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ID0710217000

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Metadaten
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    Vokabeln: 6
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    4. Herr: 1
    5. Bundesminister: 1
    6. Maihofer.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Burkhard Hirsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Reddemann, hier müssen Sie sich entscheiden: Wollen Sie die Mittel bewilligen oder wollen Sie die Mittel nicht bewilligen? „Ein bißchen bewilligen", das geht nun mal nicht.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Haase [Kassel] : Das kann er noch nicht wissen! Er ist noch neu in der Branche! — Abg. Wohlrabe: Kommen Sie in den Haushaltsausschuß! Dann wissen Sie es! — Abg. Haase [Kassel] : Keinen Schimmer haben Sie! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Oder um es so zu sagen: „ein bißchen Ablehnen", Herr Kollege, gibt es so wenig wie „ein bißchen Schwangerschaft", entweder — oder.

    (Abg. Wohlrabe: Kommen Sie mal ein bißchen in den Haushaltsausschuß! — Abg. Haase [Kassel] : Hören Sie mal schön zu! Lernen Sie noch! — Abg. Wohlrabe: Ein bißchen zulernen ist nie falsch!)

    — Herr Kollege Wohlrabe, wer von uns beiden zuzulernen hat, das werden sicherlich nicht wir untereinander ausmachen, sondern das werden wir getrost dem Urteil der Zuhörer überlassen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wohlrabe: Vom Haushaltsausschuß verstehe ich mehr!)

    Es gibt genügend andere Bereiche, bei denen wir uns zu fragen haben, ob wir alles Erforderliche tun, um die Grundrechte, für die wir antreten, im gesellschaftlichen Bereich zu verwirklichen. Wegen der fortgeschrittenen Zeit will ich nur zwei Bereiche erwähnen: ein Wort zur Medienpolitik und ein Wort zum Umweltschutz.
    Zur Medienpolitik ist es nach mehreren Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts sicherlich unstreitig, daß eine freie und nicht von der öffentlichen Gewalt gelenkte, keiner Zensur unterworfene Presse ein Wesenselement eines freiheitlichen Staates ist. Der Staat ist verpflichtet, in seiner Rechts-



    Dr. Hirsch
    ordnung überall, wo der Geltungsbereich einer Norm die Presse berührt, dem Postulat ihrer Freiheit Rechnung zu tragen. In diesem Sinne muß er aktiv dazu beitragen, die Gefahren abzuwehren, die einem freien Pressewesen aus der Bildung von Monopolen erwachsen. Heute scheint mir die Pressefreiheit nicht durch staatliche Zensur bedroht zu sein, sondern durch Entwicklungen im wirtschaftlichen Bereich, insbesondere in den wirtschaftlich motivierten Konzentrationsvorgängen, die in letzter Zeit ein erstaunliches Ausmaß erreicht haben.
    Seit dem Bericht der Bundesregierung vom April 1970 über die Lage von Presse und Rundfunk haben sich wesentliche Veränderungen ergeben. Ich meine, daß man diese Veränderungen darstellen muß. Die Zahl der Verlagsbetriebe im Bereich der Tagespresse hat sich seit 1954 um ein Drittel verringert. Der Anteil der Bevölkerung in Kreisen mit nur einer einzigen Zeitung ist seit 1954 von 8,5 auf 27,6 % gestiegen. Das bedeutet, daß in über 38 % aller Kreise nur noch eine einzige lokale Tageszeitung zu erhalten ist. Es sind Kreise übrigens, die ganz überwiegend in Bayern, Rheinland-Pfalz und im Saargebiet liegen. Die redaktionellen Ausgaben von Tageszeitungen sind in demselben Zeitraum um über 17 % gesunken, davon die Hälfte in den letzten vier Jahren. Die Zahl der Vollredaktionen ist um 40 % gesunken.
    Dies ist eine alarmierende Entwicklung, und sie wird nicht dadurch besser, daß uns verläßliche Unterlagen über die wirtschaftliche Situation der einzelnen Verlage — jedenfalls in geprüfter Form — nicht vorliegen. Es ist unverkennbar, daß diese drastische Konzentration jedenfalls potentiell eine Gefährdung der Meinungsfreiheit darstellen kann, dann nämlich, wenn in den oberen Größenklassen die Marktanteile einzelner Verlage schneller wachsen, als es dem durchschnittlichen Größenwachstum entspricht, und das ist der Fall.
    Diese Entwicklung beschleunigt unser Bestreben, die notwendigen Sicherungen der inneren Pressefreiheit zu vollenden, also nicht nur eine Novelle zur Pressekonzentration vorzulegen, sondern eine Novelle zum Presserechtsrahmengesetz und zum Zeugnisverweigerungsrecht der Journalisten und ein Pressestatistikgesetz zu verabschieden. Diese Aufgabe muß durch eine sorgfältige Untersuchung der wirtschaftichen Lage der Journalisten, ihrer Ausbildung und ihrer Altersversorgung und der Auswirkungen der Konzentration auf ihren Arbeitsmarkt ergänzt werden. Davon werden wir uns auch durch die zum Teil überzogene Polemik einzelner Verbandsstrategen nicht abbringen lassen.
    Zum aktiven Handeln der Bundesregierung bei der Verwirklichung des Art. 5 gehört aber auch ihre Verpflichtung, der Konzentration im Pressebereich nicht nur mit gesetzgeberischen, sondern auch mit wirtschaftlichen Mitteln entgegenzuwirken, wie das praktisch alle unsere Nachbarländer mit Erfolg tun. Der von der Bundesregierung in diesem Zusammenhang eingesetzte Staatssekretärausschuß muß an dieser Aufgabe weiterarbeiten, sobald repräsentative und geprüfte Zahlen vorliegen.
    Lassen Sie mich nur ein paar Worte zum Umweltschutz anschließen. Wir haben schon früher gefordert, das Bestreben nach mehr Umweltschutz zum Verfassungsrang zu erheben. Ich meine in der Tat, daß es eine Frage von Verfassungsrang ist, ob die Verwirklichung und Erhaltung unserer biologischen Lebensbasis ihre Grenze an wirtschaftlichen Besitzständen findet oder umgekehrt. Es ist eine Frage von Verfassungsrang — und ich meine, daß wir verpflichtet sind, durch heute zu treffende Entscheidungen dafür zu sorgen —, daß die nächste Generation nicht Probleme vorfindet, die auf der Grundlage unseres wirtschaftlichen, sozialen und politischen Systems dann eben nicht mehr zu lösen wären. Umweltschutz ist nicht etwas, was man auch lassen könnte, und es besteht Anlaß, dies gerade im Zusammenhang mit dem wachsenden Energiebedarf zu betonen.
    Das Energieprogramm der Bundesregierung muß darauf ausgerichtet sein, daß ein proportionales oder überproportionales Anwachsen des Energiebedarfs mit dem erstrebten Wirtschaftswachstum nicht mehr möglich ist, und der einzelne Bürger muß wissen, daß ein wirksamer Umweltschutz in dieser Gesellschaft nicht ohne eine Veränderung auch der Lebensgewohnheiten des einzelnen und ohne die dafür aufzubringenden Mittel zu haben ist. Schon heute beträgt der Anteil der Kosten, die für den Umweltschutz aufgewendet werden, in einzelnen Industriebereichen bis zu 20 % der Investitionen, und daß dies nicht ohne Konsequenzen bleiben kann, ist klar.
    Aber wenn dies alles eine Frage von Verfassungsrang ist, dann gehört dazu auch die Verpflichtung der Länder, dem Gesamtstaat Bundesrepublik die Möglichkeit zum wirksamen Umweltschutz zu geben.
    In diesem Zusammenhang muß man auf ein Gesetzespaket — das zum Wasserhaushaltsgesetz — zurückkommen, das uns im Innenausschuß vorliegt und in einer Arbeitsgruppe beschäftigt. Mir will bei der Frage der Bundeskompetenz einfach nicht einleuchten, und es ist sicherlich auch nur schwer einzusehen, daß der Bund zwar die Zuständigkeit z. B. für die Lagerung und den Transport feuergefährlicher Flüssigkeiten hat, nicht aber für die Lagerung und den Transport wassergefährlicher Flüssigkeiten, und daß im letzteren Falle eine Bundeskompetenz offenbar — so sind gewisse Äußerungen zu verstehen — die Grundlagen des Föderalismus beeinträchtigen würde.
    Wir haben bei der ersten Beratung der Novelle zum Wasserhaushaltsgesetz im Oktober 1973 hier die Hoffnung ausgedrückt, daß die Opposition dieser unserer Meinung nach erforderlichen Kompetenzänderung zustimmen würde. Der Kollege Professor Klein — er ist nicht im Saal — hat damals in einem Leserbrief an die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" darauf hingewiesen, daß die Opposition nicht daran denke, die Verbesserung des Gewässerschutzes durch einen Kompetenzstreit zu gefährden. Sie sei bereit, einer Verfassungsänderung zuzustimmen, wenn die



    Dr. Hirsch
    Notwendigkeit dafür dargetan werde, aber der Beweis sei nicht geführt worden.

    (Abg. Gerster [Mainz] : Die Notwendigkeit ist auch noch nicht dargetan! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Verehrter Herr Kollege, ich bin ja gerade dabei, Ihnen zu sagen,

    (Abg. Gerster [Mainz]: Sehr freundlich!)

    daß man in dieser Frage in den Ländern, in denen es sich nämlich nicht mehr um eine abstrakte Beratung, sondern um die Wirklichkeit des Gewässerschutzes handelt, offenbar zu anderen Auffassungen gekommen ist als Sie hier.
    So hat sich die CDU-Landtagsfraktion in dem Land, aus dem ich komme — Nordrhein-Westfalen —, in einer Pressemitteilung vom Oktober 1973 eindeutig, entschieden für die Bundeskompetenz in Fragen des Wasserhaushalts ausgesprochen. Ich nehme an, daß sich Ihre Kollegen in Nordrhein-Westfalen dabei etwas gedacht haben; es wäre jedenfalls wünschenswert.

    (Beifall bei der FDP. — Zuruf des Abg. Dr. Miltner.)

    In der Hamburger Bürgerschaft hat sich ein Sprecher auch der CDU-Fraktion mit Nachdruck für eine Bundeskompetenz für Gewässerschutz eingesetzt — und nun zitiere ich wörtlich —:
    ... , weil wir hier an Ort und Stelle eben sehen, was dabei herauskommt, wenn die Länder über diese Angelegenheit selbst entscheiden.
    Ich nehme an, Ihr verehrter Herr Kollege wird sich dabei etwas gedacht haben. Meines Wissens — ich habe ein Zitat nicht parat — hat sich Herr Ministerpräsident Kohl in gleicher Weise — sehr vorsichtig, wie es seiner Funktion entspricht — für eine Bundeskompetenz auf diesem Gebiet ausgesprochen. Warum auch nicht!
    Im Mittelpunkt, so sagen Sie immer, steht nicht der Föderalismus,

    (Abg. Gerster [Mainz] : Und auch nicht der Zentralismus!)

    sondern der Mensch und alles das, was zu seiner Erhaltung notwendig ist. Ich meine, wir sollten versuchen, im Innenausschuß einen neuen Anfang zu machen. Denn wenn hier das Ziel sein soll, über die Verfassung, über die Verwirklichung der Verfassungsgebote in unserer gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit zu reden, dann kann diese Aufgabe nicht dadurch erfüllt werden, daß man Gespenster beschwört, sondern dadurch, daß man konkrete Vorschläge auf den Tisch legt, wie man welches Problem genau lösen will. Daran hat es bisher gefehlt.
    Wir werden dem Haushalt des Innenministers voll und mit Begeisterung, muß ich sagen, zustimmen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Gerster [Mainz]: Sehr überraschend!)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Herr Bundesminister Maihofer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Maihofer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich hatte zunächst nicht die Absicht, hier in der Debatte das Wort zu ergreifen. Denn es ist zu dieser Stunde einfach nicht die Zeit, eine umfassende Darstellung der künftigen Aufgaben des Innenressorts zu geben. Auch sehe ich in Ihren Äußerungen, Herr Möller (Lübeck), keinen Ansatzpunkt zu einer sachlichen Auseinandersetzung zwischen der Regierung und der Opposition.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Sie haben ein Schauergemälde des Bereichs der inneren Sicherheit entworfen, und das bedauere ich nicht nur wegen der unerträglichen Verzeichnung und Verzerrung dieses Bereichs an Hand einiger herausgegriffener Zahlen. Viel mehr noch bedaure ich — es hat mich geradezu erschreckt, wenn Sie mich das deutlich sagen lassen —, daß Sie offenbar keinen Begriff davon haben, daß dieses Feld der inneren Verteidigung unseres Staates, ebenso wie das Feld der äußeren Verteidigung unseres Staates, kein Feld für billige Parteipolitik ist, an der man sich sein Süppchen wärmen kann.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wohlrabe: Wir werden Sie erinnern!)

    Hier geht es um etwas, was nur aus dem Konsens aller Demokraten glaubwürdig durchgesetzt werden kann. Deshalb halte ich das für unerträglich, was Sie hier offenbar als politische Methode einschlagen. Um auch das ganz deutlich zu sagen: Eine Anzweiflung der Verfassungstreue der Demokraten untereinander führt zum Verlust der Glaubwürdigkeit unserer Demokratie überhaupt, und das halte ich für eine ganz unerträgliche Sache.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Um auch ein weiteres klar zu sagen: Sie haben eine Äußerung über die Gefahr des Rechtsradikalismus zitiert. Dazu stehe ich noch heute. Es gab eine Zeit, nämlich die Hoch-Zeit der NPD, wo der Rechtsradikalismus in unserem Lande eine aktuelle Gefahr war. Wenn wir heute insoweit in einer glücklich veränderten Situation stehen, so daß im Verfassungsschutzbericht 1973 zwar noch von einer Gefahr, aber nicht mehr von einer aktuellen Gefahr des Rechtsradikalismus die Rede ist, dann sollten wir uns alle darüber freuen.
    Daß Sie nun aber gleichzeitig hier den Versuch machen, mir in ganz unglaublichen Darlegungen zu unterstellen, daß mir etwa das Verständnis für das abgehe, was Sie Linksradikalismus nennen und was ich lieber Linksextremismus nenne — denn es gibt Parteien unserer Couleur, etwa in Dänemark, die sich radikale Parteien nennen und die sich doch als Liberale verstehen —, halte ich für unerhört. Schauen Sie, Ihr Verhältnis zu all dem, was Extremismus heißt, leidet an einem grundlegenden Mangel. Wir, die beiden Parteien, die diese sozialliberale Koalition tragen, haben von Anfang an die aktive, ja die offensive Auseinandersetzung — das gilt vor allem auch und gerade für unsere liberale Partei — mit all diesen linksextremen Aktivitäten in unserem Lande gesucht. Wir haben uns auch in unseren eigenen Reihen, bis hin zu den Jungdemokraten,



    Bundesminister Dr. Dr. h. c. Maihofer
    nicht in einer sterilen Maginot-Strategie erschöpft, sondern wir haben versucht, diese suchenden jungen Menschen in ein aktives Engagement für unsere freiheitliche Demokratie zurückzuführen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich weiß deshalb, wovon ich rede, weil ich in der Hoch-Zeit der sogenannten APO 1968 zwei Jahre Rektor einer Universität war, und wer das war, der weiß, was Extremismus, auch was terroristische Aktivität ist. Sie sollten sich einmal die Mühe machen, bevor Sie schon so große Worte wagen, sich an dieser Universität des Saarlandes zu erkundigen, was in jener Zeit dort geschehen ist. Sie war die friedlichste Universität selbst in dieser kritischen Phase der außerparlamentarischen Opposition.

    (Abg. Reddemann: Lag das an Ihnen? — Abg. Wohlrabe: Das ist für Sachkenner kein Argument! Ich kann mich dazu rechnen, weil ich jahrelang einem einschlägigen Untersuchungsausschuß vorgesessen habe!)

    — Entschuldigen Sie, Herr Wohlrabe! Ihr Parteikollege hat ja nun, glaube ich, nicht in einer einzigen Hinsicht mit Argumenten, es sei denn ad personam, aufgewartet — wie soll ich mich daher hier mit Argumenten zur Sache auseinandersetzen? —, sondern Verdächtigungen und Unterstellungen in die Welt gesetzt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das muß ich nun wirklich, ohne daß ich mich hier
    in weiteres einlasse, allerschärfstens zurückweisen.
    Ich möchte Ihnen, Herr Möller,

    (Abg. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller: Möller [Lübeck] !)

    nur noch eines sagen und damit schließen, und Sie werden noch daran zurückdenken: Wir, die sozialliberale Koalition und der Innenminister, werden uns in Verfassungstreue und Rechtstreue von keinem von Ihnen übertreffen lassen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Reddemann: Immer diese alten Floskeln!)