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ID0710312700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 103. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 22. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . . . . 6843 A Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses; in Verbindung mit Einzelplan 08 Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen (Drucksache 7/1918); in Verbindung mit Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 7/1933); in Verbindung mit Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 7/1937) — Fortsetzung der zweiten Beratung — Grobecker (SPD) . . . . 6843 C, 6873 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6844 C Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . . 6849 B Dr. von Bülow (SPD) 6855 C Hoppe (FDP) . . . . . 6860 D, 6877 A Dr. Sprung (CDU/CSU) 6864 A Blank (SPD) 6867 C Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . 6869 C Wohlrabe (CDU/CSU) 6874 D Carstens (Emstek) (CDU/CSU) . . 6876 D Haushaltsgesetz 1974 (Drucksachen 7/1938, 7/2026, 7/2027) Dr. Althammer (CDU/CSU) 6877 D, 6878 A, 6878 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6878 B Sammelübersichten 19 und 20 des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksachen 7/2055, 7/2087) . . . . . 6878 D Bericht und Antrag des Innenausschusses zu dem Bericht der Wahlkreiskommission für die 7. Wahlperiode des Deutschen Bundestages zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung betr. Bundestagswahlrecht (Drucksachen 7/1379, 7/867, 7/2063) Berger (CDU/CSU) . . . . . . . 6879 A Wittmann (Straubing) (SPD) . . . 6880 C Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6882 B Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . . . 6884 A Entwurf eines Gesetzes der Fraktionen der SPD, CDU/CSU, FDP zur Änderung des Gesetzes über die politischen Parteien (Parteiengesetz) (Drucksache 7/1878), Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache 7/2082), Bericht und Antrag des Innenausschusses (Drucksache 7/2081) — Zweite und dritte Beratung — 6884 D II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Mai 1974 Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Personenstandsgesetzes (Drucksache 7/1490), Bericht und Antrag des Innenausschusses (Drucksache 7/2040) — Zweite und dritte Beratung — 6885 A Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (Drucksache 7/2098) in Verbindung mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes des Bundesrates zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (Drucksache 7/2099) — Erste Beratung — Vogelsang (SPD) 6885 C Dr. Fuchs (CDU/CSU) . . . . 6886 B Möllemann (FDP) . . . 6887 D Entwurf eines Sechsten Gesetzes über die Anpassung der Leistungen des Bundesversorgungsgesetzes (Sechstes Anpassungsgesetz) (Drucksache 7/2121) — Erste Beratung — . . . . . . . . . . . 6888 D Entwurf eines Dritten Gesetzes des Bundesrates zur Änderung mietpreisrechtlicher Vorschriften in der kreisfreien Stadt München und im Landkreis München sowie in der Freien und Hansestadt Hamburg (Drucksache 7/2069) — Erste Beratung — 6889 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 25. März 1972 zur Änderung des Einheits-Übereinkommens von 1961 über Suchtstoffe (Drucksache 7/2071) — Erste Beratung — 6889 A Entwurf eines Gesetzes der Abg. Müller (Remscheid), Frau Schroeder (Detmold), Frau Stommel, Dr. Götz, Frau Hürland, Burger und der Fraktion der CDU/CSU zur Verlängerung des Gesetzes zur Förderung sozialer Hilfsdienste (Drucksache 7/2085) — Erste Beratung — 6889 A Entwurf eines Gesetzes über die weitere Sicherung des Einsatzes von Gemeinschaftskohle in der Elektrizitätswirtschaft (Drittes Verstromungsgesetz) (Drucksache 7/1991) — Erste Beratung — 6889 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Internationalen Schiffsvermessungs-Übereinkommen vom 23. Juni 1969 (Drucksache 7/2054) — Erste Beratung — 6889 B Entwurf eines Gesetzes über die Agrarberichterstattung (Agrarberichterstattungsgesetz) (Drucksache 7/1990) — Erste Beratung — 6889 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1974 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 1974) (Drucksache 7/1979) — Erste Beratung — . . . . 6889 C Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Entwicklungshilfe-Steuergesetzes (Drucksache 7/2094) — Erste Beratung — Schedl (CDU/CSU) 6889 D Huonker (SPD) . . . . . . . 6890 B Opitz (FDP) 6891 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6891 C Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Ekkehart Balnus, Emmerich, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1952) in Verbindung mit Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Helmuth Manne, Frankfurt, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1953) und Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Hans Russ, Siegburg, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1954) und Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Hans Basekow, Siegen, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1955) und Antrag des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung über den Wahleinspruch des Dr. Klaus Schmiemann, Köln, gegen die Gültigkeit der Wahl zum 7. Deutschen Bundestag vom 19. November 1972 (Drucksache 7/1956) Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) . . 6892 B Bericht und Antrag des Ausschusses für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen zu dem Antrag der Abg. Lenzer, Benz, Engelsberger, Dr. Franz, Hösl, Pfeffermann, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Schröder (Lüneburg), Frau Dr. Walz, Weber (Heidelberg) und der Fraktion der CDU/CSU betr. Rationalisierung, Kosten- und Erfolgskontrolle im Bundesministe- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Mai 1974 III rium für Forschung und Technologie (Drucksachen 7/865, 7/1904) 6893 A Bericht und Antrag des Ausschusses für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen zu dem Antrag der Abg. Lenzer, Benz, Engelsberger, Dr. Franz, Hösl, Pfeffermann, Dr. Freiherr Spies von Büllesheim, Dr. Stavenhagen, Schröder (Lüneburg), Frau Dr. Walz, Weber (Heidelberg) und der Fraktion der CDU/CSU betr. Förderung der „Technologischen Forschung und Entwicklung" im Bundesministerium für Forschung und Technologie (Drucksachen 7/890, 7/1972) 6893 B Zur Geschäftsordnung Leicht (CDU/CSU) 6893 C von Hassel, Vizepräsident . . . 6893 D Schulte (Unna) (SPD) 6894 B Bericht und Antrag des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung zur Änderung des Deutschen Teil-Zolltarifs (Nr. 6/74 — Besondere Zollsätze gegenüber Finnland — EGKS) und zu der Verordnung zur Änderung des Deutschen TeilZolltarifs (Nr. 7/74 — Zollkontingente für Walzdraht usw. —) (Drucksachen 7/1969, 7/1970, 7/2084) 6894 B Bericht und Antrag des Ausschusses für Wirtschaft zu den zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlägen der EG-Kommission für eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung von Gemeinschaftszollkontingenten für bestimmte raffinierte Erdölerzeugnisse eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung eines Gemeinschaftszollkontingents für Polypropylen der Tarifstelle 39.02 C IV des Gemeinsamen Zolltarifs eine Verordnung (EWG) des Rates zur Eröffnung, Aufteilung und Verwaltung der Gemeinschaftszollkontingente für Acryl-Spinnfasern und Garne aus AcrylSpinnfasern der Tarifstellen ex 56.04 A und ex 56.05 A des Gemeinsamen Zolltarifs eine Verordnung (EWG) des Rates zur Einführung einer Genehmigungspflicht für die Einfuhr von Tonbandgeräten nach Italien mit Herkunft aus Taiwan (Drucksachen 7/1745, 7/1994, 7/1771, 7/2083) . . 6894 C Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlag der EG-Kommission für eine Verordnung (EWG) des Rates über die Durchführung einer Erhebung über die Verdienste der ständig in der Landwirtschaft beschäftigten Arbeiter (Drucksachen 7/1708, 7/2086) 6894 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504, 7/1911 bis 7/1938, 7/2027) — Dritte Beratung — Leicht (CDU/CSU) . . . . . . . 6895 A Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) . 6902 A Kirst (FDP) . . . . . . . . . . 6906 D Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6911 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . 6911 D Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . . 6913 B Wolfram (SPD) . . . . . . . . 6913 C Damm (CDU/CSU) . . . . . . . 6914 A Würtz (SPD) . . . . . . . . . 6915 C Entwurf eines Zweiten Gesetzes über den Kündigungsschutz für Mietverhältnisse über Wohnraum (Drucksache 7/2011) — Erste Beratung — Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6916 B Gnädinger (SPD) 6917 A Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) 6917 D Kleinert (FDP) . . . . . . . . 6919 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 6920 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6921* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 103. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 22. Mai 1974 6843 103. Sitzung Bonn, den 22. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22. 5. von Bockelberg 22. 5. Brandt 6. 6. Dr. Dregger 22. 5. Dr. Erhard 22. 5. Ferrang 22. 5. Dr. Freiwald 22. 5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Groß 22. 5. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Klepsch *** 22. 5. Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22. 5. Lampersbach 22. 5. Lemmrich *** 22. 5. Dr. Lenz (Bergstraße) 22. 5. Lenzer *** 22. 5. Logemann 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26. 5. Memmel * 22. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Dr. Narjes 22. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22. 5. Richter *** 22.5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24.5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Walkhoff * 22. 5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 22. 5. Zeyer 8.6.
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    Rede von Albert Leicht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Das kann ich mir auch vorstellen, Herr Bundeskanzler. Aber, Sie gestatten mir doch auch, in diesem Zusammenhang die Frage der Bewältigung der Kreditpolitik und der Möglichkeiten des Kapitalmarkts aufzuwerfen.

    (Abg. Haase [Kassel] : Sicher muß die gestellt werden!)

    Auf die finanzielle Situation von Bundesbahn und Bundespost will ich nicht im einzelnen eingehen. Dazu hat mein Kollege Dr. Jenninger gestern -zwar in einem Kurzbeitrag, aber ich glaube, deutlich genug — schon etwas gesagt. Lassen Sie mich — und das gehört auch, glaube ich, zu unseren Überlegungen und zu den Sorgen, die wir haben müssen — nur folgendes feststellen. Ich darf daran erinnern, daß wir der Bundesbahn dieses Jahr, im Haushalt 1974, Zuschüsse in Höhe von 9,6 Milliarden DM geben müssen. Ob es dabei bleibt, weiß niemand; keiner kann heute schon sagen, ob nicht Ende des Jahres wiederum, wenn Geld vorhanden ist, die Möglichkeit genutzt wird, eben weil es not-



    Leicht
    wendig ist, noch mehr zu geben. Wenn das so weitergeht, wird die Bundesbahn schon in wenigen Jahren — das macht mir Sorge — so viel an Bundeszuschüssen schlucken wie heute die ganze Verteidigung.

    (Abg. Haase [Kassel] : Wie die Bundeswehr, ja!)

    Bei der Bundespost liegen die Dinge nicht sehr viel besser; denn auch hier zeichnen sich trotz dreier gewaltiger Gebührenerhöhungen bleibende Defizite ab, die in den kommenden Jahren Milliardenzuschüsse aus dem Bundeshaushalt erfordern könnten. Ich drücke mich vorsichtig aus; aber ich glaube, es ist eine nüchterne Feststellung. Ich sprach von bleibenden Defiziten: Die Bundespost geht mit Sicherheit trotz der Gebührenerhöhungen mit einem Verlustvortrag von über 4 Milliarden DM in das Jahr 1975. Die Ursache dieser Entwicklung ist, glaube ich, dieselbe wie im übrigen öffentlichen Bereich — darüber brauchen wir uns nicht lange zu unterhalten —; es ist die Inflation, und es ist die überdurchschnittlich steigende Personalkostenlast. Ich will hier nicht werten. Man könnte auch noch viele andere Dinge anführen, z. B. die Frage der Rationalisierung usw.
    Lassen Sie mich aber auch sagen, meine Damen und Herren, daß hier nicht nur der Bund angesprochen werden kann. Deshalb habe ich bewußt etliche Male unterstrichen: Es handelt sich um den öffentlichen Haushalt, es handelt sich um den Staat. Hier müssen auch die Länder und die Gemeinden angesprochen werden, denn auch sie müssen sich, wenn wir Stabilität wiedergewinnen wollen, in das einpassen, was die öffentliche Hand insgesamt zur Wiedergewinnung der Stabilität beitragen kann und muß, wenn es überhaupt dazu kommen soll.

    (Abg. Dr. Sprung: Völlig richtig!)

    Aber ich muß auch sagen: die Verantwortung für die Ausgabenhöhe der Länder und Gemeinden trägt letzlich die Bundesregierung mit. Ich muß das begründen.
    Erstens: Die Länder und Gemeinden mit ihrem hohen Personal- und Investitionskostenanteil sind noch viel stärker Opfer der Inflation als der Bund.
    Zweitens: Die Ausgaben der Länder und Gemeinden werden in erster Linie durch die Gesetzesbeschlüsse dieses Hauses, die oft von der Bundesregierung, aber — ich sage das bewußt — auch von diesem Hause inspiriert sind, und zwar durch die Programme, die hier gestaltet werden, bestimmt. Deshalb sollte dieses Haus bei seiner Gesetzgebung künftig besser prüfen, wie groß die finanziellen Auswirkungen auf Gemeinden und Länder sind, und eindeutig festlegen, wer die Kosten zu tragen hat.
    In der Ausgabenpolitik besteht die unmittelbare Möglichkeit für jede Regierung, auf die wirtschaftliche Entwicklung Einfluß zu nehmen. Auch der neue Herr Bundeskanzler ist sich dessen bewußt. Er bezeichnet in seiner vertraulichen Studie die fortgesetzte Ausweitung des Staatsverbrauchs ungeschminkt — diese Meinung teile ich — als „Inflationsquelle". Die Glaubwürdigkeit des neuen Bekenntnisses zur konsequenten Unterstützung der Stabilitätspolitik durch die Haushaltspolitik wird allerdings zutiefst dadurch erschüttert, daß der Kanzler in seinen weiteren Ausführungen die Abwehr übertriebener Forderungen auf die Haushalte ab 1975 — so steht es, glaube ich, auch in der Regierungserklärung — beschränkt, also zunächst wieder auf die Zukunft verschiebt. Lassen Sie mich dazu ein offenes Wort sagen, Herr Bundeskanzler, weil wir schon einmal darüber gesprochen haben, daß man eigentlich härter sein müßte, wenn man in die Zukunft blickt. Aber das beginnt natürlich schon heute. Ich sage das nur, weil daraus vielleicht die eine oder die andere Lehre für die Zukunft gezogen werden kann. Es mag nicht gepaßt haben, und man mag sicherlich am einen oder anderen Kritik üben können, aber die Opposition hatte Ihnen heute angeboten — mehr oder weniger doch wohl begründet —, 2 Milliarden DM des Etatvolumens als Minderausgabe vorzusehen, und zwar nicht bei den Investitionen, ausgenommen im Hochschulbereich, wo, wie wir wissen, sowieso nicht alles verausgabt werden kann. Dieses Angebot ist leider abgelehnt worden.
    Ich kann Ihnen noch ein kleineres Beispiel geben, wo man mit dem Sparen beginnen kann. Wenn Sie in der Regierung zwei Minister weniger haben, die nicht mehr bezahlt werden müssen, die keine persönlichen Referenten mehr brauchen, und wir stellen hier den Antrag, das nun auch haushaltsmäßig zu reduzieren, und das wird abgelehnt, dann muß man doch allmählich daran zweifeln, ob es wirklich ernst gemeint ist, wenn man vom Sparen spricht.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sicherlich ist es für 1975 von Ihnen ernst gemeint, weil dort die Notwendigkeit, es ernst zu meinen, noch viel stärker als im Jahre 1974 hervortreten wird.
    Ich möchte zum Schluß noch etwas zur mittelfristigen Finanzplanung sagen. Wir hören aus berufenem Munde, daß die Rückgewinnung der Stabilität nur noch auf mittlere Sicht möglich sei. Ich unterstreiche das, wobei ich „mittlere Frist" schon ein bißchen weiter hinausziehen möchte, bis die Stabilität wiedergewonnen werden kann. Gleichzeitig erfahren wir, daß sie von Jahr zu Jahr in weitere Ferne rückt. Wir alle kennen die negativen Erfahrungen teils selbstbetrügerischer Fehlplanungen, wir alle warten noch auf den Versuch, die finanziellen Möglichkeiten des Staates schonungslos offenzulegen. Für die Einsicht aller, deren Verhalten für die wirtschaftliche Entwicklung mitbestimmend ist, wäre schon viel gewonnen, wenn in der mittelfristigen Finanzplanung die Konturen des Möglichen und Unmöglichen deutlich gemacht würden. In der Regierungserklärung haben wir das eine oder andere gehört, aber ein bißchen deutlicher muß man die Dinge schon machen. Es geht vor allen Dingen nicht, daß man sagt: Wir bleiben bei dem, was den Leuten 1969 versprochen worden ist, wir müssen aber im einen oder anderen Bereich — ohne daß das genau gesagt wird — ein bißchen zurückstekken. Ich meine, hier wäre es richtig, in aller Offenheit zu beginnen. Unsere Bürger haben es viel lieber, wenn man ihnen heute sagt: wir hatten zwar guten



    Leicht
    Willen, euch alle diese schönen. Dinge zu bringen, aber wir haben uns getäuscht; es hat sich gezeigt, es geht nicht, und jetzt muß vorübergehend zurückgehalten werden.
    Da ich gerade dabei bin, will ich noch folgendes sagen: Ich erinnere mich, daß ich im Jahre 1972 — ich glaube, das war damals auch ein Beitrag zur Stabilität , als ichgefragt wurde, welches unser Beitrag zur Stabilität sei, neben vielen anderen Punkten, den öffentlichen Haushalten und dergleichen, den einen Punkt genannt habe: vorübergehender Verzicht auf reale Einkommensverbesserungen. Ich habe, wie ich heute sagen würde, für die damalige Zeit den Mut gehabt, zu sagen: vorübergehender Verzicht, wobei ich hinzugesetzt habe: „vorübergehend" wird dick unterstrichen. Es ,ging um vorübergehenden Verzicht auf reale Einkommensverbesserungen. Heute kann man sich überlegen, wie viele Millionen — ich sage bewußt: wie viele Millionen, nicht alle — haben im Jahre 1973 schon keinen realen Einkommenszuwachs mehr gehabt, und wie viele haben sogar weniger als vorher gehabt. Auch das muß überlegt werden, meine Damen und Herren.
    Machen wir einmal kurz überschlägig die Rechnung für 1975 auf. Ich halte das für richtig, weil wir uns auf das einstellen müssen, was auf uns zukommt: Mehrbelastungen aus dem Dritten Finanzausgleichsgesetz zugunsten der Länder 2,7 Milliarden DM, Aufstockung der Personalverstärkungsmittel 1,1 Milliarden DM — rund 7 % vorausgesetzt; man kann darüber streiten, ob das reicht —, erhöhte Zuschüsse an den Berlinhaushalt 0,4 Milliarden DM, Erhöhung der Bundesbahnzuschüsse 0,8 Milliarden DM, Mehrbelastungen aus der Einkommensteuerreform in Höhe von 8,5 Milliarden DM — wenn die Länder bereit sind, 4 Milliarden DM davon auf ihr Konto zu übernehmen —, und dann haben wir rund 13,5 Milliarden. Und das sind, meine Damen und Herren, nur die dicksten Brocken der schon heute zu beziffernden Mehrbelastungen und Mindereinnahmen.
    Weitere erhebliche Risiken stehen ins Haus; denn erfahrungsgemäß verschlechtert sich mit der Ausgangsbasis — hier 1974 — die haushaltswirtschaftliche Lage. Ob das im Finanzplan für 1975 enthaltene Plus im Bereich von Löhnen und Gehältern ausreicht, wissen wir nicht; aber wir wissen, was ein Prozent ausmacht. Der globale Verstärkungsansatz für neue und noch nicht konkretisierte Maßnahmen ist mit nur 600 Millionen DM erheblich geringer veranschlagt als im Jahre 1974, wo es immerhin noch 1,9 Milliarden DM waren.

    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Jaeger.)

    Wir haben Steuerausfälle und außerdem noch den Ausgleich im Gesamthaushalt für Mehrbelastungen der Länder und der Gemeinden aus der Steuerreform, einen Ausgleich also für weitere 4 Milliarden. Es ist ein Risiko, über das noch nicht entschieden ist.
    Erschwerend kommt hinzu, daß die haushaltspolitische Handlungsfähigkeit noch zusätzlich dadurch eingeschränkt worden ist, daß die Verpflichtungsermächtigung zu Lasten künftiger Rechnungsjahre mit 38 % gewaltig ansteigt. Die gestundeten Zuschüsse an die Rentenversicherung werden in den kommenden Jahren fällig, und schließlich soll der Bund nach dem Gesetz einmal die Defizithaftung beim Lastenausgleich übernehmen.
    Die Ursachen der Inflation liegen in den Ansprüchen sozialliberaler Politik, nicht allein im Ausland und schon gar nicht in den völlig irrelevanten finanzwirksamen Anträgen, bei denen man uns immer vorwirft, sie gestellt zu haben.
    Eine Regierung, meine Damen und Herren — ich sage das mit allem Ernst, und sicherlich wird man, wenn man es richtig überlegt, sagen müssen: da ist zumindest etwas dran —, wie sie auch heißen mag, die Jahr für Jahr zweistellige Steigerungsraten ihrer Ausgaben veranschlagt, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Preissteigerungsraten in einer solchen Situation, in der wir uns jetzt schon jahrelang befinden, in allen anderen Bereichen der Wirtschaft zweistellig nachziehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Koalition lebte politisch von Anfang an aus ihren unendlichen Versprechungen. Sie stellte ungedeckte Schecks aus, die nunmehr, wie ich meine, nach und nach — um im Bilde zu bleiben — zu Protest gehen. Das Füllhorn der staatlichen Ausgabenpolitik ist, so möchte ich sagen — ich glaube, ich habe es vor zwei Jahren schon einmal gesagt —, zur Büchse der Pandora geworden, welche Inflation u n d Beschäftigungsrisiko oder aber Inflation oder Beschäftigungsrisiko beinhaltet. Je energischer man das eine Übel bekämpft, um so spürbarer wird das andere. Als Ausweg bleibt die Relativierung der Geldwertstabilität in der Weise, daß man es schon als einen Stabilitätserfolg erachtet — und auch das scheint mir bezeichnend zu sein —,

    (Abg. Carstens [Emstek] : Sehr richtig!)

    wenn man die 10-Prozent-Grenze — oder, wie der Bundesbankpräsident, wenn die Schlagzeilen einiger Zeitungen von heute stimmen, die 9-ProzentGrenze — nicht überschreiten wird.

    (Abg. Dr. Marx: Ein trauriges Kapitel!)

    Wohin sind wir gekommen, wenn wir heute schon sagen müssen: Wenn wir darunter bleiben, haben wir schon Stabilität?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich persönlich habe wenig Hoffnung, daß sich hieran in unmittelbarer Zukunft vieles ändert.
    Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, zum Schluß folgendes sagen: Ich habe heute folgendes gelesen, und das möchte ich zum Haushalt 1974 und zu seiner Charakterisierung auch als meine Meinung feststellen und es mit diesem Zitat aus der „Neuen Rhein-Zeitung /Neuen Ruhr-Zeitung" von heute bewenden lassen. Dort wird vom „Etat des Unbehagens" gesprochen, und man schreibt dort:
    Auch der clevere Kanzler Helmut Schmidt, der
    mit der Fahne der öffentlichen Sparsamkeit an-



    Leicht
    getreten ist, dürfte nur schwer eine gewisse Verlegenheit unterdrücken können ... Das Haushaltswerk — auch „Schicksalsbuch der Nation" genannt — ist 1974 sicher keine erbauliche Lektüre. Jedenfalls dann nicht, wenn man nach einem stabilitätspolitischen Happy-End sucht.
    Ich bin derselben Meinung.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Möller.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alex Möller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Sprecher der FDP und meiner Fraktion haben in der zweiten Lesung in ihren Einzelbeiträgen bereits deutlich gemacht, daß dieser Bundesetat 1974, der von der SPD/FDP-Regierung im vorigen Herbst durch den damaligen Bundesfinanzminister Helmut Schmidt eingebracht worden war, unsere volle Zustimmung verdient und erhalten wird. Damit geben wir der SPD/FDP-Regierung unter Führung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt die rechtliche und materielle Basis für ihre Arbeit.
    Im April 1972 versuchte die Opposition, mit Hilfe des Etats den Bundeskanzler und die sozialliberale Regierung zu stürzen — vergeblich, wie nach der Auflösung des 6. Deutschen Bundestages das überzeugende Wahlvotum vom November 1972 bewiesen hat. Anders als damals, wo der Bundeshaushalt 1972 erst kurz vor Jahresende verabschiedet wurde, bewilligen wir heute nach nur knapp drei Wochen Unterbrechung der um- und neugebildeten Regierung Schmidt /Genscher den Bundeshaushalt 1974 und bestätigen damit die Leitworte der Regierungserklärung „Kontinuität und Konzentration". Die Kollegen der SPD- und der FDP-Bundestagsfraktion haben in der zweiten Lesung die Kritik der Opposition an diesem Bundeshaushalt 1974 mit der ihm zugrunde liegenden Zielsetzung unserer Finanzpolitik widerlegt mit überzeugenden und seriösen Argumenten, die der Union für ihre Scheingefechte nicht zur Verfügung stehen, wobei ich Herrn Kollegen Leicht ausdrücklich ausnehme, dessen Rede ich als wohltuend sachlich — auch in den notwendigen kritischen Passagen — empfunden habe. Aber eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer, und mehr zu dieser Rede zu sagen steht mir nicht zu, zumal ich sonst dem Kollegen Leicht Ungelegenheiten in der eigenen Fraktion besorgen würde, was mir natürlich völlig fern liegt.

    (Abg. Leicht: Meine Fraktion ist so anständig, Herr Möller, daß sie mir so etwas verzeiht!)

    Lassen Sie mich das Wichtigste für die sozialdemokratische Bundestagsfraktion aus den in diesen Tagen geführten Debatten zusammenfassen.
    1. Der Bundesetat 1974 trägt trotz seines Volumens von 136,4 Milliarden DM den Grundsätzen der sparsamen Verwendung von Steuermitteln Rechnung. Seine Steigerungsrate liegt — wie im Jahre 1973 — deutlich unter der von Ländern und Gemeinden.
    2. Der Bundesetat 1974 ist konjunkturpolitisch zu verantworten, wobei ich darauf aufmerksam mache — auch im Hinblick auf eine Stelle in der Rede des Herrn Kollegen Leicht —, daß der Finanzplanungsrat am 25. März 1974 seine Stellungnahme wie folgt präzisiert hat:
    Hinsichtlich der Gestaltung des Haushaltsablaufs 1974 gelangten die Vertreter des Bundes, der Länder und der Gemeinden (GV) sowie der Deutschen Bundesbank einhellig zu der Auffassung, daß es zur Sicherung der Beschäftigung aus heutiger Sicht gerechtfertigt ist, die in den Haushaltsplänen veranschlagten Ausgaben — einschließlich der zusätzlich entstandenen Ausgabenverpflichtungen sowie der Sondermaßnahmen für regionale und sektorale Problembereiche — voll zu verwirklichen.
    3. Durch die Abtretung von rund 2 Milliarden DM aus der Mehrwertsteuer an die Länder hat der Bund seine gesamtstaatliche Verpflichtung gegenüber den übrigen Gebietskörperschaften großzügig erfüllt und die Chancen für gleiche oder angenäherte Lebensbedingungen in allen Ländern der Bundesrepublik vergrößert. Dieser Hinweis gilt besonders für die Leistungen des Bundes an die finanzschwachen Länder, zu denen Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Schleswig-Holstein zählen.
    4. In diesem Zusammenhang ist auch die gegenüber dem extrem niedrigen Vorjahresstand höhere Schuldenaufnahme des Bundes in 1974 zu sehen, die keinen Grund zu finanzwirtschaftlicher Besorgnis gibt; denn gemessen an den Ausgaben und dem Sozialprodukt werden nicht einmal die entsprechenden Anteilssätze der Jahre 1969 bis 1972 erreicht.
    5. Die 2 Milliarden DM Ausgabenerhöhung des von uns jetzt zu beschließenden Bundeshaushalts 1974 gegenüber dem Entwurf der Bundesregierung vom Herbst 1973 geht auf einige Sonderfaktoren zurück, zu denen unter anderem die Ergebnisse der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst gehören.
    Die Besoldungs- und Tarifbeschlüsse für den öffentlichen Dienst, die dieser Gruppe von Arbeitnehmern eine beachtliche Verbesserung ihres Einkommensniveaus bringen, führen aber für die öffentlichen Hände einschließlich Post und Bahn zu ernsten und fortdauernden Belastungen. Diesen Belastungen widersetzten sich übrigens die CDU/CSU- Verantwortlichen auf Landesebene keineswegs. Das hätten sie aber tun müssen, wenn sie konsequenterweise auf ihre Landeshaushalte diejenigen Rezepte anwenden würden, die die CDU/CSU der Bundesregierung und den Koalitionsfraktionen im Deutschen Bundestag empfiehlt.
    Herr Kollege Strauß hat gestern in seiner Rede folgendes erklärt:
    Graf Lambsdorff, wie oft soll ich es Ihnen noch sagen: Verbreiten Sie doch nicht einfach die Unwahrheit! Wir haben niemals die Forderungen Klunckers unterstützt, niemals.
    Dem steht entgegen, daß sich zum Beispiel Herr
    Ministerpräsident Filbinger laut „Stuttgarter Zei-



    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    tung" vom 24. Januar 1974 vor Journalisten am 23. Januar 1974 wie folgt geäußert hat:
    12 % Einkommensverbesserungen sind im öffentlichen Dienst eine interessante Marge.
    Aber ich brauche mich nicht nur auf Herrn Filbinger zu beziehen. Auch die CDU/CSU-Bundestagsfraktion bezeichnete nach einem Gespräch mit dem Deutschen Beamtenbund am 11. Dezember 1973 — ich bitte, auf dieses Datum zu achten! — dessen Forderungen auf Besoldungserhöhungen von mindestens 12 % als „maßvoll". Positiv hat die Opposition weiter den Beschluß des Deutschen Beamtenbundes gewertet, wegen der — ich zitiere wörtlich — „inflationären Uberbesteuerung noch einen Zuschlag von 1 % zu fordern". Das sind also zusammen 13 %. Und das bereits am 11. Dezember 1973!

    (Abg. Carstens [Emstek] : Herr Möller, für welchen Satz wären Sie denn gewesen?)

    Woher nimmt nun eigentlich Herr Kollege Strauß den Mut, so mit Herrn Kollegen Graf Lambsdorff umzugehen? Ich frage dies, zumal er selbst noch in dieser seiner Rede den Satz hinzugefügt hat:
    Ich habe bei der Besprechung im Bundeskanzleramt — einige Zeugen sind ja hier — gesagt: Herr Bundeskanzler, unter 11 % kommen Sie nicht weg!
    Wenn Sie am 11. Dezember 1973 in Ihrem Gespräch mit dem Deutschen Beamtenbund bereit waren, eine Erhöhung der Beamtengehälter um 13 % als maßvoll zu bezeichnen, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Herr Kluncker dieses Gespräch mit dem Deutschen Beamtenbund vom 11. Dezember 1973, das ja veröffentlicht ist, bei seinen Tarifverhandlungen für die Arbeiter und Angestellten berücksichtigt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    6. Zu den wichtigen Veränderungen, die der Haushaltsausschuß während seiner mehrmonatigen Beratungen gegenüber der Regierungsvorlage beschlossen hat, gehört vor allem das 600-MillionenSonderprogramm der Bundesregierung für Gebiete mit speziellen Strukturproblemen. Mit ihm wird möglichen Beschäftigungsrisiken in bestimmten Regionen und Branchen entgegengewirkt.
    7. Im Zusammenhang mit den weltweiten Veränderungen auf dem Erdölsektor sind im Bundeshaushalt 350 Millionen DM Zuschüsse bereitgestellt worden, um für leistungsschwächere Bevölkerungsgruppen die Heizölkosten zu vermindern. Außerdem werden im Bundeshaushalt ergänzend rund 150 Millionen DM zur Energieforschung eingestellt.
    Von Bedeutung ist dié Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 1 Milliarde DM für das Anschlußprogramm der geplanten nationalen Ölgesellschaft und für die Kooperation mit rohölfördernden Ländern. Der Bundesregierung wird dadurch die Möglichkeit eröffnet, zügig und mit der erforderlichen haushaltsrechtlichen Absicherung über die ersten Stufen großer internationaler Projekte zu verhandeln.
    8. Im landwirtschaftlichen Bereich übersteigen die sozialpolitischen Leistungen mit 2,3 Milliarden DM erstmals die 2-Milliarden-Marke. Sie wachsen gegenüber dem Vorjahr um 25,5 vom Hundert. Die Steigerungsrate ist damit doppelt so hoch wie die des Bundeshaushalts insgesamt. Der politische Schwerpunkt im Einzelplan 10 liegt bei den 400 Millionen DM für besondere agrarpolitische Maßnahmen. Sie ersetzen den ehemaligen D-Mark-Aufwertungsausgleich aus dem Jahre 1969, der auf Beschluß des EG-Rates ab 1974 nicht mehr gewährt werden darf.
    9. Die Risiken im Regierungsentwurf 1974, die bei der Einbringung notwendigerweise noch vorhanden waren, sind inzwischen beseitigt. Die globale Minderausgabe von 1,5 Milliarden DM konnte durch gezielte Kürzung auf ein Drittel reduziert werden. Der Titel „Besondere Verpflichtungen" mit annähernd 2 Milliarden DM wurde für konkrete Ausgabenansätze im Rahmen des neuen Devisenausgleichsabkommens mit den USA, für den EG-Haushalt und für Personalverstärkungsmittel aufgelöst.
    10. Ein zentrales Problem der Etatberatungen 1973, die sogenannten Schattenhaushalte, konnte im 1974er Haushalt befriedigend gelöst werden. Die Ausgaben der Offa für den Bau von Bundesfernstraßen und Bundeswasserstraßen wurden voll in den Bundeshaushalt übernommen. Das gleiche gilt für die Krankenhausfinanzierung.
    Die Opposition hat zum vorliegenden Etatentwurf keinen konstruktiven Beitrag geleistet und keine Konzeption entwickelt, um eigene Alternativen sichtbar zu machen. Im Haushaltsausschuß haben sich ihre Experten auf bescheidene Änderungsanträge mit Erhöhungen um rund 50 Millionen DM und konkreten Ausgabenkürzungen um rund 20 Millionen DM vor allem bei den Mitteln für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung, beschränkt. Der gestern vorgelegte Antrag der Union, die globale Minderausgabe um 2 Milliarden DM auf 2,5 Milliarden DM zu erhöhen, ist eine Politik mit doppelten Boden, wie die Sprecher der Koalition schon nachgewiesen haben. Ich will wegen der Zusammenfassung unserer Beratungsergebnisse nur einen Punkt wiederholen, nämlich auf die Liste der Forderungen und Anträge aus Kreisen der CDU/CSU verweisen, die inzwischen die stolze Summe von 40 Milliarden DM überschritten hat. Eine exakte Berechnung wurde vom Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, Herrn Kollegen Porzner, im April dieses Jahres vorgelegt.
    Die Union zieht sich auf ein globales Nein zum Etat 1974 zurück. Das mag legitimer Ausdruck politischer Opposition sein, trägt jedoch nicht dazu bei, dem Bundeshaushalt aus der Sicht der Opposition neue Strukturen zu geben und den Bürgern zu zeigen, wie man andere Wege beschreiten könnte. Damit macht sich die CDU/CSU auf dem Gebiet der Finanz- und Haushaltspolitik erneut unglaubwürdig. Sie predigt Sparsamkeit, stellt aber zugleich am laufenden Band in diesem Hohen Hause neue massive Forderungen an den öffentlichen Etat in Milliardenhöhe. Sie lockt mit erheblichen Steuersenkungen, die eine dringend nötige Steuerstrukturreform im Sinne der Regierungsvorschläge verhindern würde. Gleichzeitig erwarten die CDU- und CSU-geführten Länderregierungen vom Bund immer
    6904 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 103. Sitzung, Bonn, Mittwoch, den 22. Mei 1974
    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    noch eine Verstärkung und Verbesserung ihrer Länderfinanzen zu Lasten des 'Steueranteils des Bundes.
    Während Sie z. B. vorschlagen, rund 10 Milliarden DM wahllos auf alle Steuerpflichtigen zu verteilen, und zwar nach dem alten Steuerrecht mit seinen Ungerechtigkeiten, wollen wir mit etwa der gleichen Summe die Steuerlast gezielt bei den Beziehern kleinerer und mittlerer Einkommen mildern. Es geht aber nur eines. Die Haushalte der Gebietskörperschaften können keine Doppelbelastung in der Größenordnung von etwa 20 Milliarden DM übernehmen.
    Unabhängig von einer allgemeinen Strukturreform des überkommenen Steuersystems wird nun noch die Inflationsklausel im Steuerrecht gefordert. So hat z. B. Bayern — Bundesratsdrucksache 189/74 — in einem Gesetzentwurfeine Bestimmung vorgeschlagen, „die auf eine regelmäßige Anpassung der Einkommensteuer an die Preisentwicklung hinwirkt".

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    Die Mehrheit im Bundesrat hat entgegen den Empfehlungen des Finanzausschusses, die einmütig dahin gingen, einem solchen Gesetzentwurf nicht zuzustimmen, inzwischen die Zustimmung erteilt und diese Indexklausel noch auf weitere Gebiete ausgedehnt.
    Ich darf Sie deshalb auf einen zu diesem Thema in der „Welt der Arbeit" am 19. April dieses Jahres vom Steuerexperten des DGB, Hans Georg Wehner, geschriebenen Artikel verweisen, in dem es heißt:
    Würde der Staat in diesem Jahr nur das reale, also preisbereinigte Einkommen mit Lohn- und Einkommensteuer belasten, so entstünde allein in diesem Jahr ein Steuerausfall von über 10 Milliarden DM. Um seine Aufgaben dennoch erfüllen zu können, müßte der Fiskus zum Ausgleich andere Steuern erhöhen. Das würde mit Sicherheit eine Heraufsetzung der Mehrwertsteuer und/oder einer der großen Verbrauchsteuern bedeuten.
    Solche Erhöhungen der indirekten Steuern würden durch Überwälzung in die Preise zu noch stärkeren Preissteigerungen führen. Letzteres aber wäre wiederum Anlaß zu Steueranpassungssenkungen, und so ginge das immer weiter. Hier gerieten wir in einen Teufelskreis: Wir würden versuchen, mit Beelezebub den Teufel der Inflation auszutreiben.
    Lassen Sie mich ein klares Wort hinzufügen. Wie die Bemühungen von Bundesregierung und Bundes' bank um eine wirksame Stabilitätspolitik zur Bekämpfung der Inflationsgefahr, des Krebsleidens der modernen Industriegesellschaft, beweisen, sind bei den wechselnden Konjunkturlagen innerhalb der internationalen Währungsgemeinschaft immer wieder neue Überlegungen und Maßnahmen erforderlich, um die richtige Medizin gegen die Gefahren dieser Krankheit anzuwenden.
    Darum halte ich es für bedauerlich, daß die tonangebenden „Medizinmänner" auf diesem Gebiet, die Konjunkturforschungsinstitute und der Sachverständigenrat, bisher nicht viel mehr zu bieten hatten als die Wiederholung alter Rezepte oder zum Teil sogar den Rat, es doch einmal mit der Stabilisierungskrise und einigen hunderttausend Arbeitslosen mehr zu versuchen. Es ist eine Illusion anzunehmen, wir könnten die Inflationsgefahr allein von der Bundesrepublik aus bekämpfen. Und Illusion ist es, daß uns dabei einige hunderttausend vernichteter Existenzen und Arbeitsplätze helfen würden. So geht ès nicht.
    Es geht auch nicht, daß — wie in letzter Zeit immer häufiger vorgeschlagen wird — wir das Netzwerk unserer Geldbeziehungen von den Löhnen bis hin zu den Spar- und Versicherungsverträgen mit einer Indexklausel ausstatten. Ein solcher Entschluß wäre nicht nur der Anfang vom Ende unserer Rechts-, Geld- und Finanzverfassung, es wäre auch die sicherste aller Methoden, das Inflationsproblem so zu verschlimmern, daß wir es überhaupt nicht mehr in den Griff bekommen könnten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Jedes Stabilitätsbewußtsein und jede Stabilitätsverantwortung würden verkümmern. Die D-Mark, mit einer solchen Wertgarantie versehen, wäre eine dynamische Rente für den Scheich von Kuwait. Wir kämen aus den Überflutungskatastrophen, die bei flexiblen Wechselkursen zu ebenso permanenten Aufwertungserwartungen führen würden, nicht mehr heraus. Es ist mir unbegreiflich, daß ausgerechnet Gralshüter der Marktwirtschaft solche Vorschläge machen. Gerade sie sollten wissen, daß man Inflation nicht mit administrativen Tricks und Techniken, sondern nur mit klarer, durchdachter und illusionsfreier Politik bekämpfen kann, wie wir sie in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt bei objektiver Betrachtung feststellen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, ich gehöre zu denen, die schon lange nachdrücklich darauf hinweisen, daß die Bundesrepublik Deutschland nicht auf der einen Seite durch ihre internationalen Handelsbeziehungen zu über 40 v. H. ihres Sozialprodukts -und zwar auf Grund ihrer Importe und Exporte — mit den Weltmärkten verflochten sein kann, um auf der anderen Seite monetär so zu tun, als ob sie allein auf der Welt lebt. Wir können nicht die Integration als allgemeine Wohlstandsquelle bejahen, anzapfen und kräftig sprudeln lassen, d. h. mit der Welt eine Markt- und Preisgemeinschaft auch zu unserem eigenen Vorteil eingehen, gleichzeitig aber ein eigenes Preis- und Zinsniveau anstreben, das jenseits aller internationalen Maßstäbe liegt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Es kann, wenn Sie die soeben genannte Zielsetzung wirklich wollen — wir von der Koalition wollen sie jedenfalls, weil wir sie brauchen —, ökonomisch und politisch nur eine Konsequenz gezogen werden: mit unseren Partnern in Europa und in der übrigen Welt eine gemeinsame, aufeinander abgestimmte und auf die wechselseitigen internen Strukturprobleme Rücksicht nehmende internationale Stabilitätspolitik betreiben. Dabei muß immer wieder der Versuch unternommen werden, die



    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    Öffentlichkeit davon zu überzeugen, daß die Erfolgschancen an der Binnenfront der Inflationsbekämpfung stark begrenzt sind, solange uns durchgreifende internationale Stabilitätsaktionen nicht gelingen, weil wir — und das wird in der öffentlichen Debatte, aber auch in der Diskussion in diesem Hause oft übersehen — unseren Partnern nichts befehlen können, sondern sie überzeugen müssen. Daran sollten Gewerkschaften und Unternehmerverbände, die Sprecher der Opposition und die ihnen nahestehenden Journalisten denken, wenn sie von einer Regierung Dinge verlangen, die sie mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln allein nicht mehr zu erfüllen vermag.
    Einen hohen Beschäftigungsstand kann man bei entsprechenden Anstrengungen immer noch national erreichen, eine ungebrochene Stabilität des Geldwertes schon nicht mehr.
    Von Kollegen der CDU/CSU-Fraktion ist die Bundesregierung aufgefordert worden, über die finanzielle Lage des Bundes Aufklärung zu geben. In dieser Forderung liegt wieder einmal die Unterstellung, die Bundesregierung würde das Parlament und die Öffentlichkeit unvollständig über die finanzielle Lage des Bundes informieren. Diese Anschuldigungen weise ich entschieden zurück.
    Im vergangenen Herbst hat die Bundesregierung den Etatentwurf 1974 sowie den Finanzplan bis 1977 vorgelegt und damit das Parlament umfassend über die finanzielle Entwicklung unterrichtet. Natürlich änderte sich an den Zahlen im Zeitablauf einiges. Für den Bundeshaushalt 1974 wurde das inzwischen korrigiert. Der Etatentwurf befindet sich auf dem neuesten Stand, und zwar nach langen, eingehenden Beratungen im Haushaltsausschuß, dessen Mitgliedern ich für die mühevolle, von hoher Verantwortung getragene Arbeit am Bundeshaushalt 1974 im Namen der Sozialdemokratischen Bundestagsfraktion ebenso zu danken habe wie ihren Mitarbeitern und den beteiligten Herren der Ministerien, insbesondere des Finanzministeriums.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Für den Finanzplan ist der Prozeß der jährlichen Überarbeitung voll im Gange. Sobald diese Arbeiten beendet sind, wird die Bundesregierung das Parlament hierüber selbstverständlich umgehend und in vollem Umfang unterrichten, und zwar — wie es das Gesetz vorschreibt zusammen mit dem Haushaltsentwurf 1975.
    Lassen Sie mich auf dem Hintergrund der Debatten dieser drei Tage einige wenige Bemerkungen zur Problematik der Subventionen im Bundeshaushalt machen. Ganz offen möchte ich aussprechen, daß der alle zwei Jahre von der Bundesregierung vorgelegte Subventionsbericht weder hier im Hause noch draußen in der Öffentlichkeit ausreichend beachtet wird.

    (Beifall bei der SPD.)

    Das ist um so erstaunlicher, als ich keinen wesentlichen Interessengegensatz zwischen denjenigen feststellen kann, die mehr staatliche Rahmenplanung für erforderlich halten, und denjenigen, die generell das Wachstum der öffentlichen Haushalte
    beklagen. Vielleicht findet der Subventionsbericht deswegen nicht die notwendige Beachtung, weil er eine Bestandsaufnahme enthält und noch nicht auf die Zukunft, auf politische Zielsetzungen und Prioritäten ausgerichtet ist. An diesem Punkt wäre meiner Meinung nach neu anzusetzen, schon wegen der Steuerzahler, die eine Subventionspolitik in Höhe vieler Milliarden D-Mark finanzieren und wissen, daß hiervon jeweils nur ein begrenzter Kreis unserer Bürger Nutzen hat.
    Dem Vierten Subventionsbericht, der die Jahre 1971 bis 1974 umfaßt, ist zu entnehmen, daß in diesem Zeitraum die Finanzhilfen auf mehr als 12 Milliarden DM, die Steuervergünstigungen, die auch die Länder- und Gemeindehaushalte belasten, auf 28 Milliarden DM gestiegen sind. Etwa 50 % der im Subventionsbericht erfaßten Subventionen dienen der Strukturerhaltung, weitere 43 % der Strukturanpassung und lediglich 7 % der Strukturförderung.
    Es ist leicht einzusehen, daß unsere handels- und währungspolitischen Verbindungen mit der Welt, die ständiger Veränderung unterworfen sind, immer zwingender tiefgreifende Strukturanpassungen unserer Wirtschaft erforderlich machen, wobei ich auf den betreffenden Teil der Rede des Herrn Bundeswirtschaftsministers verweise, der im Zusammenhang mit der Notwendigkeit der Vollbeschäftigung erklärt hat, inwieweit das Erreichen dieses Ziels auch ein Strukturproblem ist.
    Erfahrungsgemäß werden aus befristet gegebenen Subventionen in aller Regel konstante Größen für die jeweiligen Teilmärkte. Statt dem ursprünglichen Zweck zu dienen, Strukturanpassungen zu erleichtern, tragen sie dazu bei, überholte Strukturen zu erhalten. Der hauptsächliche Grund für diese nicht gewünschte Entwicklung liegt darin, daß uns für eine konsequente Anpassungssteuerung die politisch zu setzenden Eckwerte noch fehlen. Es wäre daher ein Instrumentarium zu schaffen, daß der konstruktiven Neuordnung der staatlichen Subventionspolitik dient.
    Um die staatlichen Subventionen systematisch ausbauen zu können, ist eine Bestandsaufnahme aller staatlichen Maßnahmen erforderlich, aus der sich dann eine zuverlässige Analyse ableiten läßt. Dadurch käme der Staat in die Lage, sich über die Wirkungsrichtung seiner strukturpolitischen Aktivitäten früh genug ein Bild zu machen. Von den eingesetzten Mitteln muß vorher bekannt sein, ob sie als wettbewerbsfördernd oder als wettbewerbsbeschränkend zu bewerten sind, ob sie wachstumsfördernd oder ob sie wachstumshemmend wirken, ob sie der Hebung der Lebensqualität oder lediglich der Sicherung bestimmter Einkommen dienen. Auf diese Weise entsteht eine neue, aber ganz sicher anzuerkennende Perspektive unserer Subventionspolitik
    Innerhalb der öffentlichen Gesamthaushalte haben die Gesamtausgaben der Gemeinden in den Jahren seit 1962 um durchschnittlich jährlich 10,8 v. H. zugenommen, die der Länder um 9,2 v. H., die des Bundes nur um durchschnittlich jährlich 8,5 v. H. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß der Bund aus konjunkturpolitischen Gründen



    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    mehrmals zu einem Restriktionskurs seiner Ausgabengestaltung gezwungen war. Man kann das natürlich unter dem Blickwinkel des sparsamen Umgangs mit öffentlichen Mitteln begrüßen, muß aber andererseits einsehen, daß wichtige öffentliche Leistungen, deren Erfüllung über den Bundeshaushalt zu erfolgen hat, nicht auf die Dauer aus konjunkturpolitischen Gründen in ihrer Dynamik gebremst werden können.

    (Beifall bei der SPD.)

    Eine solche Entwicklung würde sich nicht mit dem Verfassungsauftrag vereinbaren lassen, nach dem die Bundesrepublik ein demokratischer und sozialer Bundesstaat zu sein hat.
    Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung folgendes festgestellt:
    Die Bundesregierung tritt dafür ein, an diesem bewährten verfassungsrechtlichen Rahmen unverbrüchlich festzuhalten, den in ihm liegenden Auftrag zu erfüllen und unseren freiheitlichen Rechtsstaat zu einem ebenso freiheitlichen Sozialstaat auszubauen.
    Der Herr Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung darauf aufmerksam gemacht, daß die finanzpolitische Hauptaufgabe für die zweite Hälfte der Legislaturperiode darin besteht, die dringenden öffentlichen Aufgaben zu erfüllen und zugleich die Stabilitätspolitik konsequent zu unterstützen. Er fügt an anderer Stelle hinzu:
    Die Bundesregierung wird alle verfassungsmäßigen und alle politischen Möglichkeiten voll nutzen, um Bund, Länder und Gemeinden auf eine sparsame Ausgabenpolitik ab 1975 zu verpflichten. Wenn 1975 die Steuerreform und der Familienlastenausgleich mit ihren Milliardenbeträgen an Entlastungen in Kraft getreten sind, können wir uns auf allen drei Ebenen — jedenfalls aus heutiger Sicht — die bisherigen hohen Zuwachsraten bei den öffentlichen Ausgaben nicht mehr leisten.
    Es war, meine Damen und Herren, notwendig, daß der Herr Bundeskanzler weiter feststellte, nunmehr komme es auf ein solidarisches Verhalten aller Gebietskörperschaften unseres Bundesstaates an. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion steht zu dieser Erklärung.
    Welche Außenwirkungen dieser Teil der Regierungserklärung gehabt hat, geht aus einem Bericht des „Handelsblatt" vom 20. Mai hervor, der sich mit der Auffassung verschiedener Rentenmarktexperten beschäftigt, und in dem es zum Schluß heißt:
    Sollte sich Regierungschef Schmidt mit seiner konsequenten Finanzpolitik auch bei den Bundesländern durchsetzen können, so würde der Rentenmarkt die neue Finanzpolitik mit steigenden Kursen honorieren.
    Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluß: Der Bundeshaushalt 1974 ordnet sich ohne Widerspruch in die allgemeine Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ein. Daß bei einem Volumen von über 136 Milliarden DM einzelne Kapitel und Titel umstritten sind, ist nicht erstaunlich, sondern liegt in der Natur der Sache. Daß die Opposition den Haushalt schlecht findet, wundert mich nicht, denn die Union glaubt unverändert, nur was von ihr kommt, gereiche dem deutschen Volk zum Nutzen.

    (Abg. Wehner: Sehr wahr!)

    Das Fehlen jeder vernünftigen Alternative bei der Union aber beweist, daß sie noch manches zu lernen hat.
    Die der Union nahestehende Illustrierte „Quick" gab ihr in der Nr. 16 vom 11. April dieses Jahres den Rat, die Sünden zu unterlassen, die der Wähler auf die Dauer nicht verzeiht, und führte hierzu die folgenden sechs Gebote an, die ich mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitiere:
    Erstes Gebot an die CDU/CSU: Du sollst deinem Volk endlich sagen, wer dein oberster Herr auf Erden ist: entweder Kohl oder Carstens oder Biedenkopf oder sogar Strauß.

    (Zurufe von der SPD: Katzer!)

    Zweites Gebot der Zeitschrift „Quick" — was ich hier noch einmal unterstreichen möchte — an die CDU/CSU: Du sollst nicht so spießig sein, daß das Volk glaubt, du hättest auch im Sommer lange Unterhosen an.
    Drittes Gebot an die CDU/CSU: Du sollst einsehen, daß die Gewerkschaften nicht vom Satan stammen — und daß du mit ihnen leben mußt.
    Viertes Gebot: Du sollst laut sagen, was du wirklich glaubst — ohne Rücksicht auf deine reichen Freunde.
    Fünftes Gebot: Du sollst verkünden, daß das Bewahren des Erreichten heute ein größerer Fortschritt ist als jedes fragwürdige sozialistische Experiment.
    Sechstes Gebot: Du sollst nicht dauernd schimpfen. Du sollst es besser machen.
    Ich empfehle Ihnen, sich dieser Gebote anzunehmen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf von der CDU/CSU: Denken Sie an das achte Gebot, Herr Möller!)