Rede von
Richard
Stücklen
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Kollege Wehner, ich habe Ihnen persönlich in Ihrer Geschäftsführung keinen Vorwurf gemacht.
— Ich habe das nicht gehört. Ich sage nur: Wenn
Herr Grabert, der damalige Chef des Bundeskanzleramtes, Ihnen gesagt hätte, daß seine Liste noch nicht
fertig sei, daß er noch daran arbeite, wäre diese Sitzung an diesem Tag nicht notwendig gewesen.
— Sehen Sie! Das wollte ich nur feststellen, weil hier ein versteckter Vorwurf gegen Herrn Kollegen Carstens erhoben worden ist. Ob Frau Purwin mehr Verbindung zu Herrn Carstens oder zu Ihnen hat, kann ich nicht beurteilen. Ich bin in diesen Fragen nach dem, was ich in den letzten Wochen alles erfahren habe, überhaupt außerordentlich vorsichtig.
Zum Abschluß möchte ich noch eine Bemerkung an die Adresse des Herrn Bundeskanzlers machen. Wenn er mich persönlich auch noch für so respektabel hält, daß er mit mir in einem vernünftigen Verkehrston umgeht, so bin ich doch der Meinung — damit beginne ich also bei dem höchsten Repräsentanten der Exekutive in diesem Hause —, daß dieser Stil, der von Ihnen, Herr Bundeskanzler Schmidt. hier praktiziert wird, ein Stil ist, der uns allen nicht nutzt und unsere Demokratie auf das entschiedenste schädigt.
Herr Kollege Wehner, ich kenne Sie schon so lange, wie Sie mich kennen.
Fast 25 Jahre teilen wir uns in diesem Hause hier. Ich gehöre auch nicht zu denen, die das Temperament verstecken, wenn sie politische Äußerungen machen, wenn sie politische Reden halten. Bei Ihnen kenne ich aber zwei Methoden ganz genau. Da ist zum einen der säuselnde Wehner, der hier kaum ein lautes Wort bringt, dafür dann aber mindestens vier bis fünf langatmige Zitate parat hat. Ich kenne aber auch einen Wehner, der aufbraust und anklagend wird; dann weiß ich immer: Nun hat er wieder ein schlechtes Gewissen — und so war es heute auch!