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ID0721820800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 218. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 Inhalt: Nachruf auf den früheren Abg. und Vizepräsidenten Schoettle . . . . . . . 15081 A Erklärung der Bundesregierung Schmidt, Bundeskanzler 15081 D Beratung des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung betr. Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1974 — Drucksachen 7/2423, 7/4158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. Menschenrechtsbericht der Bundesregierung — Drucksache 7/4616 — in Verbindung mit Beratung der Empfehlungen und Entschließungen der Nordatlantischen Versammlung bei ihrer 21. Jahrestagung vom 21. bis 26. September 1975 in Kopenhagen — Drucksache 7/4241 — Dr. Carstens (Fehmarn) CDU/CSU . . . 15094 A Wehner SPD 15103 D Hoppe FDP 15109 B Genscher, Bundesminister AA . . . . 15129 B Dr. Marx CDU/CSU 15135 C, 15213 C Mattick SPD 15145 C Dr. Bangemann FDP 15151 A Dr. Abelein CDU/CSU . . . . . . . 15157 B Höhmann SPD . . . . . . . . . . 15163 A Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . . . 15168 A Franke, Bundesminister BMB . . . . 15171 C Baron von Wrangel CDU/CSU . . . . 15178 D Mischnick FDP . . . . . . . . . . 15181 B Barche SPD .. . . . 15186 C Dr. Gradl CDU/CSU 15189 B Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . . 15192 D Wohlrabe CDU/CSU . . . . . . . . 15195 C Grimming SPD . . . . . . . . . . 15199 A Kunz (Berlin) CDU/CSU . . . . . . 15202 C Böhm (Melsungen) CDU/CSU 15205 D Jäger (Wangen) CDU/CSU 15208 D Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . . . 15211 C lI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 Beratung des Berichts und des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Kreutzmann, Barche, Büchler (Hof), Zebisch, Niegel, Böhm (Melsungen), Hösl, Dr. Warnke, Wolfgramm (Göttingen) und Genossen betr. Förderung des Zonenrandgebietes — Drucksachen 7/4117, 7/4422 —in Verbindung mit Beratung des Berichts und des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung über den erweiterten Verkehrswegeplan für das Zonenrandgebiet hier: Bericht des Bundesministers für Verkehr 1974 über den Fortgang der Verkehrserschließung des Zonenrandgebietes — Drucksachen 7/2992, 7/4471 — 15215 A Beratung des Berichts und des Antrags des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament betr. allgemeine unmittelbare Wahlen der Mitglieder des Europäischen Parlaments Drucksachen 7/3366, 7/3768 — Dr. Kempfler CDU/CSU . . . . . . . 15215 C Fragestunde — Drucksache 7/4632 vom 23. 1. 1976 — Verhalten des Staatsministers Moersch in der Fragestunde des Deutschen Bundestages MdlAnfr A93 23.01.76 Drs 07/4632 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA 15115 D, 15116A, B, C, D, 15117 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 15116 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 15116 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 15116 C ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . 15116 C ZusFr Niegel CDU/CSU 15116 D ZusFr Seiters CDU/CSU 15117 A Lieferung von Schützenpanzern durch die Firma Rheinstahl über ihre belgische Zweigniederlassung an Saudi-Arabien sowie Genehmigung der Ausfuhr MdlAnfr A96 23.01.76 Drs 07/4632 Hansen SPD MdlAnfr A97 23.01.76 Drs 07/4632 Hansen SPD Antw StMin Moersch AA . . . . 15117 B, C, D, 15118A, B, C, D, 15119 B ZusFr Hansen SPD . . . . 15117 C, D, 15118 B ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 15118 B ZusFr Haase (Kassel) CDU/CSU . . . 15118 C, D ZusFr Dr. Kliesing CDU/CSU 15119 A Einstellung der Bundesregierung zu den Empfehlungen der deutsch-polnischen Schulbuchkonferenz MdlAnfr A99 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hupka CDU/CSU MdlAnfr A100 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 15119 B, C, D, 15120 A, B, C, D, 15121 C, D, 15122 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . 15119 C, D, 15120 D, 15121 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 15119 D, 15122 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . 15120 A, 15121 D ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . . 15120 B Höhe der aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" und den Konjunkturprogrammen nach Ostfriesland seit 1970 vergebenen Mittel MdlAnfr A46 23.01.76 Drs 07/4632 Tietjen SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . 15122 C, 15123 B ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . 15123 A, B Umfang der Exporte von wirtschaftlichen Gütern in osteuropäische Länder seit 1970 MdlAnfr A47 23.01.76 Drs 07/4632 Tietjen SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 15123 C, 15124 A, B ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . . 15123 D ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 15124 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 15124 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15124 B Zweckmäßigkeit nur eines Werkstattyps für Behinderte sowie Untersuchung des Zusammenbringens von geistig Behinderten und geistig nicht Behinderten MdlAnfr A51 23.01.76 Drs 07/4632 Burger CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 15124 C, 15125 A ZusFr Burger CDU/CSU . . . . 15124 D, 15125 A Wegfall von Waisenrente, Krankenversicherung und Kindergeld für Abiturienten ohne Studien- oder Ausbildungsplatz MdlAnfr A55 23.01.76 Drs 07/4632 Rollmann CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 15125 B, D, 15126 A ZusFr Rollmann CDU/CSU . . . . . . 15125 D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 III Einsetzung für die Anerkennung der witterungsbedingten Arbeitsausfälle an den als deutsches Hoheitsgebiet geltenden Baustellen der Staustufe Iffezheim auf französischem Boden MdlAnfr A56 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hauser (Sasbach) CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . . 15126 A Anerkennung von nicht über die vorgeschriebene Mindestzahl von Plätzen verfügende Werkstätten für Behinderte, damit die hier tätigen Behinderten in den Genuß des Gesetzes über die Sozialversicherung Behinderter kommen MdlAnfr A57 23.01.76 Drs 07/4632 Geisenhofer CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 15126 C, 15127 A ZusFr Geisenhofer CDU/CSU . . . . . . 15127 A Darstellung der Zwangskollektivierung der Bauern in der DDR im Kalender „Blick in die DDR" MdlAnfr A69 23.01.76 Drs 07/4632 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB 15127 B, D, 15128 A, B, C ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . . . . . 15127 D ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . . 15128 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15128 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 15128 B ZusFr Dr. Marx CDU/CSU . . . . . . 15128 C Verweigerung der Aufnahme illegal Polen verlassender Deutscher in der DDR MdlAnfr A83 23.01.76 Drs 07/4632 Freiherr von Fircks CDU/CSU MdlAnfr A84 23.01.76 Drs 07/4632 Freiherr von Fircks CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB . 15128 D, 15129 A, B ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . . 15129 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 15216 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 15217* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 15081 218. Sitzung Bonn, den 29. Januar 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 216. Sitzung, Seite 14998 D, Zeile 9 von unten ist zu lesen: „Das nehmen Sie . . ."; Seite 14999 D, Zeile 9 von unten ist statt „abzulenken" zu lesen: „abzulehnen" ; Seite 15000 B, Zeile 12 ist statt „zukunftweisend" zu lesen: „zukunftsweisend" ; Seite 15001 B, Zeile 17 ist statt „Teufelskeis" zu lesen: "Teufelskreis". Anlage Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Adams * 30. 1. Ahlers 30. 1. Dr. Achenbach * 30. 1. Dr. Ahrens ** 30. 1. Dr. Aigner * 30. 1. Alber ** 30. 1. Dr. Artzinger * 30. 1. Amrehn ** 30. 1. Dr. Bayerl * 29. 1. Behrendt * 30. 1. Blumenfeld * 29. 1. Frau von Bothmer ** 30. 1. Brandt 30. 1. Breidbach 30. 1. Büchner (Speyer) ** 30. 1. Christ 29. 1. Dr. Dollinger 13. 2. Dr. Enders ** 30. 1. Entrup 13. 2. Prof. Dr. Erhard 30. 1. Fellermaier * 30. 1. Dr. Früh 30. 1. Flämig * 30. 1. Gerlach (Emsland) * 30. 1. Dr. Geßner ** 30. 1. Dr. Gölter ** 30. 1. Haase (Fürth) ** 30. 1. Dr. Holtz ** 30. 1. Hussing 30. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) * 30. 1. Kater 30. 1. Dr. Kempfler " 30. 1. Dr. Klepsch ** 30. 1. Dr. Kreile 30. 1. Kroll-Schlüter 30. 1. Lagershausen ** 3,0. 1. Lange * 30. 1. Lautenschlager * 30. 1. Lemmrich ** 30. 1. Lenzer ** 30. 1. Liedtke 30. 1. Lücker * 30. 1. Marquardt ** 30. 1. Mattick ** 30. 1. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Memmel * 30. 1. Dr. Mende ** 30. 1. Dr. Müller (München) ** 30. 1. Mursch * 30. 1. Frau Dr. Orth 30. 1. Pawelczyk ** 30. 1. Pieroth 30. 1. Richter ** 30. 1. Dr. Schäuble ** 30. 1. Prof. Dr. Schellenberg 30. 1. Schmidt (Kempten) ** 30. 1. Schmidt (München) * 30. 1. Schonhofen 21.2. Dr. Schröder (Düsseldorf) 30. 1. Dr. Schwencke ** 30. 1. Dr. Schwörer * 30. 1. Dr. Schulz (Berlin) * 30. 1. Seibert 30. 1. Sieglerschmidt '* 30. 1. Springorum * 30. 1. Dr. Starke (Franken) * 30. 1. Stücklen 30. 1. Strauß 30. 1. Suck * 30. 1. Tönjes 30. 1. Dr. Vohrer ** 30. 1. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 2. Walkhoff * 30. 1. Walther ** 30. 1. Frau Dr. Walz * 30. 1. Weber (Heidelberg) 30. 1. Wende ** 30. 1. Dr. Wörner 30. 1. Frau Dr. Wolf ** 30. 1. Wolf 30.1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Die schriftlichen Antworten auf die in der Fragestunde nicht mündlich beantworteten Fragen werden als Anlagen zu den Stenographischen Berichten über die 219. bzw. die 220. Sitzung abgedruckt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Mischnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Es ist sowohl eine Frage der Moral wie der Politik, beides, denn im Verhältnis zu Polen können wir beides aus der geschichtlichen Entwicklung heraus leider nicht trennen. Das muß man ganz klar sehen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD) Wenn man das nicht versteht, bedaure ich das.

    Der Kollege Abelein hat hier noch einmal ein paar Punkte aufgeführt und unter anderem davon gesprochen, daß alles, was wir politisch gemacht hätten, reine Schönfärberei sei, daß schöne Sprüche gemacht würden, aber praktisch nichts herauskomme. Der Kollege Marx hat davon gesprochen, daß die Spaltung unangenehmer, bitterer und blutender geworden sei. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wieso im Jahre 1975 3 Millionen Reisende aus der Bundesrepublik in die DDR, 3 Millionen aus West-Berlin nach Ost-Berlin in die DDR, über i Million aus der DDR in die Bundesrepublik, insgesamt 60 000 unter dem Rentenalter die Dinge schlechter gemacht haben sollen, vermag niemand einzusehen, der noch ein bißchen logisch denken kann.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Das Ganze ist doch weiter nichts als der neuerliche Versuch, tatsächliche Erfolge eben doch abstreiten zu wollen, sie zu verkleinern.
    Wir wissen sehr genau, daß damit noch nicht die Freizügigkeit erreicht ist. Wir wissen sehr genau, daß damit die optimalen Ziele, die wir uns setzen, noch nicht erreicht sind. Aber wir haben nie verschwiegen, daß das ein sehr schwieriger, ein sehr langwieriger Weg mit sehr viel Steinen sein wird, den wir zu überwinden haben. Wir halten eine sachliche Auseinandersetzung darüber durchaus für richtig und notwendig; sie kann sehr hilfreich, aber nur dann, wenn man nicht immer wieder das Ganze in Frage stellt, sondern sich überlegt, wie man Punkt für Punkt besser machen kann. Sie stellen immer wieder das Ganze in Frage, statt Punkt für Punkt



    Mischnick
    zu versuchen, da oder dort zu einer besseren Lösung zu kommen.
    Gerade die Verteufelung, die ja in diesem Zusammenhang immer wieder erfolgt, stößt auf ein wachsendes Unverständnis auch bei den Menschen in der DDR, die mit Recht immer wieder mahnen: Wir haben Verständnis, wir wissen, wie notwendig es ist, eine solche Vertragspolitik zu treiben; wir bitten euch aber, darauf aufzupassen, daß die Grundideen dabei nicht über Bord geworfen werden. Dieselben Menschen, die das mahnend zu uns sagen, warnen uns aber auch davor, doch nicht ein Schauspiel zu bieten, in dem sich demokratische Parteien, die an sich einen Grundkonsens haben sollten, bei diesen Fragen gegenseitig so verteufeln, wie das hier oft geschieht.
    Wir wissen ganz genau, wie viele noch warten und wie sehr manche in Sorge sind, daß ihnen bei Besuchen Schwierigkeiten bereitet werden können. Aber das werden wir nicht dadurch überwinden, daß wir die gesamte Vertragspolitik in Frage stellen, sondern wir werden es überwinden können, wenn wir diesen Weg, den wir mit den Verträgen eingeschlagen haben, konsequent weitergehen, ihn ausbauen, Mängel, die bestehen, nicht nur erkennen, sondern sie zu beseitigen versuchen und deutlich machen, daß unsere Grundhaltung, die gesamte deutsche Situation zu sehen, damit nicht etwa über Bord geworfen ist, sondern daß wir nur andere Wege, andere Notwendigkeiten heute in den Vordergrund stellen müssen, als das gestern oder vorgestern als möglich angesehen wurde.
    Ich bin überzeugt: Wer in der Politik für die gesamte Nation auf Dauer die Voraussetzungen dafür erhalten will, daß sich die Menschen in den beiden deutschen Staaten noch als zugehörig zu einer Nation betrachten, muß alles tun, um den Weg fortzusetzen, den wir begonnen haben; denn nur so kann der menschliche Zusammenhalt erhalten bleiben und wieder ausgebaut werden. Der Weg der Konfrontation, der von Ihnen zum Teil gefordert wird, ließe diese Fäden abreißen und würde denjenigen am ehesten die Ernte in die Scheuer schaffen helfen, die eine endgültige Teilung wollen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Das fordert doch niemand! Wieder so eine Unterstellung!)

    Gerade weil wir diese Spaltung auf Dauer überwinden wollen, müssen wir die Verbindungsmöglichkeiten ausbauen, jede Chance nutzen, jeden Schritt wohlüberlegt prüfen, ihn aber bewußt in einer Weise tun, die diese Verbindungsmöglichkeiten verbessern hilft und sie nicht abreißen läßt.
    Wenn Sie darüber einmal nicht nur in Ruhe nachdächten, sondern auch zu einem Ergebnis kämen und Ihre ständigen Versuche, die Deutschland- und Außenpolitik als Hauptthema der innerpolitischen Wahlkampfauseinandersetzungen zu benutzen, beiseite lassen wollten, dann könnten wir nach meiner Überzeugung gemeinsam mehr erreichen, als es heute möglich ist. Es liegt an Ihnen, ob Sie diesen
    Weg freimachen oder weiterhin bei Ihrer Biockierung verharren.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Barche.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hermann Barche


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte von dem sprechen, was in der Deutschlandpolitik durch die sozialliberale Koalition an Positivem geschehen ist, im Gegensatz zu den Ausführungen des Vorsitzenden des innerdeutschen Ausschusses, Herrn Olaf von Wrangel, der nur von dem gesprochen hat, was nicht geschehen ist. Ich könnte mir vorstellen, daß der Vorsitzende dieses Ausschusses, ohne Schaden an seiner politischen Seele zu nehmen, auch von dem hier hätte sprechen können, was dieser Ausschuß an Erleichterungen der mitmenschlichen Beziehungen in all den Jahren gemeinsam mit dem zuständigen Ministerium erreicht hat. Herr von Wrangel, Sie haben aber auch insbesondere die Sozialdemokraten und den Minister für innerdeutsche Fragen, den wir stellen, dazu ermahnt, mehr als bisher an die Vertretungspflicht für ganz Deutschland zu denken. Ich möchte Ihnen dazu dies sagen, Herr von Wrangel: Wenn wir nicht nur die Zeit von 1969 bis heute betrachten, sondern auch einmal in die Geschichte unseres Volkes bis zum Jahre 1918 oder, wenn Sie wollen, noch davor zurückgehen, stellen wir fest, daß es seit der Gründung der Sozialdemokratischen Partei keine Partei in diesem Lande gibt, die in jeder 1 schwierigen Situation dieses Volkes stärker und mehr an Deutschland und an seine Menschen gedacht hat, als die Sozialdemokraten es getan haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich meine, auch das einmal im Laufe dieser Diskussion sagen zu sollen.
    Ich möchte das Folgende besonders an die Adresse jener Kollegen dieses Hauses richten, die gleich mir aus der Generation kommen, die die Weimarer Zeit und den Niedergang der Weimarer Zeit erlebt hat und die Ursachen hierfür am eigenen Leibe mit erfahren hat. Auch damals, in der Zeit von 1918 bis 1933, in der Zeit bis zum Tod dieser ersten deutschen Republik wurde von deutschnationalen und faschistischen Kräften systematisch — ähnlich wie heute — systematisch versucht, die Sozialdemokraten in eine Ecke, in eine kommunistische Ecke zu drängen, was letzten Endes mit dazu geführt hat, daß der Niedergang der Weimarer Republik beschleunigt wurde.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das ist albernes Gerede!)

    Ich warne Sie davor, dieses Spiel weiter zu treiben, mit dem heute der Auftakt zu dem bevorstehenden Bundestagswahlkampf gegeben worden ist. Es könnte für uns alle ein schreckliches Ende nehmen.

    (Beifall bei der SPD — Abg. Baron von Wrangel [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage — Glocke des Präsidenten)




    Barche
    — Nein, ich lasse keine Zwischenfragen zu; die Zeit ist schon zu weit fortgeschritten!

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Nein, er hat doch seine auswendig gelernte Rede!)

    Meine Damen und Herren, ich möchte über das sprechen, was ich anfangs genannt habe, und möchte mich eigentlich nicht noch einmal auf den Altbundeskanzler Adenauer berufen; aber ich muß es tun, um Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, daran zu erinnern, was Sie im Geiste von Konrad Adenauer in Ihrer Deutschlandpolitik von 1949 bis 1969 versäumt haben.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Wir haben darauf gewartet, daß gerade Sie uns das sagen!)

    Ich will auch nicht an die Zitate von Konrad Adenauer aus den frühen fünfziger Jahren erinnern, die belegen, daß er gegenüber westlichen Politikern wegen seiner Politik der Westintegration auf eine Wiedervereinigung Deutschlands verzichtet hat. Ich will aber daran erinnern, daß er, wenn es um die Menschen im anderen Deutschland ging, mahnte, nicht nur an die Grenzprobleme zu denken, sondern an die Menschen, daß er zum Ausdruck brachte, daß das Deutschlandproblem eine menschliche Frage ist, und daß er in seiner Stellungnahme zu Berlin und zu den Brüdern und Schwestern, wie er sich ausdrückte, in der Zone ebenfalls davon sprach, daß menschliche Überlegungen für ihn eine größere Rolle spielten als nationale. Ich glaube, das sollten sich einige Herren, die meinen, diese Politik kritisieren zu müssen, ins Stammbuch schreiben. Ähnliches hat man auch von Ludwig Erhard anläßlich seiner Reise und seines Aufenthaltes in den USA gehört. Lassen Sie mich aber auch an die Regierungserklärung vom 12. April 1967 betreffend die Erleichterung der Lebensverhältnisse erinnern. In dieser Regierungserklärung wird zum Ausdruck gebracht, wie sich damals die Regierung der Großen Koalition unter dem Kollegen Kiesinger die Politik vorstellt. Dort wird von verbesserten Reisemöglichkeiten, vor allem für Verwandte, mit dem Ziel der Entwicklung eines normalen Reiseverkehrs gesprochen, von einer Passierscheinregelung in Berlin und zwischen den Nachbargebieten beider Teile Deutschlands, von einer Erleichterung des Zahlungsverkehrs durch innerdeutsche Verrechnung und beiderseitige Bereitstellung von Reisezahlungsmitteln, von der Erleichterung des Empfangs von Medikamenten und Geschenksendungen und von der Ermöglichung der Familienzusammenführung, insbesondere der Kinderrückführung. Das war im Jahre 1967.
    Dies alles, meine Damen und Herren, was ich eben bewußt zitiert habe, war von jeher die Meinung der SPD in der Deutschlandpolitik und ist insbesondere seit 1969 zur Basis für die Deutschlandpolitik der sozialliberalen Bundesregierung und der sie .tragenden Parteien SPD und FDP geworden. Humanität und Menschlichkeit sind für Sozialdemokraten noch nie leere Lippenbekenntnisse gewesen; sie sind echte Postulate unserer Politik — und das seit mehr als 110 Jahren.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ja, das wollen Sie wahrscheinlich nicht hören. Diese Begriffe sind für Sie fremd. Sie sind auch bestimmend für unsere Deutschlandpolitik, insbesondere wenn es darum geht, das Schicksal und die Lebensverhältnisse der im anderen Teil Deutschlands lebenden Menschen zu erleichtern.
    Meine Damen und Herren, es geht letzten Endes darum, die Lebenslage derjenigen zu erleichtern, die als Folge einer inhumanen und unmenschlichen Politik des deutschen Faschismus nicht nur vom übrigen deutschen Volk getrennt, sondern dadurch auch ausgesperrt von dem freiheitlich-demokratischen Teil Deutschlands, unter einem kommunistischen Zwangssystem leben müssen. Für diese Deutschen und für unsere 2,1 Millionen Westberliner betreiben wir diese Deutschlandpolitik der menschlichen Erleichterungen.
    Wir sind zutiefst davon überzeugt, daß wir gerade mit dieser Politik einen wertvollen Beitrag zur Koexistenz von Staaten unterschiedlicher Gesellschaftssysteme und zur Bewahrung des Friedens in Europa leisten. Die Opposition dieses Hauses sieht seit 1969, seitdem ihr durch die aktive Deutschlandpolitik von Willy Brandt und Helmut Schmidt ihr Versagen auf diesem Gebiet täglich demonstriert wird, ihre Aufgabe darin, alles, was an positiver Entwicklung geschehen ist, madig zu machen und herunterzureißen.
    Was hat unser Volk von den ehemaligen Kanzlern Adenauer, Erhard und Kiesinger gehört? — Schöne Deklarationen und Regierungserklärungen zu dieser Frage, die teilweise die Unterstützung des ganzen Hauses gefunden haben. Im übrigen aber — in der praktischen Politik für menschliche Erleichterungen, für die Verstärkung der mitmenschlichen Beziehungen zwischen den in der Bundesrepublik, insbesondere im Zonengrenzraum, und den in der DDR lebenden Deutschen — haben die CDU und die CSU als in der Regierungsverantwortung stehende Parteien von 1949 bis 1969 sehr wenig getan. Das ist noch milde ausgedrückt. Das wird auch nicht dadurch abgeschwächt, daß in der Deutschlandpolitik und in unserer Politik der mitmenschlichen Erleichterungen von einem Teil Ihrer Fraktion eine andere Haltung eingenommen wurde. Ich darf in diesem Zusammenhang noch einmal an das erinnern, was ich eben aus der Regierungserklärung von 1967 zitiert habe. Ich muß Sie deshalb, auch wenn es teilweise heute schon einige Male angeklungen ist, mit den nüchternen Zahlen strapazieren, was seit 1969 bis zum heutigen Tag geschehen ist.
    Im Telefonverkehr gab es beispielsweise zwischen dem Bundesgebiet und der DDR bis 1970 nur 34 handvermittelte Leitungen. Im April 1975 waren es 278, zum Teil vollautomatisch; zwischen Berlin (West), der DDR und Berlin (Ost) bis 1970 keine, April 1975 411, überwiegend vollautomatisch. Nun können Sie sagen: Was soll das? Aber welche



    Barche
    Bedeutung das Telefonieren für den mitmenschlichen Bereich hat, erleben wir ja in diesen Tagen

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Beim Streit um den Zeittakt!)

    — bei den Diskussionen in unserem Lande über den Zeittakt, Herr Dr. Marx!

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Aber Herr Barche, wir haben die früheren Telefonleitungen ja nicht von unserer Seite abgeschnitten! Das müssen wir auch festhalten!)

    Aus der Bundesrepublik gab es an Personenverkehr in die DDR 1967 1 423 738; 1975 waren es 3 132 491.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Was hat das Ministerium wieder fleißig gearbeitet, um den Abgeordneten mit Material zu versorgen!)

    — Herr Dr. Marx! Die Materialien haben auch Ihre Kollegen aus dem Innerdeutschen Ausschuß, nur werden sie geflissentlich nicht auf den Tisch gelegt. Im Personenverkehr nach Berlin (West) waren es 1967 3 997 386; 1975 mehr als eine Verdoppelung auf 7 196 798! Reisen von West-Berlin nach Ost-Berlin und in die DDR: An Gesamtreisen nicht nur von West- nach Ost-Berlin, sondern auch in die DDR: 1967 keine, von Ostern 1972 bis zum 15. Dezember 1975 10 007 374. Sie können sich Ihre eigenen Gedanken darüber machen. Die Rentnerbesuche aus der DDR in die Bundesrepublik waren allerdings schon seit 1964 möglich. Sie sind von 1967 mit 1 072 000 auf 1 330 000 im Jahre 1975 gestiegen. Reisen von DDR-Bewohnern in die Bundesrepublik, die noch nicht im Rentenalter sind: 1967 keine, 1975 40 442.
    Meine Damen und Herren! Wer wie ich als Zonengrenzwahlkreisabgeordneter unmittelbar seit Jahren und täglich mit den Sorgen der Menschen an der Grenze konfrontiert wird, weiß, was es bedeutet, wenn nach Abschluß des Grundlagenvertrages im grenznahen Verkehr allein 1975 463 190 Bürger aus der Bundesrepublik diese Möglichkeit benutzen konnten, um unmittelbaren Kontakt mit ihren Verwandten im geteilten Deutschland aufnehmen zu können, oder aber auch aus touristischen Gründen in die DDR gereist sind und bei dieser Gelegenheit dazu beigetragen haben, daß die bedrohliche Entwicklung des Auseinanderlebens während des kalten Krieges beendet wurde.
    Nach dem Inkrafttreten des Verkehrsvertrages hat sich der Reiseverkehr von der Bundesrepublik in die DDR weit mehr als verdoppelt. 1969 waren es 1 107 077 Reisen, 1975 3 123 491. Seit Inkrafttreten des Transitabkommens, also seit 43 Monaten, haben insgesamt etwa 48,9 Millionen Westdeutsche und Westberliner die Transitwege benutzt.
    Auf dem Gebiet der Familienzusammenführung — sicher ein Problem, das uns alle am Herzen liegt — konnten auf Grund des Art. 7 des Grundlagenvertrages im ersten Halbjahr 1975 2 500 Erwachsene unterhalb des Rentenalters und 400 Kinder mit ihren Familienangehörigen in der Bundesrepublik bzw. Berlin (West) zusammengeführt werden; von 1964 bis 1969 waren es lediglich 1 904 Personen.

    (Zuruf des Abg. Dr. Marx [CDU/CSU])

    — Ich verstehe Sie nicht, Herr Dr. Marx; Sie müssen lauter reden.
    Seit 1970 konnten 11 500 Personen auf dem Wege der Familienzusammenführung aus der DDR in die Bundesrepublik ausreisen. Ebenfalls seit 1970 konnte für 5 829 politische Häftlinge die Entlassung aus Gefängnissen in der DDR erreicht werden; zu dem menschlichen Problem dieser letzten Zahl hat heute morgen mein Fraktionsvorsitzender Herbert Wehner die notwendigen Ausführungen gemacht.
    Zu den menschlichen Erleichterungen gehört auch — weil auch Maßnahmen der Infrastruktur damit verbunden sind — die Arbeit der Grenzkommission. Wesentliche Verbesserungen im Gesundheitswesen sind erreicht worden, aber auch eine nicht unwesentliche Verbesserung des Versands und der Mitnahme von Geschenken in die DDR.

    (Vors i t z : Vizepräsident Frau Funcke)

    Meine Damen und Herren, es ist nicht möglich, im Rahmen dieser Debatte noch auf die weiteren Verbesserungen einzugehen, die erreicht worden sind. Aber wie sieht dies alles aus der Sicht eines deutschlandpolitischen Experten der Opposition aus? Der Saarländische Rundfunk hatte mit Herrn Professor Abelein ein Interview und stellte ihm folgende Frage:
    Herr Professor Abelein, Sie können doch nicht in Abrede stellen, daß diese Deutschlandpolitik dieser Bundesregierung es zumindest dahin gebracht hat, daß die Begegnungen zwischen Deutschen in beiden Teilen Deutschlands größer geworden sind, daß der Reiseverkehr zunimmt, daß die Menschen sich näherkommen?
    Darauf antwortete Herr Abelein:
    Ich habe immer anerkannt, daß diese Deutschlandpolitik nicht nur Nachteile gebracht hat. Es gibt eine Reihe von Punkten, die die Opposition und selbst ein so harter Kritiker der Bundesregierung, wie ich es bin, anerkannt hat. Die Zahlen auf den Transitwegen sind gestiegen, die Zahlen des Besucherverkehrs von West nach Ost sind gestiegen.
    Aber dann, meine Damen und Herren, kommt wieder der Pferdefuß, kommen wieder die übliche Negation und das Herunterreißen all dessen, was geschehen ist. Und Herr Professor Abelein erhebt den Vorwurf — nicht mit diesen Worten, in denen ich es sage, aber sinngemäß —, daß die Bundesregierung in der Deutschlandpolitik noch nicht die Sterne vom Himmel geholt hat

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Daß sie noch nicht einmal den Dreck herausgekriegt hat aus den Gräben, wo Wehner doch gesagt hat, er wolle ihn mit den Händen herauskratzen!)

    und daß die in der Zeit des kalten Krieges erstellte
    unmenschliche Grenze noch nicht beseitigt ist. —



    Barche
    Herr Dr. Marx, wenn Sie einmal an die Regierung kommen, wünsche ich Ihnen, daß Sie uns dann demonstrieren, wie Sie alles das, was wir heute noch nicht erreicht haben, erreichen werden.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Herr Barche, wir werden den Mund nicht so voll nehmen!)

    Dazu wünsche ich Ihnen viel Glück! Und ich glaube, Herr Dr. Marx, Sie unterschätzen das System auf der anderen Seite.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Keineswegs!)

    — Das tun Sie auf jeden Fall; sonst würden Sie wahrscheinlich den Leistungen der sozial-liberalen Koalition auf diesem Gebiet der Deutschlandpolitik und auf diesem Gebiet der menschlichen Erleichterungen eine höhere Anerkennung zuteil werden lassen, als Sie es seit Jahren und auch heute tun.
    Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, haben bisher noch nicht bewiesen, daß Sie die uns alle bedrückenden Probleme der Deutschlandpolitik mit mehr Menschlichkeit und besserem politischen Sachverstand lösen können, als es die sozial-liberale Koalition seit 1969 mit Erfolg versucht und getan hat. Wir Sozialdemokraten und die von uns geführte Regierung erbringen keine Vorleistungen für ein Gesellschaftssystem, das nicht das unsere sein kann. Wer uns das unterstellt, dem muß man bewußte Demagogie vorwerfen. Wir machen eine Politik für die Menschen, die mit uns das Schicksal des geteilten Deutschlands teilen müssen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)