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ID0710219600

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    6. Graf: 1
    7. Lambsdorff.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Müller-Hermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsident! Meine Damen und Herren! Mein Beitrag zu diesem Einzelplan kann sehr kurz sein.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    — Ich pflege mich immer der Kürze zu befleißigen. — Ich kann es deshalb kurz machen, weil der Ablauf der Debatte über die Regierungserklärung, wie ich meine, sehr deutlich gemacht hat, aus welch guten Gründen die Opposition den Haushalt des Bundeswirtschaftsministers ablehnt.
    Ich möchte gleich eine Anmerkung hinzufügen. Es wäre dringend nötig, daß wir uns im Hohen Hause über die energiepolitische Situation unterhielten. In dem Regierungsprogramm ist das relativ kurz abgehandelt worden; es ist auf die notwendige Fortschreibung des Energieprogramms hingewiesen worden. Wir meinen, daß hier mit der nötigen Eile mehr getan werden müßte, als bisher bekanntgeworden ist, und wir werden die Gelegenheit nehmen, dieses Thema so bald wie möglich im Parlament in der Tiefe zu diskutieren.
    Ich habe eine Meldung, die heute mit Äußerungen des Herrn Bundesbankpräsidenten Klasen über die Agentur gegangen ist, zum Anlaß genommen, noch einmal um das Wort zu bitten. Er gibt neue Prognosedaten für die Preisentwicklung dieses Jahres heraus. Jetzt sind wir deutlich unter 9 %. Es kommt ja jeden Tag etwas Neues; vor wenigen Tagen war es Staatssekretär Schlecht. Jetzt wird also hier von 9 % gesprochen.
    Am 16. Mai kam die neue Lagebeurteilung durch das der Bundesregierung nicht ganz fernstehende Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin heraus. In ihr wird wiederum gesagt, daß der Preisauftrieb im Laufe des nächsten Quartals sehr viel deutlicher in Erscheinung treten werde, einmal wegen der Rohstoffpreisentwicklung und zum anderen weil der Auftrieb der industriellen Erzeugerpreise jetzt mehr und mehr auf die Verbraucherpreise durchschlage. Es ist allmählich eine Unsitte geworden, daß jeden zweiten Tag neue 'Prognosen in die Welt gesetzt werden. Denn sie müssen zwangsläufig unsicher sein und unsicher bleiben. Aber sie vergrößern mit Sicherheit die Unsicherheit in unserer Bevölkerung, in einer Zeit, in der wir — gemeinsam mit der Regierung — gerade den Menschen mehr Vertrauen in die Zukunft geben sollen.
    Herr Klasen hat dann etwas gesagt, was unsere, der Opposition Befürchtungen nur unterstreicht, nämlich: daß die restriktive Kreditpolitik mehr und mehr einzelne Branchen in Schwierigkeiten bringt. Das ist noch sehr vornehm und milde ausgedrückt. Ich glaube, es ist heute in den 'Diskussionsbeiträgen der Opposition sehr klar hervorgehoben worden, daß wir die Folgen der restriktiven Kreditpolitik vor allem in gesellschaftspolitischer Hinsicht mit Sorge sehen. Denn der Auszehrungsprozeß in der mittelständischen und kleineren Wirtschaft bei den Gewerbetreibenden macht rapide Fortschritte, und zwar sowohl in einzelnen besonders hart betroffenen Branchen als auch generell bei Unternehmen, die sehr solide finanziert sind. Diese Hochzinspolitik können auch solide finanzierte und durchaus zukunftsträchtige Betriebe auf die Dauer nicht durchstehen.
    Herr Minister Friderichs, Sie haben heute gemeint, daß die Härten, die als Folge der Hochzinspolitik auftreten, im wesentlichen Unternehmen treffen, die sich in strukturellen Schwierigkeiten befinden; Sie haben dabei unter anderem auf die Automobilindustrie hingewiesen. Ichglaube, hier machen Sie sich die Probleme etwas zu leicht. Ich weiß, auch in der Automobilindustrie gibt es strukturelle Probleme, 'beispielsweise durch eine Annäherung an Sättigungsgrenzen. Aber wir sollten auch hier die Zusammenhänge mit der konjunkturpolitischen Entwicklung und die Zusammenhänge mit psychologi-



    Dr. Müller-Hermann
    schen Wirkungen einer bestimmten, gegen das Auto gerichteten Politik nicht verharmlosen. Hier haben meines Erachtens die Bundesregierung und die Koalition ein gerüttelt Maß an Schuld, daß wir gerade in der Automobilindustrie seit dem Herbst des vergangenen Jahres mit den ganzen Folgen auch für die Zuliefererbetriebe und den Handel — eine sehr unerquickliche und unerfreuliche Entwicklung zu beobachten haben.
    Herr Minister Friderichs, Sie haben heute vormittag in der Debatte zur Regierungserklärung uns, der Opposition, einige Belehrungen, wie das so Ihre Art ist, gegeben, wir sollten unser Augenmerk mehr den Strukturproblemen zuwenden. Ich glaube, diese Mahnung müßte sich in erster Linie einmal an die Regierung selbst richten. Es gibt eine alte These — ich habe das schon wiederholt in diesem Hause zum Ausdruck gebracht —, daß man die strukturellen Probleme einer Wirtschaft und einer Gesellschaft am besten in Phasen der Hochkonjunktur löst, wo die Anpassungsprozesse am geringsten mit sozialen Härten und sozialen Schäden verbunden sind. Entschuldigen Sie, Herr Minister Friderichs, diese Koalition ist nun seit 1969 im Amt. Man muß ihr den Vorwurf machen, daß sie ,gerade die Bedeutung der Strukturpolitik für Wirtschaft und Gesellschaft sträflich vernachlässigt hat. Das, was jetzt in Erscheinung tritt, ist doch nur die Folge der auch nicht neuen Tatsache, daß strukturelle Schwächen einer Wirtschaft immer dann augenfällig werden, wenn wir uns in einer wirtschaftlichen Beruhigungs- oder Abschwungsphase befinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das letzte, auf das ich eingehen möchte, ist die Ankündigung des Herrn Klasen, daß eine gewisse Normalisierung der Zinsstruktur jetzt zu erwarten sei; damit solle auch eine „Verkrampfung" auf dem Kapitalmarkt gelöst werden. Das ist wohl eine gewisse Andeutung dafür, daß man sich auch bei der Bundesbank in richtiger Einschätzung der Folgen der Hochzinspolitik zu einer gewissen Lockerung durchzuringen versucht.
    Aber hier ist es um so nötiger, meine Damen und Herren, daß wir, vor allem an die Adresse der Regierung und der Koalition gerichtet, noch einmal auf den Zusammenhang zwischen der Fiskalpolitik und ihren Wirkungen und der Geld- und Kreditpolitik und ihren Wirkungen hinweisen. Die Bundesbank ist zu ihrer Hochzinspolitik doch gezwungen worden, weil die Haushaltspolitik eben nicht genügend stabilitätsbewußt gewesen ist. Das ist das Leiden, das wir im Grunde genommen seit 1970 mit uns herumschleppen und mit dem die Wirtschaft fertig werden muß, daß die Bundesregierung die Last der Konjunktursteuerung, was das Bremsen anbetrifft, einseitig der Bundesbank zugeschoben hat mit all den Folgen, die wir jetzt beobachten.
    Ich kann es mir nicht versagen, auch ein Wort der Mahnung und der Kritik an das Präsidium der Bundesbank zu richten. Wir von seiten der CDU/CSU werden entschiedene Kämpfer für die Unabhängigkeit der Bundesbank sein und bleiben. Sie muß ein Korrekturinstrument gegenüber der Politik sein.
    Aber ich hätte mir gewünscht, meine Damen und Herren, daß das Präsidium der Bundesbank öfters auch gegenüber der Regierung von seiner Unabhängigkeit Gebrauch gemacht hätte. Wir kommen leider nicht an der Tatsache vorbei, meine Damen und Herren, daß sich die Bundesbank den Schwarzen Peter der Hochzinspolitik hat zuschieben lassen und ihrerseits nicht genügend Druck auf die Regierung ausgeübt hat, um sie zu veranlassen, sich in der öffentlichen Haushaltsgebarung die stabilitätsnotwendige Zurückhaltung aufzuerlegen.

    (Vorsitz : Präsident Frau Renger.)

    Wir werden mit den Problemen nur fertig werden, meine Damen und Herren, wenn es wieder zu einer volkswirtschaftlich nötigen und wünschenswerten Ausgewogenheit zwischen der Politik der öffentlichen Ausgaben und der Politik der Notenbank kommt. Diese Ausgewogenheit, dieses Gleichgewicht vermissen wir, und das ist ein Anlaß, auch dem Bundeswirtschaftsminister noch einmal das Versagen der Wirtschaftspolitik vorzuhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat Herr Abgeordneter Graf Lambsdorff.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Das ist natürlich fabelhaft, Herr Müller-Hermann: Anderthalb Tage diskutieren wir darüber, daß der Stabilität nicht genügend Rechnung getragen wird und daß wir alle zu lax und zu locker sind, und dann beenden Sie die Debatte damit, daß Sie der Bundesbank empfehlen, schleunigst von der Hochzinspolitik herunterzugehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Ritz: Das ist doch nicht wahr! Das ist nicht richtig!)

    Es ist natürlich großartig, daß Sie der Bundesbank vorhalten, sie habe von ihrer Unabhängigkeit nicht ausreichend Gebrauch gemacht — offensichtlich, weil sie gemeinsam mit der Bundesregierung eine vernünftige Geld- und Kreditpolitik betrieben hat und nicht Ihre. Das verstehen wir natürlich nicht unter Unabhängigkeit der Bundesbank, daß sie immer nur dann geschützt und dann nicht kritisiert wird, wenn sie den eigenen Vorstellungen entspricht.
    Herr Müller-Hermann, Sie haben gesagt, die Debatte habe die Ablehnungsgründe für die Wirtschaftspolitik dieser Regierung deutlich gemacht. Ich habe nach dem heutigen Vormittag, vor allem nach dem Vortrag des Bundeswirtschaftsministers, draußen im Wandelgang von den Journalisten Mitleidsbezeugungen für die Opposition gehört. Sehr viele Ablehnungsgründe habe ich dabei nicht erfahren.
    Herr Müller-Hermann, hinsichtlich der Frage der Unabhängigkeit der Bundesbank und der Unabhängigkeit der wirtschaftspolitischen Diskussion überhaupt wäre ich Ihnen aber doch dankbar, wenn Sie



    Dr. Graf Lambsdorff
    Formulierungen wie die eben gewählte über das der Regierung nicht ganz fernstehende Institut für Wirtschaftsforschung nach Möglichkeit unterließen. Ist das vielleicht unter dem Vorgänger des leider kürzlich verstorbenen Präsidenten ein der Opposition nahestehendes Wirtschaftsforschungsinstitut gewesen? Richtet sich das nach der Parteizugehörigkeit des Präsidenten, oder ist es Ihnen völlig unverständlich, daß jemand parteilich gebunden und dennoch in konjunkturpolitischen und Wirtschaftsforschungsfragen unabhängig sein kann? Das soll es geben, Herr Müller-Hermann, und gerade der Kollege Klaus Dieter Arndt hat das in Meisterschaft hier dargetan.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren! Obwohl es in der Tat interessant wäre, bin ich wie Sie, Herr MüllerHermann, der Meinung, daß wir den weiten Bereich der Energiepolitik heute abend nicht mehr miteinander diskutieren können und sollten. Hier gibt es eine ganze Menge anzumerken. Das werden wir tun, wenn die Fortschreibung des energiepolitischen Programms, die mitten in der Bearbeitung ist, auf dem Tisch liegt und wir eine feste Grundlage für eine Diskussion haben.
    Es wäre aber in der Tat natürlich interessant, das eine oder andere aus der heutigen Debatte noch einmal nachzuzeichnen. Es wäre interessant, noch einmal auf das einzugehen, was der Kollege Strauß hier zu dem einen oder anderen Punkt gesagt hat, zugegebenermaßen nicht nur zur Wirtschaftspolitik, sondern Herr Strauß hat uns heute ja auch interessante Verhaltensvorschriften gegeben, wie man sich z. B. mit größer Sorgfalt seine engsten Mitarbeiter aussucht. Jedermann weiß ja, daß er für sein Fingerspitzengefühl bekannt ist, mit dem er seine Umgebung und seine Mitarbeiter immer ausgesucht hat; er soll da ja besonders erfolgreich gewesen sein.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Hösl: Kein Guillaume dabei!)

    Es war ja auch sehr interessant, meine Damen und Herren, daß sich der Kollege Strauß, der leider nicht mehr hier ist — Rede abliefern und weg ist ja eine seiner Methoden —,

    (Abg. Gerster [Mainz] : Waren Sie den ganzen Tag da?)

    heute mit großer Emphase und großem Getöse über die Darstellung des Bundeskanzlers zu dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts bzw. zu der Initiative des Freistaats Bayern geäußert hat. Nur, auf die Darstellung, wie diese Initiative zustande gekommen ist, Herr Höcherl, hat er hier allerdings verzichtet.
    Meine Damen und Herren, ich möchte nur ganz kurz an das anknüpfen, was Herr Strauß gesagt hat — denn das führt uns ja auch in den Bereich allgemeiner Überlegungen und auch von Überlegungen, die inmitten des Aufgabenbereichs des Bundeswirtschaftsministers stehen —, nämlich an seine Bemerkung, man solle Bahn und Post verstaatlichen, was bei Ihnen bereits Heiterkeit ausgelöst hat. Insofern sind Sie leicht und schnell zufriedenzustellen.
    Er hat behauptet, daß man ein völlig neues BundGefühl damit erzeuge, daß sich z. B. im Augenblick das Kartellamt mit der Frage des Volkswagenwerks und seines Preises beschäftige. Meine Damen und Herren, das wissen wir ja ganz genau, daß der Bund, dort, wo er sich als Unternehmer betätigt, selbstverständlich den Vorschriften des Kartellgesetzes genauso unterworfen ist wie jeder andere. Und mindestens seit der Entscheidung über die Fusion VEBA /GBAG ist es überhaupt kein neues BundGefühl mehr, daß wir uns mit diesen Fragen, mit den Folgen der von uns hier in diesem Hause vor gut einem Jahr verabschiedeten Kartellnovelle auseinanderzusetzen haben. Wir wollen das auch, und wir tun es ja ganz bewußt — Herr Müller-Hermann, dies ist Ihnen ja auch bekannt —; denn wir wollen uns dieser Aufsicht auch dort und vielleicht sogar gerade dort unterwerfen, wo der Staat als Unternehmer tätig wird, wir wollen hier keine Exklusivrechte für ihn in Anspruch nehmen.
    Ich möchte aber hier noch einmal unterstreichen, daß das Ziel, das der Bundeswirtschaftsminister gerade auf diesem Gebiet anstrebt, nämlich die Schaffung eines nationalen deutschen Mineralölkonzerns, vorangetrieben werden muß, daß die Fusion von VEBA und GBAG zustande zu kommen hat und daß die Notwendigkeit dieser Fusion, die wir häufig begründet haben, in den letzten Wochen und Monaten eher noch deutlicher zutage getreten ist, so daß Sie auch auf diesem Gebiet, Herr Bundeswirtschaftsminister, unsere volle Unterstützung haben und wir jegliche Kritik, wir wollten hier ein Stück Staatswirtschaft exerzieren, auch von dieser Stelle mit aller Deutlichkeit zurückweisen. Wir wollen, meine Damen und Herren, daß diese Gesellschaft auch fernerhin in den Formen des Privatrechts betrieben wird. Wir legen Wert darauf, daß die Bundesbeteiligung die 50 %-Grenze nicht erreicht und schon gar nicht übersteigt. Und wir wollen selbstverständlich, daß die kartellrechtlichen Auflagen, die das Kartellamt in seinem ersten Beschluß schon angedeutet hat, von dem Unternehmen befolgt werden. Da muß ich allerdings ein deutliches Wort sagen. Ich bitte sehr, daß auch die betroffenen Gewerkschaften hier zur Zusammenarbeit bereit und nicht hinderlich dabei sind, daß die kartellrechtlichen Auflagen erfüllt und durchgeführt werden.
    Aber ein letztes Wort, meine Damen und Herren. Herr Müller-Hermann, Sie haben noch einmal das aufgegriffen, was heute morgen ja auch schon Herr Strauß gesagt hat, nämlich den immer wiederholten und immer wieder neu vorgebrachten Vorwurf, daß sich die Kreditpolitik und die Hochzinspolitik, überhaupt die Form der Stabilitätspolitik, in besonderem und in besonders schwerem Maße zu Lasten der kleinen und mittleren Unternehmen auswirke und die großen Unternehmen verschone. Wir sollten von dieser Stelle aus hier noch einmal feststellen, daß im Gegensatz zur Restriktionspolitik der Jahre 1966 und 1967 z. B. durch die Möglichkeiten des BardepotGesetzes — und damit das Abschneiden der Finanzierung der Unternehmen von den ausländischen



    Dr. Graf Lambsdorff
    Geldmärkten — die Wirkungen sehr viel gleichmäßiger verteilt gewesen sind, als das damals der Fall war. — Herr Müller-Hermann, Sie mögen den Kopf schütteln, und ich gebe Ihnen ja auch zu — auch das habe ich hier von dieser Stelle schon gesagt —, daß natürlich die Innenfinanzierung der Großunternehmen ihnen einen etwas längeren Anlaufzeitraum gestattet hat, bis die Bremsen auch hier gegriffen haben. Aber als das einmal erschöpft war — und es ist seit langer Zeit erschöpft gewesen —, unterlagen sie denselben Kreditkonditionen wie die anderen. Daß sie zu allen Zeiten etwas günstigere und billigere Konditionen, sozusagen einen Mengenrabatt, erhalten, ist alltägliches Geschäft und hat mit der Konjunkturpolitik und der Restriktionspolitik überhaupt nichts zu tun. Das kann man bedauern, es ist aber so.
    Dann kommt immer wieder die Behauptung, daß sich diese zusätzliche Belastung ganz besonders erschwerend ausgewirkt habe. Der Herr Bundeswirtschaftsminister hat heute morgen mit Recht darauf hingewiesen, und er hat mich sozusagen schon darauf aufmerksam gemacht, daß ich hierzu ein kurzes Zitat mit Genehmigung der Frau Präsidentin aus dem Jahresgeschäftsbericht 1973 der Kreditanstalt für Wiederaufbau zitieren möchte, ein Institut, von dem Sie wissen, daß es sich insbesondere den industriellen Größenordnungen, die Sie, Herr Müller-Hermann, und heute morgen der Kollege Strauß angesprochen haben, widmet. Da heißt es in ganz kurzen Worten:
    Eine weitergehende Verbilligung der Kredite erscheint auf Grund der festgestellten Bilanz- und Ertragsrelationen kleinerer und mittlerer Unternehmen, die nicht schlechter sind als die der großen, auch für die außergewöhnlichen und wettbewerbspolitisch bedeutenden Investitionen nicht notwendig.
    Dies ist nur in einem Satz das Ergebnis — ich kann das hier nicht ausführlich vortragen — einer sehr sorgfältigen statistischen Untersuchung auf Grund eines Materials, das vermutlich bei keinem Kreditinstitut der Bundesrepublik größer und breiter vorliegt als gerade bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau.
    Herr Müller-Hermann, ich darf noch einmal betonen, daß diejenigen, die in ernsthafte Schwierigkeiten geraten sind — Ausnahmen gibt es immer, das gestehe ich Ihnen zu —, sich im wesentlichen aus dem Kreis solcher zusammensetzten, die nicht so solide finanziert waren, daß sie auch eine Phase der Restriktionspolitik überstehen konnten.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich halte es allerdings heute für notwendige unternehmerische Planung und Vorausschau, daß ich mich darauf einstelle, daß es Restriktionsphasen in der Geld- und Kreditpolitik gibt. Dies ist doch schließlich nichts Neues; das muß man doch einmal gelernt haben. Man kann doch nicht immer annehmen, es ginge mit billigem Geld und uferlos vielem Geld unbegrenzt weiter.
    Es ist schon interessant, zu sehen, Herr MüllerHermann, daß es unter dem gleichen Tage z. B. in den Wirtschaftsteilen unserer Zeitungen den Bericht über eine Dortmunder Büromöbelfirma, die Ihnen allen bekannt ist und die in Schwierigkeiten geraten ist, gibt, und in der gleichen Zeitung steht auf der nächsten Seite der Bericht des Konkurrenten über ein glänzendes Geschäftsjahr 1973, und wenn Sie da rasch hinsehen, dann sehen Sie, daß 1970/71 die Investitionen höchst riskant finanziert worden sind, und dann geht es plötzlich nicht mehr. Meine Damen und Herren, machen wir eis uns nicht so einfach, daß wir einfach sagen, jedes mittlere und kleinere Unternehmen sei das Opfer einer bösen und rücksichtslosen Politik von Bundesbank und Bundesregierung!

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD.)

    Ich wehre mich aber vor allem auch deswegen dagegen, Herr Müller-Hermann, weil hier wirklich Angst und Besorgnis produziert wird, die nicht immer gerechtfertigt ist. Hier tragen Sie Ihr Gutteil im Lande dazu bei, diese Besorgnis in höherem Maße zu schüren, als sie auf Grund der objektiven Gegebenheiten wirklich gerechtfertigt ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Mir ist heute noch in Erinnerung, daß bei der Debatte des Jahreswirtschaftsberichts, meine Damen und Herren, die ganze Opposition beim Stichwort „Konkurs" geradezu aufheulte wie eine Versammlung von Gemeinschuldnern.

    (Heiterkeit bei den Regierungsparteien.)

    Soweit sind wir doch wohl noch nicht; soweit sind Sie ja noch nicht einmal.

    (Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Heulen Gemeinschuldner bei Ihnen?)

    Ich habe doch den Eindruck, Herr Professor Carstens, daß Sie inzwischen dabei sind, sich aus dem gerichtlich bestätigten Zwangsvergleich wieder herauszuarbeiten. Sie müssen nur noch entscheiden, welcher Vergleichsverwalter einmal endgültig Geschäftsführer wird. Das wird Ihnen auch noch gelingen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)