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ID0721821600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 218. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 Inhalt: Nachruf auf den früheren Abg. und Vizepräsidenten Schoettle . . . . . . . 15081 A Erklärung der Bundesregierung Schmidt, Bundeskanzler 15081 D Beratung des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung betr. Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1974 — Drucksachen 7/2423, 7/4158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. Menschenrechtsbericht der Bundesregierung — Drucksache 7/4616 — in Verbindung mit Beratung der Empfehlungen und Entschließungen der Nordatlantischen Versammlung bei ihrer 21. Jahrestagung vom 21. bis 26. September 1975 in Kopenhagen — Drucksache 7/4241 — Dr. Carstens (Fehmarn) CDU/CSU . . . 15094 A Wehner SPD 15103 D Hoppe FDP 15109 B Genscher, Bundesminister AA . . . . 15129 B Dr. Marx CDU/CSU 15135 C, 15213 C Mattick SPD 15145 C Dr. Bangemann FDP 15151 A Dr. Abelein CDU/CSU . . . . . . . 15157 B Höhmann SPD . . . . . . . . . . 15163 A Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . . . 15168 A Franke, Bundesminister BMB . . . . 15171 C Baron von Wrangel CDU/CSU . . . . 15178 D Mischnick FDP . . . . . . . . . . 15181 B Barche SPD .. . . . 15186 C Dr. Gradl CDU/CSU 15189 B Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . . 15192 D Wohlrabe CDU/CSU . . . . . . . . 15195 C Grimming SPD . . . . . . . . . . 15199 A Kunz (Berlin) CDU/CSU . . . . . . 15202 C Böhm (Melsungen) CDU/CSU 15205 D Jäger (Wangen) CDU/CSU 15208 D Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . . . 15211 C lI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 Beratung des Berichts und des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Kreutzmann, Barche, Büchler (Hof), Zebisch, Niegel, Böhm (Melsungen), Hösl, Dr. Warnke, Wolfgramm (Göttingen) und Genossen betr. Förderung des Zonenrandgebietes — Drucksachen 7/4117, 7/4422 —in Verbindung mit Beratung des Berichts und des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung über den erweiterten Verkehrswegeplan für das Zonenrandgebiet hier: Bericht des Bundesministers für Verkehr 1974 über den Fortgang der Verkehrserschließung des Zonenrandgebietes — Drucksachen 7/2992, 7/4471 — 15215 A Beratung des Berichts und des Antrags des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament betr. allgemeine unmittelbare Wahlen der Mitglieder des Europäischen Parlaments Drucksachen 7/3366, 7/3768 — Dr. Kempfler CDU/CSU . . . . . . . 15215 C Fragestunde — Drucksache 7/4632 vom 23. 1. 1976 — Verhalten des Staatsministers Moersch in der Fragestunde des Deutschen Bundestages MdlAnfr A93 23.01.76 Drs 07/4632 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA 15115 D, 15116A, B, C, D, 15117 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 15116 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 15116 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 15116 C ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . 15116 C ZusFr Niegel CDU/CSU 15116 D ZusFr Seiters CDU/CSU 15117 A Lieferung von Schützenpanzern durch die Firma Rheinstahl über ihre belgische Zweigniederlassung an Saudi-Arabien sowie Genehmigung der Ausfuhr MdlAnfr A96 23.01.76 Drs 07/4632 Hansen SPD MdlAnfr A97 23.01.76 Drs 07/4632 Hansen SPD Antw StMin Moersch AA . . . . 15117 B, C, D, 15118A, B, C, D, 15119 B ZusFr Hansen SPD . . . . 15117 C, D, 15118 B ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 15118 B ZusFr Haase (Kassel) CDU/CSU . . . 15118 C, D ZusFr Dr. Kliesing CDU/CSU 15119 A Einstellung der Bundesregierung zu den Empfehlungen der deutsch-polnischen Schulbuchkonferenz MdlAnfr A99 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hupka CDU/CSU MdlAnfr A100 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 15119 B, C, D, 15120 A, B, C, D, 15121 C, D, 15122 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . 15119 C, D, 15120 D, 15121 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 15119 D, 15122 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . 15120 A, 15121 D ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . . 15120 B Höhe der aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" und den Konjunkturprogrammen nach Ostfriesland seit 1970 vergebenen Mittel MdlAnfr A46 23.01.76 Drs 07/4632 Tietjen SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . 15122 C, 15123 B ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . 15123 A, B Umfang der Exporte von wirtschaftlichen Gütern in osteuropäische Länder seit 1970 MdlAnfr A47 23.01.76 Drs 07/4632 Tietjen SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 15123 C, 15124 A, B ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . . 15123 D ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 15124 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 15124 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15124 B Zweckmäßigkeit nur eines Werkstattyps für Behinderte sowie Untersuchung des Zusammenbringens von geistig Behinderten und geistig nicht Behinderten MdlAnfr A51 23.01.76 Drs 07/4632 Burger CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 15124 C, 15125 A ZusFr Burger CDU/CSU . . . . 15124 D, 15125 A Wegfall von Waisenrente, Krankenversicherung und Kindergeld für Abiturienten ohne Studien- oder Ausbildungsplatz MdlAnfr A55 23.01.76 Drs 07/4632 Rollmann CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 15125 B, D, 15126 A ZusFr Rollmann CDU/CSU . . . . . . 15125 D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 III Einsetzung für die Anerkennung der witterungsbedingten Arbeitsausfälle an den als deutsches Hoheitsgebiet geltenden Baustellen der Staustufe Iffezheim auf französischem Boden MdlAnfr A56 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hauser (Sasbach) CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . . 15126 A Anerkennung von nicht über die vorgeschriebene Mindestzahl von Plätzen verfügende Werkstätten für Behinderte, damit die hier tätigen Behinderten in den Genuß des Gesetzes über die Sozialversicherung Behinderter kommen MdlAnfr A57 23.01.76 Drs 07/4632 Geisenhofer CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 15126 C, 15127 A ZusFr Geisenhofer CDU/CSU . . . . . . 15127 A Darstellung der Zwangskollektivierung der Bauern in der DDR im Kalender „Blick in die DDR" MdlAnfr A69 23.01.76 Drs 07/4632 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB 15127 B, D, 15128 A, B, C ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . . . . . 15127 D ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . . 15128 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15128 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 15128 B ZusFr Dr. Marx CDU/CSU . . . . . . 15128 C Verweigerung der Aufnahme illegal Polen verlassender Deutscher in der DDR MdlAnfr A83 23.01.76 Drs 07/4632 Freiherr von Fircks CDU/CSU MdlAnfr A84 23.01.76 Drs 07/4632 Freiherr von Fircks CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB . 15128 D, 15129 A, B ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . . 15129 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 15216 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 15217* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 15081 218. Sitzung Bonn, den 29. Januar 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 216. Sitzung, Seite 14998 D, Zeile 9 von unten ist zu lesen: „Das nehmen Sie . . ."; Seite 14999 D, Zeile 9 von unten ist statt „abzulenken" zu lesen: „abzulehnen" ; Seite 15000 B, Zeile 12 ist statt „zukunftweisend" zu lesen: „zukunftsweisend" ; Seite 15001 B, Zeile 17 ist statt „Teufelskeis" zu lesen: "Teufelskreis". Anlage Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Adams * 30. 1. Ahlers 30. 1. Dr. Achenbach * 30. 1. Dr. Ahrens ** 30. 1. Dr. Aigner * 30. 1. Alber ** 30. 1. Dr. Artzinger * 30. 1. Amrehn ** 30. 1. Dr. Bayerl * 29. 1. Behrendt * 30. 1. Blumenfeld * 29. 1. Frau von Bothmer ** 30. 1. Brandt 30. 1. Breidbach 30. 1. Büchner (Speyer) ** 30. 1. Christ 29. 1. Dr. Dollinger 13. 2. Dr. Enders ** 30. 1. Entrup 13. 2. Prof. Dr. Erhard 30. 1. Fellermaier * 30. 1. Dr. Früh 30. 1. Flämig * 30. 1. Gerlach (Emsland) * 30. 1. Dr. Geßner ** 30. 1. Dr. Gölter ** 30. 1. Haase (Fürth) ** 30. 1. Dr. Holtz ** 30. 1. Hussing 30. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) * 30. 1. Kater 30. 1. Dr. Kempfler " 30. 1. Dr. Klepsch ** 30. 1. Dr. Kreile 30. 1. Kroll-Schlüter 30. 1. Lagershausen ** 3,0. 1. Lange * 30. 1. Lautenschlager * 30. 1. Lemmrich ** 30. 1. Lenzer ** 30. 1. Liedtke 30. 1. Lücker * 30. 1. Marquardt ** 30. 1. Mattick ** 30. 1. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Memmel * 30. 1. Dr. Mende ** 30. 1. Dr. Müller (München) ** 30. 1. Mursch * 30. 1. Frau Dr. Orth 30. 1. Pawelczyk ** 30. 1. Pieroth 30. 1. Richter ** 30. 1. Dr. Schäuble ** 30. 1. Prof. Dr. Schellenberg 30. 1. Schmidt (Kempten) ** 30. 1. Schmidt (München) * 30. 1. Schonhofen 21.2. Dr. Schröder (Düsseldorf) 30. 1. Dr. Schwencke ** 30. 1. Dr. Schwörer * 30. 1. Dr. Schulz (Berlin) * 30. 1. Seibert 30. 1. Sieglerschmidt '* 30. 1. Springorum * 30. 1. Dr. Starke (Franken) * 30. 1. Stücklen 30. 1. Strauß 30. 1. Suck * 30. 1. Tönjes 30. 1. Dr. Vohrer ** 30. 1. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 2. Walkhoff * 30. 1. Walther ** 30. 1. Frau Dr. Walz * 30. 1. Weber (Heidelberg) 30. 1. Wende ** 30. 1. Dr. Wörner 30. 1. Frau Dr. Wolf ** 30. 1. Wolf 30.1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Die schriftlichen Antworten auf die in der Fragestunde nicht mündlich beantworteten Fragen werden als Anlagen zu den Stenographischen Berichten über die 219. bzw. die 220. Sitzung abgedruckt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Johann Baptist Gradl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Verehrte Kollegen, ich will meine Ausführungen über den Reise- und Besuchsverkehr — da hatte ich mir einiges vorgenommen — sehr straffen. Ich bitte, das zu verstehen.
    Ich möchte zum Reiseverkehr folgenden Hinweis geben: Es ist erwähnt worden, daß die Rentnerreisen bereits im Jahre 1964 — Kollege Barche hat das, glaube ich, gesagt — in Gang gekommen sind. Wenn man nun den tatsächlichen Reiseverkehr von Ost nach West einmal unter Ausschaltung der Rentner sieht, dann kommt heraus, daß im letzten Jahr noch nicht einmal 3 von 1 000 DDR-Bewohnern die Möglichkeit hatten, einmal nach Westdeutschland oder West-Berlin zu fahren. Ich habe den Eindruck — ich will niemandem zu nahe treten —, daß unsere Seite angesichts der Hartnäckigkeit etwas gelähmt ist, mit der sich die SED gegen eine Erweiterung dieses Reiseverkehrs sperrt.
    Nun — und aus diesem Grunde sage ich das hier — muß ich daran erinnern, daß diese Regelung für Ausnahmereisen in dringenden Familienfällen in der allerletzten Phase vor der Entscheidung über die Verträge mit Moskau und Warschau errungen worden ist, in der allerletzten Phase, und zwar unter dem Druck meiner Fraktion, der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, die damals in der besonderen Situation einen solchen Druck im Hinblick auf die bevorstehende Ratifikation der Verträge ausüben konnte. Damals gingen wir davon aus — und durften wir davon ausgehen —, daß diese kleine Lockerung ein Anfang, ein Zeichen späteren guten Willens sei, die Tür weiter zu öffnen. Aber nichts dergleichen ist seitens der DDR geschehen, auch nicht stufenweise.
    Nun, meine ich, wird es Zeit, darauf hinzuweisen, daß mittlerweile Fakten entstanden sind, die uns — der Bundesrepublik —, aber auch den Bürgern in der DDR ein Recht darauf geben, daß der Reiseverkehr von Ost nach West freigegeben wird.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Die Charta der Vereinten Nationen, der jetzt in Kraft getretene internationale Pakt vom Dezember 1966, die Deklaration von Helsinki, alle diese Pakte



    Dr. Gradl
    geben doch Ansprüche, auch wenn sie nicht immer im förmlichen Sinne rechtlich begründet sind; aber politische und morale Ansprüche geben sie auf jeden Fall. Hinzu kommt aber, daß diese Bestimmungen, diese menschenrechtlichen Präzisierungen sowohl für die Bundesrepublik wie für die DDR in einer besonderen Weise rechtlich verbindlich sind, nämlich auf Grund des Art. 2 des Grundlagenvertrages.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    In ihm steht ausdrücklich, daß sich beide Seiten — wir natürlich auch — auf die Prinzipien und Ziele verpflichten, die in der Charta der Vereinten Nationen niedergelegt sind. Und wörtlich heißt es da: „ . . . , insbesondere . . . der Wahrung der Menschenrechte . . ."

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Davon redet Herr Franke nicht!)

    Wenn das so ist — und so ist es —, dann, meine ich, sollten wir, auch die Bundesregierung, wesentlich energischer darauf bestehen, daß diese Bestimmungen endlich in die Wirklichkeit umgesetzt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Bundesregierung ist dazu rechtlich legitimiert und menschlich verpflichtet.
    Meine Damen und Herren, ich komme am Schluß zu einem Thema, an dem mir viel liegt; das ist der DDR-Vertrag. Der Kollege Marx hat heute schon darauf hingewiesen. Woran mir lag und was ich ausführlich behandeln wollte — was ich aber jetzt wegen der vorgerückten Stunde sehr konzentriere —, ist dieses: Der DDR-Vertrag, so wie er von Moskau mit der Ostberliner Führung geschlossen worden ist, ist nach meiner Überzeugung ein massiver Verstoß gegen die Geschäftsgrundlage des Moskauer Vertrages.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das glaube ich auch!)

    Dies kann man exakt beweisen. Die Sowjetunion weiß, daß der Anspruch auf nationale Einheit und ihre Wiederherstellung für uns ein Grundanliegen sind. Wir haben es ihr vor der Ratifikation des Vertrages deutlich zur Kenntnis gebracht. Die Bundesregierung hat es der sowjetischen Regierung in dem Brief zur deutschen Einheit schriftlich gegeben, und wir als Bundestag haben dasselbe in unserer einmütig angenommenen Entschließung getan.
    Dies ist auch der sowjetischen Regierung bewußt gewesen. Denn Herr Gromyko — ich werde jenen Sonntagnachmittag im August 1970 nicht vergessen, an dem uns die Regierung das mitgeteilt hat — hat zur Erleichterung der Ratifikation sehr frühzeitig eine zunächst gesperrte Aussage gemacht, die lautet: „Die dritte Frage, in der wir" — gemeint ist die Sowjetregierung — „Ihnen entgegengekommen sind, ist die Wiedervereinigung Deutschlands als zukünftige Perspektive." Das bedeutet also, daß der deutsche Anspruch von sowjetischer Seite als eine reale und legitime Zukunftsperspektive anerkannt ist. Wenn das so ist — und so ist es, andernfalls müßte Herr Gromyko gelogen, getäuscht oder geheuchelt haben —, dann ist der DDR-Vertrag wirklich eine profunde Verletzung der Grundlage unseres Moskauer Vertrages. In ihm wird die DDR behandelt, als ob sie Bestandteil der Sowjetunion werden soll.
    Unter diesem Gesichtspunkt darf ich sagen, ich habe mich zutiefst darüber gewundert, daß die Bundesregierung nicht sofort hart und energisch auf diesen DDR-Vertrag reagiert hat. Das, was in den Äußerungen der Bundesregierung erkennbar gewesen ist, war ungemein dürftig.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Flau!)

    Hier handelte es sich um einen Vorgang, hinsichtlich dessen die Bundesregierung durch ihren Botschafter in Moskau in geeigneter Weise hätte kundtun müssen, daß dies nach deutschem Verständnis mit dem Vertrag der Bundesrepublik mit der Sowjetunion nicht vereinbar ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    In diesem Fall geht es doch um etwas ganz unerhört Wesentliches.
    Meine verehrten Kollegen, ich verzichte auf eine wohlklingende Schlußbetrachtung. Ich gehe hier ganz schlicht weg und hoffe nur, daß Sie nicht allzu sehr das Gefühl haben, die späte Stunde, mit der ich Ihre Zeit in Anspruch genommen habe, sei eigentlich vergeudet.

    (Beifall bei der CDU/CSU und zahlreichen Abgeordneten der SPD — Dr. Marx [CDU/ CSU] : Uns haben heute vormittag andere die Zeit weggenommen!)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Kunz (Weiden).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Max Kunz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Programmatischer Ausgangspunkt der Deutschlandpolitik der SPD/FDP-Regierung seit 1969 war der Punkt 1 der 20 Punkte von Kassel. Ich zitiere ihn noch einmal, um das Ergebnis dieser Politik nach nunmehr sechs Jahren daran messen zu können. Er lautet:
    Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik, die in ihren Verfassungen auf die Einheit der Nation ausgerichtet sind, vereinbaren im Interesse des Friedens sowie der Zukunft und des Zusammenhalts der Nation einen Vertrag, der die Beziehungen zwischen den beiden Staaten in Deutschland regelt, die Verbindungen zwischen der Bevölkerung der beiden Staaten verbessert und dazu beiträgt, bestehende Benachteiligungen zu beseitigen.
    In Art. 7 des Grundvertrages und im Zusatzprotokoll zu diesem Artikel werden dann schließlich jene Bereiche aufgezählt, die offenbar als vorrangig regelungsbedürftig erachtet wurden. Ich möchte gleich am Anfang darauf hinweisen, daß die wichtigsten Punkte für die Menschen drüben in dieser Aufzählung überhaupt fehlen, wie z. B. die ent-



    Dr. Kunz (Weiden)

    scheidende Frage, wann die SED endlich bereit ist, auch in ihrem Machtbereich dem Selbstbestimmungsrecht Geltung zu verschaffen, oder z. B. die Frage, wann sich endlich die SED bereit erklärt, die einfachen Menschenrechte allen ihrer Macht Unterworfenen zu gewähren, oder wann endlich die Zonengrenze mitten in Deutschland ihres barbarischen Charakters entkleidet wird. Es ist doch für den Ausgangspunkt dieser Regierung bezeichnend, daß exakt jene Bereiche wie Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl, die das Bundesverfassungsgericht später als mit dem Grundvertrag unvereinbar erklärte, in diesem Katalog des Art. 7 überhaupt keinen Niederschlag gefunden haben.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    In diesem Art. 7 und in seinem Zusatzprotokoll vereinbarten beide Vertragspartner den Abschluß einer Reihe von vertraglichen Regelungen, so z. B. auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Technik, des Rechtsverkehrs, des Post- und Fernmeldewesens, des Gesundheitswesens, auf dem Kultursektor, auf dem Gebiet der innerdeutschen Sportbeziehungen und des Umweltschutzes und nicht zuletzt auf dem elementaren Sektor des gegenseitigen Bezugs von Büchern, Zeitschriften, Rundfunk- und Fernsehproduktionen, einem Gebiet also, das für uns deswegen als so elementar angewiesen wird, weil die Vorenthaltung von Informationen und Meinungen zur menschenrechtswidrigen Praxis in der DDR zählt. Schließlich sollte noch ein Abkommen über den nichtkommerziellen Zahlungs- und Verrechnungsverkehr abgeschlossen werden. Die im Zusatzprotokoll zu diesem Art. 7 des Grundvertrags in Aussicht genommenen weiteren Verbesserungen des Verkehrs wurden durch verschiedene Maßnahmen der DDR stark belastet. Ich erinnere noch einmal an die im Dezember 1974 vorgenommene Verdoppelung der Zwangsumtauschsätze unter Einbeziehung der Rentner, deren vollständige Reduzierung im sogenannten Paket vom 9. Dezember 1975 nach wie vor nicht erreicht wurde, auf die wir bis heute warten, obwohl die DDR seinerzeit durch die Neugestaltung der sogenannten Swing-Regelung in den Genuß eines zinslosen Kredites von 850 Millionen DM gelangt ist.
    Auf die Erschwernisse des Reiseverkehrs wurde schon verschiedentlich eingegangen. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß nach wie vor eine Senkung der Altersgrenze für die Ausreise nicht in Sicht ist, und daß vor allem die Ausreise, wie es heißt, „in dringenden Familienangelegenheiten" scharfen Einschränkungen und quälenden Schikanen ausgesetzt ist.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Der Ausbau der Autobahnen zwischen Westdeutschland und Berlin schließlich wurde im Zusammenhang mit der neuerlich vorgenommenen Pauschalierung der Transitgebühren offensichtlich zu teuer bezahlt.
    Von all den in Aussicht genommenen Verträgen sind bisher nur zwei und, wie wir heute hörten, nun ein dritter zustande gekommen. Auf dieses neue Abkommen möchte ich heute nicht näher eingehen, weil die Texte darüber noch nicht vorliegen.
    Unabhängig davon will ich aber auf die Kriterien hinweisen, die unsere Fraktion in einer Presseerklärung veröffentlicht hat. An diesen Kriterien werden wir das neue Abkommen messen.
    Lassen Sie mich nun kurz die vorliegenden Verträge beleuchten.
    Am 25. April 1974 wurde das Abkommen über den Transfer von Unterhaltszahlungen zusammen mit einer Vereinbarung über den Transfer von Guthaben „in bestimmten Fällen" abgeschlossen. Seit der Teilung Deutschlands und der Zerstörung der innerdeutschen Zahlungsmöglichkeiten über die Zonengrenze hinweg bestand stets die Notwendigkeit, daß viele Einwohner Westdeutschlands, die über Konten in Mitteldeutschland verfügen, endlich in die Lage kamen, entsprechende Beträge von ihren Konten drüben in die Bundesrepublik Deutschland transferieren zu können. Der DDR hingegen ging es vor allem darum, die auf westdeutschen Konten in Höhe von 75 Millionen DM aufgelaufenen Unterhaltszahlungen als Devisen kassieren zu können.
    In den Verhandlungen selbst gelang es nun der SED, die Bundesregierung voll hereinzulegen. Statt ein Gesamtabkommen zu schließen, das alle regelungsbedürftigen Fragen umfaßt hätte, schloß man zwei Abkommen: einmal über den Transfer von Unterhaltszahlungen, zum anderen das Abkommen über den Transfer aus Guthaben in sogenannten „bestimmten Fällen".

    (Wehner [SPD] : Reden Sie doch nicht solchen Stuß!)

    Dadurch kam die SED an die Devisen im Wert von 75 Millionen DM aus den aufgelaufenen Unterhaltszahlungen heran — das wollen Sie nicht wahrhaben, Herr Wehner , während das Abkommen über den Transfer aus Guthaben „in bestimmten Fällen" mit zahllosen Mängeln behaftet ist. Jene Vereinbarungen enthalten zwar die formale Gegenseitigkeit, d. h., auch die Einwohner der DDR können, sofern sie in der Bundesrepublik Deutschland ein Guthaben unterhalten, Geld in die DDR überweisen und es sich dort zum Kurs von 1 : 1 auszahlen lassen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Schöner Kurs!)

    Aber der Artikel 3 der Vereinbarung über den Transfer aus Guthaben in bestimmten Fällen enthält eine sogenannte Zug-um-Zug-Klausel, die lautet — ich zitiere —:
    Insgesamt können die Überweisungen aus dem einen Staat nicht höher sein als die Überweisungen aus dem anderen Staat.
    Da nun erwartungsgemäß die Transferierung von D-Mark (West) nach Mitteldeutschland kaum in Anspruch genommen wurde — weil dieser Austausch einen Wertverlust von etwa 35 °/o bedeutet hätte —, war das Abkommen infolge der Zug-umZug-Klausel alsbald blockiert, d. h., nach wenigen Zahlungen aus der DDR kam der Transfer ins Stocken. Seitdem läuft er nur noch tropfenweise.
    Darüber hinaus wurde in jenen Vereinbarungen durch einen zusätzlichen Protokollvermerk eine große Anzahl jener, die Konten in Mitteldeutschland
    15194 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976
    Dr. Kunz (Weiden)

    unterhalten, vom Transfer im Rahmen des Abkommens von vornherein ausgeschlossen. In diesem Zusatzprotokoll heißt es nämlich — ich zitiere —:
    Die Vereinbarung findet keine Anwendung auf Guthaben, die wegen der unterschiedlichen Rechtspositionen zu den ungeregelten Vermögensfragen gehören.
    Zudem ist in Nr. 4 dieses Protokollvermerks noch einmal ausdrücklich festgestellt, daß sich der Transfer nicht auf — ich zitiere — „in der Deutschen Demokratischen Republik bestehende Guthaben aus Grundstückserträgen" erstreckt. Von dieser restriktiven Bestimmung sind Tausende in der Bundesrepublik Deutschland betroffen.
    Aber noch nicht genug damit, daß sie von ihren Konten nichts abheben können. Viel schlimmer: Mit Hilfe ihres neuen Devisengesetzes vom Dezember 1973 startete die SED den umfassendsten Angriff gegen das Eigentum überhaupt, das sich in Händen von Westdeutschen befindet. Das Transferabkommen ist für die Menschen in Deutschland das schlechteste der drei Abkommen, die es nun gibt.
    Am selben Tag im April 1974 wurde übrigens zwischen den beiden Vertragspartnern das Gesundheitsabkommen unterzeichnet, das ja nun seit 1. Januar dieses Jahres in Kraft ist. Dieses Abkommen regelt an sich nur das, was ohnehin in der Praxis schon bestand. So weit, so gut. Entscheidend ist jedoch, daß es der DDR gelang, das Bundesgesundheitsamt in Berlin faktisch aus jenem Bereich der innerdeutschen Beziehungen auszuschalten, in dem es auf Grund des neuen Abkommens hätte tätig werden können. Dafür wurde in einem Briefwechsel zum Vertrag ausdrücklich ein Kölner Institut benannt. Das ist der erste negative Punkt dieses Abkommens, aber nicht der einzige.
    Die Berlin-Klausel dieses Vertrages enthält eben nicht nur die sogenannte Frank-Falin-Formulierung, soindern in bezug auf Berlin eine folgenschwere Ergänzung. Ich zitiere:
    Vereinbarungen zwischen dem Senat und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik zu Fragen des Gesundheitswesens werden dadurch nicht berührt.
    Damit erreichte die DDR mehr, als es im Augenblick den Anschein hat; denn, wie wir wissen, wurde unmittelbar nach dem Abschluß der Verhandlungen im April 1974 zwischen dem Senat und der Regierung der DDR ein Protokoll unterzeichnet, in dem die bisher bestehenden praktischen Regelungen zwischen Berlin und der DDR mit dem Inhalt des neuen Abkommens synchronisiert wurden. Damit ergibt sich der Tatbestand, daß das Gesundheitsabkommen in Berlin (West) nicht etwa gilt auf Grund der Berlin-Klausel aus Art. 8, sondern durch den eben zitierten Zusatz auf Grund des Protokolls, das zwischen dem Senat von Berlin und der DDR abgeschlossen wurde. Damit ist aber einer äußerst gefährlichen Sonderentwicklung die Tür geöffnet insofern, als durch Sonderbeziehungen zwischen dem Senat von Berlin und der Regierung der DDR die niemals aufgegebene SED-Forderung mit Leben erfüllt wird, daß
    nämlich Berlin (West) eine selbständige politische Einheit sei.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das möchten die gern!)

    Diese Tür muß die Bundesregierung schleunigst wieder schließen. Und wir alle hoffen, daß in dem neuen Abkommen über das Post- und Fernmeldewesen nicht auch noch eine entsprechende Klausel enthalten ist.
    Zum Inhalt des Gesundheitsabkommens möchte ich noch anfügen, daß einem wesentlichen Bedürfnis gerade der mitteldeutschen Bevölkerung nicht Rechnung getragen wurde, nämlich dem nach freiem Arzneimittelbezug über die Zonengrenze hinweg, der ja bisher nur den SED-Funktionären möglich ist, nicht aber der Masse unserer Landsleute.
    Waren es im Falle des Transferabkommens die Devisen, die der DDR das Geschäft schmackhaft machten, so war es im Falle des Gesundheitswesens die statusrechtliche Verpackung, die ihr den Abschluß dieses Abkommens nützlich erscheinen ließ.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : So ist es! Leider wahr!)

    Doch über diese drei Abkommen hinaus kamen die Verhandlungen bald ins Stocken, weil es Schwierigkeiten über die Frage der Einbeziehung Berlins gab oder die SED derart unzumutbare Forderungen stellte, daß selbst diese Bundesregierung, die es ja nie an großzügigen Konzessionen und Vorleistungen gegenüber dem Osten fehlen ließ, es nicht mehr glaubte verkraften zu können, und das, meine ich, will schon etwas heißen!

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD]: Was wäre die Bundesrepublik Deutschland, wenn sie Sie nicht hätte!)

    So sollen die Verhandlungen über ein Rechtshilfeabkommen schon daran festgefahren sein, daß die SED nicht nur nicht bereit war, das Rechtsstaatsprinzip auch bei sich anzuerkennen, sondern daß sie sogar forderte, ihrem Unrechtsstaatsprinzip in den gegenseitigen Rechtsbeziehungen in der Bundesrepublik Deutschland Geltung zu verschaffen.
    Oder z. B. die Verhandlungen über das Kulturabkommen! Die von der SED in aller Öffentlichkeit vorgetragene Forderung nach Herausgabe wertvoller deutscher Kulturgüter entbehrt nicht nur jeder Grundlage; diese Forderung ist vor allen Dingen auch deshalb grotesk, weil wir doch alle wissen, welches Selbstverständnis die SED hat und wie sich das seit 1945 in der Praxis gerade am Beispiel unseres deutschen Kulturgutes auswirkte. Ich möchte nur erwähnen, daß 1950 das Berliner Schloß gesprengt, 1967 die Potsdamer Garnisonkirche zerstört wurde und daß die völlig unversehrte Leipziger Universitätskirche mittels Dynamit aus dem Weg geräumt wurde. Zahllose Denkmäler und Schlösser wurden beseitigt, ganze Bibliotheken und Gemäldegalerien wurden zu Spottpreisen verramscht.
    Lassen Sie mich zum Schluß kommen.

    (Wehner [SPD] : Sehr gut!)




    Dr. Kunz (Weiden)

    Gemessen an den vorgeblichen Zielen, wie sie schon in den Kasseler Punkten genannt sind, ist die Deutschlandpolitik dieser Bundesregierung und ihrer Vorgängerin gescheitert. Für das, was bisher an Abkommen und Vereinbarungen erzielt wurde, mußte durch die Anerkennung der DDR ein zu hoher Preis gezahlt werden. Die deutsche Frage ist seitdem mit einer Hypothek befrachtet, die eine Wiedervereinigung in Freiheit sehr erschwert, aber eine Wiedervereinigung unter Hammer und Zirkel sicherlich erleichtert.

    (Wehner [SPD]: Quatschkopf! — Heiterkeit bei der SPD)

    Das ist sehr freundlich, aber dies fällt auf den Autor zurück.

    (Gerster [Mainz] [CDUCSU] : Das ist die Altersbosheit des Herrn Wehner! — Gegenruf des Abg. Wehner [SPD] — Gerster [Mainz] [CDU CSU]: Herr Wehner kann die Wahrheit nicht mehr hören!)

    n der Wiege dieser Politik. stand die Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Jüngste Äußerungen über und Sympathiekundgebungen für Kommunisten durch führende Sozialdemokraten lassen die Befürchtung aufkommen, es könnte schon damals, also bei diesen ersten Verhandlungen, nicht nur eine funktionelle Kooperation, sondern auch ein gedanklicher Gleichklang bestanden haben. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß dieser Gleichklang mit „wahrhaft demokratischen Kommunisten" und dem, was alles darunter verstanden wird, auch heute noch besteht. Die Empfehlung eines Karsten Voigt in der Neuen Gesellschaft" vor etwa zwei Monaten,

    (Zuruf von der SPD: Das hat auch noch gefehlt, daß Sie jetzt die Jusos ins Geschäft bringen!)

    mit kommunistischen Parteien zu paktieren, wenn diese Zusammenarbeit für den demokratischen Sozialismus nützlich ist, muß aufhorchen lassen. Bezeichnenderweise, Herr Kollege, ist dieser Karsten Voigt der Nachfolger für den in seinem Frankfurter Wahlkreis von seinen eigenen Genossen abgehalfterten Verteidigungsminister Leber.

    (Wehner [SPD] : Wir sind doch hier nicht am Stammtisch! Das wissen wir doch alles!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Äußerung erklärt auch, warum sich die Fronten in der Bundesrepublik so verhärtet haben. Die deutsche Nation ist in Wirklichkeit gespalten durch die Auseinandersetzung über die künftige Ausrichtung auf Freiheit oder Sozialismus.

    (Dr. Arndt [Hamburg] [SPD]: Was verstehen Sie von Sozialismus?!)

    Diese — wie Minister Franke vorhin sagte — bis zum Überdruß erfolgte Auseinandersetzung muß geistig ausgetragen werden, wenn unsere Nation jemals ihre Einheit in Freiheit erreichen will. Weil vergleichbare Auseinandersetzungen längst auf das ganze westliche Europa übergegriffen haben, kommt
    demAusgang dieser geistigen Auseinandersetzung
    in der Bundesrepublik europäische Bedeutung zu.

    (Wehner [SPD] : Ihnen auch!)

    Hierin kann und hierin muß der Beitrag der deutschen Nation für ein freiheitliches Europa liegen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)