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ID0721822900

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    Vokabeln: 6
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    6. Jäger: 1
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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 218. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 Inhalt: Nachruf auf den früheren Abg. und Vizepräsidenten Schoettle . . . . . . . 15081 A Erklärung der Bundesregierung Schmidt, Bundeskanzler 15081 D Beratung des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung betr. Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1974 — Drucksachen 7/2423, 7/4158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. Menschenrechtsbericht der Bundesregierung — Drucksache 7/4616 — in Verbindung mit Beratung der Empfehlungen und Entschließungen der Nordatlantischen Versammlung bei ihrer 21. Jahrestagung vom 21. bis 26. September 1975 in Kopenhagen — Drucksache 7/4241 — Dr. Carstens (Fehmarn) CDU/CSU . . . 15094 A Wehner SPD 15103 D Hoppe FDP 15109 B Genscher, Bundesminister AA . . . . 15129 B Dr. Marx CDU/CSU 15135 C, 15213 C Mattick SPD 15145 C Dr. Bangemann FDP 15151 A Dr. Abelein CDU/CSU . . . . . . . 15157 B Höhmann SPD . . . . . . . . . . 15163 A Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . . . 15168 A Franke, Bundesminister BMB . . . . 15171 C Baron von Wrangel CDU/CSU . . . . 15178 D Mischnick FDP . . . . . . . . . . 15181 B Barche SPD .. . . . 15186 C Dr. Gradl CDU/CSU 15189 B Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . . 15192 D Wohlrabe CDU/CSU . . . . . . . . 15195 C Grimming SPD . . . . . . . . . . 15199 A Kunz (Berlin) CDU/CSU . . . . . . 15202 C Böhm (Melsungen) CDU/CSU 15205 D Jäger (Wangen) CDU/CSU 15208 D Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . . . 15211 C lI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 Beratung des Berichts und des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Kreutzmann, Barche, Büchler (Hof), Zebisch, Niegel, Böhm (Melsungen), Hösl, Dr. Warnke, Wolfgramm (Göttingen) und Genossen betr. Förderung des Zonenrandgebietes — Drucksachen 7/4117, 7/4422 —in Verbindung mit Beratung des Berichts und des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung über den erweiterten Verkehrswegeplan für das Zonenrandgebiet hier: Bericht des Bundesministers für Verkehr 1974 über den Fortgang der Verkehrserschließung des Zonenrandgebietes — Drucksachen 7/2992, 7/4471 — 15215 A Beratung des Berichts und des Antrags des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament betr. allgemeine unmittelbare Wahlen der Mitglieder des Europäischen Parlaments Drucksachen 7/3366, 7/3768 — Dr. Kempfler CDU/CSU . . . . . . . 15215 C Fragestunde — Drucksache 7/4632 vom 23. 1. 1976 — Verhalten des Staatsministers Moersch in der Fragestunde des Deutschen Bundestages MdlAnfr A93 23.01.76 Drs 07/4632 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA 15115 D, 15116A, B, C, D, 15117 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 15116 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 15116 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 15116 C ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . 15116 C ZusFr Niegel CDU/CSU 15116 D ZusFr Seiters CDU/CSU 15117 A Lieferung von Schützenpanzern durch die Firma Rheinstahl über ihre belgische Zweigniederlassung an Saudi-Arabien sowie Genehmigung der Ausfuhr MdlAnfr A96 23.01.76 Drs 07/4632 Hansen SPD MdlAnfr A97 23.01.76 Drs 07/4632 Hansen SPD Antw StMin Moersch AA . . . . 15117 B, C, D, 15118A, B, C, D, 15119 B ZusFr Hansen SPD . . . . 15117 C, D, 15118 B ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 15118 B ZusFr Haase (Kassel) CDU/CSU . . . 15118 C, D ZusFr Dr. Kliesing CDU/CSU 15119 A Einstellung der Bundesregierung zu den Empfehlungen der deutsch-polnischen Schulbuchkonferenz MdlAnfr A99 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hupka CDU/CSU MdlAnfr A100 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 15119 B, C, D, 15120 A, B, C, D, 15121 C, D, 15122 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . 15119 C, D, 15120 D, 15121 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 15119 D, 15122 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . 15120 A, 15121 D ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . . 15120 B Höhe der aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" und den Konjunkturprogrammen nach Ostfriesland seit 1970 vergebenen Mittel MdlAnfr A46 23.01.76 Drs 07/4632 Tietjen SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . 15122 C, 15123 B ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . 15123 A, B Umfang der Exporte von wirtschaftlichen Gütern in osteuropäische Länder seit 1970 MdlAnfr A47 23.01.76 Drs 07/4632 Tietjen SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 15123 C, 15124 A, B ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . . 15123 D ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 15124 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 15124 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15124 B Zweckmäßigkeit nur eines Werkstattyps für Behinderte sowie Untersuchung des Zusammenbringens von geistig Behinderten und geistig nicht Behinderten MdlAnfr A51 23.01.76 Drs 07/4632 Burger CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 15124 C, 15125 A ZusFr Burger CDU/CSU . . . . 15124 D, 15125 A Wegfall von Waisenrente, Krankenversicherung und Kindergeld für Abiturienten ohne Studien- oder Ausbildungsplatz MdlAnfr A55 23.01.76 Drs 07/4632 Rollmann CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 15125 B, D, 15126 A ZusFr Rollmann CDU/CSU . . . . . . 15125 D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 III Einsetzung für die Anerkennung der witterungsbedingten Arbeitsausfälle an den als deutsches Hoheitsgebiet geltenden Baustellen der Staustufe Iffezheim auf französischem Boden MdlAnfr A56 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hauser (Sasbach) CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . . 15126 A Anerkennung von nicht über die vorgeschriebene Mindestzahl von Plätzen verfügende Werkstätten für Behinderte, damit die hier tätigen Behinderten in den Genuß des Gesetzes über die Sozialversicherung Behinderter kommen MdlAnfr A57 23.01.76 Drs 07/4632 Geisenhofer CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 15126 C, 15127 A ZusFr Geisenhofer CDU/CSU . . . . . . 15127 A Darstellung der Zwangskollektivierung der Bauern in der DDR im Kalender „Blick in die DDR" MdlAnfr A69 23.01.76 Drs 07/4632 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB 15127 B, D, 15128 A, B, C ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . . . . . 15127 D ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . . 15128 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15128 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 15128 B ZusFr Dr. Marx CDU/CSU . . . . . . 15128 C Verweigerung der Aufnahme illegal Polen verlassender Deutscher in der DDR MdlAnfr A83 23.01.76 Drs 07/4632 Freiherr von Fircks CDU/CSU MdlAnfr A84 23.01.76 Drs 07/4632 Freiherr von Fircks CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB . 15128 D, 15129 A, B ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . . 15129 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 15216 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 15217* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 15081 218. Sitzung Bonn, den 29. Januar 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 216. Sitzung, Seite 14998 D, Zeile 9 von unten ist zu lesen: „Das nehmen Sie . . ."; Seite 14999 D, Zeile 9 von unten ist statt „abzulenken" zu lesen: „abzulehnen" ; Seite 15000 B, Zeile 12 ist statt „zukunftweisend" zu lesen: „zukunftsweisend" ; Seite 15001 B, Zeile 17 ist statt „Teufelskeis" zu lesen: "Teufelskreis". Anlage Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Adams * 30. 1. Ahlers 30. 1. Dr. Achenbach * 30. 1. Dr. Ahrens ** 30. 1. Dr. Aigner * 30. 1. Alber ** 30. 1. Dr. Artzinger * 30. 1. Amrehn ** 30. 1. Dr. Bayerl * 29. 1. Behrendt * 30. 1. Blumenfeld * 29. 1. Frau von Bothmer ** 30. 1. Brandt 30. 1. Breidbach 30. 1. Büchner (Speyer) ** 30. 1. Christ 29. 1. Dr. Dollinger 13. 2. Dr. Enders ** 30. 1. Entrup 13. 2. Prof. Dr. Erhard 30. 1. Fellermaier * 30. 1. Dr. Früh 30. 1. Flämig * 30. 1. Gerlach (Emsland) * 30. 1. Dr. Geßner ** 30. 1. Dr. Gölter ** 30. 1. Haase (Fürth) ** 30. 1. Dr. Holtz ** 30. 1. Hussing 30. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) * 30. 1. Kater 30. 1. Dr. Kempfler " 30. 1. Dr. Klepsch ** 30. 1. Dr. Kreile 30. 1. Kroll-Schlüter 30. 1. Lagershausen ** 3,0. 1. Lange * 30. 1. Lautenschlager * 30. 1. Lemmrich ** 30. 1. Lenzer ** 30. 1. Liedtke 30. 1. Lücker * 30. 1. Marquardt ** 30. 1. Mattick ** 30. 1. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Memmel * 30. 1. Dr. Mende ** 30. 1. Dr. Müller (München) ** 30. 1. Mursch * 30. 1. Frau Dr. Orth 30. 1. Pawelczyk ** 30. 1. Pieroth 30. 1. Richter ** 30. 1. Dr. Schäuble ** 30. 1. Prof. Dr. Schellenberg 30. 1. Schmidt (Kempten) ** 30. 1. Schmidt (München) * 30. 1. Schonhofen 21.2. Dr. Schröder (Düsseldorf) 30. 1. Dr. Schwencke ** 30. 1. Dr. Schwörer * 30. 1. Dr. Schulz (Berlin) * 30. 1. Seibert 30. 1. Sieglerschmidt '* 30. 1. Springorum * 30. 1. Dr. Starke (Franken) * 30. 1. Stücklen 30. 1. Strauß 30. 1. Suck * 30. 1. Tönjes 30. 1. Dr. Vohrer ** 30. 1. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 2. Walkhoff * 30. 1. Walther ** 30. 1. Frau Dr. Walz * 30. 1. Weber (Heidelberg) 30. 1. Wende ** 30. 1. Dr. Wörner 30. 1. Frau Dr. Wolf ** 30. 1. Wolf 30.1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Die schriftlichen Antworten auf die in der Fragestunde nicht mündlich beantworteten Fragen werden als Anlagen zu den Stenographischen Berichten über die 219. bzw. die 220. Sitzung abgedruckt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wilfried Böhm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Kollege Dr. Kreutzmann, ich nehme eben diese Bedingungen gern auf mich,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das war ein Selbsttor!)

    um mit den Menschen drüben in Mitteldeutschland Kontakte zu haben.

    (Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Und das tun auch viele Freunde von der Jungen Union bei uns in Nordhessen. Ich würde mich freuen, wenn die Mitglieder Ihrer Jugendorganisation mehr die Möglichkeit zu Tagesaufenthalten nutzen würden,

    (Zurufe von der SPD)

    statt sich über Probleme zu erregen, die fern Deutschlands liegen. Bei Ihren Freunden hört man doch immer nur Äußerungen über Chile, über Unterdrückung in Afrika oder sonst irgendwo, aber nur allzu selten ein Wort über die Unterdrückung unserer Brüder und Schwestern in Mitteldeutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, die DDR ist nun am Zuge, Leistungen auf dem Gebiet der menschlichen Erleichterungen zu erbringen. Sie haben ihr noch und noch Vorleistungen gewährt; Sie haben diese Situation zu vertreten. Jetzt müssen Sie verhandeln.
    Ab Herbst werden wir darüber zu verhandeln haben, wie in Deutschland menschliche Erleichterungen herbeizuführen sind, und zwar auf einer ganz klaren Grundlage der Leistung und der Gegenleistung und nicht der Vorleistung. Das ist die Alternative der CDU zu Ihrer Politik. Wir sind in der Deutschlandpolitik nicht erpreßbar, weil wir keine künstlichen Erwartungen hochgezüchtet haben.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr gut! — Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir sind die einzige politische Kraft in Deutschland, die in der Lage ist, im nationalen Interesse unsere Politik zu vertreten und unsere Politik mit einem Ziel zu führen,

    (Mattick [SPD] : Haben wir gemerkt! Sieben Jahre lang haben wir es gemerkt!)

    das den Menschen in allen Teilen Deutschlands gerecht wird. Sie haben bewiesen, daß Sie es nicht können.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Jäger (Wangen).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Claus Jäger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich eingangs



    Jäger (Wangen)

    eine kleine Vorbemerkung zu den Behauptungen machen, die der Bundeskanzler heute früh und der Herr Kollege Mischnick heute im Laufe des Abends zur Frage der Zustimmung oder Nichtzustimmung zu den Abmachungen mit der Volksrepublik Polen aufgestellt haben.
    Beide Herren haben hier behauptet, mit dieser Zustimmung oder Nichtzustimmung gehe es um eine Politik des Alles oder Nichts. Es wird damit gleichzeitig die Behauptung verbunden, wer hier nein sage, gefährde jede Möglichkeit und Chance der Aussiedlung Deutscher aus den deutschen Ostgebieter und der Volksrepublik Polen.

    (Dr. Arndt [Hamburg] [SPD] : Das ist wahr!)

    Diese Argumentation muß ich als zutiefst unredlich zurückweisen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages hat einstimmig, Herr Kollege Arndt, mit Ihrer Stimme beschlossen, daß die Information der polnischen Regierung von 1970 unabhängig von dem jetzigen Protokoll als Grundlage der polnischen Aussiedlungsverpflichtung bestehen bleibt. Wenn das richtig ist, kann die Nichtratifizierung dieser derzeitigen Abkommen nichts anderes bedeuten, als daß die Bundesregierung auf dieser Grundlage neu mit Polen verhandeln muß. Alle Ihre Behauptungen, es kämen dann keine Deutschen mehr heraus, gehören in den Bereich des politischen Märchens, mit dem man uns dazu erpressen will, gegen unsere Überzeugung einer Sache zuzustimmen, die schlecht ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren! Ein wichtiges Problem der deutschen Politik hat in der Erklärung des Bundeskanzlers und auch in dem, was die Herren Bundesminister vorgetragen haben, nahezu keine Rolle gespielt: das wichtige und von Jahr zu Jahr wichtiger werdende Probleme der Menschenrechte. Die Ostpolitik der SPD/FDP-Koalition, die heute wieder auf dem Prüfstand gestanden hat und als zu leicht befunden wurde, wurde von Anfang an auch als ein Instrument zur Durchsetzung dieser Menschenrechte angepriesen.

    (Dr. Arndt [Hamburg] [SPD] : Sehr wahr!)

    Bei seiner Regierungserklärung zur Lage der Nation am 14. Januar 1970 erklärte der damalige Bundeskanzler Brandt im Bundestag:
    Was sind die Ziele, an denen deutsche Politik
    in diesem Zusammenhang orientiert sein soll?
    Er sagte dann:
    Die dritte Antwort ist, daß wir unseren Beitrag leisten, damit mehr Menschenrechte eingeräumt und praktiziert werden.
    In ähnlicher Weise äußerte er sich auch ein Jahr
    später bei der Regierungserklärung vor fünf Jahren.
    Wie sieht das Ergebnis von sechs Jahren sozialliberaler Koalition in diesem Bereich heute aus? Wie ist die Wirklichkeit? Nehmen wird doch einmal ein paar Beispiele von Menschenrechten in diesem geteilten Deutschland! Das Recht auf Leben: Das Töten an der Demarkationslinie — ich brauche es nicht näher zu schildern; es ist oft genug dargestellt worden — ist nach wie vor an der Tagesordnung. Das Recht auf persönliche Freiheit und Sicherheit: Jedermann, der auch nur die Tagespresse aufmerksam liest, weiß, daß es tausendfach verletzt wird durch willkürliche Festnahmen von Bürgern drüben, die keine rechtstaatliche Möglichkeit haben, sich dagegen zu wehren. Das Menschenrecht auf einen humanen. Prozeß und auf einen humanen Strafvollzug: Erst diese Woche wurde uns wieder ein Beispiel geliefert — es ist heute schon erwähnt worden —: 15 Jahre Zuchthaus für die Fluchthilfeleistung eines Mannes, der hier einem Grundrecht, einem Menschenrecht zur Verwirklichung für andere verholfen hat, sind ein neues und aktuelles Beispiel dafür, was die DDR von einem humanen Prozeß und humaner Urteilsfindung hält. Oder: unmenschliche Behandlung in den Strafanstalten! Die Bundesregierung erklärt dies für Einzelfälle, und sie schweigt deshalb tunlichst darüber.

    (Dr. Arndt [Hamburg] [SPD] : Und sie tut was!)

    Lassen Sie mich deswegen einmal aus dem Bericht eines Häftlings zitieren, der im Herbst 1974 herübergekcmmer ist und folgendes schrieb:
    ..Jetzt
    — nachdem er im Gefängnis saß —
    habe ich nichts mehr zu verlieren. Ich sage Aufsehern und Anstaltsleitern meine Meinung. Sie schicken mich dafür in den berüchtigten Tigerkäfig. Die Haare werde mir bis zur Wurzel abgeschoren. Ich muß auf einer Betonpritsche schlafen. Es gibt fast nichts zu essen, und Ausdrücke wie „Dreckschwein" oder „Parasit" gehören noch zum feineren Teil des Wortschatzes von Oberst Ackermann, des Anstaltsleiters von Brandenburg. Gemeinsamer Strafvollzug mit Mördern, Räubern und Sexualverbrechern. In einer Zelle von 6,60 m Länge, 3,80 m Höhe, 15 Mann, 2 Waschbecken, 1 Toilette, 5 dreistöckige Betten, 2 Tische, 3 Spinde und 15 Hocker.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das ist ja eine KZBeschreibung!)

    Nur wenn die Kommissionen kommen, gibt es Essen, das diesen Namen einigermaßen verdient.
    Meine Damen und Herren, so sieht es aus. Rund 6 000 politische Häftlinge leben unter diesen oder ähnlichen Bedingungen! Wahrlich, meine Damen und Herren: Ein Archipel Gulag auf deutschem Boden, über den wir von dieser Bundesregierung kein einziges Wort hören!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Das Grundrecht auf Freizügigkeit wird mißachtet. Es wird täglich mißachtet! Und das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit.

    (Zuruf des Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU])




    Jäger (Wangen)

    Schauen Sie sich doch mal an, wie junge Christen drüben behandelt werden, die eine aktive Haltung einnehmen und ihren Glauben praktizieren! Ihnen werden die Berufschancen kaputtgemacht, sie werden kaum zu einem Studium zugelassen, es sei denn, sie betätigen sich aktiv in der Partei oder in anderen staatlich geförderten Organisationen.
    Oder untersuchen Sie einmal das Recht auf Meinungs- und Informationsfreiheit. Jeder DDR-Bürger weiß, wie es damit bestellt ist. Jeder, der hinüberfährt, weiß, wie es damit bestellt ist. Und wenn nicht die Westsender und die Westfunkanstalten wären, hätten diese Menschen überhaupt keine Möglichkeit, sich zu informieren, wie es bei uns und in der Welt aussieht. Auch hier wissen wir, daß es Kräfte gibt, die vor allem in Ihrer Fraktion, in der SPD-Fraktion, sitzen, die heute und schon seit Jahren daran arbeiten, einige dieser Sender, die immer noch als Stimme der Freiheit nach drüben senden, zum Schweigen zu bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe der Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] und Wohlrabe [CDU/CSU])

    Wie sieht es mit dem Recht auf Familie aus? Die Zwangsadoptionen haben Sie, Herr Bundesminister Franke, hartnäckig auch heute wieder bestritten, wobei Sie einen erschreckenden Formalismus an den Tag legen. Was der Bundeskanzler heute morgen genannt hat, ist nichts anderes als eine zwangsweise Wegnahme von Kindern von ihren Eltern. Wir nennen das Zwangsadoption. Da hilft keine Formulierungskunst darüber hinweg, Herr Minister! Das ist ein harter und klarer Verstoß gegen das Menschenrecht auf Familie.
    Nehmen Sie das Recht auf Privatleben und freien Schriftverkehr. Nach dem Grundvertrag ist dieses Recht auf Schriftverkehr mit dem Westen doch beschränkt worden. Ganze Gruppen von Menschen, sogenannte Geheimnisträger, sind darauf vergattert worden,

    (Wohlrabe [CDU/CSU] : Über 400 000!)

    nicht mehr mit ihren Angehörigen, Verwandten und Freunden im Westen Schriftverkehr zu pflegen. Erst vor wenigen Tagen hat Herr Staatssekretär Herold vor dem Bundestag bestätigt, daß dies auch heute noch für weite Gruppen in der DDR gilt.
    Oder nehmen Sie das Recht — meine Damen und Herren, auch daran muß man wieder einmal erinnern — auf freie Wahl. Auch dies ist ein Grundrecht, das in den internationalen Pakten der Vereinten Nationen verankert ist. Jedermann kennt doch die Farce der Einheitswahlen in der DDR.

    (Wohlrabe [CDU/CSU] : Oder die geheime Abstimmung, die Herr Gansel abschaffen will!)

    Meine Damen und Herren, das waren nur Beispiele aus der Fülle dessen, wie Menschenrechte nach wie vor brutal mit Füßen getreten werden. Das zeigt, daß der hohe Anspruch, mit dem der Bundeskanzler seine Politik begonnen hat, in keiner Weise erfüllt worden ist. Sie müssen es zugeben,
    wenn Sie redlich sind: Auch in diesem Punkt ist Ihre Politik gescheitert!

    (Widerspruch bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich möchte nur der Vollständigkeit halber hinzufügen, daß dies auch für die deutschen Ostgebiete und auch für die Gebiete, die unter polnischer Herrschaft stehen, gilt, wo Freizügigkeit, Diskriminierungsverbot, Vereinigungsfreiheit und kulturelle Gruppenrechte den Deutschen nach wie vor vorenthalten werden.

    (Dr. Hupka [CDU/CSU]: So ist es!)

    Es gehört, meine Damen und Herren, zu den schwersten Mängeln der jüngsten Abmachungen mit der Volksrepublik Polen, daß es Ihnen nicht gelungen ist, ja, daß Sie nicht einmal ernste Anstrengungen unternommen haben, den Deutschen, die dort drüben bleiben, diese Menschenrechte zu gewähren und dafür zu sorgen, daß sie erhalten werden.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU] : Lauter Worthülsen sind da gewechselt worden!)