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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Inhalt: Nachruf auf den früheren Abgeordneten und Bundesminister Storch 14133 A Erweiterung der Tagesordnung 14133 D Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 14134 A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 14134 B Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, FDP betr. Einsetzung eines Sonderausschusses — Drucksache 7/4333 14135 A Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, FDP betr. Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Gesetz zur Förderung von Wohnungseigentum und Wohnbesitz im sozialen Wohnungsbau — Drucksache 7/4334 — Waltemathe SPD 14135 B Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU 14136 C Beratung des Ersten Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Verbesserung der Haushaltsstruktur (Haushaltsstrukturgesetz) — Drucksache 7/4359 — Höcherl CDU/CSU 14138 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. April 1959 zur Errichtung der Interamerikanischen Entwicklungsbank — Drucksache 7/4315 — 14139 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Dritten Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes — Drucksache 7/4179 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4347 — 14139 B Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Grundsätze der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Entwicklungspolitik der Bundesregierung — Drucksachen 7/3656, 7/3805, 7/3907 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Beratung des Zweiten Berichts der Bundesregierung zur Entwicklungspolitik und der zweiten Fortschreibung der entwicklungspolitischen Konzeption — Drucksache 7/4293 — Wawrzik CDU/CSU . . . . . . . . . 14139 D Dr. Holtz SPD 14142 B Schleifenbaum FDP . . . . . . . . 14145 B Roser CDU/CSU 14150 B Stahl (Kempen) SPD 14153 B Werner CDU/CSU 14156 D Bahr, Bundesminister BMZ . . 14159 D, 14185 A Dr. Todenhöfer CDU/CSU . . . 14166 A, 14186 A Schluckebier SPD 14172 C Zywietz FDP 14174 D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . . . 14177 D Peiter SPD . . . . . . .. . . . . 14182 A Wehner SPD 14185 D Reddemann CDU/CSU 14186 B Präsident Frau Renger 14186 C Nächste Sitzung 14186 D Anlagen Anlage I Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 14187* A Anlage 2 Herkunft sogenannter Kohlezuschüsse und deren Rückstellung durch die Preussag MdlAnfr A63 21.11.75 Drs 07/4322 Westphal SPD MdlAnfr A64 21.11.75 Drs 07/4322 Westphal SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14187* D Anlage 3 Verlängerung der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen ausländischer Arbeitnehmer in der deutschen Gastronomie MdlAnfr A75 21.11.75 Drs 07/4322 Rollmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 14188* B Anlage 4 Gutachten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft über die künftige Entwicklung der Arbeitsplätze in der Elektrotechnik, der Feinmechanik und der Schuh- und Textilindustrie SchrAnfr B30 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B31 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14188* C Anlage 5 Meldungen über finanzielle Stützungsmaßnahmen der Ruhr-Kohle AG sowie Bereitschaft der Bundesregierung zur Gewährung steuerlicher Erleichterungen auch für die übrige Wirtschaft SchrAnfr B33 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B34 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14189* B Anlage 6 Milderung der gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens bei filterlosen Zigaretten SchrAnfr B59 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Blüm CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14189'D Anlage 7 Konsequenzen aus den Untersuchungen über das Absinken der Sterblichkeit durch Herz- oder Kreislaufversagen bei Ansteigen des Wasserhärtegrades SchrAnfr B60 21.11.75 Drs 07/4322 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14190* A Anlage 8 Thema, Auflage und Kosten der Publikation des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit als Beilage der „Münchener Post" SchrAnfr B61 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14190* C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 14133 204. Sitzung Bonn, den 28. November 1975 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Prof. Dr. Abelein 28. 11. Dr. Achenbach * 28. 11. Adams * 28. 11. Dr. Ahrens ** 28. 11. Dr. Aigner * 28. 11. Alber ** 28. 11. Amrehn 28. 11. Anbuhl 28. 11. Dr. Artzinger * 28. 11. Dr. Bayerl 28. 11. Dr. Becher (Pullach) 28. 11. Behrendt * 28. 11. Dr. von Bismarck 28. 11. Blumenfeld *** 28. 11. Prof. Dr. Burgbacher 28. 11. Dr. Corterier * 28. 11. Frau Däubler-Gmelin 28. 11. Dr. Dollinger 28. 11. Entrup 28. 11. Dr. Eppler 28. 11. Dr. Evers 12. 12. Fellermaier * 28. 11. Frehsee * 28. 11. Gewandt 12. 12. Gerlach (Emsland) 28. 11. Graaff 12. 12. Dr. Gradl 28. 11. Handlos 28. 11. Härzschel * 28. 11. Höcherl 28. 11. von Hassel 28. 11. Huonker 28. 11. Dr. Jahn (Braunschweig) * 28. 11. Dr. Kempfler 28. 11. Kiechle 28. 11. Dr. Klepsch *** 28. 11. Köster 28. 11. Freiherr v. Kühlmann-Stumm 28. 11. Krall * 28. 11. Dr. Lohmar 28. 11. Lücker * 28.11. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 28. 11. Müller (Mülheim) * 28. 11. Orgaß 28. 11. Frau Dr. Orth 28. 11. Pawelczyk 28. 11. Rappe (Hildesheim) 28. 11. RiChter ** 28. 11. Schmidt (München) * 28. 11. von Schoeler 28. 11. Dr. Schröder (Düsseldorf) 28. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schwabe 28. 11. Dr. Schwörer * 28. 11. Seibert 28. 11. Seefeld * 28. 11. Simon 28. 11. Springorum * 28. 11. Dr. Starke (Franken) 28. 11. Tillmann 28. 11. Vahlberg 28. 11. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 12. 12. Walkhoff * 28. 11. Dr. Wallmann 28. 11. Walther 5. 12. Frau Dr. Walz * 28. 11. Dr. Warnke 28. 11. Dr. von Weizsäcker 4. 12. Dr. Wex 28. 11. Dr. Wittmann (München) 5. 12. Frau Dr. Wolf ** 28. 11. von Wrangel 28. 11. Wurbs 28. 11. Wuttke 28. 11. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Westphal (SPD) (Drucksache 7/4322 Fragen A 63 und 64) : Welche „Kohlezuschüsse" sind gemeint, wenn die Preussag in ihrem Bericht von der Hauptversammlung 1975 schreibt: „Von den vereinnahmten Kohlezuschüssen von 60 Millionen DM haben wir 58,5 Millionen DM für den Ausgleich zukünftiger Kohleverluste zunächst in einen Sonderposten mit Rücklageanteil eingestellt, um den Selbstbehalt der Preussag, der von den Zuschußgebern ausbedungen worden ist, bereits im Jahr 1974 zu realisieren." (Preussag-Zeitschrift Nr. 53/1975, Seite 9)? Ist es mit der Bundeshaushaltsordnung und einschlägigen Richtlinien für die in diesem Fall betroffenen „Kohlezuschüsse" vereinbar, daß die Preussag beträchtliche öffentliche Mittel nicht im Jahr der Bewilligung verausgabt, sondern diese in einen Sonderposten mit Rücklageanteil einstellt, so daß ihr dadurch Zinsgewinne zuwachsen, die dem öffentlichen Zuwendungsgeber entgehen? Zu Frage A 63: Um den Weiterbetrieb der Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren zu ermöglichen, hat die Bundesregierung der Preussag AG im Oktober 1974 einen bedingt rückzahlbaren Zuschuß von 60 Millionen DM gewährt, von denen 1974 40 Millionen DM ausgezahlt wurden. Das Land Nordrhein-Westfalen gewährte einen Zuschuß von weiteren 30 Millionen DM und zahlte hiervon 1974 20 Millionen DM aus. Diese Zuschüsse sind zum teilweisen Ausgleich der Verluste bestimmt, die der Preussag AG in den Jahren 1974-1977 durch den Weiterbetrieb der Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren, insbesondere infolge der für diesen Weiterbetrieb notwendigen erheblichen Investitionen, entstehen. Die über die Zuschüsse hinausgehenden Verluste hat die Preussag AG selbst zu tragen; mindestens jedoch 48,9 Millionen DM. Eine endgültige Abrechnung erfolgt nach Ablauf des Jahres 1977. 14188* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Zu Frage A 64: Die von der Preussag AG gewählte bilanztechnische Verbuchung der 1974 gezahlten Zuschüsse der öffentlichen Hand ändert nichts daran, daß im Jahre 1974 in Ibbenbüren beträchtliche Verluste entstanden sind und in Zukunft entstehen werden. Die in der Zeit bis 1977 insgesamt zu erwartenden Verluste werden im übrigen sogar noch weitaus höher sein, als bei der Zuschußgewährung angenommen. Die Bilanzierung als solche sagt noch nichts darüber aus, inwieweit der Preussag AG im Zusammenhang mit der Gewährung der Zuschüsse Zinsvorteile zuwachsen. Zinsvorteile können nur dann entstehen, wenn der in einem Kalenderjahr ausgezahlte Zuschuß höher ist als die in diesem Jahr eingetretenen Verluste in Ibbenbüren. Da derartige Zinsvorteile bei der Bemessung der Höhe des Gesamtzuschusses berücksichtigt worden sind, steht die Zuschußgewährung mit den Bestimmungen der Bundeshaushaltsordnung in Einklang. Die Zuschüsse sind nicht aufgrund eines allgemeinen Förderprogrammms im Rahmen von Richtlinien, sondern als Einzelmaßnahme aufgrund eines gesonderten Haushaltstitels zugesagt worden. Zweckbestimmung und Erläuterungen dieses Titels wurden beim Erlaß des Zuwendungsbescheides voll eingehalten. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Rollmann (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage A 75) : Ist es richtig, daß selbst dann die Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen von ausländischen Arbeitnehmern in der deutschen Gastronomie wegen der herrschenden Arbeitslosigkeit nicht verlängert werden, wenn die Gastronomen zur Verlängerung der Arbeitsverträge für diese ausländischen Arbeitnehmer bereit sind und nach wie vor kaum deutsche Arbeitskräfte für das gastronomische Gewerbe bekommen können? Nach § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes bedürfen Ausländer zur Ausübung einer Beschäftigung im Bundesgebiet grundsätzlich einer Arbeitserlaubnis. Diese wird nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles erteilt. Arbeitserlaubnisfrei sind Staatsangehörige eines Mitgliedstaates der Europäischen Gemeinschaften. Ausländischen Arbeitnehmern, die ununterbrochen fünf Jahre lang eine unselbständige Tätigkeit rechtmäßig im Bundesgebiet ausgeübt haben oder mit einem Deutschen verheiratet sind, wird die Arbeitserlaubnis unabhängig von der Arbeitsmarktlage erteilt. Bei der Verlängerung einer Arbeitserlaubnis haben die Arbeitsämter nach den Weisungen des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit die Verhältnisse des einzelnen Falles verstärkt zu berücksichtigen, wenn der Arbeitnehmer seine Tätigkeit ohne Unterbrechung des bereits bestehenden Arbeitsverhältnisses fortsetzen will. Nach Auskunft des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit wird die Arbeitserlaubnis verlängert, wenn die Versagung zu einem ungedeckten Arbeitskräftebedarf führen würde. Dies gilt auch für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Sollten Ihnen konkrete Einzelfälle aus dem Gaststättengewerbe bekannt sein, in denen abweichend von dieser Praxis entschieden worden ist, bin ich gern bereit, der Angelegenheit nachzugehen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Fragen B 30 und 31) : Teilt die Bundesregierung die Ansicht eines Gutachtens des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, das im Auftrag des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit erstellt worden ist, daß noch bis zu 600 000 Arbeitsplätze in der Elektrotechnik, der Feinmechanik, der Schuh- und Textilindustrie verlorengehen sollen, wobei man in der Textilindustrie mit dem Verlust eines Drittels der Arbeitsplätze rechnet? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, wenn diese Angaben zutreffen, um dieses gefährliche Ergebnis einer liberalen Außenhandelspolitik zu vermeiden oder wenigstens zu verlangsamen, und ist die Bundesregierung bereit, die Umstrukturierung vor allem durch Verbesserung der Investitionsmöglichkeiten und der Forschung zu unterstützen, besonders dann, wenn diese Gebiete nicht bereits in regionalen Förderungsprogrammen enthalten sind? Das im Auftrag des BMZ vom Institut für Weltwirtschaft, Kiel, erstellte Gutachten „Die Auswirkungen vermehrter Einfuhren aus Entwicklungsländern auf ausgewählte Branchen in der Bundesrepublik Deutschland" prognostiziert bis zum Jahre 1985 eine Einbuße von 300 000 bis maximal 600 000 Arbeitsplätzen für den gesamten Bereich der Verarbeitenden Industrie, nicht allein schon für die vier in Ihrer Anfrage aufgeführten Branchen (vgl. a. a. O. S. 109 Tabelle 8). Dem stellen die Verfassser die Erwartung gegenüber, daß aufgrund vermehrter Ausfuhren von Industriegütern 200 000 Arbeitsplätze zusätzlich entstehen werden. Als erheblich von den prognostizierten Freisetzungen betroffen nennt das Gutachten die lederverarbeitende und die Schuhindustrie sowie die Bekleidungs- und einzelne Fertigungen aus der Textilindustrie. Die wirtschaftswissenschaftlichen Instituten erteilte Genehmigung zur Veröffentlichung von Auftragsgutachten bedeutet nicht, daß die Bundesregierung die in solchen Gutachten geäußerten Ansichten teilt oder sich ihre Ergebnisse zu eigen macht. Grundsätzlich können wirtschaftswissenschaftliche Gutachten Anhaltspunkte zur Beurteilung möglicher struktureller Entwicklungen liefern. Die Prognosen dieses Gutachtens unterliegen allerdings zahlreichen methodischen Vorbehalten und Prämissen, auf die die Verfasser zum Teil selbst hinweisen (a. a. O. Tz. 143 ff.). Dies gilt z. B. für die Annahme, die Einfuhren aus den Entwicklungsländern würden sich bis 1985 mit derselben Zuwachsrate entwickeln wie in der Vergangenheit. Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß sie nicht zuletzt aufgrund der großen Außenhandels- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 14189* abhängigkeit der Bundesrepublik weiterhin eine liberale Außenhandelspolitik verfolgen wird. Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden, daß Entscheidungen darüber nur noch gemeinsam mit den EG-Partnern getroffen werden können, deren Vorstellungen zum Teil erheblich von der liberalen Haltung der Bundesrepublik abweichen. Die Bundesregierung hat in ihrer Außenhandelspolitik stets darauf geachtet, bruchartige Rückwirkungen auf die Binnenwirtschaft zu vermeiden. So konnten große Liberalisierungsfortschritte in den fünfziger, sechziger und frühen siebziger Jahren ohne schwerwiegende Beschäftigungseinbrüche erreicht werden. Darauf wird die Politik der Bundesregierung auch künftig ausgerichtet sein. Was die Bekleidungs- und Textilindustrie im besonderen angeht, so hat die Bundesregierung bereits in ihrer Antwort vom 6. November 1975 auf eine Anfrage des Abgeordneten Gerlach (Obernau) — BT-Drucksache 7/4242 — darauf hingewiesen, daß die Europäische Gemeinschaft durch Selbstbeschränkungsabkommen, die sie im Rahmen des Welttextilabkommens mit wichtigen Ausfuhrländern abgeschlossen hat bzw. abschließen wird, das Wachstum von Einfuhren in diesem Bereich abbremsen wird. Im übrigen hat die Bundesregierung bereits mehrfach ihre Ansicht zum Ausdruck gebracht, daß sich die deutsche Wirtschaft entsprechend den Entwicklungen in der Weltwirtschaft einem laufenden Strukturwandel stellen und in einigen Bereichen Anpassungsprozesse durchlaufen muß. Zur Erleichterung solcher Anpassungsprozesse hat die Bundesregierung bereits seit langem ein breit gefächertes Instrumentarium zur Verfügung gestellt, dessen Einzelheiten in der Antwort vom 25. September 1975 auf Ihre Anfrage — BT-Drucksache 7/4024 — dargestellt worden sind. Dort sind auch die Möglichkeiten für besondere regionalpolitische Fördermaßnahmen genannt. Die Mehrzahl der in dem Kieler Gutachten genannten Regionen, in denen die erwarteten Freisetzungen besonders starke Auswirkungen haben sollen, zählen zu den Fördergebieten im Sinne der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretars Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Fragen B 33 und 34) : Treffen Meldungen zu, daß die Bundesregierung zur Zeit umfangreiche finanzielle Stützungsmaßnahmen der Ruhrkohle AG vorbereitet, um diesem Unternehmen die Schwierigkeiten zu erleichtern, die sich aus der konjunkturell bedingten Absatzkrise ergeben? Ist die Bundesregierung bereit, zur Beachtung des Grundsatzes der Gleichbehandlung auch für die übrige Wirtschaft endlich Steuererleichterungen zuzulassen, die eine Überwindung der Krise, besonders im mittelständischen Bereich, ermöglichen soll, dies besonders durch Reduzierung und Abzugsfähigkeit der Vermögensteuer, durch Änderung der Abschreibungsbedingungen und durch den Verlustrücktrag, alles Maßnahmen, die für die Erhaltung von Millionen Arbeitsplätzen notwendig sind? Zu Frage B 33: Die Bundesregierung hat am 26. November 1975 beschlossen, die in der ersten Fortschreibung des Energieprogramms ab 1977 vorgesehene Steinkohlenreserve vorzuziehen und bereits ab 1976 anzulegen. An dem Aufbau dieser Reserve werden alle Unternehmen des deutschen Steinkohlenbergbaus und nicht nur die Ruhrkohle AG beteiligt. Die Steinkohlenreserve dient der Sicherung unserer Energieversorgung; die Kohle soll im Bedarfsfalle insbesondere zur Subvention von Öl herangezogen werden, wie dies auch während der Energiekrise 1973/74 geschehen ist. Es ist sinnvoll, die Steinkohlenreserve schon jetzt zu bilden, weil die Haldenbestände der Bergbauunternehmen stark angewachsen sind. Zu Frage B 34: Der vorgezogene Aufbau der Steinkohlenreserve bringt im gegenwärtigen Zeitpunkt eine gewisse Entlastung für die Bergbauunternehmen. Die Bildung der Steinkohlenreserve zur Sicherung unserer Energieversorgung kann jedoch mit Steuererleichterungen für die Wirtschaft — zu der auch die Unternehmen des Steinkohlenbergbaus gehören — nicht verglichen werden. Anläßlich der Beschlußfassung über Maßnahmen zur Verbesserung der Haushaltsstruktur hat die Bundesregierung bereits am 10. September 1975 die gesetzgebenden Körperschaften gebeten, am fristgerechten Inkrafttreten der Körperschaftsteuerreform zum 1. Januar 1977 festzuhalten. Die Frage eventueller weiterer steuerlicher Maßnahmen zur mittelfristigen Stützung der Investitionstätigkeit der Wirtschaft wird von der Bundesregierung zur Zeit eingehend geprüft. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Blüm (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 59) : Welche Möglichkeiten werden von der Bundesregierung genutzt, um die gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens bei filterlosen Zigaretten zu mildern? Nach Auffassung der Bundesregierung ist Rauchen generell gesundheitsschädlich. Sie hat diese Auffassung in den Antworten auf zwei Kleine Anfragen aus dem Deutschen Bundestag — Bundestagsdrucksachen 7/2070 und 7/3597 — im einzelnen belegt. Der von ihr vertretenen Auffassung ist auch aus Fachkreisen nicht widersprochen worden. Bei dieser Grundauffassung wäre es schwer vertretbar, im Rahmen der gesundheitlichen Aufklärung die lediglich graduellen Unterschiede der Gefährlichkeit einzelner Tabakerzeugnisse zum Anlaß zu nehmen, für einzelne Gruppen besondere Aufklärungsmaßnahmen einzuleiten. Obwohl nicht zu verkennen ist, daß filterlose Zigaretten, die teil- 14190* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 weise gegenüber Filterzigaretten Tabake mit hohen Nikotin- und Kondensatwerten enthalten, das größere gesundheitliche Risiko darstellen, ist das Rauchen von Filterzigaretten jedoch keineswegs gesundheitlich unbedenklich und kann sogar zur Änderung der Rauchgewohnheit, d. h. zur Konsumerhöhung verführen. Ziel der gesundheitlichen Aufklärung ist es, der Bevölkerung bewußt zu machen, daß jede Art von Rauchen gesundheitsschädlich ist und daß zum Rauchen die gesundheitsgerechte Alternative nur das Nichtrauchen darstellen kann. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 60) : Sind dem Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit Untersuchungen in mehreren Staaten bekannt, die laut Angaben des Bundesverbands der Innungskrankenkasse bewiesen haben, daß bei einem Ansteigen des Wasserhärtegrades die Sterblichkeit durch Herz- oder Kreislaufversagen sinkt, und gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls Konsequenzen daraus zu ziehen? Der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit verfolgt seit Jahren die Veröffentlichungen in der internationalen wissenschaftlichen Literatur über einen möglichen Zusammenhang zwischen Wasserhärte und bestimmten Herz-Kreislaufkrankheiten. Das Bundesgesundheitsamt ist beauftragt worden, in einer institutsübergreifenden Arbeitsgruppe die vorhandenen Unterlagen auszuwerten. Ferner wurde der Bundesgesundheitsrat gebeten, die Frage zu beantworten, ob angesichts der vorhandenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen eine Enthärtung unseres Trinkwassers zu verantworten sei. Sein Votum liegt noch nicht vor. Angesichts der Schwierigkeiten der Materie muß jedoch mit einer längeren Beratungsdauer gerechnet werden. Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit hat die Bevölkerung im Juli 1975 durch eine Presseveröffentlichung auf diese Fragen hingewiesen und Zurückhaltung bei der Nachbehandlung des von der öffentlichen Wasserversorgung gelieferten Trinkwassers empfohlen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 61) : Welche Publikation des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit hat der Zeitung „Münchner Post", Ausgabe November 1975, Nr. 37, in welcher Auflage und zu welchen Kosten tatsächlich beigelegen? Der „Münchner Post", Ausgabe November 1975, Nr. 37, lag eine sechsseitige Information des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit zu verschiedenen gesundheitspolitischen Fragen und Themen der Gesundheitserziehung in einer Auflage von 250 000 Exemplaren bei. Die Kosten für Gestaltung, Druck und Vertrieb der Beilage betrugen 53 526,42 DM.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Todenhöfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Wir haben keine Vorsitzenden, die so an Titeln hängen wie die Vertreter dieser Regierung.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Geschenkt! Geschenkt!)

    Herr Minister, Sie haben Ihre entwicklungspolitische Konzeption unter das Motto der Kontinuität und Konzentration gestellt. Dies ist einer der wenigen Punkte, in denen ich Ihnen zustimmen kann. Ihre Entwicklungspolitik steht, um mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zu sprechen,

    (Wehner [SPD] : Zu der müssen Sie Zuflucht nehmen!)

    in der Tat unter diesem Motto: Kontinuität der Versprechen, Herr Wehner, und Konzentration der Mittel.

    (Wehner [SPD] : Nicht einmal das können Sie selber beantworten!)

    Als Sie, Herr Minister Bahr, im Juli 1974 das Amt des Entwicklungsminister übernahmen, verband sich damit in der engagierten Öffentlichkeit die Hoffnung, daß nun endlich eine realistische und durchführbare entwicklungspolitische Konzeption vorgelegt würde —, eine Konzeption, in der Worte und Taten nicht mehr in so eklatanter Weise auseinanderklaffen würden. Diese Hoffnungen haben sich leider nicht erfüllt. Anstatt das Utopische auf das Machbare zu reduzieren, haben Sie in der entwicklungspolitischen Fortschreibung der Unzahl der
    Ziele und Strategien eine ganze Reihe neuer hinzugefügt.
    Ich weiß jetzt eigentlich wirklich nicht mehr,

    (Wehner [SPD] : Jetzt wissen Sie das nicht mehr? — Stahl [Kempen] [SPD] : Das wußten Sie doch nie!)

    was wir in den Entwicklungsländern nicht tun, Herr Wehner. Nur wäre ich Ihnen, Herr Wehner, für die Mitteilung dankbar,

    (Wehner [SPD]: Doch nicht an Sie! Da müßten Sie ja Rückporto beilegen!)

    wo diese Entwicklungsländer liegen, in denen wir all das tun, was in dieser Konzeption Bahrs steht.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Marx [CDU/CSU] : Herr Wehner, warum Sind Sie so nervös?)

    Es ist doch einfach unseriös und auch unredlich, Herr Minister Bahr, diese „großartigen" Strategien und Ziele zum gleichen Zeitpunkt vorzulegen, in dem Ihre Regierung den Beschluß gefaßt hat, 1979 weniger Entwicklungshilfe zu leisten als 1975 —

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Sie haben schon einmal von „Verrat" gesprochen, Herr Todenhöfer! Warum sind Sie denn heute so vorsichtig?)

    und das bei einem Inflationsverlust von rund 25 °/o!
    Auf derselben Linie liegt es, wenn Sie nun, Herr Minister, um der Öffentlichkeit eine Scheinübereinstimmung mit der Opposition vorzuspielen, sich demonstrativ einige schwarze Federn an Ihren roten Hut stecken.

    (Wehner [SPD] : Nicht einmal das ist origiginal! Das hat er von Schleswig-Holstein plagiiert, vom „linken Steffen" !)

    Was nützt ein verbaler Consensus mit der Opposition, wenn Sie diesen verbalen Consensus nicht in die praktische Politik umsetzen?

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was nützt es, Herr Bahr, wenn Sie nun endlich — nach dem Fiasko Ihrer Fraktion im Hearing über multinationale Unternehmen — private Direktinvestitionen ausdrücklich begrüßen,

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Da sind sie schwer eingegangen!)

    wenn Sie gleichzeitig auf Ihrer Tagung in Gymnich Gegenmaßnahmen bei völkerrechtswidrigen Enteignungen deutschen Eigentums in Entwicklungsländern verhindern? Was nützt es, wenn Sie unsere Forderung nach weltweiter europäischer Entwicklungspolitik verbal übernehmen und gleichzeitig in Brüssel alles unternehmen, um praktische finanzielle Schritte zur Verwirklichung dieser Forderung durch Ihr Veto verhindern?

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Dies ist doch eine Unterstellung! Das haben Sie im Ausschuß sogar gutgeheißen!)

    Was nützt es, wenn Sie in der Theorie unsere Forderung nach Konzentration der Mittel auf die ärm-



    Dr. Todenhöfer
    sten Länder der Vierten Welt übernehmen und in der Praxis die Kapitalhilfezusagen Ihres Hauses für die 25 ärmsten Länder dieser Welt im Jahre 1975 auf kümmerliche 20 °/o bringen? Das ist eine Steigerungsrate von rund 1 °/o.

    (Dr. Holtz [SPD] : Das sind doch 40 ärmste Länder!)

    Wir könnten über diese Fälle, die sich beliebig erweitern ließen, kommentarlos hinweggehen, wenn nicht gerade die letzten Monate Anlaß zu der ernsten Sorge gegeben hätten, daß Sie, Herr Minister Bahr, mit dieser Strategie der verbalen Übereinstimmung nach außen in erster Linie das Ziel verfolgen, in der politischen Praxis unkontrolliert und ungehindert Ihre eigenen Wege gehen zu können.
    Eine jener genialen neuen Strategien, die Sie sogar zum persönlichen Markenzeichen Ihrer Politik gemacht haben, ist die staatliche Dreieckskooperation.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Aber Sie haben ein feines Markenzeichen: „Todenhöfer"!)

    Herr Bahr, in ungezählten Interviews haben Sie diese Idee als den Stein der Weisen angepriesen: Die Öllander sollten ihr Kapital geben, die Bundesrepublik als Staat wollte die Experten stellen, und unter der Regie dieser Experten sollten in Entwicklungsländern große Projekte verwirklicht werden. „Entwicklungshilfe ohne den Finanzminister" haben Sie das genannt, Herr Bahr.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Das haben wir heute schon viermal gehört, Herr Todenhöfer! Sie sollten endlich einmal eine neue Platte auflegen! — Dr. Marx [CDU/CSU]: Das kann man Ihnen gar nicht oft genug sagen!)

    Sie, Herr Bahr, haben das einen Beitrag zum Recycling der Ö1-Milliarden in die Bundesrepublik und — ich zitiere — „ein Programm zur Sicherung von Arbeitsplätzen" noch dazu genannt.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Dann machen Sie doch einmal einen Vorschlag! Faktisch!)

    Herr Minister Bahr, ich muß Ihnen an dieser Stelle einmal ein Kompliment machen.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Das ist gefährlich! — Stahl [Kempen] [SPD] : Das kann doch nicht wahr sein!)

    Es ist Ihnen mit dieser „großartigen" Idee gelungen, fast alle zu überzeugen: die deutsche Öffentlichkeit, ja sogar einige Haushaltsexperten, die von der Idee „Entwicklungshilfe ohne den Finanzminister" natürlich ganz besonders angetan waren, die internationalen Geberorganisationen und natürlich auch jene Entwicklungsländer, die die Früchte Ihrer genialen Dreiecksidee ernten sollten. Leider haben Sie immer die Falschen überzeugt; denn von Ihrer Dreieckskooperation hätten Sie jene überzeugen müssen, die sie bezahlen sollten: die Erdölländer. Das aber ist Ihnen nicht gelungen, obwohl seit über einem Jahr Ihre Abgesandten an fast alle Türen Arabiens geklopft haben.

    (Zuruf des Abg. Dr. Marx [CDU/CSU])

    Man könnte das alles noch unter das Kapitel „Einarbeitungszeit eines neuen Ministers" fassen und Gras darüber wachsen lassen, wenn Sie nicht im Stile Ihrer Ostpolitik nach dem bewährten Instrumentarium der Falschinformation gegriffen hätten.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Das ist ja fast schon Verleumdung!)

    Am 25. April 1975 gab Ihr Ministerium — um nur ein Beispiel zu nennen eine offizielle Erklärung heraus mit der Überschrift „Saudi-Arabiens Zustimmung zu Bonns Konzept der Dreieckskooperation ein großer Erfolg".

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Hört! Hört!)

    Die Überraschung der saudi-arabischen Regierung, Herr Stahl, konnte nicht größer sein. Die Promptheit der Antwort der saudi-arabischen Regierung allerdings auch nicht, mit der sie die deutsche Seite darauf hinwies, Saudi-Arabien ziehe ganz entschieden eine bilaterale Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern der von Ihnen vorgeschlagenen Dreieckskooperation vor, — und zwar aus grundsätzlichen Erwägungen und nicht — wie Sie immer wieder behaupten weil Entwicklungsprojekte immer mehrere Jahre dauern.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Ist das denn nicht der Fall?)

    Die unangenehme Aufgabe zuzugeben, daß Ihre Dreiecksinformationen Fehlinformationen waren, hatte wenige Wochen später Staatssekretär Rohwedder nach Verhandlungen mit einer offiziellen saudi-arabischen Wirtschaftsdelegation. Er erklärte im Deutschen Fernsehen: Der Gedanke ist zu schön, um wahr zu sein. Leider wollen die Saudis an diese Sache gar nicht ran. Wir sollten die Sache mit den Dreiecksgeschäften so schnell wie möglich vergessen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Herr Stahl, jetzt müssen Sie eine Zwischenfrage stellen!)

    Das alles hat Sie, Herr Minister Bahr, nicht daran gehindert, vor den Augen der staunenden arabischen Botschafter in Bonn eine Erfolgsmeldung nach der anderen verbreiten zu lassen. Auch in Ihrer Antwort auf unsere Große Anfrage bezeichnen Sie die Dreieckskooperation als eine der entscheidenden Antworten auf die durch die Ölkrise entstandene „neue Lage".

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Legen Sie mal eine neue Platte auf!)

    Nur beabsichtigen Sie, in Zukunft — und das ist leider typisch für Ihre Politik — unter den Begriff „Dreieckskooperation" nunmehr Dinge zu fassen, die mit der ursprünglich im Sudan verkündeten Idee der „Entwicklungshilfe ohne den Finanzminister", des Recycling, der Mobilisierung arabischer Ölmilliarden für unsere Entwicklungshilfe, nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun haben.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Man muß eben flexibel sein, Herr Todenhöfer! — Lachen bei der CDU/CSU)




    Dr. Todenhöfer
    — Herr Stahl, das ist die richtige Antwort. Das ist die Bestätigung der falschen Ankündigungen Ihres Ministers.

    (Zuruf des Abg. Roser [CDU/CSU] — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wenn Sie, Herr Minister Bahr, in Ihrem entwicklungspolitischen Bericht Ihre Bereitschaft erklären, falls dies notwendig werde, nun auch deutsche Finanzhilfe für diese geniale Dreieckskooperation zur Verfügung zu stellen, dann ist das doch keine „Entwicklungshilfe ohne den Finanzminister" mehr, sondern Parallelfinanzierung, die es seit vielen Jahren gibt.
    Das gleiche gilt, Herr Minister, wenn deutsche Privatfirmen — ohne Einschaltung des deutschen Staates - von den Ölländern Aufträge zur Durchführung von Projekten in Entwicklungsländern erhalten. Diese Form der privatwirtschaftlichen Zusammenarbeit gibt es ebenfalls schon seit Jahren; sie funktioniert sogar vorzüglich, nur hat sie mit Ihrer staatlichen Dreieckskooperation ebenfalls nichts zu tun.
    Natürlich, Herr Minister, wird es Ihnen irgendwann gelingen, das eine oder andere staatliche Dreiecksprojekt durchzuführen. Ich wünsche Ihnen das sogar,

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Das glauben wir nicht, Herr Todenhöfer! Also das, was Sie jetzt sagen, das glauben wir nicht! Unmöglich!)

    wenn es Ihnen gelingt, die Boykott-Problematik dabei zu lösen. Aber, Herr Minister Bahr, wenn Sie in ein mit arabischem Ölgeld finanziertes landwirtschaftliches Projekt zwei deutsche Melker schicken, dann hat das doch mit Ihrer epochalen Dreiecksidee, die Milliarden mobilisieren wollte, nichts mehr zu tun. Das muß hier doch einmal gesagt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Stahl [Kempen] [SPD] : So unterschätzen Sie die technischen Experten! — Weitere Zurufe von der SPD)

    „Entwicklungshilfe ohne den Finanzminister", Herr Wehner, bahnt sich allerdings in einem Punkte an, nämlich im Abschnitt „Finanzielle Planung". Hier blieb von der finanziellen Planung leider nur noch die Überschrift. Der Satz, der in der bisherigen Konzeption zur Erreichung des 0,7 °/o-Ziels in den nächsten Jahren eine erhebliche Steigerung der Haushaltsansätze verlangte, wurde sang-und klanglos gestrichen. Herr Minister Bahr, Sie haben die Fahne der Entwicklungshilfe schneller eingeholt, als dies selbst Ihre politischen Gegner für möglich gehalten hätten — und das alles nur wenige Wochen, nachdem die Bundesregierung vor den Vereinten Nationen feierlich, ohne Zwang und anders als andere europäische Staaten ihre Absicht erklärt hatte, bis 1980 0,7 °/o des Bruttosozialprodukts — das wären „bescheidene" 11 Milliarden DM — für Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen.
    Sie behaupten nun hier in dieser Debatte, die Bundesregierung habe in ihre internationale Zusage
    eine Bemühensklausel eingebaut, obwohl Sie wissen, daß schon der Wortlaut dieses Argument Lügen straft. Aber selbst wenn die Bundesregierung recht hätte, hätte sie doch etwas versprochen, was sie gar nicht halten will. Wer wie die Bundesregiegierung für 1979 0,25 °/o plant, will doch 1980 0,7% gar nicht verwirklichen!

    (Schleifenbaum [FDP] : Was wollen Sie denn?)

    Die Bundesregierung kann ihre internationale Zusage nicht nur nicht erfüllen, sie will sie auch nicht erfüllen.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Schleifenbaum [FDP] )

    Früher glaubte die Bundesregierung wenigstens noch an ihre eigenen Versprechen, die sie den Entwicklungsländern gab; heute, unter Bundesminister Bahr und unter Bundeskanzler Schmidt, verspricht diese Regierung bereits wider besseres Wissen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Das würde sie ja dann von vielen anderen politischen Feldern nicht mehr unterscheiden! — Stahl [Kempen] [SPD] : Daß das jetzt kam, war ja auch nicht anders zu erwarten!)

    Herr Minister, es gibt viele Hindernisse für eine echte Kooperation zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern. Das größte Hindernis aber ist zur Zeit das fehlende gegenseitige Vertrauen. Sie vermeiden doch mit einem Versprechen, dessen Nichteinhaltung Sie im gleichen Atemzug beschließen, nicht die Konfrontation, Sie machen die Konfrontation doch damit geradezu unvermeidlich. Das ist genau die falsche Strategie, Herr Bahr, die Sie hier einschlagen.

    (Wehner [SPD] : Dann sind Sie ein schlechter Ratgeber! — Dr. Marx [CDU/CSU]: Verstehen Sie mehr davon?)

    — Ein Glück, daß ich Sie nicht als Ratgeber habe, Herr Wehner.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Das würde Ihnen aber guttun!)

    Niemand, Herr Wehner, hat dieser Regierung, die Sie unterstützen, das Recht gegeben, so leichtfertig mit der internationalen Glaubwürdigkeit unseres Landes umzugehen. Herr Wehner, keiner hat Finanzminister Schmidt 1973 gezwungen, in Nairobi vor den Vertretern von mehr als 100 Entwicklungsländern feierlich zu verkünden, die Bundesrepublik werde ihre Entwicklungshilfe bis 1978 von 3 Milliarden DM auf rund 6 Milliarden DM „verdoppeln".

    (Zurufe von der SPD)

    Niemand hat ferner die Bundesregierung unter seiner Kanzlerschaft, Schmidts Kanzlerschaft, gezwungen, dieses Versprechen lange nach der Erdölkrise national und international mehrfach ausdrücklich, mit Nachdruck zu wiederholen. Ich sage dieses, was ich hier sagen muß, nicht gern: Der SPD mag dieser internationale Wortbruch ihres Bundeskanzlers gleichgültig sein, uns, Herr Wehner, ist es nicht



    Dr. Todenhöfer
    gleichgültig, daß an der Spitze dieses Staates ein Mann steht, dessen Wort nicht gilt.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Bei solchen Gegenspielern, wie Sie es sind, ist das sehr „schwerwiegend" !)

    — Ich finde es, Herr Wehner, im übrigen bemerkenswert, wieviel Mittel dieser Bundesregierung plötzlich für den Ostblock zur Verfügung stehen. Wir wollten doch die Dritte Welt entwickeln

    (Wehner [SPD]: Ja, ja, Sie wollten das!) und nicht den Ostblock.


    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Reddemann [CDU/CSU] : Ob Wehner das wollte, weiß ich nicht!)

    Es ist doch einfach kein Zufall, daß zum gleichen Zeitpunkt, in dem die deutsche Entwicklungshilfe für 1976 um 15,2 % gekürzt wird,

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Das stimmt doch nicht! Sie wissen doch, daß das gar nicht stimmt! — Wehner [SPD] : Regen Sie sich doch nicht über einen solchen Mann auf! Das ist doch ein Knabe! Das lohnt nicht! Das ist nicht diskutabel!)

    Polen 2,3 Milliarden DM erhält.
    Wir haben vor anderthalb Jahren an dieser Stelle, als die Bundesregierung dem kommunistischen Jugoslawien eine Milliarde zusagte, davor gewarnt, die deutsche Entwicklungshilfe in den „Sog der Ostpolitik" geraten zu lassen. Der damalige Bundeskanzler Brandt hat seinerzeit erklärt, er verstehe nicht, was dieses Wort vom „Sog der Ostpolitik" bedeuten solle; für ihn seien Kooperation mit dem Osten und Partnerschaft mit den Entwicklungsländern zwei Seiten ein und derselben Medaille.
    Heute wissen wir, was damit gemeint war. Für die Ostpolitik werden mühelos Mittel aus dem Haushalt bereitgestellt, während bei der Südpolitik achselzuckend auf leere Kassen verwiesen wird. Ich bezweifle, daß ausgerechnet der Ostpolitiker Bahr, der die Kürzungen seines Haushalts mit erstaunlicher Gleichgültigkeit hingenommen hat, der Mann sein soll, der verhindern wird, daß die deutsche Entwicklungshilfe in Zukunft nur noch das erhält, was die Finanzierung der Ostpolitik übrigläßt.

    (Wehner [SPD] : Was sind Sie eigentlich für ein Politiker nach Himmelsrichtungen? — Gegenrufe von der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, mit großer Sorge verfolgt die CDU/CSU die Haltung der Bundesregierung und insbesondere Bundesminister Bahrs in der Frage der von den Entwicklungsländern geforderten planwirtschaftlichen und dirigistischen neuen Weltwirtschaftsordnung, und dies nicht zuletzt deshalb, weil diese neue Weltwirtschaftsordnung die Lösung der Probleme der Entwicklungsländer nicht erleichtern, sondern erschweren wird.
    Nachdem die Bundesregierung noch 1974 auf der 6. Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen zu dieser neuen Weltwirtschaftsordnung entscheidende und präzise Vorbehalte angemeldet hatte, hat sie der Schlußakte der 7. Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen vor wenigen Wochen, wie Herr Minister Bahr voller Stolz erklärte, „ohne Vorbehalt" zugestimmt.

    (Dr. Holtz [SPD] : Alle Nationen haben zugestimmt!)

    Sie hat mit ihrer Zustimmung zu diesem Dokument, das die Prinzipien der planwirtschaftlichen neuen Weltwirtschaftsordnung einen „Beitrag zum Frieden in der Welt" nennt, die programmatische Weichenstellung für eine planwirtschaftliche neue Weltwirtschaftsordnung zugelassen.

    (Dr. Holtz [SPD] : Sie bauen hier doch einen Pappkameraden auf!)

    Sie pflegen diese Feststellung der CDU/CSU, die sich immerhin mit den Meinungen der Experten des Wirtschaftsministeriums deckt, empört zurückzuweisen und auf die marktwirtschaftlichen Bekenntnisse Außenminister Genschers in New York hinzuweisen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Taube Nüsse sind das!)

    Niemand, meine Herren von der FDP, bestreitet jedoch, daß sich Minister Genscher und andere führende Mitglieder dieser Regierung vor und nach der Schlußabstimmung in New York mehrfach zur freien Weltwirtschaftsordnung bekannt haben. Aber was nützen liberale Bekenntnisse, wenn anschließend antiliberal abgestimmt wird?

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: So ist es!)

    Was nach Außenminister Genschers Rede in New York unter der Regie von Minister Bahr beschlossen wurde, ist doch das genaue Gegenteil von dem, was Genscher vorher in seiner Rede gesagt hatte.

    (Schleifenbaum [FDP] : Lesen Sie doch einmal, was er nachher dazu sagte!)

    Herr Minister Bahr, Sie müßten — ich mache Ihnen hier schon das zweite Kompliment — es eigentlich als Kompliment auffassen, wenn ich Ihnen sage, daß die Art, wie Sie Außenminister Genscher überspielt haben, an den Stil Ihrer Ostpolitik erinnert und daß der Egon Bahr der Ostpolitik nun auch in der Entwicklungspolitik aufgetaucht ist. Ja, ich bin sogar bereit, Sie zu der Art und Weise zu beglückwünschen, wie Sie die Minister Friderichs und Genscher überspielt haben. Nur unser Land kann ich nicht beglückwünschen, und die FDP kann ich auch nicht beglückwünschen.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Ja, Sie sind ein großer „Politiker" ; man hört's! — Wehner [SPD] : Wie ehrlich Sie sind!)

    Denn hier wiederholt sich mit denselben Methoden und denselben Begriffen, wie „Koexistenz", jene Politik des „Wandels durch Annäherung", die schon gegenüber dem Osten falsch war und die gegenüber der Dritten und Vierten Welt genauso falsch ist.

    (Dr. Holtz [SPD] : Die Ostpolitik hat doch erst die Entspannungspolitik möglich gemacht!)

    Sie werden, Herr Holtz, auf der Energiekonferenz in
    Paris bereits erleben, in welch miserable Verhand-



    Dr. todenhöfer
    lungsposition Ihre Regierung sich durch diese planwirtschaftlichen Zugeständnisse hineinmanövriert hat.

    (Dr. Holtz [SPD] : Das ist doch Unsinn! — Stahl [Kempen] [SPD] : Sie sind immer ein Hellseher!)

    Sie, Herr Minister, bestreiten diese Strategie natürlich, wie Sie auch in der Ostpolitik alles zu bestreiten pflegten. Vielleicht glauben Sie wie in der Ostpolitik, daß die Bevölkerung noch nicht reif sei, die Wahrheit zu erfahren — gemäß Ihrem Ausspruch gegenüber Herrn Merseburger, daß man nicht alles sagen muß, was wahr ist. — Aber Sie haben doch selbst vor eineinhalb Jahren die drastische Anhebung der Erdölpreise durch das OPEC-Kartell als Vorboten einer gerechteren Verteilung der Reichtümer dieser Welt bezeichnet. Sie waren es doch, der auf der 7. Sondergeneralversammlung von einem Durchbruch zugunsten der Entwicklungsländer gesprochen hat, und es waren doch ebenfalls Sie, der vor wenigen Tagen am Rande des Mannheimer Parteitages den wegen Ihrer nachträglichen Dementis beunruhigten sozialistischen Vertretern der Entwicklungsländer versicherte, die Diskussion um eine neue Weltwirtschaftsordnung werde auch nach der Überwindung der jetzigen Krise nicht zu den Akten gelegt, aber erst müsse Ihre Regierung einmal wiedergewählt werden.
    Es ist auch kein Zufall, daß gerade der SPD-Vorsitzende Brandt fast die gleiche Sprache spricht, wenn er sich in Mexiko zur sogenannten Charta der Rechte und Pflichten der Staaten — dem Grunddokument der neuen Weltwirtschaftsordnung — bekennt

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Herr Brandt hat es verwirkt, ernst genommen zu werden!)

    oder wenn er auf der außenpolitischen Sonderkonferenz der Sozialdemokraten im Januar 1975 die Auffassung vertritt, umfassende Rohstoffabkommen mit Preisabsprachen — das planwirtschaftliche Kernstück der neuen Weltwirtschaftsordnung — könnten ein. sinnvolles globales Instrument sein.
    Und — Herr Holtz, Ihnen als Jungsozialist sei gesagt — es ist auch kein Zufall,

    (Wehner [SPD]: Nein!)

    daß sich das alles mit der entwicklungspolitischen Konzeption der Jungsozialisten vom Frühjahr dieses Jahres deckt, in der es heißt: Entwicklungspolitik im weiteren Sinne ist vor allem Kampf gegen das kapitalistische Weltwirtschaftssystem.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das müssen Sie dem anderen Jungsozialisten auch sagen!)

    Herr Minister Bahr, Sie haben heute — wie das nicht anders zu erwarten war — versucht, den Eindruck zu erwecken, Sie segelten in der Frage der neuen Wirtschaftsordnung unter der Flagge der Marktwirtschaft.

    (Wehner [SPD] : Immerhin segelt er! Sie sitzen auf Sand!)

    Aber es reicht nicht aus, Herr Wehner, diese Flagge
    v o r und nach einer derart entscheidenden Abstimmung zu hissen; das muß man bei der Entscheidung tun.

    (!Dr. Holtz [SPD]: Durch die Lautstärke werden die Argumente nicht besser!)

    Das aber haben Sie nicht getan.

    (Wehner [SPD] : Sehr gut! Sie haben heute morgen so gut gesprochen; das war heute ein vergnügliches Wochenende! Ende gut, alles gut!)

    Dies ist der klassische Fall der von Ihnen mitgetragenen sozialdemokratischen Doppelstrategie, Herr Wehner,

    (Wehner [SPD]: Ja, ja, sicher!)

    die sich der Linken planwirtschaftlich und der Mitte marktwirtschaftlich präsentiert, um weiterhin wählbar zu bleiben.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Wehner ist ein vorbildlicher Parlamentarier! — Wehner [SPD] : Sie wissen gar nicht, wie hilfreich Sie mir gegenüber den Jusos sind!)

    — Herr Wehner, ich bin gerne bereit, Sie in den Verein der Altjusos aufzunehmen, aber das ist nicht das Thema dieser Debatte.

    (Wehner [SPD]: Wunderbar! Ich bin ja so dankbar! Das hätte ich nicht geahnt!)

    Herr Minister Genscher pflegt die vorbehaltlose Zustimmung

    (Wehner [SPD]: Er pflegt jedenfalls!)

    der Bundesregierung zur Schlußakte der 7. Sondergeneralversammlung damit zu rechtfertigen, daß man beabsichtigt habe, als Europäische Gemeinschaft einheitlich und geschlossen aufzutreten. Angesichts des Abstimmungsverhaltens der übrigen EG-Partner, die in New York zu einer ganzen Reihe von Einzelfragen präzise und klare Einzelvorbehalte eingelegt haben, hätte ich von diesem Außenminister eigentlich eine überzeugendere Ausrede erwartet.

    (Wehner [SPD]: Hätten Sie das? — Zurufe von der FDP)

    Die weitere Forderung des Auswärtigen Amts, man müsse doch wenigstens anerkennen, daß man sich jetzt endlich, statt eine endlose Energiediskussion zu führen, auf eine Politik der praktischen Schritte geeinigt habe, ist noch weniger überzeugend. Denn was nützen praktische Schritte, wenn sie in die falsche Richtung führen?

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Richtig!)

    Wenn dieser Weg, der in New York begonnen wurde, in den nächsten zehn Jahren weiter beschritten wird, wird es in zehn Jahren keine freie Weltwirtschaftsordnung mehr geben.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Herr Kollege Todenhöfer, wollen Sie Ihre Rede als Wolkenschieberei verstehen? — Zuruf von der FDP)

    Daß das, Herr Minister Bahr, gleichzeitig Folgen für unser marktwirtschaftliches System im Inland hat, wissen Sie ganz genau.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Ist doch gewollt!)




    Dr. Todenhöfer
    Das ist doch der eigentliche Punkt, um den es geht. Ich bezweifle, Herr Bahr, daß es Ihnen und der Linken in Ihrer Partei

    (Wehner [SPD]: Was verstehen Sie denn darunter?)

    in der Frage der neuen Weltwirtschaftsordnung in erster Linie wirklich um die Entwicklungsländer geht. Wir haben leider zunehmend den Eindruck, um mit Schelsky zu sprechen,

    (Wehner [SPD] : Auch der!)

    daß hier die Entwicklungspolitik als Hebel benutzt werden soll, international von jenem System abzurücken, das Ihnen national trotz Godesberg und trotz Mannheim nach wie vor ein Dorn im Auge ist.

    (Wehner [SPD] : Immerhin „trotz" !) Die sogenannten „Freien Demokraten"


    (Wehner [SPD]: Alles in Anführungszeichen!)

    haben bei der 7. Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen eine besonders traurige Rolle gespielt.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Sie auch!)

    — Vielen Dank für die Zustimmung, Herr Wehner.

    (Wehner [SPD] : Ja!)

    Herr Minister Friderichs hatte vor der Sonderkonferenz noch kategorisch erklärt: wo die freie Preisbildung aufhöre,

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Da fängt der Todenhöfer an!)

    die Märkte zu lenken, sei das Ergebnis erfahrungsgemäß politischer Streit und Konfrontation auf allen Ebenen.
    Jetzt aber stimmt die Bundesregierung, der er angehört, die er mit trägt, einem Dokument zu, in dem eben diese marktfeindliche neue Weltwirtschaft als Beitrag zum Frieden in der Welt bezeichnet wird.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Er hat nicht so ein Brett vor dem Kopf wie Sie!)

    Wo waren denn die Liberalen, als dieses Votum gegen die liberale Weltwirtschaftsordnung fiel? Wer international nicht in der Lage ist, ein programmatisches Ja zur Planwirtschaft zu verhindern, ist auch national nicht in der Lage, das System der freien Marktwirtschaft über den Wahltag hinaus zu verteidigen. Das muß sich auch Herr Friderichs, der sich so gerne zum Propheten der freien Marktwirtschaft macht, einmal sagen lassen.

    (Wehner [SPD] : Dem werden die Ohren klingen, wenn er Sie so hört! — Dr. Marx [CDU/CSU] : Das hoffen wir, Herr Wehner!)

    — Das hoffen wir, und wir hoffen, daß ihm nicht
    nur die Ohren klingen, sondern daß er sich ausnahmsweise einmal in diesem Kabinett durchsetzt
    gegenüber denen, die mit der Marktwirtschaft nichts im Sinn haben, Herr Wehner.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Wehner [SPD] : Ich verteidige Sie gerade gegen meine Freunde! Die sagen nämlich, Sie seien unverschämt. Ich sage: Sie können gar nicht anders! Das ist Ihr Naturell! — Zurufe des Abg. Reddemann)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Meine Damen und Herren, ich achte das Engagement aller Zwischenrufer. Wenn Sie mir den Gefallen tun würden, sich einmal umzudrehen und zu sehen, wie viele Kollegen Ihren Ausführungen folgen, dann fragen Sie sich doch vielleicht, ob sich dieser Sturm im Wasserglas lohnt.

(Wehner [SPD] : Das ist vielleicht kein Schaden! — Reddemann [CDU/CSU]: Das ist kein Schaden, daß man Wehner nicht hört! Da hat er recht!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Todenhöfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich bin dennoch für die Einwürfe Herrn Wehners sehr dankbar, wenn auch nicht für seinen Ton,

    (Zuruf von der SPD) das waren wir nie.

    Meine Damen und Herren, die CDU/CSU sagt auch in der jetzigen Situation

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Gar nichts!)

    ein uneingeschränktes Ja zur Entwicklungshilfe,

    (Wehner [SPD] : Hört! Hört! Haben Sie jemals schon eine Einschränkung gemacht?)

    ein uneingeschränktes Ja zur Unterstützung der Entwicklungsländer in ihrem Bemühen, ihre wirtschaftlichen und sozialen Strukturen zu verbessern. Das alles ist jedoch nur in einer wirklich freien Weltwirtschaftsordnung erreichbar.
    Unsere Leitsätze — die CDU hat sie auf ihrem entwicklungspolitischen Kongreß im Detail dargestellt — lauten daher:
    Erstens. Ausbau der gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung nach dem Leitbild der sozialen Marktwirtschaft — an Stelle der Errichtung einer internationalen sozialistischen Planwirtschaft.
    Zweitens. Schrittweise und energische Liberalisierung des Welthandels — statt schrittweiser Einführung dirigistischer Reglementierungen.
    Drittens. Wirkliche Konzentration der Entwicklungshilfe auf die ärmsten Länder der Vierten Welt — statt des noch immer praktizierten Gießkannenprinzips der Bundesregierung.
    Viertens. Verstärkte und massive Förderung deutscher Privatinvestitionen in den Entwicklungsländern — statt Behinderung und Verunsicherung



    Dr. Todenhöfer
    durch ideologische Kampagnen und steuerliche Maßnahmen.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Wer tut das denn, Herr Todenhöfer? Was soll der Quatsch denn überhaupt? Das ist doch fast unverschämt, was Sie jetzt darstellen! — Wehner [SPD] : Nein, er kann nicht anders. Er ist von Natur so! — Reddemann [CDU/ CSU] : Wie Sie, Herr Wehner!)

    Fünftens. Europäisierung der Entwicklungspolitik — allerdings nicht einer sozialistischen Entwicklungspolitik — statt finanzieller Blockade einer weltweiten europäischen Entwicklungspolitik.

    (Wehner [SPD] : Männchen! — Gegenrufe des Abg. Reddemann [CDU/CSU])

    Voraussetzung einer wirkungsvollen Strategie gegen die Not in den Entwicklungsländern ist allerdings langfristig weiteres wirtschaftliches Wachstum in den Industrieländern.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Ohne die CDU nicht möglich!)

    Dieses Wachstum ist auch erreichbar. Die gegenteiligen Prognosen des Club of Rome, die Thesen von den Grenzen des Wachstums und vom unvermeidbaren Nullwachstum sind lange genug nachgebetet worden — häufig um vom Versagen der eigenen Regierung abzulenken.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Und Sie werden das Heilmittel bringen!)

    Wir haben auf dieser Erde die technischen Kapazitäten, um allen Menschen einen erträglichen Lebensstandard zu sichern. Voraussetzung hierfür ist jedoch in den Industrieländern

    (Dr. Ehrenberg [SPD] : Daß die CDU nicht im Weg steht!)

    — und besonders in der Bundesrepublik Deutschland — eine weltoffene, liberale Handelspolitik, eine weitsichtige, marktkonforme Strukturpolitik und vor allem

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Eine von Todenhöfer angelegte Strategie!)

    die „technologische Flucht nach vorne", die ständige Spezialisierung auf technologisch hochstehende, intelligente Produkte.
    Das einzige System, in ,dem dies ohne erhebliche Wachstumsverluste möglich ist, ist das System der freien und sozialen Weltwirtschaft.

    (Wehner [SPD] : Das ist eine neue Formel: freie und soziale Weltwirtschaft!)

    Diese Regierung hat durch ihr Verhalten in den letzten Monaten und durch diesen Entwicklungsminister den Anspruch verspielt, Garant eines solchen Systems, Garant einer wirklich engagierten und wirkungsvollen deutschen Entwicklungspolitik zu sein.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Stahl [Kempen] [SPD] : Geschenkt, Herr Todenhöfer! Das stand in der letzten Woche schon in der „Welt"! — Wehner [SPD] : Das war ziemlich minimal!)