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ID0713024300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 130. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 Inhalt: Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Tausch der dem Bund gehörenden Aktien der Gelsenberg AG gegen neue Aktien der VEBA AG — Drucksache 7/2724 8775 A Erweiterung der Tagesordnung 8775 B Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . 8775 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 8795 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 8797 A Dr. Bender, Minister des Landes Baden-Württemberg 8799 C Vogel (Ennepetal) (CDU/CSU) . . 8800 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 8803 A Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . 8805 A Weyer, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 8807 B Fragestunde — Drucksachen 7/2767 vom 8. 11. 74 und 7/2779 vom 12. 11. 74 — Dringliche Fragen 1 und 2 — Drucksache 7/2779 vom 12. 11. 74 — des Abg. Dr. Bardens (SPD) : Maßnahmen der Bundesregierung für eine sofortige Verabschiedung der Trinkwasserverordnung zum Bundesseuchengesetz angesichts der schnellen Ausbreitung der Typhusepidemie in Baden-Württemberg; Einschaltung des Bundesgesundheitsamts bei der Typhusepidemie Zander, PStSekr (BMJFG) 8776 A, B, C, D, 8777 A,B, C, D, 8778 A, B, C, D Dr. Bardens (SPD) . . 8776 A, C, 8778 A Kratz (SPD) . . . . . . . . . 8776 C Frau Eilers (Bielefeld) (SPD) . . . 8776 D Eckerland (SPD) . . . . . . . . 8777 A Burger (CDU/CSU) . . . . . . . 8777 B Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . . 8777 C, 8778 B Fiebig (SPD) . . . . . . . . . 8778 C Jaunich (SPD) . . . . . . . . . 8778 D Frage A 1 — Drucksache 7/2767 vom 8 11. 74 — des Abg. Rollmann (CDU/ CSU) : Einfluß der Bundesregierung auf die Verabschiedung der Deutschen Industrie-Norm für den Bau von kind-gerechten Spielplätzen Dr. Haack, PStSekr (BMBau) . 8779 A, B Rollmann (CDU/CSU) . . . . . . 8779 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 Frage A 9 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Zeitel (CDU/ CSU) : Beschluß der IG Druck und Papier, aus der Konzertierten Aktion auszutreten; Konsequenzen der Bundesregierung Grüner, PStSekr (BMWi) . 8779 C, 8780 A Dr. Zeitel (CDU/CSU) 8780 A Frage A 10 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Zeitel (CDU CSU) : Auffassung der IG Druck und Papier zu den von der Bundesregierung veröffentlichten Gewinn- bzw. Preisorientierungsdaten Grüner, PStSekr (BMWi) . . . 8780 B, C Dr. Zeitel (CDU/CSU) 8780 C Fragen A 6 und 7 Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Straßmeir (CDU/CSU) : Errichtung einer Verbraucherakademie; Bereitschaft der Bundesregierung, Berlin als Standort vorzusehen Grüner, PStSekr (BMWi) . 8780 D, 8781 A Straßmeir (CDU/CSU) . . 8780 D, 8781 A Frage A 8 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Jobst (CDU/ CSU) : Einschränkung der landwirtschaftlichen Produktion in der EG angesichts der Welthungerlage Grüner, PStSekr (BMWi) . . 8781 B, C, D, 8782 A, B, C, D Dr. Jobst (CDU/CSU) . . 8781 C, D Eigen (CDU/CSU) 8782 A Spranger (CDU/CSU) . . . . . 8782 A Kiechle (CDU/CSU) 8782 B Dr. Köhler (Wolfsburg) (CDU/CSU) 8782 C Gerlach (Obernau) (CDU/CSU) . . 8782 C Fragen A 4 und 5 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Engelsberger (CDU/CSU) : Entwicklungsmöglichkeiten des bilateralen deutschsowjetischen Handels; eventuelle Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland in der Rohstoffund Energieversorgung Grüner, PStSekr (BMWi) . . 8783 A, C, D, 8784 A, B Engelsberger (CDU/CSU) . 8783 B, C, D, 8784 A Ey (CDU/CSU) 8784 B Frage A 14 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Spranger (CDU/ CSU) : Maßnahmen für den Fall einer Sperrung der Mineralölzufuhr aus arabischen Staaten Grüner, PStSekr (BMWi) . 8784 C, 8785 A Spranger (CDU/CSU) 8785 A Fragen A 16 und 17 Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Nordlohne (CDU/CSU) : Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" ; Vorstellungen des Landes Niedersachsen zum 4. Rahmenplan; Herausnahme gewisser Gebiete aus der Förderung Grüner, PStSekr (BMWi) . . 8785 B, C, D, 8786 A, B Nordlohne (CDU/CSU) 8785 B, C, 8786 A Fragen A 18 und 19 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Köhler (Wolfsburg) (CDU/CSU) : Abkommen zur weiteren Entwicklung der deutsch-sowjetischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit; Probleme der Finanzierung, des Rechtsschutzes, des Patentschutzes und des Niederlassungsrechts sowie der Behinderung von Berliner Firmen Grüner, PStSekr (BMWi) 8786 C, 8787 A, B Dr. Köhler (Wolfsburg) (CDU/CSU) 8787 A, B Frage A 20 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 des Abg. Lenders (SPD) Ermittlungen des Bundeskartellamts betreffend Gestaltung der Erdgaspreise während der Mineralölkrise Grüner, PStSekr (BMWi) . . . . 8787 C, D, 8788 A, B Lenders (SPD) . . . . 8787 D, 8788 A Hansen (SPD) 8788 A Fragen A 21 und 22 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 - des Abg. Stahl (Kempen) (SPD) : 950 - Millionen - Konjunkturprogramm; Anwendung konventioneller Bauweisen zur Verbesserung der örtlichen Beschäftigung in Handwerk und Gewerbe Grüner, PStSekr (BMWi) . . . . 8788 C, D, 8789 A, B Stahl (Kempen) (SPD) 8788 D Dr. Hammans (CDU/CSU) . . . 8789 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 III Fragen A 113 und 114 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — der Abg. Frau Däubler-Gmelin (SPD) : Abdeckung des Risikos von Arbeitsniederlegungen bei Unternehmungen im Ausland durch § 4 Abs. 1 a der Allgemeinen Bedingungen für die Übernahme von Garantien für Kapitalanlagen im Ausland, die entsprechenden Bestimmungen der Allgemeinen Bedingungen für die Übernahme von Bürgschaften für Forderungen aus ungebundenen Finanzkrediten an Regierungen und Körperschaften des öffentlichen Rechts im Ausland und die Allgemeinen Bedingungen für die Übernahme von Garantien für Forderungen aus ungebundenen Finanzkrediten an private ausländische Schuldner; Leistungen von seiten des Bundes auf Grund dieser Bestimmungen Grüner, PStSekr (BMWi) 8789 C, D, 8790 A Frau Däubler-Gmelin (SPD) . . . . 8790 A Rapp (Göppingen) (SPD) . . . . . 8790 A Frage A 23 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 des Abg. Dr. Evers (CDU/ CSU) : Abzug des ab 1. Januar 1975 gesetzlich zu gewährenden Kindergeldes von der Hilfe zum Lebensunterhalt Zander, PStSekr (BMJFG) . . . 8790 B, D Dr. Evers (CDU/CSU) . . . . . . 8790 D Frage A 30 - Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Jobst (CDU/ CSU) : Pressemeldung betr. Erhöhung der Tarife für Reisegepäck im Verkehr von und nach Berlin durch die Deutsche Reichsbahn Jung, PStSekr (BMV) . . . 8791 B, C, D Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . . . 8791 B Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . . 8791 D Frage A 28 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Hoffie (FDP) : Verhandlungen betreffend einheitliche Geschwindigkeitsbegrenzung für Omnibusse auf Autobahnen im gesamten europäischen Raum Jung, PStSekr (BMV) . . 8791 D, 8792 A Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . . . 8792 A Frage A 31 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Folgen der beabsichtigten Einstellung des gesamten Stückgutverkehrs der Deutschen Bundesbahn; Vereinbarkeit dieser Maßnahme mit dem Zonenrandförderungsgesetz .Jung, PStSekr (BMV) . . . 8792 B, C, D, 8793 A, B Niegel (CDU/CSU) . . . . . 8792 B, D Graf Stauffenberg (CDU/CSU) . . . 8793 A Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . . 8793 B Frage A 32 Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 — des Abg. Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Planungen für den Ausbau der S-Bahn in der Region München Jung, PStSekr (BMV) . b793 C, D, 8794 A Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . 8793 C, D Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 8794 A Fragen A 33 und 34 — Drucksache 7/2767 vom 8. 11. 74 des Abg. Susset (CDU/ CSU) : Vorschlag von Bundesminister Dr. Friderichs für ein kombiniertes Preis/ Beihilfensystem; Finanzierung dieses Systems Ertl, Bundesminister (BML) . 8794 B, C, D, 8795 A, B, C Susset (CDU/CSU) . . . . 8794 B, C, D, 8795 A, B Kiechle (CDU/CSU) . . . . . . . 8795 B Eigen (CDU/CSU) . . . . . . 8795 B Nächste Sitzung 8809 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8811* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 8775 130. Sitzung Bonn, den 13. November 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 13.30 Uhr Präsident 'Frau Renger: Die Sitzung ist eröffnet. Meine Damen und Herren, nach einer interfraktionellen Vereinbarung rufe ich zunächst den Punkt 14 der Tagesordnung auf: Beratung des Antrags des Bundesministers der Finanzen betr. Tausch der dem Bund gehörenden Aktien der Gelsenberg AG gegen neue Aktien der VEBA AG — Drucksache 7/2724 — Wird das Wort dazu gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Der Ausschuß für Wirtschaft hat auf seine Mitberatung verzichtet. Ist das Haus mit der Überweisung der Vorlage an den Haushaltsausschuß einverstanden? — Ich höre keinen Widerspruch; es ist so beschlossen. Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat mitgeteilt, daß sie eine Erklärung betreffend Fragen der inneren Sicherheit insbesondere im Hinblick auf den Todesfall Holger Meins und die Ermordung des Kammergerichtspräsidenten von Drenkmann abgeben wird. Diese Erklärung wird um 15 Uhr im Anschluß an die Fragestunde aufgerufen. Die folgenden amtlichen Mitteilungen werden ohne Verlesung in den Stenographischen Bericht aufgenommen: Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 8. November 1974 den nachstehenden Gesetzen zugestimmt bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht gestellt: Gesetz über die Agrarberichterstattung (Agrarberichterstattungsgesetz — AgrBG) Zweites Gesetz zur Änderung des Vieh- und Fleischgesetzes Gesetz über die statistische Erfassung der in den Geltungsbereich dieses Gesetzes verbrachten festen Brennstoffe Gesetz zu dem Abkommen vom 5. Oktober 1973 zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl einerseits und der Republik Finnland andererseits Gesetz zu dem Protokoll vom 25. März 1972 zur Änderung des Einheits-Übereinkommens von 1961 über Suchtstoffe Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen vom 29. November 1969 über Maßnahmen auf Hoher See bei Ölverschmutzungs-Unfällen Gesetz zu dem Protokoll vom 16. Mai 1973 zum Abkommen über den Handelsverkehr und die technische Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und den Mitgliedstaaten einerseits und der Libanesischen Republik andererseits Gesetz zu dem Vertrag vom 14. August 1973 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Haiti über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Gesetz zu dem Vertrag vom 3. Oktober 1973 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Singapur über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen Der Bundesrat hat in der gleichen Sitzung beschlossen, hinsichtlich der folgenden Gesetze zu verlangen, daß der Vermittlungsausschuß einberufen wird: Erstes Gesetz zur Reform des Strafverfahrensrechts (1. StVRG) Zweites Gesetz über den Kündigungsschutz für Mietverhältnisse über Wohnraum (Zweites Wohnraumkündigungsschutzgesetz — 2. WKSchG) Seine Schreiben werden als Drucksachen 7/2774, 7/2775 verteilt. Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft hat mit Schreiben vom 6. November 1974 die Kleine Anfrage der Abgeordneten Milz, Sick, Dr. Jobst, Dr. Kunz (Weiden), Niegel, Dreyer, Dr. Waffenschmidt, Dr. Kraske, Dr. Jenninger, Dr. Mertes (Gerolstein) und Genossen und der Fraktion der CDU/CSU betr. Lage und Entwicklung der Bauwirtschaft — Drucksache 7/2665 — beantwortet. Sein Schreiben ist als Drucksache 7/2768 verteilt. Der Bundesminister für Forschung und Technologie hat mit Schreiben vom 8. November 1974 die Kleine Anfrage der Abgeordneten Lenzer, Benz, Engelsberger, Dr. Franz, Hösl, Pfeffermann, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Frau Dr. Walz und der Fraktion der CDU/CSU betr. Förderung von Forschung und Entwicklung im Bereich der Datenverarbeitung — Drucksache 7/2632 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache 7/2781 verteilt. Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit hat mit Schreiben vom 8. November 1974 die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dürr, Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Kirst und Genossen betr. Entwicklungshilfe und Umweltpolitik — Drucksache 7/2554 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache 7/2782 verteilt. Ich rufe nunmehr Punkt 1 der Tagesordnung auf: Fragestunde — Drucksache 7/2767 — Der Ältestenrat hat vorgeschlagen, daß wir auch in dieser Woche abweichend von den Richtlinien für die Fragestunde zwei Fragestunden mit einer jeweiligen Dauer von 90 Minuten durchführen. Gemäß § 127 unserer Geschäftsordnung muß diese Abweichung von der Geschäftsordnung beschlossen werden. — Kein Widerspruch; dann ist das beschlossen. Wir treten nunmehr in die Fragestunde ein. Auf Drucksache 7/2779 liegen zwei Dringliche Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit vor. Ich rufe die 8776 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 130. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 13. November 1974 Präsident Frau Renger erste Frage des Herrn Abgeordneten Dr. Bardens auf: Ist die Bundesregierung bereit, angesichts der schnellen Ausbreitung der Typhusepidemie in Baden-Württemberg und ihrer wahrscheinlichen Ursachen sich für eine sofortige Verabschiedung der in den zuständigen Bundesratsausschüssen am Mittwoch und Donnerstag zur Beratung anstehenden Trinkwasserverordnung zum Bundesseuchengesetz einzusetzen? Zur Beantwortung steht der Herr Parlamentarische Staatssekretär Zander zur Verfügung. Bitte, Herr Staatssekretär! Zander, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit: Frau Präsidentin! Herr Kollege Dr. Bardens! Die Bundesregierung ist selbstverständlich bereit, die Trinkwasserverordnung nach der Zustimmung durch den Bundesrat sogleich zu verkünden. Sie geht davon aus, daß nach den Ereignissen im Raum Baden-Württemberg und der vermuteten Ursache der Epidemie die Bundesländer diese Bestrebungen der Bundesregierung unterstützen werden.
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    Berichtigung 129. Sitzung, Seite 8738 A, Zeile 2, ist statt „SPD" zu lesen: „FDP". Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Dr. Achenbach * 16. 11. Adams * 16. 11. Dr. Ahrens *** 15. 11. Dr. Aigner * 16. 11. Amrehn 16. 11. Dr. Artzinger * 16. 11. Dr. Bangemann * 16. 11. Dr. Bayerl * 16. 11. Behrendt * 16. 11. Blumenfeld 16. 11. Buchstaller 16. 11. Dr. Burgbacher * 16. 11. Conradi 15. 11. Dr. Corterier 16. 11. Damm 16. 11. van Delden 16. 11. Dr. Dregger 16. 11. Dr. Ehrenberg 15. 11. Ernesti 13. 11. Fellermaier * 16. 11. Flämig 16. 11. Frehsee * 16. 11. Dr. Früh * 16. 11. Gerlach (Emsland) * 16. 11. Dr. Gessner 16. 11. Härzschel * 16. 11. Hauck 13. 11. Hoffie 13. 11. Dr. Hupka 16. 11. Dr. Jaeger 16. 11. Dr. Jahn (Braunschweig) * 16. 11. Jaschke 15. 11. Kater * 16. 11. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Klepsch 16. 11. Krall 16. 11. Lange 16. 11. Dr. Graf Lambsdorff 13. 11. Lautenschlager * 16. 11. Lemmrich *** 16. 11. Lücker * 16. 11. Maucher 15. 11. Mattick 16. 11. Memmel * 16. 11. Dr. Mende *** 13. 11. Möhring 16. 11. Müller (Mülheim) * 16. 11. Dr. Müller (München) *** 13. 11. Mursch (Soltau-Harburg) * 16. 11. Nagel 15. 11. Neumann 16. 11. 011esch 16. 11. Frau Dr. Orth * 16. 11. Pawelczyk *** 15. 11. Richter 16. 11. Scheu 14. 11. Schlaga *** 15. 11. Schmidt (Kempten) *** 15. 11. Schmidt (München) * 16. 11. Schmidt (Wattenscheid) 15. 11. Schmidt (Würgendorf) 16. 11. Schulte (Unna) 25. 11. Dr. Schulz (Berlin) * 16. 11. Dr. Schulze-Vorberg 16. 11. Schwabe * 16. 11. Dr. Schwörer * 16. 11. Seefeld * 16. 11. Sieglerschmidt * 13. 11. Springorum * 16. 11. Dr. Stark (Nürtingen) 15. 11. Dr. Starke (Franken) * 16. 11. Walkhoff * 16. 11. Frau Dr. Walz * 16. 11. Wienand 15. 11. Wittmann (Straubing) 15. 11. Dr. Wörner *** 14. 11.
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    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Maihofer hat Ihnen soeben dargelegt, welchen Herausforderungen und Gefährdungen sich unsere Gemeinschaft durch Aktivitäten einer kriminellen Vereinigung und durch Terrorakte ausgesetzt sieht. Ein wesentlicher Teil dieser Aktivitäten richtete sich gegen die rechtsprechende Gewalt, d. h. aber gegen ein tragendes Element unserer rechtsstaatlichen Ordnung.
    Die Justizminister und Justizsenatoren der Bundesländer haben gestern in einer Zusammenkunft in Bonn gemeinsam mit mir bekräftigt, daß die Gerichte und Staatsanwaltschaften diesen Herausforderungen nüchtern und gelassen, aber mit großer Festigkeit und allen rechtsstaatlichen und verfassungsmäßigen Mitteln begegnen. Sie werden es dabei nicht an Entschlossenheit mangeln lassen, sie werden sich aber auch nicht in eine der Würde und dem inneren Gehalt des Rechtsstaates abträgliche Eskalation der Emotionen hineintreiben lassen.
    Dies bedeutet im einzelnen:
    Erstens. Die Verfahren gegen die Angehörigen der kriminellen Vereinigung werden unter Wahrung der Verfahrensgarantien mit der gebotenen Beschleunigung betrieben.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Das wäre nützlich!)

    Verzögerungen sind nicht auf Unterlassungen der Gerichte und Staatsanwaltschaften, sondern darauf zurückzuführen, daß Beschuldigte und Verteidiger von den prozessualen Möglichkeiten einen überaus ausgedehnten und intensiven Gebrauch machen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Mißbrauch!)

    Insgesamt sind ca. 30 Ermittlungsverfahren und mindestens 25 Hauptverfahren gegen mindestens 60 Angeschuldigte und Beschuldigte anhängig. Gegen 17 Personen sind rechtskräftige, gegen 12 Personen noch nicht rechtskräftige Urteile ergangen. Das Straßmaß bewegt sich zwischen 8 Monaten Freiheitsstrafe mit Bewährung im Fall Bornheim und 12 Jahren Freiheitsstrafe im Falle Mahler. In Untersuchungshaft befinden sich gegenwärtig ca. 35 Beschuldigte.
    Zweitens. Der von Angehörigen der kriminellen Baader-Meinhof-Vereinigung seit September praktizierte Hungerstreik dient ebenso — —

    (Zurufe von der CDU/CSU: Bande!)

    — Meine Damen und Herren, der Bundesminister der Justiz und alle Länderjustizminister bedienen sich des in § 129 des Strafgesetzbuches verwendeten Ausdrucks „kriminelle Vereinigungen".

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Warum das ein Grund zum Applaudieren ist, möchte ich wissen!)

    Dieser Hungerstreik dient ebenso wie der angedrohte Durststreik nicht einer Verbesserung angeblich schlechter Haftbedingungen; er ist vielmehr, wie Kollege Maihofer zutreffend dargelegt hat, Teil eines geplanten Kampfes gegen den Rechtsstaat mit dem Ziel, entgegen den gesetzlichen Bestimmungen die Entlassung aus rechtmäßiger Haft zu erzwingen oder doch zumindest die Rechtsstaatlichkeit der zuständigen Institutionen gegenüber der Öffentlichkeit in Zweifel zu ziehen, verächtlich zu machen und wenigstens teilweise zu lähmen. Der Rechtsstaat darf und wird bei Wahrung aller medizinischen und humanen Erfordernisse vor solchen Aktionen nicht kapitulieren.

    (Beifall bei der SPD und der FDP)

    Die Bundesregierung ist deshalb in Übereinstimmung mit allen Justizministern und -senatoren der Länder der Ansicht, daß alles Mögliche und Zumutbare getan werden muß, um die Gesundheit der Untersuchungsgefangenen auch gegen deren Willen zu erhalten und sie so an der Selbsttötung zu hindern. Die Bundesregierung ist aber nicht bereit, die Haftentlassung oder Haftverschonung von Untersuchungshäftlingen aus Umständen gutzuheißen, die trotz dieser Bemühungen von Untersuchungsgefangenen selbst vorsätzlich herbeigeführt werden.

    (Beifall)

    Andernfalls nämlich würde die Entscheidung darüber, ob ein auf richterliche Anordnung hin in Gewahrsam Genommener in diesem Gewahrsam verbleibt, in die Willkür des Betreffenden gelegt und dem gesetzlichen Richter entzogen. Das kann und darf ein Rechtsstaat, der sich als friedenssichernde Gemeinschaft versteht, nach Auffassung der Bundesregierung nicht zulassen.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Sehr richtig! — Beifall bei der SPD und der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die Justizminister werden diese ihre Meinung im Rahmen ihrer Befugnisse nach den gerichtsverfassungsgesetzlichen Bestimmungen gegenüber den Staatsanwaltschaften zur Geltung bringen. Die Haftentscheidungen selbst haben in unserem Rechtsstaat letztlich die unabhängigen Gerichte zu treffen.
    Drittens. Die Bundesregierung ist sich dessen bewußt, daß im Zusammenhang mit den in Rede stehenden Verfahren eine sorgfältig geplante Sympathie- und Mitleidskampagne betrieben wird, an der



    Bundesminister Dr. Vogel
    sich einzelne und Gruppen aus unterschiedlichen Motiven beteiligen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Fernsehen! — Rundfunk!)

    Im Zuge dieser Kampagne ist von „politischen Gefangenen",

    (Zuruf von der CDU/CSU: Merseburger!)

    von „Isolationsfolter", von „Toten-Trakt" und „Vernichtungshaft" die Rede. Neuerdings ist auch der Vorwurf der schrittweisen und planmäßigen Ermordung von Untersuchungsgefangenen erhoben worden.

    (Dr. Marx [CDU/CSU] : Durch Anwälte!)

    Gemeinsam mit den Justizministern und -senatoren der Länder weist die Bundesregierung die darin enthaltenen Tatsachenbehauptungen als Verdrehung der Wahrheit, als Versuch der Irreführung der Öffentlichkeit und als Versuch zur Motivierung von Sympathisanten mit Entschiedenheit zurück.

    (Beifall bei der SPD und der FDP — Rawe [CDU/CSU] : Das sagen Sie mal Herrn Merseburger!)

    Schon die Wortwahl ist übrigens ein wesentlicher und kennzeichnender Bestandteil eines auf Emotionalisierung angelegten Agitationskonzepts.

    (von Alten-Nordheim [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Namens der Bundesregierung stelle- ich ausdrücklich fest: In der Bundesrepublik Deutschland wird niemand wegen seiner politischen Gesinnung oder Überzeugung verfolgt oder gar in Haft gehalten. In Haft befinden sich in diesem Lande lediglich Personen, gegen die der gesetzliche Richter wegen des dringenden Verdachts schwerer Strafen, etwa wegen Mordes, Mordversuchs, schweren Raubes, schwerer Brandstiftung, einen Haftbefehl erlassen hat oder die rechtskräftig zu Freiheitsstrafen verurteilt worden sind. Ebenso unwahr ist der Vorwurf, die Gefangenen würden besonderen Vollzugsbedingungen, insbesondere einere sogenannten Isolationsfolter, unterworfen. Einzelheiten ergeben sich insoweit zur tatsächlichen Seite in sehr eindrucksvoller Weise aus der vom Berliner Senator für Justiz unter dem 8. November 1974 veröffentlichten Dokumentation, von der den Mitgliedern des Deutschen Bundestages Abdrucke zur Verfügung gestellt werden.
    Sämtliche Maßnahmen im Vollzug der Untersuchungshaft und auch der Strafhaft unterliegen der Kontrolle unabhängiger Gerichte. Für Untersuchungsgefangene werden darüber hinaus auch Haftbedingungen von Richtern im einzelnen festgelegt. Soweit besondere Maßnahmen angeordnet werden, finden sie ihren rechtfertigenden Grund in der besonderen Gefährlichkeit der Inhaftierten und ihrer bis in die letzten Tage hinein bekundeten Absicht, ihrem Kampf gegen die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik auch während der Haft und erst recht nach einer eventuellen Befreiung fortzusetzen.
    Allen Vorwürfen hinsichtlich der Haftbedingungen oder des Haftsvollzuges wird im übrigen sorgfältig nachgegangen. Dies gilt für jeden Einzelfall und auch für die im Zusammenhang mit dem Tod des Untersuchungsgefangenen Meins erhobenen Anschuldigungen. Die Bundesregierung hat keinerlei Anlaß, daran zu zweifeln, daß die Ermittlungen von der zuständigen Staatsanwaltschaft korrekt, objektiv und ohne Ansehen der Person geführt worden. Im übrigen kann es nicht Aufgabe der Bundesregierung sein, zu den Vorgängen in der gegenwärtigen Phase der Ermittlungen, die noch nicht abgeschlossen sind, Stellung zu nehmen.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Das ist schwach!)

    — Aber rechtsstaatlich, Herr Kollege Carstens.

    (Dr. Carstens [Fehmarn] [CDU/CSU] : Nein, nein!)

    Die Justizminister sind im übrigen übereingekommen, die Öffentlichkeit über die Ermittlungsergebnisse jeweils unverzüglich und umfassend zu unterrichten. Eine allgemeine Verdächtigung der im Vollzug Tätigen wird auch seitens der Bundesregierung ebenso wie von den Ländern nachdrücklich zurückgewiesen. Angesichts des nicht selten provokativen Verhaltens, der Beleidigungen, Drohungen und tätlichen Angriffe seitens einzelner Untersuchungs- und Strafgefangener dieses Personenkreises leisten die Vollzugsbediensteten ihren Dienst unter besonders erschwerten Bedingungen. Sie haben Anspruch darauf, auch von dieser Stelle aus gegen pauschale Diffamierungen in Schutz genommen zu werden.

    (Beifall)

    Viertens. Die Bundesregierung stimmt mit den Länderjustizministern darin überein, daß sowohl bei den Aktionen der kriminellen Baader-Meinhof-Vereinigung als auch bei der Mitleids- und Sympathiekampagne Anwälte eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Dabei ist nach übereinstimmender Meinung der Justizminister allerdings zwischen der vollen Ausschöpfung der einem Anwalt als Organ der Rechtspflege nach unserer Rechts- und unserer Verfahrensordnung nicht nur im Interesse seines Mandanten, sondern gerade im Interesse des Rechtsstaats eingeräumten Befugnissen und rechtswidrigen, den Strafgesetzen oder den standesrechtlichen Vorschriften widersprechenden Handlungen sorgfältig zu unterscheiden. Auch hier muß der Rechtsstaat kühl und wirksam, nicht aber im Wege der Eskalation seinen Gesetzen Geltung verschaffen. Mit dieser Maßgabe bemerke ich, daß zur Zeit gegen sieben Anwälte, die als Verteidiger von Angehörigen der kriminellen Vereinigung tätig sind, Ermittlungsverfahren laufen, u. a. wegen des Verdachts der Unterstützung dieser kriminellen Vereinigung und einer Reihe anderer Straftaten.

    (von Alten-Nordheim [CDU/CSU] : Das sind die Produkte roter Hochschul-Kaderschmieden!)

    Weitere Verfahren werden nach dem Legalitätsprinzip immer dann eingeleitet, wenn dazu Veranlassung besteht. Ich selbst habe heute gegen vier Anwälte wegen verleumderischer Äußerungen über Beamte der Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Tod des Untersuchungsgefangenen Meins als



    Bundesminister Dr. Vogel
    Dienstvorgesetzter der Bundesanwaltschaft Strafantrag gestellt.

    (Beifall)

    Fünftens. Die Funktionsfähigkeit der Justiz ist nicht nur durch die bereits erörterten Aktivitäten, sondern auch durch unmittelbare Terrorakte, wie sie zuletzt der ruchlose Mord an dem Präsidenten des Berliner Kammergerichts, Günter von Drenkmann, darstellt, bedroht. Für die Bundesregierung gebe ich auch von dieser Stelle aus dem Abscheu vor dieser feigen Gewalttat Ausdruck. Damit allein kann es aber nicht sein Bewenden haben.

    (von Alten-Nordheim [CDU/CSU] : Sehr wahr!)

    Notwendig ist vielmehr ein Vierfaches: Das höchstmögliche Maß an Schutz für die Träger der rechtsprechenden Gewalt, die eigene Entschlossenheit der Justiz, sich um keinen Preis von der Anwendung der geltenden Gesetze gegen jedermann abbringen zu lassen, die Bereitschaft der Gesetzgebungsorgane, geltende Gesetze im Rahmen unserer Verfassung im gegebenen Falle neuen Verhältnissen und Erkenntnissen anzupassen und — ich halte dies, was nun ausgeführt wird, für das Wichtigste — eine breite, mit der vollen moralischen Unterstützung verbundene Solidarisierung unseres Volkes mit denen, die in rechtmäßiger Ausübung der ihnen von der Gemeinschaft übertragenen Aufgaben ihre Pflicht und Schuldigkeit tun.

    (Lebhafter Beifall)

    Gerade diese moralische Unterstützung und Solidarisierung

    (Seiters [CDU/CSU] : Fernsehen!)

    haben Richter und Staatsanwälte, die der Kritik keineswegs entrückt sein sollen oder entrückt sein wollen, in der Vergangenheit manches Mal vermissen müssen. Die Tatsache, daß viele von ihnen unter fast unzumutbaren nervlichen Belastungen, unter ständigen Bedrohungen, die auch vor dem Bereich des Privatlebens und der Familie nicht haltmachen, ja, in einzelnen Fällen auch unter Lebensgefahr ihre Pflicht erfüllen, ist oftmals zu leicht als Selbstverständlichkeit hingenommen, ja, da und dort überhaupt nicht zur Kenntnis genommen worden. Gerade deshalb möchte ich an dieser Stelle diesen Richtern und Staatsanwälten im Namen der Bundesregierung — ich denke: sicher auch im Namen des ganzen Hauses — Dank und Anerkennung für ihre Haltung aussprechen.

    (Beifall)

    Frau Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Bundesregierung ist ebenso wie alle ihre Vorgängerinnen entschlossen, über Freiheit, Recht und Gesetz zu wachen und diese Werte zu verteidigen. Sie wird stets und uneingeschränkt auf der Seite derer zu finden sein, die sich in diesem Sinne einsetzen, und nüchtern, aber mit Festigkeit, engagiert, aber gelassen und mit der inneren Sicherheit ihre Aufgabe erfüllen, die aus dem Wissen um die Gerechtigkeit, um die Humanität ihrer Sache fließt. Schließlich geht es nicht um irgendeinen Staat, um irgendein Unterdrückungssystem oder gar um die in staatsrechtliche Form gekleidete Herrschaft einer
    Minderheit über eine Mehrheit — es geht um diese Bundesrepublik, um diesen Rechts- und Verfassungsstaat, um diese parlamentarisch-demokratische Republik, die ihren Bürgern mehr rechtsstaatliche Freiheiten gewährleistet als je ein anderer deutscher Staat in unserer Geschichte und die für die friedliche Fortentwicklung unserer Gesellschaftsordnung mit dem Ziele größerer sozialer Gerechtigkeit bessere Verfahren zur Verfügung stellt als alle ihre Vorgängerinnen!

    (Lebhafter Beifall)

    Dies alles, meine Damen und Herren, wird die Bundesregierung von niemandem aufs Spiel setzen lassen.

    (Beifall bei der SPD, der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Herr Minister der Justiz des Landes Baden-Württemberg, Dr. Bender.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Die rechtsstaatliche Bewältigung dessen, was heute jedermann unter dem Baader-Meinhof-Komplex versteht, stellt Strafverfolgungsbehörden, Gerichte und Vollzugsanstalten vor eine außerordentliche Bewährungsprobe. Die fanatische Radikalität, die Skrupellosigkeit und die Rücksichtslosigkeit des Angriffs auf die Ordnung in diesem Lande, auf Leben, Gesundheit und Eigentum seiner Bürger, eine Radikalität, die umgekehrt auch das eigene Leben bedingungslos einsetzt und die noch hinter den Mauern der Vollzugsanstalten weiteragitiert, sprengt die Grenzen bisheriger Erfahrung. Der Rechtsstaat steht vor einer doppelten Bewährungsprobe: dem Angriff unter voller Wahrung aller rechtsstaatlichen Kautelen und Sicherungen zu begegnen und zugleich mit ihm fertig zu werden.
    Die Signale, die uns in diesen Tagen mit Erschrecken, Entrüstung und Abscheu erfüllen, werden hoffentlich auch den Zeitgenossen die Augen öffnen, die sich bisher darin gefallen haben, die Gefährdung unserer öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu verharmlosen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und jenen die Augen öffnen, die aus Ahnungslosigkeit oder verführt von einer raffinierten Propaganda mit den Feinden dieses Staates, mit den Feinden seiner friedensstiftenden Ordnung sympathisiert haben.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich aus der Sicht des Landes Baden-Württemberg, zugleich als Vorsitzenden der Konferenz, die sich ressortmäßig mit diesen Fragen zu befassen hat, nämlich der Justizministerkonferenz, noch einmal mit aller Deutlichkeit folgendes unterstreichen. Die konstante und hartnäckige Bezeichnung von Angehörigen einer kriminellen Vereinigung als politischen Gefangenen gehört, wie das vorhin der Herr Bundesjustizminister ausgeführt hat, in ein umfassendes agitatorisches Konzept, mit dem die Öffentlichkeit schlicht



    Minister Dr. Bender
    hinters Licht geführt, die Justizbehörden diffamiert und Sympathisanten gewonnen werden sollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD)

    Die bestens organisierte und sehr intensive Öffentlichkeitsarbeit der Baader-Meinhof-Verteidiger spricht hier Bände. Das Ziel, die rechtsstaatliche Ordnung zu bekämpfen, wird hier nur mit anderen Mitteln fortgesetzt.

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    Es soll der Eindruck erweckt werden, als würden Gerichte und Vollzugsanstalten in unrechtmäßiger Weise politische Gesinnung bestrafen. Meine Damen und Herren, in Baden-Württemberg und in den anderen Ländern dieser Bundesrepublik, in dieser Bundesrepublik Deutschland, wird niemand, aber auch niemand wegen seiner politischen Anschauung oder Überzeugung verfolgt oder gefangengehalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der CDU/CSU: Das müssen Sie Herrn Merseburger sagen!)

    Die Haftbefehle gegen die hier angesprochenen Personen lauten auf den Verdacht schwerster krimineller Delikte, auf den Verdacht des Mords, des Raubs, des Einbruchs, der Urkundenfälschung, der Erpressung und anderer schwerer Delikte.
    Der Begriff „Isolationsfolter" ist zwar agitatorisch geschickt gewählt, aber eine reine Erfindung, der in der Wirklichkeit nichts entspricht. Kein Gefangener wird bei uns isoliert, kein Gefangener gefoltert. Alle Gefangenen haben in ausreichendem Maße Kontakt zu ihrer Umwelt in den Anstalten und zur Außenwelt. Wir haben keine „toten Trakte". Ich darf das einmal am Beispiel der Untersuchungsgefangenen Gudrun Ensslin verdeutlichen. Sie hat ein eigenes Radiogerät zur Verfügung. Sie bezieht und liest mehrere Tageszeitungen und Zeitschriften. Ihr steht eine Büchereizelle mit einem sehr umfangreichen, mindestens quantitativ interessanten Bestand an Büchern zur Verfügung, und sie erfährt fast täglich Besuche von den Verteidigern oder auch von Angehörigen. Sie hat die Möglichkeit, Kontakt mit einer anderen Gefangenen zu pflegen; davon macht sie keinen Gebrauch. Sie hat die Möglichkeit, mit Ärzten, Geistlichen und Anstaltsbediensteten zu sprechen. Von einer Isolation kann überhaupt keine Rede sein.
    Nun zum Thema „Hungerstreik". Es gerät langsam in Vergessenheit, daß Gefangene den Hungerstreik aus freien Stücken begonnen haben und ihn aus freien Stücken fortsetzen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Auch das, meine Damen und Herren — es ist vorhin vom Herrn Bundesjustizminister dargelegt worden —, ist ein Mittel, den Kampf gegen den Staat und die rechtsstaatliche Ordnung fortzuführen, nachdem diesen Leuten die übrigen Möglichkeiten abgeschnitten sind. Kennzeichnend ist, daß dieser Streik offenkundig zentral gesteuert wird.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU) Ziel des Hungerstreiks ist nicht, wie vorgegeben, die Haftbedingungen zu verbessern, denn die sind gesetzmäßig, ordentlich, normal und im übrigen unter richterlicher Kontrolle oder sogar unter richterlicher Gestaltung. Ziel ist vielmehr, die Entlassung aus der Haft zu erzwingen, um einem Verfahren und gegebenenfalls einer Verurteilung zu entgehen. Das ist das Ziel.


    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    Die Vollzugsanstalten, die Justizverwaltungen sind verpflichtet — das ist gar keine Frage —, einen Selbstmord durch Hungerstreik zu verhindern. Sie tun das mit allen ärztlich gebotenen und allen ärztlich möglichen Mitteln. Selbstverständlich — das muß auch einmal deutlich gesagt werden — bleibt eine gefährliche, riskante, risikoreiche Situation, die aber die Gefangenen bewußt herbeigeführt haben und in Kauf nehmen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Ein Rechtsstaat darf sich Haftentlassungen aus diesem Grunde nicht abzwingen, nicht abnötigen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das schließt nicht aus, daß in Extremfällen Krankenanstalten eingeschaltet werden.
    Die Justizminister und Justizsenatoren — ich darf das für sie erklären — begrüßen es, daß sich das Hohe Haus heute mit diesen uns alle belastenden und bedrückenden Fragen beschäftigt. Sie begreifen die Erklärung der Bundesregierung als ein Zeichen der Solidarität zwischen Bund und Ländern. Sie erwarten, daß die rechtsstaatlich gesicherten demokratischen Kräfte in diesem Land in der Verteidigung unserer verfassungsmäßigen Ordnung zusammenstehen.
    Meine Damen und Herren! Wir vertrauen auf unsere Mitarbeiter in der Justiz. Wir vertrauen auf unsere Beamten und Bediensteten im Vollzug. Wir vertrauen aber vor allem darauf, daß unsere unabhängigen Gerichte die anhängigen Verfahren an den Maßstäben von Recht und Gerechtigkeit zu Ende führen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — Beifall bei der SPD und der FDP)