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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Inhalt: Nachruf auf den früheren Abgeordneten und Bundesminister Storch 14133 A Erweiterung der Tagesordnung 14133 D Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 14134 A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 14134 B Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, FDP betr. Einsetzung eines Sonderausschusses — Drucksache 7/4333 14135 A Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, FDP betr. Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Gesetz zur Förderung von Wohnungseigentum und Wohnbesitz im sozialen Wohnungsbau — Drucksache 7/4334 — Waltemathe SPD 14135 B Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU 14136 C Beratung des Ersten Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Verbesserung der Haushaltsstruktur (Haushaltsstrukturgesetz) — Drucksache 7/4359 — Höcherl CDU/CSU 14138 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. April 1959 zur Errichtung der Interamerikanischen Entwicklungsbank — Drucksache 7/4315 — 14139 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Dritten Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes — Drucksache 7/4179 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4347 — 14139 B Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Grundsätze der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Entwicklungspolitik der Bundesregierung — Drucksachen 7/3656, 7/3805, 7/3907 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Beratung des Zweiten Berichts der Bundesregierung zur Entwicklungspolitik und der zweiten Fortschreibung der entwicklungspolitischen Konzeption — Drucksache 7/4293 — Wawrzik CDU/CSU . . . . . . . . . 14139 D Dr. Holtz SPD 14142 B Schleifenbaum FDP . . . . . . . . 14145 B Roser CDU/CSU 14150 B Stahl (Kempen) SPD 14153 B Werner CDU/CSU 14156 D Bahr, Bundesminister BMZ . . 14159 D, 14185 A Dr. Todenhöfer CDU/CSU . . . 14166 A, 14186 A Schluckebier SPD 14172 C Zywietz FDP 14174 D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . . . 14177 D Peiter SPD . . . . . . .. . . . . 14182 A Wehner SPD 14185 D Reddemann CDU/CSU 14186 B Präsident Frau Renger 14186 C Nächste Sitzung 14186 D Anlagen Anlage I Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 14187* A Anlage 2 Herkunft sogenannter Kohlezuschüsse und deren Rückstellung durch die Preussag MdlAnfr A63 21.11.75 Drs 07/4322 Westphal SPD MdlAnfr A64 21.11.75 Drs 07/4322 Westphal SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14187* D Anlage 3 Verlängerung der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen ausländischer Arbeitnehmer in der deutschen Gastronomie MdlAnfr A75 21.11.75 Drs 07/4322 Rollmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 14188* B Anlage 4 Gutachten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft über die künftige Entwicklung der Arbeitsplätze in der Elektrotechnik, der Feinmechanik und der Schuh- und Textilindustrie SchrAnfr B30 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B31 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14188* C Anlage 5 Meldungen über finanzielle Stützungsmaßnahmen der Ruhr-Kohle AG sowie Bereitschaft der Bundesregierung zur Gewährung steuerlicher Erleichterungen auch für die übrige Wirtschaft SchrAnfr B33 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B34 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14189* B Anlage 6 Milderung der gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens bei filterlosen Zigaretten SchrAnfr B59 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Blüm CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14189'D Anlage 7 Konsequenzen aus den Untersuchungen über das Absinken der Sterblichkeit durch Herz- oder Kreislaufversagen bei Ansteigen des Wasserhärtegrades SchrAnfr B60 21.11.75 Drs 07/4322 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14190* A Anlage 8 Thema, Auflage und Kosten der Publikation des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit als Beilage der „Münchener Post" SchrAnfr B61 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14190* C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 14133 204. Sitzung Bonn, den 28. November 1975 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Prof. Dr. Abelein 28. 11. Dr. Achenbach * 28. 11. Adams * 28. 11. Dr. Ahrens ** 28. 11. Dr. Aigner * 28. 11. Alber ** 28. 11. Amrehn 28. 11. Anbuhl 28. 11. Dr. Artzinger * 28. 11. Dr. Bayerl 28. 11. Dr. Becher (Pullach) 28. 11. Behrendt * 28. 11. Dr. von Bismarck 28. 11. Blumenfeld *** 28. 11. Prof. Dr. Burgbacher 28. 11. Dr. Corterier * 28. 11. Frau Däubler-Gmelin 28. 11. Dr. Dollinger 28. 11. Entrup 28. 11. Dr. Eppler 28. 11. Dr. Evers 12. 12. Fellermaier * 28. 11. Frehsee * 28. 11. Gewandt 12. 12. Gerlach (Emsland) 28. 11. Graaff 12. 12. Dr. Gradl 28. 11. Handlos 28. 11. Härzschel * 28. 11. Höcherl 28. 11. von Hassel 28. 11. Huonker 28. 11. Dr. Jahn (Braunschweig) * 28. 11. Dr. Kempfler 28. 11. Kiechle 28. 11. Dr. Klepsch *** 28. 11. Köster 28. 11. Freiherr v. Kühlmann-Stumm 28. 11. Krall * 28. 11. Dr. Lohmar 28. 11. Lücker * 28.11. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 28. 11. Müller (Mülheim) * 28. 11. Orgaß 28. 11. Frau Dr. Orth 28. 11. Pawelczyk 28. 11. Rappe (Hildesheim) 28. 11. RiChter ** 28. 11. Schmidt (München) * 28. 11. von Schoeler 28. 11. Dr. Schröder (Düsseldorf) 28. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schwabe 28. 11. Dr. Schwörer * 28. 11. Seibert 28. 11. Seefeld * 28. 11. Simon 28. 11. Springorum * 28. 11. Dr. Starke (Franken) 28. 11. Tillmann 28. 11. Vahlberg 28. 11. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 12. 12. Walkhoff * 28. 11. Dr. Wallmann 28. 11. Walther 5. 12. Frau Dr. Walz * 28. 11. Dr. Warnke 28. 11. Dr. von Weizsäcker 4. 12. Dr. Wex 28. 11. Dr. Wittmann (München) 5. 12. Frau Dr. Wolf ** 28. 11. von Wrangel 28. 11. Wurbs 28. 11. Wuttke 28. 11. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Westphal (SPD) (Drucksache 7/4322 Fragen A 63 und 64) : Welche „Kohlezuschüsse" sind gemeint, wenn die Preussag in ihrem Bericht von der Hauptversammlung 1975 schreibt: „Von den vereinnahmten Kohlezuschüssen von 60 Millionen DM haben wir 58,5 Millionen DM für den Ausgleich zukünftiger Kohleverluste zunächst in einen Sonderposten mit Rücklageanteil eingestellt, um den Selbstbehalt der Preussag, der von den Zuschußgebern ausbedungen worden ist, bereits im Jahr 1974 zu realisieren." (Preussag-Zeitschrift Nr. 53/1975, Seite 9)? Ist es mit der Bundeshaushaltsordnung und einschlägigen Richtlinien für die in diesem Fall betroffenen „Kohlezuschüsse" vereinbar, daß die Preussag beträchtliche öffentliche Mittel nicht im Jahr der Bewilligung verausgabt, sondern diese in einen Sonderposten mit Rücklageanteil einstellt, so daß ihr dadurch Zinsgewinne zuwachsen, die dem öffentlichen Zuwendungsgeber entgehen? Zu Frage A 63: Um den Weiterbetrieb der Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren zu ermöglichen, hat die Bundesregierung der Preussag AG im Oktober 1974 einen bedingt rückzahlbaren Zuschuß von 60 Millionen DM gewährt, von denen 1974 40 Millionen DM ausgezahlt wurden. Das Land Nordrhein-Westfalen gewährte einen Zuschuß von weiteren 30 Millionen DM und zahlte hiervon 1974 20 Millionen DM aus. Diese Zuschüsse sind zum teilweisen Ausgleich der Verluste bestimmt, die der Preussag AG in den Jahren 1974-1977 durch den Weiterbetrieb der Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren, insbesondere infolge der für diesen Weiterbetrieb notwendigen erheblichen Investitionen, entstehen. Die über die Zuschüsse hinausgehenden Verluste hat die Preussag AG selbst zu tragen; mindestens jedoch 48,9 Millionen DM. Eine endgültige Abrechnung erfolgt nach Ablauf des Jahres 1977. 14188* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Zu Frage A 64: Die von der Preussag AG gewählte bilanztechnische Verbuchung der 1974 gezahlten Zuschüsse der öffentlichen Hand ändert nichts daran, daß im Jahre 1974 in Ibbenbüren beträchtliche Verluste entstanden sind und in Zukunft entstehen werden. Die in der Zeit bis 1977 insgesamt zu erwartenden Verluste werden im übrigen sogar noch weitaus höher sein, als bei der Zuschußgewährung angenommen. Die Bilanzierung als solche sagt noch nichts darüber aus, inwieweit der Preussag AG im Zusammenhang mit der Gewährung der Zuschüsse Zinsvorteile zuwachsen. Zinsvorteile können nur dann entstehen, wenn der in einem Kalenderjahr ausgezahlte Zuschuß höher ist als die in diesem Jahr eingetretenen Verluste in Ibbenbüren. Da derartige Zinsvorteile bei der Bemessung der Höhe des Gesamtzuschusses berücksichtigt worden sind, steht die Zuschußgewährung mit den Bestimmungen der Bundeshaushaltsordnung in Einklang. Die Zuschüsse sind nicht aufgrund eines allgemeinen Förderprogrammms im Rahmen von Richtlinien, sondern als Einzelmaßnahme aufgrund eines gesonderten Haushaltstitels zugesagt worden. Zweckbestimmung und Erläuterungen dieses Titels wurden beim Erlaß des Zuwendungsbescheides voll eingehalten. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Rollmann (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage A 75) : Ist es richtig, daß selbst dann die Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen von ausländischen Arbeitnehmern in der deutschen Gastronomie wegen der herrschenden Arbeitslosigkeit nicht verlängert werden, wenn die Gastronomen zur Verlängerung der Arbeitsverträge für diese ausländischen Arbeitnehmer bereit sind und nach wie vor kaum deutsche Arbeitskräfte für das gastronomische Gewerbe bekommen können? Nach § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes bedürfen Ausländer zur Ausübung einer Beschäftigung im Bundesgebiet grundsätzlich einer Arbeitserlaubnis. Diese wird nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles erteilt. Arbeitserlaubnisfrei sind Staatsangehörige eines Mitgliedstaates der Europäischen Gemeinschaften. Ausländischen Arbeitnehmern, die ununterbrochen fünf Jahre lang eine unselbständige Tätigkeit rechtmäßig im Bundesgebiet ausgeübt haben oder mit einem Deutschen verheiratet sind, wird die Arbeitserlaubnis unabhängig von der Arbeitsmarktlage erteilt. Bei der Verlängerung einer Arbeitserlaubnis haben die Arbeitsämter nach den Weisungen des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit die Verhältnisse des einzelnen Falles verstärkt zu berücksichtigen, wenn der Arbeitnehmer seine Tätigkeit ohne Unterbrechung des bereits bestehenden Arbeitsverhältnisses fortsetzen will. Nach Auskunft des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit wird die Arbeitserlaubnis verlängert, wenn die Versagung zu einem ungedeckten Arbeitskräftebedarf führen würde. Dies gilt auch für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Sollten Ihnen konkrete Einzelfälle aus dem Gaststättengewerbe bekannt sein, in denen abweichend von dieser Praxis entschieden worden ist, bin ich gern bereit, der Angelegenheit nachzugehen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Fragen B 30 und 31) : Teilt die Bundesregierung die Ansicht eines Gutachtens des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, das im Auftrag des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit erstellt worden ist, daß noch bis zu 600 000 Arbeitsplätze in der Elektrotechnik, der Feinmechanik, der Schuh- und Textilindustrie verlorengehen sollen, wobei man in der Textilindustrie mit dem Verlust eines Drittels der Arbeitsplätze rechnet? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, wenn diese Angaben zutreffen, um dieses gefährliche Ergebnis einer liberalen Außenhandelspolitik zu vermeiden oder wenigstens zu verlangsamen, und ist die Bundesregierung bereit, die Umstrukturierung vor allem durch Verbesserung der Investitionsmöglichkeiten und der Forschung zu unterstützen, besonders dann, wenn diese Gebiete nicht bereits in regionalen Förderungsprogrammen enthalten sind? Das im Auftrag des BMZ vom Institut für Weltwirtschaft, Kiel, erstellte Gutachten „Die Auswirkungen vermehrter Einfuhren aus Entwicklungsländern auf ausgewählte Branchen in der Bundesrepublik Deutschland" prognostiziert bis zum Jahre 1985 eine Einbuße von 300 000 bis maximal 600 000 Arbeitsplätzen für den gesamten Bereich der Verarbeitenden Industrie, nicht allein schon für die vier in Ihrer Anfrage aufgeführten Branchen (vgl. a. a. O. S. 109 Tabelle 8). Dem stellen die Verfassser die Erwartung gegenüber, daß aufgrund vermehrter Ausfuhren von Industriegütern 200 000 Arbeitsplätze zusätzlich entstehen werden. Als erheblich von den prognostizierten Freisetzungen betroffen nennt das Gutachten die lederverarbeitende und die Schuhindustrie sowie die Bekleidungs- und einzelne Fertigungen aus der Textilindustrie. Die wirtschaftswissenschaftlichen Instituten erteilte Genehmigung zur Veröffentlichung von Auftragsgutachten bedeutet nicht, daß die Bundesregierung die in solchen Gutachten geäußerten Ansichten teilt oder sich ihre Ergebnisse zu eigen macht. Grundsätzlich können wirtschaftswissenschaftliche Gutachten Anhaltspunkte zur Beurteilung möglicher struktureller Entwicklungen liefern. Die Prognosen dieses Gutachtens unterliegen allerdings zahlreichen methodischen Vorbehalten und Prämissen, auf die die Verfasser zum Teil selbst hinweisen (a. a. O. Tz. 143 ff.). Dies gilt z. B. für die Annahme, die Einfuhren aus den Entwicklungsländern würden sich bis 1985 mit derselben Zuwachsrate entwickeln wie in der Vergangenheit. Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß sie nicht zuletzt aufgrund der großen Außenhandels- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 14189* abhängigkeit der Bundesrepublik weiterhin eine liberale Außenhandelspolitik verfolgen wird. Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden, daß Entscheidungen darüber nur noch gemeinsam mit den EG-Partnern getroffen werden können, deren Vorstellungen zum Teil erheblich von der liberalen Haltung der Bundesrepublik abweichen. Die Bundesregierung hat in ihrer Außenhandelspolitik stets darauf geachtet, bruchartige Rückwirkungen auf die Binnenwirtschaft zu vermeiden. So konnten große Liberalisierungsfortschritte in den fünfziger, sechziger und frühen siebziger Jahren ohne schwerwiegende Beschäftigungseinbrüche erreicht werden. Darauf wird die Politik der Bundesregierung auch künftig ausgerichtet sein. Was die Bekleidungs- und Textilindustrie im besonderen angeht, so hat die Bundesregierung bereits in ihrer Antwort vom 6. November 1975 auf eine Anfrage des Abgeordneten Gerlach (Obernau) — BT-Drucksache 7/4242 — darauf hingewiesen, daß die Europäische Gemeinschaft durch Selbstbeschränkungsabkommen, die sie im Rahmen des Welttextilabkommens mit wichtigen Ausfuhrländern abgeschlossen hat bzw. abschließen wird, das Wachstum von Einfuhren in diesem Bereich abbremsen wird. Im übrigen hat die Bundesregierung bereits mehrfach ihre Ansicht zum Ausdruck gebracht, daß sich die deutsche Wirtschaft entsprechend den Entwicklungen in der Weltwirtschaft einem laufenden Strukturwandel stellen und in einigen Bereichen Anpassungsprozesse durchlaufen muß. Zur Erleichterung solcher Anpassungsprozesse hat die Bundesregierung bereits seit langem ein breit gefächertes Instrumentarium zur Verfügung gestellt, dessen Einzelheiten in der Antwort vom 25. September 1975 auf Ihre Anfrage — BT-Drucksache 7/4024 — dargestellt worden sind. Dort sind auch die Möglichkeiten für besondere regionalpolitische Fördermaßnahmen genannt. Die Mehrzahl der in dem Kieler Gutachten genannten Regionen, in denen die erwarteten Freisetzungen besonders starke Auswirkungen haben sollen, zählen zu den Fördergebieten im Sinne der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretars Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Fragen B 33 und 34) : Treffen Meldungen zu, daß die Bundesregierung zur Zeit umfangreiche finanzielle Stützungsmaßnahmen der Ruhrkohle AG vorbereitet, um diesem Unternehmen die Schwierigkeiten zu erleichtern, die sich aus der konjunkturell bedingten Absatzkrise ergeben? Ist die Bundesregierung bereit, zur Beachtung des Grundsatzes der Gleichbehandlung auch für die übrige Wirtschaft endlich Steuererleichterungen zuzulassen, die eine Überwindung der Krise, besonders im mittelständischen Bereich, ermöglichen soll, dies besonders durch Reduzierung und Abzugsfähigkeit der Vermögensteuer, durch Änderung der Abschreibungsbedingungen und durch den Verlustrücktrag, alles Maßnahmen, die für die Erhaltung von Millionen Arbeitsplätzen notwendig sind? Zu Frage B 33: Die Bundesregierung hat am 26. November 1975 beschlossen, die in der ersten Fortschreibung des Energieprogramms ab 1977 vorgesehene Steinkohlenreserve vorzuziehen und bereits ab 1976 anzulegen. An dem Aufbau dieser Reserve werden alle Unternehmen des deutschen Steinkohlenbergbaus und nicht nur die Ruhrkohle AG beteiligt. Die Steinkohlenreserve dient der Sicherung unserer Energieversorgung; die Kohle soll im Bedarfsfalle insbesondere zur Subvention von Öl herangezogen werden, wie dies auch während der Energiekrise 1973/74 geschehen ist. Es ist sinnvoll, die Steinkohlenreserve schon jetzt zu bilden, weil die Haldenbestände der Bergbauunternehmen stark angewachsen sind. Zu Frage B 34: Der vorgezogene Aufbau der Steinkohlenreserve bringt im gegenwärtigen Zeitpunkt eine gewisse Entlastung für die Bergbauunternehmen. Die Bildung der Steinkohlenreserve zur Sicherung unserer Energieversorgung kann jedoch mit Steuererleichterungen für die Wirtschaft — zu der auch die Unternehmen des Steinkohlenbergbaus gehören — nicht verglichen werden. Anläßlich der Beschlußfassung über Maßnahmen zur Verbesserung der Haushaltsstruktur hat die Bundesregierung bereits am 10. September 1975 die gesetzgebenden Körperschaften gebeten, am fristgerechten Inkrafttreten der Körperschaftsteuerreform zum 1. Januar 1977 festzuhalten. Die Frage eventueller weiterer steuerlicher Maßnahmen zur mittelfristigen Stützung der Investitionstätigkeit der Wirtschaft wird von der Bundesregierung zur Zeit eingehend geprüft. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Blüm (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 59) : Welche Möglichkeiten werden von der Bundesregierung genutzt, um die gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens bei filterlosen Zigaretten zu mildern? Nach Auffassung der Bundesregierung ist Rauchen generell gesundheitsschädlich. Sie hat diese Auffassung in den Antworten auf zwei Kleine Anfragen aus dem Deutschen Bundestag — Bundestagsdrucksachen 7/2070 und 7/3597 — im einzelnen belegt. Der von ihr vertretenen Auffassung ist auch aus Fachkreisen nicht widersprochen worden. Bei dieser Grundauffassung wäre es schwer vertretbar, im Rahmen der gesundheitlichen Aufklärung die lediglich graduellen Unterschiede der Gefährlichkeit einzelner Tabakerzeugnisse zum Anlaß zu nehmen, für einzelne Gruppen besondere Aufklärungsmaßnahmen einzuleiten. Obwohl nicht zu verkennen ist, daß filterlose Zigaretten, die teil- 14190* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 weise gegenüber Filterzigaretten Tabake mit hohen Nikotin- und Kondensatwerten enthalten, das größere gesundheitliche Risiko darstellen, ist das Rauchen von Filterzigaretten jedoch keineswegs gesundheitlich unbedenklich und kann sogar zur Änderung der Rauchgewohnheit, d. h. zur Konsumerhöhung verführen. Ziel der gesundheitlichen Aufklärung ist es, der Bevölkerung bewußt zu machen, daß jede Art von Rauchen gesundheitsschädlich ist und daß zum Rauchen die gesundheitsgerechte Alternative nur das Nichtrauchen darstellen kann. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 60) : Sind dem Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit Untersuchungen in mehreren Staaten bekannt, die laut Angaben des Bundesverbands der Innungskrankenkasse bewiesen haben, daß bei einem Ansteigen des Wasserhärtegrades die Sterblichkeit durch Herz- oder Kreislaufversagen sinkt, und gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls Konsequenzen daraus zu ziehen? Der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit verfolgt seit Jahren die Veröffentlichungen in der internationalen wissenschaftlichen Literatur über einen möglichen Zusammenhang zwischen Wasserhärte und bestimmten Herz-Kreislaufkrankheiten. Das Bundesgesundheitsamt ist beauftragt worden, in einer institutsübergreifenden Arbeitsgruppe die vorhandenen Unterlagen auszuwerten. Ferner wurde der Bundesgesundheitsrat gebeten, die Frage zu beantworten, ob angesichts der vorhandenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen eine Enthärtung unseres Trinkwassers zu verantworten sei. Sein Votum liegt noch nicht vor. Angesichts der Schwierigkeiten der Materie muß jedoch mit einer längeren Beratungsdauer gerechnet werden. Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit hat die Bevölkerung im Juli 1975 durch eine Presseveröffentlichung auf diese Fragen hingewiesen und Zurückhaltung bei der Nachbehandlung des von der öffentlichen Wasserversorgung gelieferten Trinkwassers empfohlen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 61) : Welche Publikation des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit hat der Zeitung „Münchner Post", Ausgabe November 1975, Nr. 37, in welcher Auflage und zu welchen Kosten tatsächlich beigelegen? Der „Münchner Post", Ausgabe November 1975, Nr. 37, lag eine sechsseitige Information des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit zu verschiedenen gesundheitspolitischen Fragen und Themen der Gesundheitserziehung in einer Auflage von 250 000 Exemplaren bei. Die Kosten für Gestaltung, Druck und Vertrieb der Beilage betrugen 53 526,42 DM.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Werner Zywietz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ja, ich möchte zum Schluß kommen.
    Wir von der FDP begrüßen den eingeschlagenen Weg, wie er in den Vorlagen zum Ausdruck kommt. Ich möchte auch sagen, daß dies ein geschlossenes Konzept der Regierung und der Koalitionsfraktionen ist und daß, Herr Todenhöfer, wie ich meine, hier niemand überfahren oder überspielt worden ist. Denn dies ist die Haltung der Koalitionsfraktionen.

    (Beifall bei der FDP und der SPD)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Köhler (Wolfsburg).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Volkmar Köhler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Das große und ernste Thema der Entwicklungspolitik hätte es uns eigentlich verbieten sollen, daß wir uns hier einige Stunden lang mit Ladenhütern beschäftigen mußten, die nicht dadurch besser werden, daß sie immer wieder vorgeritten werden,

    (Sehr wahr! bei der SPD — Stahl [Kernpen] [SPD] : Das müssen Sie an Ihre Adresse sagen!)




    Dr. Köhler (Wolfsburg)

    als da sind: „Die Opposition hat keine Alternative", der „Geist von Sonthofen", tutti quanti: „Für welchen Vorsitzenden sprechen Sie hier?" bis hin zum „ehrgeizigen Herrn Todenhöfer", den Sie mit besonderer Liebe immer und immer wieder apostrophieren. Wir hätten diese kostbare Zeit wirklich etwas besser zur Sache nutzen sollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD: Sehr richtig!)

    Weil es da an uns nicht fehlen soll — lieber Herr Stahl, das ging an Ihre Adresse —, werde ich mich hier noch einmal mit einigen Grundfragen beschäftigen müssen.
    Dabei möchte ich von vornherein eines noch einmal deutlich machen. Ich meine, es ist ebenfalls ein bißchen vertane Zeit gewesen, als wir uns hier lange mit der Analyse beschäftigten, die doch seit vielen Jahren zwischen uns überhaupt nicht streitig ist.

    (Zuruf des Abg. Dr. Holtz [SPD])

    — Auch die Analyse der in den letzten zwei Jahren geschehenen Dinge, verehrter Herr Kollege Holtz, ist nicht streitig. Wir hätten uns auch etwas weniger mit Globalzielsetzungen beschäftigen sollen, die um so weniger Gelegenheit zu Meinungsverschiedenheiten geben können, je globaler sie sind.
    Wäre es wirklich so gewesen, daß im Ausschuß vorher alles längst geklärt war, dann bot doch diese Anfrage die Gelegenheit, zu einem frühen Zeitpunkt alle Tatsachen ans Licht zu fördern, statt diese Antworten zu geben, die eine Provokation des Parlaments waren.
    Die wirklich entscheidende Frage lautet: Hat angesichts der Analyse, in der wir übereinstimmen, hat angesichts der Globalzielsetzungen die Politik dieser Bundesregierung im Bereich der Entwicklungspolitik die innere Konsistenz, die Überzeugungskraft und die inhaltliche Ausgestaltung, die sie braucht, um gemeinsam getragen zu werden und große Teile der Bevölkerung dieses Landes anzusprechen? Diese Frage ist bis zu dieser Stunde nicht anders als negativ zu beantworten, und zwar nicht nur von uns.

    (Dr. Marx Hier versagt eben auch das Klischee von der Opposition, die in ihrem Urteil alleinsteht. (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : So ist es!)

    Die Überschriften der öffentlichen Meinung, die hier zitiert wurden, stammen nicht von uns. Es wurde doch geschrieben: „Unverbindliche Grundsätze", „Außer Thesen nichts gewesen", „Kontinuität der Versprechen und Konzentration der Mittel". Das ist nicht die einsame Opposition, die hier spricht, sondern das ist die öffentliche Meinung dieses Landes.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir müssen einmal zur Kenntnis nehmen, daß trotz der Fülle der Interviews und trotz der Fülle
    der Erklärungen, die zur Entwicklungspolitik in den letzten Monaten immer wieder abgegeben worden sind es war ja eine wahre Hochkonjunktur; man konnte sich freuen, daß in diesem Lande wenigstens auf einem Gebiet Hochkonjunktur herrscht —, nach wie vor zu beklagen ist, daß das Interesse weiter Bevölkerungskreise schwach ausgeprägt ist. Auch diese lendenlahme und vielleicht auch lendenfrohe Zeitschrift, die wir seit einiger Zeit aus einem Ministerium erhalten,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr schön formuliert!)

    hat ja daran nichts geändert.
    Es ist eben - das ist unsere Meinung — zu dürftig, wenn wir immer nur das Beschwören weltpolitischer Probleme zusammen mit schönen Worten und Ideologie hören; denn noch weniger, meine Damen und Herren, als in irgendeinem anderen Bereich zählen in der Entwicklungspolitik die guten Absichten und die großen Ziele, wenn die Wirkungen nicht tatsächlich durchschlagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer will im Ernst bestreiten, daß, gemessen an den Indikatoren eines qualitativen und wachstumsorientierten Entwicklungsbegriffs, unendlich viel zu hoffen und zu wünschen übrigbleibt? Aber nur das würde wirklich den Millionen von Hungernden in dieser Welt weiterhelfen.
    Im Grunde ist das, was die Bundesregierung mit ihren Gymnicher Formeln und ihrem zweiten entwicklungspolitischen Bericht der Öffentlichkeit anbietet, eben leider Gottes eine subtile Form der Flucht vor der Innovation.
    Nachdem es hier mehrfach angesprochen wurde und die Frage nach der Alternative gestellt wurde — Herr Kollege Zywietz, Sie haben es auch wieder gesagt und es sogar auf den wirtschaftspolitischen Bereich ausgedehnt —, möchte ich sagen: O, hätten Sie doch in den letzten Jahren wenigstens auf unsere Warnungen gehört; da hätte sich schon eine Menge an Alternative ergeben!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir nehmen für uns in Anspruch, daß wir uns als einzige Partei in diesem Lande der Mühe unterzogen haben, in parteiinternen und öffentlichen Diskussionen ein in sich bündiges Konzept zur Entwicklungspolitik zu erarbeiten. Das kann keine andere Partei in diesem Saal hier sagen, leider Gottes auch nicht die FDP, wenn die Meldung stimmt, die ich in dem Pressedienst lese, daß Ihre entwicklungspolitische Konzeption vorerst gescheitert sei. Und da werfen Sie uns vor, daß wir auf diesem Gebiet nichts hätten! Ich stütze mich auf etwas, was Sie bisher nicht bestritten haben, verehrter Herr Kollege Schleifenbaum. Es war das Vorrecht der Koalition, ihre entwicklungspolitischen Ideen nach den Veränderungen der letzten zwei Jahre ex cathedra zu verkünden, und das hat manchem, der in der Entwicklungspolitik konkret arbeitet, bitter weh getan und ihn sehr enttäuscht.



    Dr. Köhler (Wolfsburg)

    Die Scheu vor wirklich durchgreifender Innovation und vor einer präzisen Formulierung der Ausgestaltung dieser Politik muß man leider auch daran ablesen, daß wir uns jetzt zwei Jahre lang immer wieder große und umfassende Grundsatzgedanken, die auf öffentlichen, internationalen Konferenzen formuliert wurden, anhören mußten, daß aber die Chance, in diesem Parlament darüber zu diskutieren, zwei Jahre lang nicht genutzt wurde.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Leider wahr!)

    Nach der Auffassung der CDU/CSU hat die Bundesregierung die Notwendigkeit, daß eine gründliche Revision des entwicklungspolitischen Kurses und seiner theoretischen Grundlage seit 1973 angezeigt war, eben leider geraume Zeit verschleiert.
    Ich muß nun nach den Ausführungen des Kollegen Schluckebier doch noch einmal deutlich unsere Position zur 7. Sondergeneralversammlung definieren,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Hoffentlich begreift er es anschließend!)

    und zwar auch vor folgendem Hintergrund: Auch wenn es nichts hilft, es soll gesagt werden. Wir werden nämlich noch manches Jahr hier darüber zu sprechen haben.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Herr Kollege, wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben!)

    — Das, Herr Kollege Mertes, verbindet uns zutiefst: daß wir aus der Hoffnung heraus handeln. — Diese Konferenz hat Sie in die Zweideutigkeit hineingeführt, Herr Minister. So wahr es ein Wert sein mag, daß Konfrontation und Aggressionen vermindert worden sind, so wahr ist es auf der anderen Seite, daß durch dieses Verhalten auf dieser Konferenz eine Situation entstanden ist, die sich in Zukunft in doppelter Konfrontation entladen kann, daß damit unserer Entwicklungspolitik großer Schaden zugefügt werden kann und daß unsere Politik insgesamt ins Zwielicht geraten kann.
    Was ist geschehen? Entgegen den offiziellen Bekenntnissen zur freien Weltwirtschaftsordnung und abweichend von den fest umrissenen Einwänden und Voten zum Aktionsprogramm der 6. SGV haben Sie in essentiellen Positionen wegen einer vermeintlichen Einigkeit mit den Entwicklungsländern Entscheidendes aufgeopfert. Die vorbehaltlose Zustimmung zu den Abschlußdokumenten bedeutet eben in den Augen vieler Politiker, gerade in den Ländern der Dritten Welt, eine prinzipielle Anerkennung der Forderung nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung auf planwirtschaftlicher Grundlage. Wie Sie aus dieser Interpretation herauskommen wollen, haben Sie uns hier heute eben nicht gesagt. Sie haben Absichtserklärungen unterzeichnet, die den eigenen ordnungspolitischen Grundsätzen, wie Sie sie heute hier formuliert haben, entweder diametral entgegenstehen und unerfüllbar sind,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : So ist es!)

    wenn Systemgefährdungen ausgeschlossen bleiben
    sollen, oder aber man muß die Frage stellen, ob Sie
    es mit diesen Grundpositionen im eigenen Lande auch wirklich ernst nehmen.

    (Werner [CDU/CSU] : Das ist der doppelte Boden!)

    Wir bedauern zutiefst, daß unsere Warnungen nach der 6. Sondergeneralversammlung in den Wind geschlagen worden sind, daß unsere Aufforderung an die Regierung, zu einer vermittelnden Rolle zwischen Industrie- und Entwicklungsländern beizutragen und nach konkreten Lösungsmöglichkeiten für den Rohstoffbereich und für die Ausgestaltung internationaler Wirtschaftsbeziehungen zu suchen, nicht befolgt wurde.

    (Dr. Holtz [SPD] : Genau das ist doch gemacht worden!)

    Nach unserer Auffassung hat die Bundesregierung mit ihrer Unterschrift unter die Schlußdokumente der 7. Sondergeneralversammlung nicht nur falsche Hoffnungen geweckt, sondern sich zugleich der Möglichkeiten eines weiten Handlungsspielraums in den Anschlußkonferenzen beraubt. Sie hat Verhandlungspositionen präjudiziert, die ohne zusätzlichen internationalen Reputationsverlust kaum noch unterschritten werden können. Das ist nicht allein unsere Auffassung, sondern hier stützen wir uns auch auf den Sachverstand des Bundesministeriums für Wirtschaft,

    (Dr. Holtz [SPD] : Auf wen sonst noch in der Welt!)

    wie er in entsprechenden Veröffentlichungen zum Ausdruck kommt.
    Um diesen Zustand herbeizuführen, hätte es wirklich nicht der Inszenierung in New York bedurft, die anfänglich eben mehr versprach, als die überraschende Schlußabstimmung dann brachte. Aber nach der Grundsatzrede des Außenministers mit ihrem Bekenntnis zur Marktwirtschaft folgte eben unter Ihrer Verantwortung, Herr Minister, der Vollzug einer Poliitk, die im Ergebnis höchst unliberal sein muß, die den eigenen Interessen nicht nützt, die keine dauerhaft tragfähigen Perspektiven für einen Interessenausgleich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern eröffnet und auch keine Ansätze für pragmatische Lösungen bietet. Wir fordern deshalb im Hinblick auf die Anschlußkonferenzen von der Regierung ein erneutes Mal, daß sie ihre Verhandlungspositionen frühzeitig absteckt und das Parlament darüber rechtzeitig unterrichtet,

    (Zuruf von der SPD: Das hat sie doch getan!)

    und wir erneuern nochmals unsere Bereitschaft zur Mitarbeit an der Weiterentwicklung der gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung auf der Grundlage marktwirtschaftlicher Prinzipien.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir verstehen dabei unsere Haltung als Angebot zur Diskussion über Maßnahmen, die weltwirtschaftlich einer größeren sozialen Gerechtigkeit unter den Völkern dienen, und wir unterscheiden uns in diesem Punkt nur in einem von der Regierung



    Dr. Köhler (Wolfsburg)

    - es sei denn, das Gegenteil würde uns bewiesen —, nämlich dadurch, daß für uns das Prinzip der Marktwirtschaft sowohl verbal als auch in der Praxis eben nicht zur Disposition steht.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das ist der einzige Unterschied! — Stahl [Kempen] [SPD] : Wer stellt das denn in Frage?)

    Herr Minister, in einem anderen Punkt muß ich Sie leider auch noch einmal der Mehrdeutigkeit bezichtigen, denn Sie haben hier vorhin meine Bedenken nicht ausgeräumt.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Wer stellt denn dieses Prinzip in Frage? Bauen Sie doch nicht wieder einen Buhmann auf!)

    — Die Taten stellen es in Frage, nicht die Worte. Das ist das, was wir hier beklagen.

    (Zuruf des Abg. Schleifenbaum [FDP])

    — Lassen Sie nun bitte endlich einmal den Mumienfrevel sein, Herr Kollege Schleifenbaum; Sie haben das heute schon ein paarmal gemacht.
    Herr Minister, Ihr spätestens seit der Konferenz von Lima unablässiges Bemühen, das Prinzip der sogenannten friedlichen oder konstruktiven Koexistenz auf die weltwirtschaftliche Zusammenarbeit von Staaten höchst unterschiedlicher Prägung zu übertragen — Sie haben das vorhin dann zum Teil dadurch etwas umgewendet, daß Sie von „Gewaltverzicht" sprachen —,

    (Dr. Holtz [SPD] : Wollen Sie denn missionieren?)

    ist nach unserer Ansicht ein untauglicher und außerdem außerordentlich gefährlicher Versuch, die Maximen einer fragwürdig gewordenen Außenpolitik auf die Entwicklungspolitik anzuwenden. Ist Ihnen eigentlich bewußt, Herr Minister, daß Sie mit Ihrem Bekenntnis zur Koexistenz als der Grundlage der Beziehungen zu den Entwicklungsländern sich eines Prinzips bedienen, das die Bundesregierung als einzigen von 14 Punkten des ersten Kapitels der Charta auf der 6. Sondergeneralversammlung ausdrücklich abgelehnt hat?

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Warum wohl?)

    Und kurz nachdem diese Ablehnung, für die die Bundesregierung sicherlich doch Gründe gehabt hat, erfolgte — sie muß sich diese unmißverständliche Entscheidung doch überlegt haben, und wahrscheinlich muß dabei die Erkenntnis oder die Gewißheit eine Rolle gespielt haben, daß diese unscharfe Begriffsschablone, die der Ost-West-Konfrontation entlehnt ist. keinen Gebrauchswert für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen hat —, haben Sie, Herr Minister, eine spektakuläre Veränderung in dieser Frage vorgenommen, und dies sofort nach der 6. Sondergeneralversammlung, bevor noch irgend etwas anderes neu verhandelt war. Was hat Sie dazu bewogen?

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Nun sprechen Sie doch einmal von der 7. Sondergeneralversammlung!)

    Die Erfahrungen mit der Ostpolitik können Sie doch eigentlich nicht dazu ermutigt haben, sofern Sie sich nicht dem Vorwurf blinden Analogiedenkens aussetzen wollen.
    Deswegen fragen wir hier nicht um der Polemik, sondern um der Wahrheit willen, die wir erkennen wollen, ob uns hier der alte Adam im Gewande der Entwicklungsländer wieder begegnet. Das wollen wir wissen, damit wir wissen, wohin die Reise geht.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wohin sie in der Vergangenheit in der Ostpolitik gegangen ist, wissen wir nämlich schon ganz gut.
    Friedliche Koexistenz bedeutet doch letztlich in ihrer begrifflich anerkannten Form den unversöhnlichen Kampf auf der ideologischen Ebene zwischen Staaten gegensätzlicher Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Dieser Begriff wird, bezogen auf alle Staaten dieser Welt, nicht einmal im Ansatz der Pluralität dieser Länder und ihrer Strukturen gerecht.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Eine ganz gefährliche Analogie!)

    Was heißt Koexistenz mit der Elfenbeinküste, was heißt Koexistenz mit Kolumbien oder mit Malaysia, Herr Minister? Es dürfte doch wohl Einigkeit darüber zu erzielen sein, daß sich diese Welt nicht einfach schematisieren läßt nach kapitalistischen und sozialistischen Ländern

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Eine Stalinsche Wortschöpfung! — Stahl [Kempen] [SPD] : Wer will das denn?)

    und daß sich von daher jeder Versuch, das Prinzip der Koexistenz universal anzuwenden, bereits vorn Ansatz her verbietet und zum Scheitern verurteilt ist. Und wenn im Koexistenzbegriff der Gedanke an eine künftige Konvergenz enthalten ist, muß ich hier um so mehr fragen: Wohin wollen wir denn konvergieren, wenn wir von wirtschaftlicher Koexistenz sprechen? Etwa zu einem Mischsystem von Planwirtschaft und Marktwirtschaft? Dann wird die Haltung auf der Sondergeneralversammlung zu diesem Thema wieder fragwürdig; ich möchte mich hier nicht im Kreise drehen.
    Meine Bitte und mein förmliches Ersuchen an Sie, Herr Minister, ist dies: Hören Sie auf, mit schillernden und ideologiebehafteten Formeln uns im Lande und der Welt einzureden,

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Da müßte er sich ja selber aufgeben!)

    wir befänden uns auf dem richtigen Wege, die Beziehungen zu den Entwicklungsländern auf gerechtere Grundlagen zu stellen. Das ist bisher de facto ein Trugschluß; mehr noch, die Formel von der friedlichen Koexistenz verbaut nach meiner tiefsten Überzeugung gerade konkrete Kooperationsmöglichkeiten.

    (Schleifenbaum [FDP] : Werden Sie doch einmal konkret!)




    Dr. Köhler (Wolfsburg)

    — Entschuldigen Sie, wenn Sie eine begriffstheoretische Überlegung nicht als konkret empfinden, kann ich Ihnen nicht helfen.

    (Schleifenbaum [FDP] : Das sind doch Leerformeln! — Gegenrufe von der CDU/CSU)

    — Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Schleifenbaum, weiß ich, daß Herr Minister Bahr diesen Diskussionsteil sehr ernst nimmt, und ich glaube, ich bin mit ihm in diesem Fall ausnahmsweise darin einig, daß es sich hier um essentials handelt und nicht, wie Sie denken, um Theorie.
    Die Tatsache, Herr Minister, daß es sich bei dieser Theorie um eine primär außenpolitische Doktrin handelt, ist weiterhin in anderer Hinsicht bedenklich, weil es hier um die Gewichtsverteilung der einzelnen Teilpolitiken im Verhältnis zur Entwicklungspolitik geht. Nicht erst seit der 7. Sondergeneralversammlung und der dann veröffentlichten Studie des Wirtschaftsministeriums wissen wir doch um die Friktionen im interministeriellen Entscheidungs- und Koordinierungsablauf. Die Reihe ließe sich sehr weit fortführen: Bei der Weltbevölkerungskonferenz in Bukarest, bei der Welternährungskonferenz in Rom, beim Lomé-Abkommen usw. hat Ihr Ministerium bestenfalls mitgewirkt. Es ist nicht die Entscheidungsstelle und nicht die entscheidend führende Stelle in dieser Politik gewesen. Ihr Ministerium ist leider weit davon entfernt, Koordinierungsressort zu werden und seine fachlichen Entscheidungsbefugnisse voll zu nutzen. Kompetenz- und Sachkonflikte beherrschen das Bild und lassen die Hoffnung absterben, es könne sich je bei Entwicklungspolitik um eine eigenständige Politik handeln, die auch im praktischen Vollzug voll in die Gesamtpolitik integriert ist. Wir kritisieren hier, daß der Koordinationsvorgang, das Herstellen eines Sachzusammenhangs zwischen außen-, außenwirtschaftlichen und entwicklungspolitischen Zielsetzungen nicht geleistet wird.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Aber das stimmt doch nicht, Herr Kollege!)

    Das, Herr Kollege Holtz, ist nun für uns eine der Grundvoraussetzungen dafür, ein wohlverstandenes Eigeninteresse mit entwicklungspolitischen Zielsetzungen überhaupt verbinden zu können.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr gut!)

    Wenn diese Arbeit nicht geleistet wird, haben Sie recht, den Gedanken des Eigeninteresses anzugreifen.