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    Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Inhalt: Nachruf auf den früheren Abgeordneten und Bundesminister Storch 14133 A Erweiterung der Tagesordnung 14133 D Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 14134 A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 14134 B Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, FDP betr. Einsetzung eines Sonderausschusses — Drucksache 7/4333 14135 A Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD, FDP betr. Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Gesetz zur Förderung von Wohnungseigentum und Wohnbesitz im sozialen Wohnungsbau — Drucksache 7/4334 — Waltemathe SPD 14135 B Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU 14136 C Beratung des Ersten Antrags des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Verbesserung der Haushaltsstruktur (Haushaltsstrukturgesetz) — Drucksache 7/4359 — Höcherl CDU/CSU 14138 B Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. April 1959 zur Errichtung der Interamerikanischen Entwicklungsbank — Drucksache 7/4315 — 14139 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Dritten Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes — Drucksache 7/4179 —, Bericht und Antrag des Innenausschusses — Drucksache 7/4347 — 14139 B Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Grundsätze der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Entwicklungspolitik der Bundesregierung — Drucksachen 7/3656, 7/3805, 7/3907 — in Verbindung mit II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Beratung des Zweiten Berichts der Bundesregierung zur Entwicklungspolitik und der zweiten Fortschreibung der entwicklungspolitischen Konzeption — Drucksache 7/4293 — Wawrzik CDU/CSU . . . . . . . . . 14139 D Dr. Holtz SPD 14142 B Schleifenbaum FDP . . . . . . . . 14145 B Roser CDU/CSU 14150 B Stahl (Kempen) SPD 14153 B Werner CDU/CSU 14156 D Bahr, Bundesminister BMZ . . 14159 D, 14185 A Dr. Todenhöfer CDU/CSU . . . 14166 A, 14186 A Schluckebier SPD 14172 C Zywietz FDP 14174 D Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU . . . 14177 D Peiter SPD . . . . . . .. . . . . 14182 A Wehner SPD 14185 D Reddemann CDU/CSU 14186 B Präsident Frau Renger 14186 C Nächste Sitzung 14186 D Anlagen Anlage I Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 14187* A Anlage 2 Herkunft sogenannter Kohlezuschüsse und deren Rückstellung durch die Preussag MdlAnfr A63 21.11.75 Drs 07/4322 Westphal SPD MdlAnfr A64 21.11.75 Drs 07/4322 Westphal SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14187* D Anlage 3 Verlängerung der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen ausländischer Arbeitnehmer in der deutschen Gastronomie MdlAnfr A75 21.11.75 Drs 07/4322 Rollmann CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 14188* B Anlage 4 Gutachten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft über die künftige Entwicklung der Arbeitsplätze in der Elektrotechnik, der Feinmechanik und der Schuh- und Textilindustrie SchrAnfr B30 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B31 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14188* C Anlage 5 Meldungen über finanzielle Stützungsmaßnahmen der Ruhr-Kohle AG sowie Bereitschaft der Bundesregierung zur Gewährung steuerlicher Erleichterungen auch für die übrige Wirtschaft SchrAnfr B33 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAnfr B34 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Schwörer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi . . . . 14189* B Anlage 6 Milderung der gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens bei filterlosen Zigaretten SchrAnfr B59 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Blüm CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14189'D Anlage 7 Konsequenzen aus den Untersuchungen über das Absinken der Sterblichkeit durch Herz- oder Kreislaufversagen bei Ansteigen des Wasserhärtegrades SchrAnfr B60 21.11.75 Drs 07/4322 Schröder (Wilhelminenhof) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14190* A Anlage 8 Thema, Auflage und Kosten der Publikation des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit als Beilage der „Münchener Post" SchrAnfr B61 21.11.75 Drs 07/4322 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 14190* C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 14133 204. Sitzung Bonn, den 28. November 1975 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Prof. Dr. Abelein 28. 11. Dr. Achenbach * 28. 11. Adams * 28. 11. Dr. Ahrens ** 28. 11. Dr. Aigner * 28. 11. Alber ** 28. 11. Amrehn 28. 11. Anbuhl 28. 11. Dr. Artzinger * 28. 11. Dr. Bayerl 28. 11. Dr. Becher (Pullach) 28. 11. Behrendt * 28. 11. Dr. von Bismarck 28. 11. Blumenfeld *** 28. 11. Prof. Dr. Burgbacher 28. 11. Dr. Corterier * 28. 11. Frau Däubler-Gmelin 28. 11. Dr. Dollinger 28. 11. Entrup 28. 11. Dr. Eppler 28. 11. Dr. Evers 12. 12. Fellermaier * 28. 11. Frehsee * 28. 11. Gewandt 12. 12. Gerlach (Emsland) 28. 11. Graaff 12. 12. Dr. Gradl 28. 11. Handlos 28. 11. Härzschel * 28. 11. Höcherl 28. 11. von Hassel 28. 11. Huonker 28. 11. Dr. Jahn (Braunschweig) * 28. 11. Dr. Kempfler 28. 11. Kiechle 28. 11. Dr. Klepsch *** 28. 11. Köster 28. 11. Freiherr v. Kühlmann-Stumm 28. 11. Krall * 28. 11. Dr. Lohmar 28. 11. Lücker * 28.11. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 28. 11. Müller (Mülheim) * 28. 11. Orgaß 28. 11. Frau Dr. Orth 28. 11. Pawelczyk 28. 11. Rappe (Hildesheim) 28. 11. RiChter ** 28. 11. Schmidt (München) * 28. 11. von Schoeler 28. 11. Dr. Schröder (Düsseldorf) 28. 11. * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates *** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schwabe 28. 11. Dr. Schwörer * 28. 11. Seibert 28. 11. Seefeld * 28. 11. Simon 28. 11. Springorum * 28. 11. Dr. Starke (Franken) 28. 11. Tillmann 28. 11. Vahlberg 28. 11. Dr. h. c. Wagner (Günzburg) 12. 12. Walkhoff * 28. 11. Dr. Wallmann 28. 11. Walther 5. 12. Frau Dr. Walz * 28. 11. Dr. Warnke 28. 11. Dr. von Weizsäcker 4. 12. Dr. Wex 28. 11. Dr. Wittmann (München) 5. 12. Frau Dr. Wolf ** 28. 11. von Wrangel 28. 11. Wurbs 28. 11. Wuttke 28. 11. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Westphal (SPD) (Drucksache 7/4322 Fragen A 63 und 64) : Welche „Kohlezuschüsse" sind gemeint, wenn die Preussag in ihrem Bericht von der Hauptversammlung 1975 schreibt: „Von den vereinnahmten Kohlezuschüssen von 60 Millionen DM haben wir 58,5 Millionen DM für den Ausgleich zukünftiger Kohleverluste zunächst in einen Sonderposten mit Rücklageanteil eingestellt, um den Selbstbehalt der Preussag, der von den Zuschußgebern ausbedungen worden ist, bereits im Jahr 1974 zu realisieren." (Preussag-Zeitschrift Nr. 53/1975, Seite 9)? Ist es mit der Bundeshaushaltsordnung und einschlägigen Richtlinien für die in diesem Fall betroffenen „Kohlezuschüsse" vereinbar, daß die Preussag beträchtliche öffentliche Mittel nicht im Jahr der Bewilligung verausgabt, sondern diese in einen Sonderposten mit Rücklageanteil einstellt, so daß ihr dadurch Zinsgewinne zuwachsen, die dem öffentlichen Zuwendungsgeber entgehen? Zu Frage A 63: Um den Weiterbetrieb der Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren zu ermöglichen, hat die Bundesregierung der Preussag AG im Oktober 1974 einen bedingt rückzahlbaren Zuschuß von 60 Millionen DM gewährt, von denen 1974 40 Millionen DM ausgezahlt wurden. Das Land Nordrhein-Westfalen gewährte einen Zuschuß von weiteren 30 Millionen DM und zahlte hiervon 1974 20 Millionen DM aus. Diese Zuschüsse sind zum teilweisen Ausgleich der Verluste bestimmt, die der Preussag AG in den Jahren 1974-1977 durch den Weiterbetrieb der Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren, insbesondere infolge der für diesen Weiterbetrieb notwendigen erheblichen Investitionen, entstehen. Die über die Zuschüsse hinausgehenden Verluste hat die Preussag AG selbst zu tragen; mindestens jedoch 48,9 Millionen DM. Eine endgültige Abrechnung erfolgt nach Ablauf des Jahres 1977. 14188* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 Zu Frage A 64: Die von der Preussag AG gewählte bilanztechnische Verbuchung der 1974 gezahlten Zuschüsse der öffentlichen Hand ändert nichts daran, daß im Jahre 1974 in Ibbenbüren beträchtliche Verluste entstanden sind und in Zukunft entstehen werden. Die in der Zeit bis 1977 insgesamt zu erwartenden Verluste werden im übrigen sogar noch weitaus höher sein, als bei der Zuschußgewährung angenommen. Die Bilanzierung als solche sagt noch nichts darüber aus, inwieweit der Preussag AG im Zusammenhang mit der Gewährung der Zuschüsse Zinsvorteile zuwachsen. Zinsvorteile können nur dann entstehen, wenn der in einem Kalenderjahr ausgezahlte Zuschuß höher ist als die in diesem Jahr eingetretenen Verluste in Ibbenbüren. Da derartige Zinsvorteile bei der Bemessung der Höhe des Gesamtzuschusses berücksichtigt worden sind, steht die Zuschußgewährung mit den Bestimmungen der Bundeshaushaltsordnung in Einklang. Die Zuschüsse sind nicht aufgrund eines allgemeinen Förderprogrammms im Rahmen von Richtlinien, sondern als Einzelmaßnahme aufgrund eines gesonderten Haushaltstitels zugesagt worden. Zweckbestimmung und Erläuterungen dieses Titels wurden beim Erlaß des Zuwendungsbescheides voll eingehalten. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Rollmann (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage A 75) : Ist es richtig, daß selbst dann die Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen von ausländischen Arbeitnehmern in der deutschen Gastronomie wegen der herrschenden Arbeitslosigkeit nicht verlängert werden, wenn die Gastronomen zur Verlängerung der Arbeitsverträge für diese ausländischen Arbeitnehmer bereit sind und nach wie vor kaum deutsche Arbeitskräfte für das gastronomische Gewerbe bekommen können? Nach § 19 des Arbeitsförderungsgesetzes bedürfen Ausländer zur Ausübung einer Beschäftigung im Bundesgebiet grundsätzlich einer Arbeitserlaubnis. Diese wird nach Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes unter Berücksichtigung der Verhältnisse des einzelnen Falles erteilt. Arbeitserlaubnisfrei sind Staatsangehörige eines Mitgliedstaates der Europäischen Gemeinschaften. Ausländischen Arbeitnehmern, die ununterbrochen fünf Jahre lang eine unselbständige Tätigkeit rechtmäßig im Bundesgebiet ausgeübt haben oder mit einem Deutschen verheiratet sind, wird die Arbeitserlaubnis unabhängig von der Arbeitsmarktlage erteilt. Bei der Verlängerung einer Arbeitserlaubnis haben die Arbeitsämter nach den Weisungen des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit die Verhältnisse des einzelnen Falles verstärkt zu berücksichtigen, wenn der Arbeitnehmer seine Tätigkeit ohne Unterbrechung des bereits bestehenden Arbeitsverhältnisses fortsetzen will. Nach Auskunft des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit wird die Arbeitserlaubnis verlängert, wenn die Versagung zu einem ungedeckten Arbeitskräftebedarf führen würde. Dies gilt auch für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Sollten Ihnen konkrete Einzelfälle aus dem Gaststättengewerbe bekannt sein, in denen abweichend von dieser Praxis entschieden worden ist, bin ich gern bereit, der Angelegenheit nachzugehen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Fragen B 30 und 31) : Teilt die Bundesregierung die Ansicht eines Gutachtens des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, das im Auftrag des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit erstellt worden ist, daß noch bis zu 600 000 Arbeitsplätze in der Elektrotechnik, der Feinmechanik, der Schuh- und Textilindustrie verlorengehen sollen, wobei man in der Textilindustrie mit dem Verlust eines Drittels der Arbeitsplätze rechnet? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, wenn diese Angaben zutreffen, um dieses gefährliche Ergebnis einer liberalen Außenhandelspolitik zu vermeiden oder wenigstens zu verlangsamen, und ist die Bundesregierung bereit, die Umstrukturierung vor allem durch Verbesserung der Investitionsmöglichkeiten und der Forschung zu unterstützen, besonders dann, wenn diese Gebiete nicht bereits in regionalen Förderungsprogrammen enthalten sind? Das im Auftrag des BMZ vom Institut für Weltwirtschaft, Kiel, erstellte Gutachten „Die Auswirkungen vermehrter Einfuhren aus Entwicklungsländern auf ausgewählte Branchen in der Bundesrepublik Deutschland" prognostiziert bis zum Jahre 1985 eine Einbuße von 300 000 bis maximal 600 000 Arbeitsplätzen für den gesamten Bereich der Verarbeitenden Industrie, nicht allein schon für die vier in Ihrer Anfrage aufgeführten Branchen (vgl. a. a. O. S. 109 Tabelle 8). Dem stellen die Verfassser die Erwartung gegenüber, daß aufgrund vermehrter Ausfuhren von Industriegütern 200 000 Arbeitsplätze zusätzlich entstehen werden. Als erheblich von den prognostizierten Freisetzungen betroffen nennt das Gutachten die lederverarbeitende und die Schuhindustrie sowie die Bekleidungs- und einzelne Fertigungen aus der Textilindustrie. Die wirtschaftswissenschaftlichen Instituten erteilte Genehmigung zur Veröffentlichung von Auftragsgutachten bedeutet nicht, daß die Bundesregierung die in solchen Gutachten geäußerten Ansichten teilt oder sich ihre Ergebnisse zu eigen macht. Grundsätzlich können wirtschaftswissenschaftliche Gutachten Anhaltspunkte zur Beurteilung möglicher struktureller Entwicklungen liefern. Die Prognosen dieses Gutachtens unterliegen allerdings zahlreichen methodischen Vorbehalten und Prämissen, auf die die Verfasser zum Teil selbst hinweisen (a. a. O. Tz. 143 ff.). Dies gilt z. B. für die Annahme, die Einfuhren aus den Entwicklungsländern würden sich bis 1985 mit derselben Zuwachsrate entwickeln wie in der Vergangenheit. Die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, daß sie nicht zuletzt aufgrund der großen Außenhandels- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 14189* abhängigkeit der Bundesrepublik weiterhin eine liberale Außenhandelspolitik verfolgen wird. Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden, daß Entscheidungen darüber nur noch gemeinsam mit den EG-Partnern getroffen werden können, deren Vorstellungen zum Teil erheblich von der liberalen Haltung der Bundesrepublik abweichen. Die Bundesregierung hat in ihrer Außenhandelspolitik stets darauf geachtet, bruchartige Rückwirkungen auf die Binnenwirtschaft zu vermeiden. So konnten große Liberalisierungsfortschritte in den fünfziger, sechziger und frühen siebziger Jahren ohne schwerwiegende Beschäftigungseinbrüche erreicht werden. Darauf wird die Politik der Bundesregierung auch künftig ausgerichtet sein. Was die Bekleidungs- und Textilindustrie im besonderen angeht, so hat die Bundesregierung bereits in ihrer Antwort vom 6. November 1975 auf eine Anfrage des Abgeordneten Gerlach (Obernau) — BT-Drucksache 7/4242 — darauf hingewiesen, daß die Europäische Gemeinschaft durch Selbstbeschränkungsabkommen, die sie im Rahmen des Welttextilabkommens mit wichtigen Ausfuhrländern abgeschlossen hat bzw. abschließen wird, das Wachstum von Einfuhren in diesem Bereich abbremsen wird. Im übrigen hat die Bundesregierung bereits mehrfach ihre Ansicht zum Ausdruck gebracht, daß sich die deutsche Wirtschaft entsprechend den Entwicklungen in der Weltwirtschaft einem laufenden Strukturwandel stellen und in einigen Bereichen Anpassungsprozesse durchlaufen muß. Zur Erleichterung solcher Anpassungsprozesse hat die Bundesregierung bereits seit langem ein breit gefächertes Instrumentarium zur Verfügung gestellt, dessen Einzelheiten in der Antwort vom 25. September 1975 auf Ihre Anfrage — BT-Drucksache 7/4024 — dargestellt worden sind. Dort sind auch die Möglichkeiten für besondere regionalpolitische Fördermaßnahmen genannt. Die Mehrzahl der in dem Kieler Gutachten genannten Regionen, in denen die erwarteten Freisetzungen besonders starke Auswirkungen haben sollen, zählen zu den Fördergebieten im Sinne der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretars Grüner auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwörer (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Fragen B 33 und 34) : Treffen Meldungen zu, daß die Bundesregierung zur Zeit umfangreiche finanzielle Stützungsmaßnahmen der Ruhrkohle AG vorbereitet, um diesem Unternehmen die Schwierigkeiten zu erleichtern, die sich aus der konjunkturell bedingten Absatzkrise ergeben? Ist die Bundesregierung bereit, zur Beachtung des Grundsatzes der Gleichbehandlung auch für die übrige Wirtschaft endlich Steuererleichterungen zuzulassen, die eine Überwindung der Krise, besonders im mittelständischen Bereich, ermöglichen soll, dies besonders durch Reduzierung und Abzugsfähigkeit der Vermögensteuer, durch Änderung der Abschreibungsbedingungen und durch den Verlustrücktrag, alles Maßnahmen, die für die Erhaltung von Millionen Arbeitsplätzen notwendig sind? Zu Frage B 33: Die Bundesregierung hat am 26. November 1975 beschlossen, die in der ersten Fortschreibung des Energieprogramms ab 1977 vorgesehene Steinkohlenreserve vorzuziehen und bereits ab 1976 anzulegen. An dem Aufbau dieser Reserve werden alle Unternehmen des deutschen Steinkohlenbergbaus und nicht nur die Ruhrkohle AG beteiligt. Die Steinkohlenreserve dient der Sicherung unserer Energieversorgung; die Kohle soll im Bedarfsfalle insbesondere zur Subvention von Öl herangezogen werden, wie dies auch während der Energiekrise 1973/74 geschehen ist. Es ist sinnvoll, die Steinkohlenreserve schon jetzt zu bilden, weil die Haldenbestände der Bergbauunternehmen stark angewachsen sind. Zu Frage B 34: Der vorgezogene Aufbau der Steinkohlenreserve bringt im gegenwärtigen Zeitpunkt eine gewisse Entlastung für die Bergbauunternehmen. Die Bildung der Steinkohlenreserve zur Sicherung unserer Energieversorgung kann jedoch mit Steuererleichterungen für die Wirtschaft — zu der auch die Unternehmen des Steinkohlenbergbaus gehören — nicht verglichen werden. Anläßlich der Beschlußfassung über Maßnahmen zur Verbesserung der Haushaltsstruktur hat die Bundesregierung bereits am 10. September 1975 die gesetzgebenden Körperschaften gebeten, am fristgerechten Inkrafttreten der Körperschaftsteuerreform zum 1. Januar 1977 festzuhalten. Die Frage eventueller weiterer steuerlicher Maßnahmen zur mittelfristigen Stützung der Investitionstätigkeit der Wirtschaft wird von der Bundesregierung zur Zeit eingehend geprüft. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Blüm (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 59) : Welche Möglichkeiten werden von der Bundesregierung genutzt, um die gesundheitlichen Auswirkungen des Zigarettenrauchens bei filterlosen Zigaretten zu mildern? Nach Auffassung der Bundesregierung ist Rauchen generell gesundheitsschädlich. Sie hat diese Auffassung in den Antworten auf zwei Kleine Anfragen aus dem Deutschen Bundestag — Bundestagsdrucksachen 7/2070 und 7/3597 — im einzelnen belegt. Der von ihr vertretenen Auffassung ist auch aus Fachkreisen nicht widersprochen worden. Bei dieser Grundauffassung wäre es schwer vertretbar, im Rahmen der gesundheitlichen Aufklärung die lediglich graduellen Unterschiede der Gefährlichkeit einzelner Tabakerzeugnisse zum Anlaß zu nehmen, für einzelne Gruppen besondere Aufklärungsmaßnahmen einzuleiten. Obwohl nicht zu verkennen ist, daß filterlose Zigaretten, die teil- 14190* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 204. Sitzung. Bonn, Freitag, den 28. November 1975 weise gegenüber Filterzigaretten Tabake mit hohen Nikotin- und Kondensatwerten enthalten, das größere gesundheitliche Risiko darstellen, ist das Rauchen von Filterzigaretten jedoch keineswegs gesundheitlich unbedenklich und kann sogar zur Änderung der Rauchgewohnheit, d. h. zur Konsumerhöhung verführen. Ziel der gesundheitlichen Aufklärung ist es, der Bevölkerung bewußt zu machen, daß jede Art von Rauchen gesundheitsschädlich ist und daß zum Rauchen die gesundheitsgerechte Alternative nur das Nichtrauchen darstellen kann. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Schröder (Wilhelminenhof) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 60) : Sind dem Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit Untersuchungen in mehreren Staaten bekannt, die laut Angaben des Bundesverbands der Innungskrankenkasse bewiesen haben, daß bei einem Ansteigen des Wasserhärtegrades die Sterblichkeit durch Herz- oder Kreislaufversagen sinkt, und gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls Konsequenzen daraus zu ziehen? Der Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit verfolgt seit Jahren die Veröffentlichungen in der internationalen wissenschaftlichen Literatur über einen möglichen Zusammenhang zwischen Wasserhärte und bestimmten Herz-Kreislaufkrankheiten. Das Bundesgesundheitsamt ist beauftragt worden, in einer institutsübergreifenden Arbeitsgruppe die vorhandenen Unterlagen auszuwerten. Ferner wurde der Bundesgesundheitsrat gebeten, die Frage zu beantworten, ob angesichts der vorhandenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen eine Enthärtung unseres Trinkwassers zu verantworten sei. Sein Votum liegt noch nicht vor. Angesichts der Schwierigkeiten der Materie muß jedoch mit einer längeren Beratungsdauer gerechnet werden. Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit hat die Bevölkerung im Juli 1975 durch eine Presseveröffentlichung auf diese Fragen hingewiesen und Zurückhaltung bei der Nachbehandlung des von der öffentlichen Wasserversorgung gelieferten Trinkwassers empfohlen. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) (Drucksache 7/4322 Frage B 61) : Welche Publikation des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit hat der Zeitung „Münchner Post", Ausgabe November 1975, Nr. 37, in welcher Auflage und zu welchen Kosten tatsächlich beigelegen? Der „Münchner Post", Ausgabe November 1975, Nr. 37, lag eine sechsseitige Information des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit zu verschiedenen gesundheitspolitischen Fragen und Themen der Gesundheitserziehung in einer Auflage von 250 000 Exemplaren bei. Die Kosten für Gestaltung, Druck und Vertrieb der Beilage betrugen 53 526,42 DM.
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    Rede von Kurt Wawrzik


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die CDU/CSU-Fraktion hat am 20. Mai 1975 die heute zur Beratung anstehende Anfrage eingereicht. In der Begründung haben wir den Anlaß dargelegt: Erdölpreiserhöhungen, verschärfte Ernährungskrise, Inflation, Handelsbilanzungleichgewichte und die Forderung der Entwicklungsländer nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung auf



    Wawrzik
    der einen Seite sowie Zahlungsbilanzschwierigkeiten zahlreicher Industrieländer auf der anderen Seite erfordern es, die deutsche Entwicklungspolitik auf die veränderte Lage einzustellen. Die Bundesregierung hat hierzu bisher nur widersprüchliche Aussagen und Ankündigungen ohne Substanz gemacht, nicht aber sichtbare, entscheidende Konsequenzen gezogen. Deshalb mußten wir unsere Fragen stellen.
    Das Papier, das die Bundesregierung als ihre Antwort bezeichnet, liegt seit dem 20. Juni 1975 vor. Die Schriftliche Antwort auf unsere Große Anfrage ist das klassische Beispiel für eine Politik der gezielten Desinformation.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die einzige wirklich klare Aussage ist die Nummer der Drucksache. Bis auf wenige Ausnahmen ist mit den Antworten überhaupt nichts anzufangen.

    (Dr. Eyrich [CDU/CSU] : Wie immer!)

    Sie beseitigen weder Widersprüchlichkeiten noch lassen sie klar erkennen, in welche Richtung der Zug nun wirklich fährt.
    Mit unserer ersten Frage wollten wir erkunden: Was bleibt von Eppler? Was kommt neues von Bahr? In der Antwort wird auf die zweijährige Überprüfung der Konzeption und die Gymnicher Thesen hingewiesen. So einfach macht man sich das: Sucht euch aus den Papieren heraus, was ihr wollt. Leider läßt die knappe Zeit eine Würdigung der Gymnicher Thesen im einzelnen an dieser Stelle nicht zu. Eine solche Würdigung scheint mir aber auch nicht notwendig zu sein, denn die These 24 stellt das gesamte Papier in Frage. Dort heißt es:
    Die Vorlage präjudiziert nicht die Haushaltsberatungen.
    Minister Bahr ist in diesen Tagen gegen Minister Apel im Kabinett untergegangen. Wegen weit geringerer Differenzen — neben anderen Gründen — hat Herr Minister Eppler seinen Hut genommen. Wie lange hängt der Hut des jetzigen Ministers noch?

    (Dr. Eyrich [CDU/CSU] : Nicht sehr lange!)

    In den Fragen 2 und 3 geht es um das Verhältnis der multilateralen zu den bilateralen Mitteln. In der Antwort auf Frage 2 wird der hohe multilaterale Anteil als Qualitätsmerkmal bestätigt. In der Antwort auf Frage 3 wird der Widerspruch, der durch die Aussage des Regierungssprechers Bölling entstanden ist, die bilaterale Hilfe müsse künftig Vorrang haben, einfach bestritten. Ein Vorrang für das eine muß zu Lasten des anderen gehen. Das alles paßt nicht zusammen. und ein Widerspruch wird nicht dadurch gegenstandslos, daß man ihn einfach bestreitet.

    (Dr. Eyrich [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    2 + 2 gibt 4, und auch 1 + 3 gibt 4. Daß auch 5 herauskommen kann. glaubt nur die Bundesregierung. Aber richtiges Rechnen hat sie ja noch nie gekonnt.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Im übrigen sind uns Zahlen bekanntgeworden, wonach — im Gegensatz zu den Erklärungen von Minister Bahr — der Anteil der multilateralen Leistungen nicht bei 30 % bleiben, sondern sich schon im nächsten Jahr real auf 19,8 % reduzieren wird.
    Zur Frage 4 nach der Rolle der Eigeninteressen im Rahmen der Entwicklungspolitik: wieder keine konkrete Antwort. Leerformeln wie „Teil der Gesamtpolitik", „langfristige Friedenssicherung" und „Erhaltung unseres Standards" eignen sich höchstens für Sonntagsreden, aber heute ist Freitag, und da wollen wir mehr wissen, als in diesem Papier steht.
    In 5 a geht es um Auskunft über die Veränderungen in den entwicklungspolitischen Zielen und Instrumenten. Antwort: Technische Zusammenarbeit gegen Entgelt. Das ist nichts Neues. Konditionendifferenzierung: eine Forderung, die von der CDU/ CSU übernommen worden ist. Als drittes die sogenannte Dreieckskooperation.
    Ich kann hier die Antworten auf die Fragen 14 und 15 gleich mitbehandeln. Sie erklären uns, was Sie unter Dreieckskooperation verstehen und was Sie damit wollen: Entwicklungshilfe ohne den Finanzminister. Das hört sich gut an, und wir würden Sie unterstützen, wenn das Modell Aussicht auf Erfolg hätte. Aber diese Entwicklungshilfe ohne Finanzminister findet nicht nur ohne den deutschen Finanzminister statt, sondern auch ohne die arabischen Finanzminister, und auf die kommt es in Wirklichkeit an. Eine Änderung der Einstellung der Ö1länder ist nicht zu erwarten. Sie antworten uns, daß das Verhandlungsstadium noch Zurückhaltung verlange.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Das stimmt doch nicht!)

    — Lesen Sie doch einmal die Anfrage und die Antwort der Bundesregierung durch, Herr Kollege Stahl.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Stahl [Kempen] [SPD] )

    Lesen Sie das durch. Hier geht es um den Stil der Beantwortung dieser Anfrage.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Die Anfrage ist doch überholt!)

    — Die Antwort ist natürlich überholt. Die war schon überholt, als sie geschrieben wurde.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Eine um so größere Zumutung ist es, uns hier so ein Papier auf den Tisch zu legen.
    Finden überhaupt Verhandlungen von Gewicht über Projekte in nennenswertem Umfang statt? Wenn Sie uns in der Antwort auf Ihre Anfrage Zurückhaltung empfehlen und Zurückhaltung üben, dann fragen wir Sie: Warum üben Sie eigentlich nicht Zurückhaltung, wenn Sie im Lande herumreisen

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    und in zahlreichen Interviews die Dreieckskooperation immer wieder als das Ei des Kolumbus verkaufen?

    (Dr. Eyrich [CDU/CSU]: So ist es!)

    Wissen Sie, wenn nur ein Zehntel von Projekten
    der Dreieckskooperation verwirklicht würde, die Sie



    Wawrzik
    in Ihren Interviews draußen genannt haben, könnten wir Ihnen gratulieren. Aber das, was sich bisher tut, ist gleich Null. Sie haben nicht das Ei des Kolumbus gefunden, sondern ein Gipsei, auf dem Sie brüten.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Ein Windei!)

    Herr Minister, wir sähen gerne, daß Sie mit den Projekten zu Erfolgen kommen. Was Sie uns aber hier als Ergebnis von Verhandlungen über Dreieckskooperationen bekanntgeben, ist im Grunde nichts anderes als Parallelfinanzierung oder als Beteiligung an Projekten der Olländer, und das ist etwas ganz anderes.
    So wie der Minister in dieser Frage an Illusionen hängt, macht er sich auch in anderen Bereichen Illusionen. Laut „Handelsblatt" vom 12. Dezember 1974 hält der Minister eine Senkung des Erdölpreises um 25 °/o nicht für ausgeschlossen. Dies könnte als Hypothese dienen. Nichts dagegen, daß man über Hypothesen nachdenkt, auch laut nachdenkt, aber diese Gedankenspielerei ist einfach absurd und höchstens ein Hinweis auf die Traumwelt, in die sich der Minister offensichtlich immer wieder zurückzieht. Man kann sich zwar selbst rosarote Hoffnungen machen, an den Realitäten ändert sich dadurch nichts.
    Auch die Antwort auf Frage 8 ist ausweichend. Es gibt lediglich einen Literaturhinweis, aber nicht eine einzige Bemerkung zu den Differenzen zwischen den Empfehlungen des Gutachtens und der konkreten Politik der Bundesregierung.
    In Frage 9 war gefragt worden, in welchem Umfang einzelne Ländergruppen in den Jahren seit 1970 Kapitalhilfe und technische Hilfe erhalten haben. Die Frage zielt darauf ab, den Trend der deutschen Entwicklungspolitik sichtbar zu machen. Sie haben sich dieser Antwort entzogen, indem Sie die Leistungen von 1970 bis 1974 zusammengefaßt haben — entgegen dem Wortlaut der Frage, um möglichst wenig Informationen geben zu müssen.

    (Zuruf des Abg. Stahl [Kempen] [SPD])

    Auf Frage 10 gibt es keine konkrete Antwort, auf Frage 11 nur eine ausweichende Aussage, als ob Minister Bahr nicht mehrfach in der Öffentlichkeit erklärt hätte, daß bestimmte Länder künftig keine Kapitalhilfe mehr erhalten. Man kann sich das nur damit erklären, daß der Antwort ausgewichen wird, weil sonst vielleicht die Antwort im Widerspruch zu dem steht, was uns zur Frage 12 erklärt worden ist.
    Die Behandlung der Frage 13 b ist ein anderes miserables Beispiel des Umgangs mit unserer Anfrage.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Wir wollten wissen, wieviel Mittel durch die Anwendung des Instruments der technischen Hilfe gegen Bezahlung für die „ärmsten der armen Länder" frei werden. Sie antworten mit den Zahlen der Steigerungsrate für die Gruppe der sogenannten „am meisten betroffenen Länder". Wir fragen nach den LLDC-Ländern, Sie antworten mit den MSAC-Ländern. Herr Minister, warum verweigern Sie uns die Antwort auf solche Fragen? Können Sie nicht
    oder wollen Sie nicht antworten? Oder wollen Sie uns im November in den April schicken? Mit solchen Tricks wird doch der Versuch unternommen, das Parlament und die Öffentlichkeit zu manipulieren. So werden nur alle Klarheiten beseitigt.
    Zur Frage 16: Herr Minister Bahr erklärte gegenüber der „Frankfurter Rundschau", es müßten Produktionszweige in Entwicklungsländer „verlagert" werden, da sie dort rentabler und billiger arbeiten würden. Es ist doch nur selbstverständlich, daß wir wissen wollen, an welche Zweige der Minister denkt. Die Antwort ist nur, daß er sich vor einer Antwort drückt. Es heißt dort so schön: „In privatwirtschaftliche Dispositionen ... greift die Bundesregierung grundsätzlich nicht ein ..." Aber danach hatten wir gar nicht gefragt. Wir wollten und wir wollen auch heute noch wissen, an welche Produktionszweige der Minister denkt. Wenn man über diese Dinge redet, muß man Vorstellungen über Gemeinplätze hinaus haben.
    Die Frage 18 zum „Corea-Plan" wurde mit dem Hinweis auf noch fehlende Details und eine nicht abgeschlossene sorgfätige Prüfung dieses in „einigen wesentlichen Elementen bedenklichen Plans" abgeschmettert. Sie sagen „bedenklich" ; Sie haben also Bedenken. Aber danach hatten wir Sie gefragt. Warum teilen Sie uns Ihre Bedenken nicht mit? Wenn Sie meinen, daß die Erörterung für die Öffentlichkeit nicht geeignet sei: sind Sie wenigstens bereit, darüber mit uns im zuständigen Ausschuß zu sprechen? Oder wollen Sie in Ihrem bisher geübten Stil fortfahren, Ihre Meinung eines Tages irgendwo zu verkünden, nur nicht im Parlament?
    Ihre Antworten zu den Fragen 19 bis 21 werden in den Ausführungen meiner Kollegen noch eine besondere Rolle spielen. Nur so viel vorweg: Nichts stellt die Glaubwürdigkeit Ihrer Antworten so sehr in Frage wie Ihr eigenes Verhalten auf der 7. UN-Sonderkonferenz.

    (Stahl [Kempen] [SPD] : Und die Aussagen Ihres Sprechers!)

    Wie kurzlebig ist das alles; Hauptsache, man kommt über den Tag hinweg. Diese Art, Politik zu treiben, programmiert den Konflikt von morgen. Wenn dem aber nicht so sein sollte, dann kann es sich nur um Ihr altes Rezept aus Ihrer Ostpolitik handeln, die Wahrheit nur nach dem jeweiligen Grad der Mehrheit zu dosieren.

    (Dr. Freiherr Spies von Büllesheim [CDU/ CSU] : Die Wahrheit ist das!)

    Zusammenfassend möchte ich feststellen: Die Antwort der Bundesregierung auf unsere Anfrage ist ein Skandal.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Als Sie, Herr Minister, im Jahre 1974 das Amt des Entwicklungsministers übernahmen, verband sich damit bei uns und in der entwicklungspolitisch engagierten Öffentlichkeit die Hoffnung auf eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Parteien im Bereich der Entwicklungspolitik. Unsere Fraktion hat es bewußt unterlassen, nach Ihrem Amtsantritt die Hypothek weiter anzurechnen, die Ihnen nach unserer



    Wawrzik
    Meinung aus den Auseinandersetzungen um die Ostpolitik anlastet. Wir haben viele Monate gewartet, in der Hoffnung, daß mit dem neuen Ministeramt ein neuer Bahr in Erscheinung tritt.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Der alte Adam!)

    Dabei haben wir als Vorbedingung nicht viel verlangt. Wir forderten lediglich eine realistischere und vor allem durchführbare entwicklungspolitische Konzeption sowie eine offene und ehrliche Informationspolitik. Sie haben unsere Forderungen bis heute nicht nur nicht erfüllt; Sie haben, wie es die Antwort auf die Große Anfrage beweist, das Gegenteil von Information, nämlich Desinformation, betrieben. Das gilt ebenso für die Antworten auf eine lange Reihe von Einzelfragen.
    Mit dieser Großen Anfrage haben wir Ihnen ein zweites Mal die Chance gegeben, aus dem Gestrüpp von Falschinformationen, Widersprüchen und Halbwahrheiten zu einer echten Offenlegung Ihrer Politik herauszufinden. Sie haben auch in diesem Fall die ausgestreckte Hand ausgeschlagen. Das zu tun ist Ihre Sache. Die Konsequenz daraus zu ziehen liegt bei uns. Sie haben sich mit Beharrlichkeit über unsere Forderungen und Vorschläge hinweggesetzt. Es ist das gleiche Verhalten, das Sie der Opposition im Zuge Ihrer Ostpolitik entgegengebracht haben.
    Wir müssen davon ausgehen, daß Sie keine Zusammenarbeit, sondern die Auseinandersetzung wollen. Den Schaden trägt nicht die Opposition, sondern vor allem die auf unsere Hilfe und Zusammenarbeit angewiesene Dritte Welt. Damit stehen Sie in direktem Widerspruch zur Erfüllung der Aufgabe, die Ihnen mit dem Ministeramt übertragen worden ist.
    Wir fordern Sie auf, im Interesse der Entwicklungspolitik Ihren Standort zu überprüfen und einen anderen Weg als in der Vergangenheit einzuschlagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort
hat Herr Abgeordneter Holtz.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Uwe Holtz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wer heute verantwortlich Entwicklungspolitik machen will, muß sich sechs Herausforderungen stellen:
    1. Im historischen Augenblick des Heranreifens einer neuen Weltordnung sieht sich die Bundesrepublik vor die Wahl gestellt, die alte Weltordnung mit allen Mitteln — koste es, was es wolle — zu verteidigen oder an der Fortentwicklung zu einer gerechteren Ordnung mitzuwirken. Die Bundesregierung hat sich in ihrer Politik und auch in der entwicklungspolitischen Konzeption für die zweite Lösung entschieden.
    2. Die weltweite Rezession hat für viele Staaten die Verlockung größer werden lassen, nur noch eine nationale Interessenpolitik zu verfolgen und sich gegen die drohende Konkurrenz von außen abzuschirmen.

    (Dr. Todenhöfer [CDU/CSU]: Die neue Weltordnung der Jungsozialisten!)

    Die Bundesregierung hält eine solche Politik für unser Land für kurzsichtig und gefährlich. Die entwicklungspolitische Konzeption trägt dieser Auffassung Rechnung, indem sie eine Politik der internationalen Solidarität gegenüber der Dritten Welt empfiehlt.
    3. Erdölkrise, höhere Preise für die aus den Industriestaaten ausgeführten Produkte und Schwierigkeiten bei der Nahrungsmittelversorgung haben viele Entwicklungsländer in noch größere Kalamitäten gestürzt. Der vor uns liegende entwicklungspolitische Bericht liefert anschauliches Material für die Not- und Katastrophensituation in vielen Teilen der Dritten Welt. Die Konsequenz für die Bundesregierung lautet Konzentration auf die ärmsten Entwicklungsländer, in die rund die Hälfte aller Mittel fließen soll.

    (Dr. Todenhöfer [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht wahr!)

    4. Die für die Entwicklungspolitik zur Verfügung stehenden Gelder werden zunächst leider knapper. Deshalb wird die Verwendungskontrolle verschärft. Die technische Hilfe kann nach der Gründung der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit bürokratiesparend und noch effizienter eingesetzt werden. Eine Planung über längere Zeiträume hinweg soll den Mitteleinsatz so wirksam wie möglich gestalten.
    5. Wer die Arbeitslosenheere, die Hungernden und die Hungertoten sowie die unzureichenden Fortschritte in der Industrialisierung in erschreckend vielen Gegenden der Dritten Welt sieht, weiß, daß die Entwicklungspolitik der Bundesregierung hier ansetzen muß;

    (Dr. Todenhöfer [CDU/CSU]: Das müssen Sie Herrn Bahr sagen!)

    und sie tut dies auch.
    6. Deutlicher als zuvor wird, dem Geist der Kooperation und einer wachsenden Partnerschaft folgend, die Erwartung ausgesprochen, daß die Entwicklungsländer ihre Eigenanstrengungen verstärken müssen und daß die Bundesrepublik bei ihren Leistungen auch ein Entgegenkommen der Entwicklungsländer erwartet, z. B. den gesicherten Bezug mit Rohstoffen zu angemessenen Preisen.
    An sich müßte ich noch „siebtens" sagen, aber eine Herausforderung durch die Opposition gibt es hier leider nicht.
    Die sozialliberale Koalitionsregierung trägt mit ihrer entwicklungspolitischen Konzeption voll der veränderten Weltlage Rechnung. Kurz, trocken, aber treffend haben Sie Ihre gebührende Antwort erhalten.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Na, na, na! Das ist unter Ihrem Niveau! -Dr. Todenhöfer [CDU/CSU] : Diese Antwort war eine Unverschämtheit! — Dr. Marx [CDU/CSU] : So würden Sie sich doch als Parlamentarier nicht behandeln lassen!)

    Die Bundesregierung hat mit ihrer Politik, mit der
    Konzeption auch ein für die Entwicklungsländer ver-



    Dr. Holtz
    trauensbildendes Element der notwendigen Zusammenarbeit geschaffen. Daran rütteln Sie auch nichts.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Das nennen Sie Parlamentskontrolle dieser Regierung? Sie sollten sich genieren!)

    Dennoch wird Entwicklungshilfe von vielen Menschen in diesem Land als überflüssig betrachtet, weil der Zusammenhang auch mit eigenen Interessen nicht klar ist.

    (Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

    Viele Bürger fragen sich trotz Energiekrise, warum wir uns überhaupt mit den Entwicklungsländern beschäftigen, und sagen, schließlich gebe es ja genügend Probleme im eigenen Land. Ich halte diese Sicht für verkürzt.
    Uns gehen die Entwicklungsländer sehr viel an. Warum? ln der Bundesrepublik arbeiten mehr als eine Million Menschen für den Export in die Entwicklungsländer. Die Hälfte aller importierten Rohstoffe beziehen wir aus diesen Ländern. Auch bei der Lieferung von Fertig- und Halbfertigwaren sind wir auf die Dritte Welt angewiesen. Die deutsche Industrie tätigt knapp ein Drittel aller Auslandsinvestitionen in diesen Ländern. Zahlreiche Probleme können ohne eine Zusammenarbeit mit der Dritten Welt nicht mehr gelöst werden. Ich denke etwa an die Lösung von Umwelt- und Bevölkerungsproblemen, an die Ausbeutung des Meeres und seines Bodens, an die Bewältigung des internationalen Terrorismus, an die Kontrolle der multinationalen Konzerne oder an die Erhaltung des Weltfriedens. Wir sind heute mehr denn je auf die Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern angewiesen. Ihnen verdanken wir schon heute einen Teil unseres Wohlstandes.
    Bei schrumpfendem Handel mit den westlichen Industriestaaten stellen wir fest, daß die Exporte in die Entwicklungsländer — übrigens: ebenfalls in den Ostblock — steigen. Dadurch werden bei uns Arbeitsplätze stabilisiert. Sicherlich, die eigenen Arbeitslosen liegen uns am nächsten. Nur, die Verbesserung der Massenkaufkraft in den Entwicklungsländern entscheidet mit darüber, ob die Schornsteine bei uns wieder stärker rauchen.
    Heute geht es uns in der Bundesrepublik rund zwanzigmal besser als dem Durchschnittsbewohner eines Entwicklungslandes. Diesen Zustand konservieren zu wollen kann zur Katastrophe führen. „Entwicklungsländer haben Anspruch auf die Solidarität der anderen Völker und nicht nur auf großherziges Teilhabendürfen an dem, was erübrigt wird"
    so Herbert Weimer vor der Seliger-Gemeinde am 2. November dieses Jahres. Entwicklungspolitik, die einen gewichtigen Part in der Politik mit der Dritten Welt spielt, will eine Brücke schlagen zwischen den entwickelten und unterentwickelten Staaten. Sie gewährt vielen Entwicklungsländern Leistungen, ohne direkte Gegenleistungen zu fordern oder zu erwarten.
    Die Entwicklungspolitik dient aber auch dem Interessenausgleich. Durch die Verbesserung der Lebensbedingungen, durch die Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts können z. B. Voraussetzungen für den erweiterten Austausch von Gütern und Dienstleistungen im beiderseitigen Interesse geschaffen werden. Entwicklungspolitik vergrößert langfristig auch die Chancen der Friedenssicherung. Frieden läßt sich dabei nicht nur als Abwesenheit von direkter Gewalt bestimmen, sondern auch positiv als Schaffung von weltweiter sozialer Gerechtigkeit. Friedenspolitik ist auch eine Politik des Verzichts auf die Anwendung von struktureller Gewalt, die etwa über das Welthandelssystem ausgeübt werden kann, das die Dritte Welt in manchen Bereichen benachteiligt.
    Gerade in einer Phase der Entspannung erhält dabei eine sozial akzentuierte Entwicklungspolitik einen hohen Rang, der meines Erachtens auf längere Sicht die gleiche Bedeutung wie militärische Sicherheitspolitik gewinnen kann. Nicht nur Panzer bedeuten die Sicherung des Friedens.
    Die Sozialdemokraten haben auf ihrem Parteitag in Mannheim aus den qualitativen Veränderungen in den internationalen Beziehungen erste Konsequenzen gezogen, indem sie in ihrer Entschließung zur Außen- und Sicherheitspolitik die Entwicklungspolitik an die erste Stelle setzten.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Reine Propaganda!)

    Um diese Erkenntnis in die breite Öffentlichkeit zu bringen und um sie durchzusetzen, bedarf es noch vieler zusätzlicher Anstrengungen, auch und gerade seitens der Politiker.

    (Dr Todenhöfer [CDU/CSU]: Vor allem finanzieller Art!)

    Wir sind dabei auf die kritische Unterstützung der Medien, der Schulbuchverfasser, der Kirchen, der Entwicklungshelfer, der Dritte-Welt-Gruppen, der Gewerkschaften angewiesen.

    (Roser [CDU/CSU]: Vor allem der Finanzminister!)

    Ich möchte diesen Gruppen an dieser Stelle für die bereits erfolgte Unterstützung in Fragen der Dritten Welt danken.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Erschwert wird die Zustimmung zur Entwicklungspolitik für viele Bürger in unserem Lande dadurch, daß sich in manchen Entwicklungsländern die Wohlhabenden auf Kosten der Armen ständig bereichern. Deshalb halten wir den Abbau von krassen Einkommensunterschieden und die Veränderung entwicklungshemmender sozialer Strukturen in Entwicklungsländern für so wichtig.
    Entwicklungspolitik wird zwischen Kuala Lumpur und Quito unter den unterschiedlichsten klimatischen, politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnissen und Systemen betrieben und eben nicht zwischen Konstanz und Kiel.

    (Stahl [Kempen] [SPD]: Sehr richtig!)

    Wenn ich dann die verschwindend geringe Quote gescheiterter Entwicklungsprojekte sehe, die sich allerdings häufig großer Publizität erfreuen, braucht die Entwicklungspolitik meiner Meinung nach kei-



    Dr. Holtz
    nen Vergleich mit der Politik einer größeren Stadt in unserem Lande zu scheuen.
    Lassen Sie mich noch auf drei Bereiche eingehen, in denen wir uns von den Auffassungen einiger Oppositionspolitiker unterscheiden, ja, in denen die Opposition auch eine für die Bundesrepublik nachteilige Politik gegenüber der Dritten Welt empfiehlt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Waren Sie auf dem entwicklungspolitischen Kongreß der CDU?)

    Heute gibt es bei Ihnen politische Kräfte, die gerne, wenn es nach ihnen ginge, die Entwicklungspolitik besonders für Rohstoff-, Export- und ordnungspolitische Interessen einsetzen wollen. „Deutsche Entwicklungshilfe ist in erster Linie nationale Politik und keine internationalistische Weltinnenpolitik", meinte der Oppositionssprecher.

    (Dr. Todenhöfer [CDU/CSU] : Das ist doch gar nicht wahr! — Dr. Marx [CDU/CSU] : Erzählen Sie doch nicht solche Märchen!)

    Der katholische Arbeitskreis „Entwicklung und Frieden" hat ihm die adäquate Antwort gegeben: die Entwicklungspolitik der Bundesregierung wird unglaubwürdig, wenn das nationale Eigeninteresse in den Mittelpunkt der Zielüberlegungen gestellt wird.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zurufe von der CDU/CSU)

    Liegt es etwa im nationalen Interesse, den Ruf nach einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung als für unser Wirtschaftssystem gefährlich und systemsprengend zu diffamieren? Liegt es im nationalen Interesse, meine Damen und Herren von der CDU/ CSU, eine Zusammenarbeit mit dem quasi-faschistischen Chile zu empfehlen? Liegt es im nationalen Interesse, eine Spalterstrategie gegenüber der Dritten Welt anzuraten? — Nichts von alledem liegt in unserem Interesse.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Mir scheint diese Gegenüberstellung von nationalem Interesse und „internationalistischer Weltinnenpolitik" nur dazu zu dienen, den Status quo festzuschreiben. Sie wirkt auch sehr provinziell; denn — um mit Erhard Eppler zu sprechen — „Entwicklungspolitik kann nicht nur der humanitäre Zuckerguß auf dem Kuchen nationalistischer Interessenpolitik sein".
    Zweitens. Der Kanzleraspirant Helmut Kohl verkündete auf dem entwicklungspolitischen Kongreß der CDU, was er unter Entwicklungspolitik versteht, nämlich die Außenpolitik freiheitlich-politischer Ordnungen habe den Auftrag, sich für die Verbreitung dieser Ordnung in der Welt einzusetzen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Dies ist das missionarische „Gehet hin in alle Welt" der CDU/CSU, das wir für uns zurückweisen.

    (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU)

    Für uns steht im Vordergrund der Auftrag: Entwicklungspolitik muß den Menschen, dem wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt dienen. Regierungen, die dem entsprechen, sollten von uns vor allem unterstützt werden. Abenteuerlich und undenkbar wäre doch die Konsequenz der Vorstellung, daß jemand die Verantwortung für die Bundesregierung tragen könnte, der ausziehen wollte, die Welt nach dem Bilde womöglich von Rheinland-Pfalz zu prägen. Ich glaube, die Rheinland-Pfälzer würden dies selbst nicht wollen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD — Zurufe von der CDU/CSU)

    Ein provinzieller Bezug auf das nackte nationale Interesse würde uns in der Dritten Welt ebenso in die Sackgasse und Isolation führen, wie dies anläßlich der KSZE-Beratungen für Europa der Fall gewesen wäre, wenn die Bundesregierung Ihnen gefolgt wäre.
    Drittens. Das stark veränderte und ergänzte Kapitel „Handels- und Währungspolitik" in der entwicklungspolitischen Konzeption macht deutlich, daß Entwicklungspolitik eben mehr ist als nur die bloße Bereitstellung von nationalen Haushaltsmitteln. So unser Bundesfinanzminister. Der Hinweis der Opposition auf die selbstheilenden Kräfte des Marktmechanismus wirkt doch manchmal sehr zynisch, weil wir alle wissen, daß der Marktmechanismus allzu häufig ein Instrument der Mächtigen zur Verarmung der Dritten Welt darstellt.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU] : Das sagt aber auch Wirtschaftsminister Friderichs!)

    Abgestandene Formeln von einer sogenannten freien Weltwirtschaft, von der alle Fachkenner wissen, daß sie heute nicht funktioniert, taugen nichts und führen nur dazu, den bislang ungerechten Zustand zwischen armen und reichen Nationen aufrechtzuerhalten. Eine solche Politik würde den Frieden bedrohen. Wer hier der Opposition folgen würde, würde ein großes Risiko für die Zukunft in Kauf nehmen.

    (Dr. Mertes [Gerolstein] [CDU/CSU]: Noch ein Risiko!)

    Das ist genau das, was Willy Brandt mit „Sicherheitsrisiko in der Außenpolitik" umschrieben hat.

    (Dr. Marx [CDU/CSU]: Das mußte ja kommen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    Wir sind der Auffassung, daß die neue Weltwirtschaftsordnung, wenn sie marktwirtschaftlich geordnet sein soll, der sozialen Korrektur bedarf. Um diese soziale Korrektur war man in New York bemüht. Wir haben in der Bundesrepublik ein starkes soziales Netz geschaffen.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Sie? Haben Sie das gemacht? Das ist ja zum Lachen!)

    Wir sind in der Europäischen Gemeinschaft dabei. Wer dies den Entwicklungsländern verweigert, ist unsozial, meine Damen und Herren von der Opposition.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)




    Dr. Holtz
    Wer Kompromissen grundsätzlich eine Absage erteilt und etwa bei dem erstmalig praktizierten Exporterlösstabilisierungsmodell

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Erzählen Sie doch mal von Bahr! Sie haben bisher immer nur Brandt und Eppler zitiert!)

    in der Konvention von Lomé von einem kapitalen Fehler spricht, muß im internationalen Bereich auf Politik verzichten. Er katapultiert sich selbst aus der Verantwortung in internationalen Beziehungen heraus. Wir sind der Auffassung: mit der 7. Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen hat der entwicklungs- und weltwirtschaftspolitische Dialog eine begrüßenswerte Richtung gewonnen. In der Beurteilung dieser Situation durch die Koalitionsfraktionen gibt es keinerlei Unterschiede.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Herr Roser, Sie können ruhig mitklatschen, wenn ich Sie zitiere.
    Der zweite Bericht an den Club of Rome hat in dramatischer Weise beschrieben, daß sich die Menschheit an einem Wendepunkt befindet. Tun wir das Notwendige in dieser revolutionären Weltlage! Machen wir uns klar, daß es bei der Zusammenarbeit mit der Dritten Welt auch um unsere Zukunft geht!

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Zuruf von der CDU/CSU: Das war eine verspätete Rede für Mannheim!)