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ID0720406600

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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Inhalt: Nachruf auf den früheren Abgeordneten und Bundesminister Storch 14133 A Erweiterung der Tagesordnung 14133 D Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 14134 A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 14134 B Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, FDP betr. Einsetzung eines Sonderausschusses — Drucksache 7/4333 14135 A Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, FDP betr. Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Gesetz zur Förderung von Wohnungseigentum und Wohnbesitz im sozialen Wohnungsbau — Drucksache 7/4334 — Waltemathe SPD 14135 B Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU 14136 C Beratung des Ersten Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Verbesserung der Haushaltsstruktur (Haushaltsstrukturgesetz) — Drucksache 7/4359 — Höcherl CDU/CSU 14138 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. April 1959 zur Errichtung der Interamerikanischen Entwicklungsbank — Drucksache 7/4315 — 14139 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Dritten Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes — Drucksache 7/4179 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4347 — 14139 B Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Grundsätze der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Entwicklungspolitik der Bundesregierung — Drucksachen 7/3656, 7/3805, 7/3907 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Beratung des Zweiten Berichts der Bundesregierung zur Entwicklungspolitik und der zweiten Fortschreibung der entwicklungspolitischen Konzeption — Drucksache 7/4293 — Wawrzik CDU/CSU . . . . . . . . . 14139 D Dr. Holtz SPD 14142 B Schleifenbaum FDP . . . . . . . . 14145 B Roser CDU/CSU 14150 B Stahl (Kempen) SPD 14153 B Werner CDU/CSU 14156 D Bahr, Bundesminister BMZ . . 14159 D, 14185 A Dr. Todenhöfer CDU/CSU . . . 14166 A, 14186 A Schluckebier SPD 14172 C Zywietz FDP 14174 D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . . . 14177 D Peiter SPD . . . . . . .. . . . . 14182 A Wehner SPD 14185 D Reddemann CDU/CSU 14186 B Präsident Frau Renger 14186 C Nächste Sitzung 14186 D Anlagen Anlage I Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 14187* A Anlage 2 Herkunft sogenannter Kohlezuschüsse und deren Rückstellung durch die Preussag MdlAnfr A63 21.11.75 Drs 07/4322 Westphal SPD MdlAnfr A64 21.11.75 Drs 07/4322 Westphal SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14187* D Anlage 3 Verlängerung der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen ausländischer Arbeitnehmer in der deutschen Gastronomie MdlAnfr A75 21.11.75 Drs 07/4322 Rollmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 14188* B Anlage 4 Gutachten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft über die künftige Entwicklung der Arbeitsplätze in der Elektrotechnik, der Feinmechanik und der Schuh- und Textilindustrie SchrAnfr B30 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B31 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14188* C Anlage 5 Meldungen über finanzielle Stützungsmaßnahmen der Ruhr-Kohle AG sowie Bereitschaft der Bundesregierung zur Gewährung steuerlicher Erleichterungen auch für die übrige Wirtschaft SchrAnfr B33 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B34 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14189* B Anlage 6 Milderung der gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens bei filterlosen Zigaretten SchrAnfr B59 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Blüm CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14189'D Anlage 7 Konsequenzen aus den Untersuchungen über das Absinken der Sterblichkeit durch Herz- oder Kreislaufversagen bei Ansteigen des Wasserhärtegrades SchrAnfr B60 21.11.75 Drs 07/4322 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14190* A Anlage 8 Thema, Auflage und Kosten der Publikation des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit als Beilage der „Münchener Post" SchrAnfr B61 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14190* C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 14133 204. Sitzung Bonn, den 28. November 1975 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Prof. Dr. Abelein 28. 11. Dr. Achenbach * 28. 11. Adams * 28. 11. Dr. Ahrens ** 28. 11. Dr. Aigner * 28. 11. Alber ** 28. 11. Amrehn 28. 11. Anbuhl 28. 11. Dr. Artzinger * 28. 11. Dr. Bayerl 28. 11. Dr. Becher (Pullach) 28. 11. Behrendt * 28. 11. Dr. von Bismarck 28. 11. Blumenfeld *** 28. 11. Prof. Dr. Burgbacher 28. 11. Dr. Corterier * 28. 11. Frau Däubler-Gmelin 28. 11. Dr. Dollinger 28. 11. Entrup 28. 11. Dr. Eppler 28. 11. Dr. Evers 12. 12. Fellermaier * 28. 11. Frehsee * 28. 11. Gewandt 12. 12. Gerlach (Emsland) 28. 11. Graaff 12. 12. Dr. Gradl 28. 11. Handlos 28. 11. Härzschel * 28. 11. Höcherl 28. 11. von Hassel 28. 11. Huonker 28. 11. Dr. Jahn (Braunschweig) * 28. 11. Dr. Kempfler 28. 11. Kiechle 28. 11. Dr. Klepsch *** 28. 11. Köster 28. 11. Freiherr v. Kühlmann-Stumm 28. 11. Krall * 28. 11. Dr. Lohmar 28. 11. Lücker * 28.11. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 28. 11. Müller (Mülheim) * 28. 11. Orgaß 28. 11. Frau Dr. Orth 28. 11. Pawelczyk 28. 11. Rappe (Hildesheim) 28. 11. RiChter ** 28. 11. Schmidt (München) * 28. 11. von Schoeler 28. 11. Dr. Schröder (Düsseldorf) 28. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schwabe 28. 11. Dr. Schwörer * 28. 11. Seibert 28. 11. Seefeld * 28. 11. Simon 28. 11. Springorum * 28. 11. Dr. Starke (Franken) 28. 11. Tillmann 28. 11. Vahlberg 28. 11. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 12. 12. Walkhoff * 28. 11. Dr. Wallmann 28. 11. Walther 5. 12. Frau Dr. Walz * 28. 11. Dr. Warnke 28. 11. Dr. von Weizsäcker 4. 12. Dr. Wex 28. 11. Dr. Wittmann (München) 5. 12. Frau Dr. Wolf ** 28. 11. von Wrangel 28. 11. Wurbs 28. 11. Wuttke 28. 11. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Westphal (SPD) (Drucksache 7/4322 Fragen A 63 und 64) : Welche „Kohlezuschüsse" sind gemeint, wenn die Preussag in ihrem Bericht von der Hauptversammlung 1975 schreibt: „Von den vereinnahmten Kohlezuschüssen von 60 Millionen DM haben wir 58,5 Millionen DM für den Ausgleich zukünftiger Kohleverluste zunächst in einen Sonderposten mit Rücklageanteil eingestellt, um den Selbstbehalt der Preussag, der von den Zuschußgebern ausbedungen worden ist, bereits im Jahr 1974 zu realisieren." (Preussag-Zeitschrift Nr. 53/1975, Seite 9)? Ist es mit der Bundeshaushaltsordnung und einschlägigen Richtlinien für die in diesem Fall betroffenen „Kohlezuschüsse" vereinbar, daß die Preussag beträchtliche öffentliche Mittel nicht im Jahr der Bewilligung verausgabt, sondern diese in einen Sonderposten mit Rücklageanteil einstellt, so daß ihr dadurch Zinsgewinne zuwachsen, die dem öffentlichen Zuwendungsgeber entgehen? Zu Frage A 63: Um den Weiterbetrieb der Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren zu ermöglichen, hat die Bundesregierung der Preussag AG im Oktober 1974 einen bedingt rückzahlbaren Zuschuß von 60 Millionen DM gewährt, von denen 1974 40 Millionen DM ausgezahlt wurden. Das Land Nordrhein-Westfalen gewährte einen Zuschuß von weiteren 30 Millionen DM und zahlte hiervon 1974 20 Millionen DM aus. Diese Zuschüsse sind zum teilweisen Ausgleich der Verluste bestimmt, die der Preussag AG in den Jahren 1974-1977 durch den Weiterbetrieb der Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren, insbesondere infolge der für diesen Weiterbetrieb notwendigen erheblichen Investitionen, entstehen. Die über die Zuschüsse hinausgehenden Verluste hat die Preussag AG selbst zu tragen; mindestens jedoch 48,9 Millionen DM. Eine endgültige Abrechnung erfolgt nach Ablauf des Jahres 1977. 14188* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Zu Frage A 64: Die von der Preussag AG gewählte bilanztechnische Verbuchung der 1974 gezahlten Zuschüsse der öffentlichen Hand ändert nichts daran, daß im Jahre 1974 in Ibbenbüren beträchtliche Verluste entstanden sind und in Zukunft entstehen werden. Die in der Zeit bis 1977 insgesamt zu erwartenden Verluste werden im übrigen sogar noch weitaus höher sein, als bei der Zuschußgewährung angenommen. Die Bilanzierung als solche sagt noch nichts darüber aus, inwieweit der Preussag AG im Zusammenhang mit der Gewährung der Zuschüsse Zinsvorteile zuwachsen. Zinsvorteile können nur dann entstehen, wenn der in einem Kalenderjahr ausgezahlte Zuschuß höher ist als die in diesem Jahr eingetretenen Verluste in Ibbenbüren. Da derartige Zinsvorteile bei der Bemessung der Höhe des Gesamtzuschusses berücksichtigt worden sind, steht die Zuschußgewährung mit den Bestimmungen der Bundeshaushaltsordnung in Einklang. Die Zuschüsse sind nicht aufgrund eines allgemeinen Förderprogrammms im Rahmen von Richtlinien, sondern als Einzelmaßnahme aufgrund eines gesonderten Haushaltstitels zugesagt worden. Zweckbestimmung und Erläuterungen dieses Titels wurden beim Erlaß des Zuwendungsbescheides voll eingehalten. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Rollmann (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage A 75) : Ist es richtig, daß selbst dann die Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen von ausländischen Arbeitnehmern in der deutschen Gastronomie wegen der herrschenden Arbeitslosigkeit nicht verlängert werden, wenn die Gastronomen zur Verlängerung der Arbeitsverträge für diese ausländischen Arbeitnehmer bereit sind und nach wie vor kaum deutsche Arbeitskräfte für das gastronomische Gewerbe bekommen können? Nach § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes bedürfen Ausländer zur Ausübung einer Beschäftigung im Bundesgebiet grundsätzlich einer Arbeitserlaubnis. Diese wird nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles erteilt. Arbeitserlaubnisfrei sind Staatsangehörige eines Mitgliedstaates der Europäischen Gemeinschaften. Ausländischen Arbeitnehmern, die ununterbrochen fünf Jahre lang eine unselbständige Tätigkeit rechtmäßig im Bundesgebiet ausgeübt haben oder mit einem Deutschen verheiratet sind, wird die Arbeitserlaubnis unabhängig von der Arbeitsmarktlage erteilt. Bei der Verlängerung einer Arbeitserlaubnis haben die Arbeitsämter nach den Weisungen des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit die Verhältnisse des einzelnen Falles verstärkt zu berücksichtigen, wenn der Arbeitnehmer seine Tätigkeit ohne Unterbrechung des bereits bestehenden Arbeitsverhältnisses fortsetzen will. Nach Auskunft des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit wird die Arbeitserlaubnis verlängert, wenn die Versagung zu einem ungedeckten Arbeitskräftebedarf führen würde. Dies gilt auch für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Sollten Ihnen konkrete Einzelfälle aus dem Gaststättengewerbe bekannt sein, in denen abweichend von dieser Praxis entschieden worden ist, bin ich gern bereit, der Angelegenheit nachzugehen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Fragen B 30 und 31) : Teilt die Bundesregierung die Ansicht eines Gutachtens des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, das im Auftrag des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit erstellt worden ist, daß noch bis zu 600 000 Arbeitsplätze in der Elektrotechnik, der Feinmechanik, der Schuh- und Textilindustrie verlorengehen sollen, wobei man in der Textilindustrie mit dem Verlust eines Drittels der Arbeitsplätze rechnet? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, wenn diese Angaben zutreffen, um dieses gefährliche Ergebnis einer liberalen Außenhandelspolitik zu vermeiden oder wenigstens zu verlangsamen, und ist die Bundesregierung bereit, die Umstrukturierung vor allem durch Verbesserung der Investitionsmöglichkeiten und der Forschung zu unterstützen, besonders dann, wenn diese Gebiete nicht bereits in regionalen Förderungsprogrammen enthalten sind? Das im Auftrag des BMZ vom Institut für Weltwirtschaft, Kiel, erstellte Gutachten „Die Auswirkungen vermehrter Einfuhren aus Entwicklungsländern auf ausgewählte Branchen in der Bundesrepublik Deutschland" prognostiziert bis zum Jahre 1985 eine Einbuße von 300 000 bis maximal 600 000 Arbeitsplätzen für den gesamten Bereich der Verarbeitenden Industrie, nicht allein schon für die vier in Ihrer Anfrage aufgeführten Branchen (vgl. a. a. O. S. 109 Tabelle 8). Dem stellen die Verfassser die Erwartung gegenüber, daß aufgrund vermehrter Ausfuhren von Industriegütern 200 000 Arbeitsplätze zusätzlich entstehen werden. Als erheblich von den prognostizierten Freisetzungen betroffen nennt das Gutachten die lederverarbeitende und die Schuhindustrie sowie die Bekleidungs- und einzelne Fertigungen aus der Textilindustrie. Die wirtschaftswissenschaftlichen Instituten erteilte Genehmigung zur Veröffentlichung von Auftragsgutachten bedeutet nicht, daß die Bundesregierung die in solchen Gutachten geäußerten Ansichten teilt oder sich ihre Ergebnisse zu eigen macht. Grundsätzlich können wirtschaftswissenschaftliche Gutachten Anhaltspunkte zur Beurteilung möglicher struktureller Entwicklungen liefern. Die Prognosen dieses Gutachtens unterliegen allerdings zahlreichen methodischen Vorbehalten und Prämissen, auf die die Verfasser zum Teil selbst hinweisen (a. a. O. Tz. 143 ff.). Dies gilt z. B. für die Annahme, die Einfuhren aus den Entwicklungsländern würden sich bis 1985 mit derselben Zuwachsrate entwickeln wie in der Vergangenheit. Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß sie nicht zuletzt aufgrund der großen Außenhandels- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 14189* abhängigkeit der Bundesrepublik weiterhin eine liberale Außenhandelspolitik verfolgen wird. Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden, daß Entscheidungen darüber nur noch gemeinsam mit den EG-Partnern getroffen werden können, deren Vorstellungen zum Teil erheblich von der liberalen Haltung der Bundesrepublik abweichen. Die Bundesregierung hat in ihrer Außenhandelspolitik stets darauf geachtet, bruchartige Rückwirkungen auf die Binnenwirtschaft zu vermeiden. So konnten große Liberalisierungsfortschritte in den fünfziger, sechziger und frühen siebziger Jahren ohne schwerwiegende Beschäftigungseinbrüche erreicht werden. Darauf wird die Politik der Bundesregierung auch künftig ausgerichtet sein. Was die Bekleidungs- und Textilindustrie im besonderen angeht, so hat die Bundesregierung bereits in ihrer Antwort vom 6. November 1975 auf eine Anfrage des Abgeordneten Gerlach (Obernau) — BT-Drucksache 7/4242 — darauf hingewiesen, daß die Europäische Gemeinschaft durch Selbstbeschränkungsabkommen, die sie im Rahmen des Welttextilabkommens mit wichtigen Ausfuhrländern abgeschlossen hat bzw. abschließen wird, das Wachstum von Einfuhren in diesem Bereich abbremsen wird. Im übrigen hat die Bundesregierung bereits mehrfach ihre Ansicht zum Ausdruck gebracht, daß sich die deutsche Wirtschaft entsprechend den Entwicklungen in der Weltwirtschaft einem laufenden Strukturwandel stellen und in einigen Bereichen Anpassungsprozesse durchlaufen muß. Zur Erleichterung solcher Anpassungsprozesse hat die Bundesregierung bereits seit langem ein breit gefächertes Instrumentarium zur Verfügung gestellt, dessen Einzelheiten in der Antwort vom 25. September 1975 auf Ihre Anfrage — BT-Drucksache 7/4024 — dargestellt worden sind. Dort sind auch die Möglichkeiten für besondere regionalpolitische Fördermaßnahmen genannt. Die Mehrzahl der in dem Kieler Gutachten genannten Regionen, in denen die erwarteten Freisetzungen besonders starke Auswirkungen haben sollen, zählen zu den Fördergebieten im Sinne der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretars Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Fragen B 33 und 34) : Treffen Meldungen zu, daß die Bundesregierung zur Zeit umfangreiche finanzielle Stützungsmaßnahmen der Ruhrkohle AG vorbereitet, um diesem Unternehmen die Schwierigkeiten zu erleichtern, die sich aus der konjunkturell bedingten Absatzkrise ergeben? Ist die Bundesregierung bereit, zur Beachtung des Grundsatzes der Gleichbehandlung auch für die übrige Wirtschaft endlich Steuererleichterungen zuzulassen, die eine Überwindung der Krise, besonders im mittelständischen Bereich, ermöglichen soll, dies besonders durch Reduzierung und Abzugsfähigkeit der Vermögensteuer, durch Änderung der Abschreibungsbedingungen und durch den Verlustrücktrag, alles Maßnahmen, die für die Erhaltung von Millionen Arbeitsplätzen notwendig sind? Zu Frage B 33: Die Bundesregierung hat am 26. November 1975 beschlossen, die in der ersten Fortschreibung des Energieprogramms ab 1977 vorgesehene Steinkohlenreserve vorzuziehen und bereits ab 1976 anzulegen. An dem Aufbau dieser Reserve werden alle Unternehmen des deutschen Steinkohlenbergbaus und nicht nur die Ruhrkohle AG beteiligt. Die Steinkohlenreserve dient der Sicherung unserer Energieversorgung; die Kohle soll im Bedarfsfalle insbesondere zur Subvention von Öl herangezogen werden, wie dies auch während der Energiekrise 1973/74 geschehen ist. Es ist sinnvoll, die Steinkohlenreserve schon jetzt zu bilden, weil die Haldenbestände der Bergbauunternehmen stark angewachsen sind. Zu Frage B 34: Der vorgezogene Aufbau der Steinkohlenreserve bringt im gegenwärtigen Zeitpunkt eine gewisse Entlastung für die Bergbauunternehmen. Die Bildung der Steinkohlenreserve zur Sicherung unserer Energieversorgung kann jedoch mit Steuererleichterungen für die Wirtschaft — zu der auch die Unternehmen des Steinkohlenbergbaus gehören — nicht verglichen werden. Anläßlich der Beschlußfassung über Maßnahmen zur Verbesserung der Haushaltsstruktur hat die Bundesregierung bereits am 10. September 1975 die gesetzgebenden Körperschaften gebeten, am fristgerechten Inkrafttreten der Körperschaftsteuerreform zum 1. Januar 1977 festzuhalten. Die Frage eventueller weiterer steuerlicher Maßnahmen zur mittelfristigen Stützung der Investitionstätigkeit der Wirtschaft wird von der Bundesregierung zur Zeit eingehend geprüft. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Blüm (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 59) : Welche Möglichkeiten werden von der Bundesregierung genutzt, um die gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens bei filterlosen Zigaretten zu mildern? Nach Auffassung der Bundesregierung ist Rauchen generell gesundheitsschädlich. Sie hat diese Auffassung in den Antworten auf zwei Kleine Anfragen aus dem Deutschen Bundestag — Bundestagsdrucksachen 7/2070 und 7/3597 — im einzelnen belegt. Der von ihr vertretenen Auffassung ist auch aus Fachkreisen nicht widersprochen worden. Bei dieser Grundauffassung wäre es schwer vertretbar, im Rahmen der gesundheitlichen Aufklärung die lediglich graduellen Unterschiede der Gefährlichkeit einzelner Tabakerzeugnisse zum Anlaß zu nehmen, für einzelne Gruppen besondere Aufklärungsmaßnahmen einzuleiten. Obwohl nicht zu verkennen ist, daß filterlose Zigaretten, die teil- 14190* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 weise gegenüber Filterzigaretten Tabake mit hohen Nikotin- und Kondensatwerten enthalten, das größere gesundheitliche Risiko darstellen, ist das Rauchen von Filterzigaretten jedoch keineswegs gesundheitlich unbedenklich und kann sogar zur Änderung der Rauchgewohnheit, d. h. zur Konsumerhöhung verführen. Ziel der gesundheitlichen Aufklärung ist es, der Bevölkerung bewußt zu machen, daß jede Art von Rauchen gesundheitsschädlich ist und daß zum Rauchen die gesundheitsgerechte Alternative nur das Nichtrauchen darstellen kann. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 60) : Sind dem Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit Untersuchungen in mehreren Staaten bekannt, die laut Angaben des Bundesverbands der Innungskrankenkasse bewiesen haben, daß bei einem Ansteigen des Wasserhärtegrades die Sterblichkeit durch Herz- oder Kreislaufversagen sinkt, und gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls Konsequenzen daraus zu ziehen? Der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit verfolgt seit Jahren die Veröffentlichungen in der internationalen wissenschaftlichen Literatur über einen möglichen Zusammenhang zwischen Wasserhärte und bestimmten Herz-Kreislaufkrankheiten. Das Bundesgesundheitsamt ist beauftragt worden, in einer institutsübergreifenden Arbeitsgruppe die vorhandenen Unterlagen auszuwerten. Ferner wurde der Bundesgesundheitsrat gebeten, die Frage zu beantworten, ob angesichts der vorhandenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen eine Enthärtung unseres Trinkwassers zu verantworten sei. Sein Votum liegt noch nicht vor. Angesichts der Schwierigkeiten der Materie muß jedoch mit einer längeren Beratungsdauer gerechnet werden. Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit hat die Bevölkerung im Juli 1975 durch eine Presseveröffentlichung auf diese Fragen hingewiesen und Zurückhaltung bei der Nachbehandlung des von der öffentlichen Wasserversorgung gelieferten Trinkwassers empfohlen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 61) : Welche Publikation des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit hat der Zeitung „Münchner Post", Ausgabe November 1975, Nr. 37, in welcher Auflage und zu welchen Kosten tatsächlich beigelegen? Der „Münchner Post", Ausgabe November 1975, Nr. 37, lag eine sechsseitige Information des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit zu verschiedenen gesundheitspolitischen Fragen und Themen der Gesundheitserziehung in einer Auflage von 250 000 Exemplaren bei. Die Kosten für Gestaltung, Druck und Vertrieb der Beilage betrugen 53 526,42 DM.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Volkmar Köhler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich bemühe mich darum, Frau Präsidentin.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Herr Dr. Köhler, Sie fassen sich doch sonst immer so kurz!)

    — Ja, Herr Kollege Stahl, und deswegen tue ich es auch hier, denn für das was ich gesagt habe, war die Zeit in der Tat ziemlich kurz.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Dem müßten wir eigentlich widersprechen!)

    Aber ich möchte mich jetzt nicht aufhalten lassen, sondern ich möchte nur darauf hinweisen, daß Ihre Berichterstattung gerade zu den Details der Durchführung mit großer Sorgfalt jeden Fehlschlag verschweigt, der in den letzten Jahren geschehen ist. Kein Wort darüber, daß das deutsche Forum für Entwicklungspolitik eingestellt wurde; kein Wort darüber, daß das mit so viel Aplomb in die Welt gesetzte Institut für angepaßte Technologie

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Aber darüber haben wir doch lang und breit im Ausschuß gesprochen! Das ist doch Schnee von gestern!)

    ruhmlos gestorben ist. Nichts dergleichen wird in einem Bericht erwähnt, der die letzten Jahre charakterisieren soll.
    Ich darf als Quintessenz unserer Kritik zusammenfassen, daß für uns das „Ob" der Entwicklungspolitik außer jeder Frage steht. Unsere Kritik bezieht sich auf das „Wie". Solange Sie, Herr Minister, nicht mehr tun, um in grundsätzlichen Fragen der Entwicklungspolitik Klarheit und eindeutige Definitionen zu schaffen, und solange Sie nicht mehr tun, ideologische Verunklärungen abzuwerfen, ja, in der Tat die Entwicklungspolitik noch mehr mit Ideologie befrachtet wird und im Durchführungsbereich Mängel perpetuiert werden, so lange wird die Entwicklungspolitik in diesem Hause strittig bleiben und — wie ich fürchte — wird sie auch in der Öffentlichkeit nicht die Basis finden, die wir



    Dr. Köhler (Wolfsburg)

    bitter benötigen, um mutige, konstruktive und wirksame Entscheidungen zu erreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das war eine ausgezeichnete Abschlußrede!)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Peiter.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Willi Peiter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Am Schluß einer Debatte hat man meistens wieder versöhnliche Gedanken. Dennoch meine ich, auch einiges zu dem sagen zu sollen, was nicht allen gefallen hat.
    Herr Dr. Köhler, Sie sprachen eben davon, daß wir unsere Zeit heute vormittag besser hätten nützen sollen, um die Gedanken der Entwicklungspolitik besser zu formulieren und darzulegen. Da bin ich mit Ihnen einverstanden; denn ich meine, wir hätten die Zeit auch nutzen sollen, heute unserer Bevölkerung, unseren Mitbürgern, den Gedanken der Entwicklungspolitik näherzubringen;

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Sehr richtig!)

    denn draußen gibt es noch viele Mißverständnisse.
    Ich will es in einem Satz sagen: Ich bin dankbar, daß unsere Jugend, insbesondere die in Parteien, in den Kirchen und Gewerkschaften organisierte Jugend, so großes Verständnis für die Entwicklungspolitik hat.
    Aber lassen Sie mich etwas anderes sagen, meine Damen und Herren: Ich habe Verständnis dafür, daß die Opposition nicht der entwicklungspolitischen Konzeption der Regierung beitreten kann.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ehrt Sie, daß Sie das verstehen!)

    Ich hätte Verständnis dafür, wenn Sie Alternativen entwickelt hätten und dabei hier und da überzogen hätten. Aber ich habe ganz und gar kein Verständnis für weite Passagen der Rede unseres Kollegen Dr. Todenhöfer, die hier doch nicht in diese Debatte gehört haben.

    (Beifall bei der SPD — Dr. Marx [CDU/ CSU] : Sie sagten, Sie hätten kein Verständnis dafür, daß sie nicht hierhin gehört haben! Doppelte Verneinung ist Bejahung!)

    — Sie wissen das, Herr Kollege Dr. Marx.

    (Zurufe von der CDU/CSU) — Danke, lassen Sie es sein.


    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Was soll er sein lassen?)

    Wir fragen uns alle: Wem hat der Beitrag Dr. Todenhöfers genützt? Hat er unserem gemeinsamen Wollen genützt? Hat es den Ländern genützt, denen wir beistehen wollen? Niemandem hat es genützt, noch nicht einmal Herrn Dr. Todenhöfer.

    (Beifall bei der SPD)

    Vor zwei Jahren hat man versucht, die Entwicklungspolitik zu einem Problem Eppler zu machen.
    Jetzt versucht man die deutsche Entwicklungspolitik zu einem Problem Bahr zu machen. In Wahrheit ist es ein Problem Dr. Todenhöfer.

    (Beifall bei der SPD — Reddemann [CDU/ CSU] : Was ist Ihre Entwicklungspolitik, Herr Peiter? Lesen Sie mal, was Sie in den letzten fünf Minuten alles gesagt haben!)

    — Herr Reddemann, lassen Sie es sein! Desto länger dauert es doch mit uns!

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wehner hat doch vom „Pietkong" Eppler gesprochen!)

    Sie wissen, was ich sagen will, und im Grunde Ihres Herzens werden Sie mir nicht ganz und gar unrecht geben.

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, der zweite entwicklungspolitische Bericht der Bundesregierung liegt uns heute vor. Aus ihm spricht eine Erfolgsbilanz, die sich sehen lassen kann. Die Bundesregierung hat nun einmal neue Antworten und auch Antworten auf neue Probleme unserer Beziehungen zur Dritten Welt gefunden.

    (Roser [CDU/CSU] : Aber Bahr gibt doch die alten Antworten!)

    Wir wissen alle, daß noch viel zu tun ist und daß wir noch mehr tun müssen, als wir zur Zeit können. Das wissen wir alle. Aber wir wissen auch — wir von der Regierungskoalition —, daß die Regierung den richtigen Weg geht.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist gerade die Frage! Nur das ist strittig!)

    Daß diese Richtung richtig ist, das müßten auch Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, wissen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Nein!)

    Ich sage es noch einmal wie eben: Im Grunde Ihres Herzens

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sind wir alle für Entwicklungspolitik!)

    wissen Sie es auch: Im stillen Kämmerlein werden Sie der Konzeption der Bundesregierung doch zustimmen.

    (Roser [CDU/CSU]: Soweit sie stimmt, ja!)

    Sie tun hier nur mit ganz vordergründigen Argumenten so anders.

    (Reddemann [CDU/CSU] : Sind Sie denn so ein Psychologe, daß Sie das alles wissen?)

    — Ich erlebe Sie ja schon lange Jahre und weiß doch Ihre Gedankengänge. Ich bin lange genug im Ausschuß, wo man oft etwas anderes sagt als hier im Plenum, wo man so gern spricht, damit es ins Fernsehen oder in die Zeitung kommt.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Meinen Sie den Minister?)

    Aber lassen Sie mich zu meinen weiteren Gedanken kommen! Sie stören mir nicht meine 15 Minuten! Sie können mir hier anschließend entgegnen.
    Es ist doch eine nicht wegzudiskutierende Tatsache, daß die Zusammenarbeit der Bundesrepublik



    Peiter
    Deutschland mit den Ländern der Dritten Welt eine eindrucksvolle Entwicklung sowohl qualitativer als auch quantitativer Art hinter sich hat.

    (Roser [CDU/CSU] : Bloß, das Geld, das wir verwenden, wird immer weniger!)

    — Ach Gott, Sie wissen doch die Gründe! Sie wissen doch, was los ist, Herr Roser. Bringen Sie das doch einmal in den Ausschuß! Schlagen Sie doch einmal vor, daß wir den Ansatz aufstocken! Das tun Sie auch nicht.

    (Roser [ CDU/CSU] : Glaubwürdig müssen wir bleiben! Das ist das Problem!)

    Sie mosern nur draußen im Lande herum, wir sollen aufstocken, und zur gleichen Zeit sprechen Sie von Sparen. Das ist doch ein Widerspruch. Das sollten Sie doch nicht tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Dafür sollten Sie sich selbst zu ernst nehmen.

    (Roser [CDU/CSU] : Sie sollen nicht in New York das Dreifache dessen versprechen, was Sie hier bringen! — Reddemann [CDU/ CSU] : Das sind doch Wahlkampfversprechen im Ausland!)

    Sie wissen doch selbst, wie gering die Möglichkeiten sind, ernsthafte Alternativen zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung zu entwickeln. Ihre entwicklungspolitischen Leitlinien — es wurde heute morgen schon einmal gesagt —, die Sie — in Mannheim war es wohl —

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Nein, es war in Bonn!)

    konzipiert haben, lehnen sich doch in weiten Bereichen an die Konzeption der Bundesregierung an.

    (Beifall bei der SPD)

    Das ist doch so. Oder wollen Sie das bestreiten?

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    — Ich weiß, in dieser späten Stunde ist man Ihrerseits zu solchen Beiträgen aufgelegt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Wir sind alle hungrig!)

    - Ja, ich auch. Sie verlängern diese Debatte ja nur.
    Wir wissen, daß Entwicklungspolitik im engeren Sinne allein nicht genügt, um die Probleme der Entwicklungsländer zu lösen. Entwicklungspolitik im engeren Sinne kann nur eine flankierende Maßnahme zu einer Politik sein, die der Dritten Welt eine angemessene Rolle in Weltwirtschaft, Welthandel und Weltwährung zugesteht.

    (Beifall bei der SPD)

    An dieser Entwicklung werden auch organisatorische Überlegungen nicht vorbeigehen können, wenn das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit nicht zu einem Bundesministerium für Armenhilfe degenerieren soll. Das BMZ — das ist klar — wird in Zukunft die entwicklungspolitischen Belange im wirtschaftlichen und im weltwirtschaftlichen Bereich vertreten müssen. Diese Arbeitsteilung muß einfach vorgenommen werden. Die Entwicklungspolitik ist nun einmal ein integraler Bestandteil unserer Gesamtpolitik.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Da hat der Kollege völlig recht!)

    Sie kann nicht ohne Beachtung der gesamtpolitischen Konstellation betrieben werden. Umgekehrt ist unsere Gesamtpolitik unvollständig, wenn nicht unsere Beziehungen zur Dritten Welt mit allen ihren Problemen mit in Betracht gezogen werden.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Diese Entwicklung im Bereich der wirtschaftlich-technischen Zusammenarbeit mit der Dritten Welt zeigt sich nicht nur in der langfristigen Perspektive. Sie wird bereits in der kurzen Zeitspanne von zwei Jahren sichtbar, die zwischen dem ersten und dem zweiten entwicklungspolitischen Bericht verstrichen ist. So sind die Industriestaaten in der Zwischenzeit mit einem weit gefächerten Katalog von Forderungen zur Errichtung einer neuen Weltwirtschaftsordnung konfrontiert worden.

    (Dr. Mertes [Germ] stein] [CDU/CSU] : Das hat Herr Bahr auch schon gesagt!)

    Die Bundesregierung hat sich bereit erklärt, zu einer Fortentwicklung der Weltwirtschaftsordnung beizutragen, sich kontinuierlich um eine engere Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern zu bemühen und neuen Gegebenheiten elastisch Rechnung zu tragen. Dies hat sich in vielfacher Weise in praktischer Politik niedergeschlagen.
    So hat sich im Rahmen der europäischen Außenwirtschaftspolitik der Trend zu Zollpräferenzen ohne Gegenverpflichtungen nahezu vollständig durchgesetzt. Der Mechanismus der Erlösstabilisierung im Rahmen des AKP-Abkommens wird nicht nur vom Bund, sondern auch von vielen Entwicklungsländern als Modell für die Möglichkeit der Gestaltung von Beziehungen zwischen Entwicklungsländern und Industriestaaten betrachtet. Die Bundesregierung hat zugestimmt, die Möglichkeit einer Verbindung zwischen der Schaffung neuer Sonderziehungsrechte und der Finanzierung der Entwicklung der Dritten Welt zu prüfen, und sie hat auch der Verstärkung der Industrialisierung in der Dritten Welt zugestimmt. Auch aus Gründen der Förderung dieses Prozesses hat sich die Bundesregierung stets für einen freiheitlichen Welthandel eingesetzt, wenn auch ihre Möglichkeiten hierfür dadurch begrenzt sind, daß die Zuständigkeit für die Handelspolitik auf die Europäische Gemeinschaft übergegangen ist und dort Regierungen mitbestimmen, die zum Teil von weniger liberalen Konzepten ausgehen als die Bundesregierung.
    Meine Damen und Herren, in den 25 Thesen von Gymnich hat die Bundesregierung doch auf die veränderte Weltlage und die Forderungen der Entwicklungsländer an die Industriestaaten nach einer grundlegenden Umgestaltung der internationalen Wirtschaftsordnung reagiert. Diese Thesen zeigen, daß die Bundesregierung nach einer Antwort auf die neuen Fragen gesucht und sie auch gefunden hat.

    Peiter
    Unsere Entwicklungshilfe ist inzwischen gemäß diesen Thesen angepaßt worden.
    Auch im engeren Bereich hat die Entwicklungspolitik eine Umorientierung erfahren, ohne daß die Grundsätze der entwicklungspolitischen Konzeption hätten angetastet werden müssen. Die Anteile der am wenigsten entwickelten und der am meisten von den weltwirtschaftlichen Veränderungen betroffenen Länder an den Aufwendungen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit sind vergrößert worden. Die Schwerpunkte der sektoralen Verteilung liegen in den Bereichen von Landwirtschaft, Ausbildung und Bildung, öffentlicher Versorgung und Industrialisierung. In der Zukunft soll der auf den Agrarsektor entfallende Anteil erheblich erhöht werden.
    Ich meine, es reicht jedoch nicht aus, daß nur die Mittelansätze erhöht werden. Einige Länder müssen endlich darangehen, auch eine sinnvolle Agrar- und Bodenreform durchzuführen.

    (Zustimung des Abg. Stahl [Kempen] [SPD])

    Aber auch die technische und die finanzielle Zusammenarbeit sind den neuen Gegegebenheiten angepaßt worden. Der stärkeren Differenzierung der Entwicklungsländer entspricht jetzt eine aufgefächerte Differenzierung der Bedingungen für die Kreditvergabe. Bei der technischen Zusammenarbeit wird von solchen Ländern Bezahlung erwartet, die zwar unser technologisches Wissen benötigen, aber finanziell gekräftigt genug sind, um die Kosten für die Übertragung dieses Wissens selbst zu tragen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Ganz recht!)

    — Ja, ich wollte gerade sagen: In dem Punkt sind wir uns sicherlich einig.
    Mehr denn je ist aber auch die Eigenverantwortlichkeit der Entwicklungsländer zu einem Kriterium der Entwicklungspolitik geworden.
    Meine Damen und Herren, bei der Finanzierung der Entwicklungspolitik sind neue Wege beschritten worden. Noch größer als vor zwei Jahren ist der Anteil der multinationalen Entwicklungshilfe an dem Gesamtaufkommen der Bundesrepublik. Sehen Sie, Herr Dr. Todenhöfer, Sie haben eben — ich meine, Sie sind es gewesen — etwas kritisch die Bemühungen des Ministers Bahr um Dreieckskooperationen unter die Lupe genommen. Ich glaube, wir sollten dankbar dafür sein, daß ein Minister neue Initiativen entwickelt, um unseren Partnern in den Entwicklungsländern zu helfen. Sie haben es sehr kritisch etwas heruntergerissen, wie ich sagen möchte. Das ist aber doch im Werden. Das ist ein Konzept,

    (Dr. Todenhöfer [CDU/CSU]: Er muß die Wahrheit sagen; das ist das Entscheidende!)

    das erst im Werden, in der Entwicklung ist. Wir wissen alle, daß da erst ein OPEC-Staat beteiligt ist.

    (Roser [CDU/CSU] : Er soll nicht Sprüche machen!)

    Aber eine ganze Reihe — etwa 13 — andere Industriestaaten sind an diesen Dreieckskooperationen schon beteiligt.

    (Dr. Todenhöfer [CDU/CSU] : Hier ist mehrfach die Unwahrheit gesagt worden, darum geht es!)

    - Sie müssen auch auf das hören, was ich jetzt
    gesagt habe: Etwa 13 Industriestaaten sind an diesen Dreieckskooperationen beteiligt. Oder nicht? Stimmt die Zahl nicht? Dann beweisen Sie mir das Gegenteil. Etwa 13 sind daran beteiligt. Sie sagen nur immer nein. Sie streiten etwas ab, ohne etwas anderes auf den Tisch legen zu können, geschweige denn zu wollen.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Stahl [Kempen] [SPD] : Das ist seine Taktik, alles in Frage stellen! — Dr. Todenhöfer [CDU/ CSU] : Es gibt kein einziges klassisches Dreiecksprojekt, wie es Herr Bahr verkündet hat!)

    — Was sagten Sie: kein einziges?

    (Dr. Todenhöfer [CDU/CSU] : Kein einziges!)

    — Ein einziges; das habe ich ja eben gesagt. Das haben Sie ja gehört.

    (Dr. Todenhöfer [CDU/CSU] : Nein, kein einziges!)

    — Na gut. Also, Sie sagen: „Kein einziges", ich sage: „Ein einziges".

    (Erneuter Zuruf des Abg. Dr. Todenhöfer [CDU/CSU])

    — Gut, wir unterhalten uns noch einmal darüber.
    Meine Damen und Herren, an dieser Entwicklung der deutschen Entwicklungspolitik war das Parlament immer und in wachsendem Maße beteiligt. Sie wissen selbst — wem sage ich das hier? —, der Ausschuß wirkte an der mittelfristigen vorausschauenden Rahmenplanung für die Zusammenarbeit mit der Dritten Welt mit und vermehrte so die Kontrollmöglichkeiten des Parlaments. Die Bestrebungen der Bundesregierung, die Mittel für die Entwicklungspolitik zur Verbesserung der Wirksamkeit auf wenige Bereiche zu konzentrieren, werden vom Ausschuß — da sind wir uns alle einig — nachdrücklich unterstützt. So ist es seinem Einfluß zuzuschreiben, daß die Förderung des Tourismus — darüber waren wir uns auch einig
    — als nicht sehr effizient aus dem Programm der Entwicklungspolitik gestrichen wurde.
    Meine Damen und Herren, Sie sind alle froh, wenn die Debatte heute zu Ende ist. Lassen Sie mich deshalb zum Ende kommen mit meinen Gedanken. Lassen Sie mich noch eins sagen. Die Koalition — ich darf für die Koalition sprechen —

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Ist das wahr?)

    bejaht den von der Bundesregierung vorgelegten Bericht und dankt dem Minister für diesen ausgewogenen Bericht.

    (Beifall bei der SPD)




    Peiter
    Ich danke Ihnen, Herr Minister, für die Klarheit, mit der Sie Ihren Bericht hier erläutert und die Konzeption der Bundesregierung noch einmal dargelegt haben.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Meine Damen und Herren von der Opposition, es wäre gut, wenn Sie alles noch einmal überdenken würden.

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Vielleicht werden Sie diesem Bericht, wenn wir ihn im Ausschuß beraten, dann doch zustimmen. Ich sage noch einmal, viel anderes können Ihre Überlegungen auch nicht bringen. Sie wollen vielleicht einiges Unwesentliche ändern,

    (Zurufe von der CDU/CSU: Nein, Wesentliches!)

    aber besser machen können Sie es nicht.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)