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ID0721818600

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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 218. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 Inhalt: Nachruf auf den früheren Abg. und Vizepräsidenten Schoettle . . . . . . . 15081 A Erklärung der Bundesregierung Schmidt, Bundeskanzler 15081 D Beratung des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung betr. Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1974 — Drucksachen 7/2423, 7/4158 — in Verbindung mit Beratung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU betr. Menschenrechtsbericht der Bundesregierung — Drucksache 7/4616 — in Verbindung mit Beratung der Empfehlungen und Entschließungen der Nordatlantischen Versammlung bei ihrer 21. Jahrestagung vom 21. bis 26. September 1975 in Kopenhagen — Drucksache 7/4241 — Dr. Carstens (Fehmarn) CDU/CSU . . . 15094 A Wehner SPD 15103 D Hoppe FDP 15109 B Genscher, Bundesminister AA . . . . 15129 B Dr. Marx CDU/CSU 15135 C, 15213 C Mattick SPD 15145 C Dr. Bangemann FDP 15151 A Dr. Abelein CDU/CSU . . . . . . . 15157 B Höhmann SPD . . . . . . . . . . 15163 A Graf Stauffenberg CDU/CSU . . . . . 15168 A Franke, Bundesminister BMB . . . . 15171 C Baron von Wrangel CDU/CSU . . . . 15178 D Mischnick FDP . . . . . . . . . . 15181 B Barche SPD .. . . . 15186 C Dr. Gradl CDU/CSU 15189 B Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU . . . . 15192 D Wohlrabe CDU/CSU . . . . . . . . 15195 C Grimming SPD . . . . . . . . . . 15199 A Kunz (Berlin) CDU/CSU . . . . . . 15202 C Böhm (Melsungen) CDU/CSU 15205 D Jäger (Wangen) CDU/CSU 15208 D Dr. Arndt (Hamburg) SPD . . . . . . 15211 C lI Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 Beratung des Berichts und des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Kreutzmann, Barche, Büchler (Hof), Zebisch, Niegel, Böhm (Melsungen), Hösl, Dr. Warnke, Wolfgramm (Göttingen) und Genossen betr. Förderung des Zonenrandgebietes — Drucksachen 7/4117, 7/4422 —in Verbindung mit Beratung des Berichts und des Antrags des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung über den erweiterten Verkehrswegeplan für das Zonenrandgebiet hier: Bericht des Bundesministers für Verkehr 1974 über den Fortgang der Verkehrserschließung des Zonenrandgebietes — Drucksachen 7/2992, 7/4471 — 15215 A Beratung des Berichts und des Antrags des Innenausschusses zu der Unterrichtung durch das Europäische Parlament betr. allgemeine unmittelbare Wahlen der Mitglieder des Europäischen Parlaments Drucksachen 7/3366, 7/3768 — Dr. Kempfler CDU/CSU . . . . . . . 15215 C Fragestunde — Drucksache 7/4632 vom 23. 1. 1976 — Verhalten des Staatsministers Moersch in der Fragestunde des Deutschen Bundestages MdlAnfr A93 23.01.76 Drs 07/4632 Jäger (Wangen) CDU/CSU Antw PStSekr Frau Schlei BKA 15115 D, 15116A, B, C, D, 15117 A ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . . 15116 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 15116 B ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU 15116 C ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . 15116 C ZusFr Niegel CDU/CSU 15116 D ZusFr Seiters CDU/CSU 15117 A Lieferung von Schützenpanzern durch die Firma Rheinstahl über ihre belgische Zweigniederlassung an Saudi-Arabien sowie Genehmigung der Ausfuhr MdlAnfr A96 23.01.76 Drs 07/4632 Hansen SPD MdlAnfr A97 23.01.76 Drs 07/4632 Hansen SPD Antw StMin Moersch AA . . . . 15117 B, C, D, 15118A, B, C, D, 15119 B ZusFr Hansen SPD . . . . 15117 C, D, 15118 B ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 15118 B ZusFr Haase (Kassel) CDU/CSU . . . 15118 C, D ZusFr Dr. Kliesing CDU/CSU 15119 A Einstellung der Bundesregierung zu den Empfehlungen der deutsch-polnischen Schulbuchkonferenz MdlAnfr A99 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hupka CDU/CSU MdlAnfr A100 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hupka CDU/CSU Antw StMin Moersch AA . . . . 15119 B, C, D, 15120 A, B, C, D, 15121 C, D, 15122 A ZusFr Dr. Hupka CDU/CSU . 15119 C, D, 15120 D, 15121 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU 15119 D, 15122 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU . . 15120 A, 15121 D ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . . 15120 B Höhe der aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" und den Konjunkturprogrammen nach Ostfriesland seit 1970 vergebenen Mittel MdlAnfr A46 23.01.76 Drs 07/4632 Tietjen SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . . 15122 C, 15123 B ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . 15123 A, B Umfang der Exporte von wirtschaftlichen Gütern in osteuropäische Länder seit 1970 MdlAnfr A47 23.01.76 Drs 07/4632 Tietjen SPD Antw PStSekr Grüner BMWi . 15123 C, 15124 A, B ZusFr Tietjen SPD . . . . . . . . . 15123 D ZusFr Ey CDU/CSU . . . . . . . . . 15124 A ZusFr Dr. Czaja CDU/CSU 15124 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15124 B Zweckmäßigkeit nur eines Werkstattyps für Behinderte sowie Untersuchung des Zusammenbringens von geistig Behinderten und geistig nicht Behinderten MdlAnfr A51 23.01.76 Drs 07/4632 Burger CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 15124 C, 15125 A ZusFr Burger CDU/CSU . . . . 15124 D, 15125 A Wegfall von Waisenrente, Krankenversicherung und Kindergeld für Abiturienten ohne Studien- oder Ausbildungsplatz MdlAnfr A55 23.01.76 Drs 07/4632 Rollmann CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA 15125 B, D, 15126 A ZusFr Rollmann CDU/CSU . . . . . . 15125 D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 III Einsetzung für die Anerkennung der witterungsbedingten Arbeitsausfälle an den als deutsches Hoheitsgebiet geltenden Baustellen der Staustufe Iffezheim auf französischem Boden MdlAnfr A56 23.01.76 Drs 07/4632 Dr. Hauser (Sasbach) CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . . . . . 15126 A Anerkennung von nicht über die vorgeschriebene Mindestzahl von Plätzen verfügende Werkstätten für Behinderte, damit die hier tätigen Behinderten in den Genuß des Gesetzes über die Sozialversicherung Behinderter kommen MdlAnfr A57 23.01.76 Drs 07/4632 Geisenhofer CDU/CSU Antw PStSekr Buschfort BMA . 15126 C, 15127 A ZusFr Geisenhofer CDU/CSU . . . . . . 15127 A Darstellung der Zwangskollektivierung der Bauern in der DDR im Kalender „Blick in die DDR" MdlAnfr A69 23.01.76 Drs 07/4632 Eigen CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB 15127 B, D, 15128 A, B, C ZusFr Eigen CDU/CSU . . . . . . . . 15127 D ZusFr Frau Berger (Berlin) CDU/CSU . . 15128 A ZusFr Stahl (Kempen) SPD 15128 B ZusFr Jäger (Wangen) CDU/CSU . . . 15128 B ZusFr Dr. Marx CDU/CSU . . . . . . 15128 C Verweigerung der Aufnahme illegal Polen verlassender Deutscher in der DDR MdlAnfr A83 23.01.76 Drs 07/4632 Freiherr von Fircks CDU/CSU MdlAnfr A84 23.01.76 Drs 07/4632 Freiherr von Fircks CDU/CSU Antw PStSekr Herold BMB . 15128 D, 15129 A, B ZusFr Freiherr von Fircks CDU/CSU . . . 15129 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . 15216 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 15217* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 218. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 29. Januar 1976 15081 218. Sitzung Bonn, den 29. Januar 1976 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 216. Sitzung, Seite 14998 D, Zeile 9 von unten ist zu lesen: „Das nehmen Sie . . ."; Seite 14999 D, Zeile 9 von unten ist statt „abzulenken" zu lesen: „abzulehnen" ; Seite 15000 B, Zeile 12 ist statt „zukunftweisend" zu lesen: „zukunftsweisend" ; Seite 15001 B, Zeile 17 ist statt „Teufelskeis" zu lesen: "Teufelskreis". Anlage Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Adams * 30. 1. Ahlers 30. 1. Dr. Achenbach * 30. 1. Dr. Ahrens ** 30. 1. Dr. Aigner * 30. 1. Alber ** 30. 1. Dr. Artzinger * 30. 1. Amrehn ** 30. 1. Dr. Bayerl * 29. 1. Behrendt * 30. 1. Blumenfeld * 29. 1. Frau von Bothmer ** 30. 1. Brandt 30. 1. Breidbach 30. 1. Büchner (Speyer) ** 30. 1. Christ 29. 1. Dr. Dollinger 13. 2. Dr. Enders ** 30. 1. Entrup 13. 2. Prof. Dr. Erhard 30. 1. Fellermaier * 30. 1. Dr. Früh 30. 1. Flämig * 30. 1. Gerlach (Emsland) * 30. 1. Dr. Geßner ** 30. 1. Dr. Gölter ** 30. 1. Haase (Fürth) ** 30. 1. Dr. Holtz ** 30. 1. Hussing 30. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) * 30. 1. Kater 30. 1. Dr. Kempfler " 30. 1. Dr. Klepsch ** 30. 1. Dr. Kreile 30. 1. Kroll-Schlüter 30. 1. Lagershausen ** 3,0. 1. Lange * 30. 1. Lautenschlager * 30. 1. Lemmrich ** 30. 1. Lenzer ** 30. 1. Liedtke 30. 1. Lücker * 30. 1. Marquardt ** 30. 1. Mattick ** 30. 1. Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Memmel * 30. 1. Dr. Mende ** 30. 1. Dr. Müller (München) ** 30. 1. Mursch * 30. 1. Frau Dr. Orth 30. 1. Pawelczyk ** 30. 1. Pieroth 30. 1. Richter ** 30. 1. Dr. Schäuble ** 30. 1. Prof. Dr. Schellenberg 30. 1. Schmidt (Kempten) ** 30. 1. Schmidt (München) * 30. 1. Schonhofen 21.2. Dr. Schröder (Düsseldorf) 30. 1. Dr. Schwencke ** 30. 1. Dr. Schwörer * 30. 1. Dr. Schulz (Berlin) * 30. 1. Seibert 30. 1. Sieglerschmidt '* 30. 1. Springorum * 30. 1. Dr. Starke (Franken) * 30. 1. Stücklen 30. 1. Strauß 30. 1. Suck * 30. 1. Tönjes 30. 1. Dr. Vohrer ** 30. 1. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 21. 2. Walkhoff * 30. 1. Walther ** 30. 1. Frau Dr. Walz * 30. 1. Weber (Heidelberg) 30. 1. Wende ** 30. 1. Dr. Wörner 30. 1. Frau Dr. Wolf ** 30. 1. Wolf 30.1. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Die schriftlichen Antworten auf die in der Fragestunde nicht mündlich beantworteten Fragen werden als Anlagen zu den Stenographischen Berichten über die 219. bzw. die 220. Sitzung abgedruckt.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


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    Herr Kollege, das habe ich überhaupt nicht in Abrede zu stellen oder zu bestreiten.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das ist der große Erfolg!)

    — Entschuldigen Sie, zwischen dem absoluten Erfolg und den Schritten dahin besteht ein großer Unterschied, das gebe ich gerne zu.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Aber Sie beschimpfen doch die Bevölkerung hier! Halten Sie dem doch einmal entgegen, was Sie soeben gesagt haben!)

    — So ist das nicht. Es gibt auch viele Millionen, die drüben dankbar für jeden Besuch sind. Fragen Sie doch einmal die anderen, oder nehmen Sie einmal die Berichte zur Hand, die Sie auch bekommen oder die Sie selbst geben können.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Nehmen Sie die vielen Zeichen des Dankes mit entgegen, die uns entgegengebracht werden, daß wir nicht vergessen. Ich sage wir, und damit meine ich uns alle. Steigen Sie ein, Sie haben noch viel vor sich.
    Ich muß noch einmal auf die bei Ihnen fehlende deutschlandpolitische Konzeption zurückkommen. Wir wissen von der deutschlandpolitischen Vorstellungswelt der Opposition nur, daß sie die jetzige Politik in Bausch und Bogen rundheraus ablehnt, wobei in Bausch und Bogen heißt: sowohl grundsätzlich, vom Ansatz her, als auch in der Durchführung. Es gibt genügend Zitate, die das zweifelsfrei belegen.
    Nun beteuert aber die Opposition hin und wieder, auch sie erkenne die Gültigkeit der geschlossenen Verträge an, also auch des Grundlagenvertrages mit der DDR.

    (Baron von Wrangel [CDU/CSU] : Natürlich!)

    Wenn dieser Vertrag grundsätzlich, im Ansatz, schon falsch ist, jedenfalls nach Ihrer Meinung, meine Damen und Herren, muß die Frage erlaubt sein, wie Sie dann darauf eine richtige Politik aufbauen wollen. Dann müssen Sie konsequenterweise dabei bleiben und auch diesen Vertrag in Zweifel ziehen und als nicht existierend betrachten.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Oh! Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Was haben Sie für ein Rechtsverständnis? — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Die Sozialdemokraten würden das machen, natürlich! — Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Wir halten geschlossene Verträge, auch wenn sie schlecht sind! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Sehen Sie, meine Damen und Herren, es ist doch widersprüchlich, wenn Sie behaupten, Sie seien



    Bundesminister Franke
    grundsätzlich und überhaupt gegen die jetzige Deutschlandpolitik, und wenn Sie sich gleichzeitig anheischig machen, die Entwicklung der Beziehungen mit der DDR und die Politik der Entspannung, wie sie diese Regierung im Sinn hat, besser praktizieren zu können. Mit dieser Doppelbödigkeit und gespaltenen Argumentation sind Sie schon einmal gescheitert.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Doppelbödigkeit bei Ihrem Rechtsverständnis, Herr Minister!)

    Wir werden dafür sorgen, daß Sie auch beim zweiten Versuch damit keinen Erfolg haben.
    Was wollen Sie erreichen? Sie wollen zum einen den Beifall und die Stimmen derer auf sich lenken, die die Deutschland- und Ostpolitik seit 1969 grundsätzlich ablehnen, weil sie geistig in den 50er Jahren stehengeblieben sind.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    - Ja, natürlich, die Ihnen da folgen sollen.

    (Zurufe der Abg. Kunz [Berlin] [CDU/CSU] und Jäger [Wangen] [CDU/CSU])

    Zum anderen wollen Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, den Anschluß an die vernünftige Mehrheit nicht verlieren. Darum sprechen Sie, wenn es um Reiseverkehr geht, nicht mehr so gedämpft. Ich habe noch das Wort vom „Rinnsal" im Ohr, dessen weitere Verwendung bei über drei Millionen Reisenden im Jahr doch ziemlich unglaubwürdig wäre. Statt dessen schwingen Sie sich auf den Wagen, indem Sie die Bevölkerung aufrufen, die von der Bundesregierung geschaffenen Reiseerleichterungen zu nutzen.

    (Zuruf des Abg. Böhm [Melsungen] [CDU/ CSU])

    Ich begrüße das. Die Bundesregierung freut sich über diesen Appell, vor allen Dingen deswegen, weil uns noch in frischer Erinnerung ist, wie die Voraussetzungen für diese Erleichterungen gegen Ihren Widerstand, gegen Ihren Willen, von der sozialliberalen Koalition erkämpft werden mußten.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Das stimmt doch nicht! — Kunz [Berlin] [CDU/CSU] : Verkehrsvertrag! — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Verkehrsvertrag! Das ist unwahr, Herr Minister, absolut unwahr, was Sie da sagen! — Dr. Jenninger [CDU/CSU]: Das glauben Sie selbst nicht!)

    So ist das. Es gibt sonst allerdings nicht sehr viele Zeichen besserer Einsicht. Sie tun alles, Sie lassen sich keine Gelegenheit entgehen, um unserer Politik Stolperdrähte in den Weg zu spannen. Wie oft haben Sie allein im Laufe des letzten Jahres versucht, die Bundesregierung in Aktionen zu treiben, die der Verhandlungspolitik schädlich sind? Ich erinnere nur an Ihre Forderungen im Zusammenhang mit den sogenannten Zwangsadoptionen. Schon die unbelehrbare Beharrlichkeit, mit der Sie an dem Ausdruck „Zwangsadoptionen" festhielten, spricht für sich.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Ah, ja, das hat uns gerade noch gefehlt! Zuruf des Abg. van Delden [CDU/CSU] sowie weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen habe ich dieses Problem an vielen Einzelbeispielen erläutert. Kein teilnehmender Kollege hat nach dieser Information den Begriff Zwangsadoption in Verbindung mit den zur Diskussion stehenden Fällen aufrechterhalten können. Zum Teil spielten bei diesen Fällen kriminelle Gesichtspunkte eine Rolle, die bei uns genauso dazu führen würden, den Eltern das Erziehungsrecht abzusprechen. Bringen Sie das nicht durcheinander.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Republikflucht!)

    Und noch eines dazu. Von Ihnen wurde in Anspruch genommen, daß der laute Protest zum Erfolg geführt habe. Das Gegenteil ist der Fall.

    (Lachen und Widerspruch bei der CDU/CSU — Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Erzählen Sie uns doch keine Märchen!)

    — Natürlich! Herr Filbinger hat einmal ein Brautpaar zusammengebracht. Ich habe daraufhin eigentlich all die schwierigen Fälle, die Sie mir der Reihe nach antragen, an Herrn Filbinger weiterleiten wollen. Er hätte sich dafür sehr bedankt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Marx [CDU/CSU] : Sie sind doch der innerdeutsche Minister!)

    Es ist einfach unerhört, so zu tun, als wenn Sie etwas bewegen könnten, obwohl wir seit vielen Jahren, angefangen zur Zeit anderer Bundesminister, bemüht waren, den Menschen mit der entsprechenden Diskretion zu helfen. Inzwischen sind es Tausende, denen geholfen werden konnte. Sie selber tragen Fälle an mich heran, in denen es mir zweifelhaft erscheint, ob wir uns bemühen sollten. Darunter befinden sich offensichtlich auch kriminell Belastete.
    Sehen Sie, was mich bei dieser ganzen Geschichte am meisten stört: Wenn wir aus der DDR Leute freibekommen haben — zu Weihnachten sogar eine Sonderquote —, dann steht hier in den Zeitungen, da sei wieder eine Garde von 90 kriminell Verdächtigen abgeschoben worden. Schlimmer kann die Diffamierung dieser Erfolgsbemühungen um die einzelnen Menschen doch wohl nicht sein.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Jeder einzelne von den Zehntausenden, die wir seit 1969 — Jahr für .Jahr sind es mehr geworden — herausgeholt haben, waren Einzelfälle und taugen nicht für eine schablonenhafte Betrachtungsweise.

    (van Delden [CDU/CSU] : Was können wir dafür, was in den Zeitungen steht?)

    — Das habe ich Ihnen auch nicht unterstellt, daß Sie etwas dafür können.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)




    Bundesminister Franke
    — Nein, ich habe das nur kritisiert. Das darf ich doch wohl. Das entspricht aber doch der Mentalität, die da in einem Klima gewachsen ist, das nicht nur von einem unverständigen Journalisten produziert wurde; sondern es gibt ja wohl auch Leute, die ihrem Herrn und Brotgeber besonders gefällig sein wollen und dann solche Dinge konstruieren, um vielleicht ein bißchen mehr Zeilengeld zu bekommen.

    (Böhm [Melsungen] [CDU/CSU] : Das ist das Klima, das Sie produzieren!)

    — Nein! Wir haben gesagt: Jeder Deutsche wird von uns betreut, und unsere Sorgepflicht gilt jedem. Wenn wir unterscheiden und uns anmaßen würden, die Urteilsmaßstäbe, die dort drüben angewandt werden, zu übernehmen, dann müßten wir in der Tat manchen als Kriminellen einstufen. Für uns ist das kein Maßstab, sondern für uns spielen die Verpflichtungen, die wir haben, eine Rolle.
    Lassen Sie uns dieses Thema bitte in Zukunft aus der öffentlichen Auseinandersetzung heraushalten! Das ist unerträglich! Wir bekommen von Jahr zu Jahr — das sind Folgewirkungen unserer Vertragspolitik — mehr Menschen frei. Wir mögen es beklagen, daß die Freizügigkeit dort drüben nicht gegeben ist. Sie ist nicht da. Wir können sie nicht erzwingen. Dann lassen Sie uns aber die Wege beschreiten, die wir beschreiten können, um es wenigstens vielen einzelnen zu ermöglichen, bei uns zu sein.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Sie können doch nicht leugnen, daß bei den Zwangsadoptionen der Protest der freien Welt etwas genützt hat!)

    — Natürlich hat der öffentliche Protest nichts verhindert. Sie müssen den Hintergrund kennen. Sie, Herr Kollege Jäger, wissen besonders gut, daß wir im Ausschuß sehr oft berichten, wie die Verhandlungsstränge laufen. Wir haben manchem Bescheid geben müssen: Dein besonderer Fall kann noch nicht schlüssig beantwortet werden; schwierige Ermittlungen müssen angestellt werden. Das dauert manchmal jahrelang.
    Ich will Ihnen etwas sagen: Wir haben auch die Kinder nicht vergessen, die während des Mauerbaus im Jahre 1961 von ihren Eltern getrennt wurden. Die haben wir zu Hunderten erst in den Jahren 1972 und 1974 freibekommen. Wir haben sie nicht vergessen, auch wenn es viele Jahre dauerte.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Nennen Sie mir einen Fall, in dem es in Verbindung mit der Flucht aus der DDR oder einem Fluchtversuch zu einer Zwangsadoption gekommen ist! Bringen Sie mir einen konkreten Fall, in dem es eine Zwangsadoption gegeben hat! Darum werden wir uns kümmern. Wir haben solch einen Fall nicht. Zwar gibt es seit dem Jahre 1965 das Familiengesetzbuch der DDR, das solche Möglichkeiten zuläßt. Soweit ich weiß, waren Sie damals an der Regierung beteiligt. Ich habe nicht in Erinnerung, daß Sie damals, als die Anfänge hierzu gemacht
    wurden, überhaupt protestiert oder Krach geschlagen hätten. Damals haben Sie das hingenommen,

    (Beifall bei der SPD und FDP)

    oder Sie haben es nicht verhindern können. Aber sehen Sie einmal: Es hat doch keinen Zweck, daß wir uns das so vorrechnen: Ich wollte nur einmal mit Ihnen Tacheles reden, damit Sie wissen, daß Sie Ihre Dinge nicht so gut in Ordnung hatten, wie Sie das immer meinen. Sie glauben, Sie könnten hier berechtigterweise als Ankläger auftreten.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU]: Hat denn der Bundeskanzler hier von Zwangsadoptionen gesprochen, oder hat er nicht davon gesprochen?)

    — Er hat über dieses Thema gesprochen!

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Natürlich von Zwangsadoptionen! Und Sie sagen, es hätte gar keinen solchen Fall gegeben! — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Informieren Sie zunächst einmal den Bundeskanzler!)

    — Sehr geehrter Herr Kollege Jäger, Sie waren stundenlang dabei, als ich das Thema behandelt habe. Es gibt keinen Fall von Adoption oder der Übertragung des Sorgerechts auf andere und von Zwangsadoption als zusätzliche Strafe für Republikflucht oder für den Versuch der Republikflucht, wie es drüben heißt. Bringen Sie den bei! Sie werden sehen, daß wir das korrigieren, wenn Sie überhaupt einen solchen Fall finden.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sagen Sie das zunächst mal dem Bundeskanzler! Er hat heute morgen etwas dazu gesagt! — Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Er hat heute morgen davon gesprochen!)

    — Wir haben in engster Verbindung die Formulierung miteinander abgesprochen. Was soll denn das, sich an diesen Dingen jetzt aufhängen zu wollen? Nehmen Sie mir das bitte ab!
    Meine Damen und Herren, bis vor etwa einem Jahr bekämpfte die Opposition unsere Deutschlandpolitik mit dem Argument, sie sei gescheitert. Zahlen ließ sie nicht gelten, obwohl doch diese Zahlen einwandfrei belegen, daß infolge unserer Vertragspolitik die menschlichen Kontakte in Deutschland einen enormen Aufschwung genommen haben. Die Vertragspolitik dieser Bundesregierung hat die jahrelang ruinösen Verfallsentwicklungen im Bereich der menschlichen Kontakte nicht nur zum Stehen gebracht, sondern wieder ins Positive, in eine steigende Tendenz, umgewandelt. Das ist die Wahrheit, das kann von niemandem bestritten werden. Das entspricht genau der erklärten Absicht, in der wir unsere Politik vor sechs Jahren begonnen haben. Hier geschieht in Wirklichkeit etwas für die Nation, was für ihren Zusammenhalt unendlich wertvoller und wirksamer ist als alle politischen und programmatischen Erklärungen von offizieller Seite. Und ich meine hier alle Seiten, unsere Seite eingeschlossen.



    Bundesminister Franke
    Seit einem Jahr etwa glaubt die Opposition, nun endlich das Patentrezept gefunden zu haben, wie sich die Politik für die Menschen im geteilten Deutschland am besten diffamieren und untergraben lasse, mit dem Argument nämlich, sie koste zuviel Geld. Das klang hier auch den ganzen Nachmittag wieder durch. Dabei spielt es keine Rolle, wofür das Geld ausgegeben wird. Hauptsache, es geht an die DDR, wobei schon nicht mehr interessiert, daß diese dafür Bauleistungen erbringt. Es interessiert letztlich auch nicht, daß diese zu erbringenden Bauleistungen für eine der wichtigsten Lebensadern Berlins bestimmt sind. Ihnen ist jedes Mittel recht, um zu versuchen, an dieser Politik herumzuknabbern,

    (Beifall bei der SPD)

    auf der einen Seite so, und auf der anderen Seite so! Dies werden wir nicht mehr zulassen!
    Auch beim innerdeutschen Handel wird mittlerweile das Geld-Argument strapaziert. Wir haben an diesem Handel auch und vor allem ein politisches Interesse; deshalb fördern wir ihn aus öffentlichen Mitteln. In der Argumentation der Opposition wird daraus eine Förderaktion für das kommunistische Regime in der DDR. Wie soll man da trennen? Wir wissen nur, daß die Deutschen in der DDR den höchsten Lebensstandard innerhalb des Ostblocks haben. Das liegt sicher nicht am innerdeutschen Handel. Ihren Lebensstandard verdanken unsere Landsleute in der DDR ihrer eigenen harten Arbeit. Er ist durch und durch selbst verdient. Aber trotzdem dürfen wir uns in der Bundesrepublik sagen, daß die Bedingungen des innerdeutschen Handels ergänzend hinzukommen und so zum volkswirtschaftlichen Gesamtergebnis der DDR mit beitragen.
    Alle diese Tatsachen und Erwägungen gehen in der finanzpolitischen Agitation der Opposition einfach unter. Ob Berlin oder der innerdeutsche Handel oder auch der Transitverkehr: Für die Ablehnung genügt, daß dabei Geld an die DDR gezahlt wird. Ich bin sehr dafür, jeden Pfennig umzudrehen, auch in Verhandlungen mit der DDR. Aber ich bin dagegen, jede Ausgabe schon deshalb abzulehnen, weil auch die DDR davon einen Nutzen oder Profit hat.

    (Jäger [Wangen] [CDU/CSU] : Wenn es um unbequeme Organisationen geht, drehen Sie jeden Pfennig um!)

    Mit diesem Argument kann jedes Verhandlungsergebnis abgelehnt und fertiggemacht werden und die öffentliche Meinung dagegen aufgewiegelt werden. Ich habe das schon einmal angedeutet, welche Auswirkungen das dann hat. Auf diese Weise kann allmählich hier in der Bundesrepublik ein Klima erzeugt werden, in dem die Interessen der Menschen bei uns und in der DDR, die Interessen der Nation, die Interessen Berlins und die Interessen der humanitär betroffenen Menschen rigoros untergepflügt werden. Diese Gefahr besteht; ich habe schon öfter darauf hingewiesen. Ich meine, sie muß besonders in einer Debatte über die Lage der Nation beim Namen genannt werden.
    Ferner muß ich auch hier nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres und der letzten Jahre überhaupt festhalten: Die Opposition hat auf Biegen und Brechen die Einleitung unserer Deutschlandpolitik bekämpft. Ebenso bekämpft sie jetzt die Durchführung dieser Politik. Ihre Aktionen und Argumente lassen keine eigenständige deutschlandpolitische Konzeption erkennen. Die Mischung aus Geschrei und Verhandlungen, die sie der Bundesregierung immer wieder andienen will, ist ein unbrauchbarer Verschnitt aus Komponenten, die sich gegenseitig ausschließen.

    (Sehr richtig! bei der SPD)

    Den Aktionen und Reaktionen der Opposition liegt offensichtlich nur e i n durchgängiges Moment zugrunde: das ist die Absicht, die Verhandlungspolitik der Bundesregierung, die notwendigerweise mit Kompromissen arbeiten muß, zu stören, zu behindern, zu diskreditieren. Diesem Zweck dient auch die Kritik der Opposition an der deutschlandpolitischen Öffentlichkeitsarbeit. Diese läßt sich in sachlicher Diskussion aber jederzeit rechtfertigen.
    Ein besonders übles Beispiel für unsachliche Kritik in dieser Richtung bot erst gestern Herr Wohlrabe. Als Mitglied des Haushaltsausschusses wissen Sie ja, Herr Kollege Wohlrabe, sehr wohl, daß unser Angebot an Informationen, Material und Unterlagen der Art seit Jahren einen Zuspruch findet, den sich das Ministerium zu Zeiten der CDU-Minister nur erträumen konnte. Es ist auch keineswegs so, daß wir nur qualifiziertes Material für Wissenschaftler und Experten herausbringen, obwohl wir uns über das sicherlich unbeabsichtigte Kompliment, das in Ihrer Aussage lag, natürlich freuen; denn es ist ja wichtig, gerade Experten und Spezialisten besonderes Material an die Hand zu geben.

    (Wohlrabe [CDU/CSU] : Material wurde an vorgefertigte Adressen verteilt!)

    — Wollen Sie die deutschlandpolitische Diskussion fördern oder nicht? Dann müssen wir eben ein vielschichtiges Angebot bringen,

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    ja sogar provokativ sein. Wenn Sie sich nur empören, hat das dazu beigetragen, daß jetzt auf ein gewisses Informationsmittel Nachdruck gelegt werden muß. Wir sind Ihnen für diese Hilfe durchaus dankbar.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Ich habe auch aus Ihren Reihen Briefe zugeschickt bekommen, in denen man sich für den interessanten Kalender bedankt hat. Dazu möchte ich sagen: Das geschieht nicht nur, weil wir in der Karnevalszeit leben, sondern wahrscheinlich auch deshalb, weil auch da eine eigene Urteilskraft besteht

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sie müssen das mal ironisch lesen!)

    und man erkennt, daß es Dinge gibt, die man zusammen machen sollte.
    Aber soviel ist sicher richtig: Unsere Veröffentlichungen sind weitaus weniger reißerisch, als es Titel versprechen, mit denen zu CDU-Zeiten deutsch-



    Bundesminister Franke
    landpolitische Öffentlichkeitsarbeit getrieben wurde. Ich zitiere einige dieser Titel, damit wir Vergleiche haben. Passen Sie einmal auf, wie das heißt:
    „Dreimal durch den Zaun", „Rote Sterne glühen", „Ich floh in Casablanca", „Die Chruschtschow-Orgel" , „Den ich küssen werde".

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Kennen Sie noch „Rote Sterne glühen" mit den Gedichten aus der DDR? Was haben Sie dagegen? — Wohlrabe [CDU/CSU] : Er hat das nie gelesen, der Minister! — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Der weiß gar nicht, was das ist!)

    — Ich will Ihnen mal etwas sagen! Ich hätte das nie gelesen?

    (Wohlrabe [CDU/CSU] : Das ist so ein Quatsch, was Sie erzählen!)

    — Ich habe Ihnen eben gesagt, daß wir diese Titel — —

    (Weitere Zurufe von der CDU/CSU) — Entschuldigen Sie einmal!


    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das ist die Überschrift eines Gedichts aus der DDR!)

    — Ich habe das im einzelnen ja gar nicht qualifiziert! Ich habe nur dargestellt, daß wir die Dinge nicht so reißerisch behandeln. Ich gebe gerne zu, daß wir da nicht mithalten können und wollen. Diese Art von Information über die DDR haben wir tatsächlich eingestellt.
    Aber mindestens ebenso unbegründet wie die Kritik an unserer Öffentlichkeitsarbeit ist das, was der Oppositionsvertreter, Herr Wohlrabed, gestern über die angeblichen Haushaltskürzungen beim Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen verbreitet hat.

    (Wohlrabe [CDU/CSU] : Lesen Sie doch die Zahlen! Die Zahl ist doch von niemandem bestritten worden!)

    — Sie sprachen von einer Schrumpfung um 28 °/o

    (Wohlrabe [CDU/CSU] : Um 25 Millionen!)

    — 28 °/o! — und knüpfen daran abwegige politische Spekulationen wie die, daß der Bundeskanzler sich damit dem Willen der DDR beuge, weniger im innerdeutschen Bereich zu unternehmen. Tatsächlich liegt der Ansatz des Einzelplans 27 für 1976 um einige Prozente unter den vergleichbaren Ist-Ausgaben des Vorjahres. Dieser Rückgang erklärt sich aus der allgemeinen Spartendenz des Bundeshaushaltes 1976, die von der Opposition mitgetragen wird. Ich berufe mich jetzt noch auf die Gemeinsamkeit. Auf die 28 °/o Schrumpfung kommt der Herr Oppositionssprecher durch schiere Manipulation, indem er Zahlen vergleicht, die nicht vergleichbar sind.
    Die Mitglieder des Haushaltsausschusses wissen genau, wovon ich spreche. Hören Sie zu, Herr Wohlrabe: Seit 1964 sind in den IstAusgaben des Ministeriums Jahr für Jahr für bestimmte Zwecke überplanmäßige Ausgaben enthalten, die aus bestimmten Gründen nicht offen im Haushaltsplan eingesetzt werden können.

    (Wohlrabe [CDU/CSU] : Das hat doch niemand bestritten!)

    Diese Praxis und ihre Gründe waren bisher unstrittig. Auch Sie, Herr Wohlrabe, sind als Mitglied des Haushaltsausschusses damit vertraut; und dennoch kommen Sie jetzt mit einem billigen Trick, der nicht für jedermann sofort durchschaubar ist, um der Offentlichkeit Sand in die Augen zu streuen. Wenn Sie schon nach solchen Mitteln greifen müssen, um gegen die Deutschlandpolitik dieser Bundesregierung, gegen das innerdeutsche Ministerium oder mich persönlich zu Felde zu ziehen, dann muß unsere Politik wirklich außerordentlich gut sein.
    Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluß. Eigenständige deutschlandpolitische Konzeptionen haben Sie nicht; die Mischung aus Geschrei und Verhandlungen habe ich Ihnen dargestellt als Ihren Beitrag zum Geschehen. Ich möchte meinen, es lohnte sich heute, noch einmal sehr deutlich die Positionen aufzuzeigen. Ich denke, wir werden im innerdeutschen Ausschuß Gelegenheit haben, noch manches Wort miteinander zu wechseln, in der Hoffnung, daß auch nach einer deutlichen Aussprache hier trotzdem ein Weg zur Gemeinsamkeit offenbleibt.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Baron von Wrangel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Baron Olaf von Wrangel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Bundesminister Franke, von Ihnen hätte die CDU/CSU erwarten können, daß Sie den Bericht zur Lage der Nation ergänzen. Statt dessen haben Sie den Versuch gemacht, in polemischer und falscher Form die Opposition anzugreifen. Dies war eigentlich nicht Ihre Aufgabe.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Die Opposition zu beschimpfen!)

    Herr Bundesminister, ich möchte aber auf einen Punkt besonders eingehen. Es scheint Ihnen unangenehm zu sein, wenn wir Sie als Zeugen dafür anrufen, daß Sie gesagt haben, einiges, was die Linken in Ihrer Partei tun, kommt dem nahe, was in der DDR ist.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : So ist es!)

    Ich muß Ihnen sagen, es hat doch punktuelle Aktionen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten gegeben.

    (Zuruf von der SPD: Was soll das? — Dr. Marx [CDU/CSU] : Natürlich, darüber gibt es schon wissenschaftliche Untersuchungen!)

    — Was heißt, was soll das? Mir ist eben eingefallen, daß ist ja noch gar nicht so lange her, daß anläßlich der Weltjugendfestspiele in Ost-Berlin Herr Roth Herrn Honecker, Herrn Brandt und Herrn Breschnew als Friedenshelden gefeiert hat. Schumacher, Erler



    Baron von Wrangel
    und Reuter hätten sich so etwas verbeten. Diese Regierung tut es nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, offenkundig scheint diese Regierung von der Rollenverteilung zwischen Regierung und Opposition nichts zu halten. Sie verfährt nach dem Motto: Unparlamentarisch ist jede Kritik an der Regierung. Meine Damen und Herren, haben Sie denn noch nie etwas davon gehört, daß Ihr Parteifreund Ellwein gesagt hat: Die Opposition ist die institutionelle Kritik in diesem Parlament. Wir werden von dieser Aufgabe vollen Gebrauch machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)