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ID0710226900

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Metadaten
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    6. Grobecker.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wilhelm Krampe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Ihnen liegt die Drucksache 7/2136 vor. Die CDU/CSU-Fraktion beantragt darin, zu beschließen, daß der von der Mehrheit des Haushaltsausschusses beschlossene Ansatz in Kap. 1102 Tit. 531 01 — „Aufklärungsmaßnahmen und Beratung der Bevölkerung in aktuellen sozialpolitischen Fragen" — auf ein normales Maß von 1,1 Millionen DM zurückgeführt wird. Wir bitten dafür um Ihre Zustimmung.
    Der von der Regierung ursprünglich beantragte Ansatz dieses Aufklärungstitels lautete auf 1 550 000 DM. Er lag damit schon um 450 000 DM über dem Ansatz von 1973. Die Regierung schlug also in ihrem Entwurf bereits eine Steigerung des Aufklärungstitels um rund 40 % vor. Vom Ist des Jahres 1973 her gesehen ist die Steigerungsrate noch höher zu veranschlagen. Selbst im Wahljahr 1972, in dem weiß Gott eine Fülle von Schriften, Publikationen, Bildern und Erfolgsmeldungen herausgegeben wurden — auch die CDU/CSU-Gesetzesinitiativen wurden von der Regierung vereinnahmt und als ihr politischer Erfolg verkauft —, lag das Ist dieses Propaganda-Aufklärungstitels bei 1 043 000 DM. Das Mehr 1974 war von der Bundesregierung mit der ständig steigenden Nachfrage nach Informationsmaterial in den einzelnen Bereichen der Sozialpolitik begründet worden. Ähnliche Begründungen finden wir auch in den Erläuterungen vorheriger Jahre,
    Die Bundesregierung war also — das bleibt festzuhalten für die Entscheidung über diesen unseren Antrag — mit der Aufstockung des Ansatzes um 40 °/o gegenüber 1973 zunächst zufrieden. In den Berichterstattervorbesprechungen und im Haushaltsausschuß beantragte der Mitberichterstatter auch im Namen der FDP/SPD-Haushaltsgruppe — was sicher auch mit seinem Parteikollegen Walter Arendt abgesprochen war — eine Erhöhung des Ansatzes von 1 550 000 auf 4 550 000 DM, also eine Erhöhung um 3 Millionen DM. Das bedeutet gegenüber dem Ist von 1973 eine Erhöhung um 350 %.
    Damit sollen nun sicher die Leistungen der Bundesregierung auf den Gebieten der Sozial- und Gesellschaftspolitik im Bereich des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung publiziert werden. Dafür ist ja eigentlich das Presse- und Informationsamt zuständig; aber was soll's? Auch die Kritik aus den eigenen Reihen im Haushaltsausschuß hinderte die Mehrheit nicht daran, diesen Ansatz zu beschließen, und jetzt kann die Druckmaschine laufen.
    Und wofür wird gedruckt? Auch dazu eine Aussage. Ich weiß nicht, ob es eine Falschmeldung ist, ob es eine Zeitungsente oder aber Tatsache ist.

    (Zurufe von der SPD.)

    — Ja, ich will Ihnen einen Ostfriesenwitz erzählen!
    — Da soll dem Verlauten nach ein ganzer Stapel von Broschüren — es wird von 50 000 Stück gesprochen — von der Bundesregierung nach Ostfriesland
    — auch dort ist ja am 9. Juni Landtagswahl — verschickt worden sein, Broschüren über die alten Vorstellungen zur Mitbestimmung.

    (Zurufe von der SPD.)

    Sicher lagerten diese 50 000 alten Stücke noch im Keller und mußten weg; ähnliches haben wir früher bei einem anderen Ministerium ja auch schon gehört, nur wurden die Exemplare damals eingestampft. Vergessen hatte man nur, so wird in diesem Bericht geschrieben, daß diese Mitbestimmungsvorstellungen durch die Verhandlungen zwischen den Koalitionspartnern längst überholt sind.
    Meine Fragen an den Herrn Minister sind jetzt: Stimmt diese Meldung? Welchen Ursprung hat sie? Und ist nicht auch der Minister der Meinung, daß, wenn schon Propaganda und Aufklärung gemacht wird, auch die Ostfriesen das Recht haben, von der Bundesregierung der FDP/SPD-Koalition brauchbares Material zur Verfügung gestellt zu bekommen?

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)




    Krampe
    So dumm nämlich, daß sie nicht gemerkt hätten, daß man sie mit alten Ladenhütern versorgt, sind die Ostfriesen von Natur aus auch nicht. Deshalb bitte ich um die Beantwortung dieser Fragen und das Hohe Haus um die Zustimmung zu unserem Antrag.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber bald!)

    Ein zweites: Mit den eben gemachtenn Ausführungen ist letzten Endes die Haltung der CDU zum Einzelplan 11 angesprochen. Dieser Einzelplan 11 weist eine runde Summe von 27,4 Milliarden DM aus, von der rund 99 % durch gesetzliche Ausgaben festgelegt sind. Um es vorweg zu sagen: Wir lehnen den Haushalt des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung für 1974 ab.

    (Unruhe bei der SPD. — Zuruf von der SPD: Sagen Sie das noch einmal!)

    — Nun seien Sie doch ruhig; ich will doch auch etwas Gutes sagen!
    Die Koalition wird jetzt natürlich erklären, daß der Haushalt dieses Einzelplans gut ist,

    (Zuruf von der SPD: Sehr gut!)

    daß die Steigerungsrate gegenüber 1973 unverhältnismäßig hoch ist, weitaus höher als die Steigerungsrate des Gesamthaushalts — das hat aber seine Begründungen —, und daß die Verpflichtungen erfüllt werden müssen und erfüllt werden können. Und Sie werden all das wiederholen, was hier heute morgen in dieser Leistungsschau vom Herrn Minister selbst deutlich dargestellt wurde. Aber ich möchte sagen, wir als Opposition haben die Aufgabe, auch einige schwache Punkte deutlich zu machen und anzusprechen.
    Wir werden den Einzelplan 11 ablehnen, weil einmal mehr die Zuschüsse zur Rentenversicherung zur Finanzierung des Bundeshaushalts herhalten mußten. Die Forderungen der Sozialversicherungsträger — und das ist dankenswerterweise auch von den Kollegen der Koalition vermerkt worden — belaufen sich allmählich auf Milliardenbeträge — es sind mehr als 7 Milliarden —, die letzten Endes die kommenden Haushalte belasten.
    Wir lehnen ihn ab, weil das Stocken der Krankenversicherungsreform eine Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge für die versicherungspflichtigen Krankenversicherten bedeutet. Die Rentnerkrankenversicherung belastet, auf Dauer gesehen, mehr und mehr die allgemeine Krankenversicherung und bedeutet für alle Pflichtversicherten, die ja die Defizithaftung übernehmen müssen, letzten Endes eine Beitragserhöhung.
    Wir lehnen diesen Haushalt ab, weil die Koalitionsfraktionen — d. h. die Mehrheit derselben im Haushaltsausschuß — die beantragten Hilfen für die Alterssicherung für Selbständige trotz der Vorlage von Deckungsvorschlägen aus dem Einzelplan 11 wiederum abgelehnt haben.
    Wir lehnen ihn ab, weil die Kriegsopferversorgung nicht befriedigend gelöst ist. Die Stabilitätsopfer der Kriegsbeschädigten, der Witwen und Hinterbliebenen gehen in die Hunderte von Millionen und können mit noch so viel schönen Worten und Papier nicht wegdiskutiert werden.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Wir lehnen den Einzelplan 11 auch deshalb ab, meine sehr verehrten Damen und Herren, weil die Personalkostenausweitung im Bereich des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung in keinem Verhältnis zu den Leistungen steht. Seit 1970 sind 27 Prozent mehr Stellen geschaffen worden. Die Personalkosten sind 1974 um 120 Prozent auf 175 Millionen DM gestiegen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Wir lehnen ferner deshalb ab — und das soll gleichfalls einmal gesagt werden —, weil das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung als federführendes Ministerium die Pflichtplätze nach dem Schwerbeschädigtengesetz mit 10 Prozent nicht besetzt hat. Laut „Frankfurter Rundschau" vom 24. April 1974 sind es ganze 8,3 Prozent.
    Damit zunächst genug,

    (Zurufe von der SPD: Bravo!)

    der Zeit wegen. Ich möchte Ihnen ja einen Gefallen tun. Das Sündenregister könnte noch ein bißchen erweitert werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wahr!)

    Gewiß ist manches geschaffen und fortgeschrieben worden. Ich denke an ,den Zuschuß für die AugustSchmidt-Stiftung, ich denke an das Behindertengesetz und an die Sozialversicherungsberechtigung dieses Personenkreises, ich denke an die Rehabilitationstitel, die erhöht worden sind, auch im Einvernehmen mit dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. Wir haben mit dazu beigetragen und sind selbst initiativ geworden. Dennoch ist die Bilanz des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung insgesamt, auch haushaltsmäßig, enttäuschend. Wir können deshalb dem Einzelplan nicht zustimmen und bitten um Ablehnung.

    (Beifall bei der CDU.)



Rede von Kai-Uwe von Hassel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Grobecker.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Claus Grobecker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich bin sicher, daß der von mir sehr verehrte Abgeordnete Krampe mit der gleichen Verve, wie er 'das hier getan hat, den Öffentlichkeitsetat z. B. des rheinland-pfälzischen Sozialministers Geissler kürzen wird.

    (Beifall bei der SPD.)

    Denn dies ist nun wirklich kein Ostfriesenwitz und auch kein rheinland-pfälzischer Witz:

    (Zurufe von der CDU/CSU: Wir lachen auch gar nicht!)

    Der von mir genannte Minister hat vor einigen Wochen den offiziellen Rentenbescheiden einen Brief seines Ministeriums beigelegt, in einer Art und Weise, wie das sich niemand anders leisten kann, als gerade dieser Herr Minister Geissler, der



    Grobecker
    in einer polemischen Form einseitig den Rentenbescheid benutzt hat, um die Politik ,seines Hauses dort zu vertreten. Ich bin sicher, Herr Krampe, Sie werden dort nachfragen und versuchen, das zu erledigen, damit Sie hier in Zukunft wieder mit reinem Gewissen auftreten können.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir werden diesen Antrag deshalb ablehnen, weil wir glauben — das ist einer der Gründe —, daß dieses Ministerium im Vergleich mit den übrigen Häusern vernünftig ausgestattet werden muß. Sie haben eben selbst gesagt, daß das Ministerium sozusagen 27 Milliarden DM Umsatz hat. Da machen 4 Millionen DM für Öffentlichkeitsarbeit nichts aus. Aber nicht nur deshalb! Wir wollen, gerade weil dieses Ministerium am produktivsten war, was die Gesetzgebungsarbeit angeht, dafür sorgen, daß die Bürger, die von diesen Gesetzen profitieren, die dort gemacht werden, auch über die Gesetze Bescheid wissen.
    Ich will Ihnen nur dieses eine Beispiel nennen — ich könnte auch mit mehreren dienen —: Wir haben mit Ihrer Zustimmung im Herbst 1973 das Krankenkassenleistungsverbesserungsgesetz beschlossen; das ist ein furchtbares Wort für ein gutes Gesetz. In diesem Gesetz sind drei wesentliche Punkte, uralte Forderungen der Sozialdemokratie, der Gewerkschaften verwirklicht worden. Erstens fällt die Aussteuerung in den Krankenhäusern weg. Man kann so lange liegen, bis man gesund ist, man wird da nicht mehr rausgeworfen. Zweitens gibt es Krankengeld für berufstätige Eltern, sofern versorgungsbedürftige Kinder im Hause sind, bei Krankheit dieser Kinder. Drittens ist die Möglichkeit geschaffen worden, eine Hausgehilfin bei Kur und Heilverfahren zu nehmen, sofern die Eltern berufstätig sind. Nun fragen Sie mal in Ihrem Wahlkreis nach, wer von den Versicherten eigentlich weiß, daß dies seit dem 1. Januar 1974 geltendes Recht ist!

    (Beifall bei der SPD.)

    Zweites Beispiel, Herr Krampe: Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Krebs. Sie wissen so gut wie ich — Sie sind ja Sozialpolitiker —, daß diese Möglichkeiten überhaupt nicht ausgenutzt werden, obwohl dieses Gesetz schon zwei Jahre alt ist. Wir müssen da mehr tun, damit die Leute wissen, daß sie diese Rechte haben.
    Dritter Punkt: Zur betrieblichen Altersversorgung wird es demnächst ein Gesetz geben, das, wie ich hoffe, wir bald verabschieden können. Davon sind 12 Millionen Arbeitnehmer betroffen; denen müssen wir sagen, was sie für neue Rechte bekommen. Eigentlich müßten wir 12 Millionen Flugblätter drucken — das hat mit Ostfriesenwitz nichts zu tun, das ist in der Tat 'so —, damit jeder weiß, was er für neue Rechte bekommt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich halte das für notwendig. Nirgends ist Öffentlichkeitsarbeit so vernünftig angelegt wie dort, wo es darum geht, über den Inhalt von Gesetzen aufzuklären, die Leistungen für unsere Leute, für die Kollegen im Betrieb vorsehen.
    Ich will noch ein weiteres Beispiel anführen — das ist nicht mehr so wesentlich, aber Sie haben das ja immerhin mitgekriegt —, nämlich das des Telefonservices. In vier Tagen haben 7 000 Bürger angerufen. Die wollen jetzt natürlich versorgt werden.
    Ich bin ganz sicher, daß Sie, wenn Sie sich das richtig überlegen, anschließend Ihren Antrag zurückziehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Weil ich gerade hier oben stehe, möchte ich noch folgendes anfügen. Die Sozialpolitiker meiner Fraktion haben gesagt, sie wollen heute übend einen Beitrag zur Humanisierung des Arbeitslebens in diesem Hause leisten und das so kurz wie möglich machen.

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    Ich werde mich daran halten.
    Der Haushalt des Arbeitsministers erreicht in diesem Jahr eine Höhe von über 27 Milliarden DM. Das _ist die Höhe des Verteidigungsetats. Mir liegt daran, festzustellen, daß dadurch deutlich wird, daß die sozialliberale Koalition die soziale Sicherheit ebenso wichtig nimmt wie die äußere Sicherheit.
    Insgesamt sind im Bundeshaushalt mehr als 40 Milliarden DM für die soziale Sicherheit vorgesehen. Man muß natürlich die Ausgaben für Kindergeld, Mietgeldzuschuß, Bundesausbildungsförderung usw. hinzurechnen; man darf also nicht nur den Einzelplan 11 sehen.
    An diesen Daten wird die ganz wesentliche und nicht zu unterschätzende Umverteilungsfunktion des Sozialhaushalts deutlich. Die Umverteilung von Einkommen und Leistungen zugunsten der alten Menschen, der Kriegsopfer, der Behinderten, der Kinderreichen ist ein wesentlicher Beitrag zur sozialen Sicherung in unserem Lande.
    Hieran wird übrigens auch deutlich, was uns in der Sozialpolitik unterscheidet, Herr Krampe: Während Sie, die CDU/CSU, immer dort Pflästerchen kleben, wo eine Gruppe gerade besonders laut tönt, haben wir ein geschlossenes Konzept der sozialen Sicherung, welches sich in der Gesetzgebungsarbeit der letzten Jahre deutlich gezeigt hat. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Der Katalog der Gesetze, die der Minister für Arbeit und Sozialordnung heute morgen in seinem Debattenbeitrag aufgezählt hat — ich will das nicht noch einmal wiederholen —, zeigt das ganz deutlich. Da ist z. B. das Krankenkassenleistungsverbesserungsgesetz, das Betriebsärztegesetz, das Heimarbeitergesetz. Ich darf bei diesem Punkt einschieben: Von einem dieser Gesetze, die Walter Arendt heute morgen aufgezählt hat, hätten Sie früher ein ganzes Jahr lang oder vielleicht sogar während einer ganzen Legislaturperiode gelebt.
    Es ist die Aufgabe des Bundeshaushalts, insbesondere des Einzelplans 11, diese Gesetzgebungstätigkeit auch finanziell abzusichern. Häufig hört man den Einwand — Sie haben das auch wieder gesagt —, daß 99 % des Einzelplans 11 schon gesetzliche Verpflichtungen seien. Diese Feststellung wird dann immer so mit einem mitleidigen Achselzucken begleitet.



    Grobecker
    Dazu ist zu sagen: Natürlich ist das so; das ist ganz normal. Die disponiblen Mittel in diesem Haushalt machen einen außerordentlich geringen Anteil aus. Das ist ja logisch. Wir haben selber diese Gesetze verabschiedet, die uns jetzt festlegen. Es ist unsere Aufgabe, unser Wille und unsere Zielsetzung, unsere Sozialpolitik, die Sozialgesetzgebung laufend zu verbessern und zu erweitern, damit die soziale Sicherung unserer Bürger lückenlos wird.
    In diese Richtung zielen auch die Änderungsbeschlüsse gegenüber dem Regierungsentwurf, die der Haushaltsausschuß auf Antrag der Koalitionsfraktionen befaßt hat. So werden die Mittel für die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen bei der Arbeitslosenhilfe in diesem Jahr um 20 Millionen DM erhöht. Ebenso werden die Mittel für die Betreuungsmaßnahmen für ausländische Arbeitnehmer um zwei Millionen DM erhöht; sie betragen jetzt 25,3 Millionen DM. Das ist schon etwas. Das ist jedenfalls mehr als ein mitleidiges Gerede über unsere ausländischen Kollegen. Wir handeln hier, wir sorgen dafür, daß sie vernünftig aufgenommen werden.

    (Beifall bei der SPD.)

    Dasselbe gilt auch für die Rehabilitationsmaßnahmen. Dem Ziel der Eingliederung und Wiedereingliederung körperlich, geistig und seelisch behinderter Menschen in Arbeit, Beruf und Gesellschaft dient das im Rahmen des Sozialberichts 1970 vorgelegte Aktionsprogramm zur Förderung der Rehabilitation der Behinderten.
    Einer der Schwerpunkte dieses Aktionsprogramms ist der Neu- und Ausbau eines bundesweiten, bedarfsdeckenden Systems von Rehabilitationseinrichtungen. 1974 stehen 44 Millionen DM für die Rehabilitation zur Verfügung; 1973 waren es noch 30 Millionen DM. Das ist eine Steigerungsrate von 46,7 %. Dazu kommen rund 15 Millionen DM aus dem Zonenrandförderungsprogramm, so daß insgesamt 59 Millionen DM für diesen Zweck verwendet werden können, und zwar erstens für Berufsförderungszwecke für erwachsene Behinderte — hier sind 18 Einrichtungen vorgesehen; 15 davon sind inzwischen fertiggestellt —, zweitens für Berufsbildungswerke für jugendliche Behinderte — hier sind 14 Einrichtungen vorgesehen und inzwischen vier fertiggestellt oder noch im Bau — und drittens Modellzentren für spezielle Behinderungsarten —hier sind neun Einrichtungen vorgesehen und vier davon fertiggstellt.
    Meine Damen und Herren, ich will mich hier an die Humanisierung des Arbeitslebens halten. Wir machen Sozialpolitik für die vielen, die wenig haben. Das stört selbstverständlich die wenigen, die viel haben. Nach meiner Ansicht ärgert unsere Politik die richtigen Leute. Wir werden den Einzelplan annehmen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)