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ID0713024500

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    Deutscher Bundestag 130. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 Inhalt: Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Tausch der dem Bund gehörenden Aktien der Gelsenberg AG gegen neue Aktien der VEBA AG — Drucksache 7/2724 8775 A Erweiterung der Tagesordnung 8775 B Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 8775 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 8795 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 8797 A Dr. Bender, Minister des Landes Baden-Württemberg 8799 C Vogel (Ennepetal) (CDU/CSU) . . 8800 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 8803 A Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . 8805 A Weyer, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 8807 B Fragestunde — Drucksachen 7/2767 vom 8. 11. 74 und 7/2779 vom 12. 11. 74 — Dringliche Fragen 1 und 2 — Drucksache 7/2779 vom 12. 11. 74 — des Abg. Dr. Bardens (SPD) : Maßnahmen der Bundesregierung für eine sofortige Verabschiedung der Trinkwasserverordnung zum Bundesseuchengesetz angesichts der schnellen Ausbreitung der Typhusepidemie in Baden-Württemberg; Einschaltung des Bundesgesundheitsamts bei der Typhusepidemie Zander, PStSekr (BMJFG) 8776 A, B, C, D, 8777 A,B, C, D, 8778 A, B, C, D Dr. Bardens (SPD) . . 8776 A, C, 8778 A Kratz (SPD) . . . . . . . . . 8776 C Frau Eilers (Bielefeld) (SPD) . . . 8776 D Eckerland (SPD) . . . . . . . . 8777 A Burger (CDU/CSU) . . . . . . . 8777 B Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 8777 C, 8778 B Fiebig (SPD) . . . . . . . . . 8778 C Jaunich (SPD) . . . . . . . . . 8778 D Frage A 1 — Drucksache 7/2767 vom 8 11. 74 — des Abg. Rollmann (CDU/ CSU) : Einfluß der Bundesregierung auf die Verabschiedung der Deutschen Industrie-Norm für den Bau von kind-gerechten Spielplätzen Dr. Haack, PStSekr (BMBau) . 8779 A, B Rollmann (CDU/CSU) . . . . . . 8779 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 Frage A 9 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Zeitel (CDU/ CSU) : Beschluß der IG Druck und Papier, aus der Konzertierten Aktion auszutreten; Konsequenzen der Bundesregierung Grüner, PStSekr (BMWi) . 8779 C, 8780 A Dr. Zeitel (CDU/CSU) 8780 A Frage A 10 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Zeitel (CDU CSU) : Auffassung der IG Druck und Papier zu den von der Bundesregierung veröffentlichten Gewinn- bzw. Preisorientierungsdaten Grüner, PStSekr (BMWi) . . . 8780 B, C Dr. Zeitel (CDU/CSU) 8780 C Fragen A 6 und 7 Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Straßmeir (CDU/CSU) : Errichtung einer Verbraucherakademie; Bereitschaft der Bundesregierung, Berlin als Standort vorzusehen Grüner, PStSekr (BMWi) . 8780 D, 8781 A Straßmeir (CDU/CSU) . . 8780 D, 8781 A Frage A 8 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Jobst (CDU/ CSU) : Einschränkung der landwirtschaftlichen Produktion in der EG angesichts der Welthungerlage Grüner, PStSekr (BMWi) . . 8781 B, C, D, 8782 A, B, C, D Dr. Jobst (CDU/CSU) . . 8781 C, D Eigen (CDU/CSU) 8782 A Spranger (CDU/CSU) . . . . . 8782 A Kiechle (CDU/CSU) 8782 B Dr. Köhler (Wolfsburg) (CDU/CSU) 8782 C Gerlach (Obernau) (CDU/CSU) . . 8782 C Fragen A 4 und 5 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Engelsberger (CDU/CSU) : Entwicklungsmöglichkeiten des bilateralen deutschsowjetischen Handels; eventuelle Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland in der Rohstoffund Energieversorgung Grüner, PStSekr (BMWi) . . 8783 A, C, D, 8784 A, B Engelsberger (CDU/CSU) . 8783 B, C, D, 8784 A Ey (CDU/CSU) 8784 B Frage A 14 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Spranger (CDU/ CSU) : Maßnahmen für den Fall einer Sperrung der Mineralölzufuhr aus arabischen Staaten Grüner, PStSekr (BMWi) . 8784 C, 8785 A Spranger (CDU/CSU) 8785 A Fragen A 16 und 17 Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Nordlohne (CDU/CSU) : Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" ; Vorstellungen des Landes Niedersachsen zum 4. Rahmenplan; Herausnahme gewisser Gebiete aus der Förderung Grüner, PStSekr (BMWi) . . 8785 B, C, D, 8786 A, B Nordlohne (CDU/CSU) 8785 B, C, 8786 A Fragen A 18 und 19 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Köhler (Wolfsburg) (CDU/CSU) : Abkommen zur weiteren Entwicklung der deutsch-sowjetischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit; Probleme der Finanzierung, des Rechtsschutzes, des Patentschutzes und des Niederlassungsrechts sowie der Behinderung von Berliner Firmen Grüner, PStSekr (BMWi) 8786 C, 8787 A, B Dr. Köhler (Wolfsburg) (CDU/CSU) 8787 A, B Frage A 20 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 des Abg. Lenders (SPD) Ermittlungen des Bundeskartellamts betreffend Gestaltung der Erdgaspreise während der Mineralölkrise Grüner, PStSekr (BMWi) . . . . 8787 C, D, 8788 A, B Lenders (SPD) . . . . 8787 D, 8788 A Hansen (SPD) 8788 A Fragen A 21 und 22 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 - des Abg. Stahl (Kempen) (SPD) : 950 - Millionen - Konjunkturprogramm; Anwendung konventioneller Bauweisen zur Verbesserung der örtlichen Beschäftigung in Handwerk und Gewerbe Grüner, PStSekr (BMWi) . . . . 8788 C, D, 8789 A, B Stahl (Kempen) (SPD) 8788 D Dr. Hammans (CDU/CSU) . . . 8789 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 III Fragen A 113 und 114 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — der Abg. Frau Däubler-Gmelin (SPD) : Abdeckung des Risikos von Arbeitsniederlegungen bei Unternehmungen im Ausland durch § 4 Abs. 1 a der Allgemeinen Bedingungen für die Übernahme von Garantien für Kapitalanlagen im Ausland, die entsprechenden Bestimmungen der Allgemeinen Bedingungen für die Übernahme von Bürgschaften für Forderungen aus ungebundenen Finanzkrediten an Regierungen und Körperschaften des öffentlichen Rechts im Ausland und die Allgemeinen Bedingungen für die Übernahme von Garantien für Forderungen aus ungebundenen Finanzkrediten an private ausländische Schuldner; Leistungen von seiten des Bundes auf Grund dieser Bestimmungen Grüner, PStSekr (BMWi) 8789 C, D, 8790 A Frau Däubler-Gmelin (SPD) . . . . 8790 A Rapp (Göppingen) (SPD) . . . . . 8790 A Frage A 23 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 des Abg. Dr. Evers (CDU/ CSU) : Abzug des ab 1. Januar 1975 gesetzlich zu gewährenden Kindergeldes von der Hilfe zum Lebensunterhalt Zander, PStSekr (BMJFG) . . . 8790 B, D Dr. Evers (CDU/CSU) . . . . . . 8790 D Frage A 30 - Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Jobst (CDU/ CSU) : Pressemeldung betr. Erhöhung der Tarife für Reisegepäck im Verkehr von und nach Berlin durch die Deutsche Reichsbahn Jung, PStSekr (BMV) . . . 8791 B, C, D Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . . . 8791 B Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . . 8791 D Frage A 28 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Hoffie (FDP) : Verhandlungen betreffend einheitliche Geschwindigkeitsbegrenzung für Omnibusse auf Autobahnen im gesamten europäischen Raum Jung, PStSekr (BMV) . . 8791 D, 8792 A Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . . . 8792 A Frage A 31 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Folgen der beabsichtigten Einstellung des gesamten Stückgutverkehrs der Deutschen Bundesbahn; Vereinbarkeit dieser Maßnahme mit dem Zonenrandförderungsgesetz .Jung, PStSekr (BMV) . . . 8792 B, C, D, 8793 A, B Niegel (CDU/CSU) . . . . . 8792 B, D Graf Stauffenberg (CDU/CSU) . . . 8793 A Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . . 8793 B Frage A 32 Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Planungen für den Ausbau der S-Bahn in der Region München Jung, PStSekr (BMV) . b793 C, D, 8794 A Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . 8793 C, D Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 8794 A Fragen A 33 und 34 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 des Abg. Susset (CDU/ CSU) : Vorschlag von Bundesminister Dr. Friderichs für ein kombiniertes Preis/ Beihilfensystem; Finanzierung dieses Systems Ertl, Bundesminister (BML) . 8794 B, C, D, 8795 A, B, C Susset (CDU/CSU) . . . . 8794 B, C, D, 8795 A, B Kiechle (CDU/CSU) . . . . . . . 8795 B Eigen (CDU/CSU) . . . . . . 8795 B Nächste Sitzung 8809 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8811* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 8775 130. Sitzung Bonn, den 13. November 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 13.30 Uhr Präsident 'Frau Renger: Die Sitzung ist eröffnet. Meine Damen und Herren, nach einer interfraktionellen Vereinbarung rufe ich zunächst den Punkt 14 der Tagesordnung auf: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen betr. Tausch der dem Bund gehörenden Aktien der Gelsenberg AG gegen neue Aktien der VEBA AG — Drucksache 7/2724 — Wird das Wort dazu gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Der Ausschuß für Wirtschaft hat auf seine Mitberatung verzichtet. Ist das Haus mit der Überweisung der Vorlage an den Haushaltsausschuß einverstanden? — Ich höre keinen Widerspruch; es ist so beschlossen. Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat mitgeteilt, daß sie eine Erklärung betreffend Fragen der inneren Sicherheit insbesondere im Hinblick auf den Todesfall Holger Meins und die Ermordung des Kammergerichtspräsidenten von Drenkmann abgeben wird. Diese Erklärung wird um 15 Uhr im Anschluß an die Fragestunde aufgerufen. Die folgenden amtlichen Mitteilungen werden ohne Verlesung in den Stenographischen Bericht aufgenommen: Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 8. November 1974 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt: Gesetz über die Agrarberichterstattung (Agrarberichterstattungsgesetz — AgrBG) Zweites Gesetz zur Änderung des Vieh- und Fleischgesetzes Gesetz über die statistische Erfassung der in den Geltungsbereich dieses Gesetzes verbrachten festen Brennstoffe Gesetz zu dem Abkommen vom 5. Oktober 1973 zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl einerseits und der Republik Finnland andererseits Gesetz zu dem Protokoll vom 25. März 1972 zur Änderung des Einheits-Übereinkommens von 1961 über Suchtstoffe Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen vom 29. November 1969 über Maßnahmen auf Hoher See bei Ölverschmutzungs-Unfällen Gesetz zu dem Protokoll vom 16. Mai 1973 zum Abkommen über den Handelsverkehr und die technische Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und den Mitgliedstaaten einerseits und der Libanesischen Republik andererseits Gesetz zu dem Vertrag vom 14. August 1973 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Haiti über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zu dem Vertrag vom 3. Oktober 1973 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Singapur über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Der Bundesrat hat in der gleichen Sitzung beschlossen, hinsichtlich der folgenden Gesetze zu verlangen, daß der Vermittlungsausschuß einberufen wird: Erstes Gesetz zur Reform des Strafverfahrensrechts (1. StVRG) Zweites Gesetz über den Kündigungsschutz für Mietverhältnisse über Wohnraum (Zweites Wohnraumkündigungsschutzgesetz — 2. WKSchG) Seine Schreiben werden als Drucksachen 7/2774, 7/2775 verteilt. Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft hat mit Schreiben vom 6. November 1974 die Kleine Anfrage der Abgeordneten Milz, Sick, Dr. Jobst, Dr. Kunz (Weiden), Niegel, Dreyer, Dr. Waffenschmidt, Dr. Kraske, Dr. Jenninger, Dr. Mertes (Gerolstein) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU betr. Lage und Entwicklung der Bauwirtschaft — Drucksache 7/2665 — beantwortet. Sein Schreiben ist als Drucksache 7/2768 verteilt. Der Bundesminister für Forschung und Technologie hat mit Schreiben vom 8. November 1974 die Kleine Anfrage der Abgeordneten Lenzer, Benz, Engelsberger, Dr. Franz, Hösl, Pfeffermann, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz und der Fraktion der CDU/CSU betr. Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich der Datenverarbeitung — Drucksache 7/2632 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache 7/2781 verteilt. Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit hat mit Schreiben vom 8. November 1974 die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dürr, Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Kirst und Genossen betr. Entwicklungshilfe und Umweltpolitik — Drucksache 7/2554 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache 7/2782 verteilt. Ich rufe nunmehr Punkt 1 der Tagesordnung auf: Fragestunde — Drucksache 7/2767 — Der Ältestenrat hat vorgeschlagen, daß wir auch in dieser Woche abweichend von den Richtlinien für die Fragestunde zwei Fragestunden mit einer jeweiligen Dauer von 90 Minuten durchführen. Gemäß § 127 unserer Geschäftsordnung muß diese Abweichung von der Geschäftsordnung beschlossen werden. — Kein Widerspruch; dann ist das beschlossen. Wir treten nunmehr in die Fragestunde ein. Auf Drucksache 7/2779 liegen zwei Dringliche Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit vor. Ich rufe die 8776 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 Präsident Frau Renger erste Frage des Herrn Abgeordneten Dr. Bardens auf: Ist die Bundesregierung bereit, angesichts der schnellen Ausbreitung der Typhusepidemie in Baden-Württemberg und ihrer wahrscheinlichen Ursachen sich für eine sofortige Verabschiedung der in den zuständigen Bundesratsausschüssen am Mittwoch und Donnerstag zur Beratung anstehenden Trinkwasserverordnung zum Bundesseuchengesetz einzusetzen? Zur Beantwortung steht der Herr Parlamentarische Staatssekretär Zander zur Verfügung. Bitte, Herr Staatssekretär! Zander, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit: Frau Präsidentin! Herr Kollege Dr. Bardens! Die Bundesregierung ist selbstverständlich bereit, die Trinkwasserverordnung nach der Zustimmung durch den Bundesrat sogleich zu verkünden. Sie geht davon aus, daß nach den Ereignissen im Raum Baden-Württemberg und der vermuteten Ursache der Epidemie die Bundesländer diese Bestrebungen der Bundesregierung unterstützen werden.
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    Berichtigung 129. Sitzung, Seite 8738 A, Zeile 2, ist statt „SPD" zu lesen: „FDP". Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 16. 11. Adams * 16. 11. Dr. Ahrens *** 15. 11. Dr. Aigner * 16. 11. Amrehn 16. 11. Dr. Artzinger * 16. 11. Dr. Bangemann * 16. 11. Dr. Bayerl * 16. 11. Behrendt * 16. 11. Blumenfeld 16. 11. Buchstaller 16. 11. Dr. Burgbacher * 16. 11. Conradi 15. 11. Dr. Corterier 16. 11. Damm 16. 11. van Delden 16. 11. Dr. Dregger 16. 11. Dr. Ehrenberg 15. 11. Ernesti 13. 11. Fellermaier * 16. 11. Flämig 16. 11. Frehsee * 16. 11. Dr. Früh * 16. 11. Gerlach (Emsland) * 16. 11. Dr. Gessner 16. 11. Härzschel * 16. 11. Hauck 13. 11. Hoffie 13. 11. Dr. Hupka 16. 11. Dr. Jaeger 16. 11. Dr. Jahn (Braunschweig) * 16. 11. Jaschke 15. 11. Kater * 16. 11. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Klepsch 16. 11. Krall 16. 11. Lange 16. 11. Dr. Graf Lambsdorff 13. 11. Lautenschlager * 16. 11. Lemmrich *** 16. 11. Lücker * 16. 11. Maucher 15. 11. Mattick 16. 11. Memmel * 16. 11. Dr. Mende *** 13. 11. Möhring 16. 11. Müller (Mülheim) * 16. 11. Dr. Müller (München) *** 13. 11. Mursch (Soltau-Harburg) * 16. 11. Nagel 15. 11. Neumann 16. 11. 011esch 16. 11. Frau Dr. Orth * 16. 11. Pawelczyk *** 15. 11. Richter 16. 11. Scheu 14. 11. Schlaga *** 15. 11. Schmidt (Kempten) *** 15. 11. Schmidt (München) * 16. 11. Schmidt (Wattenscheid) 15. 11. Schmidt (Würgendorf) 16. 11. Schulte (Unna) 25. 11. Dr. Schulz (Berlin) * 16. 11. Dr. Schulze-Vorberg 16. 11. Schwabe * 16. 11. Dr. Schwörer * 16. 11. Seefeld * 16. 11. Sieglerschmidt * 13. 11. Springorum * 16. 11. Dr. Stark (Nürtingen) 15. 11. Dr. Starke (Franken) * 16. 11. Walkhoff * 16. 11. Frau Dr. Walz * 16. 11. Wienand 15. 11. Wittmann (Straubing) 15. 11. Dr. Wörner *** 14. 11.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
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    Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Die rechtsstaatliche Bewältigung dessen, was heute jedermann unter dem Baader-Meinhof-Komplex versteht, stellt Strafverfolgungsbehörden, Gerichte und Vollzugsanstalten vor eine außerordentliche Bewährungsprobe. Die fanatische Radikalität, die Skrupellosigkeit und die Rücksichtslosigkeit des Angriffs auf die Ordnung in diesem Lande, auf Leben, Gesundheit und Eigentum seiner Bürger, eine Radikalität, die umgekehrt auch das eigene Leben bedingungslos einsetzt und die noch hinter den Mauern der Vollzugsanstalten weiteragitiert, sprengt die Grenzen bisheriger Erfahrung. Der Rechtsstaat steht vor einer doppelten Bewährungsprobe: dem Angriff unter voller Wahrung aller rechtsstaatlichen Kautelen und Sicherungen zu begegnen und zugleich mit ihm fertig zu werden.
    Die Signale, die uns in diesen Tagen mit Erschrecken, Entrüstung und Abscheu erfüllen, werden hoffentlich auch den Zeitgenossen die Augen öffnen, die sich bisher darin gefallen haben, die Gefährdung unserer öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu verharmlosen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und jenen die Augen öffnen, die aus Ahnungslosigkeit oder verführt von einer raffinierten Propaganda mit den Feinden dieses Staates, mit den Feinden seiner friedensstiftenden Ordnung sympathisiert haben.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich aus der Sicht des Landes Baden-Württemberg, zugleich als Vorsitzenden der Konferenz, die sich ressortmäßig mit diesen Fragen zu befassen hat, nämlich der Justizministerkonferenz, noch einmal mit aller Deutlichkeit folgendes unterstreichen. Die konstante und hartnäckige Bezeichnung von Angehörigen einer kriminellen Vereinigung als politischen Gefangenen gehört, wie das vorhin der Herr Bundesjustizminister ausgeführt hat, in ein umfassendes agitatorisches Konzept, mit dem die Öffentlichkeit schlicht



    Minister Dr. Bender
    hinters Licht geführt, die Justizbehörden diffamiert und Sympathisanten gewonnen werden sollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)

    Die bestens organisierte und sehr intensive Öffentlichkeitsarbeit der Baader-Meinhof-Verteidiger spricht hier Bände. Das Ziel, die rechtsstaatliche Ordnung zu bekämpfen, wird hier nur mit anderen Mitteln fortgesetzt.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Es soll der Eindruck erweckt werden, als würden Gerichte und Vollzugsanstalten in unrechtmäßiger Weise politische Gesinnung bestrafen. Meine Damen und Herren, in Baden-Württemberg und in den anderen Ländern dieser Bundesrepublik, in dieser Bundesrepublik Deutschland, wird niemand, aber auch niemand wegen seiner politischen Anschauung oder Überzeugung verfolgt oder gefangengehalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Das müssen Sie Herrn Merseburger sagen!)

    Die Haftbefehle gegen die hier angesprochenen Personen lauten auf den Verdacht schwerster krimineller Delikte, auf den Verdacht des Mords, des Raubs, des Einbruchs, der Urkundenfälschung, der Erpressung und anderer schwerer Delikte.
    Der Begriff „Isolationsfolter" ist zwar agitatorisch geschickt gewählt, aber eine reine Erfindung, der in der Wirklichkeit nichts entspricht. Kein Gefangener wird bei uns isoliert, kein Gefangener gefoltert. Alle Gefangenen haben in ausreichendem Maße Kontakt zu ihrer Umwelt in den Anstalten und zur Außenwelt. Wir haben keine „toten Trakte". Ich darf das einmal am Beispiel der Untersuchungsgefangenen Gudrun Ensslin verdeutlichen. Sie hat ein eigenes Radiogerät zur Verfügung. Sie bezieht und liest mehrere Tageszeitungen und Zeitschriften. Ihr steht eine Büchereizelle mit einem sehr umfangreichen, mindestens quantitativ interessanten Bestand an Büchern zur Verfügung, und sie erfährt fast täglich Besuche von den Verteidigern oder auch von Angehörigen. Sie hat die Möglichkeit, Kontakt mit einer anderen Gefangenen zu pflegen; davon macht sie keinen Gebrauch. Sie hat die Möglichkeit, mit Ärzten, Geistlichen und Anstaltsbediensteten zu sprechen. Von einer Isolation kann überhaupt keine Rede sein.
    Nun zum Thema „Hungerstreik". Es gerät langsam in Vergessenheit, daß Gefangene den Hungerstreik aus freien Stücken begonnen haben und ihn aus freien Stücken fortsetzen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Auch das, meine Damen und Herren — es ist vorhin vom Herrn Bundesjustizminister dargelegt worden —, ist ein Mittel, den Kampf gegen den Staat und die rechtsstaatliche Ordnung fortzuführen, nachdem diesen Leuten die übrigen Möglichkeiten abgeschnitten sind. Kennzeichnend ist, daß dieser Streik offenkundig zentral gesteuert wird.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU) Ziel des Hungerstreiks ist nicht, wie vorgegeben, die Haftbedingungen zu verbessern, denn die sind gesetzmäßig, ordentlich, normal und im übrigen unter richterlicher Kontrolle oder sogar unter richterlicher Gestaltung. Ziel ist vielmehr, die Entlassung aus der Haft zu erzwingen, um einem Verfahren und gegebenenfalls einer Verurteilung zu entgehen. Das ist das Ziel.


    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Die Vollzugsanstalten, die Justizverwaltungen sind verpflichtet — das ist gar keine Frage —, einen Selbstmord durch Hungerstreik zu verhindern. Sie tun das mit allen ärztlich gebotenen und allen ärztlich möglichen Mitteln. Selbstverständlich — das muß auch einmal deutlich gesagt werden — bleibt eine gefährliche, riskante, risikoreiche Situation, die aber die Gefangenen bewußt herbeigeführt haben und in Kauf nehmen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Ein Rechtsstaat darf sich Haftentlassungen aus diesem Grunde nicht abzwingen, nicht abnötigen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das schließt nicht aus, daß in Extremfällen Krankenanstalten eingeschaltet werden.
    Die Justizminister und Justizsenatoren — ich darf das für sie erklären — begrüßen es, daß sich das Hohe Haus heute mit diesen uns alle belastenden und bedrückenden Fragen beschäftigt. Sie begreifen die Erklärung der Bundesregierung als ein Zeichen der Solidarität zwischen Bund und Ländern. Sie erwarten, daß die rechtsstaatlich gesicherten demokratischen Kräfte in diesem Land in der Verteidigung unserer verfassungsmäßigen Ordnung zusammenstehen.
    Meine Damen und Herren! Wir vertrauen auf unsere Mitarbeiter in der Justiz. Wir vertrauen auf unsere Beamten und Bediensteten im Vollzug. Wir vertrauen aber vor allem darauf, daß unsere unabhängigen Gerichte die anhängigen Verfahren an den Maßstäben von Recht und Gerechtigkeit zu Ende führen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Beifall bei der SPD und der FDP)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Vogel (Ennepetal).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Friedrich Vogel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die CDU/CSU-Fraktion begrüßt die Möglichkeit, heute im Plenum über die Ereignisse der letzten Tage und vor allen Dingen über die Fragen zu sprechen, die sich an diese Ereignisse knüpfen. Dabei haben wir die Hoffnung, meine Damen und Herren, daß wir nicht nur heute darüber reden — in einer Weise, wie die Bevölkerung es von uns erwartet —, sondern daß wir in der nächsten Zeit auch danach handeln.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich möchte zu Beginn den Abscheu und die Empörung der Opposition über den kaltblütigen Mord an



    Vogel (Ennepetal)

    dem Berliner Kammerpräsidenten Günter von Drenkmann zum Ausdruck bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier erwarten wir, daß alle Möglichkeiten eingesetzt werden, um die Mörder zu bekommen und sie ihrer gerechten Bestrafung zuzuführen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich möchte an dieser Stelle auch denen Dank sagen, die als Sicherheitskräfte in unserem Lande in den letzten Tagen ihren Dienst getan und ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft gezeigt haben. Das gilt ganz besonders für die Polizei. Wir stehen hinter der Polizei bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Der Bundesjustizminister hat eine breite Solidarisierung unseres Volkes mit allen, die hier ihre Pflicht tun, gefordert. Wir können uns hier nur anschließen. Wir müssen leider feststellen, meine Damen und Herren, daß das nicht immer so war. Wir hoffen, daß es nicht bei dieser Forderung bleibt, sondern daß dieser Forderung auch die entsprechenden Taten folgen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dazu gehört auch — hier spreche ich die verehrten Kolleginnen und Kollegen der FDP und der SPD an —, daß Sie überall dort, wo Sie Einfluß haben, darauf einwirken, daß es zu dieser breiten Solidarisierung kommt.

    (Zuruf: Fernsehen!)

    Was die Bevölkerung in dieser Situation von uns erwartet,

    (Zuruf: Merseburger!)

    sind keine Beruhigungspillen; sie erwartet, daß ihr klarer Wein eingeschenkt wird. Das bedeutet nicht, daß wir eine Eskalation der Emotionen in diesen Tagen bei uns begrüßen könnten. Jeder wird sich davor zu hüten haben. Aber wenn wir zurückfragen, wodurch es zur Eskalation von Emotionen gekommen ist, dann doch auch dadurch, daß verharmlost worden ist, daß versucht worden ist, die Informationen hinter dem Berge zu halten, daß die Bevölkerung nicht wußte, was los war, und daß nicht im Klartext geredet wurde.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben gestern wiederum verschiedene Äußerungen aus dem Bereich der Verantwortlichen auch in der Bundesregierung gehört. Wir haben von der Frau Kollegin Schlei gehört — und das finden wir heute in der Presse —, sie halte die Situation nicht für gegeben, daß eine Welle neuer Terroranschläge, Übergriffe und neuer Beunruhigungen der Bürger zu erwarten sei. Ich hoffe, daß die Kollegin Schlei recht hat. Der Bundesinnenminister hat nach der Innenministerkonferenz gegenüber dem Süddeutschen Rundfunk gesagt: „In der Stunde der Not stehen wir alle zusammen". Das paßt nicht zu der Äußerung, die die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeskanzleramt abgegeben hat.

    (Unruhe bei Abgeordneten der SPD)

    Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz hat darauf hingewiesen, daß die Lage ernst sei. Das ist geschehen, meine Damen und Herren, nach intensiven Beratungen in der Innenministerkonferenz.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Bevölkerung erwartet jetzt keine verbalen Tröstungen, sondern sie verlangt die Gewißheit, daß alles nur Menschenmögliche zu ihrem Schutz getan wird. Und wenn wir die Bevölkerung in diesen Tagen hören, so besteht doch Angst vor einer neuen Terrorwelle, und es kommt darauf an, daß wir der Bevölkerung das Gefühl, die Gewißheit vermitteln, daß sie mit einer solchen Terrorwelle nicht zu rechnen hat oder daß alles getan wird, um solche Terroranschläge von der Bevölkerung abzuwenden.
    Wir haben von der Bundesregierung einen Strauß von Maßnahmen erläutert bekommen, die, abgestimmt mit der Innenministerkonferenz, mit der Justizministerkonferenz, ergriffen werden sollen. Was die Bevölkerung erwartet, ist vor allen Dingen die Entschlossenheit und die Geschlossenheit der politisch Verantwortlichen in allen Parteien. Dazu gehört voller Informationszugang für die Opposition, meine Damen und Herren, vor allen Dingen voller Informationszugang auf dem schnellsten Wege. Ich habe an dieser Stelle zu beklagen, daß die Bundesregierung für diesen schnellstmöglichen Informationszugang nicht gesorgt hat.
    Es wird sicherlich in der nächsten Zeit über den Tod des Untersuchungsgefangenen Meins noch mehr gesprochen werden müssen. Das ist für uns selbstverständlich, weil es für einen Rechtsstaat selbstverständlich ist, daß hier allem sorgfältig nachgegangen wird. Darüber dürfen wir nicht vergessen, daß der Tod von Meins in erster Linie das Ergebnis des eigenen Verhaltens von Meins, das Ergebnis des Verhaltens der Bandenmitglieder und das Ergebnis des Verhaltens von sogenannten Rechtsanwälten ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig!)

    Ich möchte ausdrücklich begrüßen, Herr Bundesjustizminister, daß Sie Strafanträge gegen eine Reihe von Rechtsanwälten gestellt haben. Was mir darüber hinaus notwendig erscheint, ist, daß sich die anwaltlichen Standesvertretungen ebenfalls mit dieser Frage beschäftigen,

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der CDU/CSU: Höchste Zeit!)

    weil es unerträglich ist, daß der Rechtsstaat von Leuten herausgefordert wird, die sich in eine Anwaltsrobe kleiden und etwas ganz anderes tun, als der Durchsetzung des Rechts in diesem Staate zu dienen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Eines dürfen die Mitglieder der Baader-Meinhof-
    Bande nicht erreichen: nämlich durch ihr Verhalten, durch ihre Strategie freizukommen, im Untergrund zu verschwinden und von dort den Terror neu anzuzünden. Hier ist die Grenze dessen, was zur Erhaltung der Gesundheit der Strafgefangenen getan



    Vogel (Ennepetal)

    werden muß. Hier werden wir in der nächsten Zeit in den zuständigen Gremien eine Menge Fragen zu erörtern haben.
    Lassen Sie mich zum Schluß auf das zu sprechen kommen, was als begünstigendes Klima bezeichnet wird. Herr Bundesinnenminister Maihofer hat von zahlreichen Sympathisanten gesprochen.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Jetzt plötzlich!)

    Der Bundesjustizminister hat von den geplanten Sympathie- und Mitleidskampagnen gesprochen. Meine Herren von der Bundesregierung, ich frage Sie, wann Ihnen diese Erkenntnis gekommen ist

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und ob wir in dieser Situation wären, wenn diese Erkenntnis immer schon vorhanden gewesen wäre

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und wenn Sie in der Vergangenheit bereit gewesen wären, den Vorschlägen der Opposition zu folgen und nicht nur zögernd zu folgen!

    (Widerspruch bei der SPD)

    Dies wäre zur Verteidigung dieses unseres Rechtsstaates selbstverständlich gewesen.

    (Wehner [SPD] : Wer hat denn die Verhaftung vollzogen?)

    Wenn wir davon sprechen, gehört dazu auch, daß wir endlich unbefangen auch von einer „Bande" sprechen, daß wir uns hier nicht an einen § 129 des Strafgesetzbuches klammern, sondern daß wir die Dinge so nennen, wie sie die Bevölkerung empfindet.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zurufe von der SPD)

    Hier haben wir es mit einer Bande von Verbrechern zu tun, hier haben wir es mit Mördern zu tun. Nennen wir doch die Dinge so, wie sie sind!

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Vergessen wir auch nicht, daß man es hier mit Leuten zu tun hat, die bewußt und gewollt mit unserer Gesellschaft im Kriegszustand leben und entsprechend handeln.

    (Wehner [SPD] : An wen richten Sie solche Mahnungen? An uns doch nicht?!)

    — Herr Kollege Wehner, ich wäre froh, wenn Sie so mit den Teilen Ihrer Partei reden würden, mit denen wir in der Vergangenheit Schwierigkeiten in dieser Frage gehabt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hier ist mit Recht an die Verantwortung von uns allen appelliert worden. Ich sage noch einmal: Dazu gehört, daß wir endlich im Klartext sprechen und nicht um die Dinge herumreden, sondern sie beim Namen nennen, und daß wir der Bevölkerung sagen, worum es geht und was wir einzusetzen bereit sind.

    (Wehner [SPD] : Er will sie beim Namen nennen!)

    — Ich habe nicht verstanden, Herr Kollege Wehner.

    (Wehner [SPD] : Ich muß doch wohl nicht auf Ihre Aufforderungen eingehen, weil ich kein Minister bin!)

    — Herr Kollege Wehner, ich würde sagen, es steht dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion frei, worauf er eingeht und wie er sich einläßt.

    (Wehner [SPD] : Vielen Dank! — Zurufe von der CDU/CSU: Bitte!)

    Meine Damen und Herren, wenn an die Verantwortung von uns allen appelliert wird, dann gilt dies nicht nur für die Sicherheitsorgane in unserem Land, nicht nur für die Verantwortlichen in der Politik, sondern dann gilt das auch für diejenigen, die für das Meinungsbild, das in der Öffentlichkeit entsteht, verantwortlich sind.

    (Sehr gut! und Beifall bei der CDU/CSU)

    Es muß auch einmal möglich sein, an dieser Stelle zu sagen, daß wir das intellektuelle Gerede eines Herrn Merseburger in diesen Fragen endlich leid sind.

    (Wehner [SPD] : Es darf wohl nur noch Löwenthal reden! — Beifall bei der CDU/ CSU)

    — Ich verstehe nicht die Beunruhigung.

    (Wehner [SPD] : Das liegt an Ihrem Niveau!)

    — Herr Kollege Wehner, nehmen Sie zur Kenntnis, daß ich nicht bereit bin, mit Ihnen über Niveau zu streiten.

    (Lebhafte Zurufe von der SPD)