sätzen herumzunörgeln, sondern aus einem anderen Grunde: weil Sie sowohl in dieser Rede heute wie auch bei früheren Gelegenheiten erstaunliche Äußerungen getan haben, die mich veranlaßt haben, Ihnen Engstirnigkeit, Kleinkariertheit, Verkümmerung des geschichtlichen Denkens und die Unfähigkeit, in globalen Maßstäben politisch zu überlegen, vorzuwerfen.
    Wenn Sie sagen, es gäbe Zonen der Entspannung und Zonen, wo die Entspannung nicht vereinbart ist, dann kann ich nur fragen: Wissen Sie denn nicht, Herr Bundeskanzler, daß wir hier in einer Welt leben, in der es für Nachrichtentechnik, Verkehrstechnik und Zerstörungstechnik keine Grenzen mehr gibt? Wir sind die erste Generation, die erlebt, daß es keine Grenze für diese drei — im guten wie im schlechten — unheimlichen Mittel menschlicher Leistungsfähigkeit mehr gibt. Hier kann man doch nicht sagen, Europa sei eine der sichersten Zonen der Welt, hier funktioniere die Entspannung, aber in Afrika und anderswo sei sie noch nicht vereinbart und funktioniere dort darum eben nicht. Sind Sie denn unfähig, in strategischen Prozessen zu denken, obwohl Sie Bücher darüber schreiben?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ist es denn hier nicht ein und dieselbe Macht, mit der wir es zu tun haben? Habe ich nicht von dieser Stelle aus in der Sondersitzung des Deutschen Bundestages vor der Konferenz in Helsinki vor dem Krieg in Angola gewarnt? Ich habe Ihnen gesagt, daß Ihr Partner, den Sie in den nächsten Tagen in Helsinki treffen würden, durch Waffenlieferungen in gigantischer Höhe einen blutigen Bürgerkrieg vorbereite, der dieses Land in sowjetische Abhängigkeit und unter sowjetische Kontrolle bringen solle, und daß das mit Entspannungspolitik unvereinbar sei. Ist es denn nicht wahr,

    (Gansel [SPD] : Was haben Sie mit Mao geredet?)

    daß heute in nordafrikanische Länder wieder ein großer Strom an Waffen, Munition und anderen modernsten militärischen Ausrüstungsgegenständen fließt und daß die davon betroffenen Länder vor einem kommenden Krieg zittern? Ist es denn nicht wahr, meine Damen und Herren, daß hier auf der einen Seite in der Sprache der Entspannung gesprochen wird und auf der anderen Seite Bürgerkriege — angebliche Befreiungskriege —, revolutionäre Kriege, entfacht werden? In Angola war es schon kein Befreiungskrieg mehr. Eine gut bewaffnete schwarze Minderheit hat gegen eine zahlenmä-



    Strauß
    Big weit überlegene schwarze Mehrheit mit Hilfe der aus Moskau kommenden Waffen und kubanischer Söldner in diesem Krieg die Fahne Moskaus zum Sieg gebracht.
    Darüber sollten Sie reden, wenn Sie von Entspannung reden. Da erwarten wir von einem deutschen
    Staatsmann eine nüchterne Analyse, eine klare Sicht statt dieser Propagandaphrasen, mit denen wir hier über Entspannung gefüttert werden.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich hätte heute wirklich lieber über das Thema gesprochen, das sicherlich nicht nur mir, sondern vielen im Hause, und zwar in allen politischen Parteien, am Herzen liegt: den Prozeß der europäischen Einigung, in dessen Dienst wir uns damals als junge Politiker, glücklich, aus dem Krieg gesund heimgekehrt zu sein, alle gestellt haben. Ich beanspruche hier für die Unionsparteien wahrlich kein Monopol, wahrlich nicht. Denn der Prozeß der europäischen Bewegung, der Prozeß der europäischen Einigung muß von allen demokratischen Kräften in den Ländern der Gemeinschaft getragen werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Bei aller Schärfe meiner Kritik am politischen Gegner, die ich in einer wirklich funktionierenden parlamentarischen Demokratie als Oppositionsredner hier vorzubringen nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht habe, wird mich nichts veranlassen, etwa darüber zu schweigen, daß sich führende Sozialdemokraten und führende Liberale im Dienst der europäischen Einigung große Verdienste erworben und dieses Ziel mit derselben Lauterkeit und Ehrlichkeit angestrebt haben und anstreben, wie wir es tun.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aber — und die Frage muß man stellen-:Wo
    stehen wir? Nicht nur mich beschleicht seit Jahren, Monaten die immer stärker werdende Furcht, daß es sich hier nicht nur um einen Stillstand handelt, sondern daß hier ein schwerer Rückschlag aus einer Reihe von Gründen, die zu analysieren ich nicht mehr die Zeit habe, eingetreten ist. Man muß sich die bange Frage stellen, ob es in den 70er, 80er Jahren oder in diesem Jahrhundert überhaupt noch zu einer funktionierenden politischen Gemeinschaft der Europäer kommt. Denn wir haben sogar im Gemeinsamen Markt nicht nur einen Stillstand erfahren, sondern wir sind hinter das zurückgefallen, was wir schon einmal erreicht haben.

    (Dr. Klepsch [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Man soll in einem Parlament nicht nur über Zölle, Steuern, Sozialabgaben, Grenzausgleich und all die Dinge reden, die das Leben der Mehrheit unseres Volkes natürlich beeinflussen, sondern man soll auch — das ist das, was wir von einer Regierung erwarten — den historischen Überblick bewahren und ihn gerade in einer offenen parlamentarischen Demokratie der Bevölkerung, dem eigenen Parlament und der europäischen Umwelt vermitteln. Die Geschichte hat uns in Deutschland immer wieder eine Chance gegeben: Nach dem Ersten Weltkrieg, als wir Kinder waren, nach dem Zweiten Weltkrieg,
    als wir uns die Frage stellten: Gibt es denn überhaupt noch eine europäische Zukunft? Als damals im Radio die Meldung kam, daß sich amerikanische und russische Truppen am 28. April 1945 bei Torgau die Hand gereicht und damit die Kapitulation der deutschen Wehrmacht besiegelt haben, die wenige Tage später erfolgte, haben wir allen Grund gehabt, zu fragen, ob damit die deutsche, aber auch die europäische Geschichte am Ende angelangt sei,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    haben wir allen Grund gehabt, zu fragen, ob Europa in Zukunft nichts anderes als ein Verschiebebahnhof der Großmachtinteressen nichteuropäischer Großmächte sein werde.
    Es ist aus einer Reihe von Gründen anders gekommen, wenn auch nicht in vollbefriedigender Weise. Wir haben in diesem Hohen Hause, in diesem Parlament, sobald wir wieder in freier Entscheidung handeln durften, unseren Teil dazu beigetragen, damit dieses Europa nicht nur eine glanzvolle Vergangenheit mit vielen dunklen Kapiteln, sondern auch eine neue, lebenswerte und Lebenshoffnung gewährende Zukunft hat.
    Heute stellt man die Frage: Wo stehen wir denn? Denn die Geschichte steht nie still. Wer im geschichtlichen Prozeß die eigenen Möglichkeiten nicht dynamisch einsetzt, wird erleben, daß er von der Geschichte überrollt wird. Es hat gar keinen Sinn, später dann zu klagen „Was hätten wir tun müssen, wenn".
    Ich sage das deshalb, Herr Bundeskanzler, weil sowohl Sie, aber noch mehr Ihre Vorgänger uns vom Herbst 1969 an eine Serie brillant formulierter Fehlprognosen über die europäische Entwicklung und über die großartigen Ergebnisse europäischer Gipfelkonferenzen geliefert haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Da ich in Vorbereitung der eigentlichen Debatte gestern noch einmal nachgelesen habe, wie die Kommuniqués lauten, was dazu vom vergangenen Kanzler, vom jetzigen Kanzler und den jeweiligen Außenministern gesagt worden ist, kann ich wirklich nur mit Verzweiflung die Frage stellen: Wenn das nach diesen Ankündigungen das Ergebnis ist, mein Gott, was soll aus Europa werden, wenn es so weitergeht?
    Die Vorgängerin der heutigen Regierung erklärte nach der Gipfelkonferenz von Den Haag: „Der Europazug ist jetzt wieder in voller Fahrt." Was hat man in Paris im Jahre 1972, auf der Gipfelkonferenz im Jahre 1974, bei der Konferenz der Außenminister in Kopenhagen im Jahre 1973 alles gesagt! Es gab manches großmaulige Wort an die Adresse der Amerikaner, daß sie sich damit abfinden müßten — damit meine ich auch Sie, Herr Brandt —, daß Europa eine Großmacht im Werden sei. Ich habe damals gesagt: Europa ist ein Haufen gut gefütterter Zwerge, die ihre geschichtliche Verantwortung vergessen haben.

    (Wehner [SPD] : Das wahr sehr höflich!)




    Strauß
    Leider habe ich heute keinen Grund, das zurückzunehmen.
    Deshalb darf ich die Kritik wiederholen, die von dieser Stelle aus von anderen Rednern aus den Reihen der Opposition und mehrmals von mir an die Adresse der Regierung gerichtet wurde: Sie hätten Ihr volles politisches Engagement, Ihr politisches Vertrauensvorschußpotential, das Sie zum Teil in übertriebener Weise hatten und dann selbstverständlich verspielt haben, benutzen sollen, um den Prozeß der europäischen Einigung voranzutreiben, statt im Osten leichtfertig ausgehandelte Verträge abzuschließen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es geht hier nicht um die Frage, ob man mit kommunistischen Regierungen Verträge schließen soll oder nicht. Nur ein Verleumder und Lügner kann behaupten, daß Unionsregierungen keine Verträge mit kommunistisch geführten Ländern schließen wollen.

    (Zuruf des Abg. Wehner [SPD])

    Wir haben es in der Vergangenheit getan, wir werden es auch in der Zukunft wieder tun, aber wir
    werden es illusionslos, wachsam und nüchtern tun.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    Wir werden nicht eine außenpolitische Zusammenarbeit zwischen unseren Parteien und der Kommunistischen Partei der Sowjetunion anbieten, wie Sie es, Herr Brandt, laut Ihrem Kommuniqué getan haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was soll denn dann aus diesem Europa werden?

    (Wehner [SPD]: Ein Saustall wahrscheinlich! — Heiterkeit bei der SPD)

    — Wenn Sie der Meinung sind, daß der gegenwärtige Zustand damit so bezeichnet werden kann, möchte ich das auf die Komponente beschränken, die Ihre Politik dazu beigetragen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Sie sind ja Experte im Saustall-Definieren! Wenn sogar Zwerge in einem Saustall zusammengefaßt werden!)

    — Sie sollten vorsichtig sein; Ihr Nachbar hat in diesem Zusammenhang schon einen Prozeß verloren!

    (Wehner [SPD] : Ich wollte Sie zu einem neuen verlocken! Weiterer Zuruf von der SPD: Wieviel haben Sie denn verloren?)

    Es ist einerseits üblich gewesen, den amerikanischen Außenminister in allen Tönen als den großen Erfolgsdiplomaten dieser Zeit zu loben, und es ist üblich geworden, Herrn Kissinger zu tadeln, zu kritisieren, Mißtrauen über ihn auszusprechen.

    (Abg. Dr. Jenninger [CDU/CSU] begibt sich zum Sitzungsvorstand — Wehner [SPD] : Und es ist üblich geworden, Ihnen die doppelte Redezeit zu geben!)

    Ich tue weder das eine noch das andere. Wenn aber
    Herr Kissinger in seiner, wie ich sagen möchte, trotz
    allem nüchternen und illusionsfreien Entspannungspolitik, die sowohl vom früheren als auch vom jetzigen Präsidenten getragen wurde bzw. wird, Konzessionen machen muß, die in Europa immer wieder Sorge hervorrufen, dann deshalb, weil die Europäer für die Amerikaner als Partner seit Jahren ausfallen und ihrer geschichtlichen Funktion nicht gerecht werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dann bewegt uns natürlich in dem Zusammenhang die Frage, wie der Zusammenschluß Europas tatsächlich aussieht. Das ist für den Sprecher einer Generation, die damals als Schüler zwischen den beiden Weltkriegen, aus denen die Väter heimgekehrt oder nicht heimgekehrt sind, mit Hoffnung erlebt haben, wie Briand und Stresemann dem Völkerbund 1929 und 1930 das Projekt der Europäischen Union, das. Projekt der Vereinigten Staaten Europas vorgelegt haben, nicht ohne Bedeutung. Als Briand diesen Plan am 9. September 1929 vortrug, Stresemann ihn in einer freien Rede begeistert aufgriff, als dann die französische Regierung im Mai 1930 die Noten vorlegte, als wiederum im September 1930 Briand die Zustimmung aller europäischen Regierungen verkündete — mit Ausnahme der englischen, die, vertreten durch Lord Henderson, schwerwiegende Bedenken erhob —, als der damalige deutsche Außenminister Curtius diesem Projekt im Namen der deutschen Reichsregierung mit vollem Engagement zustimmte, da glaubten wir, die damalige junge Generation, die den gleichen Anspruch an das Leben richtete, wie es die Jugend heute mit Recht genauso tut — indem sie von der älteren Generation eine vernünftige Politik verlangt —, daß sich der größere Teil unseres Lebens in einer europäischen Gemeinschaft abspielen werde, zwischen deren Mitgliedern es keinen Krieg mehr geben werde, in einer europäischen Gemeinschaft, in der die bösen Geister der Vergangenheit endlich überwunden wären. Das war im September 1930 in der Völkerbund-Sitzung, wenige Tage nachdem die Nationalsozialisten einen dramatischen Wahlsieg — zum erstenmal — errungen hatten. Nur wenige Jahre später hat uns alle, die Jahrgänge vor dem meinen und nach dem meinen, genau das Schicksal getroffen, das wir glaubten durch eine europäische Gemeinschaft, durch die Vereinigten Staaten von Europa endgültig überwunden zu haben und losgeworden zu sein.
    Wenn man mich heute fragte: Wo stehen wir?, habe ich manchmal das beklemmende Gefühl, obwohl es niemals eine exakte Wiederholung geschichtlicher Prozesse gibt — es gibt höchstens Vergleichbarkeiten, Affinitäten und Ähnlichkeiten —, Mitte der 30er Jahre zu stehen; nicht im wirtschaftlichen, sozialen oder finanziellen Gefüge, sondern in der außenpolitischen Verschiebung. Wenn der Expansion des Imperialismus neuer Art durch Zusammenschluß der Europäer und durch ihre Partnerschaft mit den Amerikanern nicht Einhalt geboten wird, wird die nächste Generation genauso von einem Unheil heimgesucht werden, wie es bei der unserer Väter und bei unserer eigenen war. Das ist unsere Sorge.
    Wir haben die Europäische Gemeinschaft nie als eine reine Kalorien-Gemeinschaft, als ein reines



    Strauß
    Commonwealth, als ein reines gesellschaftliches Wettbewerbsspiel gesehen. Wir haben die Europäische Gemeinschaft als Instrument einer friedensichernden Politik gesehen. Es ist einfach eine Geschichtsfälschung, Herr Bundeskanzler, wenn Sie sagen — und uns das vorwerfen —, der amerikanische Präsident habe nicht eine Politik der Stärke gemeint. Man sollte hier nicht um Formulierungen kämpfen. Wir haben nie etwas anderes gewollt als eine Politik des Friedens durch Stärke; denn nur der Starke kann den Frieden garantieren. Der Schwache wird entweder versklavt, oder er wird als Instrument für die Kriegspolitik benutzt. Das war schon vor der Sowjetunion so, war unter Hitler so und ist auch heute nicht anders. Weil dieses Europa eine historische Funktion zu erfüllen hat, weil dieser Kontinent die Zukunft nicht in sozusagen sorglosem Überleben als Niemandsland zwischen dem einen und dem anderen Koloß meistern kann, müssen wir dieses Europa schaffen, oder der historische Prozeß wird sich gegen Europa und gegen uns richten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich sage das auch aus einem ganz bestimmten Grunde: weil man die Frage nicht mit schön klingenden Formulierungen, die nicht nur zweideutig, sondern mehrdeutig sind, umgehen kann. Wie soll dieses Europa ausschauen? Meine politischen Freunde und ich bekennen uns zu dem Projekt der Vereinigten Staaten Europas, und zwar der freien Länder Europas, die sich auf freiwilliger Grundlage im Rahmen freier Gesellschaftsordnungen zu einer historischen Gemeinschaft zusammenschließen müssen oder das Selbstbestimmungsrecht über sich verlieren werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Und was die Freiheit ist, bestimmen Siel?)

    Das ist nur eine Frage des Ablaufs.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie sollten das, was Wolfgang Leonhard am 19. Januar dieses Jahres geschrieben hat, ernst nehmen. Wolfgang Leonhard kommt sicherlich nicht aus dem Konrad-Adenauer-Haus oder aus der Landesleitung der CSU, sondern:... er weiß, was er sagt, — -

    (Lachen und demonstrativer Beifall bei der SPD — Zuruf von der SPD: Wissen die das nicht?)

    — Wolfgang Leonhard weiß, was er sagt, — —

    (Wehner [SPD] : Sie haben „sondern" gesagt! Sie sind herzig! Reden Sie noch eine Weile!)

    — Sie werden allmählich kindisch, Herr Wehner, aber das kann man nicht ändern.
    Wolfgang Leonhard weiß genau, was er sagt, wenn er in einem bemerkenswerten Artikel schreibt: Moskau will Westeuropa finnlandisieren. Und wenn Sie, Herr Wehner, sich hier so unflätig äußern, möchte ich einmal wissen, welchen Beitrag Sie dazu schon geleistet haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Mein Beitrag ist: Sie sollen noch länger reden!)

    Und wenn vor wenigen Tagen in der „Prawda" zu lesen war: „Mißerfolg von Luxemburg macht gesamteuropäische Zusammenarbeit notwendig", dann merkt man doch mit einer durch nichts mehr zu versteckenden Deutlichkeit, welche zwei europäischen Architekturen hier einander gegenüberstehen,

    (Wehner [SPD] : Sie müssen die „Pekinger Volkszeitung" lesen — ganz aktuell!)

    auf der einen Seite das Projekt der Vereinigten Staaten Europas, der Vereinigung der freien Länder Europas, und auf der anderen Seite ein Europa, das unter sowjetischer Kontrolle — wenn auch ohne militärische Besetzung

    (Wehner [SPD]: Ja, ja!)

    und ohne kommunistische Revolution, aber außenpolitisch handlungsunfähig, militärisch verteidigungsunfähig, von der Partnerschaft mit Amerika abgelöst — als kapitalistisches Wohlstandsland noch weiterhin ausbeutungsfähig erhalten werden soll.
    Hier stehen doch diese beiden Architekturen einander gegenüber. Darum geht doch das Ringen, und darum, Herr Bundeskanzler, wäre es die Aufgabe der deutschen Bundesregierung, die dank dem Fleiß des Volkes etwas hinter sich hat, in dieser Richtung das ganze Gewicht der Bundesrepublik einzusetzen, damit der historische Prozeß der Einigung Europas wieder fortgesetzt wird. Es gibt keine langanhaltenden Pausen in den Wetterecken der Weltpolitik. Wir leben zur Zeit nicht in einer Pause, sondern in einer gefährlichen Rückschlagsphase, und wir erwarten von einem deutschen Bundeskanzler, daß er hier nicht eine Wahlrede hält, sondern eine historische Analyse gibt

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    und eine klare Konzeption dafür aufzeigt, wie dieses historische Werk gestaltet werden soll.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das hätten wir von Ihnen, Herr Bundeskanzler, heute erwartet. Dann würden Sie von uns als Staatsmann anerkannt werden.

    (Lachen bei der SPD)

    — Daß Sie darüber lachen, kann ich verstehen; ich tu's ja auch.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Staatszwerg!)

    Aber so haben Sie sich heute leider nur als ein Parteipolitiker erwiesen, der die letzte Wahl nicht verdaut hat und vor der nächsten Angst hat.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/ CSU)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Brandt.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte hier keine lange Rede halten, möchte aber drei Fragen nachgehen, und ich denke, dies ist angemessen nach der Rede, die wir gerade gehört haben.



    Brandt
    Die erste Frage ist --- und sie leitet sich ab aus dem ersten Teil der Rede des Kollegen Strauß —: Von welchem Land ist hier in der Beschreibung die Rede, die Herr Strauß während der ersten halben Stunde seiner Rede von einem europäischen Land gegeben hat? Die Bundesrepublik Deutschland war das nicht, über die er gesprochen hat.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lemmrich [CDU/CSU] : Das ist doch Ihre alte Verleumdungsmasche, die Sie da abspulen! Ihre Replik auf Passau! Eine ganz üble Methode!)

    Die zweite Frage ist: Hat die Opposition, nachdem Herr Strauß zeitlich nicht mehr dazu gekommen ist, obwohl er weit über eine Stunde geredet hat, im Laufe der Debatte des heutigen Tages konkret etwas dazu beizutragen — das könnte ja für die Regierung unter Umständen nützlich sein —, wie Europa über den schweren Rückschlag hinwegkommen kann, der in Luxemburg deutlich geworden ist.

    (Lemmrich [CDU/CSU] : Was hat denn Ihr Parteifreund Schmidt hier dazu gesagt?!)

    Außer dem Zwergen-Gerede von Herrn Strauß war heute morgen zu diesem Thema nichts zu hören.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Drittens leitet sich aus der Rede von Herrn Strauß, vor allen Dingen aus dem letzten Teil, zwingend die Frage ab, mit wem er und seine Gesinnungsfreunde eigentlich jenes Europa bauen wollen, von dem sie sagen, sie bekennten sich zu ihm.

    (Beifall bei der SPD und der FDP) Diese Frage muß gestellt werden.

    Was den ersten Punkt angeht, ist es doch nicht so, als ob irgend jemand, der hinter der Regierung steht, erwartet, diejenigen, die gegen die Regierung stehen, die die Rolle der starken Opposition spielen, sollten bei solcher Gelegenheit das, was die Regierung sagt, in allen Punkten für richtig halten. Das erwartet hier niemand. Aber welchen Interessen — auch deutschen Interessen draußen in der Welt — soll es eigentlich dienen, wenn man gegen Tatsachen anrennt, die im Grund jeder von ihnen kennt und denen Sie ja auch nicht widersprechen, wenn Sie im Ausland — diejenigen von Ihnen, die herauskommen — darauf angesprochen werden. Denn Ihre Partner in den anderen Ländern fragen ja Sie wie uns auch: Wieso schafft es die Bundesrepublik, durch eine schwere Weltwirtschaftskrise besser durchzukommen als andere?

    (Stücklen [CDU/CSU] : Durch unsere Substanz, die wir geschaffen haben!)

    Das ist doch eine ganz andere Fragestellung, und Sie widersprechen nicht. Aber hier wollen Sie eine solche Tatsache nicht gelten lassen. Wir haben das ja hier wieder gehört, Herr Kollege Strauß. All Ihr Verunsicherungsgerede hat nicht verhindern können, daß die Deutsche Mark in der Welt immer stärker geworden ist, daß sie eine der härtesten Währungen geworden ist.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Sie werden und dürfen auch keinen Erfolg damit haben, den Rentnern, die das ganz gewiß nicht verdient haben, Unsicherheitsgefühle zu vermitteln. Die Rentner können sich darauf verlassen, daß sie Mitte des Jahres die Rentenerhöhung und für die folgenden Jahre die Dynamisierung ihrer Renten bekommen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf des Abg. Lemmrich [CDU/CSU])

    Es ist nicht in Ordnung, wenn Sie auf diese Weise schon wieder, nachdem das andere nicht gezogen hat — jetzt zu Lasten der Älteren, die ein Leben lang hart gearbeitet haben —, Angstgefühle in diesem Volk verbreiten wollen.

    (Zuruf von der SPD: Marodeure! — Lemmrich [CDU/CSU] : Sie haben doch die Sache zerrüttet! Da helfen doch Ihre Redensarten nicht mehr! Sie machen die Sache kaputt!)

    — Sie können hier schreien wie die kommunistischen Zwischenrufer in Berlin und in Freiburg, Sie bringen mich trotzdem nicht vom Reden ab.

    (Beifall bei der SPD — Zurufe von der CDU/ CSU)


    (CDU/CSU) : Herr Brandt, ich war in meinen jungen Jahren nicht da, wo Sie standen!)

    — Ich wiederhole: Ich lasse mich durch Ihre Zwischenrufe, die stören sollen, genausowenig von dem abbringen, was ich zu sagen habe, wie von kommunistischen Störtrupps in Berlin oder in Freiburg.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Wer will denn hier tatsächlich widersprechen? Der Bundeskanzler hat doch die Ziffern der EG vorgetragen und festgestellt, daß die Daten über die Preissteigerungen, die Daten über die Realeinkommen und vor allen Dingen — was noch gar nicht drinstand — die Daten über die konkrete soziale Sicherung bei uns günstiger sind als bei den Partnern der Gemeinschaft.
    Welchen vernünftigen Interessen soll es dienen, gegen diese Tatsachen anzurennen? Herr Strauß, um ein auch Ihnen bekanntes angelsächsisches Wort abzuwandeln: Sie mögen viele Menschen während einer kurzen Zeit und wenige Menschen während einer langen Zeit an der Wirklichkeit, an den Tatsachen vorbeiführen können; es wird Ihnen nicht gelingen, viele Menschen während einer langen Zeit über die Tatsachen zu täuschen, so wie Sie es heute wieder versucht haben.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Viele von Ihnen — ich sagte és — kommen so wie wir ein bißchen in der Welt herum. Warum sprechen Sie eigentlich nicht von dem, was Ihnen dort gesagt wird? Ich meine ja nicht, daß die Tatsache, daß wir besser als fast alle anderen in Europa und in der Welt dastehen, zur Selbstgefälligkeit verleiten sollte. Ich weiß, daß wir bei allem Streit miteinander noch eine ganze Menge an Problemen vor uns haben. Da kommt die Reform der beruflichen Bildung. Dann wird man wieder sehen,



    Brandt
    ob der Bundesrat erneut als Neinsagemaschine eingeschaltet werden soll.

    (Stücklen [CDU/CSU] : Da müssen Sie ein besseres Gesetz vorlegen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Da kommt das Problem der Sicherung der Arbeit für alle, von dem der Bundeskanzler gesprochen hat. Dabei geht es natürlich auch um die Bewahrung sozialer Errungenschaften vor ihrer Auszehrung durch Sonderinteressen. Jawohl, solche Probleme gibt es. Aber das ist doch etwas anderes, Herr Kollege Strauß, als das, was Sie mit den „Grenzen des Sozialstaats" bezeichneten, zwar nicht hier, leider nicht, aber gestern woanders, wie uns durch Meldungen übermittelt wurde. Darüber müssen wir uns, wenn es geht, verständigen.
    Ich glaube, der eigentliche Gegensatz ist der, Herr Kollege Strauß: Wir fassen den Art. 20 des Grundgesetzes als einen permanenten Auftrag auf. Er kann keine Situationsbeschreibung gewesen sein. Denn als 1949 in Art. 20 die Bundesrepublik als demokratischer und sozialer Bundesstaat beschrieben wurde, war ihr Zustand ein ganz anderer als heute. Es handelt sich um den Auftrag, diesen Bundesstaat zunehmend auszubauen. Die, die immer schon gesagt haben — einige 12 und 15 Jahre vor Ihnen —, die Grenzen des Sozialstaats seien erreicht, folgen der Tradition jener Konservativen, die vor 50, 70 und 80 Jahren gesagt haben: 14-Stunden-Arbeitstag ist zu wenig, 12-Stunden-Arbeitstag ist zu wenig. Muß denn unbedingt die Kinderarbeit abgeschafft werden? Muß die Sonntagsarbeit abgeschafft werden?

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist Demagogie! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Die Konservativen waren immer der Meinung, die Grenzen seien erreicht, und andere haben den sozialen Fortschritt und die Freiheit für die Millionen Menschen in diesem Lande durchsetzen müssen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Lemmrich [CDU/CSU] : Wer hat denn die Altersversorgung in Deutschland eingeführt?! Sie haben ja gar keine Ahnung über die Entwicklung der deutschen Sozialpolitik! — Weitere lebhafte Zurufe von der CDU/CSU — Gegenrufe von der SPD)

    Das Ringen um das jeweils erreichbare Maß an Gerechtigkeit wird weitergehen.
    Die zweite Frage war, ob, nachdem Herr Strauß das nicht getan hat, die Opposition im weiteren Verlauf der Debatte vielleicht noch sagen will, was ihrer Meinung nach in dieser für Europa kritischen Situation konkret zu tun ist, und ob sie meint, daß die Bundesregierung in dieser Krise etwas versäumt hat, und wenn ja, was sie versäumt hat, was sie nach Meinung der Opposition hätte tun sollen, um in Luxemburg zu einem Erfolg statt zu einem Mißerfolg zu kommen. So billig oder so einfach geht das nicht. In Wirklichkeit ist es so: Wir haben in früheren Europa-Debatten feststellen können, daß es hier im Unterschied zu anderen Debatten mehr Übereinstimmung als Gegensätze gegeben hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Seit 1969 ist das anders!)

    Aber, Herr Kollege Strauß, das mit den Zwergen haben Sie anderswo ein wenig deutlicher gesagt. Warum nicht auch hier? In der „Welt" war als Ihre Auffassung zu lesen:
    Europa ist heute ein Haufen buntgewürfelter, verfetteter, phrasendreschender Zwerge mit großen Ansprüchen, aber ohne Potenz.
    Und in Sonthofen hieß das:
    Die Europäer sind total degeneriert. Sie sind aus der Geschichte ausgetreten.
    Den letzten Satz verstehe ich noch besser als das, was Sie vorher gesagt haben. Aber mit diesem konservativen Nihilismus und dieser Arroganz können Sie Europa nicht voranbringen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich denke trotzdem, daß die meisten von uns in diesem Hause einig sind in dem Bedauern, daß Luxemburg ohne Ergebnis geblieben ist. Es ist wohl so, daß das Europa der Regierungen schwächer und mutloser ist als das Europa der Bürger. Viele Bürger, denen ich in unserem Lande und anderswo begegne, möchten, daß dies besser vorankommt. Aber ist das die Schuld der Bundesregierung? Wer will hier aufstehen und sagen, daß die Bundesregierung in der Frage der Kriterien für die Wirtschafts- und Währungsunion, auch im einzelnen — hinsichtlich der Hilfe für schwache Währungen anderer —, daß die Bundesregierung in der Frage der politischen Zusammenarbeit auf dem Wege zur politischen Union, daß die Bundesregierung in der Frage der Direktwahlen, daß die Bundesregierung auf all diesen Gebieten nicht richtige, vernünftige Vorschläge gemacht hat? Wenn sie damit nicht durchkommt, dann ergibt es doch keinen Sinn, wenn aus lauter Opposition und Neinsagerei der eigenen Regierung das vorgeworfen wird, worüber man sich mit anderen auseinandersetzen müßte.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Dann ist es viel besser, daß Sie Ihre Gespräche im Kreis der christdemokratischen und konservativen Parteien Europas nutzen. Wir müssen ja unsere Gespräche auch manchmal nutzen, um unserer Meinung nach unvernünftige oder weniger gut beratene politische Freunde in anderen Ländern auf das hinzuweisen, wovon wir meinen, es sei richtig. Ich glaube, unseren liberalen Kollegen wird das bei ihrer Zusammenarbeit auch nicht erspart bleiben. Aber das ist doch die Situation.
    Herr Kollege Strauß, Sie haben an die Konferenz in Paris 1972 erinnert. Damals nannte man das noch — ich habe das immer für eine scheußliche Bezeichnung gehalten — Gipfelkonferenz. Inzwischen ist



    Brandt
    der Europäiche Rat daraus geworden. Das war die erste Zusammenkunft dieser Art,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das Krisenmanagement!)

    bei der die Engländer, die Dänen und die Iren dabei waren. Für die englische Seite war damals noch Heath dabei. Dort ist jener Auftrag an den belgischen Ministerpräsidenten vorformuliert worden, den dann Tindemans von seinem Vorgänger Eyskens übernommen hat. Dieser Auftrag enthielt die vernünftige, meiner Meinung nach immer noch vernünftige Zielsetzung, für eine dann allerdings wirklich auf den Weg gebrachte Wirtschafts- und Währungsunion, für die aus einem anderen Mechanismus herauswachsende politische Zusammenarbeit — nämlich diese zu einem Stück gemeinsamer Außenpolitik entwickelte und für weitere Bereiche meinetwegen auch intergouvernemental zu vereinbarender Zusammenarbeit, d. h. für solche Bereiche, für die die Römischen Verträge nichts vorsahen — ein gemeinsames Dach zu schaffen. Das sollte die Europäische Union heißen.
    Herr Kollege Strauß, wir saßen damals in Paris, um z. B. den Regionalfonds und ein Stückchen gemeinsame Entwicklungspolitik zu beraten, wobei wir dem Druck unserer Kollegen ausgesetzt waren, die die Bundesrepublik nicht für so schlecht hielten wie Sie, sondern meinten, das sei ein Staat, der viel beitragen könne, mehr, als wir meinten beitragen zu sollen. Wir waren sehr zugeknöpft. Das hinderte Sie, Herr Kollege Strauß, während wir dort saßen und uns mit unseren Kollegen aus anderen Ländern auseinandersetzten, damals nicht, zu Hause zu verkünden: Die sind dorthin gefahren, um gutes deutsche Geld zu verschenken.

    (Wehner [SPD] : Hört! Hört!)

    Insofern waren das doppelzüngige Argumente, teils nationalistisch, teils worteuropäisch.

    (Zuruf des Abg. Strauß [CDU/CSU])

    Ich habe es sehr genau in Erinnerung, wie diese Meldungen zu uns hereinkamen.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf von der CDU/ CSU: Wer hat denn „Zahlmeister Europas" gesagt?)

    Was Leo Tindemans vorgeschlagen hat,

    (Zuruf des Abg. Strauß [CDU/CSU])

    was Leo Tindemans zu Papier gebracht hat, ist — nehmen Sie alles in allem — ein vernünftiges Programm. Aber hat die Regierung der Bundesrepublik Deutschland irgend jemanden daran gehindert, mit der Verwirklichung des TindemansBerichts Ernst zu machen? Nein. Wer wie ich und meine politischen Freunde für die Grundlinien des Tindemans-Berichts ist,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt ja gar nicht!)

    muß hier nicht die eigene Regierung angehen - dafür haben Sie Themen genug —, sondern er muß
    mit der eigenen Regierung zusammen und zusammen mit den Kräften, die die Regierung tragen,
    in Europa dafür wirken, daß es wieder vorangeht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Dadurch, daß man im eigenen Hause, in der Bundesrepublik Deutschland, Porzellan zerdeppert, erreicht man für Europa kein Stückchen Fortschritt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf des Abg. Niegel [CDU/CSU])

    Ich muß sagen, daß mich neben anderem sehr enttäuscht hat, daß die Staats- und Regierungschefs in Luxemburg nicht einmal über die Direktwahl einig werden konnten. Dabei gehöre ich zu denen, die früher immer gesagt haben: Vielleicht ist es noch wichtiger, daß man einem indirekt zusammengesetzten Parlament Entscheidungsbefugnisse einräumt, als daß man es direkt wählt. Aber als ich die Chance sah, es könnte zu Direktwahlen kommen, habe ich gedacht, dies könnte auch der europäischen Sache zu einem neuen Impuls verhelfen. Es wäre sehr schade, wenn die jungen Menschen, die dies wohl verstanden haben, erneut enttäuscht würden. Ich glaube, daß ein direkt gewähltes Parlament auf der Linie hin zur Konstituante liegen könnte und daß dies vielleicht mehr als einen Schritt bedeuten könnte. Die europäische Entwicklung wird ja später einmal nicht nur aus kleinen Schritten nach vorn und zurück bestehen, sondern vielleicht doch irgendwo einen Sprung aufweisen, der qualitative Veränderungen mit sich bringen kann.
    Die Regierung sagt uns nun, wenn ich es recht verstanden habe, seit Luxemburg, sie gebe in dieser Frage nicht auf, sie bleibe an diesem Thema dran. Warum sollte ich auf Grund der Einstellung, die ich hier geäußert habe, die Regierung entmutigen? Auch wenn ich mittlerweile wieder skeptischer wäre, würde ich das jetzt nicht sagen, denn man kann der Regierung auf diesem Gebiet nur Erfolg wünschen, auch daß sie auf anderen Teilgebieten des europäischen Geschehens vorankommt, damit nicht aus dem, was neue Hoffnung zu werden schien, ein zusätzlicher Rückschlag entsteht.
    Meine Damen und Herren, drei Hinweise möchte ich trotzdem geben: Es führt erstens überhaupt kein Weg daran vorbei — und das hat mit Zweiklassigkeit oder sogar Dreiklassigkeit im quasi integrierten Europa nichts zu tun —, daß man sich neben Gebieten, die der strikten Integration mit gemeinsamem Tempo unterworfen sind, darüber klar werden muß, wo die Gebiete sind, auf denen einige, aber noch nicht alle mitziehen können. Das muß man ohne schlechtes Gewissen machen, das muß man machen, ohne jemand deswegen einen minderen Status einzuräumen. Aber zu erwarten, zumal wenn sich die Gemeinschaft noch durch Griechenland und andere erweitert, daß immer nur das geschehen kann, was schon alle zusammen machen können, das allein wird als Methode nicht ausreichen.
    Zweitens. Wenn es so ist, daß die eigentliche Integration nicht nur nicht vorankommt, sondern eher gefährdet ist, dann wird es um so wichtiger, die ökonomische Zusammenarbeit mit jenen Ländern besonders zu pflegen, die der Gemeinschaft nicht angehören, aber mit ihr so eng verbunden sind, als

    Brandt
    wären sie fast Mitglieder, weil dies im Norden und im Süden Europas ein Element zusätzlicher Stabilität in einer Phase sein kann, in der die Gemeinschaft als solche keine großen Fortschritte machen kann.
    Das dritte ist: Ich teile zwar nicht die Auffassung, die Herr Strauß hier soeben geäußert hat, aus amerikanischer Sicht seien die Europäer im allgemeinen und die Bundesrepublik Deutschland im besonderen als Partner ausgefallen. Das höre ich ganz anders, zumal was die Bundesrepublik Deutschland angeht; das hört man ganz anders, zumal wenn von der NATO die Rede ist. Aber obwohl ich das anders einschätze, sage ich: Ich warne vor der Auffassung, auf die man manchmal in Kommentaren draußen stößt, als wäre für die kommenden Jahre ein engeres Verhältnis zwischen Amerika und der Bundesrepublik Deutschland eine Alternative zur Entwicklung Europas. Amerika ist für uns und bleibt für uns ein wiederum durch niemanden sonst zu ersetzender Partner. Aber zu Europa gibt es keine Alternative.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Meine dritte Frage, die ich vorhin angekündigt hatte und die sich aus der Rede von Herrn Strauß ableitete, war: Mit wem will jemand mit seiner Einstellung, mit wem wollen diejenigen, die sich mit ihm politisch eng verbunden fühlen, eigentlich Europa bauen? Die Obristen in Athen sind nicht mehr dran, Herr Strauß.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD) Die Hausnummern haben sich geändert:


    (Dr. Hauser [Sasbach] [CDU/CSU] : Eine Unverschämtheit! Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Franco ist nicht mehr dran; Spinola — ich will auf ihn keine Steine werfen — ist außerhalb des eigentlichen politischen Geschehens.

    (Fortgesetzte Zurufe von der CDU/CSU)

    — Warum denn so nervös? Ich sage nur: mit extremen Rechten und Halbfaschisten ist in Europa kein Staat zu machen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP - Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Mehr sage ich gar nicht.
    Wenn wir das feststellen, sind wir endlich einmal an einem Punkt, in dem wir uns einig sind; denn Herr Strauß sagt: Keiner hat einen Monopolanspruch auf Europa. Das sage ich auch. Das sage ich meinen Freunden immer wieder, auch wenn solche in diesem Lande oder in anderen Ländern vom „sozialistischen Europa" reden. Dann sage ich: Nein, Freunde, so haben wir nicht gewettet; ich war dagegen, diesem Europa einen karolingisch-christdemokratischen Stempel aufzudrücken, ich bin dagegen, daß eine der großen Richtungen der europäischen Demokratie dies für sich allein beansprucht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Es muß Platz sein für die Sozialdemokraten, die Liberalen, die Konservativen, die Christdemokraten; sonst wird das nicht Europa sein.

    (Erneuter Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Klepsch [CDU/CSU] : Das eben hat Herr Strauß gesagt!)

    Aber, verehrte Anwesende, wenn dies so ist — —(Dr. Aigner [CDU/CSU] : Dann kommen die
    Kommunisten noch dazu!)
    — Was soll denn dieser Zuruf? Fragen Sie doch einmal Ihre Kollegen im heutigen Europaparlament! Ich muß den Zuruf wiederholen.

    (Lemmrich [CDU/CSU]: Er gehört ja dazu!)

    — Nein, die Zuschauer haben ein Recht darauf, zu erfahren, welche analphabetischen Argumente einem hier entgegengehalten werden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP—Wehner [SPD] : Sehr wahr!)

    Da gibt es nämlich auf der vordersten Bank — dort sitzt er — einen Kollegen von der Union, der nicht weiß, daß seine Kollegen im Europaparlament mit Kommunisten zusammensitzen.

    (Beifall bei der SPD — Lemmrich [CDU/ CSU] : Herr Kollege Brandt, das ist ein Kollege aus dem Europaparlament!)

    — Das ist ja noch schlimmer. Jetzt höre ich, er sitzt sogar im Europaparlament, und er hat das noch gar nicht gemerkt:

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir haben doch die da nicht hingeschickt, sondern wir sorgen dafür in diesem Land, daß hier kein Regierungschef mit dem Führer einer starken kommunistischen Partei verhandeln muß, wie Ihr Freund das in Rom tut.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Aber was soll es dann, wenn man die Frage stellt: Mit wem Europa? Was soll dann diese Gespensterformel „Freiheit oder Sozialdemokratie"?

    (Lemmrich [CDU/CSU]: „Sozialismus", Herr Brandt! Nicht abwandeln!)

    Wissen Sie denn nicht, daß in Österreich - um ein wichtigstes Nachbarland zu nehmen — das dritte Mal der Vorsitzende der Sozialistischen Partei — so heißen dort die Sozialdemokraten; damit sind Sie auch bedient; Sie glaubten mich jetzt wegen „Sozialismus" aufs Glatteis zu führen; in Deutschland heißen demokratische Sozialisten ”Sozialdemokraten";

    (Beifall bei der SPD)

    das müssen die machen, wie die wollen —, Dr. Bruno Kreisky, die Mehrheit seiner Bürger hat? Wie kommen Sie eigentlich dazu, den hier zu verdächtigen, als wäre er ein Feind der Freiheit? Wie kommen Sie dazu?

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    In den Niederlanden sitzt als Ministerpräsident Joop den Uyl für die Partei der Arbeit, wie sie dort



    Brandt
    heißt, in Schweden Olaf Palme für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, wie sie dort heißt, in dem Nachbarland Norwegen der Sozialdemokrat Nordli für die Arbeiterpartei, wie sie dort heißt, in Dänemark — —

    (Lemmrich [CDU/CSU] : Warum geht es dann mit Europa nicht vorwärts? — Gegenruf des Abg. Wehner [SPD] : Halten Sie doch Ihren Mund mit den Bemerkungen! — Gegenrufe von der CDU/CSU)

    — Verehrter Zwischenrufer, jetzt frage ich Sie, ob nicht auch Sie wissen, daß in Irland, in Luxemburg, in der Schweiz, in Portugal — ich komme gleich auf Portugal, Herr Strauß — Sozialdemokraten, demokratische Sozialisten Regierungsverantwortung tragen, daß sie in anderen Ländern eine politische Kraft von Relevanz sind. Sie werden Europa nicht bauen, wenn Sie es gegen Sozialdemokraten bauen wollen, sondern dann zerklüften Sie diesen Kontinent. Sie fügen ihm Schaden zu, wenn Sie diejenigen als Feinde der Freiheit abstempeln, die in ihren Völkern für Millionen von Menschen Freiheit erst erfahrbar gemacht haben.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP)

    Es ist ungeheuerlich, Herr Strauß, was Sie hier heute aus enger parteiegoistischer Sicht über einen Mann wir Mario Soares gesagt haben. Ich habe den Mann gekannt, als er in seinem Land verfolgt wurde und Sie mit denen umgegangen sind, die ihn verfolgten.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD und der FPD)

    Die deutschen Sozialdemokraten haben dabei geholfen, daß nicht eine neue, nämlich eine kommunistische Diktatur errichtet wurde. Das müßten Sie wissen. Sie werden im Rahmen der Möglichkeiten helfen, Freiheit in ihren Ländern zu entwickeln, bevor Menschen ins Gefängnis gehen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Was Sie dort über eine andere Partei sagen, Herr Strauß, ist doch völlig falsch. Da gibt es die Demokratische Volkspartei, die sich gelegentlich auch sozialdemokratisch nennt. Ich habe mit deren Herren gesprochen, sowohl als ich im Oktober 1974 da war, wie jetzt im Winter, als der Vorsitzende dieser Partei in der Bundesrepublik Deutschland war. Wenn ich mit einer internationalen Gemeinschaft zusammen bin, dann können — —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Kommunisten!) — Was wollen Sie?


    (Lemmrich [CDU/CSU]: Gar nichts! — Heiterkeit!)

    — Da war nämlich einer, dessen Analphabetismus so weit ging, daß er von Herrn Soares als einem Kommunisten sprach. — Die PPD kann nicht an einer internationalen Gemeinschaft mitwirken. Ich weiß nicht, wie es bei den Christlichen Demokraten ist. Bei den Sozialdemokraten haben wir die Regel, daß aus einem Land eine zweite Partei nur dann aufgenommen werden kann, wenn die erste zustimmt. Sonst bekommt man heillosen Trouble. Man
    kann mit einer anderen Partei bilaterale Beziehungen haben, aber die PPD konnte gar nicht in die Internationale der Sozialdemokraten aufgenommen werden, weil es sie zu der Zeit nicht gab, als Mario Soares gegen die Diktatur kämpfte. Ich sage damit noch nichts gegen die anderen, die dann auch ihre Partei aufgemacht haben. Manches wird dort nach den Wahlen vom 25. April ohnehin ein bißchen anders aussehen.
    Ich sage Ihnen nur dies: Es ist eine Verleumdung, wenn Sie Herrn Soares hier so darstellen, wie es geschehen ist. Sie haben sogar gesagt, er habe einen kommunistischen Putsch möglich gemacht. Wenn Sie die Wahrheit kennen, müssen Sie sich dessen schämen, wie Sie sie entstellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie die Wahrheit nicht kennen, bin ich gerne bereit, Ihnen dabei zu helfen, sie zu erfahren. Nach einer unglaublich harten Wahlkampagne hat dieser Mann, den Sie hier beschimpfen, gegen die Kommunisten 38 % der Stimmen bekommen. Seine Partei ist die stärkste Partei geworden.

    (Stücklen [CDU/CSU] : In Rom?)

    Im November, als tatsächlich die Gefahr einer Lissabonner Kommune — dieses Wort ging hier um — und anderes abgewendet wurde, hat dieser Mann mit seinen Freunden den Buckel hingehalten. Das war in Lissabon etwas schwieriger, als in München oder in Bonn große Reden zu führen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Noch nirgends ist im Kampf um die europäische Demokratie — und in Spanien wird es wieder so sein — denen, die sich dort wirklich rühren und für die Freiheit ihrer Völker kämpfen, durch Ihr Maulheldentum, Herr Strauß, geholfen worden.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Klepsch [CDU/CSU] : Wo ist der Ordnungsruf? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Ich muß noch zu einem anderen Punkt meiner Empörung Ausdruck geben. Hier ist — der Name des Kollegen Wehner wurde damit in Verbindung gebracht — erneut durch Sie, Herr Strauß, wenn auch unter Berufung auf einen anderen, das Wort „Finnlandisierung" eingeführt worden. Es empört mich, daß ein tapferes kleines Volk, das sein Land unter unglaublich schwierigen Bedingungen wiederaufgebaut und die Demokratie gesichert hat, durch die Verwendung dieses Begriffes immer wieder beleidigt wird. Das gehört sich nicht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich komme darauf zurück: Wenn Kreisky, Palme, den Uyl, Callaghan und all die, die in Portugal und Spanien und anderswo für die Sache der Freiheit ihren Buckel hinhalten, in Ihrem Verständnis alle tatsächliche oder potentielle Feinde der Freiheit sind in dem Sinne, wie wir es eben von Ihnen mit Bezug auf den demokratischen Sozialisten Soares vorgeführt bekommen haben, dann werden Sie mit Europa nicht vorankommen. Sie werden die Bundesrepublik im Gegenteil weiter isolieren, und das wäre



    Brandt
    in der Tat ein riskantes Umgehen mit den Interessen unseres Landes.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Ich sage es noch einmal: kein Monopolanspruch! Wir sind übrigens, Herr Strauß, für die vereinigten Staaten von Europa und stützen uns dabei auf unser Parteiprogramm seit 1925. Wir brauchen in dieser Hinsicht gar keinen Nachhilfeunterricht. Wir möchten es mit allen zusammen, die dies auch wollen, aber nicht, indem sie andere verketzern.

    (Zustimmung bei der SPD und der FDP)

    Wir wollen nicht zurück in die Zeit der Verketzerung, weder in unserem Land noch in Europa.

    (Lemmrich [CDU/CSU]: Da sind Sie doch Großmeister! — Dr. Klepsch [CDU/CSU] : Wer hat denn hier von den Obristen und Faschisten geredet? Dieser Maulheld da oben! Und er entschuldigt sich nicht!)

    Jetzt frage ich mich und auch meine Kollegen von der Opposition:

    (Stücklen [CDU/CSU] : Erst die Gemeinheiten und dann hier scheinheilig reden!)

    Warum sich nicht auf den Boden der Tatsachen stellen? Das fällt schwer bei den ökonomischen Daten, das fällt schwer, wo es um die europäische Landschaft geht. Aber warum muß das so zögernd und scheibchenweise wie neulich bei den Polen-Verträgen geschehen? Warum sich nicht einen Ruck geben und sagen: Wir haben ja vieles, worüber wir mit der Regierung streiten können; aber wenn es sich um unsere Interessen in Europa und in der Welt handelt — Europa-West und Europa-Ost; und heute geht es besonders um Europa-West, nämlich die Europäische Gemeinschaft —, dann stehen wir zusammen, begleiten kritisch, wo es sein muß, die Regierung, unterstützen sie im wesentlichen und verbreiten nicht so viel Geruch von Säuernis, wir wir es an diesem Vormittag wieder haben erleben müssen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Was wir brauchen, ist weiterhin ein Wetteifern um die besten Lösungen.
    Im übrigen müssen wir Sozialdemokraten unserem Volk dringend raten: Mißtraut den Schwarzmalern und haltet euch an Helmut Schmidt!

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der SPD und der FDP — Lachen bei der CDU/CSU)