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ID0710312900

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    Deutscher Bundestag 103. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 22. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . . . . 6843 A Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses; in Verbindung mit Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksache 7/1918); in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 7/1933); in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 7/1937) — Fortsetzung der zweiten Beratung — Grobecker (SPD) . . . . 6843 C, 6873 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6844 C Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . . 6849 B Dr. von Bülow (SPD) 6855 C Hoppe (FDP) . . . . . 6860 D, 6877 A Dr. Sprung (CDU/CSU) 6864 A Blank (SPD) 6867 C Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . 6869 C Wohlrabe (CDU/CSU) 6874 D Carstens (Emstek) (CDU/CSU) . . 6876 D Haushaltsgesetz 1974 (Drucksachen 7/1938, 7/2026, 7/2027) Dr. Althammer (CDU/CSU) 6877 D, 6878 A, 6878 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6878 B Sammelübersichten 19 und 20 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 7/2055, 7/2087) . . . . . 6878 D Bericht und Antrag des Innenausschusses zu dem Bericht der Wahlkreiskommission für die 7. Wahlperiode des Deutschen Bundestages zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung betr. Bundestagswahlrecht (Drucksachen 7/1379, 7/867, 7/2063) Berger (CDU/CSU) . . . . . . . 6879 A Wittmann (Straubing) (SPD) . . . 6880 C Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6882 B Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . . . 6884 A Entwurf eines Gesetzes der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, FDP zur Änderung des Gesetzes über die politischen Parteien (Parteiengesetz) (Drucksache 7/1878), Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache 7/2082), Bericht und Antrag des Innenausschusses (Drucksache 7/2081) — Zweite und dritte Beratung — 6884 D II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Mai 1974 Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Personenstandsgesetzes (Drucksache 7/1490), Bericht und Antrag des Innenausschusses (Drucksache 7/2040) — Zweite und dritte Beratung — 6885 A Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (Drucksache 7/2098) in Verbindung mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes des Bundesrates zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (Drucksache 7/2099) — Erste Beratung — Vogelsang (SPD) 6885 C Dr. Fuchs (CDU/CSU) . . . . 6886 B Möllemann (FDP) . . . 6887 D Entwurf eines Sechsten Gesetzes über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Sechstes Anpassungsgesetz) (Drucksache 7/2121) — Erste Beratung — . . . . . . . . . . . 6888 D Entwurf eines Dritten Gesetzes des Bundesrates zur Änderung mietpreisrechtlicher Vorschriften in der kreisfreien Stadt München und im Landkreis München sowie in der Freien und Hansestadt Hamburg (Drucksache 7/2069) — Erste Beratung — 6889 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 25. März 1972 zur Änderung des Einheits-Übereinkommens von 1961 über Suchtstoffe (Drucksache 7/2071) — Erste Beratung — 6889 A Entwurf eines Gesetzes der Abg. Müller (Remscheid), Frau Schroeder (Detmold), Frau Stommel, Dr. Götz, Frau Hürland, Burger und der Fraktion der CDU/CSU zur Verlängerung des Gesetzes zur Förderung sozialer Hilfsdienste (Drucksache 7/2085) — Erste Beratung — 6889 A Entwurf eines Gesetzes über die weitere Sicherung des Einsatzes von Gemeinschaftskohle in der Elektrizitätswirtschaft (Drittes Verstromungsgesetz) (Drucksache 7/1991) — Erste Beratung — 6889 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Internationalen Schiffsvermessungs-Übereinkommen vom 23. Juni 1969 (Drucksache 7/2054) — Erste Beratung — 6889 B Entwurf eines Gesetzes über die Agrarberichterstattung (Agrarberichterstattungsgesetz) (Drucksache 7/1990) — Erste Beratung — 6889 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1974 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 1974) (Drucksache 7/1979) — Erste Beratung — . . . . 6889 C Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Entwicklungshilfe-Steuergesetzes (Drucksache 7/2094) — Erste Beratung — Schedl (CDU/CSU) 6889 D Huonker (SPD) . . . . . . . 6890 B Opitz (FDP) 6891 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6891 C Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Ekkehart Balnus, Emmerich, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1952) in Verbindung mit Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Helmuth Manne, Frankfurt, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1953) und Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Hans Russ, Siegburg, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1954) und Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Hans Basekow, Siegen, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1955) und Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Dr. Klaus Schmiemann, Köln, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1956) Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) . . 6892 B Bericht und Antrag des Ausschusses für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen zu dem Antrag der Abg. Lenzer, Benz, Engelsberger, Dr. Franz, Hösl, Pfeffermann, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Schröder (Lüneburg), Frau Dr. Walz, Weber (Heidelberg) und der Fraktion der CDU/CSU betr. Rationalisierung, Kosten- und Erfolgskontrolle im Bundesministe- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Mai 1974 III rium für Forschung und Technologie (Drucksachen 7/865, 7/1904) 6893 A Bericht und Antrag des Ausschusses für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen zu dem Antrag der Abg. Lenzer, Benz, Engelsberger, Dr. Franz, Hösl, Pfeffermann, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Schröder (Lüneburg), Frau Dr. Walz, Weber (Heidelberg) und der Fraktion der CDU/CSU betr. Förderung der „Technologischen Forschung und Entwicklung" im Bundesministerium für Forschung und Technologie (Drucksachen 7/890, 7/1972) 6893 B Zur Geschäftsordnung Leicht (CDU/CSU) 6893 C von Hassel, Vizepräsident . . . 6893 D Schulte (Unna) (SPD) 6894 B Bericht und Antrag des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung zur Änderung des Deutschen Teil-Zolltarifs (Nr. 6/74 — Besondere Zollsätze gegenüber Finnland — EGKS) und zu der Verordnung zur Änderung des Deutschen TeilZolltarifs (Nr. 7/74 — Zollkontingente für Walzdraht usw. —) (Drucksachen 7/1969, 7/1970, 7/2084) 6894 B Bericht und Antrag des Ausschusses für Wirtschaft zu den zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlägen der EG-Kommission für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für bestimmte raffinierte Erdölerzeugnisse eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Polypropylen der Tarifstelle 39.02 C IV des Gemeinsamen Zolltarifs eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung der Gemeinschaftszollkontingente für Acryl-Spinnfasern und Garne aus AcrylSpinnfasern der Tarifstellen ex 56.04 A und ex 56.05 A des Gemeinsamen Zolltarifs eine Verordnung (EWG) des Rates zur Einführung einer Genehmigungspflicht für die Einfuhr von Tonbandgeräten nach Italien mit Herkunft aus Taiwan (Drucksachen 7/1745, 7/1994, 7/1771, 7/2083) . . 6894 C Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlag der EG-Kommission für eine Verordnung (EWG) des Rates über die Durchführung einer Erhebung über die Verdienste der ständig in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeiter (Drucksachen 7/1708, 7/2086) 6894 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504, 7/1911 bis 7/1938, 7/2027) — Dritte Beratung — Leicht (CDU/CSU) . . . . . . . 6895 A Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) . 6902 A Kirst (FDP) . . . . . . . . . . 6906 D Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6911 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . 6911 D Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . . 6913 B Wolfram (SPD) . . . . . . . . 6913 C Damm (CDU/CSU) . . . . . . . 6914 A Würtz (SPD) . . . . . . . . . 6915 C Entwurf eines Zweiten Gesetzes über den Kündigungsschutz für Mietverhältnisse über Wohnraum (Drucksache 7/2011) — Erste Beratung — Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6916 B Gnädinger (SPD) 6917 A Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) 6917 D Kleinert (FDP) . . . . . . . . 6919 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 6920 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6921* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Mai 1974 6843 103. Sitzung Bonn, den 22. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22. 5. von Bockelberg 22. 5. Brandt 6. 6. Dr. Dregger 22. 5. Dr. Erhard 22. 5. Ferrang 22. 5. Dr. Freiwald 22. 5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Groß 22. 5. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Klepsch *** 22. 5. Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22. 5. Lampersbach 22. 5. Lemmrich *** 22. 5. Dr. Lenz (Bergstraße) 22. 5. Lenzer *** 22. 5. Logemann 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26. 5. Memmel * 22. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Dr. Narjes 22. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22. 5. Richter *** 22.5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24.5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Walkhoff * 22. 5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 22. 5. Zeyer 8.6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alex Möller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Sprecher der FDP und meiner Fraktion haben in der zweiten Lesung in ihren Einzelbeiträgen bereits deutlich gemacht, daß dieser Bundesetat 1974, der von der SPD/FDP-Regierung im vorigen Herbst durch den damaligen Bundesfinanzminister Helmut Schmidt eingebracht worden war, unsere volle Zustimmung verdient und erhalten wird. Damit geben wir der SPD/FDP-Regierung unter Führung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt die rechtliche und materielle Basis für ihre Arbeit.
    Im April 1972 versuchte die Opposition, mit Hilfe des Etats den Bundeskanzler und die sozialliberale Regierung zu stürzen — vergeblich, wie nach der Auflösung des 6. Deutschen Bundestages das überzeugende Wahlvotum vom November 1972 bewiesen hat. Anders als damals, wo der Bundeshaushalt 1972 erst kurz vor Jahresende verabschiedet wurde, bewilligen wir heute nach nur knapp drei Wochen Unterbrechung der um- und neugebildeten Regierung Schmidt /Genscher den Bundeshaushalt 1974 und bestätigen damit die Leitworte der Regierungserklärung „Kontinuität und Konzentration". Die Kollegen der SPD- und der FDP-Bundestagsfraktion haben in der zweiten Lesung die Kritik der Opposition an diesem Bundeshaushalt 1974 mit der ihm zugrunde liegenden Zielsetzung unserer Finanzpolitik widerlegt mit überzeugenden und seriösen Argumenten, die der Union für ihre Scheingefechte nicht zur Verfügung stehen, wobei ich Herrn Kollegen Leicht ausdrücklich ausnehme, dessen Rede ich als wohltuend sachlich — auch in den notwendigen kritischen Passagen — empfunden habe. Aber eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer, und mehr zu dieser Rede zu sagen steht mir nicht zu, zumal ich sonst dem Kollegen Leicht Ungelegenheiten in der eigenen Fraktion besorgen würde, was mir natürlich völlig fern liegt.

    (Abg. Leicht: Meine Fraktion ist so anständig, Herr Möller, daß sie mir so etwas verzeiht!)

    Lassen Sie mich das Wichtigste für die sozialdemokratische Bundestagsfraktion aus den in diesen Tagen geführten Debatten zusammenfassen.
    1. Der Bundesetat 1974 trägt trotz seines Volumens von 136,4 Milliarden DM den Grundsätzen der sparsamen Verwendung von Steuermitteln Rechnung. Seine Steigerungsrate liegt — wie im Jahre 1973 — deutlich unter der von Ländern und Gemeinden.
    2. Der Bundesetat 1974 ist konjunkturpolitisch zu verantworten, wobei ich darauf aufmerksam mache — auch im Hinblick auf eine Stelle in der Rede des Herrn Kollegen Leicht —, daß der Finanzplanungsrat am 25. März 1974 seine Stellungnahme wie folgt präzisiert hat:
    Hinsichtlich der Gestaltung des Haushaltsablaufs 1974 gelangten die Vertreter des Bundes, der Länder und der Gemeinden (GV) sowie der Deutschen Bundesbank einhellig zu der Auffassung, daß es zur Sicherung der Beschäftigung aus heutiger Sicht gerechtfertigt ist, die in den Haushaltsplänen veranschlagten Ausgaben — einschließlich der zusätzlich entstandenen Ausgabenverpflichtungen sowie der Sondermaßnahmen für regionale und sektorale Problembereiche — voll zu verwirklichen.
    3. Durch die Abtretung von rund 2 Milliarden DM aus der Mehrwertsteuer an die Länder hat der Bund seine gesamtstaatliche Verpflichtung gegenüber den übrigen Gebietskörperschaften großzügig erfüllt und die Chancen für gleiche oder angenäherte Lebensbedingungen in allen Ländern der Bundesrepublik vergrößert. Dieser Hinweis gilt besonders für die Leistungen des Bundes an die finanzschwachen Länder, zu denen Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Schleswig-Holstein zählen.
    4. In diesem Zusammenhang ist auch die gegenüber dem extrem niedrigen Vorjahresstand höhere Schuldenaufnahme des Bundes in 1974 zu sehen, die keinen Grund zu finanzwirtschaftlicher Besorgnis gibt; denn gemessen an den Ausgaben und dem Sozialprodukt werden nicht einmal die entsprechenden Anteilssätze der Jahre 1969 bis 1972 erreicht.
    5. Die 2 Milliarden DM Ausgabenerhöhung des von uns jetzt zu beschließenden Bundeshaushalts 1974 gegenüber dem Entwurf der Bundesregierung vom Herbst 1973 geht auf einige Sonderfaktoren zurück, zu denen unter anderem die Ergebnisse der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst gehören.
    Die Besoldungs- und Tarifbeschlüsse für den öffentlichen Dienst, die dieser Gruppe von Arbeitnehmern eine beachtliche Verbesserung ihres Einkommensniveaus bringen, führen aber für die öffentlichen Hände einschließlich Post und Bahn zu ernsten und fortdauernden Belastungen. Diesen Belastungen widersetzten sich übrigens die CDU/CSU- Verantwortlichen auf Landesebene keineswegs. Das hätten sie aber tun müssen, wenn sie konsequenterweise auf ihre Landeshaushalte diejenigen Rezepte anwenden würden, die die CDU/CSU der Bundesregierung und den Koalitionsfraktionen im Deutschen Bundestag empfiehlt.
    Herr Kollege Strauß hat gestern in seiner Rede folgendes erklärt:
    Graf Lambsdorff, wie oft soll ich es Ihnen noch sagen: Verbreiten Sie doch nicht einfach die Unwahrheit! Wir haben niemals die Forderungen Klunckers unterstützt, niemals.
    Dem steht entgegen, daß sich zum Beispiel Herr
    Ministerpräsident Filbinger laut „Stuttgarter Zei-



    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    tung" vom 24. Januar 1974 vor Journalisten am 23. Januar 1974 wie folgt geäußert hat:
    12 % Einkommensverbesserungen sind im öffentlichen Dienst eine interessante Marge.
    Aber ich brauche mich nicht nur auf Herrn Filbinger zu beziehen. Auch die CDU/CSU-Bundestagsfraktion bezeichnete nach einem Gespräch mit dem Deutschen Beamtenbund am 11. Dezember 1973 — ich bitte, auf dieses Datum zu achten! — dessen Forderungen auf Besoldungserhöhungen von mindestens 12 % als „maßvoll". Positiv hat die Opposition weiter den Beschluß des Deutschen Beamtenbundes gewertet, wegen der — ich zitiere wörtlich — „inflationären Uberbesteuerung noch einen Zuschlag von 1 % zu fordern". Das sind also zusammen 13 %. Und das bereits am 11. Dezember 1973!

    (Abg. Carstens [Emstek] : Herr Möller, für welchen Satz wären Sie denn gewesen?)

    Woher nimmt nun eigentlich Herr Kollege Strauß den Mut, so mit Herrn Kollegen Graf Lambsdorff umzugehen? Ich frage dies, zumal er selbst noch in dieser seiner Rede den Satz hinzugefügt hat:
    Ich habe bei der Besprechung im Bundeskanzleramt — einige Zeugen sind ja hier — gesagt: Herr Bundeskanzler, unter 11 % kommen Sie nicht weg!
    Wenn Sie am 11. Dezember 1973 in Ihrem Gespräch mit dem Deutschen Beamtenbund bereit waren, eine Erhöhung der Beamtengehälter um 13 % als maßvoll zu bezeichnen, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Herr Kluncker dieses Gespräch mit dem Deutschen Beamtenbund vom 11. Dezember 1973, das ja veröffentlicht ist, bei seinen Tarifverhandlungen für die Arbeiter und Angestellten berücksichtigt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    6. Zu den wichtigen Veränderungen, die der Haushaltsausschuß während seiner mehrmonatigen Beratungen gegenüber der Regierungsvorlage beschlossen hat, gehört vor allem das 600-MillionenSonderprogramm der Bundesregierung für Gebiete mit speziellen Strukturproblemen. Mit ihm wird möglichen Beschäftigungsrisiken in bestimmten Regionen und Branchen entgegengewirkt.
    7. Im Zusammenhang mit den weltweiten Veränderungen auf dem Erdölsektor sind im Bundeshaushalt 350 Millionen DM Zuschüsse bereitgestellt worden, um für leistungsschwächere Bevölkerungsgruppen die Heizölkosten zu vermindern. Außerdem werden im Bundeshaushalt ergänzend rund 150 Millionen DM zur Energieforschung eingestellt.
    Von Bedeutung ist dié Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 1 Milliarde DM für das Anschlußprogramm der geplanten nationalen Ölgesellschaft und für die Kooperation mit rohölfördernden Ländern. Der Bundesregierung wird dadurch die Möglichkeit eröffnet, zügig und mit der erforderlichen haushaltsrechtlichen Absicherung über die ersten Stufen großer internationaler Projekte zu verhandeln.
    8. Im landwirtschaftlichen Bereich übersteigen die sozialpolitischen Leistungen mit 2,3 Milliarden DM erstmals die 2-Milliarden-Marke. Sie wachsen gegenüber dem Vorjahr um 25,5 vom Hundert. Die Steigerungsrate ist damit doppelt so hoch wie die des Bundeshaushalts insgesamt. Der politische Schwerpunkt im Einzelplan 10 liegt bei den 400 Millionen DM für besondere agrarpolitische Maßnahmen. Sie ersetzen den ehemaligen D-Mark-Aufwertungsausgleich aus dem Jahre 1969, der auf Beschluß des EG-Rates ab 1974 nicht mehr gewährt werden darf.
    9. Die Risiken im Regierungsentwurf 1974, die bei der Einbringung notwendigerweise noch vorhanden waren, sind inzwischen beseitigt. Die globale Minderausgabe von 1,5 Milliarden DM konnte durch gezielte Kürzung auf ein Drittel reduziert werden. Der Titel „Besondere Verpflichtungen" mit annähernd 2 Milliarden DM wurde für konkrete Ausgabenansätze im Rahmen des neuen Devisenausgleichsabkommens mit den USA, für den EG-Haushalt und für Personalverstärkungsmittel aufgelöst.
    10. Ein zentrales Problem der Etatberatungen 1973, die sogenannten Schattenhaushalte, konnte im 1974er Haushalt befriedigend gelöst werden. Die Ausgaben der Offa für den Bau von Bundesfernstraßen und Bundeswasserstraßen wurden voll in den Bundeshaushalt übernommen. Das gleiche gilt für die Krankenhausfinanzierung.
    Die Opposition hat zum vorliegenden Etatentwurf keinen konstruktiven Beitrag geleistet und keine Konzeption entwickelt, um eigene Alternativen sichtbar zu machen. Im Haushaltsausschuß haben sich ihre Experten auf bescheidene Änderungsanträge mit Erhöhungen um rund 50 Millionen DM und konkreten Ausgabenkürzungen um rund 20 Millionen DM vor allem bei den Mitteln für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung, beschränkt. Der gestern vorgelegte Antrag der Union, die globale Minderausgabe um 2 Milliarden DM auf 2,5 Milliarden DM zu erhöhen, ist eine Politik mit doppelten Boden, wie die Sprecher der Koalition schon nachgewiesen haben. Ich will wegen der Zusammenfassung unserer Beratungsergebnisse nur einen Punkt wiederholen, nämlich auf die Liste der Forderungen und Anträge aus Kreisen der CDU/CSU verweisen, die inzwischen die stolze Summe von 40 Milliarden DM überschritten hat. Eine exakte Berechnung wurde vom Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, Herrn Kollegen Porzner, im April dieses Jahres vorgelegt.
    Die Union zieht sich auf ein globales Nein zum Etat 1974 zurück. Das mag legitimer Ausdruck politischer Opposition sein, trägt jedoch nicht dazu bei, dem Bundeshaushalt aus der Sicht der Opposition neue Strukturen zu geben und den Bürgern zu zeigen, wie man andere Wege beschreiten könnte. Damit macht sich die CDU/CSU auf dem Gebiet der Finanz- und Haushaltspolitik erneut unglaubwürdig. Sie predigt Sparsamkeit, stellt aber zugleich am laufenden Band in diesem Hohen Hause neue massive Forderungen an den öffentlichen Etat in Milliardenhöhe. Sie lockt mit erheblichen Steuersenkungen, die eine dringend nötige Steuerstrukturreform im Sinne der Regierungsvorschläge verhindern würde. Gleichzeitig erwarten die CDU- und CSU-geführten Länderregierungen vom Bund immer
    6904 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 103. Sitzung, Bonn, Mittwoch, den 22. Mei 1974
    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    noch eine Verstärkung und Verbesserung ihrer Länderfinanzen zu Lasten des 'Steueranteils des Bundes.
    Während Sie z. B. vorschlagen, rund 10 Milliarden DM wahllos auf alle Steuerpflichtigen zu verteilen, und zwar nach dem alten Steuerrecht mit seinen Ungerechtigkeiten, wollen wir mit etwa der gleichen Summe die Steuerlast gezielt bei den Beziehern kleinerer und mittlerer Einkommen mildern. Es geht aber nur eines. Die Haushalte der Gebietskörperschaften können keine Doppelbelastung in der Größenordnung von etwa 20 Milliarden DM übernehmen.
    Unabhängig von einer allgemeinen Strukturreform des überkommenen Steuersystems wird nun noch die Inflationsklausel im Steuerrecht gefordert. So hat z. B. Bayern — Bundesratsdrucksache 189/74 — in einem Gesetzentwurfeine Bestimmung vorgeschlagen, „die auf eine regelmäßige Anpassung der Einkommensteuer an die Preisentwicklung hinwirkt".

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    Die Mehrheit im Bundesrat hat entgegen den Empfehlungen des Finanzausschusses, die einmütig dahin gingen, einem solchen Gesetzentwurf nicht zuzustimmen, inzwischen die Zustimmung erteilt und diese Indexklausel noch auf weitere Gebiete ausgedehnt.
    Ich darf Sie deshalb auf einen zu diesem Thema in der „Welt der Arbeit" am 19. April dieses Jahres vom Steuerexperten des DGB, Hans Georg Wehner, geschriebenen Artikel verweisen, in dem es heißt:
    Würde der Staat in diesem Jahr nur das reale, also preisbereinigte Einkommen mit Lohn- und Einkommensteuer belasten, so entstünde allein in diesem Jahr ein Steuerausfall von über 10 Milliarden DM. Um seine Aufgaben dennoch erfüllen zu können, müßte der Fiskus zum Ausgleich andere Steuern erhöhen. Das würde mit Sicherheit eine Heraufsetzung der Mehrwertsteuer und/oder einer der großen Verbrauchsteuern bedeuten.
    Solche Erhöhungen der indirekten Steuern würden durch Überwälzung in die Preise zu noch stärkeren Preissteigerungen führen. Letzteres aber wäre wiederum Anlaß zu Steueranpassungssenkungen, und so ginge das immer weiter. Hier gerieten wir in einen Teufelskreis: Wir würden versuchen, mit Beelezebub den Teufel der Inflation auszutreiben.
    Lassen Sie mich ein klares Wort hinzufügen. Wie die Bemühungen von Bundesregierung und Bundes' bank um eine wirksame Stabilitätspolitik zur Bekämpfung der Inflationsgefahr, des Krebsleidens der modernen Industriegesellschaft, beweisen, sind bei den wechselnden Konjunkturlagen innerhalb der internationalen Währungsgemeinschaft immer wieder neue Überlegungen und Maßnahmen erforderlich, um die richtige Medizin gegen die Gefahren dieser Krankheit anzuwenden.
    Darum halte ich es für bedauerlich, daß die tonangebenden „Medizinmänner" auf diesem Gebiet, die Konjunkturforschungsinstitute und der Sachverständigenrat, bisher nicht viel mehr zu bieten hatten als die Wiederholung alter Rezepte oder zum Teil sogar den Rat, es doch einmal mit der Stabilisierungskrise und einigen hunderttausend Arbeitslosen mehr zu versuchen. Es ist eine Illusion anzunehmen, wir könnten die Inflationsgefahr allein von der Bundesrepublik aus bekämpfen. Und Illusion ist es, daß uns dabei einige hunderttausend vernichteter Existenzen und Arbeitsplätze helfen würden. So geht ès nicht.
    Es geht auch nicht, daß — wie in letzter Zeit immer häufiger vorgeschlagen wird — wir das Netzwerk unserer Geldbeziehungen von den Löhnen bis hin zu den Spar- und Versicherungsverträgen mit einer Indexklausel ausstatten. Ein solcher Entschluß wäre nicht nur der Anfang vom Ende unserer Rechts-, Geld- und Finanzverfassung, es wäre auch die sicherste aller Methoden, das Inflationsproblem so zu verschlimmern, daß wir es überhaupt nicht mehr in den Griff bekommen könnten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Jedes Stabilitätsbewußtsein und jede Stabilitätsverantwortung würden verkümmern. Die D-Mark, mit einer solchen Wertgarantie versehen, wäre eine dynamische Rente für den Scheich von Kuwait. Wir kämen aus den Überflutungskatastrophen, die bei flexiblen Wechselkursen zu ebenso permanenten Aufwertungserwartungen führen würden, nicht mehr heraus. Es ist mir unbegreiflich, daß ausgerechnet Gralshüter der Marktwirtschaft solche Vorschläge machen. Gerade sie sollten wissen, daß man Inflation nicht mit administrativen Tricks und Techniken, sondern nur mit klarer, durchdachter und illusionsfreier Politik bekämpfen kann, wie wir sie in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt bei objektiver Betrachtung feststellen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, ich gehöre zu denen, die schon lange nachdrücklich darauf hinweisen, daß die Bundesrepublik Deutschland nicht auf der einen Seite durch ihre internationalen Handelsbeziehungen zu über 40 v. H. ihres Sozialprodukts -und zwar auf Grund ihrer Importe und Exporte — mit den Weltmärkten verflochten sein kann, um auf der anderen Seite monetär so zu tun, als ob sie allein auf der Welt lebt. Wir können nicht die Integration als allgemeine Wohlstandsquelle bejahen, anzapfen und kräftig sprudeln lassen, d. h. mit der Welt eine Markt- und Preisgemeinschaft auch zu unserem eigenen Vorteil eingehen, gleichzeitig aber ein eigenes Preis- und Zinsniveau anstreben, das jenseits aller internationalen Maßstäbe liegt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Es kann, wenn Sie die soeben genannte Zielsetzung wirklich wollen — wir von der Koalition wollen sie jedenfalls, weil wir sie brauchen —, ökonomisch und politisch nur eine Konsequenz gezogen werden: mit unseren Partnern in Europa und in der übrigen Welt eine gemeinsame, aufeinander abgestimmte und auf die wechselseitigen internen Strukturprobleme Rücksicht nehmende internationale Stabilitätspolitik betreiben. Dabei muß immer wieder der Versuch unternommen werden, die



    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    Öffentlichkeit davon zu überzeugen, daß die Erfolgschancen an der Binnenfront der Inflationsbekämpfung stark begrenzt sind, solange uns durchgreifende internationale Stabilitätsaktionen nicht gelingen, weil wir — und das wird in der öffentlichen Debatte, aber auch in der Diskussion in diesem Hause oft übersehen — unseren Partnern nichts befehlen können, sondern sie überzeugen müssen. Daran sollten Gewerkschaften und Unternehmerverbände, die Sprecher der Opposition und die ihnen nahestehenden Journalisten denken, wenn sie von einer Regierung Dinge verlangen, die sie mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln allein nicht mehr zu erfüllen vermag.
    Einen hohen Beschäftigungsstand kann man bei entsprechenden Anstrengungen immer noch national erreichen, eine ungebrochene Stabilität des Geldwertes schon nicht mehr.
    Von Kollegen der CDU/CSU-Fraktion ist die Bundesregierung aufgefordert worden, über die finanzielle Lage des Bundes Aufklärung zu geben. In dieser Forderung liegt wieder einmal die Unterstellung, die Bundesregierung würde das Parlament und die Öffentlichkeit unvollständig über die finanzielle Lage des Bundes informieren. Diese Anschuldigungen weise ich entschieden zurück.
    Im vergangenen Herbst hat die Bundesregierung den Etatentwurf 1974 sowie den Finanzplan bis 1977 vorgelegt und damit das Parlament umfassend über die finanzielle Entwicklung unterrichtet. Natürlich änderte sich an den Zahlen im Zeitablauf einiges. Für den Bundeshaushalt 1974 wurde das inzwischen korrigiert. Der Etatentwurf befindet sich auf dem neuesten Stand, und zwar nach langen, eingehenden Beratungen im Haushaltsausschuß, dessen Mitgliedern ich für die mühevolle, von hoher Verantwortung getragene Arbeit am Bundeshaushalt 1974 im Namen der Sozialdemokratischen Bundestagsfraktion ebenso zu danken habe wie ihren Mitarbeitern und den beteiligten Herren der Ministerien, insbesondere des Finanzministeriums.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Für den Finanzplan ist der Prozeß der jährlichen Überarbeitung voll im Gange. Sobald diese Arbeiten beendet sind, wird die Bundesregierung das Parlament hierüber selbstverständlich umgehend und in vollem Umfang unterrichten, und zwar — wie es das Gesetz vorschreibt zusammen mit dem Haushaltsentwurf 1975.
    Lassen Sie mich auf dem Hintergrund der Debatten dieser drei Tage einige wenige Bemerkungen zur Problematik der Subventionen im Bundeshaushalt machen. Ganz offen möchte ich aussprechen, daß der alle zwei Jahre von der Bundesregierung vorgelegte Subventionsbericht weder hier im Hause noch draußen in der Öffentlichkeit ausreichend beachtet wird.

    (Beifall bei der SPD.)

    Das ist um so erstaunlicher, als ich keinen wesentlichen Interessengegensatz zwischen denjenigen feststellen kann, die mehr staatliche Rahmenplanung für erforderlich halten, und denjenigen, die generell das Wachstum der öffentlichen Haushalte
    beklagen. Vielleicht findet der Subventionsbericht deswegen nicht die notwendige Beachtung, weil er eine Bestandsaufnahme enthält und noch nicht auf die Zukunft, auf politische Zielsetzungen und Prioritäten ausgerichtet ist. An diesem Punkt wäre meiner Meinung nach neu anzusetzen, schon wegen der Steuerzahler, die eine Subventionspolitik in Höhe vieler Milliarden D-Mark finanzieren und wissen, daß hiervon jeweils nur ein begrenzter Kreis unserer Bürger Nutzen hat.
    Dem Vierten Subventionsbericht, der die Jahre 1971 bis 1974 umfaßt, ist zu entnehmen, daß in diesem Zeitraum die Finanzhilfen auf mehr als 12 Milliarden DM, die Steuervergünstigungen, die auch die Länder- und Gemeindehaushalte belasten, auf 28 Milliarden DM gestiegen sind. Etwa 50 % der im Subventionsbericht erfaßten Subventionen dienen der Strukturerhaltung, weitere 43 % der Strukturanpassung und lediglich 7 % der Strukturförderung.
    Es ist leicht einzusehen, daß unsere handels- und währungspolitischen Verbindungen mit der Welt, die ständiger Veränderung unterworfen sind, immer zwingender tiefgreifende Strukturanpassungen unserer Wirtschaft erforderlich machen, wobei ich auf den betreffenden Teil der Rede des Herrn Bundeswirtschaftsministers verweise, der im Zusammenhang mit der Notwendigkeit der Vollbeschäftigung erklärt hat, inwieweit das Erreichen dieses Ziels auch ein Strukturproblem ist.
    Erfahrungsgemäß werden aus befristet gegebenen Subventionen in aller Regel konstante Größen für die jeweiligen Teilmärkte. Statt dem ursprünglichen Zweck zu dienen, Strukturanpassungen zu erleichtern, tragen sie dazu bei, überholte Strukturen zu erhalten. Der hauptsächliche Grund für diese nicht gewünschte Entwicklung liegt darin, daß uns für eine konsequente Anpassungssteuerung die politisch zu setzenden Eckwerte noch fehlen. Es wäre daher ein Instrumentarium zu schaffen, daß der konstruktiven Neuordnung der staatlichen Subventionspolitik dient.
    Um die staatlichen Subventionen systematisch ausbauen zu können, ist eine Bestandsaufnahme aller staatlichen Maßnahmen erforderlich, aus der sich dann eine zuverlässige Analyse ableiten läßt. Dadurch käme der Staat in die Lage, sich über die Wirkungsrichtung seiner strukturpolitischen Aktivitäten früh genug ein Bild zu machen. Von den eingesetzten Mitteln muß vorher bekannt sein, ob sie als wettbewerbsfördernd oder als wettbewerbsbeschränkend zu bewerten sind, ob sie wachstumsfördernd oder ob sie wachstumshemmend wirken, ob sie der Hebung der Lebensqualität oder lediglich der Sicherung bestimmter Einkommen dienen. Auf diese Weise entsteht eine neue, aber ganz sicher anzuerkennende Perspektive unserer Subventionspolitik
    Innerhalb der öffentlichen Gesamthaushalte haben die Gesamtausgaben der Gemeinden in den Jahren seit 1962 um durchschnittlich jährlich 10,8 v. H. zugenommen, die der Länder um 9,2 v. H., die des Bundes nur um durchschnittlich jährlich 8,5 v. H. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß der Bund aus konjunkturpolitischen Gründen



    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    mehrmals zu einem Restriktionskurs seiner Ausgabengestaltung gezwungen war. Man kann das natürlich unter dem Blickwinkel des sparsamen Umgangs mit öffentlichen Mitteln begrüßen, muß aber andererseits einsehen, daß wichtige öffentliche Leistungen, deren Erfüllung über den Bundeshaushalt zu erfolgen hat, nicht auf die Dauer aus konjunkturpolitischen Gründen in ihrer Dynamik gebremst werden können.

    (Beifall bei der SPD.)

    Eine solche Entwicklung würde sich nicht mit dem Verfassungsauftrag vereinbaren lassen, nach dem die Bundesrepublik ein demokratischer und sozialer Bundesstaat zu sein hat.
    Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung folgendes festgestellt:
    Die Bundesregierung tritt dafür ein, an diesem bewährten verfassungsrechtlichen Rahmen unverbrüchlich festzuhalten, den in ihm liegenden Auftrag zu erfüllen und unseren freiheitlichen Rechtsstaat zu einem ebenso freiheitlichen Sozialstaat auszubauen.
    Der Herr Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung darauf aufmerksam gemacht, daß die finanzpolitische Hauptaufgabe für die zweite Hälfte der Legislaturperiode darin besteht, die dringenden öffentlichen Aufgaben zu erfüllen und zugleich die Stabilitätspolitik konsequent zu unterstützen. Er fügt an anderer Stelle hinzu:
    Die Bundesregierung wird alle verfassungsmäßigen und alle politischen Möglichkeiten voll nutzen, um Bund, Länder und Gemeinden auf eine sparsame Ausgabenpolitik ab 1975 zu verpflichten. Wenn 1975 die Steuerreform und der Familienlastenausgleich mit ihren Milliardenbeträgen an Entlastungen in Kraft getreten sind, können wir uns auf allen drei Ebenen — jedenfalls aus heutiger Sicht — die bisherigen hohen Zuwachsraten bei den öffentlichen Ausgaben nicht mehr leisten.
    Es war, meine Damen und Herren, notwendig, daß der Herr Bundeskanzler weiter feststellte, nunmehr komme es auf ein solidarisches Verhalten aller Gebietskörperschaften unseres Bundesstaates an. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion steht zu dieser Erklärung.
    Welche Außenwirkungen dieser Teil der Regierungserklärung gehabt hat, geht aus einem Bericht des „Handelsblatt" vom 20. Mai hervor, der sich mit der Auffassung verschiedener Rentenmarktexperten beschäftigt, und in dem es zum Schluß heißt:
    Sollte sich Regierungschef Schmidt mit seiner konsequenten Finanzpolitik auch bei den Bundesländern durchsetzen können, so würde der Rentenmarkt die neue Finanzpolitik mit steigenden Kursen honorieren.
    Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluß: Der Bundeshaushalt 1974 ordnet sich ohne Widerspruch in die allgemeine Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ein. Daß bei einem Volumen von über 136 Milliarden DM einzelne Kapitel und Titel umstritten sind, ist nicht erstaunlich, sondern liegt in der Natur der Sache. Daß die Opposition den Haushalt schlecht findet, wundert mich nicht, denn die Union glaubt unverändert, nur was von ihr kommt, gereiche dem deutschen Volk zum Nutzen.

    (Abg. Wehner: Sehr wahr!)

    Das Fehlen jeder vernünftigen Alternative bei der Union aber beweist, daß sie noch manches zu lernen hat.
    Die der Union nahestehende Illustrierte „Quick" gab ihr in der Nr. 16 vom 11. April dieses Jahres den Rat, die Sünden zu unterlassen, die der Wähler auf die Dauer nicht verzeiht, und führte hierzu die folgenden sechs Gebote an, die ich mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitiere:
    Erstes Gebot an die CDU/CSU: Du sollst deinem Volk endlich sagen, wer dein oberster Herr auf Erden ist: entweder Kohl oder Carstens oder Biedenkopf oder sogar Strauß.

    (Zurufe von der SPD: Katzer!)

    Zweites Gebot der Zeitschrift „Quick" — was ich hier noch einmal unterstreichen möchte — an die CDU/CSU: Du sollst nicht so spießig sein, daß das Volk glaubt, du hättest auch im Sommer lange Unterhosen an.
    Drittes Gebot an die CDU/CSU: Du sollst einsehen, daß die Gewerkschaften nicht vom Satan stammen — und daß du mit ihnen leben mußt.
    Viertes Gebot: Du sollst laut sagen, was du wirklich glaubst — ohne Rücksicht auf deine reichen Freunde.
    Fünftes Gebot: Du sollst verkünden, daß das Bewahren des Erreichten heute ein größerer Fortschritt ist als jedes fragwürdige sozialistische Experiment.
    Sechstes Gebot: Du sollst nicht dauernd schimpfen. Du sollst es besser machen.
    Ich empfehle Ihnen, sich dieser Gebote anzunehmen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf von der CDU/CSU: Denken Sie an das achte Gebot, Herr Möller!)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Kirst.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Victor Kirst


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf mich zunächst den Dankesworten anschließen, die der Kollege Leicht in seiner Rede, wenn ich es so formulieren darf, an alle, die es angeht, gefunden hat. Ich möchte — man sollte das trotz aller politischen Gegensätze tun, die hier in den letzten drei Tagen ausgetragen worden sind — diesen Dank besonders auch auf die Kollegen der Opposition ausdehnen für ihre Bereitschaft, die es ermöglicht hat, daß wir in diesem Verfahren hier heute nachmittag den Haushalt 1974 endgültig verabschieden können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich betrachte diesen Dank als einen Akt der Human relations in diesem Hause, die wir auch immer pflegen sollten.



    Kirst
    Ich stimme auch dem zu, was der Kollege Leicht hier in der vergangenen Nacht in einer an sich wohl nicht beabsichtigten Einlassung gesagt hat und was wieder aufkam beim Kollegen Althammer. Es trifft absolut zu — ich habe mich daraufhin auch noch einmal erinnert —, daß wir seit 1971 — damah im Februar, ein erfreulich früher Zeitpunkt — eigentlich keine ausführliche Haushaltungsberatung in diesem Hause mehr gehabt haben. Wenn ich mir überlege, wieviel Unfug über den- Haushalt hier und dort — sehr viel auch draußen im Lande — geredet und geschrieben wird, meine ich, daß wir uns diesen Zustand auf Grund dieses Mangels vielleicht selber zuzuschreiben haben. Dabei sehen wir alle, daß in diesem Jahr, so wie die Dinge nun einmal lagen, ein anderes Verfahren sicherlich nicht möglich war.
    Den Haushaltsausschuß trifft daran übrigens keine Schuld; das muß man noch einmal feststellen. Ihn trifft auch keine Schuld daran, daß die vorgesehene Haushaltsberatung in die erste Maiwoche fiel. Wir waren im Haushaltsausschuß Ende März mit den Beratungen fertig. Es lag dann natürlich an der Gestaltung des Sitzungsplans, der auch von Dingen beeinflußt wurde — z. B. das Osterfest —, die sich unserer Einwirkung entziehen.
    Gerade deshalb, weil wir im Haushaltsausschuß Ende März fertig waren, mußten wir diesen Weg wählen. Es gilt für jeden Haushalt, gleichgültig, von welcher Regierung er vorgelegt worden sein mag: Wenn der Haushaltsausschuß nach den vielen Monaten seiner Arbeit seinen Bericht an das Parlament gibt, müßte er diesen Bericht eigentlich mit dem Stempel „begrenzt haltbar" versehen, wie es das bei manchen Verbrauchsprodukten auch gibt.
    Wir wissen ja, daß jeder Haushaltsplan eine Momentaufnahme darstellt. Auch der Zustand, in den wir den Haushalt am Schluß unserer Beratungen im März gebracht haben, war nur eine Momentaufnahme. Wenn wir, was einmal, wie ich weiß, erörtert worden ist, erst Mitte oder gar Ende Juni den Haushalt hätten verabschieden wollen — weil wir auch den Steuerreformtermin nicht verschieben konnten —, hätte das die unweigerliche Konsequenz gehabt, daß wir im Haushaltsausschuß eine weitere Aktualisierung hätten vornehmen müssen. Das konnte sicherlich nicht zweckdienlich sein. Deshalb war diese weitere Verschiebung nicht möglich.
    Dieser Begriff „Momentaufnahme" erklärt gewiß auch, daß Sie heute mit diesem Zahlenwerk — ich glaube, man kann das so formulieren, Kollege Leicht — Tausende von Änderungen gegenüber dem Regierungsansatz in Größenordnungen zwischen 1 000 DM — das ist so die kleinste Größe — und Milliardenbeträgen beschließen müssen. Der Haushalt, den wir Ihnen vorgelegt haben, entspricht insofern der Aktualität, bezogen auf Ende März.
    Es hat in den Beratungen dieser Tage — wie konnte das anders sein! — die Frage der Zuwachsraten des Haushalts wieder eine wesentliche Rolle gespielt. Ich habe hier wiederholt davon gesprochen, daß ich diesen Zuwachsratenfetischismus nicht mitmache. Ich habe bei der ersten Lesung des Haushalts 1973, vielleicht ohne große Resonanz in diesem
    Hause, aber --- wie ich mit großer Freude. festgestellt habe — mit einiger Resonanz außerhalb des Hauses, davon gesprochen, daß es gar nicht so sehr auf die quantitative als vielmehr auf die qualitative Betrachtung ankommt.
    Seien wir uns doch darüber klar: Diese 600 Millionen DM, die jetzt in den Haushalt hineingekommen sind, sind konjunkturpolitisch viel relevanter — wir sind uns einig, daß sie erforderlich und richtig sind — als die Frage, ob wir das Volumen noch um 2, 3 oder 4 Milliarden DM hätten kürzen sollen. Das ist der wahre Zusammenhang dabei, nämlich daß die qualitative Betrachtung wesentlich wichtiger ist als diese Betrachtung der Zuwachsraten. Das scheint mir wichtiger zu sein als dieses Prozentspiel und als die Versuche haushaltstechnischer Kosmetik, die sicher — ich gebe das ganz offen zu — zum Instrumentarium aller Behörden und der in diesem Hause damit Beschäftigten gehört haben. Da gibt es gar kein Patent für die eine oder die andere Seite.
    Zu dieser haushaltspolitischen, haushaltstechnischen Kosmetik gehört aber sicher auch der Antrag, den wir vorhin schon abgelehnt haben, der aber auch, wie ich glaube, bei Ihnen, Herr Kollege Leicht, noch eine Rolle gespielt hat. Ich meine den Antrag der Opposition bezüglich der zwei Milliarden DM globale Minderausgaben. Ich will nicht das wiederholen, was hier zur Sache selbst, zu der Operation Kürzung des Sparprämienansatzes und entsprechende Kürzung der globalen Minderausgabe, gesagt worden ist. Lassen Sie mich das, was ich in den letzten vier Jahren zu dieser Frage wiederholt gesagt habe, aus diesem aktuellen Anlaß mit den Worten wiederholen: Die Schlacht um die Stabilität — Anklänge daran fanden sich auch in Ihren Reden heute und in diesen Tagen — wird an anderen Fronten entschieden.
    Die Haushaltsgestaltung der öffentlichen Hände — ich bin Herrn Leicht dafür dankbar, daß er heute betont immer wieder von der Gesamtheit der öffentlichen Haushalte gesprochen hat; das erleichtert die Diskussion, auch wenn die Auseinandersetzungen in anderen Punkten weitergehen — hat dabei nach meiner Auffassung nicht viel mehr als die Bedeutung eines Nebenkriegsschauplatzes, der sicherlich von der Opposition — ich sage: auch auf Grund Mangel an eigener Konzeption in den Grundfragen der Stabilität — in den letzten vier Jahren zum zentralen Punkt hochgespielt worden ist, weil das recht bequem war. Wenn ich darauf hinweise, daß wird immer noch auf stabilitätspolitische Beispiele der CDU-regierten Länder in diesem begrenzten Rahmen warten, dann sage ich das, obwohl, wie ich schon erwähnte, Kollege Leicht die Diskussion soeben erfreulicherweise ausgeweitet hat.
    Ich darf noch ein paar weitere Bemerkungen zu den Ausführungen des Kollegen Leicht hinzufügen. Sie haben letzten Endes wieder davon gesprochen, daß die stabilitätspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung nicht ausgereicht hätten und zu spät getroffen worden seien. Ich will nicht davon sprechen, wie Sie sich in den letzten vier Jahren jeweils verhalten haben. Aber eines steht ja nun einmal



    Kirst
    fest, nämlich daß eine wirkungsvolle Politik erst nach dem Maß an außenwirtschaftlicher Absicherung möglich war, das im Frühjahr vergangenen Jahres erreicht worden ist. Wenn Sie sich das Stabilitätsprogramm der Bundesregierung ansehen, so zeigt es sehr deutlich, daß es haushaltspolitisch nur relativ gering gewichtet war, daß es aber — was sehr richtig war — auf den entscheidenden Punkt, nämlich auf die Nachfrage draußen im Lande, sei es die Nachfrage der Konsumenten, sei es die Nachfrage der Unternehmer nach Investitionen, ausgerichtet war.
    Nur, Herr Leicht, Sie dürfen nicht sagen, durch dieses Programm sei keine Stabilität gewonnen worden. Die Zahlen für den Spätsommer mid den Frühherbst 1973 sprechen eine andere Sprache. Sie zeigen, daß das gesteckte Ziel — wir waren sehr bescheiden; wir haben den Erwartungshorizont nicht zu weit gesteckt —, eine Tendenzwende anzustreben, in erreichbarer Nähe war und aus den Gründen, über die wir hier wiederholt gesprochen haben — ich erinnere an die Entwicklung beim 01, bei den Rohstoffen und an die tarifpolitischen Entwicklungen Anfang des Jahres --- nur dort bleiben konnte.
    Herr Kollege Leicht, niemand hat die Inflation, die Geldwertentwicklung, verharmlost. Aber ebenso gefährlich wie die Verharmlosung ist das ständige Aufputschen. Sie müssen nämlich wissen, daß Psychologie im Wirtschaftsablauf einen ganz entscheidenden Einfluß hat. Wer dauernd so redet wie Sie, der fördert im Grunde genommen eine Entwicklung, die wir alle gemeinsam nicht wollen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Sie haben von der Entwicklung des Volumens aller öffentlichen Haushalte 1973 gesprochen. Die Steigerungsrate liegt bei 13 0/0. Ich darf jedoch in aller Bescheidenheit hinzufügen: beim Bund waren es 9,6 %.
    Noch ein Wort, weil das immer wieder vorkommt, zum „Inflations-Entlastungsgesetz". Wir haben es anders bezeichnet. Ich würde es gerne als Steuerreform-Verhinderungsgesetz — ob gewollt oder ungewollt — bezeichnen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Was mir imponiert, Kollege Leicht, das sind die ehrlichen Zweifel an den Wirkungsmöglichkeiten dieses Gesetzes, die Sie hier selbst zum Ausdruck gebracht haben. Sie haben gesagt, man hätte ja nicht wissen können, ob es funktioniere, man könne auch nicht ausschließen, daß es funktioniere. Von dem bedingungslosen Glauben an eine solche Operation, den wir bisher von Ihrer Seite immer zu hören bekommen haben, unterscheidet sich wohltuend das, was Sie heute hier gesagt haben, und ich hoffe, Sie schwächen es jetzt nicht ab.

    (Abg. Leicht: Versuchter Einfluß auf die Tarifpartner!)

    — Ja, wir haben das immer bezweifelt, und die Erklärungen des einen Teils der Tarifpartner waren ja auch entsprechend. Daß die andere Seite der Tarifpartner aus geradezu egoistischen Gründen anders
    argumentiert hat, ist absolut verständlich, wird dadurch aber nicht richtiger.
    Noch eine letzte Bemerkung zu Ihrem Hinweis, Herr Kollege Leicht, auf die zwei Minister und deren Personal. Wir machen ja dafür den § 17 a, wie ich glaube, sogar mit Ihrer Billigung, so daß sich diese Dinge mit Einwilligung des Haushaltsausschusses regeln werden.
    Wenn ich noch ein Wort zur Frage der Zuwachsraten sagen darf, dann möchte ich schon heute entschieden davor warnen, mit diesen Zuwachsraten im nächsten Jahr ein Satyrspiel zu treiben, und diese Warnung geht über dieses Haus hinaus. Wir wissen alle, daß der Bundeshaushalt 1975 aus den bekannten Gründen der Umstellung des Familienlastenausgleichs in einem mit den vergangenen Jahren nicht vergleichbaren Ausmaß rein optisch, rein zahlenmäßig wachsen wird. Eine solche Entwicklung, die die Relationen völlig verschiebt, zeigt auch wieder von dieser Seite, wie problematisch solche Diskussionen sind. Man müßte natürlich immer von bereinigten Haushalten ausgehen. Auch die Zuwachsrate 1974 wäre dann in gewissen Punkten, die Sie selbst genannt haben — der Einbeziehung der Schattenhaushalte oder eines Teils, wie wir offen sagen wollen —, zu berichtigen.
    Nun sollte man vor allem die Kritik am Volumen des Haushalts hier und draußen nicht mit einer Verketzerung der öffentlichen Ausgaben und der öffentlichen Aufgaben verbinden. Da wird immer so gern ein unterschwelliges Unbehagen am Staat geschürt. Man muß immer wieder deutlich sagen, daß Haushalt keine Veranstaltung der Regierung oder der Koalition oder des Parlaments ist. Haushalt ist eine Angelegenheit aller Bürger des Staates, und hinter den vielen trockenen Zahlen dieses Haushalts stehen viele menschliche Schicksale, und hinter den Einnahmen steht die Leistung aller Steuerzahler, denen wir bei dieser Gelegenheit auch einmal danken sollten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)